Original geschrieben von Dr Tomoe
Ich glaube, dann aben wir eine verschiedene Vorstellung von dem Konstrukt "Glauben". Für mich ist Glauben ja gerade das Nicht-Wissen. Vielleicht das Fühlen, daß da noch etwas anderes ist, und das Hören auf dieses Gefühl. Das impliziert, zumindest bei meiner Auslegung, gerade die Offenheit anderen Meinungen gegenüber, weil man sich ja nicht beweisbar sicher sein kann.
nun gut, wie schon gesagt, etwas absolutes gibt es nicht, es gibt sicherlich auch menschen, die ihren glauben in dieser weise handhaben können. aber andererseits erlebt man ja tagtäglich, dass das bei vielen nicht funktioniert, siehe nahost-konflikt, um nur mal ein prominentes beispiel zu nennen.
wie gesagt, gewisse aspekte der religionen finde ich durchaus positiv, nur setzt für mich das wort glauben voraus, dass der gesamte inhalt einer religion vorbehaltlos übernommen wird, ansonsten ist man ja aus dem religiösen blickwinkel nicht mehr gläubig im eigentlich sinn..
ausserdem finde ich es fragwürdig, dass viele religionen quasi wie gesetzesbücher auf dem zuckerbrot-und-peitsche-prinzip basieren, d.h., dass im endeffekt viele gläubige nur so handeln wie es vorgeschrieben wird, weil man ihnen mit der hölle, mit strafen für ihre "sünden" droht. aber macht so etwas wirklich sinn? wenn jemand nur nicht tötet, weil das in den 10geboten steht und er ansonsten sich versündigen würde ist das für mich kein deut besser als wenn jemand wirklich zum mörder wird, immerhin erfolgt ersteres ja nicht aus einer überzeugung, sondern aus angst vor der strafe.
Zum ersten muß man natürlich zwischen der Existenz eines (oder mehrer, oder wie auch immer) Gottes und der historischen Korrektheit der Bibel trennen, aber ich glaube, daß dürfte dir klar sein und oben nur etwas unglücklich formuliert.
natürlich muss man da differenzieren, aber ich muss dazu auch anmerken, dass gerade viele nicht so liberale religionen selber nicht fähig sind, zu unterscheiden und deshalb eine eigene definition von glauben, von gott, die von der jeweiligen heiligen schrift abweicht, nicht akzeptieren können..
Wenn wir so wollen, bewegt sich ja bisher fast alles, was wir entdeckt haben, im Rahmen dessen, was durch naturwissenschaftliche Theorien erklärt werden kann. Wir wissen allerdings, vom heutigen Standpunkt aus, nichts über mehrere Dinge:
was passiert nach dem Tod? Was mit unserem Körper passiert, können wir sehen. Was allerdings mit einer eventuell existierenden Seele passiert, die sich schon fast per definitionem nicht naturwissenschaftlich nachweisen läßt, kann nicht abschließend geklärt werden. Es bleiben hier mehrere Meinungen, die allesamt gleich wahrscheinlich oder unwahrscheinlich sind in dem Sinne, daß man für keine dieser Meinungen Beweise oder auch nur wirkliche Hinweise finden kann:
1. Es gibt keine Seele. Die Seele ist ein Hirngespinst (was für ein schönes Wortspiel

)
2. Es gibt eine Seele, mit den Unterteilungen:
a) nach dem Tod ist sie futsch.
b) nach dem Tod wandert sie in den nächsten Körper
c) nach dem Tod wandert sie irgendwo anders hin, außerhalb unserer Wahrnehmungs- und Vorstellungskraft.
Und zum Thema Gott: Da gibt es natürlich zum einen die Meinung, es gebe keinen Gott. Das Universum sei in sich abgeschlossen und allein durch seine eigenen Regeln entstanden, erklärbar usw.
Die Gegenmeinung, es gebe einen Gott, kann sich wiederum auf verschiedene Theorien berufen:
a) Gott als Initiator des Universums und sein Regelgeber. Der die Naturgesetze in Einklang geschaffen und dann womöglich "wie per Knopfdruck" den Urknall ausgelöst hat.
b) Die Quanten-Idee: Nach der Quantentheorie existiert nichts ohne einen "Beobachter" (der so ziemlich alles sein kann, z.B. auch eine Messung), der eine Sache wahrnimmt. Dieser Beobachter wird natürlich auch wiederum erst durch einen Beobachter real, der den Beobachter beobachtet usw. Und diese Idee wird mit gewisser Sicherheit in einer "Weltformel" auftauchen, sollte es diese irgendwann einmal geben. Hier gab es die Theorie der Definition Gottes als "erstem Beobachter", der erst die Entstehung des Universums ermöglichen konnte.
Keine dieser Theorien bzw. Ideen ist im eigentlichen Sinne "wahrscheinlicher" als die andere, weil es keinerlei Möglichkeit gibt, eine beweisbare Aussage dazu zu machen. Hier versagt einfach der objektive Wahrscheinlichkeitsbegriff und wird zu einem subjektivem.
nun gut, aber ich finde solche argumentationsketten etwas holperig. natürlich, die existenz von für uns unerklärlichem führt praktisch automatisch zu einer inneren überzeugung, dass da einfach irgendwie mehr dahinterstecken muss als simple naturgesetze, usw. aber man muss auch bedenken, dass früher beispielsweise auch ein gewitter den damaligen göttern in die schuhe geschoben wurde, weil man es nicht erklären konnte. die geschichte ist voll von solchen fällen, wo man einfach ab dem punkt, ab dem der eigene wissensstand nicht mehr ausreichte um etwas zu erklären auf übernatürliche begründungen zurückgegriffen wurde. für das meiste von dem wurde ja aber bekanntlich mittlerweile eine logische erklärung gefunden, wieso sollte es für heute unerklärliches irgendwann nicht auch so sein?
ausserdem ist das ja eine etwas bequeme haltung, da man einfach für alles, was man nicht zu erklären fähig ist, sorgenlos ein übernatürliches konstrukt dafür verantwortlich machen kann, die lücke des nicht-wissens also einfach mit eigentlich ziemlich hohlen phrasen vollstopft und somit eigentlich das streben nach wissen verhindert. nicht nur geistig, sondern auch physisch, wie z.b. die inquisition zeigt, die im namen der religion ja ganz gezielt leute bestraft hat, die nach erklärungen für gewisse dinge gesucht und vielfach auch gefunden haben.
das mit dem leben nach dem tod hab ich eigentlich schon an anderer stelle mal ausführlich diskutiert, natürlich kann man es nicht schlüssig beantworten, aber für mich manifestiert sich in diesem gedanken irgendwie die enorme egozentrik des menschen: keiner kann sich vorstellen, dass sich ohne seine existenz die erde weiterdrehen würde. natürlich, ich kann mir auch nicht vorstellen, wie es sein könnte, einfach nicht mehr zu sein, nicht mehr zu existieren, in keiner weise. aber nur weil man sowas über die ich-fixierte menschliche vorstellungskraft hinausgeht ist es etwas gar billig, einfach irgendwelche z.t. etwas gar hanebüchene und abstruse erklärungen heranzuziehen.
und noch was zu der quanten-sache, für meinen teil sind derart komplexe dinge eher gerade eine argument gegen die schöpfungstheorie, weil man sich fragen muss, ob denn ein gott wirklich ein derart abartig komplexes universum erschaffen würde wenn er die macht hat, alles zu tun was ihm beliebt, also auch eine simple welt zu erschaffen. wenn ich etwas baue tu ich das ja normalerweise auch so einfach wie möglich und nicht in einer weise, dass sich die nutzung dieses objektes jedem menschlichen verstand entzieht..
Aber ich stelle gerade fest, das Thema war eigentlich ein ganz anderes... vielleicht sollten wir umziehen, wenn das ausartet.
jo, ist jetzt schon etwas in die falsche richtung ausgeartet, andererseits wird hier wohl eh nicht mehr viel produktives zum eigentlichen thema diskutiert, also dürfte es wohl auch niemanden stören..