7. Trespasser (2)
*Seufz* Das wird jetzt zwar ein Doppelpost, aber offenbar bleibt mir nichts anderes übrig... Sorry darum.
Wir gehen weiter im Takt und im Kapitel. Um es gleich einmal vorweg zu nehmen: Trespasser wird nicht sooo viele Actionsequenzen haben, wie die vorangegangenen Kapitel, dafür treibt es aber die Story voran... und es wird noch spannend werden (hoff ich ma
) - selbst ohne unglaubliche Fights.
Um noch ein wenig auf Sendriks Frage (is schon länger her, ja ich weis ^^") einzugehen: Ja, gibt es. Innerhalb von Omega gibt es ein paar Abteilungen, die Einsatzteams sind nur eine davon. Eine Abteilung bildet aber auch Einzelkämpfer aus. (Warum Kyle aber als Lone Wolf agiert, kommt noch beim nächsten Teil... oda so ^^) Aber dazu gibt es ohnehin bald noch mehr...
So... jetzt aber Weiter!
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Mit einem tiefen Seufzer warf sich die junge Telepathin auf das alte Feldbett, welches selbst unter ihrem relativ geringen Gewicht bedrohlich quietschte und knarrte. Aber dass machte nun mal das Alter. Für einen kurzen Moment fragte sie sich, wie alt dieses unterirdische Trainingscamp schon sein müsste. Ihre erste Schätzung lag bei etwa 30 Jahren. Doch wenn sie sich erneut in dieser großen Halle umsah, und vor allem die spärlichen Einrichtungsgegenstände betrachtete, kam sie auf ein viel höheres Alter. Allein das rostige Feldbett, auf dem sie momentan lag, hatte sicher schon ein halbes Jahrhundert auf dem Buckel. Ihre Blicke schweiften ziemlich ziellos durch die Halle, welche als Unterkunft dienen sollte. Vermutlich für eine ganze Kompanie. An den Wänden standen die Betten dicht beieinander, zwischen ihnen war gerade mal Platz für einen schmalen Eisenspind. Und zwischen den Bettenreihen auf beiden Seiten der Halle war ein etwa fünf Meter breiter Gang. Doch obwohl in den Unterkünften sicher für siebzig bis achtzig Personen Platz war, konnte Cassandra höchstens zehn andere Soldaten erkennen. Die meisten davon Privates und frisch von der Grundausbildung, so wie auch sie selbst. Auch konnte sie die anderen drei Rekruten erkennen, mit denen sie vor ein paar Stunden dieses Übungsteam gebildet hatte. Doch ihre Blicke wanderten schnell weiter. Sie wusste nicht, was sie ihnen noch sagen sollte. Daher wollte die junge Telepathin die anderen auch nicht mit ihren Blicken unnötig aufmerksam machen. Lieber drehte sie ihren Kopf ein wenig und fixierte den Schmalen Eisenspind, der ihre persönlichen Gegenstände und Kleidung enthielt. Und vor dem ein weißer Feldrucksack schwerelos in der Luft schwebte. Cassandra hielt ein wenig inne, und beobachtete, wie ein schön zusammengefalteter Stapel von weißen Uniformhemden aus dem Spind schwebte, direkt in den geöffneten Rucksack hinein, welcher sich danach selbstständig schloss. Es war für sie tatsächlich eine Wohltat, nicht mehr unter den Einfluss dieses Psi-Blockers zu stehen.
„OFFIZIER ANWESEND! AAAACHTUUUNG!“
Cassandra schreckte aus ihren inneren Monolog hoch und sprang instinktiv mit einem gewaltigen Satz aus dem alten Bett. Ihre Füße berührten fast zeitgleich mit dem weißen Rucksack, auf den sie sich nun wirklich nicht mehr konzentrieren konnte, den Boden. Schnell richtete die junge Frau sich auf und salutiere stramm vor dem Offizier. Auch wenn sie ihn noch gar nicht gesehen hatte. Aber wie jede gute Soldat, waren auch ihre Augen starr nach vorne gerichtet und ihre Muskeln bis zum Zerbersten angespannt. So, wie man es ihr in der Grundausbildung gelehrt hatte.
„Stehen sie bequem.“
Die anwesenden Personen folgten der angenehmen Stimme. Mit einem Ruck floss die Spannung aus den Körpern der Soldaten, ihre Beine spreizten sich fast zeitgleich, genauso wie die vielen Arme fast im selben Moment hinter dem Rücken zusammenschlugen und dort verblieben. Die angenehme Stimme. Cassandra kannte sie. In den letzten drei Tagen, die sie zusammen mit einer Handvoll Rekruten und der Dagger Squad hier, in diesem Trainingskomplex, verbracht hatte, fiel ihr diese Stimme, und deren Besitzerin, am positivsten auf. Es war die Stimme von Captain Canola. Einer jungen Frau, vielleicht drei oder vier Jahre älter, als sie selbst, mit einem sehr angenehmen Wesen. Und es war genau diese Canola, die sich gerade neben der jungen Telepathin zum Stillstand kam. Obwohl es nicht ganz der Form entsprach, sah sich Cassandra ihre Vorgesetzte für einen Moment lang ganz genau an. Sie sah die kurzen, zum Pagenkopf geschnittenen, schwarzen Haare, die sehr gepflegt wirkten. Die großen, braunen Augen, die eine unglaubliche Fröhlichkeit und Milde ausstrahlten. Und das etwas rundlichere Gesicht mit dem kleinen Näschen. Irgendwie erweckte der Captain auf Cassandra den Eindruck einer großen Schwester. Ihre ruhige und wohltuende Stimme verstärkte diesen Eindruck nur noch.
„Ich denke, wir sollten uns ein wenig unterhalten, Private First Class… Cassandra. Folgen sie mir.“
Canola lächelte sanft, bevor sie sich langsam wieder in Bewegung setzte und aus der Halle hinausmarschierte. Mit einer ziemlich verwunderten Cassandra im Schlepptau. Eine Unzahl von Gefühlen kochte in der jungen Frau hoch. Verwunderung, über den unvorhergesehenen Besuch. Angst, vor dem, was nun kommen würde. Neugier, über genau das, was nun kommen würde. Allerdings dominierte in dem Gefühlscocktail die Verwunderung, weswegen sie stillschweigend und mit einem leeren Gesichtsausdruck der Vorgesetzten nachging. Quer durch den Trainingskomplex, bis hin zu einem kleinen Büro auf der anderen Seite. Einem kleinen Büro, in welchen sich fast ausschließlich Aktenschränke befanden, die kurz vor dem Übergehen waren. Daneben gab es nur einen, mit Akten vollgeräumten, Schreibtisch, hinter dem ein bequemer Drehsessel stand. Vor dem Schreibtisch hingegen standen zwei alte und primitiv wirkende Holzsessel. Der Captain setzte sich gleich nach dem Betreten des Büros auf den Drehsessel und forderte mit einer einfachen Handbewegung Cassandra auf, es ihr gleich zu tun. Kaum hatte diese die Tür hinter sich geschlossen – so wie es bei einem privaten Gespräch Sitte war – kam sie der Aufforderung nach und setzte sich auf den laut knarrenden Sessel.
„Ma’am, sie wollten mich sprechen, Ma’am?“
Canola lächelte erneut ein wenig, bevor sie zur Antwort ansetzte.
„Cassandra, sie haben die Grundausbildung bereits hinter sich und sind nun sogar Private First Class… Damit will ich sagen, dass sie nicht mehr so unterwürfig auf die Befehle oder Aufforderungen von Ranghöheren reagieren müssen… Auch wenn dies einige Offiziere sehr schätzen… Wie Sendrik zum Beispiel… aber ich schweife wohl ein wenig ab. Sie müssen wissen, ich habe sie eigentlich wegen ihrer Personalakte hierher gerufen… Es gibt da nämlich einige Sachen, die ich mit ihnen bereden will…“
„Gibt es etwa Unregelmäßigkeiten, Ma’am?“
„Nein. Aber dennoch haben mich einige Bemerkungen oder Einträge doch sehr verwundert… Zum Beispiel ihr Name… Cassandra ‚White’… Das ist doch wohl nicht ihr richtiger Name? Er kling dafür zu sehr nach… Leech.“
Und damit traf Captain Canola auch voll ins Schwarze. Tatsächlich war es auch Colonel Joseph Leech gewesen, der diesen Namen für Cassandra gewählt hatte. Denn damals, an ihrem zweiten Tag bei Omega, als sie sich dem General vorgestellt hatte, war dieser dabei gewesen. General Rykov hatte sie viel über ihr bisheriges Leben gefragt, obgleich sie ihm nicht viel darüber hatte berichten können. Vieles war in den Jahren des Drogenrausches verlorengegangen. Viele Erinnerungen an ihr Leben vor dem Sanatorium. Ihre Eltern und Familie hatte sie nur noch schemenhaft in Erinnerung. Wie schwarze Schatten, die in ihrer Erinnerung herumspukten. Genauso war es mit anderen Details. Zwar hatte sich noch daran erinnert, dass sie früher in einem kleinen Haus mit ihrer Familie gelebt hatte, hatte aber nicht mehr gewusst, in welcher Stadt, oder in welcher Straße das Haus stand. So war es auch mit den Namen. Ihr Vater hieß Thomas, ihre Mutter Samantha, doch ihr Familienname war wie ausgelöscht. Also hatten Rykov und Leech einen neuen für sie beschlossen. Der angenommene Vorschlag war dann auch von Leech gekommen.
„Das ist korrekt, Ma’am. Da ich keinen Familiennamen hatte, suchte Colonel Leech einen für mich aus.“
„Mhm… Das dachte ich mir auch... Es klingt zu sehr nach Leechs Art von
Humor… Aber das war nicht der wichtigste Punkt, der mir aufgefallen ist. Viel interessanter fand ich die Passage, die ein gewisser Major Jeff Gordon über sie verfasst hat… Er lobt sie in den höchsten Tönen und meint, eine so begabte Telepathin wäre ihm noch nie untergekommen. Er schreibt des Weiteren, dass er ihnen eine Stelle bei ihm in der Specialist-Abteilung als Corporal angeboten hat... und dass sie ablehnten, mit der Bitte auf ein Empfehlungsschreiben für die Abteilung der Einsatzteams... Für
unsere Abteilung. Ein Empfehlungsschreiben, dem sie diese Chance hier zu verdanken hatten. Denn obwohl ihre psychischen Kräfte außer Zweifel überwältigend sind, hat es schon in der Grundausbildung an der physischen Kraft gemangelt... Doch dies ist nicht der Punkt. Meine Frage lautet nämlich: Warum haben sie ein derartiges Angebot nur abgeschlagen, um sich stattdessen bei uns zu melden...?“
Eine Frage, die sie sich selbst immer und immer wieder gestellt hatte. Und deren Antwort sehr privat war. Zu privat, um sie so einfach dem Captain mitzuteilen. Auch wenn diese vielleicht wie die ‚große Schwester’ wirkte.
„Weil ich hörte, hier wären die Aufstiegschancen viel besser und...“
„Lassen sie das bitte. Ich bin vielleicht keine Telepathin, aber ich merke es, wenn mich Andere anlügen. Sagen sie mir die Wahrheit, Cassandra.“
Offenbar war dies tatsächlich ihre einzige Option. Diese Tatsache alleine beunruhigte die junge Frau schon. Kleine Schweißtropfen bildeten sich auf ihrer Stirn und sie musste sich auf ein Mal sehr konzentrieren, um ihre Stimme bei der Antwort halten zu können.
„Ja Ma’am... Die Wahrheit... Die Wahrheit ist, dass... ich mich in der Specialist-Abteilung nicht sehr wohl fühlen würde... Auf Grund des... Kommandierenden der Abteilung... Ma’am...“
Cassandra stammelte die letzten Worte nur sehr schwer heraus und wurde nach Beendigung ihres Satzes leicht rot im Gesicht. Sie hatte die Worte zwar so gewählt, um sich nicht sofort zu verraten, allerdings schien ihr Gegenüber bereits all zu gut zu verstehen,
was sie meinte.
Denn mit dieser Bemerkung spielte Cassandra auf nichts anderes, als das Verhalten des Kommandanten ihr gegenüber an. Das Verhalten des Kommandanten der Specialist-Abteilung. Kyles Verhalten.
Colonel Kyle Langley lebte für Omega. Er lebte für die Ideale, die Omega symbolisierte. Und er lebte nach den Regeln, die Omega aufstellte. Regeln, die er stets einhielt und einhalten würde. Regeln, die es ihm verboten, sich auf eine intime Beziehung mit einer seiner Untergebenen einzulassen. Und das war Cassandra nun einmal. Kyle wurde fast zeitgleich mit dem Beginn ihrer Grundausbildung zum Kommandanten der Specialists berufen. Er hatte also mit Leech die Position getauscht, welcher nun Kyles alte Stellung – oberster Leiter der Einsatzteams – ausfüllte. In den sechs Wochen der Grundausbildung war dieses Thema kein Problem für beide gewesen. Kyle und Cassandra waren Freunde geworden. Gute Freunde. So gute Freunde, dass sie sich beide nach mehr als reiner ‚Freundschaft’ gesehnt hatten. Doch dann hatte die Grundausbildung geendet. Und Cassandra wurde, gemäß ihrer Fähigkeiten, zu den Specialists abkommandiert. Und diente nun unter Colonel Kyle Langley. Das wiederum war ein Problem. Nur einen Tag nach Ende der Grundausbildung hatte er ihr mehr oder minder unsanft die Regeln erklärt. Regeln, die besagen, dass eine Beziehung zwischen einem Offizier und einem einfachen Soldaten innerhalb einer Abteilung einfach nicht möglich wäre. Doch damit wollte Cassandra sich nicht zufrieden geben. Also hatte sie um Versetzung angesucht. Kyle konnte die Regeln zwar nicht brechen, Cassandra sie aber umgehen.
„Ich denke, ich kann sie verstehen... nun gut... Cassandra, ich würde sagen, sie sehen nun zu, dass sie wieder zurück zu ihrem Spind kommen... Ihr Transporter geht in dreißig Minuten... Und ich würde sagen, wir sehen uns... in sechs Monaten.“
„Ma’am?“
„Zu ihrer zweiten Chance... Und ignorieren sie dass, was Sendrik gesagt hat... Denn er irrt sich... Sie waren besser als die anderen Rekruten. Und nun wegtreten!“
„Ja, Ma’am!“
Beide, Cassandra sowie auch Captain Canola lächelten breit bei ihren letzten Sätzen. Cassandra bekam eine zweite Chance. Das ließ sie sich nicht zwei Mal sagen. Glücklich verließ sie schnellen Schrittes das Büro und hastete zurück zu ihren Spind. Sechs Monate also.
Die Telepathin war bereits längst wieder auf den Weg, als ein dunkler Schatten hinter dem Captain auftauchte. Langsam wurde der Schatten größer und irgendwie
dreidimensionaler. Nur Sekunden später stand ein anderer, nur zu bekannter Captain, hinter der immer noch sitzenden und lächelnden Canola.
„War die letzte Bemerkung wirklich notwendig?“
Sendrik klang leicht zornig, aber die Frage war viel eher sarkastisch gemeint.
„Natürlich war sie das... Was denkst du? War es vernünftig?“
„In welcher Hinsicht?“
„Ihr eine zweite Chance zu geben... Dem Colonel eine zweite Chance zu geben...“
„Hmm... Ich denke, sie wird ihm gut tun... Er mag sie... und er
braucht sie...“
„Hat er das gesagt?“
„Dumme Frage. Natürlich nicht. Er redet nie viel. Und über so was schon gar nicht. Aber dennoch bin ich mir sicher... Langley hat schon lange genug ‚einsamer Wolf’ gespielt... wird Zeit, dass er endlich anfängt zu leben...“
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Now, it's your turn... 
EDIT: Ach ja... canola hatte übrigens recht 