7. Trespasser (11)
Jepp, es geht weiter... Aber vorher noch was in eigener Sache (
) 
@Shan: Ja, wie schon einmal gesagt rechne ich dir das hoch an, an dieser Stelle noch in das Geschehen eigestiegen zu sein...
Besten dank auch wegen der ehrlichen (und auch sehr positiven) Kritik!
Zu deinen Fragen/Meinungen: Cassandra ist nicht "wirklich" so schnell über die neuen Verhältnisse hinweggekommen. Die ersten Stunden bei Omega stand sie ohnehin unter dem Einfluss einiger Mittel, die ihr dank der unvorhergesehenen Begegnung mit Jax geimpft wurden... und seit dieser Zeit ist sie auch nie so wirklich von den babituraten runtergekommen... Was wohl passieren wird, wenn sie die Spritzen nicht mehr regelmäßig bekommt? (böse, böse Andeutung) ^^"
Diverse parallelen zu X-Men oder anderen Comic-Superhelden bleiben wohl gar nicht aus. Allerdings hatte ich das Charakterdesign der Hauptcharas schon lange fertig, bevor X-Men in die kinos kam (I +II)... Und - um ganz ehrlich zu sein - hatte ich bei der Gestaltung von Rykov eher eine abgespeckte, viel ältere version von Zed (MIB) im Kopf ^^"
@lynx: Jepp... Bist mit "major" der dienstgradhöchste der Dagger Squad (auch wenn dies nicht soo viel zu bedeuten hat
)
@Sendrik: um genau zu sein stehen "Der Zauberhut", "Farben der Magie" und "Feet of Clay" ca. 60 cm von meinem Schreibtisch entfernt... Soll heißen: Klar kenn ich terry ^^
Und zu der Dagger Squad sag ich mal soviel: Die Charas werden jetzt mal eingeführt... Interessant wird es erst im Omega Special... wenn die Jungs und Mädels zu den Hauptfiguen werden, als jetzt eher als Nebenfiguren herumzustreifen ^^
@Jumper: Viel sagen trau ich mich nicht - ohne zuviel zu verraten... Aber mit dem nächsten kapitel hast du recht... Da gibt es dann endlich Infos en masse 
@all: So... Danke dann für die lieben und positiven Replys... Jetzt bin ich wieder an der Reihe... Und ab!
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Mit einem lauten Stöhnen warf sich der Colonel mit dem Rücken gegen einen der vielen Schaltkästen an der Ostwand des großen Raumes. In seiner Hand befand sich immer noch der aktivierte PalmTop, auf dessen Bildschirm sich wirre weiße Linien auf blauen Hintergrund und einige bunt blinkende Symbole abzeichneten. Die Blaupausen und Schaltpläne der Generatorebene. Seit fast eineinhalb Stunden hatte er nichts anderes gemacht, als sie Schritt für Schritt zu überprüfen und nach Ungereimtheiten zu suchen. Abweichungen bei den Leitungen. Nicht verzeichnete Kabelschächte. Doch noch war er auf keines dieser Indizien gestoßen. Und langsam wurde die Zeit knapp. In nicht ganz zwei Stunden würde die Frühschicht der Specialists auf ihre Tagesbefehle warten. Corporal Hopper würde sein Fernbleiben vielleicht zwanzig, allerhöchstens dreißig, Minuten tolerieren. Ein paar Privates würden zu seinem Quartier geschickt werden, um nach ihn zu sehen. Und sollte er zu diesem Zeitpunkt nicht wieder zurück sein – viel weiter wollte Kyle einfach nicht mehr überlegen.
Stattdessen flogen seine Blicke quer über die riesige Halle, in der er sich befand. Und die dennoch so unglaublich viel kleiner erschien. Schuld daran hatte wohl der überdimensionale Stahlbetonklotz in der Mitte der Halle. Der Reaktor. Kyle erinnerte der Anblick des Stromerzeugers, welchen er bis vor wenigen Stunden nur von Bildern her kannte, schmerzlich daran, dass es eigentlich nichts anderes als ein
Prototyp war. Und genauso sah der hässliche Betonklotz auch aus. Kyle konnte sich wage daran erinnern, dass der Reaktor selbst von einer zwei Meter dicken Stahlbetonschicht umgeben war, die zusätzlich mit Bleiplatten versetzt wurde. Und selbst das war offenbar nicht genug.
Normalerweise durfte niemand diesen Level ohne die geeignete Schutzkleidung betreten. Aber was war schon normal für ihn? Sein Körper konnte weit mehr Strahlung vertragen als der
normaler Menschen. Und das war auch gut so. Strahlenschutzkleidung hätte ihn bei seiner Suche sowieso nur behindert. Auch wenn sich diese ohnehin als sehr hoffnungslos herausstellte. Er hatte bis jetzt nur einen kleinen Teil des Areals durchsucht. Und nur mehr zwei Stunden Zeit. Kein gutes Omen.
Etwas resigniert sah er sich noch einmal genauer im Reaktorraum um. Sah zu den großen Ventilatoren an den Nord- und Südwänden der großen Halle, die unermüdlich kalte Frischluft auf die ersten Transformatoren bliesen, welche direkt an den Reaktor angeschlossen waren und sich seitlich von ihm befanden. Große, gut abgeschirmte, Leitungen gingen von der Oberseite des Klotzes zu den vier riesigen Spulen, die leicht bläulich glühten und hin und wieder kleine Energieentladungen in die Luft spieen. Dieser Anblick war recht angenehm. Vor allem in der fast windstillen Ecke, umragt von einigen Schaltschränken, in der er momentan saß. Es war kalt im Raum. Nur einige Grad über Null. Aber dennoch fror er nicht. Zu sehr beschäftigte ihn der Gedanke, wo er nur weitersuchen könnte. Oder ob das überhaupt einen Sinn hatte. Vielleicht sollte er sich einfach wieder in sein Quartier begeben und sich darauf vorbereiten, Lebwohl zu Cassandra zu sagen. Die in etwa vier Stunden nach Japan aufbrechen würde. Und dann könnte er sich schon eine Abschiedsrede für Yamato überlegen, der in drei Tagen nach Europa verlegt würde. ‚Auf unbestimmte Zeit’. Und dann waren da noch Canola, Sendrik und Lynx. Die Yamato binnen der nächsten Woche folgen würden. Canola würde nach Afrika gehen. Offenbar brauchten ein paar der dortigen
Regierungen Unterstützung. Sendrik blieb in Amerika – aber er würde nach Washington DC verlegt werden. Und Lynx? Verdammt, er konnte noch nicht einmal den Namen der Stadt richtig aussprechen, in welche Lynx geschickt würde. Musste es ausgerechnet Russland sein?
Wütend schlug Kyle auf den Boden neben ihm. Einige der bunten Lichter auf dem Schaltkasten rechts neben ihm reagierten sichtlich verärgert mit einem schrillen Aufblinken damit. Kyle hielt eine Sekunde den Atem an. Wieder schoss ihm der Begriff
Prototyp durch den Kopf. Doch dann stutzte er. Der Schaltkasten rechts neben ihm. Irgendetwas stimmte nicht mit ihm. Schnell kontrollierte er seine Vermutung auf dem Palm.
„Manchmal muss man doch einfach nur Glück haben…“
Der Colonel grinste ein wenig hämisch und suchte die Infrarot-Schnittstelle des offiziell nicht existierenden Schaltkastens. Es dauerte nicht lange, bis die Verbindung mit dem Handheld hergestellt war und neue, rote Linien und Schaltsymbole auf dem blauen Hintergrund des Bildschirms auftauchten. Die fehlenden Teile des Puzzles. Kaum war der Download der neuen Pläne beendet, kappte der Soldat auch schon wieder den Uplink zu dem Schaltkasten. Endlich wieder vollkommen überzeugt seines Handelns ging er den neuen Leitungen nach und suchte nach der nächsten Etappe seiner Reise: Den vermeintlichen Kabelschacht.
*
Etwas schwermütig bewegte der muskulöse Riese seinen Körper durch die Eingangstür der Kantine. Fast schon naturgemäß setzte er sich auf einen der leeren Metalltische – von denen es um diese Zeit mehr als genug gab – nahe des Einganges und sah sich ein wenig verschlafen in dem großen Speisesaal um. Viele andere Soldaten konnte er nicht sehen. Außer einer kleineren Küchenmannschaft und einer Handvoll Privates, die gerade eine Pause in ihrer Nachtschicht einlegten, war er allein in der Kantine. Müde verschränkte er seine Arme über der kalten Tischplatte und bettete seinen Kopf anschließend darauf. Es war ein wahrer Teufelskreis. In seinem Quartier wollte er so gerne schlafen, konnte es aber nicht und hier wollte er nicht einschlafen, würde es aber dennoch jede Sekunde tun. Wenn da nicht dieses lästige Geräusch wäre.
<<Toc, Toc, Toc,Toc,Toc>>
Yamato kniff die Augen fester zusammen, bis kleine, weiße Punkte auf der Innenseite seiner Lider zu tanzen begannen.
<<Toc, Toc, Toc,Toc,Toc>>
Es war ein nervtötendes Geräusch, welches er langsam zu hassen begann. Und umso stärker er sich konzentrierte, es
nicht zu hören, desto lauter schien es zu werden.
<<Toc, Toc, Toc,Toc,Toc>>
Langsam hatte er genug. Wütend schoss er in die Luft, nicht der Auswirkungen dieser Aktion bedacht. Sein ohnehin niedriger Blutdruck und das abrupte Manöver forderten ihren Tribut. Yamato wurde kurz schwindlig, so dass er sich an der Kante des Metalltisches festhalten musste, um nicht umzukippen. Doch das Schwindelgefühl überdauerte keine halbe Minute. Nicht ganz so stürmisch begann er, ein wenig in der Kantine herumzuwandern und dem Ursprung des lästigen Geräusches auf den Grund zu gehen. Doch zunächst erntete er nur die nervösen Blicke der Privates, die ihn endlich bemerkt hatten, und nun alles daran setzten, schleunigst wieder auf ihre Posten zu kommen. Es brauchte etwa fünf Minuten, bis er endlich in der dunklen Ecke des Speisesaals angelangt war, in welche die Tischtennisplatte stand.
Er hätte eigentlich früher draufkommen können.
Doch was er an der Platte sah, verwirrte ihn doch den ersten Moment lang. Es war ein immer wiederkehrendes Fluktuieren. Ein Flimmern vor seinen Augen, welches kam und ging. Yamato rieb sich ein wenig die Lider, um dieses Flimmern besser erkennen zu können. Tatsächlich half es auch was. Das Flimmern wurde zu einem verschwommenen, schwarzen Schimmern. Nun war er sich sicher. Er brauchte dringend Schlaf. Er hatte ja noch nicht einmal mehr auf Anhieb
ihre Bewegungen erkannt.
Denn vor ihm war niemand anders als Captain Canola, die gerade mit sich selbst eine Partie Tischtennis spielte.
„Und? Wer gewinnt?“
Das streifenartige Schimmern hörte urplötzlich auf und verfestigte sich wieder in die Umrisse einer weiblichen Gestalt. Welche einen schwarzen Omega-Trainingsanzug trug. Canola grinste Yamato an und gab ihn recht fröhlich die Antwort.
„Was denkst du wohl? ICH natürlich…!“
Der Riese lächelte sanft und trat langsam näher. Das sonnige Gemüt seiner Kameradin und Freundin hatte er stets bewundert. Noch nicht einmal in solchen Zeiten konnte sie irgendwie pessimistisch wirken. Canola strahlte regelrecht. Nach innen sowie auch nach außen. Der weibliche Captain ging ihm einen Schritt entgegen und streckte ihn den Schläger entgegen.
„Na, was ist? Eine kleines Spiel gefällig? Nur bis 11. Komm schon!“
„Nah.. Ich weis nicht so recht… Ich bin ziemlich müde… Und außerdem: Denkst du nicht, deine Geschwindigkeit verleiht dir einen kleinen Vorteil?“
„Ach was! Ich werde mich auch bremsen… Versprochen!“
Yamato sah tief in die strahlenden Augen und das über beide Ohren grinsende Gesicht. Wie konnte er dazu nur Nein sagen? Vorsichtig griff er nach dem Schläger, den die junge Frau ihn reichte.
*
Behutsam legte der Colonel den Palm neben ihm auf den Boden. Diese Schachtluke lies sich zwar viel besser öffnen, als die schwere Stahlluke ein Level über ihn, aber dennoch brauchte er beide Hände. Und kaum war sie auch schon offen, begutachtete Kyle den geöffneten Kabelschacht noch einmal in aller Ruhe. Das musste er sein. Alle roten Linien endeten in diesem Punkt. Offenbar hatte er endlich gefunden, wonach er gesucht hatte. Der junge Soldat schnappte sich wieder den Handheld und steckte ihn zurück in die linke Brusttasche seiner ärmellosen Jacke. Dann trat er langsam auf die erste Sprosse der Metalleiter und stieg hinab. Kyle musste sich eng an die Leiter pressen, um nicht unverhofft an einem der vielen Kabel, die hinter seinem Rücken den Schacht hinab gingen, zu berühren. Sein Kopf war schon in Höhe des Fußbodens, da atmete er noch einmal kräftig durch und blickte ein letztes Mal über seine Schulter in die Tiefe. Er war weit gekommen. Und er war sich eines sicher.
Egal, ob SL 6 nun existierte, oder ob der schwarze Schacht im Nichts endete.
Er würde heute eine Antwort finden.
Er würde jetzt eine Antwort finden.
Mit diesem Gedanken im Hinterkopf verschwand er im schwarzen Kabelschacht.
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Endlich! Ende kapitel 7! Was sagt ihr?