HERZOGTUM CAIHN
hmm ... doppelpost ... tschuldigung ...
also, ist zwar nicht der vierundzwanzigste, dafür aber immer noch weihnachten

und ich habe euch auch was mitgebracht *schnell ein paar zeilen unter den weihnachtsbaum verstreut* sind etwas mehr als ein paar zeilen, aber hoffentlich gefällt es euch trotzdem und ihr wisst noch so ungefähr, worum es geht ... habe mich gestern dran gesetzt, als ich auf den weihnachtsmann gewartet habe

könnte also sein, dass sich mein schreibstil etwas verändert hat nach so einer pause, aber ich glaube es nicht. na ja, seht selbst:
„Toll!“, meinte Vallan, allmählich schon keuchend. „Und wo sollen wir jetzt hin?“
„Wir müssen zurück auf die große Straße, die vom Marktplatz abging, sonst verirren wir uns in diesen kleinen Straßen noch!“, antwortete Yujay und wagte einen Blick über die Schulter. Er erblickte immer noch gut zehn Männer, die ihnen folgten, aber nicht bedrohlich viel aufgeholt hatten. Aber wo war der Rest? Abgehängt? Oder waren sie gerade dabei, ihnen den Weg abzuschneiden?! „Was ist, wenn sie uns schnappen?“
„Woher soll ich das wissen?“, erwiderte der Prinz und sah ebenfalls über die Schulter.
„Würden die uns dann nicht zu Nythes bringen?“
„Möchtest du es ausprobieren?“, fragte Vallan. „Vielleicht sollen sie uns ja auch töten.“
„Er wollte dich die ganze Zeit lebend.“
„Mich. Aber dich und Chaje auch?“ Daraufhin schwieg Yujay und schaute nur noch stur geradeaus, wo sich der Abstand zwischen Chaje und ihnen sichtlich verringerte und sie die junge Frau schon nach kurzer Zeit eingeholt hatten, die schwer atmete und nach Luft japste. Vallan packte sie kurzer Hand am Arm und zerrte sie weiter, damit sie nicht zurückfiel. Chaje schüttelte müde den Kopf, als sie merkte, was Vallan da tat, aber der Prinz hielt sie nur noch fester und wandte sich wieder an Yujay: „Zurück auf die große Straße?“ Yujay nickte. „Gut, dann gehen wir hier wieder links!“ Er schob Yujay in eine weitere Seitenstraße hinein, die noch enger zu sein schien als die vorherigen, sodass sie nicht mehr zu dritt nebeneinander gehen konnten. Yujay schickte Vallan und Chaje vor, während er hinter ihnen blieb und ab und zu einen Blick nach hinten warf, wo ihre Verfolger wieder zugenommen hatten und jetzt wieder fünfzehn Mann zählten, die offensichtlich auch mit neuen Kräften ausgestattet worden waren, da sie aufholten.
„Sie holen -“, wollte Yujay Vallan warnen, als dieser laut „Verdammt!“ rief. Erschrocken sah Yujay nach vorne und ihm blieb fast das Herz stehen: eine Wand! Eine verfluchte Wand mitten auf dieser verflixten engen Straße, die ihren Weg versperrte, tauchte aus der Dunkelheit auf!
Unwillkürlich wurde er in seinem Lauf langsamer, wie Vallan und Chaje ebenfalls, da sie in ein paar Metern auch gar nicht weiter laufen
konnten. Aber noch waren sie nicht völlig verloren. Sie hatten zwar die letzte Abzweigung vor ein paar Metern hinter sich gelassen, aber die Wand war vielleicht um die zwei Meter hoch. Mit etwas Glück konnten sie rüber klettern - wenn sie schneller als ihre Verfolger waren.
„Lauf weiter!“, schrie Yujay Vallan zu. „Versuch’, über sie hinwegzuklettern!“ Vallan drehte sich mit einem fragenden Gesichtsausdruck zu Yujay herum, aber der trieb sie nur zur Eile an. „Und Chaje, lauf selber, damit du genug Anlauf hast!“ Sie nickte - oder Yujay glaubte, dass sie nickte - und machte sich von Vallan los, während sie nochmal all ihre Kraftreserven zusammenkratzte. Yujay wusste nicht genau, ob sie und Vallan es schaffen würden, aber von ihm selber konnte er sagen, dass er sich gute Chancen ausrechnete, da er als Dieb schon mal vor solchen Hindernissen gestanden hatte. Aber wenn er erst oben war, könnte er den anderen hoch helfen ...
Mit diesem Gedanken rannte Yujay an Chaje vorbei und bat auch Vallan darum, ihn vorzulassen, damit er ihnen gegebenenfalls hoch helfen konnte. Der Prinz verringerte seinen Lauf etwas und Yujay preschte an ihm vorbei, während die Mauer rasend schnell näher kam. Kurz vorher spannte Yujay seine bereits schmerzenden Muskeln nochmal alle an und sprang dann mit aller Kraft vom Boden ab.
Für einen Moment hatte er das Gefühl, durch die Luft zu fliegen und einen schrecklichen Augenblick lang sah er sich platt gegen die Wand gesprungen, aber seine Finger erreichten das obere Ende der Mauer und krallten sich beharrlich daran fest. Yujay gönnte sich jetzt jedoch keine Pause, da er wusste, dass Vallan und Chaje hinter ihm waren, spannte seine Armmuskeln an und zog sich verbissen an der Wand hoch, während er mit den Füßen nachhalf. Schließlich - für Yujay war es eine kleine Ewigkeit - hatte er sich auf die schmale Mauer hochgezogen und stand sicher auf der etwa fünfzig Zentimeter breiten Mauer.
Und das nicht zu früh.
Gleich nach ihm flog Vallan durch die Luft und krachte wenig elegant gegen die Wand, fasste mit seinen Händen jedoch das obere Ende der Mauer und versuchte sich schnell keuchend hochzuziehen. Yujay packte den Prinzen und half ihm dabei, während er schon Chaje sah, die sich ebenfalls rasend schnell näherte.
Wie die sie verfolgenden Männer.
„Schneller!“, drängte Yujay. „Hilf mit den Füßen nach!“ Vallan ächzte und japste, hatte sich aber schließlich bäuchlings auf die fünfzig Zentimeter vorgearbeitet, als Chaje zum Sprung ansetzte ...
... und es nicht schaffte!
„Nochmal!“, rief Yujay hektisch, setzte sich auf die Mauer und streckte ihr seine Hand entgegen, während er sich mit der anderen am Rand festhielt. „Los! Nochmal, Chaje!“ Chaje sah mit vor Angst geweiteten Augen nach hinten, wo die Männer immer noch aufholten und in wenigen Augenblicken die Mauer erreicht haben würden. Dann sah sie wieder zu der Hand auf und sprang verzweifelt in die Höhe, wo sie mit den Armen rumfuchtelte und die rettende Hand zu erreichen suchte, fiel aber wieder auf den Boden zurück. „Nochmal!“, brüllte Yujay wieder und stieß Vallan an, damit er sich richtig hinsetzte und Chaje ebenfalls half.
Vallan rutschte etwas ungeschickt auf der Mauer herum, bis er ebenfalls einigermaßen sicher saß und streckte Chaje auch die Hand entgegen, während sie erneut zum Sprung ansetzte und diesmal immerhin ihre Fingerspitzen erreichte.
„Nimm etwas Anlauf!“, riet ihr Yujay mit einem gehetzten Blick über sie hinweg. „Aber beeil dich!“ Chaje nickte eilig, sah kurz nach hinten, wobei sie einen leisen Schreckensschrei ausstieß, als sie sah, wie nah die Männer inzwischen schon gekommen waren, trat dann aber ein paar Schritte zurück und rannte auf die Wand zu, sprang ab und ergriff Yujays Arm, der von diesem plötzlichen zusätzlichen Gewicht beinahe von der Mauer gefallen wäre, hätte Vallan ihn nicht gehalten. Der Prinz beugte sich weiter vor und griff gleichfalls nach Chaje und zu zweit zogen er und Yujay die junge Frau auf die Mauer rauf, während sie mit ihren Füßen nachhalf.
Der erste Mann hatte sie erreicht und griff geistesgegenwärtig nach ihren Beinen, wurde dabei aber nur hart ins Gesicht getreten und fiel zurück, wo er die herannahenden Männer blockierte. In der Zwischenzeit hatten der Prinz und der Dieb Chaje auf die Mauer hochgezogen und waren nun dabei, auf der anderen Seite wieder hinunterzuspringen, um weiterzulaufen. Yujay konnte nicht umhin, breit zu grinsen, weil er seine Verfolger abgeschüttelt hatte, trieb die anderen zwei jedoch zur Eile an, als sie sich erst umarmen wollten.
Hastig rannten sie weiter auf das Ende der Straße zu, die wieder direkt zurück in die große Straße mündete, wo sie dann ganz einfach nur nach rechts würden abbiegen müssen, um zum Schloß zu gelangen. Sie waren fast da! Schnell liefen sie um die Ecke ...
... und direkt in die Arme von mindestens zehn Kunajaks, die sie sofort eisern festhielten, als sie gegen die magischen Krieger prallten, die sich quer über die Breite der Straße aufgebaut hatten. Chaje schrie vor Schreck auf, während Vallan versuchte mit seiner Galgon nach den Köpfen der Krieger zu hieben und Yujay wie wild zappelte und sein Jagdmesser zu erreichen suchte. Sie gaben alle drei ihre Aktivitäten jedoch auf, als sie einen Blick nach hinten warfen, wo sich ebenfalls ein paar Männer zusammen mit Kunajaks aufgebaut hatten und als sie hörten, wie ihre Verfolger über die Mauer krackselten und die Seitenstraße blockierten.
Diesmal saßen sie wirklich in der Falle.
Unsanft stießen und schoben die Kunajaks sie vor sich her, bis sie an dem Schloß am hintersten Ende der Stadt angelangt waren. Wenigstens waren sie jetzt trotzdem an ihrem Ziel, auch wenn dies wohl etwas anders erreicht wurde, als sie es eigentlich vorgehabt hatten. Zumindest war ein kleiner Trost, dass sie noch zusammen und alle am Leben waren. Jetzt mussten sie nur noch Nythes bezwingen, wenn sie denn überhaupt soweit kamen...
Ein riesiges Tor aus dicken Holzbolzen versperrte ihnen den Weg in den Bereich des Schloßes hinein, aber keiner der Anwesenden, weder die Menschen noch die Kunajaks, bewegten sich oder versuchten, das Tor zu öffnen. Stumm standen sie vor dem mächtigen Tor und schienen zu warten. Warten auf was?
Yujay suchte mit den Augen die Burgmauern ab, sowie die Türme, Zinnen und andere Stellen, wo etwaige Aussichtsposten oder Bogenschützen sich hätten niederlassen können. Aber er erblickte kein einziges Lebewesen zwischen den grauen Steinen der Burg und das im wahrsten Sinne des Wortes. Nicht einmal Vögel schienen sich auf den Dächern der Burg niederlassen zu wollen. Jetzt, wo Yujay darauf achtete, kam ihm seine ganze Umgebung ohnehin viel zu still vor. Vorhin, als sie mitten in der Stadt gewesen waren, hatte er nicht so sehr darauf geachtet, aber er war sich sicher, wäre es dort genauso still gewesen, hätte ihn die bloße Abwesenheit jeglichen Geräusches schon misstrauisch werden lassen. Nein, es war bloß hier so ruhig und ... beinahe ausgestorben.
Ein wenig ratlos, aber auch ungeduldig fing Yujay Vallans Blick auf und setzte eine fragende Miene auf, die der Prinz jedoch nur erwidern konnte. Woher sollte auch der Prinz vom fernen Harm-Dinket wissen, was hier los war?
Plötzlich jedoch schien sich etwas zu tun. Yujay konnte es weder hören noch sehen geschweige denn riechen, er spürte es bloß. Und an Vallans aufhorchendem Gesichtsausdruck erkannte er, dass er nicht der einzige war, der etwas spürte. Chaje konnte er leider nicht sehen, aber ihr wird es wohl genauso ergangen sein.
Es war ein leichtes Vibrieren in der Luft, das sich die Nackenhaare aufstellen ließ. Ganz langsam kam es vom Schloß her auf sie zu. Wellenartig. Pulsierend.
Falls Nythes’ Gefolgsleute gleichfalls diese unangenehme Bewegung in der Luft spürten, so zeigten sie es nicht. Vielleicht waren sie schon daran gewöhnt. Yujay jedenfalls starrte mit offenen Augen auf das sich langsam und wie von Geisterhand öffnende Tor, das nicht einmal das leiseste Quietschen beim Öffnen vernehmen ließ. Kein Knarren, kein Schaben über den groben Boden. Es glitt auf, als wäre es gar nicht richtig da, als würde einfach nur Luft über Luft hinwegstreichen, Nichts mit Nichts in Berührung kommen.
Noch während Yujay ehrfürchtig auf das dahingleitende Tor schaute, stieß ihn der Kunajak hinter ihm auch schon grob vorwärts, sodass Yujay beinahe gestolpert wäre. Chaje und Vallan wurden ebenfalls auf das Tor zu und durch es hindurch bugsiert, bis sie sich im Innenhof des Schloßes befanden, welcher nicht weniger reglos und still dalag. Sie hatten jedoch nicht die Zeit, sich genauer umzusehen, da ein Mann mittleren Alters aus der Menge hinter ihnen nach vorne kam. Er hatte eine wilde, dunkle Mähne, die ganz im Gegensatz zu seinen fast festlich wirkenden Kleidern stand. Er maß Yujay, Vallan und Chaje mit einem abschätzenden Blick, zuckte dann die Schultern und befahl den vielen Männern, dass sie sich wieder zurückziehen sollen. Die Soldaten gehorchten aufs Wort und verließen den Innenhof der Burg beinahe fluchtartig, als hätten sie Angst, sich länger in ihm aufzuhalten. Nach ihnen verschloß sich das gewaltige Tor genauso lautlos wieder, wie es sich geöffnet hatte. Selbst das Einrasten des Schloßes konnte nicht gehört werden.
Nun wandte der Mann das Wort an die Kunajaks: „Bringt sie rauf zu Nythes und lasst bloß keinen entwischen! Wenn sie fliehen sollten, tötet sie, aber nicht den Prinzen.“ Er zeigte auf Vallan, damit die Kunajaks auch wussten, wen er meinte, obgleich sie es vermutlich auch so gewusst hätten. Wahrscheinlich wussten sie auch, was sie zu tun hatten, weil sie sich nämlich schon nach den ersten zwei Worten des Mannes in Bewegung setzten, um dem stummen Ruf ihres Magiermeisters zu folgen. Die Worte waren nur eine Warnung gewesen. Ein Warnung an Yujay, Vallan und Chaje, sich bloß keine Dummheiten einfallen zu lassen.
So wurden sie, von gut zwanzig Kunajaks eskortiert, an dem Mann, der ihnen einen letzten, warnenden Blick zuwarf, vorbeigeführt und die wenigen Stufen zum Eingang des Schloßes hochgestoßen und durch das Herzogtum Caihn direkt zu Nythes geführt. Sie waren fast am Ziel...
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fröhliche weihnachten euch alle
