Omega

Wurde eigentlich schon alles gesagt: Auch mich hat's gewundert, dass Jax spontan die Richtung geändert hat, und die Actionsequenz, die Kyle da abziehen musste, war auch recht eindrucksvoll. :)

Edit: Eine Kleinigkeit ist mir aufgefallen: Bei "Wir fahren gerade in den Scheißhaufen von Downtown hinein" spricht Jax anfangs wie gewohnt eher Slang, dass er den Satz aber dann mit "hinein" beendet, klingt etwas seltsam. Ich hätte eher "in den Scheißhaufen von Downtown REIN" gesagt (an seiner Stelle, mein ich, ICH würd natürlich nie so sprechen ;) ).
 
10. Fled (5)

And here I am again...

Ostern ist ja offiziell vorbei, so ist es auch mit den ganzen zeitaufwändigen Verwandtschaftsbesuchen, die bei mir irgendwie unmittelbar mit diesem Fest verbunden sind. Also wirds wohl wirklich Zeit für einen neuen Teil, huh? ^^ Gut, aber zuvor noch das altbekannte ;)

@Shan: Warum Jax zurückfährt? Siehe diesen Teil ;) Und der gewisse Fehler? Ebenso :D ^^ Mit der Schwertklinge, die im freien Fall in die Hauswand gestoßen wird, ist es auch so eine Sache ^^ Ich weiß es zwar nicht, glaube aber zumindest, dass das irgedwie möglich ist. Zumindest, da die Spitze der Klinge ja auch so megamäßig auf molekuarer ebene geschärft wurde. Aber wirklich sicher sein können wir uns ja wohl erst, sobald ein paar helle Köpfe Schwertkllingen herstellen, die auf molekularer Ebene geschärft sind. Also los, ihr hellen Köpfe! Das war eine glatte Aufforderung an euch! Ich hab übrigens nichts dagegen, den ersten, funktionierenden Prototyp als Geschenk annehmen zu dürfen ;) *gg*

@Lene: Ähh... ^^" Solche Sachen wie Erwartungshaltung machen mich irgendwie nervös... Aber trotzdem hoffe ich mal, dass ich dich in nächster Zeit mit dem weiteren Verlauf der Story nicht sehr enttäuschen werde... ^^° Was das mit dem Schwerttragenden Held betrifft: Ich für meinen Teil würde gerne mal sehen, wie das Connor McLeod vom Clan McLeod mal versucht... aber vermutlich würde das nur in einem ekelerregenden Matsch enden ^^" Also lassen wir das lieber ;) :)

@Tiara: Diese Einstellung deckt sich - leider - wohl auch mit der von engeschweißten Omega-Piloten... But well, wie schon gesagt: warten wir mal den Teil ab ^^ Von Jax und Cassy gibt es in nächster Zeit ja wieder mehr... was auch mal wieder an der Zeit wurde ^^

@Yama: Also mein Hunter hat einen kleinen Wolf als Pet... OK, OK, ein Bär ist genügsamer in der Wahl seines Futters, aber irgendwie hat so ein Winterwolf schon was stylisches an sich *gg* Aber lieber ist mir ohnehin mein NE Rouge ^^° Auf welchen Server kann man dich so anfinden?

@Lynx: Mhm... stimme mit dir bei diesem Punkt überein... "rein" passt doch irgendwie besser ^^ Thx für die Genauigkeit :)

So, jetzt aber wirklich weiter!





Ein böses Grinsen umspielte das Gesicht des Piloten, als sich der Colonel mühsam in seiner hängenden Position um 180 Grad drehte und einen dunklen Blick auf das verspiegelte Cockpit des Navajo warf. Auch wenn der Captain es nicht zugeben wollte, lief ihm ein kurzer, eiskalter Schauer über den Rücken, als sich die beiden Blicke kreuzten. Die beiden schwarzen Diamanten, die in Kyles Augenhöhlen funkelten hatten nichts an ihrer Bedrohlichkeit eingebüßt.

„Ann… Wie lange dauert das noch? Ich will den Typen endlich von der Wand haben!“

Die Worte des Piloten galten seiner Copilotin, die augenblicklich mit einem leichten Seufzer antwortete.

„Das ist nicht so einfach, Sir. Wir können nicht mit unserer Standardmunition auf die Fassade des Sentinels feuern. Das Panzerglas würde einen Dauerbeschuss aus der 20 Millimeter Kanone nicht lange durchhalten. Ich muss das Geschütz erst mit einer neuen Munition bestücken, und das dauert eben ein wenig.“

Der Vorgesetzte erwiderte diese Aussage mit einem tiefen Seufzen seinerseits, was in etwa bedeuten sollte: ’Dann beeile dich’
Der Anblick in dem HUD des Pilotenhelms war einfach zu verlockend, um dem einfach noch lange widerstehen zu können. In der rötlich gefärbten Umgebung zeichnete sich ganz deutlich ein schwarzer Umriss ab, um den herum ein ebenso schwarzer Kreis in schnellem Tempo hektisch aufblinkte und wieder erlosch. Er hatte den Colonel so schön im Visier, und konnte es gar nicht mehr erwarten, bis sich der dunkelrote Schriftzug ’MAIN CANNON’ in der oberen rechten Ecke, neben einiger anderer Systeminformationen, des Displays wieder grün färbte.
Es brauchte tatsächlich nur Sekundenbruchteile, bis sich die weibliche Stimme hinter ihm erneut meldete.

„OK… Hauptgeschütz ist mit 5,56 Millimeter Hohlspitz geladen… Geschütz wird ausgefahren…“

Das teuflische Grinsen auf dem Gesicht des Piloten wurde nur breiter, als er ein dumpfes Grollen, verbunden mit einem metallischen Schaben vernahm, dessen Quelle das Kleingeschütz unter dem Cockpit war, das sich nun in Feuerposition brachte. Keine Sekunde später färbte sich die Statusanzeige im HUD endlich grün und ein spitzes Karo tauchte inmitten des blinkenden Kreises auf. Der Pilot umfasste den Joystick ein wenig fester und näherte seinen Zeigefinger zum Auslöser, als er noch einmal einen letzten, abschätzenden Blick auf die schwarze Gestalt im Fadenkreuz warf.
Die ihm mit erhobener linker Hand gerade den Mittelfinger entgegenstreckte.
Und die nach einem kurzen Ruck mit der rechten Hand am Schwertgriff urplötzlich aus dem Blickfeld fiel, um somit auch den ersten abgefeuerten Kugeln zu entkommen, die in die Fassade des Sentinels detonierten.

*

Nur wenige Herzschläge, nachdem der Colonel ruckartig die scharfe Seite der Klinge gen Boden gerichtet hatte, beschleunigte er fast aufs Maximaltempo. Das Katana schnitt sich durch das Panzerglas und die Stahlverstrebungen wie durch Butter. Abbremsen konnte es ihn zwar dadurch nicht mehr, wohl aber in seinem Fall stabilisieren.
Kyle fühlte sich aber nicht so, als ob er wirklich fallen würde.
Denn schon wieder war die Welt um ihn herum aus ihrem normalen Zeitablauf herausgesprungen. Sie bewegte sich erneut so langsam. Der Colonel konnte in dem kurzen Bruchteil einer Sekunde, der vergangen war, seitdem er sich wieder auf dem Weg abwärts befand, alles erfassen und aufnehmen, das gerade um ihn herum geschah.
Über ihm.
Der schwarze Navajo hatte das Feuer bereits eröffnet. Durch den glitzernden Glasstaub, der von Myriaden winziger Splitter gebildet wurde, die von den Einschusslöchern in den Panzerglasscheiben her rührten, hindurch konnte er den pechschwarzen Helikopter nur mühsam erkennen. Streng genommen sah er, geblendet von den Millionen kleiner Prismen, die über ihn das Licht der Sonne brachen und in nahezu allen Spektralfarben zurückwarfen, nur einen schwarzen Schatten, der von einer Stelle aus gelbliche Blitze aussandte, die er wiederum als das Mündungsfeuer des Geschützes deutete. Für einen Moment war es ihm auch noch so, als konnte er kleine, schraubenförmige Bahnen erkennen, die aus dem gelblichen Blitzgewitter herausdrangen, doch schnell hatte er das als optische Täuschung abgetan. Wie realistisch war es denn schon, dass er die Bahnen einzelner Projektile sehen konnte?
Neben ihm.
Und als würde ein einzelner, schwer bewaffneter Navajo nicht genügen, schienen sich seine Probleme in diesem Moment zu verdoppeln. Etwas unter ihm, zu seiner linken, tauchte ein weiteres dieser schwarzen Ungetüme aus einer der Häuserschluchten von Downtown LA auf. Der Pilot hatte noch auf keinen Kurs eingeschwenkt, der direkt zu dem Colonel führen würde, doch vermutlich wollte er nur seinem Kollegen den Abschuss nicht streitig machen wollen. Doch das musste noch lange keine Entwarnung bedeuten.
Unter ihm.
Nun hatte er keinen Zweifel mehr. Kyle befand sich mindestens auf Höhe des dreißigsten Stockwerks. Vermutlich aber noch etwas höher. Die Konturen einiger kleiner Autos auf der Hauptstraße direkt unter ihm waren bereits deutlich zu erkennen. Ein paar duzend gelber Taxis, die wohl gerade die ersten Bürger in die Innenstadt brachten, so wie es an einem Samstagmorgen auch üblich war. Auch bildete sich langsam der erste Stau. Die Autos fuhren schon dichter gedrängt, wenn sie sich denn noch überhaupt noch bewegten. Kyle konnte ohnehin nur zeitlupenartige Bewegungen ausmachen, und selbst diese musste er über eine Zeitspanne verfolgen, die ihm selbst wie eine halbe Ewigkeit vorkam, in Wirklichkeit aber vielleicht nur ein paar Nanosekunden andauerte. Verdenken würde er es wohl keinem der vielen Menschen da unten, wenn sie ihre Fahrzeuge stehen lassen würden, um nach oben zu sehen. Eine riesige Explosion, zwei Kampfhubschrauber und eine Mann, der gerade vom Himmel fiel. Von unten aus betrachtet war das alles wohl eine große Show.
Doch dann bemerkte er plötzlich ein schwarzes Auto, das ihm irgendwie ins Auge sprang. Es bewegte sich ein wenig schneller wie die anderen um ihm herum und außerdem strahlte es fast so etwas wie Vertrautheit aus.
War das eine Omega-Limousine?
War das jene Omega-Limousine?
Offenbar musste er erneut alles auf eine Karte setzen.

*

Immer wieder dieselbe Frage in seinem Kopf.
’Wie zum Teufel kann ein einzelner Mann nur so verdammt blöd sein?’
Er bezog diese Frage nicht auf den völlig kaputten Omega-Idioten, der ihn vor nicht allzu langer Zeit aus seiner Zelle raus gelassen hatte, sondern viel mehr auf sich selbst. Was zur Hölle hatte er sich eigentlich dabei gedacht, noch einmal umzudrehen? Die Kleine aufzuwecken und mit ihr gemeinsam in das Zentrum dieses verfluchten Hornissennestes zu fahren? Hatte er das letzte bisschen Verstand jetzt auch noch verloren?

„YO IHR PENNER! AUS DEM WEG!“

Wild fluchend und mit einer Hand ständig die Hupe betätigend, fuhr Jax in wildem Zick-Zack durch die gläserne Allee, um somit den langsameren Autos und den zahlreichen Fußgängern, die mittlerweile ihre Augen nur mehr nach oben gerichtet hatten, auszuweichen. Bei jeder schnelleren Lenkaktion schleuderte es die kleine Telepathin auf dem Beifahrersitz wie wild hin und her. Die Kleine. War sie der Grund für diese gottverdammt dumme Idee? Jasse hatte immer zu ihm gesagt, er handle zu sehr aus dem Bauch heraus. Sie hatte dabei so Recht. Es gab tatsächlich keinen einzigen vernünftigen Grund, dass er wegen diesem Mistkerl von Colonel so ein Risiko eingehen würde. Und dennoch tat er es. Nicht wegen dem Idioten, der ihn eingesperrt und freigelassen hatte. Nicht wegen der kleinen Lady auf dem Beifahrersitz, die ihm außerdem verdammt an seine Jasse erinnerte. Nicht wegen der Tatsache, dass es Charlie Wunsch wäre, ihn zusammen mit Langley gegen Rykov antreten zu sehen. Er tat es, weil er es eben tat. Und das war Grund genug.

„Pass auf! Da vorne geht es nicht mehr weiter!“

Cassandras Stimme wurde etwas schrill, als sie auf den Stau aufmerksam machte, in den sie und Jax geradewegs hineindonnern würden. Der Jamaikaner hingegen grunzte nur einmal kurz auf und machte erneut eine ruckartige Lenkbewegung, die die junge Frau wieder gegen die Scheibe der Beifahrertür drückte.

„Wo n’ Wille is’, da is’ auch n’ Weiter!“

Mit diesen Worten schlitterte die schwarze Limousine auf den breiten Gehsteig links neben der Fahrbahn. Cassandras Hände gruben sich erneut in die Lehne des Sitzes, als sie zeitgleich mit einen zischenden Laut Luft durch ihre Zähne hindurch in ihre Lungen sog. Vor ihrem inneren Auge hatte Jax schon ein gutes duzend Fußgänger bei dieser Aktion überfahren. Doch die Wirklichkeit sah tatsächlich ein wenig harmloser aus. Die wenigen Menschen, die sich zu dieser frühen Stunde auf dem Gehsteig befanden, waren bereits wach genug, um der unmittelbaren Gefahr einer heranpreschenden Limousine auszuweichen. Wie wild sprangen sie zu beiden Seiten in Sicherheit und ebneten somit dem jamaikanischen Amokfahrer eine Fahrbahn, die breit genug für ein schnelles Vorankommen war. Einzig und allein ein paar Straßenlaternen, Briefkästen und Hydranten standen somit dem schwarzen Omega Fahrzeug noch im Weg. Doch durch das immense Gewicht und die Geschwindigkeit der Limousine waren auch diese Hindernisse nichts weiter als regelmäßige Erschütterungen der Fahrzeugkabine.

„By the way, babe… Was tun wir eigentlich, wenn wir beim Big Tower angekommen sind? N’ paar Runden um den Block ziehen, oder was?“

Jax’ Augen waren noch immer starr nach vorne gerichtet und noch immer löste er in konstanten Intervallen die recht laute Hupe aus. Seine gesamte Konzentration schien der Straße zu gelten und doch fühlte Cassandra, dass es in Wirklichkeit diese Frage war, die ihn schon längere Zeit hinweg beschäftigte. Und eigentlich sie selbst auch beschäftigen sollte. Kyle hatte mit keinem Wort gesagt, wo genau sie eigentlich auf ihn warten sollten, geschweige denn wie lange. Er erwähnte lediglich den Sentinel selbst. Doch konnte die Zentrale von Omega nach dieser Explosion überhaupt noch so ein guter Treffpunkt sein? Cassandra bezweifelte es, aber dennoch lautete der Plan so.

„Wenn du weiter auf dem Gehsteig so weiter rast, kommen wir in ein paar hundert Metern am Kingston Plaza Hotel vorbei… das liegt dem Haupteingang des Sentinels direkt gegenüber. Ich denke, wir sollten dort stehen bleiben und Kyle suchen…“

„Das Kingston? Wie nobel… OK, OK, ich sag schon nichts mehr… Aber ich werd’ nich’ lange auf deinen kleinen Soldaten warten, dass das klar is’…“

„Keine Sorge. Er wird da sein.“

*

In dieser unrealistisch langsamen Welt benötigte er beinahe jedes zur Verfügung stehende Quäntchen Kraft, das in seinem Körper noch schlummerte, um seinen rechten Fuß auf die Oberfläche des Sentinels zu setzen. Seinen Oberkörper in eine fast horizontale Position zu drehen war verhältnismäßig noch recht einfach, aber in dieser zähflüssigen Raumzeit, jenseits von Reibung, Schwerkraft oder Gleichgewicht seine Gliedmaßen zu einer solchen koordinierten Bewegung zu bringen, das grenzte schon an ein halbes Wunder.
Und dennoch schaffte er es.
Mit einem dumpfen, hohlen Laut stampfte der rechte Fuß des Colonels auf der Panzerglasscheibe auf, dicht gefolgt von seinem linken Partner. Langsam und beträchtlich folgte ein Schritt den nächsten, bis der gesamte Bewegungsablauf flüssiger und geschmeidiger wurde. Und Kyle auf der senkrechten Außenwand des Wolkenkratzers entlanglief. Sein Oberkörper war dicht an seine Knie angelegt, was zum einen den Luftwiderstand – zumindest in der realen Welt – erniedrigen sollte und zum zweiten, da sonst die Klinge des Katana, welches er noch immer fest umklammert in der rechten Hand hielt, nicht in die Wand selbst eindringen könnte und ihm somit die vorhandene Stabilität zu bescheren.
Nach einigen weiteren Stockwerken war es ihm sogar möglich, in eine leicht schiefere Laufbahn einzuschwenken. Denn nur so konnte er den Kugeln, die immer dichter hinter ihm in die Scheiben einschlugen, effizienter entkommen. Zusätzlich brauchte er den schrägeren Winkel, um sein Ziel besser anvisieren zu können: Den zweiten Navajo, der nur mehr wenige Meter unter ihm vorbei flog.
Tatsache war, er hatte drei Helikopter aus dem Büro des Generals erkennen können. Drei mächtige Gegner, die er nach Möglichkeit schnell dezimieren sollte, wenn seine beiden Gefährten und er noch heil aus der ganzen Sache rauskommen wollten. Die Frage nach dem Wie stellte sich ihm schon fast gar nicht mehr. An diesem heutigen Tag war bereits so viel schief gelaufen und so viele absolut verrückte Pläne hatten funktioniert, dass es auf einen weiteren wohl nicht mehr ankam. Mit diesem Gedanken im Hintergrund sprang er schließlich ab.
Der brennende Schmerz durchzuckte ihn keinen Sekundenbruchteil später.
Gepackt von der unsichtbaren Wucht mehrerer, in seinen Körper einschlagender, Kugeln, drehte sich Kyle um die eigene Achse und erhaschte noch einen letzten Blick auf den verfolgenden Navajo. Der Hubschrauber schmiegte sich beinahe an die Außenwand des Sentinels an, so dicht flog er in einem rein senkrechten Kurs nach unten. Um ihn herum glitzerte eine helle Corona aus kleinen Glassplittern und vorne, an seiner Schnauze, strahlte noch immer das blitzende Licht des Kleingeschützes. In diesem Moment erkannte Kyle zum ersten Mal das wahre Ausmaß der Zerstörung. Sein Weg abwärts hinterließ eine klaffende Wunde am Antlitz des prächtigen Wächters. Eine große, schräge Narbe, die immer wieder von größeren und kleineren Einschusslöchern durchbrochen war. Es schien fast so, als würde die gesamte Wand des Gebäudes um diesen Riss herum zittern und pulsieren. Als würden unendliche Schmerzimpulse die stählernen Adern des Giganten durchzucken und das Skelett aus Beton dem Schmerz entgegenwüten zu wollen. Und schließlich tauchte vor seinen Augen ein kleiner, roter Ball auf, dessen Konsistenz irgendwie flüssig zu sein schien. Ein kleiner Ball seines eigenen Blutes, das unkontrolliert aus einer Einschussstelle an seinem linken Oberschenkel quoll.
Für einen kurzen Moment schwebte der glitzernde Ball aus rotem Lebenssaft so dicht an seinen Augen vorbei, dass er eine kleine Reflexion seiner Selbst im Zentrum erkennen konnte. Sein Gesicht, seine pechschwarzen Augen und ein dunkler Schatten im Hintergrund. Nun musste er schnell handeln.
Eine letzte Explosion seiner eigenen Kraft, die seinen Oberkörper erneut um 180 Grad herumwirbeln und seine beiden Hände an den Griff des japanischen Schwertes gleiten ließ. Dann ein letzter, vernichtender Schlag. Kyle sah nicht genau, was er traf, aber zumindest eines konnte er mit Sicherheit sagen: Es war der zweite Navajo.
Sein Timing war präzise – beinahe perfekt. Er war nur sehr knapp, vielleicht ein paar Zentimeter unter den Rotorblättern hindurch gegen den hinteren Teil der Maschine gedonnert, in den sich auch schon die gierige Klinge des Katana hineinfraß. Einen Kampfhubschrauber im Flug anzugreifen? Eine spontane, wahnsinnige Idee, ohne Zweifel. Aber offenbar war heute der Tag für spontane, wahnsinnige Ideen.
Kyle musste fast ein wenig lächeln, als er spürte, wie sich das Schwert immer tiefer in die Eingeweide aus Elektrik und Hydraulik bohrte, als sich ihm plötzlich die Rechnung für den Erfolg dieses wahnwitzigen Planes offenbarte.
Denn mit einem plötzlichen Schlag, ähnlich einem zurück schnalzenden Gummiband, sprang die Zeit wieder zurück in ihre entsprechende Geschwindigkeit.
Und Kyles Körper detonierte an der Fassade des Kingston Plaza Hotels, irgendwo in Höhe des zwölften Stockwerks.




Here you go...
 
Autsch. Allmählich wird das irgendwie langweilig, was Kyle so alles aushält -.- . Sorry, falls das jetzt kritisch oder zickig klingt, aber irgendwie ist im Moment grade bei mir der Punkt gekommen, wo ich anfange zu hoffen, dass er jetzt endlich platt ist *g* - der Punkt an dem die Last MInute-Escapes übertrieben werden... (Passiert mir auch gelegentlich in James Bond Filmen ;) )...
 
Ja, zwischenzeitlich war es etwas schwer nachzuvollziehen, was da grad geschieht, und es waren auch ein paar Fehler drin (mir ist besonders einmal "wegen dem" aufgefallen, also ein Dativ statt des richtigen Genitivs). In dem Absatz, wo zum ersten Mal die Zeit langsamer vergeht, erstreckte sich, glaub ich, ein Satz über gefühlte 5 bis 6 Zeilen, da hab ich am Ende überhaupt nicht mehr durchgeblickt, mich dann aber damit zufrieden gegeben, dass es eh nur die Beschreibung der Scherben war ^^"
BTW: Ist eine "Myriade" nicht eigentlich (streng genommen und im engsten aller denkbaren Sinne) der Zeitraum von 10.000 Jahren? (Eine Erbse, zwei Erbsen, drei Erbsen :D )
 
Huiui, es geht weiter.

Also, ohne jetzt zu sehr nach Echo klingen zu wollen, muss ich doch meinen Vorkritikern insofern recht geben, als dass Kyle langsam wirklich etwas ZU krass wird. Okay, er kann regenerieren, aber deshalb ist er ja noch nicht Superman...

Dass Kyle nun ausgerechnet diese eine Omega-Limousine für diejenige welche hält, finde ich gar nicht so unrealistisch, da die Typen von Omega schließlich Funk haben. Und wenn da ein Kerl vom Dach fällt, werden die da schon keinen hinschicken, der am Boden auf die Leiche wartet, denk ich jetzt mal so.

Die Beschreibungen fand ich wie immer schön. Bist wohl ein Fan von Zeitlupe, was? : )

Ich freu mich wie immer auf den nächsten Teil und hoffe mal, dass sich die Dinge langsam von Flucht zu Handlung entwickeln.

Bis dann und viele Grüße
-Lene
 
Sahlene schrieb:
Okay, er kann regenerieren, aber deshalb ist er ja noch nicht Superman...

"Du überlebst so viel... Du bist nicht Superman, weißt du?" :D

Sorry für den Spam-verdächtigen Post, ich konnte mir die kleine Randbemerkung einfach nicht verkneifen *schäm*
 
Wie heißt doch ein Buch, dass seit Wochen die Bestsellerliste der Taschenbücher anführt?

"Der Dativ ist dem Genitiv sein Tod!"


Ok then zum Teil:
Das meiste wurde schon gesagt. Ich stimme da mit den anderen überein. Der Teil war gut, ohne Frage, aber sagen wir es so....es gab schon bessere.
Irgendwann musste ich mehrere Sätze dreimal lesen, um mir das im Kopf vorstellen zu können.
Ich habe jetzt aber auch keine adäquate Lösung parat, wie man es anderster gestalten hätte können.
Dies ist eine dieser Szenen, die man sich großartig vorstellt und die in einem Film unglaublich gut rüberkommen würden. Jedoch sie aufzuschreiben und nur durch Worte darzustellen ist sehr, sehr schwer.

Deswegen einfach weitermachen!!

zu WoW:
Ich spiele auf dem deutschen Server Aegwynn. Hab mehrere Charaktere, weil ich irgendwie alles ausprobieren will. Werde demnächst wohl auch mal en Tauren Schamanen auf nem anderen Realm ausprobieren. Mir fehlt aber die Zeit, um es wirklich intensiv zu spielen. Dafür hab ich zuviel anderes um die Ohren.
 
Hello erstmal!

Ja, ich bin jetzt (erst) endlich dazu gekommendeine Story zu lesen. Naja, was heißt zu lesen.. ich bin noch recht weit am Anfang. Ich bin eben der typische Zuspätkommer, egal wo. Die besten Sachen entdecke ich immer erst gaaanz spät.

Wie auch immer, die ersten Seiten (vielleicht 7 oder 10 Seiten) haben mich sehr angesprochen. Das du es Autormäßig draufhast habe ich zwar keine Sekunde bezweifelt, aber trotzdem nochmal ein tooolles Lob!
Ich kann jetzt leider bei euren aktuellen Gesprächen nicht mitreden, weil ich den Hintergrund nicht kenne und noch nicht ganz soweit bin. Um alles auf einmal durchzulesen hab ich leider nicht die Zeit. Aber ich werde mir immer ein paar Seiten pro Tag nehmen, wenn ich mal meine Ruhe hab und sie lesen.

Aaaalso! Atmosphäre: toll beschrieben! Charaktere: ebenfalls klar definiert, gut zusammengebastelt. Story: was ich bisher mitbekommen habe.. suuuper toll! Also ein klasse Idee, darauf muss man erstmal kommen. Auch die Kampfszenen sind gut beschrieben. Sowas könnte ich zum Beispiel gar nicht!!

Was soll ich noch sagen... einfach super.
Ich gebe weitere Rückmeldung, wenn ich weitergelesen habe.

*kussi* :remybussi

Alec
 
10. Fled (6)

Hiho ihr Lieben!
Rechtzeitig zum 1. Mai gibt es auch wieder einen neuen Teil von mir... außerdem hab ich so noch ein paar Dinge anzusprechen und zu beantworten, dieses Mal aber jedoch nach dem Teil... also viel Spass erstmal mit der Fortsetzung, und nicht vergessen, unten weiterzulesen ;) *gg*





Mit ausgebrochenen Heck und dem Geräusch quietschenden Gummis schlitterte die schwarze Limousine die letzten Meter über den Bürgersteig, bis sie mit einem heftigen Ruck schließlich vor dem roten Teppich des Kingston zur Bremsung ansetzte. Die qualmenden Reifen waren noch nicht vollständig zum Stillstand gekommen, als die Beifahrertür des Wagens aufsprang und eine junge Frau in schmutzig weißer Uniform aus der Fahrzeugkabine herausstürmte. Ihr langes, blondes Haar war zu einem einzelnen Zopf geflochten, der hüpfend jeder hektischen Bewegung ihres Kopfes folgte.
Keine Sekunde später, flog auch die Fahrertür des Klassewagens auf und ein schwarzer Hüne in einem orangen Overall folgte der jungen Frau hinaus auf den Gehweg.
Mit einem lauten Knall warf der Jamaikaner demonstrativ die Autotür zu und drehte sich danach einmal um die eigene Achse. Um ihn und den Wagen herum, bildete sich langsam eine kleine Menschenmenge, in die die kleine Telepathin wohl schon eingetaucht war. Zumindest hatte er sie binnen weniger Sekunden aus den Augen verloren. Stattdessen starrten ihn zahlreiche andere Augenpaare entgegen, von denen er einige flüchtig wiedererkannte: Es waren gar nicht mal so wenige Menschen darunter, die er vor wenigen Sekunden noch beinahe über den Haufen gefahren hätte. Ein beklemmendes Gefühl machte sich in seiner Magengegend breit. Nicht nur, dass es nur mehr eine Frage der Zeit sein würde, bis der erste Cop auf den Schwarzen im Sträflingsoverall, der gerade eine Amokfahrt beendete, aufmerksam werden würde, nein, direkt gegenüber seines momentanen Parkplatzes befand sich auch noch das Hauptquartier der Omega-Mistkerle. Die ganze Situation hier roch nicht mehr nach Ärger, sie stank regelrecht danach.
Seine Blicke wanderten vor bei an den Schaulustigen, über die durch den Berufsverkehr ziemlich verstopfte Straße hinweg, direkt zu den großen, panzergläsernen Toren des Sentinels. Innerlich bereitete er sich schon darauf vor, dass jede Sekunde ein schwer bewaffnetes Einsatzkommando durch diese Türen stürmen und unmittelbar das Feuer eröffnen würde. Doch die Wirklichkeit kam um einiges heftiger, als er sich in seiner Phantasie ausmalen konnte. Denn in diesem Moment vernahm man am Fuße des Sentinels die erste Gewehrsalve.
Instinktiv riss der Jamaikaner seinen Körper um die eigene Achse und ging dabei in die Knie. Doch die Lärmquelle kam nicht von einer Stelle hinter ihm. Er konnte dort lediglich ein paar aufgebrachte Menschen erkennen, die es ihm entweder gleichtaten und ihre Köpfe einzogen, oder einfach nur panisch kreischend und ziellos davon liefen. Einige Männer in schicken Anzügen begannen ihre Aktenkoffer schützend über den Kopf zu halten, genauso wie einige Frauen in seiner näheren Umgebung plötzlich ihre Arme vor ihr Gesicht rissen. Einen Augenblick später verstand er diese Reaktionen.
Ein feiner Regen aus glitzernden und messerscharfen Glassplittern prasselte auf die hysterische Menge, gefolgt von einem Schauer kleiner und größerer Metallschrapnelle. Ohne darüber nachzudenken riss auch Jax seinen rechten Arm vor sein Gesicht, wobei er aber durch einen kleinen Spalt zwischen seinen Fingern einen kurzen Blick nach oben zu erhaschen versuchte. Der ihm dargebotene Anblick ließ ihn erschaudern.
Nur, um seine Wut einen Moment später aufs Neue zu entfesseln.

„Dieser verdammte Arsch…“

Es war nicht mehr als ein kleiner, schwarzer Fleck auf der von gespiegelten Licht überfluteten Außenwand des Gebäudes. Ein kleiner Fleck, der mit einem atemberaubenden Tempo nach unten jagte und dabei von einem ausgewachsenen Kampfhubschrauber verfolgt wurde. Jax zweifelte keine Sekunde daran, was oder wer sich hinter diesem Bild verbergen könnte. Offenbar lag es diesem Langley richtig im Blut, stets übertreiben zu müssen. Denn gerade in diesem Moment tauchte ein weiterer Helikopter im Sichtfeld des wütenden Hünen auf. Kein normaler Mensch oder Superior wäre so dumm, sich mit nur einem dieser schwarzen Monstrositäten anzulegen. Langley musste demnach innerhalb der letzten Stunde wohl das letzte Bisschen Verstand verloren haben.
Denn anstatt dem zweiten Hubschrauber auszuweichen, änderte der schwarze Fleck, der immer mehr und mehr die Konturen eines menschlichen Lebewesens annahm, seinen Kurs und steuerte unverholt darauf zu. Mehr noch als das. Kaum war der fliegende Jäger nur mehr ein paar Meter entfernt, sprang der Colonel von der Oberfläche des Gebäudes ab und kollidierte mit dem Heck des schwarzen Helikopters.
Genau an diesem Moment packte Jax der innere Drang, so schnell, wie nur möglich in die Limousine zu springen und dieses Rudel von absolut Wahnsinnigen weit, weit hinter sich zu lassen. Doch seine Neugier triumphierte. Und so war er einer der wenigen Augenzeuge, dem trotz des immer schriller werdenden Gekreisches und der immer weiter anschwellenden Panik der Menge, nicht das kleine Detail entging, auf dass die Meisten gar nicht achteten.
Langley setzte seine Flugbahn quer über die breite Straße fort, kurz nachdem eine kleine Explosion den Rumpf des Hubschraubers erschütterte und dichter, schwarzer Rauch aus dem Heckrotor zu dringen begann.
Der verdammte Mistkerl war vielleicht gar nicht mal so wahnsinnig, wie es den Eindruck machte. Lebensmüde war er aber auf alle Fälle, dem war sich Jax sicher.

*

Ein brennender Schmerz durchzuckte den Körper des Majors, als sich sein Geist langsam wieder aus dem trüben Dunkel der Bewusstlosigkeit wand, in das ihn sein früherer Vorgesetzter befördert hatte. Kaum hatte er versucht, seinen Oberkörper ein wenig weiter aufzurichten, durchfuhr ihn ein weiterer Schmerzimpuls, der dieses Mal von seinem rechten Arm stammte, und ihm mehr Qual bereitete, als alles andere, was er bis jetzt in seinem Leben erfahren durfte. Nach einem kurzen Aufschrei versuchte er seine Zähne fest aufeinender zubeißen, um somit dem Leid einen gewissen Gegendruck bieten zu können. Viel brachte diese Aktion allerdings nicht. Mit jedem Herzschlag war es ihm, als würde flüssiges Feuer durch seine Venen gepumpt werden. Von seinem Arm direkt zum Herzen und von da aus in den restlichen Körper. Stöhnend riss Lynx seine Augen auf und versuchte seine verschwommenen Blicke auf den Ursprung des Schmerzes zu lenken. Seinen schlimmsten Befürchtungen wurden mit dem ersten, klaren Bild zumindest ein wenig entschärft. Sein Arm hing noch immer an seiner Schulter, die auch noch immer an seinem Torso befestigt war. Und dennoch war es ihm so, als hätte ihn der Colonel den Arm gänzlich abgerissen. Von der rechten Schulter abwärts, bis hin zu den Fingerkuppen war kein Gefühl mehr in dem Gliedmaß. Kein anderes Gefühl als pure Qual.
Nichtsdestotrotz versuchte der junge Major es erneut, sich aus seiner liegenden Position zu erheben und damit auch einen besseren Überblick von dem komplett zerstörten Offizierskasino zu erhalten, was ihn im Endeffekt mehr Kraft kostete, als er bereit war, zuzugeben. Der erste Eindruck war nicht gerade positiv. Wo einst Stühle und Tische den Raum füllten, lagen nur mehr metallene Einzelteile verstreut auf dem Boden. Die frühere American Bar war nun nichts weiter mehr als ein reiner Scherbenhaufen, durchsetzt mit einigen verbogenen Barhockern. Mit zittrigen Beinen stampfte der Major weiter in Richtung des Expressliftes. Er konnte sich daran erinnern, dass Sendrik kurz vor dem Zusammenprall mit dem Colonel verschwunden war, um nach Canola und Yamato zu suchen. Vielleicht war er inzwischen zurück. Vielleicht waren die Türen aber mittlerweile auch wieder aufgeschlossen. Vielleicht könnte er einen Weg zum General finden, oder auch in die Krankenstation.
Vielleicht kam alles auch ganz anders.
Lynx hielt nach wenigen Schritten inne, als ihm die junge Asiatin auffiel, die mit verschränkten Armen vor der, mit zahlreichen Sprüngen verzierten, Fensterfront des Kasinos stand und hinaussah.

„Ist es nicht faszinierend, welche Kräfte man entwickeln kann, wenn man verzweifelt ist?“

Die leise, emotionslose Stimme kam gleichzeitig aus allen Richtungen. Verwirrt drehte sich der Major als Erstes um die eigene Achse, was aber in einem weiteren Schmerzimpuls seines Armes endete, der schlaff von seiner Schulter hing.

„Oder zu welchen Erkenntnissen man kommen kann, wenn man nur einen kleinen Schubs in die richtige Richtung bekommt?“

„Wa… was wollen Sie damit sagen… Miss…?“

„Die junge Telepathin ist da unten, in Mitten all dieser panischen Menschen, die sich gerade allesamt wie kopflose Hühner benehmen.“

Lynx nahm seine verbleibende Kraft zusammen und trat ein paar Schritte näher. In der Reflexion der Glaswand konnte er eine junge Frau erkennen, deren starre Blicke noch immer aus dem Fenster gerichtet waren.

„Ich… verstehe nicht ganz…“

„Alles, was ich tun müsste, wäre da runter zu gehen, ihren ungehobelten Bodyguard aus dem Weg zu schaffen und sie selbst mit einem telekinetischen Schlag an der richtigen Stelle schlafen zu schicken. Dann wäre alles vorbei. Die Frage ist nur…“

Schwungvoll drehte sich die junge Asiatin in der teuer wirkenden Kleidung und dem konservativen Haarknoten, aus dem nur zwei dünne Strähnen in ihr Gesicht hineinfielen, um die eigene Achse und sah dem Major durch ihre Brillengläser mit zwei eiskalten, mandelförmigen Augen entgegen.

„… warum tu ich das nicht?“

Lynx bemerkte auf einen Schlag, dass seine Gesprächspartnerin ihre Lippen nicht bewegte, um die Worte zu formen, die er so deutlich in seinem Kopf vernahm. Ein kalter Schauer huschte über seinen Rücken, als ihr undurchdringlicher Blick den seinen kreuzte.

„Wer sind Sie…?“

„Niemand. Ich war niemals hier und du hast niemanden gesehen.“

Einem plötzlichen und hinterhältigen Schlag gleich verschlang ihn erneut die Dunkelheit der Ohnmacht, als sich eine fremde Macht Zugang zu seinem Geist verschaffte und gewaltvoll einen Teil seiner Erinnerung herausriss.

*

Der Aufprall war nicht mehr als ein dumpfer Knall, der mit einem Mal jegliches Schmerzempfinden in seinem Körper ausschaltete. Zusammen mit der Mehrheit seiner Sinne. Kyle konnte nicht mehr erkennen, gegen was er gestoßen war, oder wie sein Weg weiterführte. Seine Augen zeigten ihn plötzlich nur mehr einen grauen Schleier der Realität, verschwommene Bilder, die er weder fähig zu deuten, noch zu verstehen war.
Auch seinem Gehör erging es nicht besser. Wo noch vor wenigen Sekunden die Laute schreiender Menschen, die zischenden Töne vorbei fliegender Projektile oder der mechanische Lärm eines Rotors zu vernehmen war, gab es jetzt nur mehr einen undefinierbaren Brei aus Pfeiftönen, die in den unterschiedlichsten Frequenzen und Lautstärken in seinem Kopf widerhallten.
Auf seiner Zunge war nur mehr der kupferne Geschmack seines eigenen Blutes zu schmecken, der aber ebenfalls immer mehr und mehr zu verblassen begann.
Kyle spürte noch nicht einmal mehr, wie sein Körper weiter nach unten viel, das Vordach des Kingston durchschlug und inmitten des roten Teppichs, direkt vor dem Eingang endgültig zum Stillstand kam. Er merkte noch nicht einmal, dass er während all dieser Zeit das japanische Schwert fest umklammert in seiner rechten Hand hielt.
Der Colonel war an einem Ort angekommen, an dem es kein jetzt und hier mehr gab, an dem Schmerzen oder Empfindungen nicht mehr vorhanden waren. Einen Ort, irgendwo zwischen Schlaf, Ohnmacht und Tod, dem er noch nie so nahe war wie in diesem Moment. Und dem er sich noch nie zuvor so verbunden gefühlt hatte.
Wie oft war er in seinem Leben schon verwundet worden? Wie oft hatte er sich schon an diese Grenze begeben und war von ihr wieder zurückgekehrt? Kyle konnte diese Fragen nicht beantworten. Doch eines war er sich ganz sicher. Ganz egal, wie oft er schon diese Grenze berührt hatte, noch nie zuvor hatte er sie überschritten.
Doch ganz so, als wollte er einen letzten Blick zurück, auf die dunkle, schemenhafte Welt werfen, die er nun wohl für immer hinter sich lassen würde, konzentrierte er sich ein letztes Mal auf die verschwommenen Bilder vor seinen Augen.
Und erkannte den Funken.
Eine weiße Lichtgestalt, die sich einen Weg durch das Grau bahnte und immer heller und deutlicher auf ihn herab schien.
Deren engelsgleiches Gesicht ihn so sehr an das von Cassandra erinnerte, dass ihn keine Macht diesseits oder jenseits der Grenze mehr daran hindern konnte, seine eigene Schwäche zu verdammen und mit neuem Mut wieder einen letzten Schritt zurück zu gehen. Zurück in die schwarze Finsternis des Schmerzes.
Und des Lebens.





So, da wären wir also angelangt. Kyle ist halbtot an der Straße angekommen und Cassy hat ihn offenbar auch schon gefunden - Höchste Zeit also, dass die Flucht mal so richtig beginnen kann ^^

Ursprünglich sollte der letzte Teil genau mit dieser Szene enden... allerdings hatte ich mich dann doch recht schnell dazu entschieden, aus einem megamäßig langen Teil zwei kürzere zu machen - hauptsächlich aus dem Grund, um die Wartezeiten ein wenig zu verkürzen und etwas gleichmäßiger meine Teile posten zu können. Im Nachhinein betrachtet war es vielleicht keine wirklich so gute Idee, da ich die Spaltung an einer recht unguten Stelle vornehmen musste, die die gesamte Szene in einem etwas anderen Licht erschienen ließ, als ich sie mir persönlich vorgestellt habe.
Natürlich ist Kyle trotz aller Superiorkräfte immer noch ein Sterblicher und hat aus diesem Grund auch begrenzte Reserven, die ihm ja nun auch ausgegangen sind. Ich wollte diesen Zusammenbruch auch schon ein wenig andeuten, indem ich den letzten Absatz des vorherigen Teils ein wenig konfuser geschrieben habe, um damit auch ein langsames Aussetzen Kyles Fähigkeit, die Welt um ihn herum wahrzunehmen, zu verdeutlichen. Ihr solltet genauso wie auch Kyle selbst diese ganze Szene nicht ganz klar und deutlich wahrnehmen, um dann ihm nächsten Absatz ein deutlicheres und klareres Bild der gesamtsituation aus einem anderen Blickwinkel zu bekommen. Allerdings ist diese Idee dann doch ein wenig in die Hose gegangen ^^" Zum einen, da ich den Schnitt in dieser Szene genau an diesen Punkt gesetzt habe, zum anderen, da ich in der letzten Zeit einfach nicht mehr den richtigen Rhythmus im schreiben habe, um wirklich alles so aufs (digitale) Papier zu bringen, wie ich es mir persönlich vorstelle... Das einzige, was gegen diesen Markel helfen würde, wäre es wohl, mehr zu schreiben, was allerdings eben das Problem ist...

Ja, richtig geraten. Ich hab mal wieder Labor -.-
Und diesesmal ist es kein 08/15 Labor, dass in ein paar Wochen wieder aus ist, sondern das größte und wichtigste Labor meines Studiums, dass mich insgesamt 9 Wochen lang beschäftigt - von denen ich gerade mal 3 Absolviert habe. Bis zum Ende des Semesters bedeutet das also: ca. 42 Stunden pro Woche allein fürs Labor arbeiten - alle restlichen Uniaktivitäten wie andere Vorlesungen, Prüfungen oder Seminare, mal nicht mitgerechnet. Alles in allem mal wieder ziemlich viel Arbeit, die eben nicht nur an meinen Nerven und meinem Schlaf zehrt, sondern vor allem an meiner Freizeit, die momentan - wenn überhaupt - nur am Wochenende stattfindet.

Das alles soll jetzt natürlich nicht nur eine reine Jammer-Orgie meiner Person sein, sondern auch ein kleiner Versuch sein, euch ein wenig zu erklären, dass es mit Omega in der nächsten Zeit wohl genauso schleppend weitergehen wird, wie in den vergangenen Monaten... Also bitte seid mir nicht allzu böse deswegen, ja? ^^°

So... jetzt hab ich aber genug gelabert fürs Erste! ^^ Noch schnell eure Fragen vom letzten Mal und dann lass ich den Thread open für Kommies ;)

@Shan: Ich denke, ich hab das schon ziemlich in meinen Text von oben beantwortet (oder zumindest versucht)... Stimmt, einen James-Bond-Supermann Verschnitt wollte ich aus Kyle nicht unbedingt machen. Deswegen stand von Vorhinein auch klar, dass er aus eigener Kraft die Flucht nicht schaffen würde. Aber glücklicherweise aht er ja zwei Tatkräftige Gefährten zur Seite ^^

@Tiara: Alles auf eine Karte setzen ist wohl nie eine sonderlich gute Idee... manchmal aber eben der einzige Ausweg den man hat... Oder vielleicht ist diese Eingebung gar nicht auf Kyles Mist gewachsen? Ich frage mich schon die ganze Zeit, was Ms. Shan mit diesem "kleinen Schubs" meinte... hmm... Seltsam, nicht wahr? Ich kann manchmal so fies sein...schrecklich :D ^^""

@Lynx: Nope.
Myriade, (gr.), weibl., -n: Zahl von Zehntausend; (übertr. nur Plur.) unzählbar große Menge, unendlich viele
Man lernt nie aus ;) :D

@Lene: Ja, und wie ich ein Fan von Zeitlupe, bzw. der Matrix Bullet-Time bin ^^ Wenn Omega ein Film oder eine Serie wäre, wäre bis jetzt auch jede Szene, in der eine Zeitlupeneinstellung kommt, verbunden mit einer echt krassen Kameraführung, dass die Macher der Matrix-Trilogie nur vor Neid erblassen könnten *gg*
Und ja, Handlung kommt auch bald wieder so richtig schön ins Rollen... Immerhin will ich ja recht bald die Charaktere "Sahlene" und "Tiara" einbauen... ^^ *gg* (Was mich übrigens auf die Idee bringt, dass ich mir noch eine Rolle für Alec überlegen muss ^^""")

@Yama: Ja, als Film wäre es vermutlich wirklich besser vorzustellen... Oh verdammt, WB, wann meldet ihr euch endlich? ^^"
Und wegen WoW: Wenn ich überhaupt mal Zeit finde zu spielen, treibe ich mich auf den Server Zuluhed mit einem Menschen Priest herum ^^° Nachdem nun aber das Ehernsystem da ist, spiele ich mit dem Gedanken, wo anders einen Hordenchara zu erstellen, denn bei den momentanen Ally:Horde Verhältnissen auf etwa 90% der Server krieg ich jafast schon ein schlechtes Gewissen, wenn ich PvP betreibe ^^"""" Oder ich geh gleich auf einen RSP-Server... Wobei aber Hand und Zirkel zu voll sind und auf der Liga zu wenig los... aber mal sehen, wie es nach den Transfers aussieht ^^

@Alec: Hey du! Ich hab mich wirklich gefreut, als ich deinen Namen vor einen Post hier gelesen habe ^^ Und ich finde, es verdient ganz schönen Respekt, wenn du zu diesem Zeitpunkt in die Geschichte einsteigen willst ^^ Sind bis jetzt ja doch schon 210 Din A4 Seiten...
Jedenfalls ein ganz liebes Dankeschön für das viele Lob... Und an dieser Stelle noch ein dickes SORRY, dass ich bei Black Chains nicht auf dem Aktuellsten Stand bin, aber wie du vielleicht schon aus meinem Kommentar herauslesen konntest, steck ich momentan auch ziemlich im Stress ^^°°° Aber sobald ich mal wieder etwas mehr Zeit habe, werd ich mich wieder in den Thread werfen ^^ [Und in Derisdi... Und in Genesis... Und... Und... ^^" ... Mann... Ich bekomm langsam ein ECHT schlechtes Gewissen ^^""""""]
However, ich bin jedenfalls irrsinnig happy darüber, dich hier begrüßen zu dürfen, wollt ich noch sagen :)

So... jetzt seid aber wirklich ihr an der Reihe ^^
 
Tja, da kann man nur sagen: Ihr solltet meine Wünsche alle so prompt in die Tat umsetzen. Brav, Kay, sehr brav *Kay den Kopf tätschelt und ihm ein Leckerli hinhält* Hast du fein gemacht :D

Hm, also: Sehr schöner Teil, hattest ein paar Grammatik- und Rechtschreibfehler drin, aber die einzeln rauszusuchen und aufzuführen, überlass ich fauler Mensch mal Lynx und Tiara.
Was den Inhalt angeht, scheinst du ja wieder in Normalzeit gelandet zu sein, was ich auch sehr fein finde, da die Handlung ja nur so vorangetrieben werden kann.
Kyle ist jetzt also endgültig an seine Grenzen gegegangen (Gut, dass er welche hat), aber Jax und Cassy passen ab jetzt auf ihn auf -> find ich prima. Die beiden waren ja fast passiv im Gegensazu zu deinem Protagonisten.

Schreibstilmäßig ist mir das schon aufgefallen, dass der untere Absatz etwas wirr wurde, aber das hat sehr gut gepasst, da hättest du uns die Interpretation nicht unbedingt gleich mitliefern müssen. Trotzdem danke.

Nun denn, insgesamt schöner Teil und gute Aufhängung für weitere Enthüllungen.

Du wirst uns zwar lange warten lassen, aber so lerne ich wenigstens, mich in Geduld zu üben. Von daher: Ich freu mich auf den nächsten Teil und versuche, nicht allzu panisch zu werden, wenn's denn länger dauert...

ciao und alles Gute im Labor
-Lene
 
Na ja... So ganz versöhnt mich das Ende da nicht *g*. Klar, er schaffts nicht allein, aber er hats geschafft (ja, ich bin Sadist *g*). Aber Ms. Shan war stylish - offensichtlich doch nicht ganz so loýal wie Rykov denkt *rofl*...
 
Jaja, ein paar kleinere Rechtschreibfehler waren schon drin (z.B. "vor bei" statt "vorbei", relativ nah am Anfang), aber schlimm war's nicht. Mir hat natürlich der Teil mit Lynx am besten gefallen :D , wobei ich erst, als ich den Namen gelesen hab, bemerkt hab, dass es da um Lynx geht - vorher hatte ich irgendwie nur unbewusst wahrgenommen, dass da ja "Major" steht und Kyle gar keiner ist...

BTW: Bei mir in meinem (selbst verfassten ;) Ne, kleiner Scherz) Lexikon steht die Version mit der Zeitspanne. Ich habe, glaub ich, mal gelesen, dass eine Myriade URSPRÜNGLICH 10.000 Jahre sind, aber im übertragenen Sinne auch für eine große Anzahl stehen. Ich bleibe also bei meiner Meinung (das Dumme in einer Demokratie ist ja, dass jeder das Recht hat auf seine eigene, unbedeutende Meinung) ;)
 
10. Fled (7)

Ähemm... ich hab euch vorgewarnt... Es könnte mal wieder etwas länger dauern... hat es auch ^^""" Oh well... fangen wir einfach an, ohne uns allzu lang bei dem "Kay-ist-ein-fauler-Sack" Thema aufzuhalten...

@Lene: Jepp, Kyle ist jetzt erst mal K.O. für die nächsten paar Teile. Wie schon einmal angeschnitten, hat es zwar ziemlich lange gedauert, aber der Gute ist dennoch endlich an seinen Granzen angekommen - ist ja auch wirklich mal Zeit geworden ^^"
Zu den Fehlern kann ich wohl nur sagen, dass sie vermutlich nicht viel besser werden in der nächsten Zeit. Ich werd mir zwar wieder ordentlich Mühe geben, wieder etwas öfter zum Schreiben zu kommen, aber das bedeutet ja leider nicht, dass ich schon wieder Übung darin habe ^^""""

@Shan: Und sie wird noch viel stylischer... zumindest hoff ich, dass ich sie so umsetzen kann, wie ich es mir gedanklich zusammengereimt habe...

@Lynx: Und ich würde mich natürlich NIEMALS trauen, diese Meinung anzuzweifeln ;) Aber nein, im Ernst, du hast nicht unrecht. Myriaden und Äonen sind in der direkten Übersetzung sicherlich Zeiteinheiten, wobei erstere aber eben noch anderwertig verwendet werden können - zumindest berufe ich mich darauf *gg* ^^

@Tiara/Xryclorx: First off all, besten Dank für die Glückwünsche, auch wenn das alles schon ziemlich lange her ist (oh mann, mein schlechtes Gewissen wird immer schlimmer.... -.-)
BTW: Wie genau kam es eigentlich zu der Namensänderung? Ich meine, ich kenn den Nick zwar schon länger, da es ja dein ICQ-Nickname ist, aber dennoch war ich ziemlich überrascht und neugierig. So irrsinnig lästige Fragen kommen mir in den Sinn wie zB Warum die Änderung? Wie kommt man auf den neuen Nick und - vor allem - Darf ich dich trotzdem weiterhin Tiara nennen? ^^
(Außerdem sollte ich noch erwähnen, dass ich leider noch nicht viel bei Derisdi weitergekommen bin - das .doc von amy ist zwar sicher sehr viel hilfreicher, aber irgendwie komm ich nicht so recht dazu - Aber das wird sicher noch ^^ Ich hab mir vorgenommen, vor... ähh... sagenwirmal... Weihnachten wieder up-to-date zu sein... ^^" Das klingt schrecklich, nicht wahr? Aber ich geb mir wirklich Mühe...)

@Yama: Danke für das Vertrauen und die Hartnäckigkeit. *seufz* Irgendwie werd ich das Gefühl nicht los, dass ich einfach öfters solche Aufforderungen brauche... -.-"

@Sev: Und last but not Least... Hey ho!
...
Irgendwie bin ich mir nicht so sicher, was ich sagen soll... Du hast dir wirklichdie Arbeit angetan und die vergangenen ~210 Seiten gelesen...? Ich bin... beindruckt. Wäre cool, wenn du am Ball bleiben würdest (und wenn du vielleicht beim nächsten Mal sagen könntest, was genau dir gefällt und so ;) :D


Well now... Jetzt sollten wir aber wirklich mal weitermachen, huh?




In einem einzigen Aufschrei explodierte regelrecht die sorgfältig zusammengebraute Mischung aus Panik und Hysterie in der Masse, die sich am Fuße des Sentinels rund um den Haupteingang des schwarzen Turmes gesammelt hatte. Waren es vor wenigen Augenblicken nur einige wenige Menschen, die von den direkten Folgen der einschlagenden Gewehrsalven und des intensiven Lärms zweier Helikopter, panikartig davon stürmten, hatte die blanke Angst nun sämtliche Augenzeugen des gewaltigen Schauspiels gepackt.
Was wohl hauptsächlich mit dem gigantischen Feuerball zusammenhing, der am nördlichen Ende der Straße das Aufschimmern des beginnenden Morgen in eine orange-rote Woge verzehrender Flammen tauchte. Der von Kyle beschädigte Navajo hatte es nur noch einige hundert Meter weit geschafft, bevor er mit einem großen Knall in einem der, dem Sentinel gegenüberliegenden, Wolkenkratzer detonierte.
Um damit eine Panik auszulösen, die binnen weniger Herzschläge hunderte Menschen infizierte und zu einer kopflosen Flucht motivierte.
Und er war mittendrin.
Mit einer heftigen Bewegung seines Oberkörpers – vor allem seiner Schulter – schickte er einen jungen Mann von vielleicht 17 oder 18 Jahren zu Boden, der ihn doch tatsächlich über den Haufen rennen wollte, nur, um es in der nächsten Sekunde fast schon wieder zu bereuen. Denn kaum hatte der Junge mit seinem Hosenboden die Erde berührt, stürzte schon wieder ein halbes Duzend andere Leute über ihn hinweg und scheuten sich dabei kaum, ihre Schritte auch auf ihn zu setzen. Jax spielte eine Sekunde sogar mit dem Gedanken, ihm wieder auf die Beine zu werfen, verwarf die Option aber genauso schnell wieder, wie sie in seinem Verstand entstanden war. Er hatte nun wirklich wichtigere Dinge zu tun.
Nur unter zu Hilfenahme seiner Fäuste und Ellbögen konnte er sich langsam durch die entgegenströmende Flut aus Männern, Frauen und Kindern jeglicher Altersgruppe arbeiten, die sich ihm entgegenzwängte. Seine besonderen Fähigkeiten wollte er allerdings nicht einsetzen. Zum einen, weil diese kleine Massenpanik auch ohne einen fliegenden, in Flammen stehenden, schwarzen Kerl schon schlimm genug war, und zum anderen, weil sie gleichermaßen ideal für eine unentdeckte Flucht war. Doch bevor er wirklich einen richtigen Gedanken an Flucht verschwenden konnte, war erst einmal die Suche nach seinen beiden Partnern angesagt, die er im selben Moment bereute, wie er sie begonnen hatte.
Die kleine Telepathin war ihm keinen Sekundenbruchteil, nachdem er das Auto vor dem Kingston Hotel geparkt hatte, abhanden gekommen. Aber spätestens nachdem ein großer, schwarzer Klumpen einige Meter von ihm entfernt das gläserne Vordach durchschlagen hatte, war ihm schon klar, wo er nach ihr suchen musste. Doch diese wenigen Meter, entgegen der Stromrichtung der Menschenflut, kosteten ihm mehr Zeit und Beherrschung, als er es für möglich gehalten hatte.
Doch schließlich überwand er auch dieses Hindernis. Und fand seine kleine Verbündete. Zusammen mit einem anderen Bekannten, dessen Anblick ihn allerdings nicht gerade sehr ermutigte.

„Lebt er noch?“

Die Stimme des Jamaikaners klang weder besorgt noch wirklich betroffen. Man konnte lediglich ein Quäntchen Neugier und massenhaft Eile aus ihr herauslesen, als er sich langsam der jungen Telepathin näherte, deren einst so schneeweiße Uniform immer mehr und mehr vom Blut des Colonels durchtränkt wurde. Cassandra kniete mitten in einer Lache aus rotem Lebenssaft und Scherben, die sich rund um den Körper des Aufgeschlagenen gebildet hatte und hielt Kyles Oberkörper in ihren Armen. Dicke Tränen kullerten über ihre, von Staub und Ruß verschmutzten Wangen und verstärkten damit nur den trostlosen Anblick ihres verstörten Gesichtes.
Jax trat einige Schritte näher, als er plötzlich bemerkte, dass sich keine anderen Menschen außer den drei Superiors auf der Einschlagstelle tummelten. Ein kurzer Blick auf die Menge, einige Meter vor ihm, zeigte ihm allerdings recht schnell, dass eine mysteriöse, unsichtbare Kraft die Fliehenden vom roten Teppich wegdrängte. Ein kurzes Grinsen huschte über sein Gesicht, als er sich fragte, ob es der jungen Telepathin überhaupt bewusst war, dass sie instinktiv einen telekinetischen Schild um den Vorplatz errichtet hatte, der die Menschen auf Abstand hielt. Doch das Grinsen war schneller verschwunden, als man es vielleicht wahrnehmen konnte. Denn nur einen Gedanken später war er bei dem lädierten Körper des Colonels angekommen.
Langley war in viel schlimmeren Zustand, als er es im ersten Moment vermutet hatte. Ganz egal, was ihn in der Stunde, die sie nun schon getrennte Wege gingen, untergekommen war, es musste seine Kräfte wohl aufs Maximum ausgeschöpft haben. Zahlreiche Schnittwunden übersäten sein Gesicht und seine Unterarme, die allesamt wohl von dem Durchschlagen des Vordaches herführten. Die schwarze Kleidung, die schon bei ihrem Zusammentreffen in dem Gefängnis nicht mehr makellos intakt war, bestand nun nur mehr aus wenigen Stoffresten, die spinnnetzartig untereinander verbunden waren. Er konnte zwar noch Teile der ärmellosen Einsatzjacke und den schwarzen Rollkragenpullovers entdecken, hauptsächlich aber war Kyles Oberkörper nur mehr mit einem Teppich aus Prellungen, Schürf-, Schuss- und Schnittwunden bekleidet. Doch viel bedeutender als seine eigentlichen Verletzungen war wohl die Tatsache, dass sie sich nicht wieder zusammenfügten. Jax hatte die Selbstheilkräfte des Colonels aus nächster Nähe betrachten dürfen. Binnen weniger Sekunden hatte er die schlimmsten Verbrennungen und eine nicht minder große Anzahl von Schusswunden geheilt, doch nun schien es fast so, als würden all die kleinen Kratzer und Schnitte überhaupt nicht mehr zuwachsen. Und als ob die zahlreichen Blutungen überhaupt nicht mehr stoppen würden.

„What’s up? Lebt er noch?“

Er stellte der kleinen, verweinten Telepathin dieselbe Frage zum zweiten Mal. Diesmal mit mehr Schärfe, mit mehr Nachdruck. Und dieses Mal bekam er auch eine Antwort darauf. Cassandra fing leicht an, mit dem Kopf zu nicken.

„Gut. Dann hilf mir, seinen Arsch von hier wegzuschaffen. Falls du’s noch nich’ gemerkt hast, Sweety, aber hier is’ die verdammte Hölle los…“

Mit diesen Worten kniete sich der dunkelhäutige Hüne nieder und versuchte, den verdrehten Körper des Colonels in eine glücklichere Position zu bewegen, aus der er ihn besser hochheben konnte. In diesem Moment bemerkte Jax auch das Katana, welches noch immer von Kyles rechter Hand fest umklammert war. Mit einer heftigen Bewegung löste er den Griff und steckte das Schwert zurück in die dazugehörige Scheide, die er dem Offizier bereits vom Rücken genommen hatte. Kaum war das dazugehörige, metallische Klirren, verklungen, musterte der Jamaikaner einen Augenblick lang das Japanische Schwert. Irgendwie war es beinahe skurril. Als er noch jünger war, hatte er sich immer so ein Teil gewünscht.

„Na los, Babe… Pack gefälligst mit an… Die kleine Panik is’ genau das, was wir für ne gelungene Flucht brauchen… Aber sie wird nicht ewig andauern.“

Ein dunkler Blick flog erneut auf das Mädchen, das sich nun wohl endgültig von ihrer Starre befreit zu haben schien. Mit einem weiteren Nicken griff sie unter Kyles linken Arm und zerrte ihn, dank kräftiger Unterstützung ihres neuen Gefährten, der bereits den rechten Arm fest umklammert hielt, mit einem kräftigen Ruck nach oben. Einen Moment lang glaubte sie fast, ein leichtes Stöhnen von dem Soldaten vernommen zu haben, doch bereits im Nächsten war sie sich absolut sicher, dass lediglich ihre Einbildung ihr einen Streich spielte. Kyle war bewusstlos. Am Leben, aber vollkommen außer Stande, Laute von sich zu geben, geschweige denn zu laufen. Und das wiederum war ein nicht zu unterschätzendes Problem.

„Jax… Wir… wir müssen zum Wagen….“

„Yeah Babe… Gleiche Idee hatte ich auch… Also los!“

Jax ließ keinen kostbaren Moment verstreichen, als er mit dem verwundeten Colonel unter dem Arm in Richtung Limousine vorstürmte. Er legte dabei eine solche Geschwindigkeit vor, dass Cassandra einige Male vollkommen aus dem Takt kam und auch sonst sich nur sehr schwer tat, Schritt zu halten. Obwohl der Wagen selbst nur wenige Meter weit weggeparkt war und obwohl sie durch das unsichtbare Psi-Schild der kleinen Telepathin freie Bahn hatten, dauerte es Jax entschieden zulange. Seine Gedanken rasten in ungeheurem Tempo und versuchten immer noch, die momentane Situation mit einem geeigneten Fluchtplan zu kombinieren. Was beinahe unmöglich erschien.
Die Route nach Norden war unpassierbar. Jax hatte zwar nicht genau gesehen, wo der Navajo runter ging, allerdings reichte die bloße Tatsache, dass einer dieser schwarzen Ungetüme dort abgestürzt war, vollkommen aus, um diese Strecke von vorhinein auszuschließen. Blieb nur mehr die südliche Richtung. In der sich im Moment nicht nur einige hundert Menschen zwängten, sondern die auch mitten durch die Stadt – oder zumindest mitten durch Santa Monica. Denn dies schien die einzig schnelle Route zu sein, die sie nach Norden und somit raus aus der Stadt führen würde. Doch zu welchem Preis? In dem dünn besiedelten Gebiet Richtung Santa Monica würden sie wie auf dem Präsentierteller stehen. Und dennoch war es wohl die letzte, einigermaßen vernünftige Option, die ihnen noch blieb.
Jax fluchte erneut.

*

„… NAVAJO DOWN!... WIEDERHOLE: NAVAJO DOWN! HQ, BLUE TWO IST RUNTERGEGANGEN! ERFORDERN SOFORTIGE RETTUNGSMASSNAHMEN! BLUE ONE, OVER!“

Die Stimme des Piloten brüllte die Worte regelrecht in das integrierte Mikrophon seines Helmes. Es hatte ihn eine gute Schrecksekunde gekostet, den aufsteigenden Feuerball als die Katastrophe zu deuten, die er auch war. Wie zur Hölle konnte das nur passieren? In der einen Sekunde hatte er diesen Mistkerl noch direkt im Visier, und in der nächsten konnte er nur mehr hilflos mit ansehen, wie ein Navajo mit zwei Kameraden abschmiert. Ein Anblick, der seine Gedärme zusammenschnürte und jegliche Farbe aus seinem Gesicht weichen ließ.

„Rodger Blue One. Werden Rettungsteam losschicken. Könnte aber noch dauern. Momentan ist die Hölle hier los. Beinahe alle Flug- und Fahrzeugkontrollen werfen nach dem Reboot mit Fehlermeldungen um sich herum. Ihr könnt froh sein, dass ihr überhaupt noch in der Luft seid, geschweige denn, wenn wir Blue Zero hochschicken können… Sorry Jungs, aber wie es aussieht, seid ihr auf euch alleine gestellt. HQ, Over.“

Soviel zum Thema Worst Case Scenario.

„Rodger, HQ. Fahren mit Mission nach Plan fort. Blue One, Over and Out.“

Der Pilot warf noch einen letzten, kurzen Blick auf die schwarze Rauchwolke und auf die brennenden Überreste des Helikopters, bevor er sich wieder an seine Copilotin wandte.

„Ann… Geschütz neu munitionieren. 20 Millimeter panzerbrechendes Vollmantelgeschoß. Raketenwerfer auf Stand-By bringen. Lade die Maverick Luft-Boden-Raketen… Lass es uns diesen Schweinen zeigen.“

„Aber unsere Befehle lauten anders…“

„Scheiß auf die Befehle.“

*

Ruckartig riss Jax die hintere Wagentür auf der Beifahrerseite auf und legte den bewusstlosen Colonel auf die Rückbank. Kaum hatte er auch das japanische Schwert hinter dem Fahrersitz verstaut, schlug er mit ziemlicher Wucht die Türe zu und eilte zur Fahrerseite. Cassandra hatte ihm ohne ein Wort der Widerrede den Platz des Fahrers überlassen und daneben bereits Platz genommen. Ihr Blick und ihre Konzentration hätten ohnehin nicht für den kommenden Weg ausgereicht.

„Sag mal, Babe… Du kannst doch dein cooles Telepathen Schild um den ganzen Wagen legen, right?“

Jax Blick streifte die junge Frau nur kurz, als er auf seinen Platz sprang und mit einer schnellen Bewegung den Motor anließ. Doch dieses kurze Betrachten ihres verwirrten Gesichtsausdruckes reichte ihm vollkommen aus, um seine Anfrage noch einmal neu zu formulieren.

„Yo, die Sache is’ die… Ich hab nich’ gerade viel Lust dazu, diese Leute da vorne einfach so über den Haufen zu fahren… Also hab ich mir gedacht, du könntest ja wieder so’n Schild um den Wagen legen, wie du es eben grad gemacht hast… Du weißt schon… so ne Art Pflug… Get my point?“

Wenn der Jamaikaner ein wenig mehr auf Cassandra geachtet hätte, hätte er ein kurzes, aufflammendes Entsetzen erkennen können, das sich wie ein Schatten über ihr Gesicht legte, als sie die Worte verstanden hatte. Blitzartig huschten ihre Blicke aus dem Fenster zu all den panischen Menschen, die links und rechts an der Limousine vorbeistürmten.

„Du… willst wieder zurück über den Gehsteig fahren… aber… die ganzen Leute…“

„Yepp, genau da kommt dein Schild ins Spiel.“

„Aber, aber… ich hab noch nie ein Schild über ein bewegtes Objekt aufrecht erhalten.“

„Und was war mit grade eben, huh? Im Gehen?“

„Aber…“

„Pass auf, Kleines. Entweder sorgst du dafür, dass wir schneller zum Speedway kommen, oder ich sorg dafür… Comprende?“

Die letzten Worte spuckte der Jamaikaner regelrecht aus und unterlegte den Ernst der Situation mit einer kleinen Geste. Seine rechte Faust ballte sich dicht vor dem Gesicht seiner Beifahrerin zusammen und ging für einen kleinen Moment lang in Flammen auf. Cassandra hielt erschrocken die Luft an. Ihr war durchaus klar, was ihr Gegenüber damit ausdrücken wollte. Es lag ganz an ihr, ob sich die nachtschwarze Omega-Limousine ihren Weg durch die Menge mit einem Schild aus Energie, oder mit einem aus Feuer bahnen würde. Mit dieser schrecklichen Erkenntnis gab sie leise und resignierend ihre Antwort und begann sich zu konzentrieren.

„Ich… gebe mein Bestes.“

„Damn right, Babe. Und ich wird zusehen, dass wir die Schmeißfliegen loswerden.“

Jax warf noch einen letzten, abschätzenden Blick in den Rückspiegel und betrachtete einen Herzschlag lang den kleinen, schwarzen Punkt am Himmel hinter ihnen, der schnell größer wurde. Danach legte er einen Gang ein und trat das Gaspedal bis auf Anschlag durch.




Meinungen, Anfragen, Beschwerden, Morddrohungen bitte JETZT posten ^^
 
Zuletzt bearbeitet:
*G* Jax ist ganz schön überzeugend... Irgendwie wirkte die Szene aber trotz der Action seltsam ... statisch. Ich weiß, es ist schwierig, Hektik rüber zu bringen, aber hier wirkte es einfach zu ruhig, um die Panik wirklich zu merken.
 
Da hat Shan nicht ganz Unrecht. Es waren auch ein paar Fehler drin (u.a. dein Lieblingsprojekt, das Plusquamperfekt ;) )... trotzdem nett, mal wieder einen Teil zu lesen... und erstaunlich, dass ich sogar noch so ungefähr wusste, wo wir letztes Mal stehen geblieben waren! ^^"
 
jo hab alles durchgelesen, so mag ich das am liebsten wenn ne geschichte schon weit fortgeschritten ist und man nicht auf nen neuen teil warten muss ;)
und was mir gefällt? vor allem dein schreibstil ist sehr gut .. dazu ist natürlich auch die story sehr glaubhaft aufgebaut :)
netter teil ansonsten bis auf die oben schon angemerkte kritik
freut mich das du weiter schreibst
 
am anfang war mein erster gedanke, gut nicht der erste nach dem "Ja-geil-es-geht-weiter"-Gedanke, was ist als letztes passiert?

Aber während dem Lesen ist mir auch alles wieder eingefallen und das spricht ja definitiv für die story.
 
Zurück
Oben Unten