na doch schneller als erwartet hab ich gestern mal angefangen weiterzuschreiben... gleich also der neueste teil^^
davor erstmal noch thx für die comments
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Es wirkte seltsam paradox, wie sich Secret mit einer, ich möchte fast sagen, plumpen Eleganz ihren Weg durch die hochgewachsenen Gräser hin zum Eingang des Hauses bahnte, wie sie dann im schneeweißen, bodenlangen Kleid vor dem heruntergekommenen Gebäude stand und mir zurief, doch bitte ein wenig schneller nachzukommen. Ungeduldig war das Mädchen immer, ganz so, als würde sie irgendetwas verpassen. Doch ich folgte ihr und einen Moment später, da öffnete sie ganz behutsam die morsche Tür und ging hinein. Im Inneren war es dunkel und ziemlich feucht, trotz der frischen Morgenluft sogar ein wenig stickig. Interessiert lies ich meine Blicke durch den kleinen Raum schweifen, entdeckte aber nur wenig von Wichtigkeit. Sämtliche Möbel und sonstige Dinge die auf die Vorbesitzer hätten hinweisen können, schienen ausgeräumt und stattdessen war es die Natur, die mittlerweile vom Ort Besitz ergriffen hatte. Überall konnte ich Hinterlassenschaften von Tieren erkennen, Fellreste zum Beispiel. Und auch Pflanzen wuchsen hier und da aus den Fugen des Holzfußbodens hervor. Der Raum war geheimnisvoll, doch, verglichen mit dem Äußeren des Gebäudes, keineswegs von Schönheit. Und ich fragte mich schon, wie es Secret hier so gut gefallen konnte, als mich das Mädchen bereits zum Weitergehen drängte. Sie führte mich eine Treppe (deren Stabilität ich nicht wirklich trauen wollte...) hinauf in das nächste Stockwerk und dort gezielt in einen Raum an der Westseite des Gebäudes, da, wo sich auch der bereits erwähnte Balkon befand. “Geh‘ schon hinein!”, forderte mich das Mädchen, das mein kurzes Zögern bemerkt hatte, auf. Ob des Inneren des Raumes war ich dann mehr als nur ein wenig überrascht.
Das kleine Zimmer war praktisch komplett eingerichtet; ordentlich und sauber noch dazu. An der rissigen Außenwand linkerseits stand ein altes Holzbett mit einer bunten Wolldecke, daneben eine kleine, zerkratzte Kommode, über welcher sogar ein Gemälde, schwarz gefärbt vom Staub der Jahre, hing. Ein einfaches, sichtlich selbst gebautes, Regal zierte die Wand gegenüber, genau wie ein schöner, mit vielen Schnitzereien geschmückter Stuhl und ein altes Holztischchen, welche direkt darunter standen. Die Tischplatte von letzterem war im übrigen so wellig, dass man wohl nicht einmal mehr hätte ein Glas ohne Probleme darauf abstellen können.
“Ich bin erstaunt...”, sprach ich nur.
“Ich bin ziemlich oft hier”, sagte das Mädchen, während ich mich weiter umsah. Am anderen Ende des Raumes befand sich eine doppelte Glastür, welche zum Balkon hinaus führte. Die Scheibe der einen war aber offensichtlich zu Bruch gegangen und deshalb durch eine mit einem Vorhang verdeckte, Holzplatte ersetzt worden.
“Das habe ich schon vermutet...”, antwortete ich. “Warum?”
Sie grinste. “Es gefällt mir einfach!”, meinte sie schulterzuckend.
“Und niemand weis davon?”
“Nein..., also niemand außer dir. Nicht einmal mein Vater!”
Ich nickte. “Komm, setz dich doch!”, sagte Secret daraufhin.
“Ist schon okay... Hast du das alles ganz allein eingerichtet? Wo hast du die Möbel her?”
“Einige befanden sich noch im Haus... Andere habe ich an irgendwelchen Orten gefunden”, erzählte sie und schaffte es nicht, einen gewissen Stolz in ihrem Tonfall zu unterdrücken.
Ich fragte weiter: “Und warum erzählst du es niemanden sonst?”
Da lies sie sich seufzend auf das Bett hinabfallen. “Mein Vater hätte bestimmt etwas dagegen. Wenn er wüsste, dass ich manchmal die ganze Nacht hier bin, dann...”, antwortete Secret und stockte.
“Ich verstehe... Warst du denn auch die heutige Nacht über da?”
“Ja!”, antwortete sie. “Als wir uns vorhin begegnet sind, da war ich gerade wieder auf dem Heimweg, also das heißt zum Haus meines Vaters unterwegs.”
“Hm... Eines verstehe ich aber nicht: Warum hast du mir das hier gezeigt? Hast du keine Angst, ich könnte deinem Vater davon erzählen?”
“Nein..., nicht wirklich. Ich glaube, du würdest so etwas nie machen. Und warum ich es dir habe zeigen wollen? Nun... wenn man nur ganz allein von einem Geheimnis weiß, dann ist das doch auch langweilig. Oder findest du nicht?”
Ich lachte ein wenig. “Da könntest du recht haben!”
Secret grinste und stand bald darauf wieder auf, um sich zum Balkon hinaus zu begeben. Mit einer kleinen Handbewegung deutete sie mir an, dass ich nachkommen solle.
“Ist der Ausblick hier nicht wunderschön?”, fragte sie und deutete auf eine Art Schneise, die schnurgerade zwischen den Bäumen hindurch führte. “Im Sommer, da geht die Sonne genau dort unter”, fuhr das Mädchen fort.
“Bestimmt sehr schön”, antwortete ich und freute mich darüber, welche kleinen Dinge es vermochten, Secret glücklich zu machen. “Gerade weil man den Sonnenuntergang wegen den vielen Bäumen sonst bestimmt gar nicht so gut würde sehen können?”, fügte ich noch hinzu.
“Genau... - Du... du kannst jederzeit herkommen wenn du möchtest. Ich habe gern ein wenig Gesellschaft!”, meinte sie etwas verlegen und lächelte mir ins Gesicht.
“In Ordnung, ich werde daran denken... Ich glaube aber kaum, dass ich den Weg allein finden werde.”
“Ach... daran habe ich gar nicht gedacht.” Lachend ging sie zurück ins Gebäude. “Geh’ einfach anfangs mit mir mit, ich werde dir Bescheid sagen, so ich denn wieder hierher komme. Jetzt sollten wir uns aber besser auf den Rückweg machen, es wäre besser, da zu sein, bevor mein Vater aufwacht!”
“So sparen wir uns die Erklärungen...”, meinte ich augenzwinkernd. “Ganz recht.”
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