ts! das ist ja mal wieder typisch

kaum komme ich hier hin, ist das forum wieder zurükgestellt *grummel* ist ja nicht mehr zum aushalten! also, wie gehabt: hier sind erstmal die verlorenen gegangenen teile:
Knarrende Holzdielen kündeten nach guten zehn Minuten ihre Ankunft an. Yujay sah zur Tür hin und erblickte auch schon Leston mit Vallan und Chaje im Schlepptau. Auch Wriggad hatte inzwischen wieder die Augen geöffnet. Yujay wusste nicht so genau, was oder ob der Alte überhaupt etwas zu erzählen hatte, aber er nahm an, dass er ihnen wohl nur einen Platz zeigen wollte, wo sie die Nacht verbringen konnten. Yujay hoffte, dass er sich nicht allzu lange mit irgendwelchen Reden aufhalten würde, denn er war sehr erschöpft von der Reise, was er schon nach diesen wenigen Minuten der Rast festgestellt hatte. Er wollte im Moment eigentlich nichts lieber, als sich irgendwo hinzulegen und vollkommen gefahrlos einschlafen zu können, ohne gleich wieder befürchten zu müssen, von irgendwem überfallen zu werden. Draußen war das Risiko eines Überfalls nämlich um einiges höher, als in einem Haus. Allerdings - zu dieser Zeit war man eigentlich nirgendwo richtig sicher.
Vallan, Chaje und Leston betraten die ehemalige Küche und begrüßten erst einmal Wriggad. Jedenfalls taten das Vallan und Chaje. Leston setzte sich gleich auf einen weiteren Stuhl und fragte sofort nach, wo sie denn übernachten können.
"Wo Platz ist", antwortete Wriggad knapp. "Der Hof ist groß genug. Aber ich kann Euch nicht mit Essen versorgen! Das habe ich auch schon dem hier erklärt." Er deutete auf Yujay.
"Das müsst Ihr auch nicht", sagte Chaje schnell, glücklich, wenigstens einen Platz für die Nacht gefunden zu haben. "Aber hättet Ihr vielleicht ein paar alte Tücher? Verbandszeug?"
"Ist die Wunde wieder aufgegangen?", erkundigte sich Yujay mit einem Nicken auf Vallan. Chaje nickte, während Vallan abwinkte. "Sie übertreibt nur."
"Tja, deine Wunderkräfte scheinen dich verlassen zu haben, Vallan", spottete Leston. Vallan bedachte Leston mit einem scharfen Blick, aber Wriggad hatte Leston und den anderen gar nicht richtig zugehört und sah stattdessen abwesend aus der Küchentür hinaus, zu seinem Gemüsegarten und der Kastanie mit den vier Gräbern rundherum.
"Äh ... Entschuldigt?", sagte Chaje. Wriggad hörte sie immer noch nicht. "Hallo?"
"Wriggad!", sagte Yujay etwas lauter. Der Alte wandte ihm seinen verklärten Blick zu. "Habt Ihr ein paar Verbände für meinen Freund hier?"
"In dem Schrank da", meinte Wriggad und zeigte auf einen alten Holzschrank, von dem bereits eine Schranktür fehlte. Chaje ging etwas unsicher darauf zu und öffnete vorsichtig die zweite Tür, um sie nicht plötzlich auch noch in der Hand zu halten, und kramte etwas zögerlich in dem Schrank nach Verbandszeug. Ein unangenehmes Schweigen entstand, nur unterbrochen von Chajes Suchaktion.
"Nochmals ... vielen Dank, das wir hier übernachten dürfen", sagte Vallan in die Stille hinein, aber er war sich nicht einmal sicher, ob Wriggad ihn gehört hatte, da schon wieder ein verträumter Blick in seinen Augen lag. Er schaute fragend zu Yujay, doch auch dieser konnte nur die Schultern zucken.
Chaje hörte auf zu lärmen und kam mit ein paar alten Verbänden zurück zu Vallan. "Heb dein Hemd bitte etwas an", sagte sie und Vallan gehorchte. Vorsichtig löste Chaje den alten Verband, auf dem ein paar Tropfen Blut zu sehen waren, und betrachtete anschließend mit Kennerblick die Wunde und strich sanft über sie hinweg. Trotz ihrer Vorsicht zuckte Vallan bei ihrer Berührung leicht, aber für jeden war erkennbar, dass er das nicht aus Schmerzen tat.
"Ich glaube, ich weiß, warum deine komische Selbstheilung nicht funktioniert!", brummte Leston missmutig.
"Bereust du es mittlerweile etwa, dass
du ihn verletzt hast?", fragte Yujay höhnisch. Leston warf ihm einen giftigen Blick zu. "Mörder", meinte Yujay abfällig. "Ihr wisst auch nie, was ihr wollt."
"Ja, ganz im Gegensatz zu euch, wie?", schnappte Leston. "Ihr schnappt euch schließlich alles, was euch gefällt!"
"Ruhe jetzt!", sagte Vallan scharf. "Ich dachte, dass hätten wir hinter uns?" Yujay und Leston schwiegen brummelnd, woraufhin wieder eine betretende Stille eintrat. Wriggad starrte weiterhin aus der Küchentür und schien nicht zu hören, was um ihn herum gesprochen wurde.
Als Chaje schließlich mit der Versorgung von Vallans Wunde fertig war, beobachtete sie Wriggad ein wenig nachdenklich und fragte dann zögernd: "Eure ... Familie?" Seltsamerweise hörte der Alte
diese Worte und nickte. "Was ... ist mit ihnen passiert?"
"Mari-Anjhe war meine Frau", sagte Wriggad, ohne den Blick von den Gräbern zu lösen. "Sie wurde krank, als unsere jüngste Tochter Cetera von einem Soldaten erschossen wurde [Anmerk. canola: damit meine ich, mit Pfeil und Bogen

], weil er sie mit einem Tier verwechselte. Meerin starb bei dem Überfall der Kunajaks auf Rhinnh und Guhntes, mein Sohn, wurde dabei ebenfalls getötet, weil er damals als freier Krieger von dem Fürsten von Rhinnh angeheuert wurde, die Stadt zu verteidigen. Das war vor sechzehn Jahren. - Und ich habe alle meine Lieben überdauert und musste sie einer nach dem anderen beerdigen."
Stille.
Wieder sagte keiner ein Wort. Es wusste auch niemand, was man hätte sagen können, so überrascht waren sie von diesen Worten. Yujay hatte sich zwar schon gedacht, dass in den Gräbern Wriggads Verwandten lagen, aber er war von der tiefgründigen Verbitterung geschockt, mit der Wriggad sprach. Es war schließlich nichts Ungewöhnliches, dass ältere Menschen zusehen müssen, wie ihre Familie umgebracht wird oder stirbt. So waren die Zeiten nun einmal. Die Älteren konnten nicht mehr gut kämpfen oder ihr Hab und Gut verteidigen. Das mussten die Jüngeren erledigen und dabei kann es schon mal vorkommen, dass diese sterben, während die Älteren weiterleben, so grausam das auch klingen mag. So, wie Wriggad jedoch sprach, hörte es sich ganz anders an. Vermutlich hatte er die ganzen sechzehn Jahre in seiner Einsamkeit darüber gebrütet und war inzwischen zu dem Schluß gekommen, allein für alles verantwortlich zu sein.
"Tut mir Leid", sagte Chaje schließlich leise, während ihre drei Begleiter nur betreten schwiegen. Wriggad nickte und senkte schließlich den Kopf.
"Es war ... einfach schrecklich, mitansehen zu müssen, wie Mari innerlich zerbrochen ist. Nach Ceteras Tod konnte sie sich an nichts mehr erfreuen und Meerin musste beinahe alleine den ganzen Haushalt machen. Schließlich zog sie sich immer mehr in sich zurück, blieb abends bis spät in die Nacht draußen an ihrem Grab sitzen und musste zuletzt von uns reingezerrt werden. Irgendwann erkältete sie sich dann. Wir haben ihr gesagt, dass sie drinnen bleiben soll, im Bett, aber sie hörte uns schon gar nicht mehr. Ließ niemanden an sich heran und vergaß zu essen. Sie wurde körperlich immer schwächer und ging trotzdem immer wieder nach draußen an Ceteras Grab. Irgendwann blieb sie dann da. Für immer." Wriggad atmete tief ein, ehe er wieder aufsah. "Ich gehe nach draußen." Er stand zitternd auf, schnappte sich seinen Stock und schlürfte nach draußen, blieb in der Tür aber nochmal stehen. "Eigentlich kann ich mich ja glücklich schätzen. So gibt es wenigstens keinen mehr, der auch noch mitansehen muss, wie ich sterbe." Leiser fügte er an: "Und es gibt keinen, der mich neben meiner Familie beisetzen kann." Er humpelte nach draußen und verschwand in der immer schneller zunehmenden Dunkelheit. Chaje hatte für drinnen schon ein paar Kerzen angezündet.
Kaum hatte Wriggad die Küche verlassen, stand Leston auf und zückte seine Galgon.
"Leston!", rief Vallan erschrocken. "Was hast du vor?"
"Na, ich weiß ja nicht, wie ihr sein Gerede auslegt, aber für mich hat es sich gerade so angehört, als wolle er, dass wir ihn bei seiner Familie beerdigen."
"Er hat dich doch nicht gebeten, ihn umzubringen!", rief Vallan entrüstet.
"Hat er nicht?", erkundigte sich Yujay. Vallan sah erschrocken zu dem jungen Dieb hinüber. "Nun guckt doch nicht so! Ich schlage mich nicht auf Lestons Seite, aber wenn ich so denken würde wie er, hätte ich genau das gleiche vermutet. Es hat sich schließlich
tatsächlich so angehört, als wolle er jetzt sterben, damit wir da sind, um ihn zu beerdigen, neben seiner Familie."
"Aber wir können ihn doch nicht einfach umbringen!", beharrte Vallan. "Das ist Mord!"
Leston lachte amüsiert. "Und das sagt jemand, der erst heute morgen mitgeholfen hat, sechs Männer umzubringen."
"Das ist doch was anderes gewesen", meinte Vallan.
"Stimmt. Es gibt ja auch Unterschiede zwischen den Morden. Mal bringt man die bessere Hälfte um und beim anderen Mal nicht", sagte Leston spöttisch. "Das typische Gerede eines Adligen. Kaum zu glauben, dass gerade so einer sich aufmacht, um Droska vor Nythes zu retten. Ach ja, ganz vergessen, Nythes gehört ja zu der schlechteren Hälfte der Gesellschaft."
"Er hat ein paar hundert Menschen auf dem Gewissen!", rief Vallan. "Und wenn nicht noch mehr sterben sollen, muss er vernichtet werden - oder zumindest seiner Macht beraubt werden! Auch wenn ich noch nicht genau weiß, wie ich das .... - " Er brach ab, aber da war es schon zu spät. Yujay, Leston und Chaje hatten es schon gehört und richtig schlußgefolgert.
"Wie war das? Du weißt nicht, wie du Nythes besiegen kannst?", fragte Yujay scharf. Leston stellte sich neben Yujay und schaute Vallan mit zusammengekniffenen Augen an. "Ich dachte dein komischer Pastor hätte es dir gesagt!"
"Er hat nicht gesagt, wie", antwortete Vallan kleinlaut. "Aber ich - "
"Dann versuchen wir also auf gut Glück, Nythes zu vernichten?", bohrte Yujay weiter. "Wir marschieren in diese uneinnehmbare Festung Caihn ein und wenn wir dieses Problem hinter uns haben, diskutieren wir, wie wir Nythes töten können? Hast du eigentlich auch nur einen einzigen Schritt von diesem waghalsigen Unterfangen geplant?"
"Vermutlich ist er sofort Hals über Kopf losgelaufen, um seine heilige Aufgabe zu erfüllen. Adlige!", grunzte Leston.
"Ich werde einen Weg finden, Nythes zu töten, wenn ich ihm gegenüber stehe", sagte Vallan selbstbewusst.
"Klar, er gibt dir bestimmt auch eine kleine Denkpause", sagte Yujay sarkastisch. "Und zur Not wirfst du einfach diese Kugel von Eschranjam gegen eine Wand und seine Magie wird gebrochen."
"Es heißt, die Kugel von Eschgonn", verbesserte Vallan.
"Ist mir doch egal! Tatsache ist, dass du einfach ins Blaue losgerannt bist und hoffst, dass das Schiksal auf deiner Seite steht, weil du dich ja für das Gute einsetzt! Dass du das gesamte Land auf deinen Schultern trägst, ist dir dabei wohl noch nie zu Bewusstsein gekommen, oder?"
Vallan öffnete den Mund, um dem Dieb zu antworten, als draußen plötzlich Geräusche laut wurden. Pferde näherten sich im schnellen Galopp dem Hof und es mussten eindeutig mehrere sein. Yujay, Vallan, Leston und Chaje waren auf der Stelle still und lauschten. Sie glaubten zu hören, wie Wriggad etwas sagte, waren sich aber nicht sicher. Metall klapperte und die Pferde schnaubten. Wriggad sprach wieder, erhielt jedoch immer noch keine Antwort.
Ein scharbendes Geräusch ertönte und Wriggads plötzlich abbrechende Stimme ließ sie alle erstarren.
Jeder war sich bewusst, was gerade mit Wriggad passiert war, und sofort hatte Vallan seine Hand auf seinem Schwertgriff und Chaje Bogen und Pfeil griffbereit, während Yujay vorsichtig zur Küchentür schlich und angestrengt ins Dunkle hinausstaarte. Er erkannte wage die Umrisse der Kastanie und der vier Kreuze unter ihr. Eine kleine Erhebung auf dem Boden in der Nähe der Gräber sagte Yujay, dass sie sich bezüglich Wriggad nicht geirrt hatten. Wer auch immer gerade mit Pferden hier angekommen war, er hatte nicht lange gezögert, einen alten, wehrlosen Mann umzubringen. Yujay bedachte kurz die Ironie dieses Geschehnisses zu diesem Zeitpunkt. Jetzt mussten sich Vallan und Leston nicht mehr streiten, ob es Recht oder Unrecht wäre, den Mann umzubringen, um ihn bei seiner Familie zu beeridigen.
Er rief dich in die Realität zurück und konzentrierte sich auf die leisesten Bewegungen draußen, konnte aber weder etwas sehen noch hören. Er entdeckte bloß die fünf Pferde der Unbekannten, aber so wussten sie wenigstens, wie vielen sie sich stellen mussten.
"Fünf Stück", flüsterte Yujay über die Schulter zu den anderen.
"Fünf was?", fragte Leston eben so leise.
"Keine Ahnung, ist ein wenig duster hier", erwiderte Yujay trocken. Die Auswahl ihrer Verfolger war jedoch nicht allzu groß. Entweder es waren stinknormale Banditen, was zu dieser Zeit unwahrscheinlich war, Dunkle Männer, was schon eher sein könnte, oder Männer von Nythes, schlimmsten Falls zusammen mit Kunajaks.
Leston tauchte neben Yujay auf und stierte gleichfalls nach draußen, konnte aber auch nicht viel mehr erkennen, was Yujay ihm gleich hätte sagen können.
Die Dielenbretter knarrten.
Augenblicklich wirbelten Yujay, der in der selben Bewegung seinen Dolch zückte, und Leston herum, wie Vallan und Chaje, mit angelegtem Pfeil, ebenfalls. Undurchsichtige Schwärze stand im Flur und in dem Raum hinter der Küche. Yujays Herz klopfte ihm bis zum Hals, als er angestrengt in die Dunkelheit blickte.
Verdammt! Das konnte doch gar nicht so dunkel hier drinnen sein!
"Irgendwer ist im Haus", raunte Leston.
"Und wir können sie nicht sehen!", ergänzte Vallan.
"Aber sie uns", sagte Yujay leise und ein schreckliches Bild von einem aus der Finsternis heransausenden Pfeils drängte sich ihm auf. Leston reagierte sofort auf seine Worte und pustete die erstbeste Kerze aus, die in seiner Nähe stand. Sofort wurde es um einiges dunkler in der ehemaligen Küche.
"Nicht!", sagte Vallan. "Sonst bringen wir uns gleich noch gegenseitig um."
"Aber so sehen sie uns!", meinte Yujay aufgebracht. Er hatte nicht die größten Probleme damit, in der Dunkelheit zu sehen und notfalls auch zu kämpfen. Bei seiner Tätigkeit war das manchmal erforderlich. Und er war sich sicher, dass Leston dies auch nicht die größten Schwierigkeiten bereitete.
"Seid doch mal ruhig!", flüsterte Chaje im befehlenden Ton und auf der Stelle gehorchten ihr die drei Männer.
Schritte ertönten.
Yujay hielt unwillkürlich den Atem an. Hätte Chaje sie nicht dazu aufgefordert, leise zu sein, hätten sie die Schritte womöglich gar nicht gehört. Sie kamen eindeutig von der Rückseite des Hauses und tönten durch die Küchentür herein, was bedeutete, dass sie mehr oder weniger eingekreist waren.
Möglichst ohne viel Lärm zu machen, drehte Yujay sich wieder zu der Küchentür herum und hoffte, dass wenigstens einer der anderen weiterhin den Flur und den anderen Raum im Auge behielt. Mit gezücktem Dolch lauschte Yujay auf die Schritte, aber die dazu gehörige Person musste stehen geblieben sein. Für einige Sekunden war kein einziges Geräusch zu hören und die Zeit schien stehen geblieben zu sein, als wieder ein Dielenbrett knarrte. Yujays Herz machte einen regelrechten Hüpfer und das Blut rauschte ihm unangenehm in den Ohren. Den anderen ging es nicht viel besser. Alle waren sie bis zum Äußersten angespannt und warteten darauf, dass sich ihr Feind zeigte. Die Sekunden verstrichen und noch immer geschah nichts. Alles blieb ruhig. Yujay umklammerte ungeduldig seinen Dolch und wartete auf das nächste verräterische Geräusch.
"Vielleicht sind sie weg", flüsterte Vallan plötzlich in die vollkommene Stille hinein und Yujay hätte beinahe erschrocken aufgeschrien. Auch Leston zuckte zusammen.
"Psst!", zischte er, obwohl es eigentlich sinnlos war. Ihre Gegner wussten, dass sie sich in der Küche aufhielten.
"Vielleicht sollten wir mal das Haus absuchen", schlug Chaje leise vor.
"Klar, wir kennen uns hier ja auch so gut aus", sagte Yujay sarkastisch - als sich plötzlich ein starker Arm um seinen Hals legte und ihn brutal hochriss und noch viel unbarmherziger zudrückte. Yujay keuchte überrascht, was sich jedoch rasch in Panik umwandelte, während Chaje erschrocken aufschrie. Yujay schnappte verzweifelt nach Luft und schlug unüberlegt auf seinen Angreifer ein, woraufhin dieser nur noch fester zudrückte. Yujays Herz raste und seine Lungen brannten wie verrückt. In Panik schlug er um sich, wobei seine Angriffe vollkommen unkoordiniert waren und Treffer eher auf den Zufall zurückzuführen waren. Er ächzte, bekam aber immer noch keine Luft; seine Lungen schmerzten und verlangten immer drängender Luft.
Jetzt. Yujay spührte, wie ihn langsam seine Kräfte verließen und er Mühe hatte, klar zu denken. Seine Lungen schienen Feuer gefangen zu haben und wollten atmen, jetzt unbedingt!
Sein Gegner drückte noch fester zu und Yujay fühlte, wie ihm allmählich schwummerig vor den Augen wurde und er seinen Dolch fallen ließ, als sein Angreifer ihn endlich losließ. Yujay landete unsanft auf dem Boden, aber er spürte den Aufprall fast gar nicht, sondern sog augenblicklich die kühle, frische Luft ein, woraufhin er heftig husten musste. Trotzdem schnappte er immer noch mehr nach Luft und fasste sich mit einer Hand vorsichtig an den Hals.
Erst jetzt hatte er die Zeit, um sich der neuen Situation bewusst zu werden und umzusehen.
Leston hatte ihn vor dem Erstickungstod bewahrt - womit er sich ja auch reichlich Zeit gelassen hatte! - und hatte seinen Gegner angegriffen, den Yujay nun endlich sehen konnte: ein Kunajak! Außerdem hatte dieser schon einen Pfeil in der Stirn stecken, was für sich sprach. Vallan kämpfte ebenfalls mit einem Kunajak und auch Chaje wurde von einem dieser Monster bedrängt, konnte mit ihrem Bogen jedoch nicht viel gegen sie ausrichten. Diese Wesen ließen sich nicht einmal von einem guten halben Dutzend Pfeilen aufhalten, die in ihren Körpern steckten. Aber Yujay hatte fünf Pferde gezählt, wo waren also die übrigen zwei?
Yujay verschob diese Frage erst einmal auf später, schnappte sich seinen vorhin fallengelassenen Dolch und rannte damit auf den Kunajak zu, der Chaje bedrohte. Vallan und Leston schienen ganz gut zurecht zu kommen - und man konnte einen Kopf immer noch leichter mit einem Dolch als mit einem Pfeil abtrennen.
Yujay sprang an dem Kunajak hoch und verlor keine Zeit damit, seinen Dolch anzusetzen und einen sauberen Schnitt am Hals entlang zu machen. Einen normalen Menschen hätte dies auf der Stelle getötet, aber ein Kunajak war kein normaler Mensch und ein Dolch kein Schwert, mit dem man einen Kopf sauber abschlagen konnte.
Trotzdem fühlte sich der Kunajak durch Yujays Angriff gestört, ließ von Chaje ab und wandte sich Yujay zu. Dieser erhaschte gerade noch einen flüchtigen Blick auf die klaffende Wunde am Hals des Kunajaks bevor sie sich in sekundenschnelle selber wieder zusammenflickte und nicht einmal eine Narbe zurückließ. Yujay starrte mit großen Augen auf diesen Selbstheilungsprozess und konnte sich diese selbe Reaktion bei Vallan einfach nicht vorstellen. Aber diese hatte ja ohnehin beschlossen, nicht mehr aufzutreten. Vielleicht weil Vallan dieses Geheimnis preis gegeben hatte?
Yujay drehte sich zur Seite, als der Kunajak mit seinem Schwert nach ihm hieb, und rief Chaje, die nun ihrerseits versuchte, Yujay mit ihren Pfeilen zu helfen, zu: "Sieh zu, ob du irgendwo ein großes Messer findest!" Chaje nickte und rannte sofort zur nächstbesten Kommode hinüber und riß einige Schubladen heraus, insgeheim erleichtert, nicht mehr in unmittelbarer Nähe der magischen Krieger sein zu müssen. Über Yujays Aufforderung, nach einem Messer zu suchen, war sie nicht im geringsten erstaunt. Schließlich war dies einmal eine Küche gewesen, wieso sollten dann keine großen Schneidemesser vorhanden sein?
Der Kunajak setzte Yujay nach und schwang sein Schwert meisterhaft durch die Luft, sodass Yujay genug damit zu tun hatte, nicht getroffen zu werden, und gar nicht angreifen konnte. Dennoch hörte er zwischen den aneinander klirrenden Schwerten ein Zischgeräusch heraus, was ihm sagte, dass Vallan oder Leston einen Kunajak besiegt haben musste.
"Achtung!", rief irgendjemand und sofort landete Metall erneut kreischend auf Metall. Wenn Yujay sich nicht verzählt hatte, waren hier im Raum jetzt drei Kunajaks, einer war besiegt worden und ... wo war der fünfte?
Ein brennender Schmerz schoß plötzlich seinen Arm hinauf. Der Kunajak hatte ihm am Arm getroffen. Reflexmäßig presste Yujay seine Hand auf die Wunde und fühlte warmes Blut. Schnell duckte er sich weg, als das Schwert über ihm durch die Luft sauste. Mit aller Kraft trat er dem Kunajak gegen das Knie. Was jedem Mann die Kniescheibe zertrümmerte hätte, brachte den Kunajak nur kurz aus dem Gleichgewicht, aber Yujay konnte in der Zeit an ihm vorbeiflitzen und sich im Raum umsehen. Leston kämpfte gut und hart mit seinem Kunajak. Vallan hatte offenbar Probleme und seine Wunde an der Seite machte ihm sichtlich zu schaffen. Chaje suchte immer noch in sämtlichen Schubladen nach einem Messer, wurde aber von niemandem bedroht oder angegriffen.
Das alles nahm Yujay in nur einem einzigen Blick in sich auf, was auch ausreichen musste, da der Kunajak ihn schon wieder angriff.
"Chaje!", brüllte Yujay. "Hast du endlich ein Messer gefunden?!" Er stieß dem Kunajak seinen Dolch in die Brust, obwohl er wusste, dass das nicht das geringste brachte, aber es war eine Routinebewegung. Der magische Krieger stieß Yujay mit einer spielerischen Bewegung von sich, die Yujay auf den Boden warf. Mit einer schnellen Bewegung brachte er sich wieder auf die Füße, nur um gleich darauf von dem Kunajak erneut umgestoßen zu werden. Die Schwertspitze sauste auf sein Gesicht zu, aber Yujay konnte sich rechtzeitig wegdrehen und fegte seinen Angreifer mit einem Tritt von den Füßen.
"Chaje!", rief er wieder, eindeutig ungeduldiger, während er dem Kunajak auswich.
Chaje warf derweil die nächste Schublade zu Boden und stürzte zum nächsten Schrank. Eilig wiederholte sie hier ihre Prozedur, da sie wohl mitbekommen hatte, dass Yujay ernsthaft in Schwierigkeiten steckte. Wieso nur gab es in dieser verflixten Küche auch kein Messer? Selbst Wriggad musste sein Gemüse doch irgendwie zerkleinern!
Eine Faust landete in seinem Bauch und traf ihn so hart, dass Yujay glatt schon wieder die Luft wegblieb und er sich unter dem Schlag krümmte. Ein weiterer Schlag auf seinen Rücken ließ ihn hart auf den Boden fallen. Er hatte zwar nur den Fußboden vor Augen, aber instinktiv rollte er sich zur Seite und schon krachte ein Schwert auf den Boden.
Yujay sah etwas außer Atem zu seinem Angreifer hoch. Der Dolch steckte dem Kunajak noch immer grotesk aussehend in der Brust. Verflucht! Gab es hier denn nirgendwo ein Schwert? Oder ein Messer? In einer Küche musste es doch ein Messer geben!
Bevor er sich darüber weiter Gedanken machen konnte, fiel ihm plötzlich der Kopf des Kunajaks entgegen, löste sich jedoch in bläulichen Glitzerstaub auf, bevor er Yujay erreichte. Wenige Augenblicke später verschwand auch der Rest des Körpers mit einem Zischgeräusch und sein Dolch fiel polternd aus der Luft zu Boden. Leston stand vor ihm.
"Euch Diebe muss man auch ständig retten", meinte er. Yujay kam mit einem ärgerlichen Blick wieder auf die Füße.
"Danke", murmelte er etwas unverständlich. "Für ... beide.... Male." Leston schien es gar nicht gehört zu haben und hechtete schon weiter zu Vallan. Seinen Kunajak hatte der Dunkle Mann offensichtlich auch schon besiegt.
Der Prinz hingegen hatte sichtliche Schwierigkeiten mit seinem Gegner. Er wich den Angriffen eigentlich nur noch aus, anstatt sie zu parieren oder gar selber anzugreifen. Schweiß stand ihm auf der Stirn und sein Atem ging schnell und unregelmäßig. Die Wunde an seiner Seite musste wieder aufgegangen sein, denn die Kleidung da drüber war vollkommen blutgetränkt.
Leston stellte sich an Vallans Seite und lenkte die Aufmerksamkeit des Kunajaks auf sich, sodass Vallan die Zeit hatte, sich in Sicherheit zu bringen. Chaje war auch sofort an seiner Seite und Yujay kam ebenfalls hinzu. Sie setzten Vallan auf einen der Küchenstühle.
"Ich dachte, die sollten dich nicht umbringen!", sagte Yujay, da sie den Prinzen in Harm-Dinket noch lebend haben wollten.
"Haben ... sie ja ... auch nicht", keuchte Vallan atemlos, während Chaje sich an seiner Wunde zu schaffen machte, wobei dieser diesmal
wirklich schmerzhaft das Gesicht verzog.
"Entschuldigung", sagte Chaje auch sofort reumütig.
"Geht schon", sagte Vallan. "Au!" Chaje machte eine entschuldigende Geste und arbeitete konzentriert weiter.
"Hör mal, Vallan", sagte Yujay, wobei er einen kurzen Blick zu Leston und dem Kunajak warf. Leston schlug sich gut und er konnte demnächst schon das nächste Zischgeräusch erwarten. "Wenn Leston vorhin vielleicht doch recht gehabt hat, was ich natürlich nicht glaube, aber wenn doch, setz deine Selbstheilung bitte ein."
Vallan grinste. "Traust du mir ... sowas zu? Ich kann dich ... beruhigen. Es ist ... nicht so." Er schaute zu Chaje, die für kurze Zeit von ihrer Tätigkeit abgelassen hatte, sich nun aber wieder Vallans Verletzung zuwandte.
"Das ist auch besser so", meinte sie, ganz beschäftigt. "Ich will schließlich nicht, dass du meinetwegen stirbst." Sie lächelte flüchtig, als ein weiteres Zischgeräusch die Vernichtung des letzten Kunajaks ankündigte. Na ja, des letzten, der im Raum war. Yujay war sich beinahe zu hundert Prozent sicher, dass er fünf Pferde gezählt hatte. Allerdings war es ziemlich dunkel gewesen. Er hatte sich natürlich auch verzählen können. Eigentlich
musste er sich verzählt haben, wie die Abwesenheit aller Kunajaks und Angreifer zeigte. Yujay zuckte innerlich mit den Schultern und sah Leston entgegen.
"So, das waren also Kunajaks. Ich habe zwar schon welche gesehen, aber gegen welche gekämpft noch nicht. Ich muss sagen, das, was die Leute erzählen, halten diese Viecher auch ein", sagte er und wischte sich den Schweiß von der Stirn und steckte seine Galgon weg. "Das sind wirklich schwieriger Gegner. Ich frage mich wirklich, wie wir erst durch Caihn kommen wollen.
"Sagtest du ... nicht, dass du ... fünf gezählt hast, Yujay?", fragte Vallan.
Yujay nickte. "Doch, aber ich muss mich wohl geirrt haben." Gerade, als er dies ausgesprochen hatte, trat plötzlich ein weiterer -
der - Kunajak durch die Küchentür und schleuderte einen Wurfdolch durch die Luft. Für Yujay liefen die nächsten Bruchteile einer Sekunde beinahe in Zeitlupe ab. Er sah, wie der Dolch mit einer unglaublichen Geschwindigkeit an ihm vorbeiraste - direkt auf Chaje zu. Er wollte ihr noch so etwas wie 'Achtung!' zurufen, aber er bekam vor lauter Überraschung und Schreck den Mund gar nicht auf und er bezweifelte auch, dass Chaje so schnell reagiert hätte. Das tat ein anderer.
so, das war's bis gestern und hier der neue teil. ist vielleicht besser, wenn man das im zusammenhang liest - so kann mich keiner erschlagen, wenn ich an spannenden stellen unterbrochen habe
"Nein!", rief Vallan entsetzt, katapultierte sich regelrecht von seinem Stuhl hoch und sprang somit selbstlos vor Chaje - und direkt in die Schußlinie. Ein Zucken ging durch seinen Körper, als sich der Wurfdolch tief in seine Brust in der Nähe des Herzens bohrte. Wie vor ein Hindernis geprallt, blieb Vallan plötzlich in der Luft hängen, ehe er Sekundenbruchteile später schwer auf den Boden fiel.
Schwer wie reglos...
Yujay starrte mit geweiteten Augen auf den am Boden liegenden Prinzen, auf den Dolch in seiner Brust und vergaß für einen Moment sogar völlig den Kunajak hinter sich. Leston jedoch nicht. Denn dieser schnappte sich nach einer kurz andauernden Fassungslosigkeit seine Galgon und rannte auf den Kunajak zu.
Chaje bekam von diesem Kampf wohl am wenigsten mit, da sie sich geschockt auf die Knie fallen ließ und nicht so genau wusste, was sie tun sollte.
"Vallan!", sagte sie mit zitternder Stimme. "Vallan! Oh Gott, Vallan!" Tränen stiegen ihr in die Augen und ihr Herz tat beinahe genauso weh, als wäre sie doch von einem Dolch getroffen worden. Vallan zitterte. Sein Gesicht glänzte vor Schweiß und seine Augen spiegelten Schmerz wieder aber nicht nur das. Er sah zu Chaje auf. "Nicht ... bewegen. Hörst du? N-nicht bewegen! Wir ... helfen dir. Ich werde .... ich brauche bloß ... brauche ... Kräuter ... und Verbände. Keine Sorge! Du schaffst das schon! ... Weißt du? Du ... du musst schließlich Nythes vernichten. ... Und Droska regieren .... du ... du schaffst ... das schon!" Sie strich ihm sanft über das Gesicht. Ihre Blicke sprachen Bände. Vallans Hand suchte zitternd nach ihrer. Sie ergriff seine und diese Geste trieb er noch mehr Tränen in die Augen. Ihr Herz war so unendlich schwer. "Vallan ... bitte", schluchzte sie. "Du ... darfst nicht sterben! Bitte ... Vallan." Ein Zischgeräusch ertönte, aber Chaje nahm es gar nicht wahr und sah auch nicht auf. Sie wollte den Blickkontakt zu ihm nicht unterbrechen.
Der Prinz bewegte die Lippen, aber kein Laut war zu hören. Chaje umklammerte Vallans Hand fester, die erschreckend schlaff war. "Vallan. Nein. Vallan! Bitte. Du darfst ... nicht sterben."
Yujay und Leston traten näher heran. Yujay hatte Schwierigkeiten zu schlucken, als er so auf den Prinzen hinab sah. Auch merkte er, wie das Bild vor seinen Augen langsam verschwamm.
"Vallan", sagte Chaje wieder, als würde allein sein Name den Prinzen hierhalten, ehe sie die beiden anderen Männer bemerkte. "Los, schnell! Ich brauche ... Verbände und ... Kräuter. Was hat Wriggad in seinem Garten gepflanzt? Los seht nach! Beeilt euch!" Vallan zitterte noch mehr und ständig versuchte er etwas zu sagen, aber er brachte keinen Ton zustande. "Es wird alles wieder gut", sagte Chaje mit einer Zuversichtlichkeit in der Stimme, die weder Leston noch Yujay hatten. Beide hatten gesehen, dass Vallan scheinbar doch ein einfacher, ganz normaler Mensch war, der verwundbar und garantiert sterblich war, wenn ihm die von Leston zugefügte Wunde schon so viele Probleme bereitete.
Chaje sah zu den beiden auf. "Holt die Verbände! Und die Kräuter!" Obwohl Yujay Chajes Hoffnungen nicht teilen konnte, ging er zu dem Schrank, in dem Chaje vorhin schon einmal Verbände gefunden hatte, während Leston, ebenfalls wider besseres Wissen, nach draußen zum Gemüsebeet des Alten ging.
Chaje strich Vallan zärtlich eine Haarsträhne aus dem Gesicht. "Es wird alles wieder gut, versprochen." Sie sah mit einem liebevollen Blick auf den Prinzen hinab. "Du stirbst nicht, nein, Vallan, du wirst leben. Versprich mir das, bitte, bitte, Vallan." Yujay kehrte mit einem weiteren Verband zurück und hockte sich neben Chaje. Vallans Blick glitt kurz zu dem Dieb hinüber und als sie sich kreuzten, legte sich eine eiskalte Hand um sein Herz und drückte erbarmungslos zu. Yujay sah schließlich weg und gab Chaje die Verbände. Dann ging er durch die Küchentür nach draußen und lehnte sich an die Mauer an. Er schloß die Augen und schluckte schwer. Tränen liefen ihm stumm übers Gesicht. Der Prinz wird es nicht schaffen.
Leston kam ihm von Wriggads Gemüsegarten entgegen und lehnte sich ebenfalls an die Wand, sagte jedoch nichts. Er hatte auch schon gesehen, dass die Verletzung zu schwer war. Von drinnen hörten sie Chaje weiterhin mit Vallan sprechen. Ohne eine Pause redete sie mit ihm und vergaß dabei wohl selber, dass sie dem Mann eigentlich helfen wollte. Vermutlich hatte sie im Unterbewusstsein schon die Sinnlosigkeit dieser Handlung erkannt.
Plötzlich hörte sie auf zu reden.
Yujay schluckte und atmete tief ein und aus. Erst jetzt merkte er eigentlich, wie sehr ihm der Prinz während ihrer kurzen Reise ans Herz gewachsen war. Jetzt war es vorbei. Gleich würde Chaje verzweifelt noch ein paar Mal Vallans Namen rufen, ehe sie aufnehmen würde, was passiert war.
"Vallan?", fragte Chaje. "Vallan? Was - " Sie stieß einen erschrockenen Schrei aus. Yujay öffnete die Augen und sah zu Leston hinüber. Der runzelte etwas verwirrt die Stirn und spiegelte damit Yujays Gedanken wider. Er hatte erwartet, dass Chaje anfangen würde, noch mehr zu weinen, aber dass sie
erschrocken aufschrie, passte so gar nicht ins Bild. Hatten sie vielleicht noch einen Kunajak übersehen?
Yujay ging, gefolgt von Leston, zurück in die ehemalige Küche und blieb wie vor eine Wand gelaufen stehen. Chaje war etwas von Vallan abgerückt und beobachtete ihn genauso erstaunt, erschrocken und verwirrt, wie es das Mitglied der Ehrlichen Leute und der Dunkle Mann taten.
Vallan lag bewegungslos auf dem Boden. Sein Zittern hatte inzwischen auch aufgehört, aber er atmete noch. Hinzu kam auch noch, dass die Blässe, die ihn vorhin schon befallen hatte, zurücktrat. Der Schweiß auf seinem Gesicht verschwand, wie nie da gewesen, und der Dolch in seiner Brust ... er zog sich, wie von einer unsichtbaren Hand geführt, aus der Brust des Prinzen heraus. Rotes Blut klebte an der Klinge, die nun achtlos neben Vallan zu Boden fiel. Einige weitere Minuten vergingen, in denen sichtlich nichts geschah, aber Yujay, Leston so wie Chaje waren sich darin einig, was jetzt passierte: der Selbstheilungsprozess fing an, zu wirken, und flickte wahrscheinlich gerade Vallans Wunden zusammen.
Das ganze dauerte mindestens fünf Minuten - erheblich länger, als es bei einem Kunajak dauern würde. Da wäre das ganze in einem Lidschlag erledigt gewesen - , aber Hauptsache war, dass Vallan offensichtlich doch nicht sterben würde.
Yujay, Leston und Chaje sahen dem Prinzen regungslos und schweigend dabei zu, wie er langsam die Augen öffnete und sich aufrichtete, als wäre nie etwas gewesen und er einfach nur ein kleines Schläfchen gemacht hätte. Vallan hingegen schien seine plötzliche Widerauferstehung nicht allzu sehr zu wundern, beinahe, als hätte er damit gerechnet. Er sah entschuldigend zu Chaje und den anderen beiden Männern und rettete sich schließlich in ein verlegenes Lächeln.