[Dojo - Geschichtsuntermalung]
In dem Moment kurz bevor Ylva ihre Stimme hob, um mit ihrer Geschichte zu beginnen, legte Ramirez seine Handflächen aneinander und schloss die Augen.
Die Geschichte begann.
"Als die Menschen noch jung und naiv waren und die Wölfe schon alt, zerstritten sich die Menschen untereinander, wie sie es schon immer getan hatten. Ihre Krieger überzogen ihre Dörfer, überzogen das, was sie an Zivilisation aufgebaut hatten.
Noch während Ylva die ersten Worte sprach, veränderte sich die Welt um sie herum. Kenta und Sheireen erging es ebenso. Das Dojo verschwand und sie fanden sich auf einem Hügel, vor ihnen lag ein riesiges Tal ausgestreckt. Sie sahen Dörfer und Felder, die bestellt wurden. Die Dörfer wurden zu Städten und die Felder lagen brach, in Zeitraffer flog die Geschichte des Landes und der Menschen an ihnen vorbei.
Die Wölfe betrachteten das Treiben der Menschen aus der Entfernung- Die älteste, die große Mutter der Wölfe lebte damals noch unter ihnen, als eine der ihren und empfand Mitleid, wo ihre Kinder nur spotten konnten.
Wie konnten sie auch verstehen, dass die Menschen ihre Brüder und Schwestern waren?
Viel zu sehr hatten diese sich entfremdet, waren anders geworden..."
Dann wechselte das Bild, dass Sheireen, Kenta und Ylva vor sich sahen. Die Menschen verschwammen und sie fanden sich über einer großen Lichtung wieder. Von oben schauten sie herab, wie ein Vögel und unter sich sahen sie eine große Schar von Wölfen, die um eine der ihren verstreut standen. Diese eine war größer und strahlte eine Aura der Freundlichkeit und Geborgenheit, aber auch Macht und Stärke aus. Gesäumt wurde die Lichtung von dicken Eichen.
" ... Die große Mutter begann in diesen Zeiten oft herum zu ziehen. Sie betrachtete das Elend, das die Menschen über die Welt zu bringen begannen und es stimmte sie traurig - bis sie eines Tages in ein Dorf kam.
Das Dorf... war zerstört. Die Menschen darin tot oder geflohen. Kein Leben, keine Hoffnung, dachte sie mitleidig über das was sie sah, bis sie den Schrei eines Säuglings vernahm.
Und auch die drei konnten den Schrei hören und schauten der Wöflin über die Schulter, wie sie vor dem kleinen Säugling stand, der wie durch ein Wunder verschont geblieben war, da das Feuer dieses Flecken Erde, auf dem er lag, gemieden hatte.
Sie fand den kleinen in den Trümmern des Elternhauses, unschuldig und weiss wie wie frischer Schnee. Ein wunderschönes, unschuldiges Kleinkind.
Und da Mitleid und der Gedanke an die eigenen Kinder die Mutter ergriff, nahm die Wölfin das Kind mit und zog es auf wie ihr eigenes. Säugte es, ernährte es mit ihrem Blut und ihrer Liebe.
Und dieses Kind wurde, so sagt es die Legende, die erste von uns.
Sie flogen wie der Wind über die Wiese, behutsam trug die große Wölfin, die Mutter, den Säugling. Wie sie rannten, wuchs das Kind, wurde größer und stärker.
Sie war... eine die zwischen den Welten ging. War sie bei ihrer Mutter, so lief sie auf vier Beinen, schnell wie der Wind und lautlos. War sie unter den Menschen ging sie auf zwei Beinen, redete und sprach mit ihnen.
Und weil sie von zwei Welten war, ein Kind das der Sonne und dem Mond gehörte, hatte sie noch eine dritte Gestalt: Wenn der Mond nämlich eine volle Scheibe maß, ein runder Kreis war und Tier und Mensch gleichermaßen zu sich rief - denn damals unterwarfen sie sich noch seiner Veränderung wie Ebbe und Flut - dann nahm sie diese dritte Gestalt an um Mensch und Wolf zusammen zu führen und Frieden zu stiften.
Aus dem Säugling war eine Erwachsene geworden. Deutlich sahen die Kinder und Ylva die Gestalt vor sich, wie im Wechsel mit ihrer Mutter durch den Wald rannte oder unter den Menschen der Stadt lief, Gespräche führte.
Als letztes sahen sie den Mond, voll und mächtig stand er am Himmel. Es war sehr dunkel und dadurch stach er besonders hervor.
Bald sah man sie hier auf den Schlachtfeldern und dort auf den Schlachtfeldern. Eine große Diplomatin und Kämpferin... eine gute Freundin und ein fürchterlicher Feind.
So zumindest wird sie uns beschrieben, wenn wir aufwachsen.
Und sie hat Frieden zu den Menschen gebracht, als die Wölfe schon lange ihre eigenen Wege gegangen waren. Ihre Kinder waren wie sie - drei Gestalten, sie waren Kämpfer denn die Welt in die sie hineingeboren wurde würde immer der Schauplatz für Kriege sein....
Aber so wie die große Mutter das Kind in den Trümmern fand, folgt auf jeden Krieg ein Frieden.
In rascher Folge war eine Schlacht schemenhaft zu erkennen, langsamer und klarer sahen sie, wie Sie Verhandlungen führte und Stärke ausstrahle. Sie sahen ihre majestätische Gestalt und ihre Stärke.
Zum Schluss waren sie wieder auf einer Lichtung, dort lag sie an eine besonders dicke Eiche gelehnt und ihr Blick lag auf dem See vor ihr, wo sich der Mond im Wasser spiegelte.
Ramirez öffnete seine Augen und löste seine Hände voneinander.
Wohlwollend und mit einem Lächeln nickte er Ylva zu.
"Eine schöne Geschichte."