4. Asylum (3)
So... und schon gibts den nächsten Teil...
@Lynx & canola: Sagt bloss, ihr könnt euch nich herzlich bei Musik von Limp Bizkit oder Linkin Park entspannen?
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IMHO ist der Teil ein wenig langweilig und auch nicht so gut geworden... aber dennoch is er Bestandteil der story...
However, ab dem nächsten Teil wird es wieder spannender. In der Zwischenzeit... Viel (Lese)Spaß mit diesem hier...
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"So... nachdem jetzt alle eingetroffen sind, können wir ja mit der Besprechung beginnen."
Die Stimme des Generals klang frisch und munter. Und das, obwohl der alte Mann diese Nacht sicher nicht mehr Schlaf bekommen hatte, als der Colonel selber. Nicht mehr als höchstens zwei Stunden. Und dennoch sah er völlig ausgeschlafen und putzmunter aus. Die Zähigkeit dieses alten Soldaten war wirklich bemerkenswert.
Aber der Colonel durfte sich nicht beklagen. Auch ihm reichten zwei Stunden in jeder Hinsicht. Allerdings waren die Gründe dafür andere. Konzentriert und neugierig blickte er sich im Zimmer um, ohne dabei den Kopf zu bewegen. Durch seine schwarzen Augen konnten seine Kameraden, die anderen Omega-Agenten, nicht erkennen, wo genau er hinsah. Irgendwie genoss er diese Tatsache. Beobachten, ohne aufzufallen.
Das Besprechungszimmer war dasselbe wie immer. Gleich nach betreten von Sub-Level 3 konnte es man bereits erkennen: Den großen runden Raum hinter den Glaswänden, die auf Befehl verdunkelt werden konnten. Der große, runde Raum mit den großen runden Tisch in seiner Mitte, an den gut und gerne 20 Personen sitzen konnten. Der große, runde Raum mit den vielen Monitoren, die in die Glaswände eingebaut waren und ihre Bilder nur nach innen strahlten, sodass die Wände nach Bedarf wie ein einziger, großer Bildschirm fungierten. Der große, runde Raum, in welchen sich jeden Morgen Punkt 0600 die Führungselite von Omega zu ihrer täglichen Einsatzbesprechung traf. Nur in seltenen Fällen verschob sich dieser Zeitpunkt. So wie an jenen Morgen. Es war eine harte Nacht für die Meisten der Anwesenden. Kyle zählte neben dem General und Colonel Leech noch Major Chris Baker, die rechte Hand - oder der Schatten - von Leech, Captain Roy "Snake" Banner und einige andere Lieutenants. Die Meisten von ihnen waren Frischlinge, die Omega erst vor kurzem zugeteilt wurden. Hatten noch keinen Plan, was sie erwarten würde, und würden es wahrscheinlich sowieso nicht glauben.
"Kommen wir zum ersten Punkt der Tagesordnung: Nachbesprechung von gestern... Meine Herrschaften... Leider muss ich mit einem lachenden und einem weinenden Auge auf den letzten Tag zurückblicken. Zwar bin ich sehr erfreut und stolz über die Tatsache, dass wir durch einen Zufall Django A. LeRoi gefangen nehmen konnten. Ich bin mir ziemlich sicher, dass wir damit einen großen Schlag gegen den nationalen Terrorismus vollbracht haben... LeRoi war bekanntermaßen für Unmengen von terroristischen Verbrechen verantwortlich, und ich bin mir ziemlich sicher, er hätte auch so weitergemacht. Aber die Geschichte von LeRois heroischer Verhaftung hat dennoch einen bitteren Beigeschmack, wenn ich an den Zwischenfall mit Professor Rhodestone denke... Ich kann dazu wohl nur eins sagen: So etwas darf uns nicht mehr passieren... Und das meine ich todernst... Haben sie verstanden, Colonel Langley?"
Kyle hörte nur halbherzig zu. Offenbar hatte das der General irgendwie mitbekommen. Und nach dessen letzten Satz auch die restlichen Anwesenden. Mit Sicherheit. Sie alle starrten fragend in Kyles Gesicht. Alle, bis auf Leech. Er lächelte nur still vor sich hin. Schadenfreude war eben doch die schönste Freude.
"Jedes Wort, Sir."
Kyles Antwort kam schnell und knapp. Genauso, wie es ihm gelehrt wurde. Die restliche Besprechung verlief wie jede andere. Es wurden wichtige Punkte besprochen, wie die Ausbreitung der Kriminalität innerhalb und außerhalb der Stadtgrenzen von L. A. Es wurden neue Möglichkeiten zur Bekämpfung dieser Kriminalität besprochen, und der Punkt wurde aufgeworfen, dass Omega expandieren sollte. Wie immer. Seit Monaten schienen immer die gleichen Punkte auf der Liste des Generals zu stehen. Verbrechen - Bekämpfung - Expansion. Seit Monaten. Dies war auch einer der Gründe, warum der Colonel gar nicht mehr richtig hinhörte. Er kannte bereits die Argumente. Die Beispiele. Und die Forderungen. Er kannte sie in - und auswendig. Die Besprechung war für ihn mehr als nur langweilig, aber diese Tatsache änderte sich gegen Ende der Besprechung.
"Kommen wir also zum letzten Punkt. Die neuen Aufträge. Wollen wir mit ihnen beginnen, Colonel Langley."
Mit einer schwungvollen Bewegung warf der General Kyle eine weiße Aktenmappe hin. Sie landete wenige Zentimeter vor der Tischkante und genau in seinem Blickfeld. Schnall öffnete der Soldat die Mappe und blätterte ein wenig in den Unterlagen herum. Ein Zettel stach ihm dabei vor allem in die Augen. Mit einer Heftklammer war ein Foto an ihm befestigt. Das Bild zeigte ein junges Mädchen, etwa 11 oder 12 Jahre alt. Sie hatte langes, blondes Haar, trug ein rotes Kleid und stand neben ein paar, in weiß gekleideten, Männern. Der Hintergrund war nicht genau zu erkennen, aber offenbar befand sich das Mädchen in einem weißen Zimmer. In einem Krankenhauszimmer? Kyle konnte es nicht genau beurteilen, aber dies war nicht der Grund, weswegen er wie gebannt auf das Foto starrte. Es war wegen der Augen des Mädchens. Es waren tiefblaue Augen, aber sie hatten all ihren Glanz und ihr Leuchten verloren. Stattdessen drückten sie eine Leere und Hoffnungslosigkeit aus, wie er sie noch nie zuvor bei einem menschlichen Wesen gesehen hatte.
Nach minutenlangem Starren auf dieses eine Foto, kam den Colonel erst zu Sinn, was dies für ein Auftrag werden sollte. Aber das konnte doch nicht sein. Er hatte zwar letzte Nacht Mist gebaut, aber eine derartige Strafe hatte er nicht verdient. Schnell durchblätterte er noch einmal die Seiten der Akte, woraufhin sich sein schlimmer Verdacht bestätigte. Der General wollte ihn offenbar wirklich demütigen.
"Entschuldigung, Sir... aber... verlangen sie von mir, das ich dieses Mädchen..."
"...rekrutiere? Genau so ist es, Colonel."
Der General setzte ein gehässiges und bösartiges Grinsen auf. Er wusste, dass es nichts auf der Welt gab, was der Colonel mehr hasste, als Rekrutierungsarbeit. Kyle konnte nicht so gut mit anderen Menschen umgehen, hatte auch nie viele Freunde. Daher bevorzugte er auch immer Einsatzmissionen, in denen er nicht zu viel mit anderen Menschen zu tun hatte. Und nun war es sein Auftrag, dieses Mädchen zu rekrutieren. Für ihn gab es wohl keine schlimmere Strafe. Doch so schnell wollte er sich nicht zufrieden geben.
"Aber Sir... Bei allen nötigen Respekt... denken sie nicht, dass jemand anders für diese Mission besser geeignet wäre...?"
Die Mine des Generals verhärtete sich wieder. Widerspruch hörte er nur selten und ungern.
"Sie können von Glück reden, dass sie überhaupt noch einen Auftrag bekommen, der aufregender ist, als in der 56ten Etage die Büroklammern nach Farbe zu sortieren... Aber wenn sie wollen, können wir auch
das regeln..."
"Mit Verlaub, Sir... so meinte ich das nicht..."
"Ich weis, wie sie das meinten Langley... und nun machen sie sich an die Arbeit... Im Übrigen glaube ich kaum, dass ihnen langweilig werden dürfte... Laut unseren Informationen ist sie ein P2... wenn nicht sogar höher..."
Der Gesichtsausdruck des Colonels sprach Bände. Überraschung. Sprachlosigkeit. Entsetzen. Ärger. Alles in einem. Alles in einem Gesicht. Nach einigen Schrecksekunden begann er wieder einige Wörter zu stammeln.
"Ein... eine... eine... P2 oder höher... Sir... sie sprechen von einem... einer... Telepathin???"
"So ist es, Langley... und nun an die Arbeit..."
"...Ja...Sir... zu... Befehl..."
Wenn es etwas gab, was Kyle vielleicht noch mehr hasste, als Rekrutierungsarbeit, dann waren das Telepathen. Er konnte noch keinen von denen ausstehen. Er hasste es, wenn sich einige von ihnen in seiner Nähe aufhielten, oder wenn er gar mit einem Telepathen zusammenarbeiten musste. Und dabei war er sich doch gar nicht mal so sicher,
warum er sie so hasste. Vielleicht, weil die Vorstallung, dass es Wesen gab, die in den Gedanken von anderen herumkramen konnten, ihn erschrak. Oder vielleicht, weil Telepathen im Allgemeinen als sehr hinterlistig und eigennützig galten. Vielleicht aber auch nur, weil sie in gewisser Art menschlicher waren als die meisten 'Normalen' Menschen, und er noch nicht einmal mit diesen so gut auskam.
"Eine Telepathin? Warum musste es ausgerechnet eine Telepathin sein...?"
Murmelnd und verärgert verließ er das Besprechungszimmer und machte sich auf den Weg zurück zu seinem Quartier. Er hatte dort noch etwas zu erledigen, bevor er seine 'Mission' starten konnte.
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