12. Renegades (6)
So, jetzt aber mal hurtig up mit dem Thread, ehe mir der noch auf Seite 2 verschwindet ^^°
Tja, wie schon in M: OT erwähnt, hab ich momentan meine liebe Not mit der Zeit, bin aber weiterhin bestrebt, regelmäßig weiterzuschreiben, da ich im Moment dies wohl mehr als Ausgleich brauche, als je zuvor.
Eigentlich wollte ich den heutigen Teil noch etwas länger machen und noch eine dritte Szene einbauen, die die Zweithandlung mit Leech und Shan wieder aufgreift, hab mich aber dann doch dagegen entschlossen, weil ich heute einfach weiterposten wollte. Allerdings denke ich, dass es schon recht bald wieder weitergehen könnte, deswegen zögert eure Kommies nicht zu sehr raus.
*gg*
So, nun zum üblichen Pre-Posting:
@Lynx: Sehr fein.
Freut mich, dass es dir gefallen hat ^^
@Lene: Genauso wie auch Kyle ursprünglich nicht wusste, das Frisco Jax' persönliches Terretorium ist und das die Stadt eigentlich nur von seiner Bande kontrolliert wird, ist auch den restlichen Omega/SL 6 Agenten dies nicht klar. Sie wissen zwar ungefähr, wer und was sich in Frisco befindet (Zumindest die SL 6 Leute haben davon eine begrenzte Ahnung), bringen das aber eigentlich nicht wirklich mit Jax in Verbindung, der in der Vergangenheit eher mit einer kleinen Anzahl von Leuten im ganzen Land operiert hat.
Das Diner ist ihre erste, wirkliche Spur, und da es sich in Nevada befindet, gibt es auch durchaus noch ein paar andere Optionen, als wieder die Route zurück nach Kalifornien. Daher denke ich mal, dass eine Spurensuche vor Ort durchaus noch Sinn macht. Zudem auch wegen einem zweiten Grund, der in der Nächsten Szene mit den beiden klar wird. Ich will da jetzt aber nichts spoilern. 
@Shine: Ja, die ganze Situation ist nicht sehr einfach. Eigentlich sollte diese Stadt voller Bandenmitgliedern, Terroristen und dem Abschaum der Menschheit sein - de facto sind es aber ganz gewöhnliche Familien. Ich denke, dass dies einfach ein Moment ist, in dem Kyle mehr ein Spiegel vorgehalten wird, als je zuvor. ^^
@Puu: So ist es. Bis jetzt wurde ja nur von LA berichtet, dass ja eigentlich dank Omega einen recht passablen Eindruck macht. Alles in Allem hält sich in den Omega_USA die Anzahl zerstörter vs. wiederausfegauter Städte ziemlich die Waage. Ich hoffe übrigens, dass ich in dieser Hinsicht vielleicht noch in Zukunft ein wenig mehr bringen kann - eventuell auch in anderer Form. Mal sehen ^^
@Yama: Ja, wurde bereits erwähnt, auch wenn nur sehr, sehr, sehr kurz. Er verfügt ebenfalls über regenerative Fähigkeiten, ähnlich wie auch Kyle selbst. ^^ Und was Lynx und Sendrik betrifft... nun, ja da kommt noch mehr. Hier, sowie auch im Spin Off.
Und mehr - DAS ist ein gues Stichwort.
„Hey K-Man, Cass! Habt ihr nen Moment Zeit, oder ist mein Timing wirklich so mies?“
Kyle wollte am liebsten nicken, als er Rickys Stimme vernahm, die sich deutlich von dem murmelnden Hintergrund abhob. Er wusste nicht, wie viel Zeit vergangen war, seitdem sie sich auf diese Bank gesetzt hatten und sich ihre Blicke berührten. Soviel unausgesprochenes musste zwischen ihnen geklärt werden. Dazu bedurfte es keinerlei Worte. Oder
Gedanken. Es waren lediglich Blicke. Wissende, suchende und sehnsüchtige Blicke, die die Welt um sie herum abgedämpft hatten und sie in einen Raum jenseits jeder Zeit katapultiert hatten. In dem eine Atmosphäre vorherrschte, die man beinahe die Elektrizität in der Luft sehen konnte.
Mieses Timing?
Das beschrieb die Sachlage noch nicht einmal annähernd.
Trotz alledem riss sich der Colonel von den Blicken des wunderhübschen Engels los und versuchte sich wieder auf das hier und jetzt zu konzentrieren. Besonders gelingen wollte ihm das auf Anhieb aber nicht.
„Was…? Oh… ja… Ricky… Jax hat dich geschickt?“
„Jepp. Big X meint, ihr braucht ein freies
habitación… Ich denke, ich hab das Richtige für euch. Also folgt mir,
inmediatamente!“
Der junge Mann zwinkerte den beiden mit einem großen Grinsen zu, welches er sich wohl eindeutig von dem Jamaikaner abgekuckt haben musste. Zumindest bekam Kyle einen Moment lang das Gefühl nicht los, die kleinere, spanische Variante des feuerspuckenden Superiors vor sich zu haben. Dieser Gedanke amüsierte und erschreckte ihn zugleich.
Noch immer ein wenig unkonzentriert nickte er, nahm Cassandra an die Hand und stand auf. Ricky wirkte fröhlich, als er ungezwungen vor sich hin plapperte, während er die beiden durch den großen Platz führte.
„Es is’ ne ziemliche Ehre, gleich einen Schlafplatz mit vier Wänden zu bekommen, nachdem das euer erster Tag hier im Camp is’. Normalerweise lassen wir die
novicios erst einmal in einem Zelt pennen, ehe wir sie auf die Liste für Zimmer setzen. Nich’, dass es an Platz fehlt. Problem is’ nur, dass einige der Häuser nich’ gerade gut in Schuss sin’ und wir ja niemanden in ne Todesfalle schicken wollen…“
Während Ricky weiter sprach, bemerkte der Colonel einige Details an der Kleidung des jungen Mannes, die ihm zuvor nicht aufgefallen waren. Sie bestand zwar auf den ersten Blick aus erd- und rostfarbenen Fetzen, wirkte aber äußerst robust und solide. Den Bewegungen des Trägers abzuschätzen, bestand sie nicht nur aus Stoff, sonder hatte auch eine schwerere Komponente eingenäht. Vielleicht handelte es sich dabei um Leder, vielleicht sogar um Kevlar. Sicher war eines aber auf jeden Fall: Es diente zum Schutz. Vermutlich ein weiterer Punkt in der langen Liste, die auf Jax’ Aussage zutreffen würde.
More than meets the eye.
Genau das war offenbar der gemeinsame Konsens dieses ganzen Lagers hier. Auf den ersten Blick sah es aus, als wäre es nichts weiter als ein halbbefestigtes, improvisiertes Camp, doch wenn man genauer hinsah, konnte man so viele kleine Details erkennen. Das gespannte Tarnnetz über den künstlichen Innenhof. Die quasi vorhandene Infrastruktur. Langsam aber sicher stachen Kyle sogar einige Wachen in die Augen, die ähnlich gekleidet waren wie Ricky und in gemächlichem Tempo über den Hof schlenderten. Nein, dies war mehr als ein Camp, es erweckte eindeutig den Eindruck einer kleinen
Stadt. Und Städte brauchten Organisation. Irgendjemand, der sich mit einer großen Anzahl von organisatorischen Fragestellungen auskannte.
Und irgendwie ließ dem Offizier einfach nicht das Gefühl los, dass er in dieser Hinsicht noch die eine oder andere Überraschung erleben würde. Ob nun positiver oder negativer Natur.
„… also am Besten keine Panik schieben, und einfach die Tür aufmachen. Normalerweise laufen sie von alleine wieder raus. Wenn ihr aber wirklich mal nen
especialista en desinsectación braucht… Hey, Big X wird euch da sicher sehr gerne behilflich sein. Aber wundert euch nicht’ wenn ihr danach eure Einrichtung mit nem Besen zusammenkehren könnt. Ha! Und schon sind wir auch da!“
Als er sich wieder dazu entschloss, den Worten des jungen Mannes zu lauschen, waren sie bereits am anderen Ende des großen Innenhofs angekommen. Ricky präsentierte mit einer übertriebenen Geste eine alte, leicht verbogene Metalltür, die er unter lautem Knarren und schrecklich hochfrequenten Quietschen öffnete. Dahinter war nicht viel zu erkennen, bis auf einen schwach beleuchteten Korridor, der nicht nur von ungefähr an den Flur eines Apartmenthauses erinnerte. Direkt gegenüber der Eingangstür stand der Zugang zum Treppenhaus sperrangelweit offen, auf den Ricky auch sogleich zusteuerte.
„Ich muss hoffentlich nich’ noch dazusagen, dass der Fahrstuhl außer Betrieb is’, oder?“
Ricky grinste vermutlich den ganzen Weg in den vierten Stock hindurch über seine Bemerkung.
„Da wären wir: Suite 405, zu eurer freien Verfügung.“
Er verbeugte sich ein wenig spielerisch, ehe er aus einer Tasche an seiner Kleidung einen Schlüssel hervorholte. Er warf ihn Kyle zu, der ihn in einer blitzartigen Reaktion aus der Luft fischte. Ohne wirklich zu wissen, was er von der besonders euphorischen und übertrieben freundlichen Art des jungen Latinos halten sollte, sperrte er die schwere Holztüre auf und stieß sie sperrangelweit auf.
Dahinter lag ein großer, rechteckiger Raum, in dem wohl früher einmal ein paar Trennwände vorhanden gewesen sein mussten. Zumindest waren diverse tiefe Furchen in den Boden wohl die stummen Zeugen ihrer vergangenen Existenz. Im hinteren Teil war ein aschgrauer Vorhang vor einer kleineren Nische der Wohnung eingezogen, was wohl die einzige wirkliche Abgrenzung innerhalb des Raumes darstellte. Es gehörte vermutlich nicht viel Phantasie dazu, sich dahinter ein WC mit bestenfalls einem Wasseranschluss vorzustellen.
Abgesehen von zwei großen, dunklen Matratzen, die regelrecht in der Mitte des Zimmers standen, war dieses absolut leer. Zwar konnte Kyle, als er weiter in die Tiefe des Raumes vordrang, an einigen Wänden die früheren Anschlüsse von einem Herd und eines Waschbeckens erkennen, allerdings erinnerten mittlerweile nur noch verplombte Rohre und hellere Stellen an der brüchigen Wandfarbe daran.
Das Zimmer war vielleicht auf den ersten Blick eine Absteige, aber er war sich eines absolut sicher: Ricky hatte nicht gelogen. Im Vergleich zu den Gemeinschaftszelten im Innenhof war es vermutlich eine 5-Sterne Suite.
„Morgen Früh, meldet euch bei Mike im Gemeinschaftszelt, das is’ das große braune im Westen. Er is’ verantwortlich für die Neuen, teilt eure Rationen ein und gibt euch was zu tun. Der Rest ergibt sich. Bleibt einfach cool und respektiert die anderen, dann läuft auch nichts schief. Und jetzt seht zu, dass ihr endlich ins Bett kommt, ihr habt es ja dringend nötig.“
Ein verschlagenes Zwinkern des jungen Mannes folgte, das Kyle in seiner Doppeldeutigkeit eindeutig überraschte. Noch ehe der Colonel darauf antworten konnte, drehte sich Ricky auch schon wieder am Stand um und ging mit schnellen Schritten wieder in Richtung Treppenhaus. Kyle sah ihm eine Weile lang nach, ehe er leise seufzte, die Türe zu ihrem neuen Quartier schloss und sich wieder der jungen Telepathin widmete.
Cassandra hatte sich inzwischen auf eine der Matratzen gesetzt und starrte ein wenig abwesend vor sich ins Leere.
„Da wären wir also…“
Eigentlich wollte er nur ein wenig die aufkeimende Stille bekämpfen, die sich wie ein schwarzes Tuch über den Raum legte, als er sich auf die zweite Matratze, links neben Cassandra setzte. Allerdings schien dies nicht gerade gut zu funktionieren. Ihre Antwort fiel einsilbrig und monoton aus.
„Ja.“
„Ich weiß noch nicht, was ich von der Sache halten soll, aber ich denke, wir sind hier sicher… fürs Erste.“
„Mhm.“
„Cassandra, ich…“
Sein Satz endete in einen etwas verkrampft wirkenden auflachen. Es war nicht so, als
hätte er nichts zu sagen. Sein Problem war nur, er
konnte einfach nichts sagen. Zum ersten Mal seit ihrer Flucht, nein, zum ersten Mal seit ihrer Reise zum HQ waren sie alleine. Zum ersten Mal hatte er eine Gelegenheit, Dinge anzusprechen, weit jenseits von Etikette oder Rangordnungen. Zum ersten Mal konnte er über
Gefühle sprechen, Gedanken, die ihm in den letzten Monaten beschäftigten und die er einfach nicht gänzlich ablegen konnte. Zum ersten Mal in seinem Leben musste er nicht wie ein
Colonel handeln. Warum fiel es ihm dann so schwer?
Vielleicht gerade deswegen.
Ein wenig verärgert über sich selbst fuhr er sich durch die Haare und legte seine Hand in den Nacken. War er jemals etwas anderes gewesen, als ein Soldat? Hatte er jemals so etwas wie ein Privatleben gehabt, das über die Grenzen seiner Arbeit hinausgegangen war? Natürlich nicht. Beziehungen? Nur diese eine Sorte, die passend für Soldaten war, die sich nicht sicher sein konnten, wann oder ob sie dieses Land oder diese Stadt je wieder sehen würden. Das Wort mit L?
Seine Gesichtszüge verhärteten sich.
Doch nur für eine Sekunde.
Danach erhellte sich seine Mimik, als sich weiche Lippen an die seinen pressten.
Es ging zu schnell und zu unerwartet, als das er es wirklich hätte
verstehen können. Doch eigentlich musste er das auch gar nicht. Alles wurde ihm klar, als der übereilte Kuss wieder zu Ende war, und ein Sprudel an Worten aus dem Mund der Telepathin drang, deren ozeanblaue Augen sich gerade mit Tränen füllten.
„Es tut mir leid… tut mir leid. Ich, ich, ich wusste nicht, was ich tun sollte, ich… fühle mich so komisch, so zerrissen, es ist alles falsch, und dann doch wieder nicht… und Jax und Ricky und diese ganzen Menschen und du, du bist hier, endlich hier, und wir…“
„Nein.“
Seine warme Stimme brachte ihren Redeschwall augenblicklich zum erliegen, während er seine rechte Hand an ihren Hals und Wange legte.
„Keine Angst mehr. Kein Bedauern oder Entschuldigungen mehr. Keine Ausreden.“
Ihre Hände umschlangen seinen Oberkörper, als er sie näher an sich heran zog und seine Lippen wieder auf die ihren legte. Ihr leidenschaftlicher Kuss wurde nur kurz unterbrochen, um sich der störenden Kleidungsstücke zu entledigen, ehe sie wieder zurück auf die Matzatzen fielen und sich dem hingaben, auf das sie beide schon einmal zu lange gewartet hatten.
*
„Grins nich’ so dämlich, Ricky.“
„
Perdón, großer, starker Mann, aber die beiden Sweethearts sind einfach zu niedlich.
„Aww. Shut the fuck up. Aber das heißt, dass sie jetzt auf dem Zimmer sin’?
„Aber klar. Und da werden sie sicher nich’ so schnell wieder rauskommen.
Hay mucho amor esta noche.“
Mit diesen Worten vollführte der junge Latino schwingenden Bewegungen mit seinen Becken, die aber nur einen abfälligen Blick des Jamaikaners einernteten. Jax schüttelte verständnislos seinen Kopf, ehe er sich von der Wand abstieß, an der er gerade noch lehnte.
„Damn, Ricky, werd’ erwachsen… Und jetzt komm, es gibt noch andere Dinge zu tun, die ein wenig wichtiger sin’.“
Rickys Gesichtsausdruck änderte sich schlagartig.
„Das wird nich’ gerade leicht, ja, Big X? Ich meine: Die haben dich abgeschrieben. Für die bist du tot, begraben,
historia. Lene hat zwar alles getan, was nötig war, aber die Aasgeier beratschlagen seit gestern wegen nem Nachfolger, und ich glaub nich’, dass sie sehr froh darüber sein werden, wenn du ihnen die Entscheidung plötzlich abnimmst.“
Ein teuflisches Funkeln huschte über Jax’ Pupillen, als er seine rechte Faust für einen kurzen Moment in Brand steckte.
„Wanna bet?“