MajinKay
Revelation 6:4
10. Fled (8)
Irgendwie ist es doch manchmal komisch mit dem Schreiben... erst hat man Wochenlang mal wieder keine Zeit. Laborzeit, Stresszeit, das übliche eben. Dann kommt der Moment, auf den man gewartet hat: Man hat endlich wieder Freizeit. Also setzt man sich vor den PC, öffnet das Dokument Omega.doc, entspannt seine Fingerknochen und tippt... NICHTS!
...
Weil man keine Ahnung hat, wie man die Szenen, die einen seit fast fünf Jahren irgendwo im Hirn herumspuken, aufs Papier bringen soll. Schließlich geht es ja dann doch irgendwie voran, doch kaum steht ein Absatz fertig, ließt man ihn sich ein zweites Mal durch... und merkt, dass er absoluter Mist ist.
-.-
Ich werde sicher nicht übertreiben, wenn ich behaupte, dass der folgende Teil vermutlich einer der entmutigsten und zeitgleich auch schwersten Teile war, die ich in den letzten zwei Jahren zu Papier gebracht habe. Irgendwie zweifle ich immer noch an ihn. Ich habe das Gefühl, dass ich noch immer nicht das alles in den Szenen untergebracht habe, was ich eigentlich wollte. Doch irgendwie geht es mir mit dem ganzen Kapitel so... Wenn ich ganz, ganz, ganz furchtbar ehrlich bin, könnte ich mit den Ideen von Kapitel 10 alleine ein Buch füllen - gesetz natürlich den Fall, ich hätte unendlich Zeit. Da dem aber nicht so ist, belassen wir es bei dem aktuellen Stand..
Hier ist der neue Teil... Aber zuvor... Na.. ihr kennt das ja schon
@Shan: Ich hoffe, dieses Mal ist es mir besser gelungen ^^°
@Lynx: Ich hoffe, du weiß es noch immer
@Shan&Lynx: Nochmal nachträglich Fröhliche Weihnachten und noch kurz im Voraus einen guten Rutsch. Da ich ICQ für einige Zeit nicht auf meinem Hauptrechner hatte, konnte ich es erst jetzt so sagen (hab auch deine msg erst heute erhalten, Lynx)
BTW würd ich gerne mal wieder etwas neugierig sein und mal fragen, wie es eigentlich dem LQ geht... Eure letzte Ausgabe liegt ja auch schon... ETWAS zurück... ^^° Gut, ich bin de rletzte, der sich deswegen aufregen sollte... -.-"""
@Sav: Nun ja, jetzt musstest du ja doch noch ziemlich auf die Fortsetzung warten. Aber im Allgemeinen gebe ich dir recht. Ich für meinen Teil les auch relativ gerne Stories, die schon weiter fortgeschritten oder gar fertig sind. Wobei ich auch traurigerweise zugeben muss, dass ich selbst dazu in letzter Zeit nicht wirklich viel gekommen bin ^^°
Auch dir nochmal nachträglich Merry X-Mas und rechzeitig A Happy new Year ^^
@Yama: Danke nochmal für den Wink mit dem Zaunpfahl gestern... Hat mir ziemlich gut getan, muss ich sagen -.-"
@Tiara: Eigentlich fand ich deinen anderen Nick gar nicht so schlimm. Das mit der Papstkrone stimmte zwar aber meine Gedanken dabei waren eher: 'Hmm... Aso... Papstkrone... Egal... Hat damit eh sicher nix zu tun... ' Aber gut, wenn er dir nicht mehr gefällt, soll es so sein... Lustigerweise passt das sogar irgendwie, wenn ich an die Notizen denke, die ich mir für den Charakter, für den dein Nick Pate gestanden ist, gemacht habe... Da sehe ich sogar eine nette Möglichkeit den Namen Tiara sowie Xryclorx reinzubringen... Und nein, bevor du dir sorgen machst... Die Omega-Tiara wird nicht shizophren... Solche abstrusen Sachen hebe ich mir lieber fürs RPG auf (wie Yama bestätigen kann ^^") Oder für die Fortsetzung... Sollte es die irgendwann, in zwanzig Jahren mal geben, wenn ich weiter mit dem Tempo schreibe -.-""""
So... Und auch wenn noch eine ganz liebe Leserin fehlt, trotzdem weiter im Plan... Here we go...
Als die ersten Menschen von der Wucht des anstürmenden Fahrzeuges weggerissen wurden zuckte Jax leicht zusammen. Unbewusst. Nur für den Bruchteil einer Sekunde. Denn ungefähr diese Zeitspanne benötigte sein Gehirn, die Information aus seinen Sinnen zu verarbeiten und zu interpretieren. Der Anblick war grausam, aber nicht viel schlimmer als andere Dinge, die er im Verlaufe der letzten Jahre mit ansehen musste. Oder für die er selber verantwortlich gewesen war. Er war nie ein besonders netter oder gar mitfühlender Superior gewesen, streng genommen hatte er sich viele Jahre lang nicht im Geringsten um das Wohl anderer Menschen gekümmert. Und doch hatte er nicht sein komplettes Gespür für Moral verloren. Einen Moment lang drehte sich selbst der Magen des berüchtigten Terroristen bei dem Gedanken um, wie viele unschuldige Menschen er gerade mit der schwarzen Omega Limousine regelrecht niedermähte.
Doch nur einen Augenblick später waren die Informationen aus seinen Sinnen vollständig ausgewertet. Der flüchtige Blick in den Rückspiegel, das blitzartige, bläuliche Licht, das er immer wieder aus den Augenwinkeln erkennen konnte und die an und für sich ruhige Fahrt des Wagens. Jax verstand. Die kleine Telepathin war offenbar doch nicht ganz unnütz.
Die lauten und schrillen Schreie, die der Jamaikaner im Inneren der Fahrzeugkabine vernehmen konnten würden zwar ein anderes Bild widerspiegeln, aber tatsächlich überfuhr er keinen einzigen Menschen. Die Menschentraube, die sich über den Gehweg zu retten versuchte, hatte recht schnell bemerkt, dass ein Wahnsinniger mit einem Wagen diesen, sonst für Fußgänger reservierten Weg, missbrauchte. Die meisten Menschen konnten sich einfach mit einem beherzten Sprung nach links oder rechts in Sicherheit bringen. Entweder hinein in die dichte Masse von stehenden, ineinander verkeilten Autos auf der Straße, oder in Richtung der Boutiquen auf der gegenüberliegenden Seite. Jax bemerkte, wie einige Junge Männer sich heftig an die Glasfront einer Tiffany’s-Filiale drängten. Einige weitere warfen sich sogar durch das Schaufenster eines anderen Ladens.
Doch nicht alle Menschen konnten sich rechzeitig in Sicherheit bringen. Aus einem Augenwinkel heraus konnte der Superior einen alten Mann erkennen, der mit einem Fahrrad die Fahrtrichtung des schwarzen Wagens kreuzte. Der Alte trug einen schwarzen Hut und eine ebenso schwarze Robe, die irgendwie an die eines Priesters erinnerte. In diesem Moment keimte in Jax die unbestimmte Gewissheit hervor, dass irgendwo der Fürst der Finsternis wohl gerade emsig dabei war, den zehnten Kreis der Hölle zu planen - speziell für ihn. Im nächsten Moment knallte der alte Mann gegen die Windschutzscheibe der Limousine.
Oder zumindest wäre er mit voller Wucht gegen die Windschutzscheibe gedonnert, wenn sich nicht einen Sekundenbruchteil zuvor eine bläuliche Energie um den Körper des Mannes gebildet hätte, die augenblicklich jegliche Bewegungsenergie von ihm nahm. Einen ewig erscheinenden Moment lang war es beinahe so, als würde der Alte vor Jax’ Augen schweben. Die grünen Augen des Mannes blickten verständnislos und erschrocken in die rötlich glühenden Rubine, die Jax in seinen Augenhöhlen hatte. Keinen Herzschlag später war der Alte aus dem Sichtkegel des Jamaikaners verschwunden, nur um regungslos liegend wieder im Rückspiegel aufzutauchen.
Jax hielt seinen Atem gespannt an. Seine Augen fixierten das immer kleiner werdende Bild im Rückspiegel. Das Bild eines alten Mannes in einer schwarzen Robe, der sich langsam wieder aufzurappeln versuchte.
Lautstark atmete der Fahrer des schwarzen Vehikels aus.
„Yo Babe! Gut gema-“
Er stoppte mitten im Satz. Eigentlich wollte er der kleinen Psi-Begabten nur ein kurzes Lob entgegenbringen, doch kaum hatte er ihren momentanen Zustand erkannt, wusste er, dass Worte nun unangebracht waren. Cassandra hatte ihre Beine fest an ihrem Oberkörper angezogen und wippte leicht auf dem Beifahrersitz hin und her. Ihre Hände waren gewaltvoll an ihre Ohren gepresst. Stark genug, dass sich ihre Handgelenke weiß färbten. Auch ihre Augen waren so fest zusammengekniffen, dass sich kleine Tränen in den Winkeln der Lieder bildeten. Ihr gesamter Körper sah so aus, als würde er entweder eine unglaubliche Anstrengung erfahren, oder einen unerklärbaren Schmerz. Als Jax den kleinen Blutstropfen erspähte, der sich den Weg aus ihrem rechten Nasenloch bahnte, tippte er auf die zweite Möglichkeit.
„Hang on, Kleines. Ich seh’ da vorn ne Öffnung…“
Kaum waren die Worte verklungen, riss der Jamaikaner das Lenkrad des Wagens so heftig nach links, dass Cassandra kaum etwas anderes übrig blieb, als heftig gegen die Beifahrertür geschleudert zu werden. In dem spontanen Manöver raste die Limousine von dem Gehweg herunter, riss dabei einen Briefkasten aus seiner Verankerung im Asphalt und schlitterte wieder auf die Fahrbahn der breiten Hauptstraße. Augenblicklich verstummten die zahlreichen Schreie und dumpfen Aufschläge am Schutzschild, nur um in der nächsten Sekunde von quietschenden Reifen und lauten Hupen ersetzt zu werden.
Wütend bleckte Jax seine Zähne und sog kalte, schmerzende Luft durch die Zahnlücken in seine Lungen. Der rote Sportwagen schlitterte nur wenige Zentimeter an der Omega Limousine vorbei und drehte sich mehrmals um die eigene Achse, bis er schließlich kurz vor dem Gehweg zum Stillstand kam. Einen Moment lang beobachtete er durch den Rückspiegel, wie der Fahrer fluchend ausstieg und langsam in einer Wolke Papierfetzen verschwand, die vom Himmel her auf ihn nieder regnete. Doch bereits einen tiefen Atemzug später sah Jax wieder geradeaus und riss erneut das Steuer heftig um, dieses Mal jedoch nach rechts. Wenn auch eine Millisekunde zu spät. Der Moment der Unaufmerksamkeit hatte sich unmittelbar gerächt. Mit einem lauten Donnern schrammte der schwarze Wagen einen robusten Jeep, der die entgegenkommende Gefahr ebenfalls zu spät bemerkt hatte. Doch allen Gesetzen der Impulserhaltung zum Trotz fühlte sich dieser Zusammenprall im inneren der Fahrerkabine allerhöchstens wie ein mittelgroßes Schlagloch an. Ein blaues Aufzucken, das er nur aus den Augenwinkeln bemerkte, und der schwarze Wagen fuhr beinahe ungebremst weiter. Dem Jeep würde es vermutlich anders ergangen sein. Vermutlich hatte dieser sich bereits zwei- oder dreimal überschlagen. Doch Jax hielt sich davon ab, wieder in den Rückspiegel zu sehen. Er brauchte seine ganze Konzentration, um den verursachten Schaden diese Höllenfahrt auf der falschen Spur einigermaßen unter Kontrolle zu halten. Zumindest für die anderen Autofahrer.
Wild fluchend und beschäftigt durch den wilden Tanz mit Gaspedal, Kupplung und Lenkrad bemerkte Jax nicht, dass sich inzwischen das Rinnsal Blut aus Cassandras Nase ihren Tränen vermischt hatte und heiß und salzig ihr Kinn herunter lief.
*
„Sir. Wir erhalten nun die ersten Meldungen vom Absturzort… Keine Überlebenden, Sir. Die Mannschaft von Blue Two war auf der Stelle tot.“
Sergeant Siler hatte einigen Abstand zwischen den General und sich selbst gebracht, als er sich in Verbindung mit der internen Kommunikationszentrale setzte. Nicht, weil er den alten Mann fürchtete – eine Tatsache, die er sich selbst nie eingestanden hätte – sondern vielmehr, um nicht in unmittelbarer Nähe des klaffenden Lochs in der Außenwand des Sentinels oder der verbrannten Leichen zu stehen, die sich knapp dahinter befanden. Ihm reichten der Anblick des vollkommen ausgebrannten Büros und der Gestank von verbranntem Fett durchaus von seiner jetzigen Position. Im Vergleich zu General Rykov brauchte er nicht unbedingt eine Nahaufnahme. Verdammt, er war noch nicht einmal ein wirklicher Soldat. Natürlich hatte er in der Grundausbildung gelernt mit einer Waffe umzugehen, aber seitdem war er Mitglied des Technikerteams. Er war kein Kämpfer. Nicht gewohnt an den Anblick und den Geruch toter Körper. Das alles war jetzt schon fast zu viel für seine Nerven – geschweige denn seinen Magen.
„Verständigen sie die Familien der Piloten. Und setzen sie sich mit der Personalabteilung in Verbindung. Sie werden ebenfalls die Namen dieser Männer hier brauchen…“
Als sich Rykov langsam aufrichtete und sich zu dem Sergeant umdrehte, fühlte Siler eine eisige Kälte in seinen Körper hochsteigen. Es waren nicht die Worte, die ihn beunruhigten, sondern vielmehr deren Klang. Er kannte Rykov nun schon seit fast zehn Jahren. Und seit fast fünf war er ihm, und nur ihm allein, direkt unterstellt. Noch nie hatte er eine solche Wut gehört, die in der Stimme des Generals mitvibrierte.
„Ach und Siler… Wie lange noch bis zum Start von Blue Zero?“
Die Blicke der beiden Männer trafen sich. Silers Kehle schnürte sich zu, als er das Funkeln in den Augen des Kommandanten sah. Nur mühsam zwang er die Worte aus seinem Rachen.
„T minus fünf Minuten, Sir.“
„Gut. Und nun machen sie sich an die Arbeit… Wir brauchen hier ein Aufräumkommando. Schnell.“
*
„YEE-HAA!“
Ein kurzer Aufschrei heller Freude, gefolgt von einem weiteren, selbstmörderischen Steuermanöver. Jax konnte nicht leugnen, dass sich ein Gefühl der Erleichterung in ihm breit machte. Eine letzte, waghalsige neunzig Grad Kurve, ein letztes Schrammen an einer Häuserwand. Ein letztes Aufblitzen des bläulichen Psi-Schildes und sie hatten das erste Zwischenziel ihrer Flucht erreicht: Den Santa Monica Freeway. Von hier aus war es nur noch ein Katzensprung bis zur Stadtgrenze. Wo das Revier von Omega aufhörte und sein eigenes begann. Das war doch nun wirklich einen kleinen Aufschrei wert. Den Jax im selben Moment bereute. Denn kaum hatte er den Wagen zum ersten Mal an diesem Tag in eine einigermaßen ruhige Fahrtlage gebracht, bemerkte er, dass der ganze Freeway praktisch leer stand. Nur vereinzelt begegnete er dem einen oder anderen Auto. Diese Schweinehunde hatten also dafür gesorgt, dass die Straße geräumt war. Erneut fluchte Jax lauthals und prügelte in seiner blinden Wut auf das Lenkrad ein. Warum hatte er Idiot die Helikopter nicht im Auge behalten? Diese verdammten Schmeißfliegen hatten keinerlei Skrupel mitten in der Innenstadt das Feuer zu eröffnen, wie würden sie sich dann erst verhalten, wenn weit und breit kein Kollateralschaden möglich war? Wütend biss der Jamaikaner seine Zähne zusammen und gab erneut Vollgas.
In diesem Moment detonierte die erste Ladung eineinhalb Meter neben ihnen.
Jax verlor auf dem ledernen Fahrersitz beinahe das Gleichgewicht, als der Wagen durch die Wucht der Explosion nach rechts driftete und das Heck ausbrach. Jedoch konnte er sich und mit ihm die Limousine im letzten Moment auffangen und wieder in die Mitte der Fahrspur bringen, nur Sekunden bevor sie in die Leitschiene krachte. Seine Mitfahrer hatten allerdings nicht so viel Glück. Mit einem dumpfen Schlag knallte Cassandras Kopf gegen die Scheibe der Beifahrertür, an der er etwas runterrutschte und dabei eine leicht rötliche Spur hinter sich herzog. Die junge Telepathin wimmerte leise und fing stärker zu Zittern an, als zuvor. Auch von der Rückbank erklang das Geräusch eines schweren Gegenstandes, der ruckartig seinen Platz änderte, zusammen mit einem heiseren Stöhnen. Zumindest lebte der Colonel also noch.
Kaum hatte er mit abschätzenden Blicken den Zustand seiner Beifahrerin beurteilt, schnellten die Blicke des Jamaikaners wieder zurück auf den Rückspiegel. Wie eine fette, schwarze Heuschrecke war der pechschwarze Navajo urplötzlich hinter ihnen aufgetaucht. Und kaum hatte ihn Jax über den Spiegel ins Visier genommen, entlud sich eine weitere Rakete aus der Seite des stählernen Ungetüms. Er reagierte ohne Verzögerung. Ruckvoll riss er erneut das Lenkrad um, wechselte quer über zwei Spuren, fragte sich insgeheim eine Nanosekunde lang, wie lange das Fahrwerk des Wagens solche Fahrmanöver noch durchhalten würde, und wich der einschlagenden Rakete erneut um einen knappen Meter aus.
Doch auch dieses Mal war das Lenkmanöver nicht gut genug. Cassandra schrie erneut vor Schmerz auf und auch der Wagen wurde wieder von gewaltiger Kraft erfasst aus seiner Bahn gebracht.
Jax biss sich auf die Lippe.
So ging das nicht weiter. Zum Reagieren waren sie einfach in der falschen Position.
Agieren lautete das Zauberwort.
Seine rechte Hand wanderte zur Seite und versuchte den Kopf der jungen Telepathin zu finden. Als sie auf ein Büschel Haare traf, versuchte Jax ihr Gesicht zu dem seinigen zu drehen. Behutsam, aber dennoch mit genügend Nachdruck. Er brauchte ihre Konzentration. Wenn auch nur ein kleines Bisschen davon.
„Das Dach ist im Weg. Mach es weg.“
Er sprach langsam und deutlich. Nur annäherungsweise konnte er sich ausmalen, was für eine Qual für ihren Geist all diese gleichzeitigen Befehle waren, aber dennoch war sie die einzige, die sie ausführen konnte. Ein Schutzschild aus Feuer war zwar kein sonderlich großes Problem für ihn, aber es hätte wohl kaum die gleichen Eigenschaften wie Cassandras Psi-Schild. Selbst wenn der Wagen bei jeder Explosion beinahe in zwei Hälften riss, so war sich Jax ziemlich sicher, dass bereits 90 Prozent der Wucht in dem Schild verpufften. Auch könnte er mit ziemlicher Sicherheit das Dach beseitigen, würde bei einer solchen Tat aber seine Fahrgäste grillen. Nein, die Kleine musste einfach noch etwas näher an ihre Grenzen geführt werden. Auch wenn ihm das irgendwie Leid tat.
„DAS DACH! WEG!“
Kaum brüllte der Superior die Worte aus seinem Mund, riss Cassandra beinahe automatisch ihre Hände nach oben und entfesselte einen weiteren Teil ihrer Kraft. Ein kurzes, brechendes Geräusch, vermengt mit dem Splittern von Glas und Metall und plötzlich blies ein starker Wind über die kahle Kopfhaut des Jamaikaners. Der gesamte Innenraum des Wagens wurde von der aufgehenden, kalifornischen Sonne durchflutet und in einiger Entfernung hinter ihnen war das Aufprallen von Metall auf Asphalt zu hören. Sowie das Schaben von Rotorblättern.
„Gut gemacht, Babe. Und jetzt übernimm du mal kurz das Steuer… Ich sag nur mal kurz unseren Freunden Hallo.“
Mit diesen Worten löste Jax seinen Griff um Cassandras Kopf, packte aber gleichzeitig eine ihrer Hände, die er schnell auf dem Lenkrad positionierte und sicher ging, dass sie es fest umklammerte. Danach richtete sich der dunkelhäutige Hüne halb in der nicht mehr ganz intakten Limousine auf, drehte seinen Oberkörper um 180 Grad und fixierte den schwarzen Navajo in seinen Blick.
Mit einem dunklen Lächeln auf den Lippen entzündete er seine rechte Faust und sammelte heißes, vernichtendes Plasma in ihr.
„You’ll be burnin’, baby… you’ll be burnin’…“
Irgendwie ist es doch manchmal komisch mit dem Schreiben... erst hat man Wochenlang mal wieder keine Zeit. Laborzeit, Stresszeit, das übliche eben. Dann kommt der Moment, auf den man gewartet hat: Man hat endlich wieder Freizeit. Also setzt man sich vor den PC, öffnet das Dokument Omega.doc, entspannt seine Fingerknochen und tippt... NICHTS!
...
Weil man keine Ahnung hat, wie man die Szenen, die einen seit fast fünf Jahren irgendwo im Hirn herumspuken, aufs Papier bringen soll. Schließlich geht es ja dann doch irgendwie voran, doch kaum steht ein Absatz fertig, ließt man ihn sich ein zweites Mal durch... und merkt, dass er absoluter Mist ist.
-.-
Ich werde sicher nicht übertreiben, wenn ich behaupte, dass der folgende Teil vermutlich einer der entmutigsten und zeitgleich auch schwersten Teile war, die ich in den letzten zwei Jahren zu Papier gebracht habe. Irgendwie zweifle ich immer noch an ihn. Ich habe das Gefühl, dass ich noch immer nicht das alles in den Szenen untergebracht habe, was ich eigentlich wollte. Doch irgendwie geht es mir mit dem ganzen Kapitel so... Wenn ich ganz, ganz, ganz furchtbar ehrlich bin, könnte ich mit den Ideen von Kapitel 10 alleine ein Buch füllen - gesetz natürlich den Fall, ich hätte unendlich Zeit. Da dem aber nicht so ist, belassen wir es bei dem aktuellen Stand..
Hier ist der neue Teil... Aber zuvor... Na.. ihr kennt das ja schon

@Shan: Ich hoffe, dieses Mal ist es mir besser gelungen ^^°
@Lynx: Ich hoffe, du weiß es noch immer
@Shan&Lynx: Nochmal nachträglich Fröhliche Weihnachten und noch kurz im Voraus einen guten Rutsch. Da ich ICQ für einige Zeit nicht auf meinem Hauptrechner hatte, konnte ich es erst jetzt so sagen (hab auch deine msg erst heute erhalten, Lynx)
BTW würd ich gerne mal wieder etwas neugierig sein und mal fragen, wie es eigentlich dem LQ geht... Eure letzte Ausgabe liegt ja auch schon... ETWAS zurück... ^^° Gut, ich bin de rletzte, der sich deswegen aufregen sollte... -.-"""
@Sav: Nun ja, jetzt musstest du ja doch noch ziemlich auf die Fortsetzung warten. Aber im Allgemeinen gebe ich dir recht. Ich für meinen Teil les auch relativ gerne Stories, die schon weiter fortgeschritten oder gar fertig sind. Wobei ich auch traurigerweise zugeben muss, dass ich selbst dazu in letzter Zeit nicht wirklich viel gekommen bin ^^°
Auch dir nochmal nachträglich Merry X-Mas und rechzeitig A Happy new Year ^^
@Yama: Danke nochmal für den Wink mit dem Zaunpfahl gestern... Hat mir ziemlich gut getan, muss ich sagen -.-"
@Tiara: Eigentlich fand ich deinen anderen Nick gar nicht so schlimm. Das mit der Papstkrone stimmte zwar aber meine Gedanken dabei waren eher: 'Hmm... Aso... Papstkrone... Egal... Hat damit eh sicher nix zu tun... ' Aber gut, wenn er dir nicht mehr gefällt, soll es so sein... Lustigerweise passt das sogar irgendwie, wenn ich an die Notizen denke, die ich mir für den Charakter, für den dein Nick Pate gestanden ist, gemacht habe... Da sehe ich sogar eine nette Möglichkeit den Namen Tiara sowie Xryclorx reinzubringen... Und nein, bevor du dir sorgen machst... Die Omega-Tiara wird nicht shizophren... Solche abstrusen Sachen hebe ich mir lieber fürs RPG auf (wie Yama bestätigen kann ^^") Oder für die Fortsetzung... Sollte es die irgendwann, in zwanzig Jahren mal geben, wenn ich weiter mit dem Tempo schreibe -.-""""
So... Und auch wenn noch eine ganz liebe Leserin fehlt, trotzdem weiter im Plan... Here we go...
Als die ersten Menschen von der Wucht des anstürmenden Fahrzeuges weggerissen wurden zuckte Jax leicht zusammen. Unbewusst. Nur für den Bruchteil einer Sekunde. Denn ungefähr diese Zeitspanne benötigte sein Gehirn, die Information aus seinen Sinnen zu verarbeiten und zu interpretieren. Der Anblick war grausam, aber nicht viel schlimmer als andere Dinge, die er im Verlaufe der letzten Jahre mit ansehen musste. Oder für die er selber verantwortlich gewesen war. Er war nie ein besonders netter oder gar mitfühlender Superior gewesen, streng genommen hatte er sich viele Jahre lang nicht im Geringsten um das Wohl anderer Menschen gekümmert. Und doch hatte er nicht sein komplettes Gespür für Moral verloren. Einen Moment lang drehte sich selbst der Magen des berüchtigten Terroristen bei dem Gedanken um, wie viele unschuldige Menschen er gerade mit der schwarzen Omega Limousine regelrecht niedermähte.
Doch nur einen Augenblick später waren die Informationen aus seinen Sinnen vollständig ausgewertet. Der flüchtige Blick in den Rückspiegel, das blitzartige, bläuliche Licht, das er immer wieder aus den Augenwinkeln erkennen konnte und die an und für sich ruhige Fahrt des Wagens. Jax verstand. Die kleine Telepathin war offenbar doch nicht ganz unnütz.
Die lauten und schrillen Schreie, die der Jamaikaner im Inneren der Fahrzeugkabine vernehmen konnten würden zwar ein anderes Bild widerspiegeln, aber tatsächlich überfuhr er keinen einzigen Menschen. Die Menschentraube, die sich über den Gehweg zu retten versuchte, hatte recht schnell bemerkt, dass ein Wahnsinniger mit einem Wagen diesen, sonst für Fußgänger reservierten Weg, missbrauchte. Die meisten Menschen konnten sich einfach mit einem beherzten Sprung nach links oder rechts in Sicherheit bringen. Entweder hinein in die dichte Masse von stehenden, ineinander verkeilten Autos auf der Straße, oder in Richtung der Boutiquen auf der gegenüberliegenden Seite. Jax bemerkte, wie einige Junge Männer sich heftig an die Glasfront einer Tiffany’s-Filiale drängten. Einige weitere warfen sich sogar durch das Schaufenster eines anderen Ladens.
Doch nicht alle Menschen konnten sich rechzeitig in Sicherheit bringen. Aus einem Augenwinkel heraus konnte der Superior einen alten Mann erkennen, der mit einem Fahrrad die Fahrtrichtung des schwarzen Wagens kreuzte. Der Alte trug einen schwarzen Hut und eine ebenso schwarze Robe, die irgendwie an die eines Priesters erinnerte. In diesem Moment keimte in Jax die unbestimmte Gewissheit hervor, dass irgendwo der Fürst der Finsternis wohl gerade emsig dabei war, den zehnten Kreis der Hölle zu planen - speziell für ihn. Im nächsten Moment knallte der alte Mann gegen die Windschutzscheibe der Limousine.
Oder zumindest wäre er mit voller Wucht gegen die Windschutzscheibe gedonnert, wenn sich nicht einen Sekundenbruchteil zuvor eine bläuliche Energie um den Körper des Mannes gebildet hätte, die augenblicklich jegliche Bewegungsenergie von ihm nahm. Einen ewig erscheinenden Moment lang war es beinahe so, als würde der Alte vor Jax’ Augen schweben. Die grünen Augen des Mannes blickten verständnislos und erschrocken in die rötlich glühenden Rubine, die Jax in seinen Augenhöhlen hatte. Keinen Herzschlag später war der Alte aus dem Sichtkegel des Jamaikaners verschwunden, nur um regungslos liegend wieder im Rückspiegel aufzutauchen.
Jax hielt seinen Atem gespannt an. Seine Augen fixierten das immer kleiner werdende Bild im Rückspiegel. Das Bild eines alten Mannes in einer schwarzen Robe, der sich langsam wieder aufzurappeln versuchte.
Lautstark atmete der Fahrer des schwarzen Vehikels aus.
„Yo Babe! Gut gema-“
Er stoppte mitten im Satz. Eigentlich wollte er der kleinen Psi-Begabten nur ein kurzes Lob entgegenbringen, doch kaum hatte er ihren momentanen Zustand erkannt, wusste er, dass Worte nun unangebracht waren. Cassandra hatte ihre Beine fest an ihrem Oberkörper angezogen und wippte leicht auf dem Beifahrersitz hin und her. Ihre Hände waren gewaltvoll an ihre Ohren gepresst. Stark genug, dass sich ihre Handgelenke weiß färbten. Auch ihre Augen waren so fest zusammengekniffen, dass sich kleine Tränen in den Winkeln der Lieder bildeten. Ihr gesamter Körper sah so aus, als würde er entweder eine unglaubliche Anstrengung erfahren, oder einen unerklärbaren Schmerz. Als Jax den kleinen Blutstropfen erspähte, der sich den Weg aus ihrem rechten Nasenloch bahnte, tippte er auf die zweite Möglichkeit.
„Hang on, Kleines. Ich seh’ da vorn ne Öffnung…“
Kaum waren die Worte verklungen, riss der Jamaikaner das Lenkrad des Wagens so heftig nach links, dass Cassandra kaum etwas anderes übrig blieb, als heftig gegen die Beifahrertür geschleudert zu werden. In dem spontanen Manöver raste die Limousine von dem Gehweg herunter, riss dabei einen Briefkasten aus seiner Verankerung im Asphalt und schlitterte wieder auf die Fahrbahn der breiten Hauptstraße. Augenblicklich verstummten die zahlreichen Schreie und dumpfen Aufschläge am Schutzschild, nur um in der nächsten Sekunde von quietschenden Reifen und lauten Hupen ersetzt zu werden.
Wütend bleckte Jax seine Zähne und sog kalte, schmerzende Luft durch die Zahnlücken in seine Lungen. Der rote Sportwagen schlitterte nur wenige Zentimeter an der Omega Limousine vorbei und drehte sich mehrmals um die eigene Achse, bis er schließlich kurz vor dem Gehweg zum Stillstand kam. Einen Moment lang beobachtete er durch den Rückspiegel, wie der Fahrer fluchend ausstieg und langsam in einer Wolke Papierfetzen verschwand, die vom Himmel her auf ihn nieder regnete. Doch bereits einen tiefen Atemzug später sah Jax wieder geradeaus und riss erneut das Steuer heftig um, dieses Mal jedoch nach rechts. Wenn auch eine Millisekunde zu spät. Der Moment der Unaufmerksamkeit hatte sich unmittelbar gerächt. Mit einem lauten Donnern schrammte der schwarze Wagen einen robusten Jeep, der die entgegenkommende Gefahr ebenfalls zu spät bemerkt hatte. Doch allen Gesetzen der Impulserhaltung zum Trotz fühlte sich dieser Zusammenprall im inneren der Fahrerkabine allerhöchstens wie ein mittelgroßes Schlagloch an. Ein blaues Aufzucken, das er nur aus den Augenwinkeln bemerkte, und der schwarze Wagen fuhr beinahe ungebremst weiter. Dem Jeep würde es vermutlich anders ergangen sein. Vermutlich hatte dieser sich bereits zwei- oder dreimal überschlagen. Doch Jax hielt sich davon ab, wieder in den Rückspiegel zu sehen. Er brauchte seine ganze Konzentration, um den verursachten Schaden diese Höllenfahrt auf der falschen Spur einigermaßen unter Kontrolle zu halten. Zumindest für die anderen Autofahrer.
Wild fluchend und beschäftigt durch den wilden Tanz mit Gaspedal, Kupplung und Lenkrad bemerkte Jax nicht, dass sich inzwischen das Rinnsal Blut aus Cassandras Nase ihren Tränen vermischt hatte und heiß und salzig ihr Kinn herunter lief.
*
„Sir. Wir erhalten nun die ersten Meldungen vom Absturzort… Keine Überlebenden, Sir. Die Mannschaft von Blue Two war auf der Stelle tot.“
Sergeant Siler hatte einigen Abstand zwischen den General und sich selbst gebracht, als er sich in Verbindung mit der internen Kommunikationszentrale setzte. Nicht, weil er den alten Mann fürchtete – eine Tatsache, die er sich selbst nie eingestanden hätte – sondern vielmehr, um nicht in unmittelbarer Nähe des klaffenden Lochs in der Außenwand des Sentinels oder der verbrannten Leichen zu stehen, die sich knapp dahinter befanden. Ihm reichten der Anblick des vollkommen ausgebrannten Büros und der Gestank von verbranntem Fett durchaus von seiner jetzigen Position. Im Vergleich zu General Rykov brauchte er nicht unbedingt eine Nahaufnahme. Verdammt, er war noch nicht einmal ein wirklicher Soldat. Natürlich hatte er in der Grundausbildung gelernt mit einer Waffe umzugehen, aber seitdem war er Mitglied des Technikerteams. Er war kein Kämpfer. Nicht gewohnt an den Anblick und den Geruch toter Körper. Das alles war jetzt schon fast zu viel für seine Nerven – geschweige denn seinen Magen.
„Verständigen sie die Familien der Piloten. Und setzen sie sich mit der Personalabteilung in Verbindung. Sie werden ebenfalls die Namen dieser Männer hier brauchen…“
Als sich Rykov langsam aufrichtete und sich zu dem Sergeant umdrehte, fühlte Siler eine eisige Kälte in seinen Körper hochsteigen. Es waren nicht die Worte, die ihn beunruhigten, sondern vielmehr deren Klang. Er kannte Rykov nun schon seit fast zehn Jahren. Und seit fast fünf war er ihm, und nur ihm allein, direkt unterstellt. Noch nie hatte er eine solche Wut gehört, die in der Stimme des Generals mitvibrierte.
„Ach und Siler… Wie lange noch bis zum Start von Blue Zero?“
Die Blicke der beiden Männer trafen sich. Silers Kehle schnürte sich zu, als er das Funkeln in den Augen des Kommandanten sah. Nur mühsam zwang er die Worte aus seinem Rachen.
„T minus fünf Minuten, Sir.“
„Gut. Und nun machen sie sich an die Arbeit… Wir brauchen hier ein Aufräumkommando. Schnell.“
*
„YEE-HAA!“
Ein kurzer Aufschrei heller Freude, gefolgt von einem weiteren, selbstmörderischen Steuermanöver. Jax konnte nicht leugnen, dass sich ein Gefühl der Erleichterung in ihm breit machte. Eine letzte, waghalsige neunzig Grad Kurve, ein letztes Schrammen an einer Häuserwand. Ein letztes Aufblitzen des bläulichen Psi-Schildes und sie hatten das erste Zwischenziel ihrer Flucht erreicht: Den Santa Monica Freeway. Von hier aus war es nur noch ein Katzensprung bis zur Stadtgrenze. Wo das Revier von Omega aufhörte und sein eigenes begann. Das war doch nun wirklich einen kleinen Aufschrei wert. Den Jax im selben Moment bereute. Denn kaum hatte er den Wagen zum ersten Mal an diesem Tag in eine einigermaßen ruhige Fahrtlage gebracht, bemerkte er, dass der ganze Freeway praktisch leer stand. Nur vereinzelt begegnete er dem einen oder anderen Auto. Diese Schweinehunde hatten also dafür gesorgt, dass die Straße geräumt war. Erneut fluchte Jax lauthals und prügelte in seiner blinden Wut auf das Lenkrad ein. Warum hatte er Idiot die Helikopter nicht im Auge behalten? Diese verdammten Schmeißfliegen hatten keinerlei Skrupel mitten in der Innenstadt das Feuer zu eröffnen, wie würden sie sich dann erst verhalten, wenn weit und breit kein Kollateralschaden möglich war? Wütend biss der Jamaikaner seine Zähne zusammen und gab erneut Vollgas.
In diesem Moment detonierte die erste Ladung eineinhalb Meter neben ihnen.
Jax verlor auf dem ledernen Fahrersitz beinahe das Gleichgewicht, als der Wagen durch die Wucht der Explosion nach rechts driftete und das Heck ausbrach. Jedoch konnte er sich und mit ihm die Limousine im letzten Moment auffangen und wieder in die Mitte der Fahrspur bringen, nur Sekunden bevor sie in die Leitschiene krachte. Seine Mitfahrer hatten allerdings nicht so viel Glück. Mit einem dumpfen Schlag knallte Cassandras Kopf gegen die Scheibe der Beifahrertür, an der er etwas runterrutschte und dabei eine leicht rötliche Spur hinter sich herzog. Die junge Telepathin wimmerte leise und fing stärker zu Zittern an, als zuvor. Auch von der Rückbank erklang das Geräusch eines schweren Gegenstandes, der ruckartig seinen Platz änderte, zusammen mit einem heiseren Stöhnen. Zumindest lebte der Colonel also noch.
Kaum hatte er mit abschätzenden Blicken den Zustand seiner Beifahrerin beurteilt, schnellten die Blicke des Jamaikaners wieder zurück auf den Rückspiegel. Wie eine fette, schwarze Heuschrecke war der pechschwarze Navajo urplötzlich hinter ihnen aufgetaucht. Und kaum hatte ihn Jax über den Spiegel ins Visier genommen, entlud sich eine weitere Rakete aus der Seite des stählernen Ungetüms. Er reagierte ohne Verzögerung. Ruckvoll riss er erneut das Lenkrad um, wechselte quer über zwei Spuren, fragte sich insgeheim eine Nanosekunde lang, wie lange das Fahrwerk des Wagens solche Fahrmanöver noch durchhalten würde, und wich der einschlagenden Rakete erneut um einen knappen Meter aus.
Doch auch dieses Mal war das Lenkmanöver nicht gut genug. Cassandra schrie erneut vor Schmerz auf und auch der Wagen wurde wieder von gewaltiger Kraft erfasst aus seiner Bahn gebracht.
Jax biss sich auf die Lippe.
So ging das nicht weiter. Zum Reagieren waren sie einfach in der falschen Position.
Agieren lautete das Zauberwort.
Seine rechte Hand wanderte zur Seite und versuchte den Kopf der jungen Telepathin zu finden. Als sie auf ein Büschel Haare traf, versuchte Jax ihr Gesicht zu dem seinigen zu drehen. Behutsam, aber dennoch mit genügend Nachdruck. Er brauchte ihre Konzentration. Wenn auch nur ein kleines Bisschen davon.
„Das Dach ist im Weg. Mach es weg.“
Er sprach langsam und deutlich. Nur annäherungsweise konnte er sich ausmalen, was für eine Qual für ihren Geist all diese gleichzeitigen Befehle waren, aber dennoch war sie die einzige, die sie ausführen konnte. Ein Schutzschild aus Feuer war zwar kein sonderlich großes Problem für ihn, aber es hätte wohl kaum die gleichen Eigenschaften wie Cassandras Psi-Schild. Selbst wenn der Wagen bei jeder Explosion beinahe in zwei Hälften riss, so war sich Jax ziemlich sicher, dass bereits 90 Prozent der Wucht in dem Schild verpufften. Auch könnte er mit ziemlicher Sicherheit das Dach beseitigen, würde bei einer solchen Tat aber seine Fahrgäste grillen. Nein, die Kleine musste einfach noch etwas näher an ihre Grenzen geführt werden. Auch wenn ihm das irgendwie Leid tat.
„DAS DACH! WEG!“
Kaum brüllte der Superior die Worte aus seinem Mund, riss Cassandra beinahe automatisch ihre Hände nach oben und entfesselte einen weiteren Teil ihrer Kraft. Ein kurzes, brechendes Geräusch, vermengt mit dem Splittern von Glas und Metall und plötzlich blies ein starker Wind über die kahle Kopfhaut des Jamaikaners. Der gesamte Innenraum des Wagens wurde von der aufgehenden, kalifornischen Sonne durchflutet und in einiger Entfernung hinter ihnen war das Aufprallen von Metall auf Asphalt zu hören. Sowie das Schaben von Rotorblättern.
„Gut gemacht, Babe. Und jetzt übernimm du mal kurz das Steuer… Ich sag nur mal kurz unseren Freunden Hallo.“
Mit diesen Worten löste Jax seinen Griff um Cassandras Kopf, packte aber gleichzeitig eine ihrer Hände, die er schnell auf dem Lenkrad positionierte und sicher ging, dass sie es fest umklammerte. Danach richtete sich der dunkelhäutige Hüne halb in der nicht mehr ganz intakten Limousine auf, drehte seinen Oberkörper um 180 Grad und fixierte den schwarzen Navajo in seinen Blick.
Mit einem dunklen Lächeln auf den Lippen entzündete er seine rechte Faust und sammelte heißes, vernichtendes Plasma in ihr.
„You’ll be burnin’, baby… you’ll be burnin’…“