Changes [Original]

Gut. Wie Shan schon sagte, waren vor allem die Emotionsbeschreibungen sehr gelungen. Nur ein Fehler ist mir aufgefallen: "Der räumliche Abstand zwischen und war mir auf einmal auch viel zu klein" - mal abgesehen davon, dass der Satz unvollständig ist, ist Ada der Abstand doch wohl auch eher zu GROSS, schließlich geht sie danach auf ihn zu...
 
Alae!

Wird Zeit dass die sich mal ausheult... aber wieso muss sie sich dabei grad gegen diesen Chester lehnen? >.<
Das sieht ja aus als ob sie ihm vertrauen würd und ihm auch wieder alles verzeiht.

Also weitermachen! Ich will lesen wie sie ihm eine reinhaut!! Frauen an die Macht!!

Atenio Kitti
 
super. echt toll wie du das wieder hinbekommen hast. ich finds zwar schade, dass der teil jetzt schon aufhört, dafür bin ich um so gespannter auf die fortsetzung! entwickelt sich da noch etwas zwischen den beiden??? büdde büdde büdde!!! ich liebe solche wendungen! (ok, wenn nur ich der meinung bin kannst dus auch lassen:) ) na ja, auf jeden fall kribbelt es mir wieder den rücken runter, wie du das immer schaffst!!!

bussi
gato
 
Hi again ^^

Ja, ich habs auch mal wieder geschafft, mich up-to-date zu lesen, und kann einfach nur sagen: Einsame Spitze!

Egal, ob es nun die Charakterentwicklung von Ada und Chester, das unerwartete (aber durchaus freudige) Wiederauftreten von Ruth, oder der Spaziergang durch Chesters "Gedankenstadt" war, alles in der Geschichte wirkt einfach so wunderbar und genau aufeinander abgestimmt. Obwohl du in der letzten Zeit einige Fragen beantwortet hast, ist der Spannungsbogen zum nächsten Teil immer noch gewaltig, da ich einfach schon soo gespannt darauf bin, wie die Geschichte rund um die Vergangenheit der beiden Brüder und die Wissenschaftler weitergeht ^^

Also dann! Ich freu mich schon auf den nächsten Teil :)

-Kay
 
Hallo zusammen!

Nya, vorweg bedanke ich mich mal zunächst ganz lieb bei euch allen, dass ihr mir wieder so klasse Commies geschrieben habt *froi* Nach jedem Teil entstehen irgendwie Zweifel, aber wenn ihr dann so daher kommt und mir sowas Nettes schreibt .. *seufz* .. das ist einfach nur noch gute Motivation :D Danke! :knuddel:

@Shan'xara: Da kann ich nur breit grinsen und das wiederholen, was ich gerade schon gesagt habe :-) Danke!

@stLynx: Nya~ .. hast natürlich Recht .. Da muss GROß hin .. *räusper* *pfeift* *änderngeht* Danke trotzdem für den Commie! Trotzdem? Nya, natürlich danke ich .. arghs .. du weißt schon, was ich meine .. :rolleyes:

@Kitti: Glaub mir, Ada gefällt das auch nicht. Und sie vertraut oder verzeiht ihm deshalb noch lange nicht *aufTeilzeigt* allerdings haut sie ihm auch keine rein .. O.o Aber was die Stelle betrifft, habe ich auch länger überlegt, ob das wirklich so passen könnte .. Wie gesagt, ich kann's mir nur vorstellen ..

@Tiara: Zum Glück, würde ich da mal sagen .. ist auch keine sehr schöne Situation .. Aber wenn ich es so rübergebracht habe, dass alles verständlich und nachvollziehbar ist, bin ich zufrieden :)

@*gato_negro*: Eine solche Wendung .. ? *fg* Ich sage gar nichts *Lippenverschließt* .. Aber, mal grad überlegen .. würde das passen .. ?? *grübel*

@MajinKay: Schön, dass du mal wieder was schreibst *froi* Freut mich, wenn dir bis jetzt auch alles gut gefallen hat - und dass wenigstens etwas Spannung aufkommt. Allerdings sehe ich der Geschichte um die Brüder und Wissenschaftler nicht ganz so freudig entgegen - schon wieder was zum Erklären .. *heul* Aber danke dir für deinen Commie!


Kapitel o2: Ausbruch
Akt o9, Teil o2

Erst nach einiger Zeit nahm ich wahr, wie Chester mir beruhigend über den Rücken strich. Er sagte nichts, während ich mir buchstäblich die Augen an seiner Schulter aus dem Kopf heulte. Und das ausgerechnet bei ihm! Beinahe hätte man über diese Ironie lachen können, wäre die ganze Situation nicht so verdammt verzwickt und ernst gewesen. Es war offensichtlich, dass ich Halt brauchte und Chester war in dem Moment nun mal der einzige Mensch weit und breit, der in der Lage dazu war, mir diesen zu geben.
Aber das wollte ich nicht.
Nicht von ihm.
Nicht von ihm, der Ruth auf dem Gewissen hatte.

Nachdem ich seine Berührung registriert hatte, versteifte ich mich beinahe instinktiv und zwang mich unter Aufbietung all meiner Willenskraft dazu, wenigstens für einen kurzen Moment lang, meiner Tränenflut Einhalt zu gebieten. Ich hatte schon so lange nicht mehr richtig geweint, dass ich fast vergessen hatte, wie schwer es war, wieder aufzuhören. Es brauchte einige Zeit, bis ich es geschafft hatte, und dann machte ich mich schnell von Chester los, der mich bereitwillig freigab.
Eilig lief ich auf mein Bett zu und setzte mich mit dem Rücken an die Wand gelehnt darauf, zog die Beine eng an meinen Körper und schlang die Arme um sie. Ich spürte bereits wieder, wie sich der Kloß zurück in meinen Hals drückte. Mit einem lautlosen Seufzen, das eher einem verzweifelten Schluchzen gleichkam, schloss ich gepeinigt die Augen. Ich wollte nicht, dass Chester mich weinen sah, und gleichzeitig wollte ich ihn nicht sehen. Hätte das kleine Bad eine Tür gehabt, hätte ich mich trotz der Enge ganz sicher darin verschanzt. So war es jedoch gleichgültig.

„Ich weiß, dass ich das nicht entschuldigen kann“, fing Chester mit sanfter Stimme an, von der ich nicht wusste, ob ich sie hassen oder dankbar dafür sein sollte. Einerseits streichelte sie mich tröstend, andererseits kam sie mir nur heuchlerisch vor. Aber wie dem auch sei: Ich war nicht bereit, mir irgendwelche Rechtfertigungen anzuhören. Ich konnte es nicht ertragen! Er hatte es doch beinahe selbst gestanden.
Also schüttelte ich bloß den Kopf, um ihm deutlich zu machen, dass ich nichts dergleichen hören wollte. Meiner Stimme traute ich nicht.
„Ada ...“ Als ich spürte, wie er sich auf meinem Bett niederlassen wollte, riss ich meine Lider hoch und starrte ihn aus großen Augen, wie ich hoffte, mahnend an. Ich wollte seine Nähe nicht. Dass ich mich gerade von ihm hatte trösten lassen, war eher ein Versehen als Absicht gewesen. Chester blieb vor meinem Bett stehen, offenbar nicht so leicht zum Rückzug zu bewegen.

„Ada, lass es mich doch wenigstens versuchen zu erklären.“
„Was willst du erklären?!“, wollte ich ihn anschnauzen, doch aufgrund meiner angegriffenen Stimmlage enthielt ich mich jedes Wortes und schüttelte nur noch mal nachdrücklich den Kopf, während ich den Hauch einer Bitte in meine Augen legte und hoffte, dass er wenigstens darauf einging. Was wollte er mir schon erklären? Vielleicht wie er Ruth und neun weitere Menschen getötet hatte? Wie Francis und Matt ihm befohlen hatten, sie umzubringen? Wollte er sich letztendlich vielleicht auch noch hinter der Regierung verstecken?!
Ich stockte, als mir dieser Gedanke erst richtig klar wurde. Wieso ließen die Wissenschaftler Chester die Mutanten umbringen? Warum taten sie es nicht selbst?

Mühsam zwang ich diese Fragen hinter eine dicke Mauer und wandte meinen Blick von Chester ab. Mein Gott, wie konnte ich jetzt nur immer noch Detektivin spielen wollen, obgleich ein Mörder keinen Meter von mir entfernt stand? Die Wissenschaftler mit Sherman vorneweg mussten noch größere Sadisten sein, als ich angenommen hatten, wenn sie Ruths Mörder in ihrem einstigen Zimmer zu mir einquartierten.
Und Ashton zu Brad.

Mit einem Ruck hob ich meinen Kopf wieder und packte Chester fest am Arm. Ich bemerkte gar nicht, wie sehr diese Geste noch immer nach Halt verlangte. „Ashton“, brachte ich schwer heraus. „Was ist mit Ashton? Er ist bei Brad und ... er wird doch nicht, soll er ... ?“
Stumm schüttelte Chester den Kopf und setzte sich dann doch zu mir auf das Bett. Mein Griff um seinen Armen verstärkte sich dabei instinktiv, doch ihm schien es nichts auszumachen. „Nein, soll er nicht. Er hat zuvor auch noch nie ... getötet.“ Er blickte mir offen ins Gesicht. „Und ich auch nicht.“
„Lügner“, murmelte ich, da meine angegriffenen Stimmbänder zu keinem lauteren Protest fähig waren. Ich zwang mich dazu, meine Finger um seinen Arm zu entkrampfen, und ließ ihn schließlich ganz los. Nun leugnete er auch noch alles, wo er es mir selbst zuvor gestanden hatte!

„Ich meine, ja, irgendwie bin ich es doch, aber nicht bewusst und nicht als der, der ich sonst bin.“
Mühevoll schluckte ich und unterdrückte das schlimmste Schluchzen für einen Moment, da ich ihm nun doch widersprechen musste. Er sollte mich zur Krönung des Ganzen nicht auch noch mit so lahmen Ausflüchten abspeisen. „Spar dir dein Gestammel. Ich will das nicht hören.“
„Aber du wirst es dir anhören, verdammt!“, erhob er plötzlich seine Stimme, dass ich zusammenzuckte. „Ich hatte nie vorgehabt, auch nur einen von ihnen zu töten, nicht einmal die Wissenschaftler, die bei dem Erdbeben gestorben sind.“ Kopf schüttelnd wandte ich ihm meinen Rücken zu, um ihm zu zeigen, was ich von seinen Ausreden hielt; Chester redete einfach weiter. „Aber wenn sie mich an all diese Geräte anschließen, mir irgendwelche Drogen spritzen, um es heraufzubeschwören, bin ich vollkommen machtlos dagegen. Sie selbst können es dann ja nicht einmal mehr kontrollieren.“

Grob packte er mich an der Schulter und drehte mich zu sich herum. Unbewusst lockerte sich sein Griff etwas, als er in meine tränenschimmernden Augen blickte. „Ich will mich nicht rechtfertigen, aber ich will auch nicht grundlos verurteilt werden, bevor du nicht die ganze Geschichte kennst.“
„Was gibt es da noch groß zu erfahren?“, flüsterte ich mit heiserer Stimme und stieß seine Hand von meiner Schulter.
Chester beachtete meinen Einwurf nicht. „Du hast es doch gesehen, wenn du in meinem Geist warst - und das warst du! Ruth hat es dir bestimmt gezeigt, was da noch in mir drin ist.“ Unwillkürlich musste ich hart schlucken, als er Ruths Namen so leicht gebrauchte. „Es hasst sie, seit sie einen Teil von sich in meinem Geist abgelegt hat - bei ihm.“

Obgleich ich es nicht wollte, fing ich doch langsam an, mich für seine Erklärungen zu interessieren. Ich warf ihm noch immer vor, zehn Menschen einschließlich Ruth auf dem Gewissen zu haben, aber nun, da er von ihr anfing zu reden, weckte er meine Neugier. Natürlich war Ruth schon tot gewesen, als sie mir in seinem Verstand begegnet war. Es wäre daher interessant zu erfahren, wie sie dann hatte dort sein können; ich musste Chester deswegen ja noch nichts verzeihen - das konnte ich auch gar nicht.

Chester bemerkte mein Interesse augenblicklich und erzählte auch sogleich weiter: „Als es Billy getötet hat, ist sie da gewesen. Sie hatte unglaubliche telepathische Fähigkeiten gehabt, mit denen es nicht gerechnet hatte, und dabei hat sie auch ein Stücken von sich bei mir abgelegt.“ Er tippte sich leicht an die Schläfe. „Damals wusste sie noch nicht sehr viel über mich, aber natürlich hat sie in meinem Geist nachgeforscht, was ihm nicht gefallen hat. Es hat versucht, sie wieder loszuwerden, aber sie hat sich so fest in meinem Kopf verankert, dass sie sogar mit mir reden konnte, wenn es die Oberhand über mich gewonnen hatte. Sie war wunderbar. Ruhig, verständnisvoll. Sie hat mich ständig dazu aufgefordert, gegen es zu kämpfen, wenn ich anstatt ihm in dem Keller hockte, und hat auch mit ihm gesprochen, was er natürlich nicht wollte. Bei ihr hatte man immer das Gefühl gehabt, sie würde direkt bis auf den Grund deiner Seele schauen.“

Ich spürte, wie sich eine erneute Welle der Trauer Bahn brach, als ich ihn so von ihr reden hörte. Zitternd presste ich die Lippen fest aufeinander, um nicht wieder zu heulen anzufangen, aber ich konnte dennoch nicht verhindern, wie mir einige Tränen über die Wangen rollten. Nein!, dachte ich ärgerlich. Lass dich nicht weich kochen! Aber es war schwer zu glauben, dass der Mann, der neben mir saß und der so von Ruth gesprochen hatte, sie eigenhändig umgebracht haben sollte. Vielleicht trennten die zwei Persönlichkeiten in Chester wirklich so viel, dass sie absolut nichts mit einander gemein hatten, und dass die eine nichts für das Tun und Handeln des anderen konnte, nicht einmal selbst so etwas getan oder gewünscht hätte.

Innerlich bebend atmete ich langsam aus, zögerte dann noch einen Moment und forderte ihn dann auf: „Erzähl’s mir.“
__________________________________
to be continued ..

Was für eine Aufforderung .. *Adaschlägt*
"Autsch!"
"Klappe!" *grummel* "Du musst ja bloß zuhören .."


Danke für's Lesen,
- SnowWhite
 
AAAHHHH!!!! *völlig durchgenallt durch die gegend rennt* du mit deinen fiesen cliffis wieder!!!! na ja, mal wieder auf nächsten teil sich freut :D
jetz hab ich mich gemeldet. ;)

bussi
bis zum nächsten mal
gato
 
Hallo SnowWhite:)

Ich bin echt froh, dass ich mir endlich einmal die Zeit genommen habe, deine FF durchzulesen. Schon allein die Grundidee mit den mutierten Fähigkeiten der Drogenkinder find ich großartig, dazu weist du auch noch fesselnd aus der Sicht von Ada zu erzählen, dass man sich immer mehr in ihre Welt hineinversetzt fühlt. Und die Spannung, die du dabei vor allem in den letzten Teilen erzeugt hast, war bei mir so groß, dass ich mich nun richtig ärgere nicht weiter lesen zu können^^
Argh, das ist aber auch eine fiese Stelle, wo du aufgehört hast *grummel*
Chester tut mir mächtig leid, wird von diesen Wissenschaftlern schon die ganzen Jahre über erforscht, muss gegen seinen Willen seine Kräfte zum Töten gebrauchen und ist hilflos dagegen. Seine Gedankenwelt, wie sie Ada gesehen hat, hast du Klasse beschrieben. Und ich war richtig erfreut und erstaunt, dass ein Teil von Ruths Geist sich dort verankert hat.
Wie alt ist eigentlich Ada? Ich weiß nicht, ob du es einmal erwähnt hattest, ich hab mir nur alle Teile runter kopiert gehabt, um sie dann in Ruhe durchlesen zu können^^

Das Einzige was ich vielleicht etwas merkwürdig finde, ist, dass es scheinbar keine Überwachungskameras oder wenigstens Wanzen in den Wohnquartieren der Mutanten geben soll. Und gerade, wenn sie die Fähigkeiten der Mutanten erforschen wollen, müssten sie doch auch ihre Zimmer überwachen? Zumindest wäre dies für mich logisch. Du hattest zwar mal erwähnt, dass sich Ada dies vorstellen könnte, aber dann hätten doch die Wissenschaftler auch mitbekommen müssen, dass Ruth ebenfalls eine Telepathin ist und sie hätten sie dann nicht Chesters anderem Ich zum „Fraß“ vorgeworfen. Oder steckt da etwas anderes dahinter?

Tja, zusammenfassend kann ich nur noch einmal wiederholen, dass mir deine Geschichte unglaublich gut gefällt, sowohl vom Inhalt als auch von deinem Schreibstil her. Kaum Fehler und schön flüssig zu lesen alles^^
Ich bin auf jeden Fall schon sehr gespannt, wie sich alles noch weiter entwickelt, bis du endlich bei deinem schon so düster angefangenen Prolog angekommen bist^^
 
Hallo zusammen!

Hn, jetzt habe ich euch schon wieder fast eine Woche lang warten lassen, tut mir Leid .. Aber .. arghs! So richtig zufrieden bin ich mit dem Teil immer noch nicht und irgendwie habe ich das Gefühl, es wird nur noch schlimmer .. *seufz*
Nya, trotzdem danke ich euch wie immer für eure super lieben Commies! :knuddel:

@*gato_negro*: Fiese Cliffs? Öhm, hn .. wie findest du denn den hier? *fg*

@Shan'xara: Tja ja, ich bin auch gespannt .. auf eure Reaktionen .. *schluck* *Angstbekommt*

@Tiara: Ich fragte ja schon, ob das passen würde .. Ich finde es nämlich eigentlich auch nicht .. O.o Obgleich es sich im Prolog so anhört .. Aber mal so rein von der Situation her: Es wäre schwierig, eine Liebesbeziehung zwischen den beiden aufzubauen. Immerhin sieht Ada, wenn sie Chester anschaut, Ruths Mörder .. ah-huh? Gehört das hier jetzt eigentlich zum Thema? Ich glaube, ich quatsche zu viel ..

@stLynx: Tja, irgendwie fährt die ganze Story auf einer emotionalen Schiene .. obgleich etwas Handlung vielleicht auch nicht sooo schlecht wäre .. Vielleicht beim nächsten Versuch .. ;)

@Hilda: Wow, du hast dich tatsächlich durch alles durchgeackert? sind immerhin schon bestimmt .. 60 (?) Word-Seiten .. Find ich klasse :D Ich hab mich riesig gefreut, als ich deinen Review gelesen habe - und tu es auch immer noch *froi* So viel Lob .. :)
Adas Alter? Hn, ich glaube, das habe ich irgendwann mal so auf 20 oder 21 gesetzt ..
Und .. arghs .. jetzt muss ich wohl einen Fehler meinerseits gestehen .. Natürlich gibt es in den einzelnen Zimmern Überwachungskameras, auch wenn Ada nicht weiß, wo sie sich befinden .. Dass die Wissenschaftler dann allerdings hätten rausbekommen können, dass Ruth eine Telepathin war .. hn, da hast du recht .. *zerknirschtist* Habe ich überhaupt nicht dran gedacht .. *schluck* Später allerdings berücksichtige ich das .. so als kleine Verteidigung .. *räusper*
Ich könnte das, um diesen Fehler vielleicht noch irgendwie zu retten, höchstens so erklären, dass die Leute, die vor den Bildschirmen saßen, nie so richtig aufmerksam gewesen sind, wenn Ada und Ruth zufällig das Thema Telepathie angeschnitten haben .. Da waren die mit ihren Gedanken einfach woanders .. ständig zwei Frauen zu überwachen kann ja auch sooo langweilig sein .. O.o"
Nya, ich hoffe, dieser Ausrutscher wird mir allerseits verziehen, aber dass Ruth getötet worden ist, hatte definitiv keinen weiteren Grund als ihre Mutantenkraft, Feuer zu erzeugen ..

So, und nun habe ich genug gefaselt ..


Kapitel o2: Ausbruch
Akt o9, Teil o3

Chester brauchte nicht lange, um zu verstehen, worauf sich meine Aufforderung bezog. Das erkannte ich an seinem Gesicht. Dennoch fing er nicht sofort an, drauflos zu plappern, und verstärkte damit unwissentlich den Wahrheitsgehalt seiner Geschichte, die er noch nicht einmal angefangen hatte. Nichts ist so schwer zu erzählen wie die schreckliche Wahrheit.
Und außerdem würde ich es merken, wenn er anfing zu lügen.
Ich wollte er merken, Ruths wegen und auch ein wenig wegen mir selber. Ich wollte verstehen, was geschehen war, aber das konnte ich wohl wirklich nur, wenn ich alles wusste. Ob ich ihm anschließend würde verzeihen können - und ob ich das überhaupt wollte -, würde sich hinterher zeigen.

„Ich bin schon unglaublich lange hier“, begann Chester schließlich. „Seit vierzehn Jahren stehe ich jeden morgen auf und habe nur Wissenschaftler, Beruhigungsmittel und Tests zu erwarten. Die erste Zeit über - es müssen Monate gewesen sein - haben sie Ashton von mir isoliert und egal, was ich auch getan habe, ob rebelliert, kooperiert, gebettelt, getobt, sie haben ihn nicht zu mir gelassen.“ Er holte tief Luft und zog in einer unbewussten Geste die Beine enger an seinen Körper. Ich beobachtete ihn schweigend - und neugierig. „Und dabei war er das einzige, was mir geblieben war. Das einzige, was mich irgendwie an die Welt außerhalb dieser Anlage erinnerte. Das einzige, was mir von meiner Familie übrig geblieben war.“

Kurz runzelte ich die Stirn, als er eine Pause machte. „Deine Familie?“, hakte ich vorsichtig nach und suchte seinen Blick, den er passend zu Beginn seiner Erzählung von mir abgewandt hatte. Er starrte jedoch ins Leere, war in der Zeit um vierzehn Jahre (Mein Gott!) zurückversetzt und nahm mich wohl nur noch am Rande wahr.

„Ja“, stimmte er schließlich zu, ehe er wieder verstummte und hart schluckte. „Mein Vater ... mein Vater war in das ... Projekt involviert, hatte es zusammen mit einigen anderen Senatoren ins Leben gerufen und wurde dabei von der Regierung tatkräftig unterstützt. Es hat alles ganz harmlos begonnen, war sogar öffentlich. Untersuchungen der Droge, Umfragen, Statistiken, alles ganz legal. Er war deshalb so sehr daran interessiert, weil es Ashton und mich gab. Natürlich waren ihm unsere Fähigkeiten nicht verborgen geblieben. Damals, als sie noch schwerer zu kontrollieren waren und wir auch gar nicht wussten, was wir damit anfangen sollten. Es war daher wohl einfach sein Wunsch als ... Vater, zu erfahren, was mit seinen Söhnen los war.
Aber er hatte den anderen Mitgliedern des Komitees verschweigen, dass er zu Hause zwei Mutanten tagtäglich um sich hatte. Mehr als zwei Jahre lang. Und dann schalteten sich die Wissenschaftler ein, traten in Verhandlungen mit der Regierung und dem Militär, überzeugten den Präsidenten davon, dass wir gefährlich werden könnten, dass wir unberechenbar waren, dass wir nicht als Menschen unter anderen Menschen leben könnten, wo wir so verschieden von ihnen waren.
Und bei ihren Nachforschungen über drogensüchtige Frauen stießen sie auf meine Mutter.“ Er presste die Lippen aufeinander, als hätte er zu viel gesagt, und schloss seine starr blickenden Augen einen Augenblick.

Selbst ich konnte erkennen, was für ein Schmerz sich auf seinem Gesicht abzeichnete, und aus einem reinen Impuls heraus hätte ich ihm beinahe tröstend über den Arm gestrichen. Ich hielt mich jedoch zurück. Weder wollte ich Mitleid mit einem Mörder haben, noch konnte ich mir sicher sein, dass er dann mit seiner Erzählung fortfahren würde oder ob er so eine Berührung überhaupt gewollt hätte.
Ich zweifelte aber keine Sekunde daran, ob er mir die Wahrheit sagte oder nicht. Es fühlte sich einfach nicht wie eine Lüge an.

„Ich nehme an“, stockend nahm er seine Geschichte wieder auf, nachdem er auch die Augen wieder geöffnet hatte. Er sah noch immer nichts - oder viel zu viel. „Ich nehme an, dass es so gewesen sein musste, denn sie sprachen meinen Vater nie darauf an. Sie zogen hinter seinem Rücken Erkundigungen über ihn ein und ein paar der eingeweihten Senatoren kamen uns des öfteren besuchen, mit den Vorwänden irgendetwas wegen des Komitees besprechen zu müssen. Das war derzeit jedoch schon beinahe wieder in der Versenkung verschwunden, da es sich ohne den Halt der Regierung nicht selbst stützen konnte. Die hatte sich inzwischen allerdings vollkommen den inoffiziellen Untersuchungen und Forschungen verschrieben.“
Erneut brach er ab und legte den Kopf auf seinen Knien ab, sodass ich, als er weitersprach, seine Stimme nur noch gedämpft hörte. Doch das machte nichts. Seine Worte hatten mich bereits vollkommen gefesselt und mein Kopf schien wie leergefegt nur auf weitere Informationen zu warten, die er in sich aufnehmen konnte.

„Eines abends kamen sie dann. Ashton schlief schon; er ist ja auch jünger als ich. Aber ich war aus irgendeinem Grund noch unten, ich weiß nicht mehr genau, wieso. Meine Mutter war in der Küche und räumte die Spülmaschine aus.“ Seine Stimme fing an zu zittern. „Sie hat dabei immer einen unglaublichen Krach gemacht, hat es gehasst, das Ausräumen.“ Nach einer kurzen Pause hatte er sich wieder im Griff. Ich hätte ihn beinahe gedrängt, weiterzuerzählen, obgleich ich schon in etwa erahnen konnte, wohin das ganze zu führen schien. Ein leichtes Kribbeln überzog meine Haut und ein seltsames Spannungsgefühl baute sich in meinem Bauch auf.

„Mein Vater saß im Wohnzimmer. Er liebte diese albernen Quizshows und sah sie sich ständig an; er wusste viel. Ich wollte ihn irgendetwas fragen und bin deswegen zu ihm gegangen. Ich weiß es nicht mehr. Er hat sich über den Kandidaten im Fernsehen aufgeregt, die Lösung laut ausgerufen, mit mir rumgealbert.
Und dann standen sie plötzlich im Wohnzimmer. Schwarze Schatten mit angelegten Waffen, Lewis, Sherman.“
„Sherman?“ Ich konnte meinen Ausruf nicht verhindern und hätte mich beinahe selbst dafür geohrfeigt. Wie konnte ich ihn an so einer Stelle unterbrechen!? Chester ließ sich von mir jedoch nicht ablenken. Mittlerweile war er sich meiner Anwesenheit wohl nur noch vage bewusst. Wem glaubte er wohl, seine Geschichte zu erzählen? Etwa ... Ruth?

„Er war sofort aus dem Sofa gesprungen, hatte Sherman erkannt, ihn angeschrien. Ich glaube, er wusste es. Hatte geahnt, dass sich mehr im Untergrund tat, als was über die Schreibtische des Komitees ging. Mich schob er hinter sich, brüllte mir irgendetwas zu. Ich hörte ihn gar nicht. Ich sah nur diese Leute und wusste gar nicht, was los war. Sechs Männer in schwarz und mit Waffen und ein siebter. Ich sah sie nur an, konnte nicht verstehen, was ich da sah.
Bis der erste Schuss fiel.“
Ohne es zu merken starrte ich ihn aus vor Entsetzen geweiteten Augen an und schüttelte stumm den Kopf.
„Erst da konnte ich mich bewegen, stolperte rückwärts, während ... das Blut ...“ Dieses Mal war es nicht nur seine Stimme, die zitterte. Sein ganzer Körper schien zu erbeben. „Meine Mutter kam daraufhin aus der Küche gerannt, stand im Türrahmen, zog mich zu sich und schrie. Und brach plötzlich ab, als ...“ Er unterbrach sich und ich hörte seinen unregelmäßigen Atem, mein schneller schlagendes Herz, das ich für seins hielt. Ein Kloß hatte sich in meinem Hals festgesetzt, als ich auch nur ansatzweise versuchte, mir vorzustellen, wie es ist, wenn man als kleines Kind dabei zusah, wie seine Eltern getötet wurden.

Worte des Trostes lagen auf meiner Zunge, aber ich sprach sie nicht aus, konnte sie nicht aussprechen. Was nützte ihm jetzt noch Trost? Außerdem hätten sie nur trocken und emotionslos geklungen und hätten nicht im mindesten das widerspiegeln können, was ich entgegen meinen Willen plötzlich für Chester fühlte. Nein, nicht für ihn. Mit ihm.

Ich blickte auf die in seine Jeanshosen gekrallten Finger, die er so fest verkrampfte, dass die Knöchel weiß hervortraten. Er zitterte noch immer und hielt den Kopf weiterhin gesenkt auf seinen Knien gebettet. Das schwarze Gerät an seiner Schläfe blinkte monoton. Hätte ich mich mehr darauf konzentriert, hätte ich seinen erhöhten Rhythmus bemerkt.
Noch während ich mit meinem eigenen Wirbel an Gefühlen kämpfte, streckte ich vorsichtig einen Arm aus, um ihn nun doch tröstend zu berühren, wenn ich ihm schon nicht dabei helfen konnte, den Schmerz mit Worten zu lindern.

Doch kaum hatte meine Hand seinen Arm berührt, schoss sein Kopf mit einem Ruck hoch und glimmend schwarze Kohle blitzte mich zornig aus seinen Augen heraus an. Erschrocken riss ich die Augen auf und ein entsetzter Aufschrei lag auf meiner Zunge, als er mich unvermittelt mit eisenhartem Griff am Handgelenk packte.
Grellweiße Blitze zuckten vor meinem Gesichtsfeld umher, während ich plötzlich unaufhaltsam abwärts gezogen wurde. Bestürzt schaute ich nach unten, wo sich schwammige Schwärze nach mir ausstreckte und meinen Körper in eisige Kälte zu hüllen drohte. Hektisch sah ich mich um. Schwarz. Dunkel. Nichts. Panische Angst stieg in mir hoch. Wo war das Zimmer? Wo war das Bett? Wo war Chester?
Wieder explodierte ein Funkenregen vor meinen Augen und das kühle Nichts erhob seine langfingrige Klaue, um mich endgültig in die Finsternis hinunterzuziehen.
Doch hielt es unvermittelt an.

„Dad, kannst du mir hierbei mal helfen?“
_______________________________
to be continued ..


Danke für's Lesen,
- SnowWhite
 
O.O Der Übergang am Schluss war Hammer... Da plätschert die Story so vor sich hin - schön geschrieben aber nicht wirklich überraschend (sorry, aber die Sorte Trauma hat jeder zweite Mutant in ner SciFi-Story), dann mit dem Auftauchen von Chesters bösem Ich rechnet man auch noch... Aber der Schlusssatz knallt dann wirklich rein ;)... WEITER!
 
*UFF* Der Schlusssatz war in der Tat der Hammer. Wie kannst du sowas nur auf deine nichtsahnenden Leser loslassen? Dad? War der nicht eben noch in der Erzählung von Chester erschossen worden? Nun, bevor ich hier die wildesten Vermutungen aufstelle (bei denen ich sowieso immer falsch liege:D) belasse ich es mal bei einem zuckenden fragenden Blick zu dir, der dich auffordern soll, so schnell wie möglich weiterzuschreiben:D
Ansonsten war der Teil wieder sehr gut geschrieben und hat mir auch dementsprechend wieder gefallen;)

Und das mit den Überwachungskameras *g* Ich weiß ja selber, wie schwierig es ist beim Schreiben immer an alles zu denken und zu berücksichtigen, daher *grins* belassen wir es eben dabei, dass die Aufpasser auch nicht immer alles mitbekommen, ist ja auch menschlich:D

Ich habe mich übrigens gern durch deine (78! Seiten - Verdana SG 10) FF durchgeackert, hatte es dir, glaub ich, auch mal angekündigt gehabt^^

Also, bis zum nächsten Teil *wink*
deine Hilda
 
der schluss mit dem letzten satz war ja hammer. das macht sofort neugierig, was das zu bedeuten hat!!! trifft sie jetz "in ches" ruth und den echten chester??
*gespannt bin*

bis denne
gato
 
Alae!

O.O
Hui... is ja megaaaaaaaaa!
Ist sie jetzt in Chesters Errinnerung?

Wie kann jemand so grausam sein? Als ich den Teil gelesen hab, hatte ich plötzlich das Bedürfniss einen Mord zu begehen... .

Würdest du mir einen Gefallen tun? Sollte Sherman jemals einmal getötet werden (klaro wird er das, wenn nicht von den Mutanten dann von mir...) dann lass ihn vorher noch leiden!! Er soll eines qualvollen Todes sterben!!!!!!

Atenio Kitti
 
Gut. Mich hat schon das Auftauchen von Chesters bösem Ich ziemlich überrascht, hatte ich nicht mit gerechnet... Sehr psotive Überraschung, versteht nicht. Nur nicht für Ada ;)
 
Hallo zusammen!

Arghs, ich hab mit dem Teil gekämpft .. - mal wieder. Die Szene war klar und was passieren sollte auch. Aber wie stilistisch regeln (es gibt so viel Gewalt)? Was für ein POV? Eigentlich wollte ich Ada zunächst ganz in Chesters Körper stecken ( <-- das ergibt einen Sinn, wenn ihr euch den Akt durchgelesen habt ;) ), aber dann hätte ich wieder mit einer enormen Gefühlsbeschreibung ringen müssen .. *seufz* Da hab ich das jetzt einfach so gemacht. Hoffe, es gefällt euch trotzdem.

@Shan'xara: Stimmt schon, originell ist das nicht - da brauchst du dich gar nicht für entschuldigen *g* Aber man kann so vieles durch ein kleines Trauma erklären. Und immerhin hab ich mit dem Schluss offensichtlich noch was rausgehauen *froi*

@Hilda: O.O 78? Stimmt, hattest du mal gesagt, aber dass du dich jetzt meldest, freut mich eben noch mehr *g* Und der Vater wurde in Chesters Erzählung erschossen, ja *nickt* habe mich daher auch kurzzeitig gefragt, ob dieser ganze Teil dann nicht überflüssig ist .. *schulterzuck* Aber nun ist er doch da! - ich will euch ja nichts von seinem Grauen vorenthalten .. *sfg*

@Tiara: Hn? Das mit Chesters aktivem Ich und dem Mitkriegen habe ich jetzt irgendwie nicht ganz verstanden .. -.-" Er bekommt das mit, ja. Vielleicht etwas zeitverzerrt, aber er bekommt es mit. Nur dagegen halten kann er nicht. Meinst du, weil sein böser Teil gerade wieder an der Oberfläche ist und Ada da in was reinzerrt? Ich versteh mich gleich selbst nicht mehr .. -.-" *lacht*

@*gato_negro*: Joa, so was in der Art *g* Auf Ruth und den bösen Ches ist sie ja schon getroffen .. Jetzt geht's ein paar Jahre rückwärts.

@Kitti: Ja, *nickt* richtig, sie ist jetzt in seiner Erinnerung. Sherman töten? Hn .. mal sehen .. mach ich das? Weiß ich noch nicht so genau, aber wenn nicht, hab ich ja dich :D Ich mag den Kerl auch nicht .. Aber wehe du killst ihn zu früh; noch brauch ich ihn ;)

@stLynx: Ich find's gut, wenn ich jemanden überraschen kann :) Vielleicht passiert das im Verlauf der Storyline ja noch das eine oder andere mal .. *hoff*

Das Limit für die Smilies nervt .. *grummel*



Kapitel o2: Ausbruch
Akt 1o

„Dad?“

Ich wusste nicht, was geschehen war.
Alles um mich herum schien sich zu drehen und gleichzeitig war ich scheinbar ganz fest in eine Form gepresst worden, die mir sowohl Halt gab, als mich auch gefangen hielt.
Und trotzdem besaß ich keinen Körper.
Keine Ahnung, woher ich das wusste, aber ich konnte ihn nicht fühlen, spürte nur, wie sich Formen, Konturen und Farben vor meinen Augen - welche Augen? - bildeten, viel später als ich die Geräusche hörte.
Klatschen.
Eine große Anzahl Menschen klatschte in die Hände und doch klang es durch den sich nur schwerlich lichtenden Nebel nicht so, als wäre diese Menge an dem selben Ort wie ich. Noch etwas weiter im Hintergrund nahm ich ein beständiges Klappern und Klirren wahr, das von Geschirr stammen mochte, das unliebsam in Schränke gerammt und in Schubladen geworfen wurde.

Die Erkenntnis durchzuckte mich nur einen Bruchteil eher, als sich der graue Dunst vor meinem Bewusstsein lichtete. Gedämpftes Licht erhellte ein gemütlich eingerichtetes Wohnzimmer mit einem Kamin und unzähligen Familienfotos an den Wänden, auf Regalen und dem Kaminsims. Vor einem laut gestellten Fernseher, über dessen Bildschirm irgendeine Quizshow flimmerte, war eine kleine Sofaecke um einen Glastisch mit frischen Schnittblumen gruppiert.
Ein Mann von Mitte vierzig und mit beeindruckenden blauen Augen hatte sich gemütlich in die Kissen gedrückt und den Blick unverwandt auf den Bildschirm vor sich gerichtet, während seine Stirn in beinahe ärgerliche Falten lag.
Ein Junge von etwa zwölf Jahren stand mit einem dicken Mathebuch bewaffnet unter dem Türrahmen und wusste sichtlich nicht, ob er seinen Vater bei seiner Beschäftigung stören sollte oder nicht.

Auch ohne dass ich es plötzlich gewusst hatte, hätte ich ihn problemlos als Chester identifizieren können, sobald ich seine Augen sah. So ein warmes, tiefes Braun hatte ich zuvor nur noch bei Ashton gesehen, und selbst sein Blick war so unterschiedlich von dem Chesters, wie es nur irgend ging.

„Dad?“, fragte der Junge wieder und entschloss sich schließlich, doch in den Raum hineinzutreten. „Du musst mir hierbei mal helfen. Ich komm damit überhaupt nicht klar.“
„B, es ist B, Himmel, nun sag doch B! Meine Güte, wie hat der es bloß soweit geschafft?!“ Der Mann schüttelte verständnislos den Kopf, wandte dann jedoch seine Aufmerksamkeit auf seinen Sohn, der sich bereits neben ihm niedergelassen hatte. Er verzog kurz das Gesicht, als er das Mathebuch sah. „Mathe?“, fragte er mit einem zweifelnden Unterton. „Bist du sicher, dass ich dir da helfen kann? Hast du nicht noch was in Geschichte oder Politik zu erledigen?“
Chester grinste das Lächeln eines Kindes, frei, unschuldig und unbefangen, und versetzte mir damit unwissentlich einen gewaltigen Stich ins Herz. „Also da brauch ich nun wirklich keine Hilfe, Dad.“
„Hm-hm“, meinte sein Vater und warf einen kurzen Seitenblick zum Fernseher hinüber. „Ich frage mich, wieso du dann überhaupt jetzt noch Hausaufgaben machen musst ... ?“
„Ash hat mich abgelenkt!“, verteidigte Chester sich eine Spur zu schnell. „Er kam mit diesem blöden Computerspiel an und wollte unbedingt gegen mich antreten.“
„Ach so. Und du hattest natürlich nichts Besseres zu tun, als auf seine Herausforderung einzugehen, nicht wahr?“
Chesters Lippen umspielte ein schalkhaftes Grinsen. „Ich konnte doch schlecht Nein sagen und ihm einen Sieg schenken.“
„Natürlich nicht.“ Sein Vater erwiderte das Grinsen und vermutlich konnte nur ich von meiner distanzierten Position heraus erkennen, wie sehr die zwei sich ähnelten. „Na schön“, seufzte der Ältere schließlich. „Dann zeig mal, was du da hast.“

Ich konnte nicht genau sagen, von wo aus ich die ganze Szenerie beobachtete. Mein Standpunkt schien sich ständig zu ändern, sodass ich das Gefühl hatte, alles gleichzeitig zu sehen. Das seltsame an der Sache war nur, dass ich mich nicht bewegte. Aber seit meinem Ausflug in Chesters Geist wunderte mich - telepathisch gesehen - schon fast gar nichts mehr. Im Moment musste ich wieder in seinem Kopf sein. In einer Erinnerung, oder so.
Und ich wollte schnellstens wieder hier raus.

„Glen?“, ertönte es plötzlich aus der Küche, in der für einen Augenblick das Gepolter von forsch weggepacktem Geschirr verstummte. Mit einem für mich unmerklichen Ruck wandte sich mein Augenmerk unvermittelt auf die Tür zur Küche, unter der eine kleine, aber schlanke Frau erschienen war. Ich wusste sofort, von wem Chester und Ashton diese Augen hatten und aus irgendeinem Grund durchzuckte es mich eiskalt, als ich in diese riesigen Rehaugen blickte. „Führst du neuerdings -“ Sie erblickte einen ihrer Söhne, der sich in einem erfolglosen Versuch tiefer in die Sofakissen gedrückt hatte, um nicht von seiner Mutter gesehen zu werden. „Chester! Was machst du denn noch hier? Du gehörst schon seit über einer halben Stunde ins ... Mathe?“
Mein Blickwinkel sprang wieder so, dass ich Chester mit seinem Vater auf dem Sofa sitzen sah, wo beide irgendwie das Mathebuch unauffällig verstecken wollten, nun aber ertappt innehielten.
„Okay.“ Die Frau verschränkte mit einem leichten Schmunzeln die Arme vor der Brust. „Wer von euch braucht denn nun wessen Hilfe?“

Der Mann legte leicht gekränkt den Kopf schief, während Chester etwas verwirrt seine Mutter ansah. „Das war eine gemeine Anspielung, Vicky.“
Sie zuckte ungerührt mit den Schultern, als wollte sie sagen, dass so ein kleiner Seitenhieb das mindeste war, was sie ihm geben konnte, wo er es zuließ, dass Chester noch hier unten rumturnte, und wandte sich ihrem Sohn zu. „Ich würde es mir gut überlegen, ob ich mir in Mathe von deinem Vater helfen lassen würde, Chester.“
Chester sah sie neugierig an. „Wieso denn?“
Mit einer unbewussten Geste strich sie ein paar ihrer schwarzen, langen Haarsträhnen zurück hinters Ohr und grinste ihren Mann dann mit einem amüsierten Glitzern in den Augen an. „Nun, weil dein Vater eine komplette Niete in Mathe ist, deswegen.“ Sie wandte sich zum Gehen um, während Chester seinen Vater mit ehrlichem Erstaunen, aber auch leichter Schadenfreude anstarrte, als könnte er nicht glauben, was seine Mutter ihm gerade über ihn erzählt hatte. Was hatte er auch noch zu mir gesagt? Sein Vater wusste viel? Nun, offenbar bezog sich das nicht auf mathematische Formeln.

„Ach.“ Vicky blieb kurz vor der Küchentür stehen und drehte sich noch mal zu ihnen um. „Wenn ihr eure Mathenachhilfestunde beendet habt, könnte ich Hilfe in der Küche gebrauchen. Der andere verzieht sich allerdings sofort ins Bett, verstanden?“
„Ich geh ins Bett!“, meldete sich Chester sofort, was ihm offensichtlich eher zusagte, als die Küche aufräumen zu müssen, und grinste seinen Vater triumphierend an.
„Na, das war ja klar“, meinte dieser gespielt niedergeschlagen und zerzauste seinem Sohn mit einem Lächeln das Haar, während Vicky mit einem letzten liebevollen Blick auf die zwei auf dem Sofa in der Küche verschwand.

Dann geschah auf einmal etwas Seltsames, als wäre da ein kleiner Riss in der Erinnerung. Denn unvermittelt erkannte ich von meinem nicht genau bestimmten, unsichtbaren Standpunkt aus zehn fremde Menschen in dem Wohnzimmer, die buchstäblich aus dem Nichts aufgetaucht waren, damals in der Realität jedoch vermutlich durch die - wahrscheinlich - aufgebrochene Haustür oder Fenster ins Haus gelangt waren.
Acht von diesen Männern waren dunkel gekleidete Soldaten mit schussbereiten Waffen, die sie im Anschlag hielten, während sie vorsichtig näher schlichen. Dann konnte ich noch zwei andere Männer ausmachen, von denen ich den einen, etwas dickeren allerdings nicht kannte; er war jedoch auch kein Soldat, sondern vermutlich ein Mitglied der Regierung oder ein weiterer Wissenschaftler.
Der zweite Mann war unverkennbar Sherman. Sicher, er war jünger als wie ich ihn kenne, aber das klirrend kalte Blau seiner Augen hatte sich nicht verändert.

„Richard!“, rief Chesters Vater erschrocken aus und schnellte wie eine Sprungfeder nach oben. Ich schluckte hart ob des Wissens, wie sich alles weiterentwickeln würde. Aber ich konnte nicht wegsehen. Ich konnte einfach nicht. „Was machen Sie hier in meinem Haus? Und wer sind ... wer sind all diese ... Soldaten? Wieso bringen Sie Soldaten in mein Haus?“ Er holte tief Luft. „Wie, zum Teufel, sind Sie überhaupt hier reingekommen?!“ Blitzschnell griff er nach Chesters Arm, der sich bei dem lauten Ausruf seines Vaters verwundert umgedreht hatte, das Mathebuch noch im Schoß.
Sherman registrierte diese Bewegung analytisch mit seinem frostigen Blick und seine Mundwinkel hoben sich doch tatsächlich zu einem Lächeln.
Das einem das Blut in den Adern gefrieren lassen konnte.
„Ist das Ihr Sohn, Glendon?“ Er musterte Chester von oben bis unten. „Gesunder Bursche, wie mir scheint. Aber wie oft trügt schon das Äußere?“ Er lächelte spröde.

Der Vater von Chester zerrte seinen Sohn ungeduldig vom Sofa hoch, sodass das Mathebuch zu Boden rutschte, und schob ihn schützend hinter sich. „Was wollen Sie hier, Richard?“, wiederholte er mit zusammengekniffenen Augen und lauter, wütender Stimme. „Ich kann mich nicht erinnern, Sie eingeladen zu haben. Sie wissen bereits, was ich von Ihrer Vorstellung einer Zusammenarbeit halte, also gehen Sie.“
Sherman deutete ein Kopfschütteln an. „Oh, wir sind nicht wegen der Zusammenarbeit hier, Glendon.“
Diesen Worten folgte der befürchtete Wink. Es ging so schnell, dass ich nur den markerschütternden Schuss hörte und anschließend den dumpfen Laut das Aufpralls auf weiches Fleisch.

Hätte ich einen Körper besessen, wäre ich mit Sicherheit zusammengezuckt. So konnte ich aber nur meine sehenden Augen entsetzt aufreißen und irgendwo spürte ich meinen rasenden Herzschlag, was ohne Körper eigentlich nicht möglich war. Aber dennoch hämmerte es auf einmal schmerzhaft gegen meine Brust, als ich sah, wie Glendon mit weit aufgerissenen Augen zu Boden ging, den Mund zu einem stummen Schrei aufgerissen, dem jedoch keiner entwich. Ein dünner Blutfaden lief ihm am Kinn entlang, bevor er mit dem Gesicht zuerst nach vorne aufkam und die Sicht auf Chester freigab, der wie erstarrt dastand. Die dunkelbraunen Augen erschüttert auf den Mann vor sich gerichtet. Es stand eine Fassungslosigkeit in ihnen, die mir deutlich zeigte, dass er für einen Moment tatsächlich nicht begreifen konnte, was gerade geschehen war.
Es zerriss mir fast die Brust.

Dann hob Chester plötzlich ruckartig den Kopf, starrte die fremden Menschen vor sich mit hölzernem Blick an und stolperte dann verwirrt und ängstlich rückwärts, während sich in seinem Inneren ein wahrer Gefühlssturm zusammenbrauen musste. Ich konnte es beinahe nachempfinden.
Und dabei war es noch nicht vorbei.

„Was ist denn -“ Vickys angefangener Satz endete in einem erschrockenen Keuchen, als sie die vielen fremden Männer in ihrem Wohnzimmer sah. Dann erblickte sie ihren am Boden liegenden Mann, unter dem sich langsam aber sicher eine schimmernde, rote Blutlache ausbreitete, und sie schrie schrill auf. Mit einem Ruck zog sie Chester zu sich heran, ob nun aus einem mütterlichen Instinkt heraus oder einfach, weil er das nächstbeste war, an dem sie sich festkrallen konnte, konnte ich nicht sagen.
Chester zitterte sichtlich und drängte sich ebenso an seine Mutter heran wie sie an ihn und da sie recht klein war, reichte er ihr fast bis zum Kinn.
Also konnten sie ihr nicht in die Brust schießen.

Die großen Rehaugen weit aufgerissen hob sie den Blick erneut zu den Soldaten und war im Begriff, rückwärts in die Küche zurückzuweichen, als die Kugel ihr das linke Auge zerschoss und ein Stück von ihrem Gesicht gleich mit wegriss. Das Blut spritzte im wahrsten Sinne des Wortes aus dem Einschussloch hervor, landete auf dem Türrahmen, am Boden - und auf Chesters erhobenes Gesicht, ehe sie zusammenbrach und Chester beinahe mit runtergezogen hätte.
Erst da fing auch er (ich?) an zu schreien.
____________________________________
to be continued ..

Nun denn ..

Danke für's Lesen,
- SnowWhite
 
Alae!

O.O
Wie kann jemand so gefühllos sein.... Jemanden einfach so in den Kopf zu schiessen... ist ja ekelerregend!!!!!!
Und dann musste Chester das auch noch mit ansehn... und die Blutsache erst.. . (Der Drang zum Morden steigt...)

Atenio Kitti ^^
(Keine Angst, sollte ich ihn töten, wird die Qual so lange dauern dass er erst krepiert wenn du ihn net mehr brauchst)
 
Das passive Miterleben war sehr gut geschildert und nachvollziehbar - mit ausreichend ekligen Details, um authentisch zu wirken... Nun hat Ada also den Grund für Chesters Trauma miterlebt - fragt sich, was jetzt kommt...
 
Gut. Vor allem emotional beeindruckend, wie immer eben. Ein Logikfehler ist mir allerdings aufgefallen: Wenn der Vater eine Kugel in die Brust bekommt, dürfte er durch die Wucht der Kugel nach HINTEN fallen, nicht nach vorne aufs Gesicht!
 
Haha, das der Schlusssatz vom letzten Teil nur der Anfang war, wo sich Ada plötzlich in Chesters Erinnerung aufhält, damit hatte ich irgendwie nicht gerechnet. Meine Vermutungen gingen da wohl eher in die Richtung, dass sich der Geist vom toten Vater auch irgendwo in Chesters Geist aufhält (wie auch immer *g*) und dass er dem bösen Ich helfen sollte, Ada zu zerstören, hach, ich denk viel zu kompliziert^^ Nun ja, du hast Recht, eigentlich war ja dann dieser Teil praktisch nur eine Wiederholung von dem, was wir schon im vorherigen erfahren haben^^ Aber trotzdem sehr anschaulich erzählt...
besonders wie Chesters Mutter erschossen wurde, diese Sauerei, ne. Es ist nun echt kein Wunder mehr, dass sich Chester in zwei Persönlichkeiten gespalten hat, bei dem, was er allein schon als Kind mit hatte ansehen müssen...
Freu mich wie immer auf den nächsten Teil
*wink*
 
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