MajinKay
Revelation 6:4
11. Scorched Earth (10)
OK, ich muss zugeben, das war jetzt eine verdammt lange Pause.
Aber um es kurz zu machen: In den letzten Monaten ist bei mir privat sehr viel drunter und drüber gegangen. Viele Dinge, die mich neben meinem Studium noch so beschäftigt haben und irgendwie meine verbleibende Freizeit gefressen haben. Und als ich endlich wieder Zeit hatte, war es irgendwie so, dass meine Motivation ziemlich im Keller war. Mit dem Schreiben, sowie auch einigen anderen Dingen. Mittlerweile geht es mir aber schon ein wenig besser und ich versuche mich wieder etwas mehr zu motivieren. Ich denke, mit diesem Teil gehe ich einen Schritt in die richtige Richtung.
Alles in allem habe ich mir auch gedacht, in der nächsten zeit Vielleicht ein etwas anderes Konzept zu fahren. Anstelle von großen, über Seiten ziehende Teile, vielleicht kürzere, dafür aber frequentere zu posten. Allerdings bin ich mir bei dieser Sache noch nicht ganz so sicher. Mal abwarten, was in der Hinsicht die nächsten Wochen bringen. Von meiner eigenen Planung her würde ich in den nächsten Teil dieses Kapitel gern einmal zum Schluss bringen, allerdings fehlen noch ein paar Dinge dafür. Würde eben ein längerer Teil werden, oder mehr, dafür kürzere. Wie schon gesagt, ich muss das noch ein wenig abwägen. Im Moment kann ich euch wohl nur viel Spass mit dem Aktuellen wünschen.
Ach ja, vorher noch
@Lene: Tja, Die Hard hat eben spuren Hinterlassen. *gg* sonst, ja, mit dem letzten Absatz habe ich ein wenig herumexperimentiert. Hat mir selbst auch nicht so recht gefallen, wie ich zugeben muss, aber ein Experiment war es mir durchaus wert.
Alles weitere sollte sich nun ergeben. ^^
@Lynx: Würde mich auch freuen, dich hier wieder zu sehen.
@Louna: Danke für die Blumen. ^^ Die Szene im Diner hatte ich schon längere Zeit geplant, auch wenn ich sie zwischenzeitlich immer wieder und wieder umgeschrieben habe. In der ursprünglichen Version sollte sie sich noch ein wenig länger ziehen und einen kleinen Einblick in Kyles Vergangenheit bringen. Allerdings habe ich mich im Endeffekt gegen diese Version entschieden, da ich eben relativ schnell zum nächsten Kapitel kommen wollte, in dem sich wieder einiges tut. Also hoffe ich, ich kann auch demnächst wieder auf dich zählen
So, jetzt aber weiter!
Die Omega-Grundausbildung hatte sechs Wochen gedauert. Sechs Wochen, in denen man den teilweise blutjungen Soldaten die absoluten Basics des Dienstes bei der Organisation beigebracht hatte. Die eigenen Kräfte unter Kontrolle zu bringen, das Überleben in einer feindlichen Umgebung, das Kämpfen und das Gehorchen von Befehlen. Grundlagen der ersten Hilfe und im Umgang mit anderen Kameraden. Aber sechs Wochen waren nicht einmal annähernd genug gewesen, um den Soldaten einen Weg aufzuzeigen, mit den eigenen Dämonen fertig zu werden, die tief in ihren Herzen auf sie lauerten. Dämon, die teilweise erst durch den Militärdienst entstanden waren, teilweise aber auch Relikte der eigenen Vergangenheit symbolisiert hatten. So wie auch bei der jungen Telepathin.
Morphium war eine teuflische Droge. Eine Tatsache, die sich in den vergangenen zweihundert Jahren nicht wirklich stark geändert hatte. Billig zu produzieren, ohne besonderen industriellen Aufwand, einfach zu dosieren und mit einer überragenden Wirkung. Stark genug, um selbst eine potentielle P2+ Telepathin über Jahre hinweg ruhig zu stellen. Das einzige Mittel, das dazu in der Lage gewesen war. Doch so überzeugend die Wirkung auch war, so verheerend waren auch die Nebenwirkungen der jahrelangen Medikamentation.
Cassandra hatte dabei allerdings noch relativ viel Glück gehabt. Ein Arzt aus SL 2 hatte vor wenigen Wochen erzählt, dass es nahezu an ein Wunder gegrenzt hatte, bei ihrer ersten Untersuchung keine Hirnschäden oder generelle Schädigungen ihrer inneren Organe diagnostiziert zu haben. Offenbar war ihr Körper irgendwie in der Lage gewesen, die Betäubungsmittel auf eine äußerst effiziente Art und Weise abzubauen, um somit die Schäden möglichst gering zu halten. Dies hatte aber nichts an der Tatsache geändert, dass sich ihr gesamter Organismus über all die Jahre an die Präparate gewöhnt hatte und bereits nach wenigen Tagen mit extremen Entzugserscheinungen auf das Fehlen der Drogen konterte.
K-2212 wäre die einzige, schnelle Antwort auf dieses Problem gewesen.
Die einzige Alternative zu einem langsamen und schmerzhaften Entzug, der es ihr nicht ermöglicht hätte, in den aktiven Dienst bei der Organisation aufgenommen zu werden, geschweige denn bei dem Aufnahmetest zu den Elite Squads teilzunehmen.
K2212 war ein experimentelles Psychopharmakon gewesen, welches keine Symptome bekämpfen, sondern die physiologischen Auswirkungen eines Entzugs direkt bei der Wurzel packen würde. Eine einmalige Injektion des Wirkstoffes und alle ehemaligen Abhängigkeiten wären Schnee von gestern gewesen. Einziger Haken bei der Sache: Die Erfolgsquote lag bei fünfzig Prozent. Fifty-fifty.
Kyle war sich so sicher gewesen, dass Cassandra zu den richtigen fünfzig Prozent gehört hatte.
„Sie muss sich das Morphium irgendwie besorgt haben. Vielleicht einer der Krankenpfleger? Oder einer der jüngeren Ärzte, der eine Aufbesserung seines Solds brauchen konnte?“
Seine Stimme klang monoton und unendlich müde. Mit einem trägen Blick saß er auf der staubigen Erde und sah an dem schwachen Lagerfeuer vorbei zu der bibbernden Gestalt, die sich, in einen Schlafsack gehüllt, nur wenige Schritte von ihm entfernt in einer stabilen Seitenlage befand. Sie hatte sich bereits mehrere Male übergeben, und dass, obwohl sich in ihren Magen wohl kaum mehr als einige Gläser Wasser befinden konnten. Ihr Gesicht war klitschnass, fühlte sich aber dennoch unnatürlich kühl an. Zudem wurde sie beinahe alle zehn Minuten von einer heftigen Schüttelfrostattacke überwältigt. Der gesamte Verstand des Colonels schrie danach, wieder zu ihr hinzustürzen und irgendetwas zu tun, so wie er die restlichen Stunden ihr beigestanden hatte. Er hatte sie in der Armen gehalten, ihr aufmunternde Worte zugesprochen, irgendwie versucht ihre Schmerzen zu lindern – selbst als sie mit unkontrollierten Attacken und wilden Schlägen darauf geantwortet hatte. Doch er selbst musste mit einer gewissen Resignation bemerken, dass dies nicht die Lösung war. Jax hatte offenbar Recht. Ein weiteres Mal auf einer immer länger werdenden Liste.
„Cold Turkey ist nich’ gerade schön zum Anschauen, huh?“
Die Stimme war ebenfalls ruhig und ernst geworden. Seitdem Cassandra in dem Diner zusammengebrochen war, hatte der Jamaikaner überhaupt viel mehr Ernst in ihre gemeinsame Lage gebracht. Vielleicht dämmerte es auch ihn langsam, dass dies alles kein Spiel war. Zumindest hoffte das der Colonel. Im Moment sah es sogar ganz danach aus. Mit einem musternden Blick beobachtete er die beiden Soldaten, während er seinen Rücken an ihr momentanes Fahrzeug lehnte und eine Metalldose zwischen seinen Händen hin- und herbewegte.
„Sie hat Schmerzen.“
„Yeah. Und ihr is’ vermutlich saumäßig schlecht. Nich’ gerade ein Zustand, um den ich sie beneiden würde. Aber be cool. Auch wenn es scheiße aussieht, morgen is’ alles besser. Sofern sie die Nacht überlebt, natürlich.“
Kyle warf seinem Gegenüber einen blitzenden Blick zu, den dieser mit einem sarkastischen Aufschnauben quittierte. Anstelle einer Antwort warf er dem Colonel die Dose zu, die er schon die längste Zeit in Händen hielt. Mit einer schnellen Handbewegung fischte der Offizier sie aus der Luft und betrachtete sie einen Moment lang.
Es war ein lokales Dosenbier, das den Ruf hatte, nicht gerade sehr qualitativ hochwertig, dafür aber äußerst preiswert zu sein. Ein tiefer Graben zog sich quer über seine Stirn, als er von dem Bier wieder zu Jax aufsah. Dieser hatte sich mit einer Bewegung in einen schwarzen Rucksack, der neben ihm lag, bereits eine weitere Dose organisiert, die er wortlos öffnete. Ein knappes Zischen entfuhr dem Gefäß und leichter Schaum sprudelte aus der neu entstandenen Öffnung.
„Cheers.“
Eine einfache Geste des Jamaikaners, der mit dem Getränk zu ihm hindeutete und ihn damit zuprostete. Die irgendwie so aufgesetzt und unpassend wirkte.
„Soll das ein Scherz sein?“
Jax seufzte laut.
„Yo Langley, ich kapier’ schon, du hörst das nich’ gerne, aber es gibt rein gar nichts, was du tun kannst. Nothing! Wir sin’ Meilen von dem nächsten Krankenhaus entfernt, auf der Flucht von so ziemlich jeden verdammten Gringo, der in den letzten Tagen in die Zeitung gesehen hat und haben noch eine verdammt weite Strecke vor uns. Like it or not: Wir sin’ auf uns alleine gestellt. Das betrifft dich, mich, und auch die Kleine. Sie muss diese Nacht alleine überleben, ob dir das nun passt, oder nich’. Also kannst du dir weiter Gedanken um jeden Scheiß machen, oder du vertraust endlich darauf, dass sie schon nich’ so schnell abkratzt und betrinkst dich gefälligst mit mir. Jeez! Die Kleine ist nich’ so schwach wie sie aussieht, vielleicht begreifst du das auch mal.“
Auf den letzten Satz hin nahm Jax einen großen Schluck von dem Bier und seufzte zufrieden auf, als er seinen Kopf nach hinten an das kalte Metall des Wagens lehnte. Währenddessen sah der Colonel noch immer monoton auf die Bierdose in seinen Händen. Mit einem nachdenklichen Blick riss er sie schließlich auf.
„Ich fürchte nur nicht, dass das eine Lösung ist.“
Auf diesen Satz hin lachte der Hüne laut auf. Er schüttelte leicht den Kopf, ehe er den schwarzen Rucksack näher zu sich zog, der dabei Furchen in den staubigen Boden zog. Ganz offenbar war dieser randvoll mit schwerem Inhalt gefüllt.
„Hey, wer sagt was von ner Lösung? Aber immer noch besser, als deine depressive Hackfresse die restliche Nacht zu ertragen.“
Ein knappes Lächeln huschte über das Gesicht des Colonels, ehe er selbst den ersten Schluck des alkoholischen Gebräus in seine Kehle kippte. Es war prickelnd und warm – nicht gerade eine sehr angenehme Kombination. Mit dem rechten Ärmel wischte er sich die letzten Flüssigkeitstropfen von den Lippen, ehe er versuchte, seinem letzten Satz die Bedeutung zu verpassen, die er eigentlich vermitteln wollte.
„Das meinte ich nicht. Mein Körper reagiert auf Alkohol wie auf jeden anderen Giftstoff: Er baut ihn binnen weniger Sekunden vollständig ab. Ich kann nicht betrunken werden.“
Die Bewegung des Jamaikaners, der gerade die Dose an den Mund führen wollte, fror daraufhin einen Moment lang ein. Mit einem nachdenklichen Gesichtsausdruck dachte er wohl über diese neue Information nach, ehe er sie mit einem Achselzucken abtat.
„Oh Man, Langley. Sucks to be you.“
OK, ich muss zugeben, das war jetzt eine verdammt lange Pause.
Aber um es kurz zu machen: In den letzten Monaten ist bei mir privat sehr viel drunter und drüber gegangen. Viele Dinge, die mich neben meinem Studium noch so beschäftigt haben und irgendwie meine verbleibende Freizeit gefressen haben. Und als ich endlich wieder Zeit hatte, war es irgendwie so, dass meine Motivation ziemlich im Keller war. Mit dem Schreiben, sowie auch einigen anderen Dingen. Mittlerweile geht es mir aber schon ein wenig besser und ich versuche mich wieder etwas mehr zu motivieren. Ich denke, mit diesem Teil gehe ich einen Schritt in die richtige Richtung.

Alles in allem habe ich mir auch gedacht, in der nächsten zeit Vielleicht ein etwas anderes Konzept zu fahren. Anstelle von großen, über Seiten ziehende Teile, vielleicht kürzere, dafür aber frequentere zu posten. Allerdings bin ich mir bei dieser Sache noch nicht ganz so sicher. Mal abwarten, was in der Hinsicht die nächsten Wochen bringen. Von meiner eigenen Planung her würde ich in den nächsten Teil dieses Kapitel gern einmal zum Schluss bringen, allerdings fehlen noch ein paar Dinge dafür. Würde eben ein längerer Teil werden, oder mehr, dafür kürzere. Wie schon gesagt, ich muss das noch ein wenig abwägen. Im Moment kann ich euch wohl nur viel Spass mit dem Aktuellen wünschen.
Ach ja, vorher noch
@Lene: Tja, Die Hard hat eben spuren Hinterlassen. *gg* sonst, ja, mit dem letzten Absatz habe ich ein wenig herumexperimentiert. Hat mir selbst auch nicht so recht gefallen, wie ich zugeben muss, aber ein Experiment war es mir durchaus wert.

@Lynx: Würde mich auch freuen, dich hier wieder zu sehen.

@Louna: Danke für die Blumen. ^^ Die Szene im Diner hatte ich schon längere Zeit geplant, auch wenn ich sie zwischenzeitlich immer wieder und wieder umgeschrieben habe. In der ursprünglichen Version sollte sie sich noch ein wenig länger ziehen und einen kleinen Einblick in Kyles Vergangenheit bringen. Allerdings habe ich mich im Endeffekt gegen diese Version entschieden, da ich eben relativ schnell zum nächsten Kapitel kommen wollte, in dem sich wieder einiges tut. Also hoffe ich, ich kann auch demnächst wieder auf dich zählen

So, jetzt aber weiter!
Die Omega-Grundausbildung hatte sechs Wochen gedauert. Sechs Wochen, in denen man den teilweise blutjungen Soldaten die absoluten Basics des Dienstes bei der Organisation beigebracht hatte. Die eigenen Kräfte unter Kontrolle zu bringen, das Überleben in einer feindlichen Umgebung, das Kämpfen und das Gehorchen von Befehlen. Grundlagen der ersten Hilfe und im Umgang mit anderen Kameraden. Aber sechs Wochen waren nicht einmal annähernd genug gewesen, um den Soldaten einen Weg aufzuzeigen, mit den eigenen Dämonen fertig zu werden, die tief in ihren Herzen auf sie lauerten. Dämon, die teilweise erst durch den Militärdienst entstanden waren, teilweise aber auch Relikte der eigenen Vergangenheit symbolisiert hatten. So wie auch bei der jungen Telepathin.
Morphium war eine teuflische Droge. Eine Tatsache, die sich in den vergangenen zweihundert Jahren nicht wirklich stark geändert hatte. Billig zu produzieren, ohne besonderen industriellen Aufwand, einfach zu dosieren und mit einer überragenden Wirkung. Stark genug, um selbst eine potentielle P2+ Telepathin über Jahre hinweg ruhig zu stellen. Das einzige Mittel, das dazu in der Lage gewesen war. Doch so überzeugend die Wirkung auch war, so verheerend waren auch die Nebenwirkungen der jahrelangen Medikamentation.
Cassandra hatte dabei allerdings noch relativ viel Glück gehabt. Ein Arzt aus SL 2 hatte vor wenigen Wochen erzählt, dass es nahezu an ein Wunder gegrenzt hatte, bei ihrer ersten Untersuchung keine Hirnschäden oder generelle Schädigungen ihrer inneren Organe diagnostiziert zu haben. Offenbar war ihr Körper irgendwie in der Lage gewesen, die Betäubungsmittel auf eine äußerst effiziente Art und Weise abzubauen, um somit die Schäden möglichst gering zu halten. Dies hatte aber nichts an der Tatsache geändert, dass sich ihr gesamter Organismus über all die Jahre an die Präparate gewöhnt hatte und bereits nach wenigen Tagen mit extremen Entzugserscheinungen auf das Fehlen der Drogen konterte.
K-2212 wäre die einzige, schnelle Antwort auf dieses Problem gewesen.
Die einzige Alternative zu einem langsamen und schmerzhaften Entzug, der es ihr nicht ermöglicht hätte, in den aktiven Dienst bei der Organisation aufgenommen zu werden, geschweige denn bei dem Aufnahmetest zu den Elite Squads teilzunehmen.
K2212 war ein experimentelles Psychopharmakon gewesen, welches keine Symptome bekämpfen, sondern die physiologischen Auswirkungen eines Entzugs direkt bei der Wurzel packen würde. Eine einmalige Injektion des Wirkstoffes und alle ehemaligen Abhängigkeiten wären Schnee von gestern gewesen. Einziger Haken bei der Sache: Die Erfolgsquote lag bei fünfzig Prozent. Fifty-fifty.
Kyle war sich so sicher gewesen, dass Cassandra zu den richtigen fünfzig Prozent gehört hatte.
„Sie muss sich das Morphium irgendwie besorgt haben. Vielleicht einer der Krankenpfleger? Oder einer der jüngeren Ärzte, der eine Aufbesserung seines Solds brauchen konnte?“
Seine Stimme klang monoton und unendlich müde. Mit einem trägen Blick saß er auf der staubigen Erde und sah an dem schwachen Lagerfeuer vorbei zu der bibbernden Gestalt, die sich, in einen Schlafsack gehüllt, nur wenige Schritte von ihm entfernt in einer stabilen Seitenlage befand. Sie hatte sich bereits mehrere Male übergeben, und dass, obwohl sich in ihren Magen wohl kaum mehr als einige Gläser Wasser befinden konnten. Ihr Gesicht war klitschnass, fühlte sich aber dennoch unnatürlich kühl an. Zudem wurde sie beinahe alle zehn Minuten von einer heftigen Schüttelfrostattacke überwältigt. Der gesamte Verstand des Colonels schrie danach, wieder zu ihr hinzustürzen und irgendetwas zu tun, so wie er die restlichen Stunden ihr beigestanden hatte. Er hatte sie in der Armen gehalten, ihr aufmunternde Worte zugesprochen, irgendwie versucht ihre Schmerzen zu lindern – selbst als sie mit unkontrollierten Attacken und wilden Schlägen darauf geantwortet hatte. Doch er selbst musste mit einer gewissen Resignation bemerken, dass dies nicht die Lösung war. Jax hatte offenbar Recht. Ein weiteres Mal auf einer immer länger werdenden Liste.
„Cold Turkey ist nich’ gerade schön zum Anschauen, huh?“
Die Stimme war ebenfalls ruhig und ernst geworden. Seitdem Cassandra in dem Diner zusammengebrochen war, hatte der Jamaikaner überhaupt viel mehr Ernst in ihre gemeinsame Lage gebracht. Vielleicht dämmerte es auch ihn langsam, dass dies alles kein Spiel war. Zumindest hoffte das der Colonel. Im Moment sah es sogar ganz danach aus. Mit einem musternden Blick beobachtete er die beiden Soldaten, während er seinen Rücken an ihr momentanes Fahrzeug lehnte und eine Metalldose zwischen seinen Händen hin- und herbewegte.
„Sie hat Schmerzen.“
„Yeah. Und ihr is’ vermutlich saumäßig schlecht. Nich’ gerade ein Zustand, um den ich sie beneiden würde. Aber be cool. Auch wenn es scheiße aussieht, morgen is’ alles besser. Sofern sie die Nacht überlebt, natürlich.“
Kyle warf seinem Gegenüber einen blitzenden Blick zu, den dieser mit einem sarkastischen Aufschnauben quittierte. Anstelle einer Antwort warf er dem Colonel die Dose zu, die er schon die längste Zeit in Händen hielt. Mit einer schnellen Handbewegung fischte der Offizier sie aus der Luft und betrachtete sie einen Moment lang.
Es war ein lokales Dosenbier, das den Ruf hatte, nicht gerade sehr qualitativ hochwertig, dafür aber äußerst preiswert zu sein. Ein tiefer Graben zog sich quer über seine Stirn, als er von dem Bier wieder zu Jax aufsah. Dieser hatte sich mit einer Bewegung in einen schwarzen Rucksack, der neben ihm lag, bereits eine weitere Dose organisiert, die er wortlos öffnete. Ein knappes Zischen entfuhr dem Gefäß und leichter Schaum sprudelte aus der neu entstandenen Öffnung.
„Cheers.“
Eine einfache Geste des Jamaikaners, der mit dem Getränk zu ihm hindeutete und ihn damit zuprostete. Die irgendwie so aufgesetzt und unpassend wirkte.
„Soll das ein Scherz sein?“
Jax seufzte laut.
„Yo Langley, ich kapier’ schon, du hörst das nich’ gerne, aber es gibt rein gar nichts, was du tun kannst. Nothing! Wir sin’ Meilen von dem nächsten Krankenhaus entfernt, auf der Flucht von so ziemlich jeden verdammten Gringo, der in den letzten Tagen in die Zeitung gesehen hat und haben noch eine verdammt weite Strecke vor uns. Like it or not: Wir sin’ auf uns alleine gestellt. Das betrifft dich, mich, und auch die Kleine. Sie muss diese Nacht alleine überleben, ob dir das nun passt, oder nich’. Also kannst du dir weiter Gedanken um jeden Scheiß machen, oder du vertraust endlich darauf, dass sie schon nich’ so schnell abkratzt und betrinkst dich gefälligst mit mir. Jeez! Die Kleine ist nich’ so schwach wie sie aussieht, vielleicht begreifst du das auch mal.“
Auf den letzten Satz hin nahm Jax einen großen Schluck von dem Bier und seufzte zufrieden auf, als er seinen Kopf nach hinten an das kalte Metall des Wagens lehnte. Währenddessen sah der Colonel noch immer monoton auf die Bierdose in seinen Händen. Mit einem nachdenklichen Blick riss er sie schließlich auf.
„Ich fürchte nur nicht, dass das eine Lösung ist.“
Auf diesen Satz hin lachte der Hüne laut auf. Er schüttelte leicht den Kopf, ehe er den schwarzen Rucksack näher zu sich zog, der dabei Furchen in den staubigen Boden zog. Ganz offenbar war dieser randvoll mit schwerem Inhalt gefüllt.
„Hey, wer sagt was von ner Lösung? Aber immer noch besser, als deine depressive Hackfresse die restliche Nacht zu ertragen.“
Ein knappes Lächeln huschte über das Gesicht des Colonels, ehe er selbst den ersten Schluck des alkoholischen Gebräus in seine Kehle kippte. Es war prickelnd und warm – nicht gerade eine sehr angenehme Kombination. Mit dem rechten Ärmel wischte er sich die letzten Flüssigkeitstropfen von den Lippen, ehe er versuchte, seinem letzten Satz die Bedeutung zu verpassen, die er eigentlich vermitteln wollte.
„Das meinte ich nicht. Mein Körper reagiert auf Alkohol wie auf jeden anderen Giftstoff: Er baut ihn binnen weniger Sekunden vollständig ab. Ich kann nicht betrunken werden.“
Die Bewegung des Jamaikaners, der gerade die Dose an den Mund führen wollte, fror daraufhin einen Moment lang ein. Mit einem nachdenklichen Gesichtsausdruck dachte er wohl über diese neue Information nach, ehe er sie mit einem Achselzucken abtat.
„Oh Man, Langley. Sucks to be you.“