4. Asylum (2)
I'M BACK! 
Ok, ich melde mich von meiner kleinen schöpferischen Pause, die ich einfach gebraucht habe (
) mit dem nächsten Teil von 'Omega' zurück. Eins noch vorweg:
@canola: Bis jetzt hab ich bei jeder meiner Überschriften ein engliches Wort oder Wortgruppe genommen, deren Bedeutung versteckt etwas mit dem Kapitel zu tun hat. Genau so ist es bei 'Asylum' ... du kannst dir ja schon mal gedanken darüber machen, was es bedeuten könnte 
Aber jetzt, ohne weitere Umschweife zu dem neuen Teil!
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Langsam und müde schritt der Soldat durch die letzte Etage des Wolkenkratzers. Vorbei an Janet Reese, der Sekretärin des Generals, die ihr Büro direkt vor dem des Befehlshabers hatte. Vorbei an den vielen dunklen Büros der Etage, in welche in wenigen Stunden schon wieder fleißige Arbeiter sitzen würden und den ganzen Papierkram erledigen würden, der so bei Omega anfiel. Entlang dem schwach beleuchteten Gang, der direkt zu einem der drei Expresslifte führte, in welchen der Colonel dann auch entkräftet einstieg. Kaum schlossen sich die Türen, warf sich der Soldat mit einem Seufzen mit dem Rücken gegen die Liftwand, die gegenüber der automatischen Tür war und sank zu Boden. Er war müde und wollte nur mehr eins: Ruhe.
<<Bitte geben sie das Stockwerk an!>>
Die metallische Computerstimme rührte sich erst nach einigen Minuten im Lift. Sie ermahnte den Colonel daran, dass er endlich einen Etagenknopf drücken sollte, bevor der Computer ihn für bewusstlos einstufte und automatisch den Notarzt rief. Das war eines dieser neuen Sicherheitssystem. Kyle hielt es für ziemlich unnütz, aber mit dieser Meinung blieb er allein. Vermutlich, weil er als einer der Wenigen noch nie bei einen Arzt war.
Langsam erhob er sich wieder und drückte einen kleinen, roten Knopf unterhalb des Lautsprechers am Kontrolpanel. Das Schutzgitter des Lautsprechers klappte auf und man konnte neben dem eigentlichen Lautsprecher noch eine kleine, schwarze Fläche zu erkennen, die in ihm eingearbeitet war. Nachdenklich legte er seinen Daumen auf die Fläche, welche daraufhin rot zu leuchten begann. Der Laser tastete seinen Fingerabdruck ab. Kurz darauf konnte man ein kurzes Piepen vernehmen, gefolgt von der Computerstimme.
<<Seien sie gegrüßt, Colonel Langley. Wählen sie bitte eine Etage.>>
Fast schon automatisch schoss die Antwort aus ihm heraus.
"Sub-Level 4"
Ein kurzes Surren war zu hören, bevor sich der Fahrstuhl in Bewegung setzte. Mit einem schnellen Tempo sauste er in die Tiefe. 56te Etage... 53te Etage... 49te... Der Lift schien immer Schneller zu werden. Dem Colonel schien das allerdings nicht im Geringsten zu berühren. Er lehnte immer noch an der Rückwand des Liftes und strich sich mit der rechten hand durch die Haare. Es war eine anstrengende Nacht für ihn. Viel war passiert. Viel, mit dem er nicht gerechnet hatte. Viel, was nicht hätte passieren sollen.
Nur kurz darauf stoppte der Fahrstuhl abrupt. Dieses schnelle Abbremsen war zwar anfangs nervig, aber mit den Jahren hatte er sich daran gewöhnt. Die Türen des Liftes öffneten sich langsam und das grelle Licht der vielen Neonröhren schien dem Colonel in die Augen. Er zwinkerte kurz, seine Sonnenbrille wollte er aber nicht auf setzen. Stattdessen presste er seine Augen zu kleinen Schlitzen zusammen und machte sich so auf den Weg durch den hell erleuchteten Gang. Die metallischen Wände des rechteckigen Korridors spiegelten das vorhandene Licht, und machten es somit noch viel unerträglicher. Kyle fragte sich, warum er überhaupt die Augen noch offen hatte. Er würde doch auch blind zu seinem Zimmer finden. Es war immerhin das Letzte in diesem Sektor. Den Korridor bis zum Ende, dann rechts. Aber er hielt die Augen trotzdem offen. Vielleicht suchte er insgeheim den stechenden Schmerz, den das Licht verursachte. Dieser hielt ihn zumindest wach.
Nach einigen Minuten war er endlich an der Metallischen, trapezförmigen Tür zu seinem Zimmer angekommen. Die Tür hatte keine Angeln oder Türschnalle, dafür war aber rechts neben der Tür, auf etwa 1,50 Meter Höhe eine Tafel angebracht.
<<Colonel Kyle Langley
U.S. Special Forces
Omega Division>>
Unter der Tafel war wieder eine kleine, schwarze Fläche. Einen Daumenabdruck später, schoss die Tür schnell und fast lautlos nach oben und verschwand in der Wand. Müde betrat der Soldat sein Quartier.
"Licht... Intensität 30..."
Ein kleines Surren verdeutlichte, dass das Kommando registriert wurde. Einige Steh- und Deckenlampen im Zimmer begannen schwach zu leuchten. Es war ein fahles, schwaches Licht. Genau richtig für seine Augen. Kyle hörte, wie die Tür sich hinter ihm wieder schloss und automatisch verriegelte. Endlich könnte er sich ein wenig ausruhen. Langsam blickte er sich noch einmal in seinem Zimmer um, bevor er sich müde in sein Feldbett warf.
Es war ein sehr individuell eingerichtetes Zimmer, dass wusste er schon immer. Anders als die Räume des restlichen Kommandostabes war seiner nicht voll geräumt mit amerikanischen Flaggen, historischen Waffen oder Büchern über Militärische Strategien. Das fensterlose Zimmer, in welchen er lebte war voll mit Regalen, in welchen sich Unmengen von Büchern und CD-Cover befanden. Die meisten von den Büchern hatte er schon mindestens zweimal gelesen. Sie alle handelten von der Welt vor dem
Tag X. Vor der Katastrophe, die die Welt auf immer veränderte. Genauso die CDs. Allesamt von Bands, die zu Beginn des 21. Jahrhunderts bekannt oder berühmt waren. Die Meisten von denen gab es jetzt nicht mehr. Kyle mochte diese Musik. Er mochte die Vergangenheit. Damals war vieles anders, vieles besser. Zumindest dachte er das. Außer den vielen Regalen gab es kaum mehr was in dem Zimmer. Nur mehr den obligatorischen Schreibtisch mit PC, einen Drehsessel und das armselige Feldbett, in dem er lag. Mehr brauchte er aber nicht.
"Computer, Musik!"
Seine Stimme klang sehr müde und schwach. Doch noch wollte er nicht schlafen. Er lag in seinem bett, voll angezogen mit den zerrissenen Kleidern, den Armen hinter dem Kopf verschränkt. Er wollte erst noch ein wenig grübeln.
<<Genauere Spezifikationen, Bitte.>>
"Hmm... Band: Limp Bizkit... Album: Chocolate Starfish and the hotdog flavoured water... Titel: Take A Look Around..."
Wieder war ein leises Surren zu vernehmen, bevor die Musik zu spielen begann. Schon war die E-Gitarre zu hören und die so bekannte Musik. Kyle half sie, seine Gedanken zu ordnen. Mit offenen Augen starrte er die dunkle Decke an und dachte über die Geschehnisse der letzten Nacht nach.
" All The Tensions In The World Today
All The Little Girls Fillin Up The World Today
When The Good Comes To Bad, The Bad Comes To Good
But I'm gonna live My Life Like I Should "
Was war nur passiert? Der Professor war kein Verräter. Dazu kannte er ihn zu gut. Vielleicht war er kein Heiliger, vielleicht hatte er tatsächlich etwas mitgehen lassen, aber dann brauchte es einen verdammt guten Grund. Immerhin wusste er, dass man ihm früher oder später auf die Schliche kommen würde, und dass er sich nicht vor Omega verstecken könnte. Aber warum hatte er es trotzdem getan? Was hatte er trotzdem getan?
" But Do We Always Gotta Cry
Do We Always Gotta Live Inside A Lie
Life's Just A Blast that's Movin Really Fast
Ya Better Stay On Top Or Life will Kick You In The Ass "
Er konnte es einfach nicht glauben. Immerhin war es Professor Charles Alvin Rhodestone. Charly. Einer der einzigen, die er jemals als 'Freund' bezeichnete. Vielleicht war er sogar mehr als das. Kyles Familie starb, als er noch ein kleines Baby war. Er wusste nicht, was es bedeutete, einen Vater oder eine Mutter zu haben. Und dennoch hatte er etwas, was er als 'Familie' bezeichnen konnte - Omega. Die Agenten von Omega kümmerten sich um ihn, sie bildeten ihn aus und waren auch immer da, wenn er Probleme hatte. Einer voran: Charly. Kyle wusste nicht, was es bedeutete, einen Vater zu haben, aber er dachte immer, dass ein Vater so jemand wie Charly sein müsste. Jemand, der einen zuhört. Jemand, der sich um einen sorgt. Jemand, der einfach nur da ist.
" Does Anybody Really Know The Secret
Or The Combination For This Life And Where They Keep It
It's Kinda Sad When You Don't Know The Meaning
But Everything Happens For A Reason "
Und dann sah er wieder diese schrecklichen Bilder. Den Professor, wie er in den Styx fiel. Der Anblick seines Gesichtes, als der schwarze Strom ihn verschluckte. Kyle kam es so vor, als hätte er ein Lächeln auf den Lippen. Warum? Warum nur? Warum freute sich der alte Mann darüber, in den Strom zu stürzen. Wegen Leech? Kyle wusste zwar, dass sich die beiden nie besonders Leiden konnten, aber deswegen Suizid begehen? Er hätte eine faire Verhandlung bekommen. Ein paar Jahre Gefängnis, das wäre alles gewesen. Und dennoch sprang er. Vor was fürchtete sich Charly so sehr, dass er den Tod vorzog?
"And There Aint Nothin I Could Do
Cause Life Is A Lesson, You'll Learn It When You're Through "
Langsam verstummte die Musik aus den Lautsprechern wieder. Mit einem kurzen Kommando sorgte Kyle auch dafür, dass sie vor 0700 auch nicht wieder zu spielen beginnen würde. Zu diesem Zeitpunkt musste er aufstehen. Musik war für ihn immer noch der beste Wecker.
Langsam drehte er sich zur Seite und schloss die Augen. Was auch immer passiert geschehen ist, jetzt war nicht der Zeitpunkt, um eine Antwort zu finden. Oder eine Lösung. Jetzt konnte der Colonel nur mehr eins finden.
Ein wenig Ruhe.
Schlaf.
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Meinungen? Fragen? Lob? 