8. SL 6 (4)
OK, beginnen wir mal ^^
First of all muss ich mal den großen
rausholen und mit euch allen anstoßen! Soweit ich das richtig lese, ist dieser Post genau Nummer 300 im Omega Thread... Das ist doch wirklich ein Grund zum Feiern! ^^ 
Second of all kommt dann noch einmal ein Sorry wegen den letzten Teilen, die die Story nun wirklich kaum vorantrieben... Und dass, obwohl das Kapitel SL 6 doch eigentlich als auflösung einiger der Fragen im Hintergrund dienen soll ^^" Aber ich hoffe sehr, dass ich die Versäumnis der ersten drei Teile des Kapitels mit den folgenden wieder wettmachen kann...
Aus diesem Grund beginnen wir heute auch mal mit einem Extra langen Teil, der sich stark mit Jax' Vergangenheit beschäftigt... ^^
Third of all... Tja... viel mehr habe ich nicht mehr zu sagen...
Ach ja... eins noch:
VIEL SPASS MIT DEM NEUEN TEIL! ^^
Die linke Hand fest die Türschnalle umklammert und die rechte Hand schussbereit seine Dienstwaffe umschlungen, riss er schwungvoll die Holztür auf. Da die Tür selbst sich nahezu lautlos öffnete, musste der Soldat in der schwarzen Uniform wohl den durchaus starken Luftzug gespürt haben, der durch das schnelle Öffnen entstand. Jedenfalls reagierte er dementsprechend. Ruckartig drehte er sich in dem nicht allzu bequem aussehenden Drehsessel um die eigene Achse und sah den Eindringling, wie dieser die Waffe auf ihn richtete. Und der schwarz gekleidete Eindringling mit der Schimaske und den starren, blauen Augen war auch das Letzte, was er sah, bevor der 50.000 Volt starke Lichtblitz auf seiner Brust explodierte und ihn schnurstracks in Morpheus’ Reich beförderte.
Immer noch zuckend auf Grund der starken Energieentladung sackte der Männerkörper schwer nach hinten in den Stuhl. Welcher wohl definitiv samt dem Bewusstlosen umgekippt wäre, wenn Kyle nicht geistesgegenwärtig mit seiner freien Hand nach dem Soldaten geschnappt hätte, um diesen auf seinen Platz zu halten. Unnötige Geräusche galt es zu vermeiden, auch wenn sich der Colonel ziemlich sicher war, dass ihn kein Mensch gehört hatte. Und auch kein Superior. Von denen es in diesem Level wohl nur so wimmelte. Vielleicht war es nur Zufall, vielleicht aber auch ein weiterer Punkt auf der immer länger werdenden Liste von Seltsamkeiten in SL 6. Tatsache war aber, dass alle Männer und Frauen, die er bis jetzt auf diesem Level zu Gesicht bekommen hatte, in schwarze Uniformen gekleidet waren. Bis jetzt war er nur auf Superiors getroffen. Eigentlich nichts, worüber er sich den Kopf zerbrechen sollte, aber es war dennoch merkwürdig in diesem relativ großen Sub Level, welches auf den ersten Eindruck hoffnungslos unterbesetzt war, nur auf Wesen in schwarzer Kleidung zu stoßen.
Erneut mahnte ihn sein Verstand zur Disziplin. Nun galt es, über bedeutendere Dinge nachzudenken. Zum Beispiel der neue Raum, in den er so schwungvoll eingedrungen war. Tatsächlich verdiente sich dieses Zimmer wohl ohne Zweifel die Bezeichnung ‚Server-Raum’. Direkt vor seinen Augen befand sich ein recht großer Schreibtisch, der hoffnungslos in einer Flut von wirr angeordneten Zetteln, Keyboards und TFT-Monitoren untergehen zu drohte. Nur etwa zwei Schritt hinter dem Schreibtisch konnte Kyle eine Glasfront erkennen, die das Zimmer teilte. Hinter der Glaswand entdeckten seine Augen nur mehr einige schwarze, rechteckige Kästen, an denen einige Lämpchen angebracht waren, welche in unregelmäßigen Zeitabschnitten kurz aufblinkten. Viel mehr konnte Kyle aber nicht mehr in dem dunklen Raum erkennen, der lediglich vom Licht der Bildschirme ein wenig erhellt wurde. Mit einem konzentrierten Gesichtsausdruck nickte Kyle noch einmal zu sich selbst und beförderte danach den Soldaten unsanft aus seinem Drehsessel. Nachdem dieser sicher in der dunklen Ecke neben der Tür abgelegt war, und sich der Colonel noch einmal davon überzeugte, dass die Eingangstür zu diesem Raum geschlossen war, setzte er sich auf den frei gewordenen Platz.
Tatsächlich konnte er sich aber nicht sofort an die Arbeit machen, da er erst aus der Unzahl von Tastaturen vor ihm diejenige heraussuchen musste, die Kontrolle über den Hauptbildschirm auf der Mitte des Schreibtisches hatte. Nach einigen Minuten des Ausprobierens fand er sie auch. Zusammen mit einem weiteren, wichtigen Utensil: Der Docking Station für den PalmTop, welchen er gerade aus seiner Brusttasche kramte. Omega Standards waren offenbar auch SL 6 Standards. Zumindest was elektronische Geräte anging. Kaum war der Handheld an der Station angeschlossen, erschien auch schon eine Meldung auf dem Hauptbildschirm.
<<PDA XC-207 GEFUNDEN --- SYNCHRONISATION UND UPDATE DURCHFÜHREN J/N>>
Leicht grinsend bestätigte Kyle den Vorschlag und wies den Computer an, nach erfolgter Synchronisation vor allem die Baupläne und Blaupausen von SL 6 in die Datenbank des Palms zu überspielen. Immerhin rechnete Kyle damit, dass er einen Schnellen Weg aus SL 6 brauchen würde, und nicht erneut Zeit hätte, wie blind durch die labyrinthartigen Gänge zu tapsen.
Kaum hatte der Datentransfer begonnen, widmete sich der Colonel nun der Datenbank des Levels. Da die Benutzeroberfläche nahezu ident mit der des restlichen Hives war, fand er sich auch schnell zurecht und nur wenige Sekunden später erschien ein Eingabefenster, welches nach detaillierteren Suchbegriffen forderte.
„Hrmm… Suche einleiten nach: Rhodestone, Charles Alvin, Professor, Betreffend: Arbeit innerhalb von SL 6...“
Leise sprach Kyle den Satz mit, welchen er auf der Tastatur tippte. Kaum war die Anfrage abgeschickt, konnte er nahezu spüren, wie der Computer einen Moment lang angestrengt die Informationen verarbeitete.
<<UNAUTORISIERTER ZUGRIFF --- BENÖTIGE ZUGRIFFSBERECHTIGUNG DER STUFE 5 UM FORTZUFAHREN --- UNAUTORISIERTER ZUGRIFF>>
Kyle biss sich kräftig auf die Unterlippe. Wenn Omega, oder besser: SL 6, wirklich etwas über Rhodestones Leben und Tod zu verbergen hatte, – und dessen war er sich langsam sicher - dann war es sicher gut genug geschützt, um sich den neugierigen Blicken von X-beliebigen SL 6 Soldaten, die nachts gelangweilt Dienst im Serverraum schoben, zu entziehen. Doch wenn er sich schon nicht die Informationen direkt holen konnte, so konnte er sich zumindest ein paar Anhaltspunkte einholen.
„Alle Querverweise auflisten zwischen: Rhodestone, Charles Alvin, Professor und LeRoi, Django Alexander…“
Wieder dauerte es einen Moment, bis der Computer die Eingabe verarbeitet hatte. Laut Jax hatte der Professor Kontakt zu ihm. Nun war es an der Zeit, zu überprüfen, ob der Terrorist die Wahrheit sagte.
<<2 EINTRÄGE GEFUNDEN --- BEGINNE AUFLISTUNG>>
Konzentriert stürzte sich Kyle auf den ersten der beiden Einträge, welcher sich aber schon nach dem ersten Blick als ziemlich nutzlos erwies. Es war lediglich ein Mitschnitt eines Vortrages, den Charles vor Jahren hielt. Und in welchen Jax als Beispiel für die Gefahren junger Omega Agenten auftauchte. Kyle konnte sich noch recht gut an diesen Vortrag erinnern. Er selbst war damals in der ersten Reihe gesessen und hatte sich krampfhaft versucht vorzustellen, wie es wohl wäre, einer Bestie wie Jax, der damals bereits acht Agenten auf den Gewissen hatte, im Kampf zu begegnen. Im Nachhinein gesehen, verblasste die Phantasie der Vergangenheit aber neben dem Wissen der Gegenwart.
Doch bevor Kyle noch weiter in seiner Erinnerung versinken konnte, war er auch schon zu dem zweiten Eintrag gekommen. Dies Mal war es eine kurze, persönliche Sprachnotiz von Rhodestone. Kyle schnappte sich den Lautsprecher, der direkt neben dem Hauptschirm stand, und drehte den Ton etwas runter. Dann aktivierte er die Wiedergabe der Sprachnotiz.
„Fünfzehnter November 2144: Der General ist heute an mich herangetreten, und wies mich an, endlich ein effektives Mittel gegen
diese Plage von LeRoi zu finden, und zwar
so schnell, wie nur möglich… Als ob das so einfach wäre! Schon allein die spärlichen Daten, die ich bei unserer ersten Begegnung noch erhalten konnte, beweisen ganz klar, dass gegen Jax nicht so schnell ein Kraut gewachsen ist… Ich durfte seine Kraft immerhin am eigenen Leibe spüren… Und damals war er noch ein Kind! Wie dem auch sei: Natürlich habe ich dem General versichert, mein möglichstes zu tun. Allerdings glaube ich kaum, dass wir so schnell Resultate erzielen können. LeRoi ist ein wissenschaftliches Mysterium, und sicher nicht so leicht zu knacken.“
Erste Begegnung? Wissenschaftliches Mysterium? Kyle stutzte. Rhodestone hatte ihm nie etwas davon erzählt. Offiziell traf die Organisation das erste Mal vor etwa sieben Jahren auf Jax. Und obwohl er damals erst 21 Jahre alt gewesen war, hatte er sich im Bandenmilieu von Westamerika bereits einen bedeutenden Namen gemacht. Den er beim ersten Zusammentreffen mit einer Omega Einheit nur allzu gerecht wurde. Damals hatte er das gesamte Team von vier Superior Soldaten ausgelöscht, die ihn beim Überfall auf einen Militärtransporter zu stellen versucht hatten. Jax war damals zwar jung gewesen, aber
Kind? Kyle kannte Rhodestone gut genug, um sich sicher zu sein, dass dieser niemals einen 21-jährigen
Kind nennen würde. Offenbar war die offizielle Akte über Jax genauso unvollständig wie die von Rhodestone. Nun wurde der Colonel so richtig neugierig. Was gab es für inoffizielle Informationen über den Mann, der ihn überhaupt auf diese Fährte lockte?
„Suche einleiten nach: LeRoi, Django Alexander, Akte, Betreffend: Erstes Zusammentreffen…“
<<SUCHE WIRD DURCHGEFÜHRT --- AKTE GEFUNDEN --- MEDIZINISCHER UNTERSUCHUNGSBERICHT GEFUNDEN --- PERSÖNLICHE NOTIZ GEFUNDEN --- SUCHE BEENDET --- 3 EINTRÄGE GEFUNDEN --- BEGINNE AUFLISTUNG>>
Kyle widmete sich als erstes der Akte, die der Computer als Auswahlmöglichkeit anbot. Auf den ersten Blick war diese auch ident mit der Version, die er schon vor Monaten intensiv durchgearbeitet hatte. Und welche er sogar mit dem Vermerk ‚Inhaftiert durch Colonel Kyle Langley’ ergänzen durfte. Kyle musste schon genauer hinsehen, um die Information zu entdecken, die seine Pupillen weiterten und ihn selbst in zweifelhafte Verwirrung versetzte.
„…
Erstes bekanntest Zusammentreffen mit Omega Einheit: 14 Jänner 2132 in San Francisco… Das war vor mehr als 15 Jahren…
Damaliger Teamleader: Rhodestone, Charles Alvin… Der Professor ein Teamleader…? Dann war es ein Forschungsteam…
Gelungene Flucht nach 20 Tagen Aufenthalt in lokalem Omega Stützpunkt… Hmm… Ich vermute mal, Django wird bei seiner Flucht nicht gerade zimperlich gewesen sein… Soviel also zur ‚Kraft des Kindes’…
Detaillierte medizinische Untersuchungen durchgeführt…“
Kyle konzentrierte sich so sehr in das Lesen der Akte, dass er weder bemerkte, dass er die wichtigen Textpassagen laut mitlas, noch, dass er auch seine eigenen Gedanken hörbar mitmurmelte. Doch schließlich verstummte er, als ihm der Begriff ‚medizinische Informationen’ an die anderen beiden gefundenen Einträge erinnerte. Beim Überfliegen der Kopfzeilen war es ihm bereits aufgefallen, dass es sich bei den beiden um medizinische Vermerke handelte. Ohne sich weiter darüber Gedanken zu machen, ob es sich dabei nicht um nutzlose, uninteressante Informationen handeln könnte, die nur seine kostbare Zeit verschwendeten, öffnete er beide Dokumente.
Nummer eins überflog er nur schnell mit einigen raschen Blicken. Es war eine Art Krankenakte, die erst vor drei Monaten, also zu der Zeit, als Jax in den Hive gekommen war, angelegt wurde. Viele medizinische – hauptsächlich lateinische - Fachbegriffe und Phrasen, mit denen er kaum etwas anfangen konnte. Kyle hatte in Folge seines militärischen Trainings zwar auch eine Sanitäterausbildung erfahren, allerdings machte ihn dass nicht gleich zu einem Feldarzt. Also zog er seine Aufmerksamkeit auf das zweite Dokument: Eine Videonotiz eines leitenden Mediziners. Schnell initiierte Kyle die Wiedergabe und lauschte gespannt den Worten des kahlköpfigen Mannes mit der dicken Brille, der ihm schrecklich bekannt vorkam.
„… und dass ist eigentlich alles, was ich zu dem Thema sagen kann. Weder die Untersuchungen des gestrigen Tages, noch die bereits bekannten Daten, die bei dem ersten Zusammentreffen mit LeRoi genommen wurden, machen wirklich Sinn… Unsere ursprüngliche Annahme, LeRois Kräfte erklären sich durch bestimmte, leichtentzündliche Sekrete, die sein Körper erzeugt – vergleichbar mit biologischem Napalm – sind schlichtweg falsch… Allerdings lassen die Aufzeichnungen seiner Gehirnaktivitäten eine ziemlich gewagte These zu… Aber wenn ich mal einen Schuss ins Blaue riskieren kann: Ich persönlich glaube, dass LeRoi vielleicht so etwas wie eine neue Kategorie eines Telepathen ist… Zumindest gleichen seine Hirnströme enorm denen von Telepathen… Auch die Berichte der Vergangenheit lassen den Schluss zu, dass LeRoi möglicherweise über präcognitive Fähigkeiten verfügt… Wie schon gesagt, es ist eine sehr gewagte Hypothese, aber was, wenn LeRoi das Feuer anhand seiner Gedanken erschaffen kann…?“
Kyle ließ sich langsam tiefer in den Drehsessel fallen. Mit leerem Blick und mit offenem Mund starrte er weiterhin auf die Aufzeichnung des Doktors, der weiter über Jax sprach. Es war nicht die Tatsache, dass der Terrorist das Feuer durch seine Gedanken beherrschen vermochte. Dieser Punkt war ihm eigentlich vollkommen egal.
Es waren diese ‚präcognitiven Fähigkeiten’.
Und die damit verbundene Macht.
Seit ihrem ersten Aufeinandertreffen spürte, nein,
wusste Kyle, dass Jax immer irgendetwas in der Hinterhand hielt. Etwas, was ihn in gewisser Hinsicht mächtiger und überlegener machte, als er ohnehin schon war. Konnte tatsächlich die Möglichkeit bestehen, dass Jax
ganz genau wusste, was passieren würde? Und dass er Kyle nur als seine Marionette benutzte, um
irgendetwas zu erreichen? Dem Colonel gefiel diese plötzliche Idee überhaupt nicht. Weder der Gedanke, eine Marionette zu sein, noch die Vorstellung, dass Jax möglicherweise die Zukunft voraussehen konnte. Aber vor allem gefiel ihm das Gefühl nicht, welches sich immer stärker in seinem Herzen ausbreitete: Das unbestimmte Gefühl, nicht mehr der einzige zu sein, der seine eigne Zukunft und das eigene Schicksal bestimmen würde.
So, und an dieser Stelle lasse ich jetzt wieder euch zu Wort, bevor es weitergeht.. ^^