Omega

Jax find ich einfach cool ^^ Der Kerl hat das Talent alles so richtig genau und treffend zu schildern XD Der Traum hat aber noch was erschreckend wahres an sich. Schliesslich hat Kyle durchaus recht im Unterbewusstsein festzustellen, dass es noch nciht vorbei ist.

Weiter, weiter ^^ Und zwar pronto, würd ich sagen XD

Ciao louna
 
Also ich hab zwar erst gestern agenfangen hier zu lesen, aber spät ist besser als nie^^

Also ich muss sagen, das es eine der besten FFs ist, die ich hier je gelesen habe, wenn nicht die beste. ICh kann mir alles so richtig gut vorstellen, was bei vielen FFs hier net der Fall is. Dein Schreibstil ist einfach nur geil^^. Ich ahbe keine Probs beim Lesen und Fehler kann ich auch keine finden. Ich bin schon auf den näcshten Teil gespannt
 
Maidens of the night

ENDLICH! Endlich ist diese blöde Prüfung vorbei und endlich hatte ich mal wieder etwas Zeit, um mich diversen Dingen zu widtmen, die mittlerweile schon eine Spur zu lang auf der Warteliste versauen mussten. ^^° Also, in diesem Sinne: Ladies and Gentlemen - Ich präsentiere ihnen die erste Kurzgeschichte im Rahmen von Omega - Vorhang auf für Maidens of the night

But fiiiiirst...

@Lene: OK, das war vielleicht ein wenig vergriffen, geb ich schon zu ^^° Und das mit dem Plusquamperfekt... Irgendwie ist das wohl echt nicht mein Ding, fürchte ich... But I'm trying! Really! ^^°°°°

@Puu: Ähemm... Dann bitte stell dich auf was unangenehmes im Laufe der folgenden KG ein... Könnte eventuell auch etwas... ähh... unangenehm werden ^^°°°° Übrigens versuch ich in Zukunft weiter die Zeit zwischen den Teilen zu verkürzen, also das nächste Mal wenn du ne Woche weg bist, kannst du vielleicht schon nen Teil ERWARTEN ^^

@Lynx: Ja... Jax war mal wieder richtig in seinem Element. ^^ Und bald gibt es wieder Neues von ihm... vom Omega-Lynx übrigens gleich mal, sobald ich mit dem Post hier fertig bin ^^

@Louna: Here we go again ^^ Ich hoffe, das ging schnell genug *gg*

@Xry: Das Problem bei Jax war zumindest früher, dass ich ne Zeit brauchte, um "seinen" Stil zu finden. Jax ist ein Underdog, ein richtiger Gangsta. Wäre Omega auf Englisch, hätte er einen Slang wie 50 cent oder vergleichbare... Da ich aber auf Deutsch schreibe, ist das nicht gerade einfach. ^^° Erstmal schreibe ich seinen Dialog und dann muss ich es auf "Jax-Deutsch" konvertieren - was nicht gerade immer einfach ist... Geschweige denn fehlerfrei passiert ^^""" Aber ich find es schön, das dir das aufgefallen ist... Da merkt man mal wieder, wie genau du bist ;) *gg* ^^

@Majin: Wow... Ein neuer Leser... Das ist echt... Überraschend... Aber auch echt cool ^^ Willkommen in der Runde, MV89! Ich hoffe, du meldest dich, wenn du mal komplett durch bist mit der Geschichte ^^

So.... aber jetzt gehts wirklich weiter! ^^





Maidens of the night


Es war eine kristallklare Nacht, wie man sie nur mehr selten erlebte. Keine einzige Wolke verhinderte den Blick auf die unzähligen Sterne, die ihr schwaches Licht auf die Erde warfen. Und auch der Mond selbst strahlte in seiner Pracht auf die nächtliche Landschaft um den Pyramid Lake herum. Sein Abbild spiegelte sich wabernd und verformt in dem dunklen Wasser des Sees wieder und verpasste dem Ufer damit eine mystisch wirkende Korona, welche ihr blasses, schwaches Licht auch auf die einsame Straße warf, die nur wenige Meter neben dem Ufer verlief. Und auf der sich nur ein einziger Lastwagen zu dieser späten Stunde bewegte.
Mit einem leisen Seufzen sah der Soldat wieder auf das Armaturenbrett des Fahrzeugs und musste mit Bedauern feststellen, dass gerade einmal fünf Minuten seit seinem letzten kontrollierenden Blick auf die Digitaluhr vergangen waren. Fünf ewig lang erscheinende Minuten in einem alten Militärlastwagen, der ungefähr so gut isoliert wie ein Stück Schweizer Käse war und nach Jahrzehnten des Diensteinsatzes auch schon ungefähr so roch. Und dann war da noch dieser Corporal – der Fahrer des LKWs. Eigentlich ein recht netter Kerl, aber nicht gerade gesprächig. In den vergangenen vier Stunden hatte er gerade einmal das notwendigste mit ihm gesprochen. Einige Details betreffend die Lieferung und der Route, dann einige private Sachen. Familienstatus, wie lange er schon diente – der übliche Smalltalk zwischen zwei Soldaten eben, die zufällig für ein und denselben Auftrag ausgewählt wurden und sich vermutlich genauso schnell wieder aus den Augen verlieren würden. Also warum sich Gedanken machen? Und so sah er weiter aus dem Fenster und beobachtete die leere, trostlose Landschaft, durch die sich die alte Straße schlängelte. Den Schlaglöchern und den vielen Rissen im Asphalt nach zu urteilen, war diese Straße ohnehin schon längst in Vergessenheit geraten. Vermutlich waren die Militärlastwägen die einzigen Fahrzeuge, die sich noch auf diese Route trauten, die offiziell mitten im Nirgendwo der Wüste endete. Inoffiziell allerdings sah die Sache anders aus. Aber es gab kaum jemanden außerhalb der Organisation, der von dem versteckten Depot wusste, von dem sie gerade kamen. Eigentlich war es eher eine alte Bunkeranlage aus einem längst vergangenen Krieg, doch sie bot ausreichend Platz. Und so hatte sie Omega recht schnell in ein großes Lager umgewandelt. Ein großes Lager, einige duzend Fuß unter dem staubigen Wüstenboden, das einzig und allein noch den Zweck besaß, einmal im Monat von einem Transporter besucht zu werden. Der entweder Güter dort ablud und verstaute oder – wie im aktuellen Fall – eine Lieferung dort abholte. Um sich danach wieder auf den langen Heimweg zu machen. Durch eine trostlose Gegend, die man zwar in weiblicher Begleitung als durchaus romantisch empfinden konnte, auf der Fahrerbank eines Militärtransporters hingegen nur als äußerst langweilig betrachtet werden konnte.
Für einen winzig kleinen Moment wünschte sich der Soldat fast schon, dass irgendetwas passieren würde, um diese triste Eintönigkeit zu vertreiben. Ein Funkspruch der Zentrale, ein Platten, ein unvorsichtiges Tier, das sich zu dieser späten Stunde noch auf die Fahrbahn verirrte – irgendetwas eben.
Er hatte aber nicht damit gerechnet, dass sein Wunsch wahr werden könnte.
Geschweige denn, dass es so schnell passierte.

„Hast du das gehört?“

Die überraschenden Worte des Fahrers rissen ihn beinahe augenblicklich aus seinen Gedanken. Überraschend war dabei jedoch nicht nur die Tatsache, dass der Corporal sein Schweigen brach, sondern auch, was er dem einfachen Soldaten vermitteln wollte. Mit gerunzelter Stirn horchte dieser konzentriert in die Umgebung. Das monotone Schlagen des Motorkolbens, der knirschende Asphalt unter den Reifen, das Pfeifen des Fahrtwindes und einige rumpelnde Geräusche, die wohl eindeutig von der Ladung kamen. Nichts Außergewöhnliches also. Mit immer noch konzentriert wirkendem Blick fixierte er den Fahrer.

„Was gehört?“

„Ich hätte schwören können, irgendwas ist auf unser Dach gefallen…“

Ein kurzes Lachen drang aus den Lungen des Private. Vermutlich war es nichts weiter als ein Vogel, welcher das Wagendach streifte – sofern da überhaupt etwas war. Er wusste nicht, wie oft der Corporal neben ihm schon diese Strecke gefahren war, aber er war sich ziemlich sicher, dass man durchaus paranoide Tendenzen entwickeln konnte, wenn man zu oft durch diese trostlose Wüste musste. Also setzte er ein gewinnendes Grinsen auf, drehte sich in zum Fahrersitz und versuchte einige beruhigende Worte an sein Gegenüber zu richten. Er dachte an ein ’Jetzt bleib mal cool.’ oder an ein ’Ist vermutlich nur der Wind.’, doch tatsächlich drang kein einziges Wort aus seinem halb geöffneten Mund. Seine Lungen, seine Muskeln und sein gesamter Verstand waren wie gelähmt, als er das explodierende Rot vor seinen Augen realisierte und als das deutete, was es auch in Wirklichkeit war.
Die Halsschlagader des Fahrers, die gerade von einer Klinge zerfetzt wurde und deren Inhalt sich mit großen Druck über dem Gesicht des Soldaten ergoss. Er hörte nicht mehr die letzten, röchelnden Geräusche seines Kameraden. Er machte sich keine großen Gedanken darüber, woher diese Klinge gekommen war, die durch das Dach hindurch auf den Fahrer niederging und noch immer im Hals des sterbenden Corporals steckte. Er spürte noch nicht einmal den brennenden Schmerz, den das warme Blut verursachte, als es in seine Augen lief. Für einen einzelnen Moment existierte nichts mehr im Leben des jungen Soldaten als die Grausamkeit dieses einen Augenblicks, der sich wohl für immer und ewig unauslöschbar in sein Gedächtnis gebrannt hatte.
Als der Moment vorbei war, brach die Hölle unter ihm auf.

„SCHEEEIIIISSSSEEEEE!“

Ohne es bewusst steuern zu können, schrie sich der junge Mann fast die Stimme aus dem Hals, als er mit panisch zitternden Händen nach seiner Waffe griff, diese entsicherte und unkontrolliert auf das Dach der Fahrerkabine schoss. Der Lärm der preschenden Salve in dieser geschlossenen Kabine war zuviel für seine Ohren, sodass sich diese bereits nach den ersten Schüssen mit einem monotonen Tinnitus verabschiedeten. Doch das bemerkte er nicht. Er bemerkte auch nicht den brennenden Schmerz in seinen Augen, der durch das Blut seines Kameraden und die zahlreichen, mikroskopisch kleinen Splitter verursacht wurde. Frei von jeder rationalen Entscheidung entlud er kreischend einfach nur das gesamte Magazin der Maschinenpistole an dem Dach, welches nach wenigen Sekunden nur noch aus zerbeulten Metallfetzen bestand. Blasses Mondlicht schien durch die vielen neuen Löcher in das Innere des Transporters und zeigte ihm das Ausmaß seiner Zerstörung. Doch was fehlte war die Ursache dieses Gewaltaktes. Er konnte niemanden erkennen, der sich auf dem Dach befand. Zu spät gebar er den Gedanken, dass sein Handeln falsch war. Und dass er den Lastwagen vielleicht hätte stoppen sollen, anstatt seiner Panik freien Lauf zu lassen. Genau in diesem Moment rammte der Transporter die Gestalt in der braunen Kutte, die sich unbemerkt von dem Soldaten auf der Fahrbahn positioniert hatte.
Mit voller Wucht wurde der Kopf des jungen Soldaten gegen die Konsole des Innenraums geschleudert.
Und eine finstere Wolke der Ohnmacht verschluckte ihn.

*

Sein Kopf dröhnte. Eine jede Faser seines Körpers schien sich mit einem wahrhaften Feuerwerk aus Pein wieder zurückzumelden, als er die Augen langsam wieder aufschlug und dabei fast seine letzte Mahlzeit wieder hochwürgte. Er versuchte sich zu orientieren. Noch immer befand er sich im Inneren des Lastwagens, doch dieser befand sich nicht mehr auf der Straße. Oder in einer normalen Position. Er war zur Seite gekippt. Warum, das wusste er nicht, aber er konnte sich noch wage an einen schweren Zusammenstoß erinnern. Doch mit was? Der eingedrückten Front und dem zerschredderten Blech nach zu urteilen war es wohl mindestens ein Panzer. Doch er konnte sich an keinen Panzer erinnern. Nur an eine Gestalt in einer Kutte. Ein weiter Schmerzimpuls durchzuckte seinen Kopf, als sich die Erinnerung in seinem Gedächtnis losriss. Er keuchte, biss die Zähne zusammen und versuchte wieder klar zu denken. Er musste hier raus. Raus aus diesem Wrack und weg von dem Fahrer. Er musste Meldung erstatten. Den Schuldigen finden. Und ihn für das bestrafen, was er dem Corporal antat. Er musste…
Aus den Augenwinkeln heraus sah er nach oben und bereute diesen Anfall von Neugier auch sofort wieder. Der Fahrer war zwischen seinem Sitz und dem Lenkrad eingeklemmt, doch die starren, toten Augen sahen direkt in seine Richtung. Und von der Klinge in seinem Hals tropfte noch immer Blut auf ihn herab. Ein weiteres Mal rebellierte sein Abendessen dagegen, im Magen zu bleiben. Diesmal gab er dem Drang nach.
Es war komisch, doch irgendwie tat ihm das gut. Fast so, als würde er nicht nur seinen Mageninhalt hochwürgen, sondern auch die letzten Zweifel, die sich in seinem Körper befanden. Er musste raus hier, das war oberste Priorität.
Ohne sich ein weiteres Mal ablenken zu lassen, wischte er sich mit seinem Ärmel den Mund ab und griff danach zu seiner Maschinenpistole, die noch immer an einem Gurt um seinen Hals hing. Mit dem Heft der Waffe schlug er zwei Mal auf das eingebrochene Glas der Windschutzscheibe, bis sich diese mit einem lauten Krachen aus der Fixierung löste und zu Boden fiel. In einer weiteren Kraftanstrengung befreite er sich aus den Resten der Kabine und krabbelte ungeschickt aus dem Fahrzeug hinaus. Sein Herz raste und seine Lungen sogen gierig die kalte Luft der Wüstennacht ein, als sich sein Körper um einhundertachtzig Grad drehte und die Front des Lastwagens betrachtete. Hatte er noch bis vor wenigen Sekunden daran geglaubt, dass sie ein Panzer gerammt haben musste, so sicher war er sich jetzt, dass es was anderes gewesen war. Etwas weitaus mächtigeres.
Der komplette Motorblock des Fahrzeuges war in Trümmern. Das Blech und Metall hatte sich verformt, als wäre es Knetmasse. Sie hatten etwas gerammt, ja. Aber dieses Etwas war viel kleiner als ein anderes Fahrzeug. Und es war mittlerweile verschwunden. Zumindest konnte er es nicht in seiner direkten Umgebung erkennen. War es vielleicht doch eine Person? Ein feindlich gesonnener Superior? Oder noch schlimmer: Ein Freak? Mit diesen Gedanken im Hinterkopf machte er sich daran, seine Waffe schleunigst nachzuladen. Seine zuckenden Finger griffen nach einem weiteren Magazin in seiner Jacke und rammten es heftig in den dafür vorgesehen Schacht der MP. Er fühlte sich nun ein kleines bisschen besser. Doch nur für einen Augenblick. Bis er ein krachendes Geräusch vom Ende des Lastwagens hörte und nur einen Sekundenbruchteil später eine solide Containertür durch die Luft segelte. Und eine Gestalt in einer braunen Kutte hinter dem umgestürzten LKW auftauchte.

„SIE DA! KEINE BEWEGUNG! WENN SIE SICH BEWEGEN, MUSS ICH DAS FEUER ERÖFFNEN!“

Die Hysterie war deutlich in seiner Stimme abzulesen, aber dennoch – oder vielleicht gerade deswegen – versuchte er sich einzureden, dass er nun standhaft sein musste. Dieser Angreifer sollte keine zweite Chance bekommen, etwas so furchtbares zu vollbringen. Doch die Person in der Kutte schien von der geschrieenen Drohung nicht im Geringsten beeindruckt. Ohne ein Wort zu sagen, ging sie einfach weiter, direkt auf ihn zu. Da bemerkte er, dass zwei glühend grüne Augen aus dem Schatten der Kapuze herausleuchteten. Seine schlimmsten Albträume erschienen ihm in diesem Moment regelrecht erholsam und beruhigend. Ohne eine weitere Warnung betätigte er den Abzug und sandte eine Salve Kugeln zu dem Angreifer.
Welche blitzend und klirrend von diesem abprallten.
Panik wuchs in ihm.

„Scheiße! Scheiße! Scheiße! SCHEISSE!“

Wild fluchend drückte er eine Salve nach der anderen aus der MP heraus. Trotz seiner momentanen Situation waren seine Schüsse präzise. Sie trafen Brust, Kopf und Gliedmaßen der Gestalt. Sie zerfetzten ihre Kutte und machten den Blick auf einen silbrig glänzenden Körper frei, der sich darunter befand. Doch langsamer machten sie sie nicht. Ganz im Gegenteil sogar. Sie erhöhte ihre Geschwindigkeit, sodass sie direkt vor ihm stand, als die letzten Kugeln des Magazins den Lauf verließen und an der stählernen Oberfläche der Gestalt abgelenkt wurden. Ein einzelner Moment der Stille trat ein, als sich die glühenden Augen unter den Resten der Kapuze mit den menschlichen trafen. Und als ein silbrig-grauer Arm blitzschnell nach der MP griff und sie wie ein Stück Papier zerknüllte. Es war das letzte, das der Soldat sah, bevor ihn die Dunkelheit der Ohnmacht wieder einholte. Und er leblos auf dem Boden zusammensackte.

*

Die Blicke der fremden Gestalt folgten dem leblosen Körper einen Moment lang, bevor sie sich wieder auf die schwarz gekleidete Frau mit der Gesichtsmaske richteten, die sich unbemerkt von hinten an den Soldaten angeschlichen hatte.

„Der wird sicher nicht gut schlafen heute Nacht.“

Die Stimme klang metallisch und ein wenig verzerrt, fast so, als würde sie durch einen Lautsprecher erklingen. Aber dennoch konnte man die feminine Tönung erkennen. Ein leichtes Seufzen folgte, worauf die Gestalt schließlich die Reste des braunen Stoffes ablegte und den Blick auf den stählernen Körper ihrer Rüstung frei machte.
Es war keine Rüstung im gewöhnlichen Sinne. Mehr die Interpretation des 22. Jahrhunderts. Ein metallener Helm mit zwei grünlich schimmernden, ovalen Visieren, die wie Insektenaugen auf ihm befestigt waren. Der Helm mündete in einem Halsschutz, der genauso eng der Trägerin angeschneidert war, wie der Rest dieser Rüstung. Ein stählerner Schutz, der trotz aller Leistungsfähigkeit aber noch immer die feminine Form behalten hatte. Ein wahres Meisterstück der Ästhetik, das fast so aussah, als hätte sich nur ein hauchdünner, silbrig-grauer Metallfilm, der aber immer wieder von schwarzen Linien durchzogen war, um den Körper einer jungen Frau gelegt. Nur der Helm und zwei stäbchenförmige Antriebsdüsen an den Schulterblättern zollten davor, dass es sich hierbei wirklich um einen funktionellen Metallanzug handelte. Und vielleicht auch die Tatsache, dass er seine Trägerin gerade vor einer MP-Salve aus nächster Nähe bewahrt hatte, ohne einen Kratzer davonzutragen.

„Ist alles in Ordnung?“

Im Vergleich zu der Frau in der Rüstung war die Stimme der Zweiten dunkel und emotionslos. Die Schwarzgekleidete trat einen Schritt näher, sodass etwas Licht von den halbkaputten Scheinwerfern des umgestürzten LKWs hinter ihnen auf ihren Körper schien.
Ihre Augen waren das herausstechendste Merkmal an ihrem Äußeren. Dunkle, unendlich tiefe Augen, die ein gewisses Funkeln beinhalteten, dass man nicht sehr häufig in den Augen von jungen Menschen wieder fand. Ihr Blick hatte etwas endgültiges, etwas unendlich Dunkles an sich haften, aber zugleich auch etwas unfassbar Faszinierendes. Sodass man sich nicht mehr davon loseisen konnte.
Viel mehr als die Augen war aber von ihrem Gesicht nicht zu erkennen. Eine schwarze Gesichtsmaske verhüllte alles von der Nasenspitze abwärts. Ihre schulterlangen, pechschwarzen, glatten Haare waren an ihrem Hinterkopf zusammengebunden, und wippten ihre Bewegungen mit, als sie langsam näher kam. Sie trug einen nachtschwarzen Body, der wohl aus einem sehr leichten und strapazierfähigen Material gemacht war, sodass er sich perfekt ihrer Figur anpasste, aber dennoch ein gewisses Maß von Schutz vermittelte. Auf Armen, Beinen und um ihre Hüfte herum trug sie mehrere Gürtel, an denen allerlei Gegenstände befestigt waren. Hauptsächlich aber scharfe Gegenstände. Wurfmesser an ihren Armen, Sai und Wurfsterne an ihren Beinen und die Saya von zwei mittellangen, japanischen Schwertern an ihrer Hüfte. Jedoch war nur eine der Saya mit einem Schwert besetzt, die andere war leer.

„Mir geht es gut. Xryclorx hat alles gut abgefangen. Ich würde sagen, nicht schlecht für einen ersten Test, oder was meinst du, Sahlene?“

Die dunkle Frau schwieg für einen Moment, bevor sie kurz nickte und in Richtung des umgestürzten Fahrzeuges ging.

„Was ist mit der Ladung? Haben wir alles, was wir brauchen?“

„Ja, ist alles drinnen. Insulin, Antibiotika, Schmerztöter, einige Konserven und das Wichtigste: Die Grippemedikamente.“

Sahlene nickte erneut, bevor sie mit einem schnellen und gewaltigen Satz auf die Fahrerkabine des LKWs sprang und mit einer blitzartigen Handbewegung in das Innere griff, um etwas aus der Kabine herauszuziehen. Es war das fehlende Schwert. Einen Moment lang fixierte sie das Blut auf der Klinge, bevor sie ein weißes Baumwolltuch aus einer kleinen Tasche holte, die an ihrem Hüftgürtel befestigt war, und begann, das Schwert zu säubern.
Ohne die Frau in der Rüstung anzusehen, wandte sich Sahlene erneut an sie.

„Dann lass uns das Ganze in Sicherheit bringen. Tiara… Könntest du den Container entleeren, während ich unseren Lastwagen hole?“

„Ich war schon dabei, als dieser Typ da vorne mich bemerkt hat. Also keine Ursache… Nur…“

Die Tonart ihrer Freundin gefiel ihr nicht. Fragend blickte sie von der Säuberung ihres Kodachi auf und stellte Tiara eine lautlose Frage. Nur mit einigem Zögern fuhr diese auch fort.

„Du weißt, welcher Tag heute ist, oder?“

Dieses Thema schon wieder. Sie hatte es befürchtet.

„Ja, das weiß ich.“

„Dann weißt du auch, dass es nicht mehr lange dauern wird, bis die anderen eine Entscheidung von dir haben wollen. Lene… Du bist die Nummer Zwei… Und so, wie es gerade aussieht, müssen wir vielleicht damit rechnen, dass er nie…“

„Sprich das nicht aus!“

Die Worte kamen viel verletzender und wütender aus ihrer Kehle, als sie es beabsichtigt hatte. Und dennoch wusste sie nicht, wie sie es hätte anders ausdrücken können. Ein weiteres Mal sprang sie hoch in die Luft und landete nur wenige Zentimeter vor der jungen Frau in der Rüstung. Ihre dunklen Augen funkelten noch viel intensiver, als man es bei ihr normalerweise gewohnt war.

„Er wird bald zurückkehren. Er hat es versprochen. Und Jax ist kein Mensch, der seine Versprechen bricht. Das weißt du genauso gut wie ich.“

„Natürlich weiß ich das. Aber es sind jetzt schon über drei Monate… Unsere Leute werden ungeduldig. Und das weißt du genauso gut wie ich. Sie brauchen einen Anführer, Sahlene. Jemanden, der genau solche Aktionen hier plant und durchführt. Jemand, der sich um sie kümmert. Und du bist nun mal die Nächste auf dieser Liste, ob es dir nun passt oder nicht.“

Ein nachdenkliches Schweigen breitete sich zwischen den Beiden aus, als die dunkle Kämpferin ihren Kopf leicht in den Nacken legte und auf den Sternenhimmel sah. Das Sternbild Orion war das erste, welches sie mit seinem strahlenden Licht begrüßte. Orion, der Krieger. Orion, der Jäger. Ein Jäger, so wie auch sie es war. Ein leichtes Seufzen der Resignation entkam ihren Lippen, als sie ihre Freundin wieder ins Zentrum ihrer Blicke rückte.

„Wir warten noch drei Tage. Ich bin mir sicher, unser Anführer wird bis dahin den Weg nach Hause finden… Und jetzt komm, wir haben Arbeit zu tun.“
 
Herzlichen Glückwunsch, jetz bin ich verwirrt ^^". Ist das jetzt eine vom rest der FF isolierte Kurzgeschichte? Oder so ne Geschichte-in-der-Geschichte? Naja, ansonsten fand ich den Soldaten ein wenig hysterisch irgendwie. Also ist ja in Ordnung, dass er einigermaßen überrascht is, wenn auf einmal dem Nachbarn ein Schwert im Hald steckt, aber dass der dann blind um sich ballert... er sollte doch dazu ausgebildet sein, instinktiv erstma den Wagen auf der Straße zu halten oder so, oder nich?
Gut geschrieben war der Teil/die Kurzgeschichte/der Teil der Kurzgeschichte... trotzdem. Was auch immer genau es war XD
 
ich muss sagen das ich ebenso wie stLynz verwirrt bin...naja trotzdem supa teil, die frauen scheinen wohl irgendwelche Mitglieder von Jax zu sein..naja bin gespannt wies weiteer geht
 
Ach, da melde ich mich am Besten gleich zu Wort, bevor noch größeres Rätselraten zustande kommt. ^^

"Geschichte in der Geschichte" trifft es vermutlich am besten. Man könnte auch sagen, dass es einfach eine Episode von zwei Nebencharakteren ist, die in der Geschichte noch nicht integriert wurden. Quasi ein M: OT Ultra Light. Diese KG spielt in der Welt von Omega, sie spielt sogar in der gleichen Zeitlinie wie die Hauptgeschichte (im Vergleich zu M: OT oder dem RPG) aber ist eigentlich für sich abgeschlossen. Ich hätte vermutlich die KG genausogut als eigenen Thread ins Forum stellen können, allerdings war ich ehrlich gesagt zu faul, alles noch extra zu verlinken und so weiter... ^^° Deswegen kam die KG auch in diesen Thread, anstelle eines eigenen.

Hauptsächlich ist es - wie schon gesagt - ein Teaser von zwei Figuren, die eigentlich erst eingeführt werden. Omega_Tiara hatte hier ihren ersten Auftritt in dem Mobile Suit (Die Bezeichnung hab ich jetzt mal von Gundam Wing geklaut, aber ich denke, ihr wisst, was ich meine) Xryclorx. Ihre wirkliche Erscheinung werden wir aber erst im nächsten Kapitel sehen. Genauso mit Omega_Sahlene. In der KG tritt sie als düster maskierte, ninjaartige Kämpferin aus, doch was steckt hinter der Maske? Die Antwort kommt im nächsten Kapitel. ^^ Ich wollte damit einfach mal einen kleinen Vorgeschmack auf die "Things to come" geben... ^^
 
Ich glaube mich daran zu erinnern, dass du Sorge hattest, ob mir die Omega_Sahlene denn auch gefällt.... :) Ich bitte dich! Sie hat ein Schwert und trägt einen schwarzen Body! Ich find's toll!

Ich selber fand's auch überhaupt nicht verwirrend, durch die Zeitangabe und die Nennung von Jax' Namen ist ja ganz klar, wann und wo wir uns befinden. Inhaltlich war wirklich nur die Panik des Soldaten etwas übertrieben (andererseits kann er ja auch ein Rookie sein, von daher geht das eigentlich auch), die Beschreibungen wie immer sehr schön und diesmal hást du dir auch wieder mehr Mühe mit den Redewendungen gegeben :)

Also dann, ich freu mich wie immer auf den nächsten Teil
*wink* Lene
 
Jetzt muss ich nicht mehr sagen, dass ich verwirrt bin ^^ ist ja alles wieder klar...aber während dem lesen, da war ich verwirrt °^^

Die Szene im Wagen fand ich auch super beschrieben. Vorallem wie der Soldat reagiert hat. Vermutlich genauso wie es richtig wäre, wenn jemand von irgendetwas angegriffen wird, dass hundertmal schneller ist.

Schnell weiter writen ^^ obwohl, das jetzt gings doch recht schnell XD

Ciao louna
 
Da bin ich mal ein Weilchen verhindert und dann gehts hier ab wie ein Zäpfchen... *lol*

Das Entkommen in letzter Sekunde hat der kleinen Sadistin in mir ja nun nicht so gefallen *eg*, aber sonst war es sehr interessant. Und Leech baggert Shan an - das find ich mal gut *G*. Die zwei Omega Ladies waren übrigens auch richtig cool, ich hatte auch kein Prob, mich da zurecht zu finden, hatte angenommen, dass die früher oder später bei Jax auftauchen werden, da sie ja offensichtlich zu seinem 'Team' gehören...
 
Ich war jetzt 6 Wochen beinahe andauernd unterwegs, aber das ist trotzdem keine Entschuldigung, dass ich das hier so lange verpasst habe.
Denn es ist ein großartiges Werk!

Die letzten Teile waren wieder einwandfrei, mein Liebling Jax (Yeah!^^) und the tale in the tale war auch sehr schön und amüsant zu lesen.

Big Kompliment!!

Verdammt dieses denglish...^^

Bis bald Flo
 
11. Scorched Earth (3)

OK... Nachdem die letzten Wochen ein wirklicher Graus für mich waren, bin ich echt sehr froh, heute endlich mal wieder etwas Zeit zur Verfügung zu haben, die natürlich gleich mal in die Fertigstellung des Teils geflossen ist, der seit ungefähr 3-4 Wochen zu 2/3 fertig auf meiner HDD herumgelungert hat. Nun, jetzt ist es soweit, auch wenn ich irgendwie nicht wirklich zufrieden damit bin. Vor allem das Ende war für mich nicht gerade sehr einfach und ich habe es immer wieder neu geschrieben und abgeändert. Mittlerweile bin ich auch der Ansicht, dass es vermutlich auch nicht mehr besser wird... -.-"

Aber wie dem auch sei, vor dem Teil erst noch das Altbekannte ^^

@Lene: Danke für das Kompliment ^^ Ich hoffe, ich kann das alles auch noch in Zukunft so umsetzen wie bisher. da die letzte KG ja ein Teaser für die beiden Charas war und noch nicht _wirklich_ deren Erstauftritt, bin ich ja mal gespannt, wie du und Tiara den finden werdet ^^ Aber bis dahin wird ja noch etwas Zeit vergehen... leider... T_T

@Xry: Könnte man so sagen. Ich denke mir Jax Dialogteile in einem wirklich schlimmen Dinglisch aus. Einige Sätze davon in Englishc, ein paar Deutsch und versuche das alles dann in einigermaßen vernünftige Sätze zu pressen. Man könnte sagen, Jax ist vermutlich der Charakter, der bei einer Konvertierung der story auf Englisch am meisten gewinnen würde, da ich es sehr schwierig finde, das Bild, welches ich von seinem Sprachverhalten habe, in Deutsch zu fassen. But hey, I'm trying! ^^
Und wegen deinem Nick: Tjoa... solange er aber dir selbst gefällt, würde ich mir wirklich gut überlegen, ob du ihn ändern willst ^^ Wenn du es aber wirklich machst, bekommt dein Omega_Chara eben eventuell noch nen Familiennamen - oder sowas in der Art ;) *gg*

@Louna: Und ich hoffe, es geht bald wieder in dem alten Tempo voran! ^^

@Shan: Juhu! Du bist wieder da! ^^ Ich nehme mal an, du hattest in letzter Zeit viel zu tun, deswegen freut es mich gleich umso mehr, dass du wieder mitließt :) Ich gebe zu, dass es wieder etwas zügiger vorangegangen ist, auch wenn gerade eben wieder eine längere pause dazwischen war und hoffe, dass ich das Tempo vor dieser wieder aufnehmen kann. Jetzt, nachdem die wirklich schlimmen Prüfungen wieder vorbei sind, könnte das durchaus funktionieren ^^
Und was sich zwischen Leech und Ms. Shan noch ergiebt... Tjoa... mal sehen ;) *gg*

@Yama: Good to see ya again, my man! Und von Jax gibt es in Zukunft immer mehr zu sehen ^^

So... und jetzt schon das längst überfällige:



Die Ehrlichkeit des Jamaikaners verwunderte Kyle für einen langen Moment. Obwohl er eigentlich gar nicht wusste, warum. Jax hatte sein Wort gehalten – in jeder erdenklichen Hinsicht. Er hatte Cassandra und ihm bei der Flucht geholfen, hatte dabei niemanden getötet und schließlich hatte er sich auch die letzten Tage nicht heimlich aus dem Staub gemacht. Verdammt, der Hauptgrund, warum Kyle die letzten Stunden und Tage überhaupt überlebt hatte, saß mit großer Sicherheit gerade vor ihm und grinste süffisant. Wieso überraschte es ihn aber dennoch, dass Jax nun ohne weiteres seine Geschichte erzählen wollte? Und warum war da immer noch dieser unangenehme Rest Misstrauen zu seinem Gegenüber? So wie es im Moment aussah, war der Kriminelle der einzige Verbündete, der ihm noch blieb. Ein Gedanke, an den er sich ganz offensichtlich erst gewöhnen musste. Stumm nahm er einen weiteren Schluck des Malzbiers und zog danach seine Beine etwas an den Körper heran. Nun, nachdem seine Kraft langsam wieder zurückkehrte, wechselte der Colonel lieber in eine bequemere Position. Immerhin hatte er keine Ahnung, wie sehr Jax bei seiner Erzählung ins Detail gehen würde. Mit einem leichten Nicken hob er schließlich seinen Kopf und setzte zur Antwort an.

„Das Frühstück kann noch etwas warten. Die Erklärung nicht. Also… Warum habe ich dir geholfen? Was ist zwischen dir und dem Professor vorgefallen?”

Mit einem freudigen Grinsen sprang der Angesprochene regelrecht auf seine Beine und machte dabei den seltsamen Eindruck, als hatte er schon lange auf diese Frage gewartet. Fast wie ein Kind, das regelrecht kurz vorm Platzen war, weil es ein Geheimnis für sich behalten sollte. Doch Kyle bemerkte hinter diesen fröhlichen Zügen noch einen unendlich ernsten Schimmer in seinen Augen. Gut versteckt für normale Beobachter, aber verdammt offensichtlich für jemanden, der die letzten drei Monate Informationen aus Jax herausbekommen wollte und daher auf jede kleinste Regung genau achtete. Kyles Blicke folgten dem Hünen, als er zu einer Kühlbox ging, die direkt neben dem Eingang des Wohnmobils stand, eine Dose aus dieser herausholte, sie mit einem Zischen öffnete und regelrecht gierig den ersten großen Schluck in sich hineinschüttete. Danach fand Jax wieder den weg zurück zum Lagerfeuer, wo er sich erneut setzte.
Der Colonel war schon kurz davor einen etwas abfälligen Kommentar über die zuspitzende Dramatik im Verhalten seines Gegenübers fallen zu lassen, als dieser schließlich seine Hände faltete und mit ruhiger Stimme zu sprechen begann.

„Charlie und ich haben uns an einem verdammt beschissenen Zeitpunkt in meinem Leben zum ersten Mal getroffen, ya know? Ich mein’, klar, du kennst diesen schmierigen Fetzen Altpapier, den ihr Omega-Typen so großkotzig meine Akte nennen, aber ich denk’ mal, dass mein allererstes Treffen mit dem Professor da nicht vermerkt is’. Denn damals ist jede Menge Scheiße passiert, die selbst für Rykovs traurigen Verein zu illegal war, um es irgendwo aufzuschreiben. Ein paar Experimente an jugendlichen Superiors. Straßenkids, Ausreißer und einige Weisenkinder, die – like myself – das Pech hatten, bereits im Kindesalter ihre Fähigkeiten zu entwickeln… Ich war damals 13 und hab ne kleine Gang geführt… Nichts besonderes, nur ich und ein paar andere Kids, die die Schnauze von den Erwachsenen voll hatten und unsere eigenen Regeln aufstellten… Wirklich geschadet haben wir eigentlich niemanden und wir hatten auch nie mehr Stress, als es normal war… Zumindest nicht, bis diese Omega-Mistkerle kamen. As I said, ich hatte das Pech bereits als Dreizehnjähriger kleine Feuerbälle herumschleudern zu können und ein kleines Girlie aus der Gang war schon mit Elf eine recht gute Telepathin… Hat damals immer Schmiere gestanden, die Kleine… Jedenfalls haben uns beide geschnappt und schließlich getrennt… Hab nie erfahren, was aus ihr geworden is’… Und dann traf ich das erste Mal auf Charlie. Er war so was wie der offizielle Obermacker, der aber nich’ wirklich was zu sagen hatte. Sollte bloß uns unter die Lupe nehmen und dann dem Big Boss Bericht erstatten. Nur hatte Charlie nich’ wirklich Lust darauf. Ich war das einzige Versuchskaninchen unter seiner persönlichen Aufsicht – und damit war ich der Einzige, den er helfen konnte… Er hat mich damals laufengelassen… Meinte, ich sollte verschwinden und mich für den Rest meines Lebens ruhig verhalten.“

Kyle musste an dieser Stelle kurz auflachen. Es war nicht die Geschichte selbst, die er amüsant fand, sondern die Vorstellung, dass sich gerade jemand wie Jax ruhig verhalten sollte. Irgendwie wollten diese beiden Begriffe in seinem Verstand nicht gerade in Einklang miteinander kommen. Doch als der Colonel den leicht wütenden und strafenden Blick in den Augen des Jamaikaners las, war er wieder schlagartig ernst und startete den Versuch einer Erklärung.

„Das ist dir ja wunderbar gelungen.“

„Fuck you. Natürlich hab ich mich nich’ ruhig verhalten. Für mich war Charlie damals genauso ein Omega-Arsch wie die, die mich und die anderen geschnappt haben. Vielleicht ein bisschen besser, aber nich’ viel… Die Einstellung hat sich allerdings bald mal geändert… Denn schon kurz danach hat Rykov angefangen, wie ein Wahnsinniger nach Telepathen zu suchen. Und die Gefundenen auch recht schnell einfach mal so nebenbei verschwinden zu lassen. Ihm interessierte es nicht, ob es Kids waren, oder Erwachsene. Damals hat er sogar ein paar alte Knacker einfach so entführen lassen. Durch seine persönliche Leibgarde. Den Feiglingen aus SL 6. Doch es hat sich recht schnell ein Gerücht bei den Telepathen rumgesprochen, die auf der Flucht waren – dass es da einen älteren Typen gibt, der dir zur Flucht verhelfen kann, wenn du Glück hast.“

„Charlie.“

„Exactly. Der Prof konnte nich’ allen helfen. Er wäre sonst aufgeflogen. Aber er hat über einige Jahre hinweg immer wieder Telepathen rausgeholt. Bis es ihm zu heiß wurde… Und er Hilfe bei einem ganz bestimmten Bastard suchte, den er einige Jahre zuvor aus der Scheiße gezogen hatte. Now guess who!“

Den letzten Satz betonte Jax mit einem dunklen Grinsen, welches einen kurzen, eiskalten Schauer über den Rücken des Colonels jagte. Bisher war die Geschichte recht verständlich. Wenn Rykov etwas Schlimmes mit SL 6 im Schilde geführt hatte, hatte Charlie ja geradezu etwas dagegen unternehmen müssen. So war Charlie nun mal gewesen. Ein unverbesserlicher Gutmensch. Doch warum hatte er sich an Jax gewandt und nicht nach Verbündeten innerhalb der Organisation gesucht? Diesen Punkt verstand Kyle immer noch nicht ganz. Und offenbar sprach seine Mimik bereits Bände über die Dinge, die in seinem Kopf herumspukten. Denn nach einer recht kurzen Pause riss der Jamaikaner wieder das Wort an sich, und begann genau auf diesen Sachverhalt einzugehen.

„Es is’ ganz easy zu kapieren, wenn du bedenkst, dass ich zu der Zeit gerade ne richtig heiße Nummer war. Enemy of the state. Ein verdammter Desperado, der wirklich gut darin war, den Mächtigen den Finger zu zeigen und ungeschoren damit durchzukommen. Und er kannte mich von früher. Außerdem wusste er, dass ich Rykov hasse wie die Pest. Natürlich is’ er damals zu mir gekommen, den ich war die verdammt beste Option für ihn… Hätte damals nich’ gedacht, dass er wirklich so viel Schneid hätte… But anyways, er war ehrlich und ich hab das respektiert. Die Kurzversion: Wir wurden Partner. Er hat für die Rahmenhandlung gesorgt und mir die nötigen Infos besorgt, ich hab die Party geschmissen. Überfälle, Einbrüche… Jede Menge Chaos, bei dem auch ganz zufällig der eine oder andere Telepath verschwunden is’. Die ganze Show ging einige Jahre auch gut… Naja, bis meine Jungs in diesem scheiß Lagerhaus Mist gebaut haben. Damals sollte ich den Prof übrigens außer Land bringen, musst du wissen. Hat aber irgendwie nich’ so recht geklappt…“

Ein lautes Klacken ertönte, als Kyle seine Zähne heftig aneinanderpresste. Mit nur wenigen Worten hatte sein Gesprächspartner die Nacht vor drei Monaten wieder lebendig gemacht. Und alle Erinnerungen, die damit verbunden waren. Das traurige Gesicht des Professors im roten Licht des Laservisiers. Der Horror in seinen Augen, als er Leech erblickt hatte. Und schließlich der Sprung in den Styx. Die ganzen Bilder, die Kyle so vehement vergessen wollte, waren auf einmal wieder da, genau wie die Millionen Fragen, die er schon damals stellen wollte. Und von denen sich eine der wichtigsten gerade zu auf seine Zunge legte.

„Was ist damals wirklich passiert? Warum musste Charlie sterben? Und was hat das alles mit den Telepathen zu tun? Mit Cassandra?“

Jax senkte seinen Kopf ein wenig, bevor er zur Antwort ansetzte. Ganz offenbar berührte ihn die Frage auch tief im Inneren, auch wenn er selbst vermutlich viel zu stolz war, als das er es zugeben könnte.

„Rykov plant was verdammt Großes, doch ihm fehlt noch die letzte Zutat: Ein verflucht starker Telepath. Ein P 2+, um bei eurer komischen Skala zu bleiben. Er hat Jahre nach so jemand gesucht, aber nie wen Passenden gefunden. Bis vor ungefähr drei Monaten, als er plötzlich auf ne mögliche Kandidatin stieß. Charlie hat davon erst im letzten Moment zufällig erfahren, was uns unter Zeitdruck setzte. Wir kannten keinen Namen, kein Gesicht, nur ne Adresse: Arkham Asylum, Zimmer 111.“

Kyle hielt schlagartig den Atem an. Nur zu gut konnte er sich an dieses Zimmer erinnern. Und an das junge, verstörte Mädchen, welches sich in diesem befand. In einem Dämmerungszustand, irgendwo zwischen Realität und einem fünf Jahre andauernden Drogenalptraum. Die Erinnerung brannte beinahe ein tiefes Loch in seinen Verstand, doch Jax Erzählung war noch nicht am Ende angelangt. Er konzentrierte sich weiter auf die Worte des Jamaikaners und lenkte sich damit von einer Erinnerung ab, die ihm im Moment nicht gerade wohl gesonnen war.

„Der Prof meinte, wir müssten sofort handeln. Wenn der Telepath wirklich ein P 2+ war, würde ihn Rykov nich’ mehr aus der Hand geben, sobald er im Hive war. Wir hatten also nie ne Chance, ihn auf normalen Weg rauszuholen. Die ganze Sache war einfach zu heiß. Also wollte Charlie an die Öffentlichkeit. Er dachte, dass der ganze Stress in der Bevölkerung nach der Bekanntmachung von Omega genug Verwirrung stiften würde, um den Telepathen und sich selbst in Ruhe außer Landes zu schaffen. Allerdings sind sie ihm wohl zuvor auf die Schliche gekommen… Das verdammte Interview war ne Falle… Tja, den Rest kennst du. End of story.“

„Ich verstehe.“

Mit einem resignierenden und irgendwie so unendlich enttäuschten Gesichtsausdruck ließ Kyle seinen Hinterkopf auf das kühle Metall des Wohnmobils fallen. Seine Blicke flogen für einen langen Moment auf den nächtlichen Himmel, der noch immer von einer dicken Wolkendecke verhüllt war. Zwar konnte man an einigen Stellen ganz leicht die helleren Sterne durchschimmern sehen, aber dennoch waren die tristen, pechschwarzen Wolken in dem Bild dominierend. Seine Gedanken schweiften langsam wieder von der Unendlichkeit des Himmels zurück in das allgegenwärtige Hier und Jetzt, als er schließlich den Beschluss fasste, sich wieder aufrichten zu wollen. Das kalorien- und zuckerreiche Malzbier hatte seine gewünschte Wirkung erzielt. Auch wenn es noch immer definitiv zu lange dauerte und seine Bewegungen durch häufige Schmerzimpulse richtig staksig wurden, so schaffte es der Colonel schließlich doch noch, sich selbstständig zu erheben und auf zwei zittrigen Beinen zu stehen. Jax war ebenso wieder aufgestanden und sah ganz so aus, als würde er auf eine Reaktion warten. Also versuchte Kyle seine Gedankengänge in Worte zu fassen.

„Du… du weißt, dass der Telepath, den ihr gesucht habt, Cassandra ist, nicht wahr?“

„Yeah. Hab mir das irgendwie nach dem ersten Treffen mit der Kleinen schon zusammengereimt.“

„Gut. Das bedeutet, du weißt auch, dass sie es ist, für die Charlie sein Leben gegeben hat. Das sie der Schlüssel ist für… Rykovs Pläne. Ich muss die vor ihm beschützen. Ich muss verhindern… muss…“

Um ehrlich zu sein hatte Kyle nicht wirklich eine Idee davon, was zu tun war. Wie ein Karussell drehten sich seine Gedanken noch immer um den Professor, Cassandra und den Superior direkt vor ihm. Und auch sein Körper schien plötzlich wieder an Kraft zu verlieren. Mit einem schwerfälligen Schritt trat er näher an das Wohnmobil heran und hielt sich mit einer Hand dort fest. Seine Rippen und sein Kopf schmerzten höllisch und er hatte das Gefühl, das eben getrunkene Malzbier jeden Moment wieder hochwürgen zu müssen. So sehr er sich auch anstrengte, war es für ihn beinahe unmöglich, einen wirklich klaren Gedanken zu fassen. Doch es schien ohnehin so, als hätte diese Aufgabe der Jamaikaner schon längst übernommen.

Du musst erstmal was in den Magen bekommen. Du stehst zwar auf deinen Beinen, aber ich denk’ mal, ein Kleinkind könnte dich ohne weiteres wieder umwerfen. Außerdem wird es bald wieder hell und ich bekomm’ auch Hunger! Also steig schon in den verdammten Truck und wir cruisen los. Ich kenn da nen netten Truck Stop ganz in der Nähe. Wir können ja beim Essen weiterreden. Oh und by the way, vielleicht suchst du dir auch ein paar neue Klamotten aus einem der Schränke raus. Du siehst ganz schön beschissen aus.“

Mit einem leichten Nicken und in der unangenehmen Gewissheit, dass Jax Recht hatte bewegte sich der Colonel langsam auf die Seitentür des Trucks zu, als er plötzlich einen kurzen Moment inne hielt.

„Das Wohnmobil. Woher habt ihr das eigentlich?“

Ein breites Grinsen bildete sich auf dem Gesicht seines Gegenübers.

„Yo, das is’ ne echt coole story. Wir haben schon vorher nen kleinen Stopp bei nem Motel eingelegt, da die Bikes keinen Sprit mehr hatten. Im Nebenzimmer war so ein depressiver Prediger mit seinen beiden Adoptivkindern einquartiert. Ein asiatischer Junge und so ein blondes Mädel. Und während ich etwas Eis geholt hab…“


Next: Your Turn
 
Und wieder Cliffhänger, ich wollte die Story jetzt noch hören!!!

Gut, jetzt hast du uns wieder mal mehr Stoff zum Nachdenken gegeben.

Was ganz großes?

Und warum braucht Rykov dazu einen P2+ Telepathen, also einen verdammt starken?

Will er die Regierungen manipulieren, Infos aussaugen, die graue Eminenz im Hintergrund sein, die die neue Welt leitet, ihr eine Ordnung gibt?
 
*ROFL* *ROFL* *ROFL*

Wenn die jetzt noch in einem Striplokal landen, dann glaube ich, du bist bekifft. Ich wette, Jax wollte auch 'unauffällig' sein *ROFL*

Ansonsten - interessant, aber nicht wirklich eine große Überraschung. ;)
 
XDDDDDDDDDDDDDDDDDDDDDDDDDDDDDDDDDDDDDDDDDDDDDDDDDDDDDDDDD
DDDDDDDDDDDDDDDDDDDDDDDDDDDDDDDDDDDDDDDDDDDDDDDDDDDDDDDDDD

Du kennst meine Meinung eh ;-)
Aber Cliffhanger sind echt mies ^^°°
 
Huch, irgendwie dachte ich gar nicht, dass Jax' Story da überhaupt noch weitergehen soll... das wirkte so wie ein typisches Wegblenden im Film: der Ton setzt ein, die Kamera fährt weg, zeigt das Zimmer, durchs Fenster durch, zeigt das Haus, steigt höher und höher etc. - also man hört den Anfang der Geschichte und soll sich dann selbst ausdenken, wie's anschließend weitergeht.

Aber wenn's weitergeht, auch gut :) Klang ja ziemlich irrwitzig.

Dass Jax und Charles sich kannten und irgendwas Gemeinsames ausheckten, das war ja klar. So langsam aber sicher dürfte der eigentlich auch mal wieder auftauchen (ich glaub nämlich nicht, dass der im Styx ertrunken ist *g*, so schnell gibst du einen derartig ausbaufähigen und produktiven Chara nicht auf...), hat sich bestimmt bei den "Terroristen" versteckt. Kann's eh kaum erwarten, wann die da endlich mal hinkommen.

Und WAS will Rykov wirklich? Weltherrschaft? Kann ich nicht glauben, weil 1. zu banal und 2. kontrolliert Omega doch praktisch schon die US-Regierung, was kann man da mehr wollen?

Ich persönlich glaube, vielleicht hat er ein privates Problem, was nur ein Telepath lösen kann oder er braucht Zugang zu irgendwelchen Informationen, an die er selbst nicht rankann.... Vielleicht hat er eine Tochter und die ist psychisch krank und kein schwächerer Telepath kann ihr helfen!!!!!!! Hmmm.... Genug der Verschwörungstheorien =3 Du wirst es uns ja noch erzählen...

Na, dann mal weiter, deine Prüfungen sind vorbei, damit ist deine beste Ausrede hinfällig :D

*wink* Macht's gut, -lene
 
Hi

endlich biun ich mal wieder dazu gekommenhier weiter zu lesen, und ich muss wieder sagen...echt hammer geil^^
am besten gefallen mir immernoch die wörtl. Reden von jaxx :D

jetzt durch Sahlene's Kommi is bei mir jetzt auch der Verdacht aufgekommen das der prof noch lebt. naja man wirds ja sehn^^

jo das wars erstma von mir^^
 
Wie gemein, einen Cliffhanger einzubauen. Also echt. Das ist gar nicht human von dir ^^ Dafür ist der Teil umso cooler XD..Jax gefällt mir echt. Der Kerl ist einfach cool XD Aber schon krass, was Rivkoh (oda wie der genau heisst ^^) fürn 'Sauhund' is. Echt hey...typischer Kerl, der das alles für den persönlichen Scheiss nutzt. Grrr....

Jaja, schnell weiter schreiben ^^

Ciao louna
 
So, bin auch ma wieder da und hab nachgelesen. Der Teil hatte ein paar Rechtschreibfehler, war aber sehr informativ und fordert ja geradezu zum Spekulieren auf ;)
Ich seh das ähnlich wie Sahlene, denke nicht, dass Jax' Story da noch weitergeht (@Shan: Ne, ich kenn wohl zu wenig Filme, um die Anspielung zu verstehen XD). Dass der Prof noch lebt, würd mich nicht überraschen. Wär andererseits aber ein ziemliches Klischee... naja, so what, man wird sehen, was passiert.
 
11. Scorched Earth (4)

*hust* Ja... ich weiß... langsam... but I'm trying!

@Yama: Und das ist so langsam die große Frage, die hinter der Gesamten Storyline steckt. "Was wünscht sich ein Mann, der eigentlich bereits alles hat?" ^^

@Shan: Richtig erkannt! Der letzte Absatz war natürlich eine furchtbare Angewohnheit von mir, ganz schlimme Seitenhiebe auf andere Werke zu geben. Aber hey... vielleicht entwickelt sich aus diesen verlorenen 2 Tagen ja mal eine absolut abgedrehte Kurzgeschichte... Die wäre aber dann wirklich auf einen Kiffer-Niveau angesiedelt... Naja, mal sehen ^^°°°°

@Puu: Ich weiß... I am evil ^^°°°

@Xry: Wie schon bei Shan angedeutet, vielleicht kommt da ja noch was. So langsam würde ich es ebenfalls als Lustige Idee sehen ^^

@Lene: Hmm... Eine interessante Theorie, wirklich. ^^ Du hast natürlich nicht unrecht, eine *triviale* Lösung wird es nicht wirklich. Rykov hat - wie alle Charaktere innerhalb der Geschichte - eine Motivation das zu tun, was er tut. Die sich angedeutet langsam auch heraus zu kristallisieren beginnt. Immerhin treten ja die drei Hauptcharaktere der Gegenseite Rykov/Leech/Shan in der zweiten Hälfte der Story (die ja gerade beginnt) verstärkt auf. ^^

@Majin: Hmm... We' ll wait and see. Ich denke, das wird das beste sein ;)

@Louna: Jax ist einfach... naja... unique, würd ich mal sagen ^^

@Lynx: Schöner schlusssatz am Ende der Kommies, der einen gleich dazu bringt, direkt zum nächsten Teil überzuleiten. Was ich jetzt auch tun werde ^^



Jax hatte nicht gelogen. Cassandra war vollkommen am Ende. Sie hatte sich wie ein Baby in eine Decke gewickelt und schlief zusammengekauert auf einem der vier Betten im Inneren des Wohnmobils. Sie hatte weder mitbekommen, dass Kyle wieder wach war, noch dass sich der Truck wieder in Bewegung gesetzt hatte. Sie schlief so tief und fest, als hätte sie ein Leben lang noch nicht geschlafen. Was vermutlich der Wahrheit auch sehr nah kam. Aus diesem Grund wagte es der Colonel auch nicht, sie zu wecken. Er stand einfach nur neben ihrem Bett und beobachtete ihren Schlaf. Zahlreiche Gedanken schossen durch seinen Kopf, vermischt mit jeder Menge Erinnerungen der letzten Tage, die sich alles in allem aber nur um eine zentrale Frage drehten: Warum gerade Sie? Von allen Telepathen auf dem Stützpunkt, von allen Telepathen in diesem Land, warum musste gerade sie in Rykovs Plan eine zentrale Rolle spielen? Als hätte sie nicht schon genug in ihrem Leben durchgemacht. Über Jahre war sie in einer heruntergekommen Nervenheilanstalt eingesperrt gewesen und hatte keine Chance gehabt, sich dagegen zur Wehr zu setzen. Als er sie befreit hatte, hatte er ihr ein besseres Leben versprochen. Doch was war nun? Sie waren Gejagte, auf der Flucht vor einer gefährlichen Macht – vermutlich sogar der gefährlichsten Macht in diesem Land, wenn nicht sogar auf der Welt. Das hatte er nie im Sinn gehabt.
Nach einigen Minuten löste der Colonel seinen Blick schließlich wieder von der Schlafenden und ging auf immer noch recht unsicheren Beinen in Richtung des kleinen Badezimmers. Es war eigentlich nicht viel mehr als eine einfache Nische im Verbindungsgang zwischen der Wohnfläche und der Fahrerkabine des Trucks, die mit einer behelfsmäßig eingebauten Schiebetür vom Rest getrennt war, aber sie hatte dennoch eine funktionierende Toilette, eine winzige Duschecke, ein Waschbecken und einen Spiegel und konnte daher wohl tatsächlich als Badezimmer bezeichnet werden. Kaum hatte Kyle die Nische betreten, legte er vorsichtig die paar Kleidungsstücke, die er die längste Zeit schon unter dem Arm trug, auf den heruntergeklappten Toilettensitz und drehte den Wasserhahn des Waschbeckens auf. Ein lauwarmer Wasserstrahl kam aus der Leitung, dessen Farbe leicht bräunlich war und damit wohl an den Rost erinnern sollte, der im Inneren des Wassertanks lauerte. Doch Kyle registrierte dieses Detail nur am Rande. Seine Hände formten eine Schale, die das flüssige Medium sammelte und nach einer schnellen Handbewegung gleichmäßig über sein Gesicht verteilte. Eine Explosion aus tausenden kleiner Nadelstiche erfolgte auf seiner Haut, die schmerzend und wohltuend zugleich war. Er wiederholte den Vorgang erneut, ehe er mit geschlossenen Augen den Wasserhahn abdrehte und erst dann langsam seine Augen zu öffnen begann.
Zwei dunkle Diamanten starrten ihn aus dem Spiegel entgegen.
Er war blass, viel blässer als er es erwartet hatte. Eine kleine Narbe verlief quer über seine linke Wange, genauso wie einige Krusten aus eingetrocknetem Blut noch über seine Stirn und seinen Hals klebten. Kyle war sich sehr sicher, dass dies einmal verdammt schwere Wunden gewesen sein mussten. Ohne einen weiteren Gedanken an die sichtbaren Wunden zu verschwenden, nahm er die verbleibenden Gewebereste seines ehemaligen Pullovers und zog sich diese über den Kopf. Als seine Augen den Spiegel erneut taxierten, erkannte er zahlreiche Blutergüsse und halb verheilte Narben, die über seinen muskulösen Torso verliefen. Er konnte sie fast schon den Verletzungen zuordnen. Die runden Schusswunden, die Schnittverletzungen des versplitterten Glases und hie und da war auch noch ein Flecken verbrannter Haut zu sehen, der wohl noch von der Explosion stammte. Sein Körper hatte das Unmögliche geschafft und ihn weiter am Leben erhalten, doch das Ausmaß seiner Narben machte ihm in diesem Moment nur allzu deutlich, wie weit er sich über die Grenze gebeugt hatte. Natürlich war sich Kyle sicher, dass auch diese Wunden verschwinden würden, sobald er seinem Körper wieder die benötigten Nährstoffe geliefert hatte, aber der Anblick selbst reichte schon aus, um ihn einen kalten Schauer über den Rücken zu jagen. Das war knapp gewesen. Verdammt knapp.
Seine Blicke wanderten wieder zu den Kleidungsstücken, die er aus dem Wohnbereich mitgenommen hatte. Jax hatte ihm davon erzählt, dass die früheren Besitzer des Wohnmobils nur die wichtigsten Gegenstände mitgenommen hatten, der größte Teil der Kleidung war allerdings noch in den Schränken eingeordnet. Und so hatte sich der Colonel auf die Suche nach einer Alternative zu seiner zerschlissenen Uniform gemacht. Was sich aber als nicht gerade einfach herausgestellt hatte. Weder Vater noch Sohn hatte wirklich seine Kleidergröße und so wurde Kyle also zu einer kleinen Improvisation gezwungen. Die daraus bestand, dass er seine Uniformhose anbehielt, da diese noch am Besten erhalten war, und sich schließlich in ein schwarzes T-Shirt zwängte, dass wohl dem Jungen gehört hatte. Es spannte sehr stark auf seinem Torso, so dass er irgendwie das Gefühl bekam, es bei einer unbedachten Bewegung zu zerreißen, aber es war wohl besser als halb nackt herumzulaufen. Schließlich versuchte er sich noch an einem schwarzen Sakko, das wohl einmal zur Predigerausrüstung des Vaters gehörte und ebenfalls nur mit vielen Mühen auf seine breiten Schultern wollte. Er betrachtete sich kurz im Spiegel, hoffte erneut, dass die Kleidung seine nächsten Bewegungsabläufe mitmachen würde und verließ danach das Badezimmer, um Jax einen Besuch in der Fahrerkabine abzustatten.
Diese war eigentlich nur durch einen grau-braunen Vorhang vom Rest des Wagens abgetrennt, der nach Staub und Mottenkugeln roch. Kyle zog ihn zur Seite und kniff seine Augen etwas zusammen, als ihn die entgegenstrahlende Sonne blendete.

„Nice Outfit. Fehlt nur noch so’ n weißer Kragen, und du könntest Prima als Preacher-Man durchgehen.“

Jax’ blanke Zähne grinsten ihn entgegen, während sich der Colonel auf den Beifahrersitz setzte und nach der dunklen Sonnenbrille schnappte, die vor ihm in einer Vertiefung des Armaturenbretts lag. Er setzte sie langsam auf und lehnte sich danach tiefer in den Sitz hinein. Seine Blicke wanderten zu dem Jamaikaner, der mit einem breiten Grinsen immer wieder in seine Richtung sah und wohl noch immer auf eine Antwort wartete, welche der Hüne aber nicht bekommen würde. Vielleicht, da er Jax nicht weiter ermutigen wollte, vielleicht aber auch, da sein Blick gerade aus dem Fenster schweifte und er zum ersten Mal seit Beginn der Fahrt die Gegend um den Truck herum bewusst wahrnahm.
Wobei ihm das Wort Gegend fast schon wie ein ungerechtfertigtes Kompliment erschien.
Links und rechts neben dem einsamen Freeway, den das Wohnmobil mit stetiger Geschwindigkeit entlang kroch, erstreckte sich die triste Leere einer Wüste. Doch es war keine Wüste im klassischen Sinne. Kein Sand, keine Dünen und auch keine vereinzelten Oasen. Diese Wüste bestand aus zahlreichen, erdfarbenen Ruinen, die halb zerfallen an Denkmäler aus längst vergangenen Tagen erinnerten, um die sich nie jemand gekümmert hatte. Aufgerissene und von unzähligen Schlaglöchern durchsetzte Asphaltstraßen verbanden die einzelnen Ruinen miteinander. Doch im Gegensatz zu früher erinnerten sie nicht mehr an Adern in einem pulsierenden Leib, sondern vielmehr an die ausgetrockneten Sehnen eines mumifizierten Körpers. Verwitterte Straßenschilder lagen zerstreut in der Gegend herum und Autowracks, an denen sich im Laufe der Jahrzehnte nicht nur die Natur und der Rost zu schaffen gemacht hatte, ragten wie metallische Skelette aus den wenigen freien Plätzen innerhalb der kleineren Straßen empor. Doch der Hauptbestandteil dieser Wüste war jede Menge verbrannter Erde. In welche unzählige, größere und kleinere Holzkreuze geschlagen waren. Dies war keine Wüste, die durch die Abwesenheit von Wasser entstanden war, es war eine Wüste, gegründet durch die Abwesenheit von Leben.
Kyle strengte sein Erinnerungsvermögen an, um sich an den Namen dieser trostlosen Geisterstadt zu erinnern, doch zu lange war er nicht mehr in diesem Teil des Landes gewesen. Und zu sehr ähnelten sich die einzelnen Überbleibsel des letzten Krieges. Kurz bevor er es schließlich aufgab, kam die Antwort von dem Fahrer des Trucks, links neben ihm. Ein weiteres Mal verblüffte ihn Jax, durch seine fast schon unheimliche Fähigkeit, genau das Richtige im richtigen Moment zu sagen.

„Mann, ich bin echt froh, wenn wir dieses scheiß Vegas endlich hinter uns lassen. Das Rattenloch hier macht mich irgendwie nervös. Jeez…“

„Las Vegas?“

Kyle kannte den Namen dieser Stadt. Die Unruhen von Las Vegas waren vor etwa 40 Jahren der Höhepunkt des Bürgerkriegs, nach dessen Ende der Grundstein von Omega gelegt wurde. Er konnte sich noch erinnern, wie er in der Offiziersschule davon gehört hatte. Und was ihn einst General Rykov über diese Zeit erzählt hatte. Doch noch bevor er sich in weiteren Erinnerungsfetzen verlieren konnte, hob Jax erneut seine Stimme.

„Yeah, right. Las Vegas. Wie in ‚Viva Las Vegas’ Las Vegas. Soll mal ne echt coole Stadt gewesen sein… A damn shame, wenn ich so seh’, was davon übrig geblieben is’.“

Der Colonel sah sich erneut in der Gegend um und blickte kurz auf den Stand der Sonne.

„Wir fahren also nach Norden. Was gibt es in Nevada?“

Ein spitzbübisches Grinsen umspielte erneut die Lippen des Jamaikaners.

„First of all: Ein gutes Frühstück. Ich sagte ja, dass ich nen netten Truck-Stop hier in der Nähe kenn. Dort können wir uns auch mit dem Nötigsten für die nächste Zeit eindecken. Essen, Wasser… Ein neuer Wagen wär auch nich’ schlecht. Würd’ uns nen kleinen Vorteil verschaffen, wenn die Hyänen weiter auf unseren Fersen kleben.“

Mit einem Mal waren die Sinne des Colonels wieder hellwach. Jax hatte mit seinem letzten Satz etwas angesprochen, das eigentlich höchste Dringlichkeit hatte. Offenbar hatten die letzten Tage nicht nur seine körperlichen, sondern auch seine geistigen Eigenschaften in Mitleidenschaft gezogen. Etwas verärgert biss er seine Kiefer kurz zusammen.

„Wie sieht unser Vorsprung im Detail aus?“

„Im Detail? Yo, ne gute Frage. Vielleicht nen Tag, wahrscheinlich weniger. Ihr Typen geht immer davon aus, dass die Flüchtenden keinen Plan haben, wo sie hin wollen. Tja, Fehlanzeige. Ich weiß genau, wo’s langgeht. Und daher hab ich ihnen schon ein paar Stunden abgeknöpft. Doch viel is’ es nich’.“

„Und wie sieht dieser Plan aus? Ich tappe nicht gerne im Dunkeln.“

Der Jamaikaner lachte kurz auf, bevor seine Züge wieder etwas ernster wurden.

„Jetzt mal easy. Das Diner is’ nich’ mehr weit. Und die Kleine soll ja auch live was davon mitbekommen. Also stress dich nicht, genieß die Aussicht und versuch mich wenigsten für die nächsten fünf Minuten nich mehr mit diesem Mist zu nerven. Du bekommst deine Antworten. Ein Deal ist ein Deal.“

Mit diesen Worten lehnte sich Jax wieder tiefer in den Fahrersitz hinein und beschleunigte das Wohnmobil noch etwas weiter.



Ach, was ich noch anmerken sollte: Den Teil hatte ich schon mehrere Tage auf meinem Rechner liegen, bin aber nicht dazugekommen, ihn noch ein paar mal wegen Fehlern/verhunzten Sätzen durchzulesen... Also Sorry, wenn ihr sozusagen Beta-Leser spielen durftet. Aber ich hielt es dennoch für besser, einfach weiter zu machen. :)
 
^_^ Na, wo werden die schon hinfahren? In die Hochburg des Widerstandes, also den unsichersten Ort, den es gibt, natürlich. Will jemand mit mir wetten?

Schön, dass Kyle Angst vor dem Tod hat... völlig furchtlose Charaktere sind schon gruselig idealistisch. Da tut's gut zu wissen, dass er sich seines nahen Todes bewusst ist und die Sache nicht einfach abtut.

Und Jax ist ja soooo cool... *g* Wenn ich mal auf Teufel komm raus gejagt werde, dann möchte ich bitte genau so einen Typen am Steuer meines Fluchtwagens sitzen haben : )

So, das war's dann mit der Lobhudelei.

Ach ja, und es waren tatsächlich ein paar etwas unglückliche Sätze drin, etwas viele Nominalisierungen und halbe Sätze. Aber das ist okay. Mir ist's egal, so lange man's noch lesen kann.
Da siehst du mal, welch seltenes Privileg du genießt... wenn andere Autoren in jedem Satz drei Fehler machen, werd ich irre. Bi dir wär's mir egal, weil die Story viel zu interessant ist, um wegen so was aufzuhören.

Und wenn du jetzt nicht wenigstens ein bisschen beschämt bist aufgrund dieses großen Lobes, dann setzt's was!

So, das ist vollkommen suffisant...
Liebe Grüße und werdet bessere Menschen, -lene
 
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