Omega

juhu!! *freu* *freu* du bist wieder da und es geht weiter! *in die luft spring* :knuddel: und der teil war richtig schön, zwar nicht allzu spannend, aber es vertieft die frage, warum der professor getan hat, was er getan hat :D
@stLynx: bei klasischer musik gibt's nich solche texte :p
 
Ja, ich weiß... SO klassisch muss sie ja dann auch nicht sein :D
Ich wollte eben darauf hinaus, dass ICH mich zu Rockmusik nicht entspannen kann :rolleyes:
 
4. Asylum (3)

So... und schon gibts den nächsten Teil...

@Lynx & canola: Sagt bloss, ihr könnt euch nich herzlich bei Musik von Limp Bizkit oder Linkin Park entspannen? :sagrin::

IMHO ist der Teil ein wenig langweilig und auch nicht so gut geworden... aber dennoch is er Bestandteil der story...
However, ab dem nächsten Teil wird es wieder spannender. In der Zwischenzeit... Viel (Lese)Spaß mit diesem hier...

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"So... nachdem jetzt alle eingetroffen sind, können wir ja mit der Besprechung beginnen."

Die Stimme des Generals klang frisch und munter. Und das, obwohl der alte Mann diese Nacht sicher nicht mehr Schlaf bekommen hatte, als der Colonel selber. Nicht mehr als höchstens zwei Stunden. Und dennoch sah er völlig ausgeschlafen und putzmunter aus. Die Zähigkeit dieses alten Soldaten war wirklich bemerkenswert.
Aber der Colonel durfte sich nicht beklagen. Auch ihm reichten zwei Stunden in jeder Hinsicht. Allerdings waren die Gründe dafür andere. Konzentriert und neugierig blickte er sich im Zimmer um, ohne dabei den Kopf zu bewegen. Durch seine schwarzen Augen konnten seine Kameraden, die anderen Omega-Agenten, nicht erkennen, wo genau er hinsah. Irgendwie genoss er diese Tatsache. Beobachten, ohne aufzufallen.
Das Besprechungszimmer war dasselbe wie immer. Gleich nach betreten von Sub-Level 3 konnte es man bereits erkennen: Den großen runden Raum hinter den Glaswänden, die auf Befehl verdunkelt werden konnten. Der große, runde Raum mit den großen runden Tisch in seiner Mitte, an den gut und gerne 20 Personen sitzen konnten. Der große, runde Raum mit den vielen Monitoren, die in die Glaswände eingebaut waren und ihre Bilder nur nach innen strahlten, sodass die Wände nach Bedarf wie ein einziger, großer Bildschirm fungierten. Der große, runde Raum, in welchen sich jeden Morgen Punkt 0600 die Führungselite von Omega zu ihrer täglichen Einsatzbesprechung traf. Nur in seltenen Fällen verschob sich dieser Zeitpunkt. So wie an jenen Morgen. Es war eine harte Nacht für die Meisten der Anwesenden. Kyle zählte neben dem General und Colonel Leech noch Major Chris Baker, die rechte Hand - oder der Schatten - von Leech, Captain Roy "Snake" Banner und einige andere Lieutenants. Die Meisten von ihnen waren Frischlinge, die Omega erst vor kurzem zugeteilt wurden. Hatten noch keinen Plan, was sie erwarten würde, und würden es wahrscheinlich sowieso nicht glauben.

"Kommen wir zum ersten Punkt der Tagesordnung: Nachbesprechung von gestern... Meine Herrschaften... Leider muss ich mit einem lachenden und einem weinenden Auge auf den letzten Tag zurückblicken. Zwar bin ich sehr erfreut und stolz über die Tatsache, dass wir durch einen Zufall Django A. LeRoi gefangen nehmen konnten. Ich bin mir ziemlich sicher, dass wir damit einen großen Schlag gegen den nationalen Terrorismus vollbracht haben... LeRoi war bekanntermaßen für Unmengen von terroristischen Verbrechen verantwortlich, und ich bin mir ziemlich sicher, er hätte auch so weitergemacht. Aber die Geschichte von LeRois heroischer Verhaftung hat dennoch einen bitteren Beigeschmack, wenn ich an den Zwischenfall mit Professor Rhodestone denke... Ich kann dazu wohl nur eins sagen: So etwas darf uns nicht mehr passieren... Und das meine ich todernst... Haben sie verstanden, Colonel Langley?"

Kyle hörte nur halbherzig zu. Offenbar hatte das der General irgendwie mitbekommen. Und nach dessen letzten Satz auch die restlichen Anwesenden. Mit Sicherheit. Sie alle starrten fragend in Kyles Gesicht. Alle, bis auf Leech. Er lächelte nur still vor sich hin. Schadenfreude war eben doch die schönste Freude.

"Jedes Wort, Sir."

Kyles Antwort kam schnell und knapp. Genauso, wie es ihm gelehrt wurde. Die restliche Besprechung verlief wie jede andere. Es wurden wichtige Punkte besprochen, wie die Ausbreitung der Kriminalität innerhalb und außerhalb der Stadtgrenzen von L. A. Es wurden neue Möglichkeiten zur Bekämpfung dieser Kriminalität besprochen, und der Punkt wurde aufgeworfen, dass Omega expandieren sollte. Wie immer. Seit Monaten schienen immer die gleichen Punkte auf der Liste des Generals zu stehen. Verbrechen - Bekämpfung - Expansion. Seit Monaten. Dies war auch einer der Gründe, warum der Colonel gar nicht mehr richtig hinhörte. Er kannte bereits die Argumente. Die Beispiele. Und die Forderungen. Er kannte sie in - und auswendig. Die Besprechung war für ihn mehr als nur langweilig, aber diese Tatsache änderte sich gegen Ende der Besprechung.

"Kommen wir also zum letzten Punkt. Die neuen Aufträge. Wollen wir mit ihnen beginnen, Colonel Langley."

Mit einer schwungvollen Bewegung warf der General Kyle eine weiße Aktenmappe hin. Sie landete wenige Zentimeter vor der Tischkante und genau in seinem Blickfeld. Schnall öffnete der Soldat die Mappe und blätterte ein wenig in den Unterlagen herum. Ein Zettel stach ihm dabei vor allem in die Augen. Mit einer Heftklammer war ein Foto an ihm befestigt. Das Bild zeigte ein junges Mädchen, etwa 11 oder 12 Jahre alt. Sie hatte langes, blondes Haar, trug ein rotes Kleid und stand neben ein paar, in weiß gekleideten, Männern. Der Hintergrund war nicht genau zu erkennen, aber offenbar befand sich das Mädchen in einem weißen Zimmer. In einem Krankenhauszimmer? Kyle konnte es nicht genau beurteilen, aber dies war nicht der Grund, weswegen er wie gebannt auf das Foto starrte. Es war wegen der Augen des Mädchens. Es waren tiefblaue Augen, aber sie hatten all ihren Glanz und ihr Leuchten verloren. Stattdessen drückten sie eine Leere und Hoffnungslosigkeit aus, wie er sie noch nie zuvor bei einem menschlichen Wesen gesehen hatte.
Nach minutenlangem Starren auf dieses eine Foto, kam den Colonel erst zu Sinn, was dies für ein Auftrag werden sollte. Aber das konnte doch nicht sein. Er hatte zwar letzte Nacht Mist gebaut, aber eine derartige Strafe hatte er nicht verdient. Schnell durchblätterte er noch einmal die Seiten der Akte, woraufhin sich sein schlimmer Verdacht bestätigte. Der General wollte ihn offenbar wirklich demütigen.

"Entschuldigung, Sir... aber... verlangen sie von mir, das ich dieses Mädchen..."

"...rekrutiere? Genau so ist es, Colonel."

Der General setzte ein gehässiges und bösartiges Grinsen auf. Er wusste, dass es nichts auf der Welt gab, was der Colonel mehr hasste, als Rekrutierungsarbeit. Kyle konnte nicht so gut mit anderen Menschen umgehen, hatte auch nie viele Freunde. Daher bevorzugte er auch immer Einsatzmissionen, in denen er nicht zu viel mit anderen Menschen zu tun hatte. Und nun war es sein Auftrag, dieses Mädchen zu rekrutieren. Für ihn gab es wohl keine schlimmere Strafe. Doch so schnell wollte er sich nicht zufrieden geben.

"Aber Sir... Bei allen nötigen Respekt... denken sie nicht, dass jemand anders für diese Mission besser geeignet wäre...?"

Die Mine des Generals verhärtete sich wieder. Widerspruch hörte er nur selten und ungern.

"Sie können von Glück reden, dass sie überhaupt noch einen Auftrag bekommen, der aufregender ist, als in der 56ten Etage die Büroklammern nach Farbe zu sortieren... Aber wenn sie wollen, können wir auch das regeln..."

"Mit Verlaub, Sir... so meinte ich das nicht..."

"Ich weis, wie sie das meinten Langley... und nun machen sie sich an die Arbeit... Im Übrigen glaube ich kaum, dass ihnen langweilig werden dürfte... Laut unseren Informationen ist sie ein P2... wenn nicht sogar höher..."

Der Gesichtsausdruck des Colonels sprach Bände. Überraschung. Sprachlosigkeit. Entsetzen. Ärger. Alles in einem. Alles in einem Gesicht. Nach einigen Schrecksekunden begann er wieder einige Wörter zu stammeln.

"Ein... eine... eine... P2 oder höher... Sir... sie sprechen von einem... einer... Telepathin???"

"So ist es, Langley... und nun an die Arbeit..."

"...Ja...Sir... zu... Befehl..."

Wenn es etwas gab, was Kyle vielleicht noch mehr hasste, als Rekrutierungsarbeit, dann waren das Telepathen. Er konnte noch keinen von denen ausstehen. Er hasste es, wenn sich einige von ihnen in seiner Nähe aufhielten, oder wenn er gar mit einem Telepathen zusammenarbeiten musste. Und dabei war er sich doch gar nicht mal so sicher, warum er sie so hasste. Vielleicht, weil die Vorstallung, dass es Wesen gab, die in den Gedanken von anderen herumkramen konnten, ihn erschrak. Oder vielleicht, weil Telepathen im Allgemeinen als sehr hinterlistig und eigennützig galten. Vielleicht aber auch nur, weil sie in gewisser Art menschlicher waren als die meisten 'Normalen' Menschen, und er noch nicht einmal mit diesen so gut auskam.

"Eine Telepathin? Warum musste es ausgerechnet eine Telepathin sein...?"

Murmelnd und verärgert verließ er das Besprechungszimmer und machte sich auf den Weg zurück zu seinem Quartier. Er hatte dort noch etwas zu erledigen, bevor er seine 'Mission' starten konnte.

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[ waiting for Replys ]
 
also linkin park schon eher als limp biskit :D - aber nun zu deinem teil. hattest recht, war nicht besonders spannend, aber solche teile gibts immer. dafür war er aber trotzdem gut geschrieben und ich will jetzt mal gerne wissen, wie das mit deiner P2 person weitergeht :D schreib also schnell weiter!
 
Fand die Besprechung realistisch, vor allem, dass es zuerst "P2" heißt, nicht gleich Telepathin... Sehr schön, das, wenn auch nicht spannend, aber kann ja nicht immer...

Was ich mich nur frage: Was ist ein Sub-Level? Sub heißt ja unter, daher dachte ich bisher, dass ein Sub-Level unter der Erde liegt. Dann würde es aber keinen Sinn machen, einen Raum mit verdunkelbaren Glaswänden zu bauen... :confused2
 
@canola: Jetzt wird auch geklärt, warum das Kapitel 'Asylum' heisst... ;)

@canola & Lynx: Das 'Problem' ist eben folgendes: die Hintergrundinfos und Details müssen ja auch immer irgendwo untergebracht werden. Und mir ist es ehrlichgesagt lieber, ich tipp mal ein oder zwei langweiligere Teile hintereinander, als ich mache während eines Teiles einen mordsmäßigen Stilbruch und schwanke von spannend auf ur-fad... :D

@Lynx: (zum zweiten...:D) Wegen dem HQ. Ich hab teilweise bewusst noch nicht so viel über das Aussehen/den Aufbau des Omega - HQ verraten, da diese Frage währen eines Dialogs im nächsten Kapitel ganz detailiert geklärt wird... Zu diesem Zeitpunkt werd ich auch mal ne Skizze mitposten, dass ihr eine genaure Vorstellung bekommt...
Soviel aber schon vorausgesagt: Stimmt, die Sub-Levels sind unter der Erde. Ein jedes Level ist in mehrer Sektoren aufgeteilt. Die Sektoren musst du dir als große Rechtecke (oder Quader) vorstellen, in denen, nochmal durch Wände abgeteilt, die Büros, Labore, Quatiere, etc.. untergebracht sind. Der Besprechungsraum ist das einzig runde Zimmer in jenem Sektor und legt direkt angrenzend an die Hauptkorridore des Sektors. Der Sinn dahinter: Von den anderen Büros/Korridoren des Sektors kann man durch die Glaswände in das Besprechungszimmer sehen und dieses auch schnell erreichen, bei bedarf werden die Wände aber verdunkelt (bei Geheimsitzungen oder so...). Hoffe diese (komplizierte :dodgy: ) Beschreibung hilft dir Weiter. Aber spätestens nächstes Kapitel bekommt ihr sowieso eine Skizze mitgeliefert, die das Ganze verdeutlicht...
(Muss nur noch mein CAD-Program wieder installieren... oder ich zeichne es per hand... mal sehen :D)

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Arkham Sanatorium. Haus der Zuflucht. Haus der Fürsorge. Haus der Verdammnis. Haus des Wahnsinns. Langsam gingen dem Colonel die Vergleiche aus. Ihm fiel nichts mehr ein, mit dem er dieses Haus, diese Klinik vergleichen konnte. Denn er hatte auch kaum Orte wie diesen gesehen. Von außen, eine Pracht. Etwas entlegen von L. A., in einem der wunderschönen Suburbs, wo das Leben ruhiger verläuft. Mitten in einer wunderschönen Gegend, angrenzend zu einem Wald. Das Haus strahlte von außen Ruhe und Frieden aus. Die weißen Mauern waren von Efeu überwachsen, das Grundstück mit vielen Blumenwiesen verziert. Doch kaum hatte man die Türschwelle überschritten, kam ein ganz anderes Gebäude zum Vorschein. Dunkle, düstere Gänge und Zimmer, da die meisten Fenster von innen zugenagelt waren. Korridore, deren Wände grau, alt und schäbig aussahen. Farbe und Verputz bröckelte von ihnen bereits herab. Große Deckenventilatoren, die sich nur sehr langsam drehten, und bei weiten nicht den Gestank aus den Zimmern treiben konnten. Unrasierte und böse dreinschauende Pfleger, die in schmutzigen, einst weißen Hemden durch die Gänge patrouillierten und Elektroschocker an ihren Gürtel trugen. Und die Patienten. Menschen in abgetragenen, türkis-grauen Schlafanzügen, die sich entweder in Ecken zusammenkauerten oder ohne Plan durch die Gänge irrten. Sie schrieen, redeten mit sich selbst, schlugen auf ihre eigenen Köpfe ein oder starrten einfach nur ins nichts. Die letzten waren hierbei die Schlimmsten. Ihnen konnte man richtig ansehen, dass sie bis obenhin mit Drogen voll waren. Beruhigungsmittel. Der Colonel war noch nicht lange an diesem Ort, aber er hasste ihn jetzt schon.

"Also... ich weis nicht, wie es ihnen lieber ist, Agent... soll ich ihnen die Krankengeschichte der Patientin noch einmal zusammenfassen, oder reichen ihnen diese Unterlagen?"

Der Doktor klang nervös und hektisch. Er schlich hinter dem Colonel nach, wie ein anhänglicher Hund und wich keinen Schritt von seiner Seite, seit dieser vor einiger Zeit im Sanatorium angekommen war. Offenbar hatte er von dem in schwarz gekleideten Agenten der CIA höchsten Respekt. Oder vom Agenten des FBI? Kyle war sich nicht mehr so ganz sicher, welchen der vielen Ausweise in seiner Tasche er dem Arzt gezeigt hatte, aber es musste irgend so was in der Art gewesen sein.

"Schießen sie los, Doktor... Ich bin ganz Ohr..."

Konzentriert blätterte der Colonel noch in der Akte, die der Arzt ihn vor einiger Zeit gegeben hatte. Er hatte sie zwar schon überflogen, aber eine Zusammenfassung konnte nicht schaden.

"Nun gut... Die Patientin wurde vor etwa sieben Jahren in unsere... Anstalt eingeliefert. Die Diagnose lautete: Massive Schizophrenie. Das Mädchen beteuerte, viele unterschiedliche Stimmen in ihren Kopf zu hören... Was ein deutliches Anzeichen für diese Krankheit war. Daraufhin stellte man sie medikamentös ein... ihre Symptome schienen aber nicht besser zu werden. Stattdessen wurde sie nur depressiv und enorm introvertiert... später gewalttätig..."

"Also haben Sie sie ruhig gestellt...?"

Er kannte das Szenario schon von woher. Das Mädchen war weder schizophren noch verrückt. Das sie Stimmen in ihren Kopf hörte war auch vollkommen normal, angesichts der Tatsache, dass sie eine Telepathin ist, und die Gedanken von anderen Menschen lesen kann. Damals noch ungewollt. Sie hatte als Kind noch keine Kontrolle über ihre Kräfte - was bei Telepathen üblich ist.

"...Ja... So ist es, Agent... Die letzten fünf Jahre war sie unter dauerhaften Einfluss von Barbituraten..."

"Fünf Jahre Lang? Was für ein Arzt sind sie, dass sie jemanden fünf Jahre lang unter Drogen setzten?"

Er konnte es kaum fassen. Obwohl er nur eine ungefähre Vorstellung davon hatte, was all die Jahre unter Beruhigungsmitteleinfluss in ihrem Hirn für Schäden angerichtet haben mussten. Und dennoch konnte er dem Doktor keinen Vorwurf machen. Immerhin wusste dieser ja nicht, was ein Telepath war. Und er würde es auch nie erfahren.

"Ja... sehen sie... es gab keine andere Möglichkeit... sobald wir die Medikamente absetzten, wurde sie extrem aggressiv und gefährlich... sehen sie, es gab... Vorfälle mit dieser Patientin... Pfleger wurden verletzt... Dinge passierten... schreckliche Dinge... Dinge, an die man sich nur ungern zurückerinnert ... Ähh... wir sind jetzt da..."

Der Doktor stoppte vor einer stabil wirkenden Tür mit einem kleinen Guckloch. Der Colonel blickte zwar durch das Loch, aber er konnte nichts auf der anderen Seite entdecken. In dem Raum war es stockdunkel. Langsam öffnete der Arzt die Tür und gewährte somit Zugang in das Zimmer.
Kyle trat ein. Der große und muskulöse Mann in den schwarzen Jeans, dem schwarzen T-Shirt, mit der verspiegelten Sonnenbrille und dem langen, bis an den Boden reichenden, schwarzen Ledermantel betrat das Zimmer. Zivile Kleidung. Gehörte zu diesem Einsatz dazu. Er hasste zivile Kleidung.
Konzentriert und gründlich sah er sich im Zimmer um. Die Wände waren einst weiß, erinnerten jetzt aber nur mehr annäherungsweise an diese Farbe. Sie waren schmutzig und Verputz bröckelte an einigen Stellen ab. Lose Kabel hingen von der Decke. An ihnen war eine einzelne Glühbirne befestig, die aber offenbar schon vor langer Zeit durchgebrannt war. Viele Einrichtungsgegenstände gab es nicht in diesem Raum. Nur ein altes, unstabil wirkendes Bett, was ihn irgendwie an sein eigenes erinnerte. Mehr gab es nicht in diesem Raum. Außer einer bibbernden Gestalt, die zusammengekauert in einer Ecke des Zimmers saß.

"Nachdem wir erfuhren, dass sie kommen würde, haben wir die Medikamente abgesetzt... Das ist nun drei Tage her..."

Kyle registrierte die Stimme des Doktors gar nicht mehr richtig. Seine Aufmerksamkeit galt dem Mädchen, welches vor ihm auf den Boden kauerte. Oder besser: der jungen Frau. Er ärgerte sich darüber, dass er nicht gleich mitdachte. Das Foto war sicher schon vor einigen Jahren aufgenommen worden. Vor ihm saß kein 11 Jahre altes Mädchen mehr. Er schätzte sie auf etwa 17. Oder 18. Die hatte langes, weißblondes Haar, das sehr ungepflegt und schmutzig aussah. Die glatten Haare hingen ihr vorne über den gesenkten Kopf, so dass er ihr Gesicht nicht erkennen konnte. Der Rest von ihr sah aber sehr zart und zerbrechlich aus. Dünne Arme und Beine. Sehr abgemagert. Und dass, obwohl sie ca. 1,75 m groß sein musste. Was hatten diese Menschen ihr nur angetan?
Langsam und mit dem Ansatz eines Lächelns auf den Lippen kniete er sich vor ihr hin und versuchte ihr in die Augen zu sehen.

"Keine Angst, Cassandra... Ich bin hier, dir zu helfen... Wir beide werden von hier fort gehen..."

Er sprach sanft zu ihr, wie zu einem Kind. Und seine Worte zeigten Resultate. Mit einem Schlag hob sich ihr Kopf und Kyle konnte zum ersten Mal in ihr Gesicht sehen. Es war, als würde er in das Gesicht eines Engels blicken. Tiefblaue, große Augen, die endlich wieder vor Leben strahlten. Weiche Züge, nichts hartes an ihr. Ein kleines Näschen, schmale Lippen. Und bleiche, weiße Haut. Und dann wieder ihre Augen. Augen, die mit einem Mal zum Leben erwachten. Und Zorn widerspiegelten.

"Helfen... mir...? Lügner... Lügner! LÜGNER!"

Hass und Zorn konnte man plötzlich in ihren Augen ablesen. Doch nicht nur in denen. Ihr gesamtes Gesicht hatte sich zu einer wütenden Maske verzogen, als würde sie all den Zorn ihres Lebens auf einen Schlag entladen.
Dann, plötzlich, steckte sie ihren rechten Arm von sich. Sie Berührte den Colonel zwar nicht, aber dieser wurde von einer unsichtbaren Kraft gepackt und gegen die gegenüberliegende Wand geschleudert. Doch er fiel danach nicht zu Boden. Die Kraft hielt ihn immer noch am Hals und drückte ihn gegen die Wand. Drückte zu. Würgte ihn. Der Colonel strampelte leicht mit seinen Beinen in der Luft und hielt sich beide Arme zum Hals. Als wollte er einen unsichtbaren Würger abwehren. Gierig schnappte er nach Luft. Aber er bekam trotzdem keine. Er sah das wütende Gesicht von Cassandra. Und ihre ausgestreckte Hand. Verdammt, der General hatte Recht. Sie war mindestens eine P2.
Langsam wurde dem Colonel schwarz vor Augen. Er konnte hören, wie ein ungesundes Knirschen und Knacksen von seinem Genick kam. Es würde nicht mehr lange dauern, und der Würgegriff hätte seine Arbeit getan.
Und sein Genick gebrochen.

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Und? War der Teil besser...? :)
 
besser? :eek: der teil war genial! :D cassandra ist wohl ziemlich sauer ... schätze aber nicht, dass sie kyle tötet - wär sonst ein sehr rapides ende :D aber egal, ich lass mich überraschen!
 
Also mir hat die Beschreibung weitergeholfen, danke.
War sonst was? Aja, der Teil war gut wie immer, was soll ich mehr sagen? Ach so, richtig: Cassandra is ein sehr äh antizipierender Name :D
 
Kleine Ankündigung:

Keine Sorge... is nichts tragisches...
Es geht nur um folgendes. Wie die meisten von euch ja wissen, schreibe ich neben meiner eigenen FF auch noch bei der von stLynx mit. Hierbei ist aber immer wieder der Kritikpunkt aufgekommen, dass ich für G&E fast keine Zeit habe. Aus diesem Grund werd ich ab sofort folgendes System einführen:
Ab nächsten Montag gibt es von mir abwechselnd je 2 Teile von Omega und Feuerstrom hintereinander. D. h.: Mo&Di Omega, Mi&Do Feuerstrom Fr&Sa Omega, etc...
Dies nur so nebenbei, falls die Frage auftaucht, warum es nicht weitergeht...

Der nächste Teil, den ich poste wird i. ü. auch für Feuerstrom sein... die Zwischenzeit bis nächsten Montag könnt ihr ja mit Fragen zu Story (falls ihr euch wo nicht auskennt :dodgy: ) füllen.
Außerdem könnten sich auch mal ein paar andere Leser meiner FF zu Wort melden, außer Lynx, Canola und Neko (die ja noch in Urlaub is...). [ was nicht heißen soll, dass ihr euch nicht melden könnt... ich finds halt nur schade, wenn ich immer der Ansicht sein muss, ich habe nur 3 Leser... weil sich sonst keiner meldet ]

So... damit wär das wichtigste gesagt...
 
Zuletzt bearbeitet:
Puh, was kann ich denn mal zur Story fragen?
Ach ja, hast du mir eigentlich schon die Frage beantwortet, ob der Fluss "Styx" nun männlich oder weiblich ist?

Ach, und was mir gerade einfällt: Wir reden hier ja von der Zukunft, offenbar sogar von jenseits des 21. Jahrhunderts, und es ist vom Tag X die Rede. Vermutlich wird über den später noch Näheres erwähnt, aber mich würde interessieren, ob du zuviel verraten würdest, wenn du uns über das politische System aufklärst. Ich meine, gibt's die USA eigentlich noch? Eine Regierung existiert ja scheinbar noch...
Und gibt es noch demokratische Wahlen? So eine Organisation wie Omega wäre ja ein wunderbares Werkzeug für die Regierung, um unliebsame politische Gegner auszuschalten...
 
Ok... *in Wörterbuch blätter* hmm... *such* ... der Styx... ok... werd das mal ausbessern gehen... :D

Und zur zweiten Frage (ohne zu viel zu verraten):
Lass mich es so ausdrücken: Der Tag X - der später erklärt wird - hat die Welt grundliegend verändert. Regierungen gingen zu Bruch, Machtverhältnisse verschoben sich. Danach gab es erstmal eine ziemlich lange Periode von Chaos und Anarchie. Danach kam Omega. Omega veränderte die Situation. (Ich will an dieser Stelle nicht zu viel verraten).
Nun (zu Beginn meiner Story) befindet sich Amerika langsam im letzten Stadium des Wiederaufbaus. Sicherheit und Gerechtigkeit kehren in großen Schritten wieder zurück, was man zu einem großen Teil einigen, in schwarz gekleideten, Soldaten verdanken kann. Es gibt wieder eine Demokratie und eine Regierung vom Volk für das Volk. Zumindest offiziell. Die inoffizielle Wahrheit sieht anders aus...
(Anders ausgedrückt: Was wäre wenn nicht Omega ein Wekzeug für die Regierung, sondern die Regierung ein Werkzeug für Omega ist? ;) )
 
Wenn die Regierung ein Werkzeug von Omega ist, regiert doch Omega. Somit wäre Omega selbst die Regierung... Paradox :D

Passend dazu ein Zitat aus der Simpsons-Folge "Die Akte Springfield":
"Guten Abend. Ich bin Leonard Nimoy. Unsere heutige Geschichte beruht auf einer wahren Begebenheit. Das heißt: Sie ist erstunken und erlogen. Aber sie ist unterhaltsam. Und ist nicht das die wahre Wahrheit? Die Antwort lautet: Nein." :D
 
Wieso ist denn mein schöner Post verloren gegangen:(
Also: Deine FF ist wirklich klasse!!! Du hast einen super Schreibstil!!
Mehr schreib ich jetzt nich, hab schlechte Laune:(
 
So... damit wäre ich ganz offiziell wieder on... Und was müssen meine armen Augen da schon wieder sehen?

Das Forum ist ja schon wieder zurückgesetzt worden... :dodgy:

Hmm... Ich will mich nicht beschweren, da MB mit diesem Forum echt Großes geleistet hat, aber er könnte auch mal eine genauere Stellungsnahme zur Lage der Nation... ähh... des Forums abgeben, und uns mal genauer erklären, wo genau das Prob liegt und wie lange es dauert, es zu beheben... aber was solls...? Ich vertraue erstmal darauf, das alles bald wieder beim alten sein wird. :D

(Zu diesem Zeitpunkt gibt es dann auch die neuen Teile... momentan bei diesem halbaktuellem Forum hab ich irgendwie wenig Lust, was zu posten... wer weis, ob es am nächsten Tag noch da ist...?)
 
ist bei dir auch so viel verloren gegangen, majinKay? das ist ja wohl zum schreien! :kaioken: ich glaube, zu warten, bis die's hier wieder geregelt haben, ist die beste lösung, wie du schon sagtest :D
 
Yepp, scheint zumindest so... Ich habe zwar immer noch eine kleine Hoffnung, dass die Posts wieder auftauchen, aber auf der anderen Seite denke ich dann doch wohl, das dies eher Wunschdenken ist... :mad:

Aber wir werden sehen... Falls bis nächste Woche die Posts nicht mehr 'zurückgekehrt' sind, werde ich sie eben nochmal posten - mal wieder. Dasselbe gilt für die Sig - mal wieder. Und meine Buddy Einträge - mal wieder :dodgy:
 
Ja,ja ich weis... Doppelpost... sorry darum, aber nachdem die anderen auch schon wieder ihre alten Teile gepostet haben, dachte ich mir, das könnt ich auch wieder tun...
Also... hier sind die alten Teile... die neuen kommen irgendwann diese Woche (wann genau weis ich nicht, da ich als erstes nen G&E Teil poste, un ich momentan echt viel um die ohren hab... hovever... hier sin die teile)


Kyle kam es so vor, als würde die ganze Welt um ihn herum verstummen. Die Schreie der Pfleger, die langsam eintrafen, die Rufe des Doktors, der panisch kreischte und das diabolische Lachen von Cassandra, die immer noch ihren rechten Arm von sich streckte und die Hand zur Faust geballt hatte, alles um ihn herum wurde dumpfer und leiser. Offenbar bekam sein Gehirn schon nicht mehr genug Sauerstoff. Zumindest war dies eine Erklärung. Eine düstere Wolke der Dunkelheit schwebte schon über ihn, und es war wohl nur mehr eine Frage der Zeit, bis sie ihn vollständig umhüllt hätte. Er musste handeln. Schnell.
Doch der Colonel kam nicht dazu, einen Plan zu seiner Rettung zu entwerfen. Zu plötzlich löste sich dazu der unsichtbare Würgegriff und ließ ihn zu Boden sinken. Schmerzverzerrt rieb er sein Genick und sah abrupt wieder auf. Er wusste, dass seine Rettung kein Zufall war. Und dann sah er sie. Cassandra. Oder das Wesen, was den Namen ‚Cassandra' trug.
Wie ein erzürnter Engel schwebte sie in der Luft. Einige Zentimeter hoch. Ihr langes, weißblondes Haar stand aufrecht zu Berge. Die Haarspitzen berührten dabei ganz leicht die Decke des Raumes. Ihre Augen waren nicht mehr tiefblau, so wie noch vor ein paar Minuten. Sie hatten sich in ein helles blau verfärbt. Und sie spiegelten Schmerz wieder. Als Kyle etwas weiter nach unten sah, erkannte er auch den Grund dafür. Ein etwa zwei Zentimeter langer Wurfpfeil steckte in ihrem Hals. Er kannte diese Art von Waffe. Meist war sie in Beruhigungsmittel getränkt. Oder Gift. Kyle hoffte auf die erste Option. Wie in Zeitlupe drehte Cassandra ihren Kopf nach links. Dort standen auch einige Pfleger und der Doktor, der nun wieder ein Lächeln auf den Lippen trug. Einer der grimmig wirkenden Pfleger hielt ein Gewehr in Händen, mit dem er vermutlich den Pfeil abgeschossen hatte. Dieser repetierte sofort, als er in die hasserfüllten Augen von Cassandra blickte. Nur einen Augenblick später legte er das Gewehr wieder an seine Schulter an und visierte abermals den Oberkörper der jungen Frau an. Nur ein leichtes Zischen war zu hören, als der Pfleger erneut abdrückte.
Doch er traf nicht das Mädchen, welches immer noch in der Mitte des Raums schwebte. Stattdessen bohrte sich der Pfeil tief in die Brust des Colonels. Mit einer einzigen Handbewegung riss ihn Cassandra wieder von der Mauer weg und stellte ihn dicht vor ihr als menschliches Schutzschild auf. Durchaus mit Erfolg. Er fing das zweite Geschoss für sie auf.

"Danke... Mistkerl..."

Cassandras Stimme war nicht mehr dieselbe. Sie klang verzerrt und irgendwie so künstlich. Als hätte man mehrere andere Stimmen übereinander gelegt und zugleich abgespielt. Es war eine fürchterliche Stimme, die nicht zu der zarten und zerbrechlichen Gestalt Cassandras passte. Kyle versuchte seinen Kopf nach hinten zu drehen, um ihr in die Augen zu sehen. Doch er war dafür zu langsam. Kaum hatte er seinen Kopf um einige Zentimeter bewegt, spürte er, wie ihn abermals eine unheimliche und unsichtbare Kraft packte und gegen die unbeweglichen und verduzt drein sehenden Pfleger warf. Mit einem dumpfen Geräusch prallten die Körper aufeinander. Kyle, der Doktor und einer der anderen Pfleger wurden aus dem Zimmer auf den Korridor geschleudert. Dabei prallte der Colonel abermals auf ein Hindernis. Ein kleiner, aus verchromtem Metall gefertigter Tisch stand in seiner Flugbahn. Mit einem lauten metallischen Klirren und Schlagen riss der Colonel auch dieses Hindernis um. Danach prallte er gegen die gegenüberliegende Wand des Korridors und fiel dort gen Boden. Schmerz machte sich in seinen Körper breit. Schmerz, der von seiner linken Schulter ausging. Wütend, aber dennoch konzentriert musterte er seine Schulter auf die Ursache der Pein. Er brauchte nicht lange zu suchen, biss er die Klinge eines Skalpells, welche aus seiner Schulter herausragte, fand. Offenbar war das Instrument von hinten in seine Schulter eingedrungen und durchstieß diese. Aber von woher kam es überhaupt? Schnell sah er zu dem umgestoßenen Tisch. Es war kein gewöhnlicher Metalltisch. Er hatte mehrere Fächer untereinander und besaß Räder, wodurch er mobil war. Um ihn herum lagen Duzende von Spritzen, Skalpelle, Wundspreizer und diverses anderes Operationsbesteck verstreut. Offenbar die ‚Ladung' des Tisches. Seine Blicke richteten sich schnell wieder auf. Der Doktor lag nur wenige Meter vor ihm auf den Boden und wimmerte. Er hatte Angst. Angst vor der Gestalt, die gerade aus der Zimmertür schwebte.

"Doktor... Doktor... Nun werden sie büßen... Büßen für sieben Jahre voll Schmerz... Pein... und Scham... Büßen für ihre... Verbrechen... Büßen für alles, was sie mir angetan haben... Büßen... Leiden... STERBEN!"

Mit dem letzten Wort, welches sie mit all ihrer Kraft herausschrie, verband sie eine weitere Handbewegung. Daraufhin bewegten sich alle Spritzen, die verstreut auf den Boden lagen. Zuerst zitterten sie nur ganz leicht, danach begannen sie zu schweben und schließlich versammelten sie sich alle zu einem große Pack vor der ausgestreckten Hand von Cassandra. Eine Hand, die auf den wimmernden Doktor deutete. Mit Schrecken erkannte Kyle einige der Spritzen und deren Inhaltsstoffe. Beruhigungsmittel. Insulin. Blutverdünner. Strychnin. Und andere, deren Name er zwar nicht gut aussprechen konnte, aber deren Wirkung er kannte. Ein wahres Arsenal von chemischen Schrecken. Ob Einzeln oder in der Mischung: Jede von ihnen könnte für einen normalen Menschen tödlich sein. Offenbar war Cassandra wirklich sauer auf den Doktor. Kyle musste handeln, oder der Arzt hätte an jenem Tag seinen letzten Patienten behandelt. Er musste handeln. Sofort.
Mit einem gewaltigen Hechtsprung setzte sich der Colonel vor den Arzt und drehte sich zu ihm. Und keine Sekunde zu früh. Wie eine gewaltige Salve aus Schmerz und Wut schlugen die Spritzen in seinen Rücken ein und injizierten ihn ihren tödlichen Inhalt. Kyle hasste Spritzen. Er hasste Drogen. Sein ganzes Leben lang hatte er versucht, diesen chemischen Dämonen zu entkommen, doch nun? Nun strömten die unterschiedlichsten Substanzen in seiner Blutbahn. Verletzten ihn. Verätzen ihn. Für ihn fühlte es sich an, als ob sein ganzer Körper von innen aufgelöst würde. Als würden sich all seine Organe verflüssigen.
Und dabei dachte er, dass das schmerzvollste Erlebnis in seinem Leben doch das Zusammentreffen mit Jax war. Wie sehr man sich doch irren konnte.
Die Wellen des Schmerzes, die immer und immer wieder auf seinen Körper einschlugen, wurden bei jeden Mal stärker. Er schmeckte eine bittere, zähflüssige Substanz auf seiner Zuge. Blut. Sein Blut. Offenbar war die Vorstellung von den sich verflüssigenden Organen gar nicht mal so weit hergeholt. Doch das Schlimmste an der ganzen Situation war das leise Lachen hinter ihm. Cassandras Lachen.

"Du Dummkopf... Warum hast du das getan...?"

Gute Frage. Warum hatte er es getan? Um einen Menschen zu schützen, den er seit ungefähr 30 Minuten kannte? Der höchstwahrscheinlich alles andere als Unschuldig war? Kyle wüsste nur zu gerne eine Antwort auf diese Frage. Wahrscheinlich, weil er es so gelernt hatte. Schütze die, die Schutz bedürfen.

"Weil... weil... es unrecht wäre..."

Seine Stimme klang heiser und schwach. Und man konnte eine Unsicherheit in ihr hören. Kyle glaubte seinen eigenen Worten nicht einmal.
Der Ausdruck in Cassandras Gesicht wurde wieder ernst und finster. Das kurze Auflachen war genauso schnell wieder verschwunden, als es aufgetaucht war.
Wieder brauchte sie nicht mehr als eine einzige Handbewegung, um den Colonel erneut von den Beinen zu reißen und mit gewaltiger Wucht gegen den Rolltisch zu werfen. Kyle schrie auf. Eines der metallenen Tischbeine bohrte sich bei dem Aufschlag tief in sein Fleisch. Es durchstieß seinen Bauch und drang am Rücken wieder aus. Und wieder floss sein Blut. Dick und zähflüssig trat der rote Lebenssaft aus seinem Körper aus, vermischt mit einer geblichen Substanz. Vermutlich Galle. Wieder schmeckte Kyle diesen bitteren Geschmack auf seiner Zunge. Diesmal nur so intensiv, dass er einen Hustreiz auslöste. Mit einigen gurgelnden Lauten hustete der Colonel und spuckte dabei Blut und Fleisch aus. Offenbar waren seine inneren Verletzungen wirklich größer, als gedacht. Doch noch war er nicht tot.
Mit einem lauten und verzerrt klingenden Schrei boxte er auf die Überreste des Rolltisches ein. Mit einem lauten Klirren trennte sich die Tischplatte samt den drei verbleibenden Tischbeinen von dem einen, welches in Kyles Körper steckte und krachte gegen die nächste Wand. Mit einem leisen Knurren richtete sich der Colonel wieder auf. Ein kleines Blutrinnsal strömte aus seinem rechten Mundwinkel, floss das Gesicht hinab, sammelte sich an seinem Kinn und tropfte dort hinab auf den Boden. Langsam hob er die rechte Hand und griff zu seiner Sonnenbrille. In aller Ruhe nahm er sie ab und verstaute sie in einer Innentasche seines Mantels. Dann sah er Cassandra in die Augen. Sah ihr tief in die Augen. Tief in die Seele. Und dort konnte er es sehen.
Angst.
Von all den Waffen, die ihm Omega zur Verfügung stellte, von all den Utensilien, die er bei sich trug, von all den Methoden, die er je gelernt hatte, von all denen war die Angst immer noch die Effizienteste. Angst, die er verströmte. Durch seine Augen. Durch seine schwarzen Augen. Angst war seine tödlichste Waffe.
Ohne seine Blicke abzuschweifen fasste er mit der linken Hand an die Metallstange, die immer noch in seinem Bauch steckte. Mit einem festen Ruck zog er sie aus seinem Körper. Sie war rot und nass vom Blut. Kleine Fleischstücke hängten noch an ihr. Das kleine Rad war schon längst abgebrochen. Sie war jetzt nur mehr etwa einen Meter lang. Mit messerscharfen Enden. Kyle hielt sie fest in Händen.

"Sie haben mir gesagt, dass sie dich lebend brauchen... Sie sagten aber nicht, dass sie dich in 1 A Zustand brauchen..."

Ein höllisches Grinsen machte sich auf Kyles Gesicht breit. Telepathen. Er hasste Telepathen.

"Let's dance!"

* * *

Der Colonel ging langsam in eine geduckte Haltung. Er zog seine Schultern an und baute in seinem ganzen Körper eine Spannung auf. Wie ein Raubtier, das kurz davor war, seinem Opfer an die Kehle zu springen. Die linke Hand war zu einer Faust geballt, die rechte umklammerte immer noch die, von Blut triefende, Metallstange. Sein Gesicht verzog sich zu einer bösartigen Grimasse. Die Augen wurden zu schmalen Schlitzen und er fletschte seine blutroten Zähne. Langsam und abwartend begann er Cassandra zu umkreisen. Langsam. Konzentriert. Ein Schritt nach dem Anderen. Dabei wirbelte er ein wenig mit der Stange in seiner Hand herum. Er wartete nur auf den richtigen Moment.

"Du bist kein Mensch..."

Sein Plan trug Früchte. Die Stimme der jungen Frau war gezeichnet von Unsicherheit und Verwirrung. Und Angst. Kyle wusste nicht viel davon, was in den Köpfen von Telepathen vorgeht, aber eins war im bewusst: Die ganze 'Macht' eines Telepathen kommt aus seinem Geist. Und um diese einzusetzen, muss sich dieser konzentrieren.
'Bring einen Telepathen aus der Fassung, und du hast so gut wie gewonnen.'
Er erinnerte sich gut an die Worte, die er während seiner Ausbildung so oft gehört hatte. Nun konnten sie endlich von Nutzen sein.
Kyle antwortete auf den letzten Satz nicht. Stattdessen stürzte er sich mit einem lauten Schrei auf Cassandra. Er stürmte auf sie zu, etwa zwei Meter vor ihr duckte er sich urplötzlich, holte mit der linken Faust aus und schlug ihr mit voller Wucht in den Magen. Bein lautes Donnern war bei dem Aufprall zu hören, kurz bevor Körper der jungen Frau am Andern Ende des Korridors gegen die verschlossene Metalltür knallte und dort zusammensackte. Kyle stand immer noch in seiner geduckten Haltung, den linken Arm vom Körper gestreckt, da und sah ausdruckslos nach vorne. Etwas war seltsam. Er schlug ihr mit voller Wucht in den Magen, doch er konnte nichts Weiches spüren. Als hätte er gegen eine Stahlplatte geschlagen. Langsam dämmerte es ihn. Cassandra hatte ein Schutzschild um sich herum aufgebaut. Kein gutes Omen.

"Das war ein Fehler... du Monster..."

Mit der zitternden Stimme erhob sich auch der zarte Körper der jungen Frau wieder. Offenbar war sie nicht sonderlich verletzt. Sie sah zwar etwas benommen aus, aber mehr konnte der Colonel nicht an ihr erkennen. Sie ging zwei Schritte nach vorn, sprang danach nur leicht in die Luft und schwebte dann wieder den Weg zurück zum Colonel. Der Blick in ihren Augen verriet sofort, dass sie nun wirklich sauer war.
Doch der Colonel ließ nicht zu lange auf eine Reaktion warten. Wieder stürmte er auf Cassandra zu, nur diesmal hielt er die Metallstange mit beiden Händen fest und war auch bereit, diese einzusetzen. Kaum waren sie mehr als fünf Meter von einander entfernt, sprang er in die Luft und zog die Stange auf. Dann schlug er zu.
Wieder war es ein lauter Donner, als er auf den Schutzschild aufprallte. Und als er es mit der Stange berührte, konnte er ihn auch endlich sehen. Der Bereich um Cassandras linke Schulter hatte sich bläulich verfärbt. Genau an der Stelle, an der er mit der Stange auftraf. Als er diese wieder wegzog, verschwand die bläuliche Färbung wieder. Erstaunt sah er Cassandra an, die vor seinen Füssen lag. Die Wucht des Aufpralls hatte sie zwar zu Boden gerissen, aber sonst war ihr nichts passiert. Sie zuckte immer noch und schüttelte ihren Kopf. Als ob sie die Benommenheit abschütteln wollte. Ihr ging es gut.
Kyle konnte ein leises Murmeln hören, kurz bevor die junge Frau wieder in die Höhe schnellte. Dabei steckte sie ihren rechten Arm von sich weg und deutete damit in Kyles Richtung. Doch diesmal konnte er noch reagieren. Schnell zuckte er zusammen und warf sich nach hinten. Nicht zu spät. Er entging der gewaltigen Kraftentladung, die stattdessen an der Decke aufprallte und dort ein riesiges Loch hineinriss. Staub und Ziegelstücke rieselten auf die beiden Kämpfenden hinab. Ein größeres Stück traf den Soldaten am Genick. Es tat nicht sehr weh, aber reichte vollkommen aus, um ihn für ein paar Sekunden abzulenken. Mehr brauchte Cassandra auch nicht. Kaum hatte der Colonel seinen Blick wieder aufgerichtet, da sah er auch schon die Metallstange auf ihn zurasen. Mit einem dumpfen und leisen Geräusch bohrte sie sich in seine rechte Schulter und riss ihn mit sich. Die Stange knallte gegen die Wand hinter dem Soldaten und durchschlug auch diese und blieb in ihr stecken. Schmerzerfüllt griff Kyle instinktiv nach dem Fremdkörper, der in seinem Körper steckte. Er konnte sehen, dass es eines der anderen drei Tischbeine des Rolltisches war. Doch er konnte nicht lange darüber nachdenken. Nur wenige Sekunden später schrie er durch zwei andere Schmerzimpulse auf, die seinen Körper durchdrangen. Diesmal seine Oberschenkel. Sein Blick schweifte schnell nach unten. In beiden Oberschenkeln steckte je ein ehemaliges Tischbein. Kyle war fast bewegungsunfähig an die Wand genagelt.

"Warum stirbst du nicht einfach...? Warum kannst du nicht einfach krepieren...?"

Cassandras Stimme klang so verzweifelt. Als wäre sie kurz davor, in Tränen auszubrechen. Kyle sah auf. Die junge Frau stand nur wenige Meter von ihm entfernt. Vor ihrem Körper, in Höhe seines Halses rotierte sie ehemalige Tischplatte in der Luft. Kyle konnte sie Messerscharfen Kanten deutlich erkennen. Er konnte sich denken, was sie plante. Das war nicht gut. Es gab Verletzungen, die auch ihn umbringen würden. Ein abgetrennter Kopf war eine von denen.

"Du Monster... Lass mich in Ruhe... Lass mich in Ruhe... Lass mich... Lass..."

Und schon wirbelte die Metallplatte ihm entgegen. Mit einem irrsinnigen Tempo. Sie zielte dabei genau auf seinen Hals.

Mit einem lauten, metallischen Knall prallte die Platte auf die Wand und durchschlug diese auch. Cassandra blickte zu Boden. Große Tränen kullerten über ihre Wangen zu Boden. Ihre Haare standen nicht mehr zu Berge. Ihre Augen hatten wieder ihre natürliche, tiefblaue Farbe bekommen. Und auch der Schutzschild um sie herum war zusammengebrochen. Langsam sank sie auf die Knie. Sie konnte den Anblick, der sich ihr bot nicht mehr länger ertragen. Sie konnte es nicht mehr sehen. Der Dämon. Der Dämon, der schreckliche Dämon, der sie verfolgte.
Er lebte immer noch.
Er war der Metallplatte ausgewichen, indem er seinen Oberkörper nach unten gerissen hatte. Dabei hatte er sich auch ein großes Stück aus seiner Schulter herausgerissen. Der rechte Arm hing immer noch schlaff und leblos an den Überresten der Knochen und Muskeln. Und dann hatte er sich die beiden Metallstangen aus seinen Beinen gezogen. Als wäre es nichts. Die beiden großen Löcher in seinen Oberschenkeln bluteten immer noch. Und dann hatte er auch noch das Skalpell, welches schon die ganze Zeit in der linken Schulter steckte, ohne große Mühen herausgezogen. Was war das nur für ein Wesen? Sie wurde panisch. Der Dämon. Der schreckliche Dämon, der sie schon seit Jahren in ihren Gedanken verfolgte war zu einem Wesen aus Fleisch und Blut geworden. Der Dämon schützte den Teufel in weiß. Den Doktor, der jahrelang Experimente an ihr durchführe. Elektroschocks. Den es Spaß machte, sie zu quälen. Und unter Drogen zu setzten. Dass sie sich nicht wehren konnte. Wenn er sie zu sich holte. In sein Zimmer. Zimmer der Pein. Zimmer des Teufels.
Und nun stand der höllische Cherubim des bösen Mannes vor ihr. Und sie konnte nichts tun. Sich nicht wehren. Sie konnte nur abwarten. Auf ihr Schicksal warten. Darauf warten, dass der Dämon seine Arbeit vollendete. Sie wollte aber nicht sterben. Sie hatte doch Angst davor.

"Nein... nein... nein...nein..."

Viel Kraft hatte sie nicht mehr in ihrer Stimme. Und obwohl sie wusste, dass es sinnlos war, flehte sie dennoch das Monster an, sie zu verschonen. Doch der schwarze Cherubim hörte nicht ihre Bitten. Ganz leicht berührte er nur ihre Schläfen. Berührung des Todes?
Langsam verschwamm die Welt um sie herum. Die Farben wurden immer dunkler und dunkler. Die ganze Welt um sie herum schien in Dunkelheit getaucht zu werden. Ein letzter Blick auf den Dämon. Er lächelte. Und dann?
Nichts.
Schwärze.
Dunkelheit.
 
Ich betone gerne nochmals, dass mir die Teile sehr gut gefallen :) Nicht, dass du womöglich nächstes Mal wieder nen Doppelpost machen musst.
 
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