Changes [Original]

woa. wie kann man soetwas einem menschen nur antun? ich hoffe die rechnung dafür kommt bald...
aber dafür musst du weiterschreiben! *cheerleadin* snowy ist die beste! snowy ist die beste! weiter!!!!!:D
knuddl
gato
 
Hallo zusammen!

Nun, wie gesagt, ich hatte mich erst auch gefragt, ob der letzte Teil überhaupt nötig gewesen wäre, da ich Ches ja schon alles hab erzählen lassen .. Vermutlich habe ich ihn dann drin gelassen, um die ganze Geschichte etwas .. Plastischer zu machen O.o Was Neues war es daher natürlich nicht ..
Trotzdem danke ich euch allen für eure lieben Reviews! :knuddel: *froi*

@Tiara: Quatsch, du hast dich nicht blamiert *Kopfschüttelt* So hätte man es schließlich auch verstehen können. *seufz* Und was die "Familienidylle" angeht: Vielleicht ist die Beschreibung etwas zu extrem geworden. Aber ich wollte verdeutlichen, aus was für einem Umfeld Chester und Ash ursprünglich kommen. Vielleicht habe ich allerdings etwas zu viel Harmonie auf zu engem Raum gequetscht ..

@Kitti: Nya, ich musste mir ja irgendetwas einfallen lassen, um in Chester eine riesige Wut auf Sherman anwachsen lassen zu können. Klar, er hätte sie auch einfach nur erschießen können, aber so .. gefiel es mir irgendwie besser .. du weißt hoffentlich, auf was für eine Art ich das meine .. O.O"

@Shan'xara: *grins* Ich weiß, dass dir diese Traumasache nicht gefällt, aber es freut mich, dass es zumindest einigermaßen nachvollziehbar ist *froi* Was jetzt kommt? Nun, da musste ich auch erst überlegen ..

@stLynx: *räusper* Tja, was da so die technischen Details beim Morden angeht, bin ich nicht ganz so bewandert in diesen Angelegenheiten .. aber dafür gibt es ja meine Leser :D

@Hilda: Dabei habe ich diese Sauerrei gar nicht näher beschrieben .. aber ehrlich gesagt, wollte ich das auch gar nicht *urks* Aber es freut mich, dass es anschaulich war :)

@*gato_negro*: Danke für das Lob *breitgrins* und so nett vorgetragen .. :D Ich hoffe auch, dass Sherman das nicht so einfach durchgehen gelassen wird .. aber bis ich da angelangt bin - puh! Irgendwie habe ich das Gefühl, gar nicht vorwärts zu kommen .. Wie auch, wenn ich Teile wiederhole ..? -.-"



Kapitel o2: Ausbruch
Akt 11, Teil o1

Von einer unsichtbaren Kraft gepackt, wurde ich unvermittelt zurückgerissenen. Farben, Formen und Konturen verloren sich in einem verwischenden Grau und die Geräusche, allen vorweg das schrille Schreien eines Kindes, ertrank dumpf in einem schwarzen Nichts. Ich spürte, wie die Kälte nach mit griff, spürte, wie sich Übelkeit meinen Hals hochdrückte und Panik mein Herz ausfüllte. In einem explodierenden Wirbel aus Lichtern und empor kriechender Schwärze drehte sich alles um mich herum, in meinem Kopf, in meinem Innersten.

Ohne es noch aufhalten zu können, erbrach ich mich schließlich würgend und hustend über einer Toilettenschüssel. Es brauchte seine Zeit, bis ich wieder soweit geradeaus denken konnte, dass ich wusste, wo ich war: in dem engen Bad in meinem Zimmer des Wohnblocks 3-18, der nach neuesten Begebenheit wohl umbenannt werden musste.
Mein Kopf pochte schmerzhaft, während mein Herz sich im selben Rhythmus zusammenzukrampfen schien. Noch immer hatte ich die schrecklichen Bilder von einem ... einem zerschossenen Gesicht vor Augen, wobei es mich schon wieder würgte, sobald ich nur daran dachte. Also zwang ich mich bewusst und mit eiserner Willenskraft dazu, diese Bilder so tief wie möglich in meinem Gedächtnis zu vergraben, und schluckte hart. Mein Atem ging schnell und unregelmäßig, aber wenigstens ging die Übelkeit allmählich soweit zurück, dass ich mich zitternd von der Kloschüssel zurückbeugte und nach etwas Toilettenpapier langte, um mir damit über den Mund zu wischen.

„Es tut mir Leid.“ Ich war nicht wirklich überrascht, Chesters Stimme direkt hinter mir zu hören, konnte aber dennoch nicht verhindern, dass ich leicht zusammenzuckte. Er musste es wohl auch gewesen sein, der mich ins Bad getragen hatte, bevor ich Zeit gefunden hätte, das ganze Bett - mein Bett - voll zu reihern. Langsam kamen die Erinnerungen daran zurück, was vor meiner kleinen Zeitreise geschehen war und somit auch die Erinnerung daran, dass Chester dafür verantwortlich gewesen war, dass ich schon wieder in irgendeiner verwinkelten Ecke seines Geistes gelandet war. Fragt sich nur, welcher Teil von ihm mich dahin gebracht hatte. Zuerst hatte es sich nämlich eindeutig so angefühlt, als wollte er mich in einem eisigen Sumpf aus Nichts ertränken.
Die Tatsache, dass er mich ins Bad gebracht hatte, zeugte jedoch davon, dass er zwischenzeitlich irgendwann mal wieder die ... - wie hatte er es genannt? - die Oberhand über es gewonnen hatte.

Ich schüttelte leicht den Kopf, um diese Gedanken loszuwerden, da mir von der ganzen Grübelei schon wieder schlecht wurde, schloss stattdessen müde die Augen und erlaubte mir ein leises Seufzen.
„Es tut mir Leid“, wiederholte er, diesmal hörbar zerknirscht. In einem Anflug von Ironie dachte ich daran zurück, dass dies auch seine aller ersten Worte zu mir gewesen waren, als wir allein gewesen waren (Mein Gott, ist das tatsächlich erst gestern gewesen?). Er hatte sich wohl schon damals wegen irgendetwas entschuldigen wollen. Ruth?, durchfuhr es mich kurz, musste dabei aber innerlich hölzern lachen. Daher hatte er auch nicht gesagt, wofür er sich entschuldigt hatte. Hatte er tatsächlich geglaubt, dass damit nun alles vom Tisch wäre? Vergessen? Bereinigt?
„Geht es wieder?“

Ich überhörte seine Frage und rappelte mich entschlossen wieder hoch, nur um bei einem plötzlichen Schwindelanfall gefährlich zu schwanken. Vorsichtshalber hielt Chester mich mit einer Hand fest und obgleich es mich in den Fingern juckte, seine Hand wegzuschlagen, ließ ich es bleiben. Womöglich krachte ich dann noch mit meinem ganzen Gewicht gegen ihn.
„Du solltest dich hinlegen oder so“, meinte er und suchte meinen Blick, aber ich wich ihm bestimmt aus. Den Grund wusste ich selbst nicht so genau. Vielleicht, weil sich langsam aber sicher ein leichtes Verstehen in meiner Brust breit machte. Aber auch das konnte keinesfalls Ruths Ermordung oder die irgendeines anderen rechtfertigen! „Wahrscheinlich haben die Wissenschaftler deinen Zusammenbruch schon durch irgendeine Kamera mitbekommen und kommen gleich vorbei.“
„Ich brauche keine Wissenschaftler“, murrte ich und stützte mich haltsuchend an der Tür zum Bad ab, um seine Hand um meinen Arm nun doch abzuschütteln. Der Raum war ohnehin schon eng genug. „Mir geht’s gut.“ Trotzdem hielt ich es für vernünftiger, mich zunächst vielleicht doch hinzulegen, und steuerte mit diesem Ziel vor Augen mein Bett an der gegenüberliegenden Wand an.
Meine Beine knickten jedoch wackelig ein. Chester fing mich von hinten auf, hob mich, ohne groß abzuwarten, hoch und trug mich zielstrebig zu meinem Bett hinüber, dass ich nicht einmal den Hauch einer Chance hatte, zu protestieren.

„Verdammt, lass das“, meinte ich leicht verärgert, als er mich auch noch mit der Decke zudecken wollte, und entriss sie ihm. „Das kann ich nun wirklich alleine. Und außerdem bin ich nicht krank.“ Trotzig schlug ich die Decke wieder zurück und strampelte sie an die Wand ran.
„Wie du meinst“, ergab sich Chester und stand anschließend etwas unschlüssig vor meinem Bett herum. Auch ich war mir nicht so ganz im Klaren darüber, wie es nun weitergehen sollte, aber eines wollte ich auf jeden Fall erst einmal klarstellen, was ich auch sogleich tat: „Nur damit du’s weißt: Ich habe dir jetzt keineswegs verziehen. Es gibt genug Leute, die ein ... ein ... schreckliches Erlebnis während ihrer Kindheit durchgemacht haben. Das ist keine Entschuldigung für einen Mord!“
Ich wollte damit gar nichts entschuldigen; das war er.“
Für einen Moment war ich etwas verwirrt, doch dann verstand ich, was er meinte. „Ach, seit wann hat er mich denn ins Herz geschlossen, wo er mich doch auch schon mal umbringen wollte? Oder warst das vielleicht du?“
Er schoss einen wütenden Blick auf mich ab. „Findest du das witzig?“
Ich sah ihn entgeistert an. „Witzig?“, echote ich. „Für wen hältst du mich eigentlich? Habe ich nicht gerade über dem Klo gehockt und mir die Seele aus dem Leib gespuckt?“
„Habe ich nicht bereits vierzehn Jahre zu viel mit diesen Bildern im Kopf hier verbracht und bin von ... Sherman mit Drogen dazu gezwungen worden, ihn rauf zu beschwören, damit er gegen meinen Willen zu Testzwecken irgendwelche Leute umbringt? Mir bekannte Leute?!“

Eine unangenehme Stille machte sich zwischen uns breit, in der meine Wut doch tatsächlich bis zu einem gewissen Grad verrauchte. Tatsächlich schaffte Chester es sogar, wie er da mit verschränkten Armen vor mir stand und ärgerlich den Nachtschrank anfunkelte, ein klein wenig Mitleid, vielleicht sogar ein paar Schuldgefühle in mir wachzurufen.
Und das wollte ich nicht.
Verdammt, ich hatte niemanden umgebracht! Ich hatte mir nichts vorzuwerfen.

Murrend ließ ich die Schultern hängen und schloss für einen Moment die Augen, während ich stumm um irgendeine Eingebung bat. Irgendwie überforderte diese ganze, verfluchte Situation mich total. Ein wenig ratlos stieß ich schließlich seufzend den Atem aus und sah Chester so lange an, bis er meinen Blick erwiderte.
„Hör mal, ich ... ich ...“ Ich verstummte mit einem hilflosen Schulterzucken, um dann gleich mit der schlichten Wahrheit herauszuplatzen: „Ich habe keine Ahnung, wie ich damit umgehen soll.“ Sein Blick wurde fragend, seine ganze Haltung entspannte sich jedoch. „Ich weiß, dass du meine ... meine ... dass du Ruth getötet hast. Sie und Billy und noch einige andere, die ich kenne und die mir etwas bedeutet haben. Andererseits weiß ich, dass es im Grunde nicht wirklich du warst, es aber immer da ist, wenn ich dich ansehe, da es eben ein Teil von dir ist.“ Kurz hielt ich inne. Meine Herz pochte eine Spur zu schnell in meiner Brust, als ich Chester praktisch darlegte, was mir gerade so durch den Kopf ging, was ich über ihn dachte.

Chester sah mich geschlagene zehn Sekunden nur schweigend an und versuchte wohl irgendwie nachzukonstruieren, was ich ihm mit meinem verwirrenden Satz hatte sagen wollen, dann nickte er leicht. „Stimmt wohl.“ Er zögerte kurz. „So geht es mir auch.“ Unwillkürlich musste ich leicht lächeln, da er, wie er da so stand, doch einen recht verlorenen Eindruck auf mich machte. Offensichtlich erging es ihm nicht besser mit dem Wissen, dass ich gerade sein schreckliches Kindheitserlebnis aus der Vergangenheit live in seinem Kopf miterlebt hatte.
Er brachte ein leicht verrutschtes Grinsen als Antwort zustande.
________________________________________________
to be continued ..

Es zieht sich hin, es zieht sich hin ..

Danke für's Lesen,
- SnowWhite
 
...es zieht sich hin, aber es ist wunderschön! ich finde den ablauf des geschehens echt...hmm...ich würde sagen angenehm. endlich fängt sie an ihn zu verstehen und ein bisschen symphatie liegt in der luft ;)
*sich auf nächsten teil freut*
greets
gato
 
Mir hat der Teil auch sehr gut gefallen - Chesters zweigeteilte Art kam irgendwie gut rüber, und sein Satz am Schluss war klasse, sehr effektvoll.

Zur Harmonie: Das ist doch seine Erinnerung, oder? Die letzte Erinnerung bevor der Tod kommt, sozusagen - ist doch klar, dass die perfekt ist, die Erinnerung verklärt schließlich alles und besonders solche Momente ;)....
 
Ich glaub mir wäre auch Speiübel geworden, wenn ich mir Live anschauen müsste, wie von jemandem das Gesicht weggeschossen werden würde^^ Adas Gedanken und Gefühle kamen da mal wieder richtig gut rüber und auch, dass sie langsam so etwas wie Verständnis und Mitgefühl für Chester empfindet, finde ich sehr logisch. Er kann ja schließlich nichts dafür, dass seine Kräfte für solche Zwecke wie töten, missbraucht werden^^ Und keine Angst, ich finde nicht, dass sich deine Geschichte hinzieht. Im Gegenteil es ist immer noch sehr spannend und man fragt sich, was wohl noch alles so passieren wird. Und in diesem Sinne, freu ich mich schon auf den nächsten Teil:)
 
Alae

Ich erwarte jeden Moment dass diese doofen Wissenschaftler reinplatzen und wieder alles vermasseln... obwohl es auch net grad besonders wird dass Ada jetzt weich wird... Aber ein bisschen aufgestaute Wut und Sherman ist bald gegrillt...

WEITAAAAAAAAAA

Atenio Kitti
 
Gut. Auch auf die Gefahr hin, mich zu wiederholen: Exzellente Gefühlsbeschreibungen etc., das übliche eben :rolleyes: . Wer braucht da noch Handlung? :)
 
Hallo zusammen!

Nochmal zu der Erinnerung: Es ist tatsächlich so abgelaufen, wie es beschrieben worden ist. Da hat weder Chester noch Ada irgendwie dran herumgepfuscht. Mir ist schon klar, dass die Szene vielleicht etwas zu sehr Friede-Freude-Eierkuchen war, aber das sollte auch so sein. Sozusagen als krassester Gegensatz zu dem, was danach kommt - es muss schließlich äußerst traumatisch sein ;)

@*gato_negro*: Danke dir. Freut mich, wenn es - trotz der Länge - nicht langweilig ist. Hoffe, das bleibt auch weiterhin so.

@Tiara: Nya, manchen Leuten gefällt etwas mehr Handlung und ein schnell voranschreitender Plot schon irgendwie besser .. aber mich freut es, dass dir auch diese langsamere Variante gefällt *froi* Auf das kursiv gedruckte werde ich mal ein bisschen besser achten *nickt* Aber manchmal gibt es ziemlich viel, was ich hervorheben will, obgleich du mit der abfallenden Wirkung trotzdem Recht hast.

@Shan'xara: Was bleibt mir da noch viel zu sagen? Danke dir für deinen super lieben Commie! :)

@Hilda: Das langsame Verständnis, das Ada für Chester aufbringt, hat mich auch ganz schön gewurmt, weil eigentlich allein dafür schon einige Seiten bei drauf gehen könnten. Könnten. Ich habe das, glaube ich, jetzt irgendwie etwas abgekürzt *nickt* Aber schön, wenn es dir gefallen hat *froi*

@Kitti: Hn .. du bist echt gut im Raten .. *seufz* Bin ich zu vorhersehbar? Vielleicht kann ich dich da zumindest mit dem Ende der ganzen Story schocken .. *sfg* das steht nämlich schon fest, auch wenn ich da irgendwie nicht so schnell hinkomme, wie ich eigentlich wollte .. -.-"

@stLynx: Öhm .. ist das ein Schlag mit dem Zaunpfahl .. ? Ich meine, Gefühlsbeschreibungen können noch so gut sein Danke dafür *froi* :), wenn nichts passiert .. *räusper* Aber jetzt langsam ha ha! arbeite ich mich aufs Ende von Kapitel 2 zu *nickt* Akt 12 steht schon und bei Akt 13 sollte dann Schluss sein. Dann kommt noch mal eine kleine Zwischenhandlung und dann geht's ins relativ kurze Kapitel 3 *jawohl* Hat das jetzt jemanden interessiert .. ? -.-" (Aber so wisst ihr wenigstens, was noch auf euch zukommt ..)

Bla bla ..

Kapitel o2: Ausbruch
Akt 11, Teil o2

Das sechsmalige Piepen auf der Tastatur für den Zahlencode vor unserer Tür erklang in schneller Abfolge und unterbrach uns. Wenige Sekunden später glitt die Zimmertür auch schon mit dem bekannten Zischgeräusch auf und Matt Vaughan kam in Begleitung von gleich fünf Militärs und eines Arztes (eines richtigen Arztes, der sich tatsächlich nur für die Behandlung irgendwelcher Krankheiten in dieser Anlage befand) in den Raum. Zwei der Soldaten richteten augenblicklich ihre Waffen auf Chester und wiesen ihn damit mit regungslosen Augen dazu auf, zu seinem Bett hinüberzugehen. Er befolgte die Anweisungen ohne großes Murren.
„Was ist geschehen?“ Der Arzt löste sich aus der Gruppe an der Tür und kam auf mich zugeschritten.
„Nichts, alles bestens. Muss wohl der Stress gewesen sein.“ Ich blickte dem Mann im weißen Kittel fest entgegen, der jedoch bloß skeptisch eine Augenbraue hochzog. Offensichtlich lautete seine Diagnose schon allein auf den ersten Blick anders.

Ada!
Ich zuckte innerlich zusammen und blinzelte erschrocken, was jedoch das einzige, äußere Zeichen für meine Überraschung war.
Ada!, hallte es erneut in meinem Kopf wider, als Brad mich ein weiteres Mal anrief.
Was ist denn?, schnappte ich etwas unfreundlicherer zurück, als notwendig gewesen wäre. Allerdings hätte es Brad mit seinem Timing nicht schlechter treffen können, da ich mich momentan eigentlich viel lieber auf diesen Arzt konzentriert hätte, der auf irgendeinem Gerät, das er zuvor an meine Schläfe gehalten hatte, irgendwelche kryptisch anmutenden Zeichen und Daten ablas. Ich beobachtete ihn dabei mit schlecht verhohlenem Misstrauen. Immerhin konnte ich nicht wissen, welche der vielen Geräte was für Untersuchungen vornahmen. Daher musste ich mich also umso mehr konzentrieren, um ihnen, wenn notwendig, eine Lüge aufzutischen. Wer weiß, vielleicht hatte dieses ominöse Gerät meinen ganzen Schädel durchleuchtet und Chesters Erinnerungen und Gedanken, in denen ich eben noch versunken gewesen war, wurden nun auf dem Bildschirm des Gerätes angezeigt?

Ich muss mit dir reden. Das heißt, eigentlich muss Ashton mit dir reden. Oder mit Chester. Also über mich und dich mit Chester, verstehst du? Es ist wichtig, darf nicht aufgezeichnet werden und deshalb musst du auch flüstern, wenn du es ihm sagst und ... Seine Stimme wurde schwächer, als er sich mehr auf etwas Anderes konzentrieren musste. Vermutlich redete Ashton gerade auf ihn ein. Ich ließ den Arzt nicht aus den Augen, während er weitere routinemäßige Untersuchungen durchführte, war aber gleichzeitig so abgelenkt, dass ich mich fragte, was Ashton denn so Wichtiges zu bereden hatte.
Oh, und am besten dreht ihr euch auch noch von den Kameras weg, falls irgendjemand vor den Bildschirmen Lippenlesen kann, teilte mir Brad dann mit einer emotionslosen Geisterstimme mit, der ich den genervten Unteron jedoch beinahe entnehmen konnte. Lippenlesen? Du meine Güte!

„11!“, rief Matt frostig durch den Raum, da er noch immer felsenfest an seinem Standort unter der Tür verweilte. Ich richtete meine Aufmerksamkeit auf ihn. „Du wirkst so abwesend. Unterhältst du dich in Gedanken etwa gerade mit 14?“
„Großartige Leistung, Matt, du kannst dir unsere Nummern ja beinahe so gut merken, wie unsere Namen“, giftete ich den bebrillten Mann an. Offenbar hatte er es inzwischen endgültig aufgegeben, irgendwelche Bande der Freundschaft neu zu knüpfen, nachdem ich ihm vorhin nach meiner Wiederbelebung so vor den Kopf gestoßen hatte.
Matt presste die Lippen fest aufeinander, zögerte dann kurz, wobei er aus den Augenwinkeln die belustigten Blicke der Soldaten registrierte, und meinte dann mit drohender Stimme: „Das kannst du dir jetzt nur erlauben, weil Professor Doktor Sherman nicht hier ist, aber glaube mir, ich werde höchstpersönlich ...“

Ada, bist du noch da?, fuhr mir Brads Stimme in meinem Kopf über Matts restlichen Worte, sodass ich sie nicht mehr mitbekam. Dabei hätte ich den Rest gerne mitbekommen und fluchte daher innerlich kurz auf. Ashton bringt mich gleich um, wenn er keine Antwort bekommt. Der ist total durchgedreht! Ada? Ada!
Verdammt, Brad! Kann das nicht ein bisschen warten?!
Nein. Du müsstest dir nur mal Ashton ansehen, wie er hier vor mir -
Dann bestell diesem Idioten einen schönen Gruß von mir und sag ihm, dass sein Bruder gerade von zwei Soldaten in Schach gehalten wird, während sich noch zwei weitere Wissenschaftler und noch mehr Soldaten in unserem Zimmer tummeln, okay?!


„11!“ Matts zorniger Ausruf riss mich abrupt aus meinen Gedanken und damit Brad mich nicht noch einmal stören konnte, stelle ich mich für seine Rufe einfach taub und verbannte ihn aus meinem Kopf.
Dennoch konnte ich mir die Gelegenheit nicht entgehen lassen, weshalb ich unschuldig eine Braue fragend hochzog. „Entschuldige, Matt, hast du was gesagt?“
„Ich sagte“, presste Matt zornbebend hervor, „dass ich dafür sorgen werde, dass deine Untersuchung vorgezogen wird, sobald Professor Doktor Sherman wieder hier ist. Vielleicht glaubst du, du könntest dir mir gegenüber alles erlauben, aber da liegst du falsch. Entweder ganz oder gar nicht, Ada - 11, und da du dich nicht kooperativ verhältst - auch nicht mir gegenüber! -, wirst du mit den Konsequenzen leben müssen!“

Ich starrte Matt böse an. Er hatte Recht. Von ihm, diesem kleinen, verlogenen Arschkriecher, ließ ich mir bestimmt nichts sagen. Ich hatte den Mund auch bereits für eine gemeine Entgegnung geöffnet, als sich Chester unerwartet einmischte.
„Was für Untersuchungen?“
Matts Kopf ruckte in seine Richtung, was dieser nicht einmal mit einem Wimpernzucken quittierte. „Das geht dich nichts an!“, zischte Matt, winkte den Arzt mit fuchtelnden Bewegungen von mir weg und fuhr ihn an: „Der geht’s gut. Hören Sie nicht, wie sie sich aufführt?!“ Auch die Soldaten kehrten nun rückwärts zur Tür zurück, da Matt offenbar nicht gewillt war, sich noch länger in diesem Raum aufzuhalten. Ihre Waffen hielten sie aber weiterhin auf Chester gerichtet. Matt schaffte es jedoch nicht, kommentarlos den Raum zu verlassen, sondern musste unbedingt das letzte Wort haben: „Ich habe dich gewarnt!“
Dann glitt dir Tür zischend zu.

„Ich habe dich gewaharnt“, äffte ich Matt mit rollenden Augen nach und ließ mich dann nach hinten auf mein Bett kippen. Ich musste einige seiner Entwicklungsstufen vom unterwürfigen Arschkriecher zum arroganten Großmaul irgendwie verpasst haben. Oder aber Francis hatte seinem Unterstellten in der Unterredung, die er in meiner Anwesenheit angeordert hatte, gehörig die Meinung gesagt haben. Nun, mich ging es jedenfalls nichts mehr an, was dieser Mann trieb. Untersuchungen? Schön, die standen zwar jeden Tag auf dem Plan, aber wenn sie daraus plötzlich eine Staatsaffäre machen wollten, bitte schön.

„Das klang nicht gerade harmlos“, meinte Chester, der über mir aufgetaucht war.
„Schwachsinn“, wehrte ich seine Schwarzseherei ab und wollte mich wieder aufrichten, um meinem Ausruf mehr Nachdruck zu verleihen, aber Chester rührte sich nicht von der Stelle.
„Er hat gesagt, Sherman ist nicht da. Was machst du, wenn er wieder da ist?“
„Wahrscheinlich zu irgendeiner langweiligen Untersuchung gehen“, antwortete ich leicht genervt, packte Chester fest an der Schulter und wollte ihn wegschieben, was mir jedoch nicht gelang. Ich seufzte ärgerlich auf. „Himmel noch mal, Chester! Nimm das nicht so ernst, was er sagt! Und jetzt, würdest du mich vielleicht freundlicherweise aufrichten lassen?“
Mit einem leisen Murmeln, das ich nicht richtig verstand, ging er mir aus dem Weg, indem er sich schwungvoll auf meinem Bett niederließ. Ich sagte nichts dazu, da ich mich nun immerhin wieder aufsetzen konnte.

„Du hast dich mit Nummer 14 unterhalten?“, wechselte er übergangslos das Thema. Ich zögerte kurz, ob ich ihm darauf nun eine Antwort geben sollte, aber alles andere wäre purer kindlicher Trotz gewesen. Und ich wollte mich ihm gegenüber nicht wie ein kleines Kind aufführen. Das fehlte jetzt auch noch! Das Kind und der schizophrene Mörder. Nein, diese Tatsache hatte ich keineswegs vergessen und jetzt, wo er Brad erwähnte, wurde sie mir sogar tonnenschwerer wieder bewusst.
Brad wusste es noch nicht.
Aber sollte ich ihm das erzählen?

„Ada?“ Chesters Stimme war mittlerweile wieder viel ruhiger geworden.
„Ja, ich habe mich mit 14 unterhalten, mit Brad. Das ist er.“ Chester nickte. „Irgendwas war mit Ashton. Er wollte sich mit dir unterhalten, also über Brad zu mir und dann zu dir.“ Ich schüttelte leicht den Kopf. Als wären wir so was wie eine Telefongesellschaft!
„Und?“
„Was, und?“
„Fragst du Brad nicht, was er will?“ Ich biss die Zähne zusammen. Nein, eigentlich hatte ich das nicht vorgehabt, allein schon aus dem Grund nicht, weil ich dem guten Ashton gerne eins ausgewischt hätte.
Andererseits musste Chester dann ebenso darunter leiden.

Ich blickte dem Mann vor mir direkt in die dunkelbraunen Augen, während ich innerlich mit mir am Kämpfen war. Chester sah ungerührt zurück und verzog die Lippen sogar zu einem kleinen Lächeln, was wohl für ihn sprechen sollte.
Was es auch tat.
Verdammt, Ada! Jetzt tut er dir ja doch schon wieder irgendwie Leid! Er hat getötet, verflucht!
Ich stieß ein widerwilliges Murren aus. „Na schön“, brummte ich, woraufhin Chester noch breiter zu grinsen anfing. „Ich kann ja mal hören, was er will.“
„Danke, Ada“, sagte Chester und es klang sogar aufrichtig. Trotzdem machte ich ein paar unkoordinierte, abwehrende Bewegungen mit meinen Armen.
„Das heißt aber noch lange nicht, dass ich dir irgendetwas verziehen habe, klar? Ich bin auch bloß neugierig!“
Chester war schlau genug, daraufhin nichts zu erwidern. Er hätte ohnehin nur etwas Falsches sagen können.

Seufzend konzentrierte ich mich. Brad?
__________________________________
to be continued ..

Hn-hn .. ich schreite voran ..

Danke für's Lesen,
- SnowWhite
 
*lol* Ada kann ganz schön zicken, wenn sie will. Matt tut mir da echt bald leid ;) - aber als rüchgratloser Schleimer hat er das auch nicht besser verdient. Jetzt bin ich auch mal gespannt, was Ashton da so unbedingtes und dringendes will...

Um nochmal auf die Erinnerung zurückzukommen: Ich hab nicht gemeint, dass Chester etwas geändert hätte. Aber eine Erinnerung besteht ja immer aus emotionalen Nuancen - und wie man die empfindet kann sich einfach im Lauf der Zeit ändern. Etwas, das man vielleicht mal als charmant empfunden hat, wird in der Erinnerung zu schleimig... Ironisch zu zynisch - oder auch umgekehrt. So war es gemeint...
 
Alae!

Wahrscheinlich wird Brad jetzt net antworten... haben wir dann wohl Matt zu verdanken! Oder Ashton hat wieder irgendnen Plan ausgeheckt... tztztz

Ich stelle doch bloss Vermutungen an... ^^"
Und das hier stimmt jetzt sicher net!

Wie Ada Matt fertig gemacht hat war einfach mega! *gg*
Das Mädchen ist heftig!

Atenio Kitti
 
Du müsstest jetzt mal mein Gesicht sehen... ein breites Grinsen:D Der Teil war richtig gut. Vor allem Ada *immer noch vorsichhingrinst*Als wären wir so etwas wie eine Telefongesellschaft rofl und ihre Gedanken zu Matt, dem Schleimer *g*
Aber trotz diesem irgendwie sehr lustigen Teil, lag doch ein bedrohlicher Unterton zwischen den Zeilen. Zuerst diese Warnung auf die nächste Untersuchung, die Ada anscheinend fiel zu leicht auf ihre Schultern nimmt und auch das Gespräch das Ashton mit Chester führen will, deutet ja wohl sehr offensichtlich auf den Ernst der Lage hin. Ich kann nur sagen, die Spannung steigt!
 
Ja, es ist schon wieder eine Zeit her, dass du was von mir gehört hast, aber bei dem Tempo, dass du so immer vorlegst, ist es ganr nicht mal so einfach Schritt zu halten, wenn man nicht täglich zum lesen kommt ^^"""

However, an den Teilen selbst gibt es natürlich mal wieder nichts auszusetzen. Chester und Ashtons ziemlich tragische Vergangenheit hast du schön präsentiert, genauso wie auch die zweite Persönlichkeit in Chesters Verstand.
Ada selbst gefällt mir wegen ihrer durchaus sehr zynischen Reaktionen immer besser, genauso wie auch Chester. Einzig und allein Matts Entwicklung spielt vielleicht nicht in der selben Liga. War er zu Anfang doch noch ein - wie soll ich sagen - teilböser Charakter (gehört zu den fiesen Wissenschaftlern, ist dann aber doch nicht soo fies), so wurde er nach Shermans erstem Auftreten von Teil zu Teil schleimiger, herzloser und berechnender... Was irgendwie klar ist, da er nach der Pfeife des Prof. Dr. tanzt, aber irgendwie wurde er IMHO langsam zu einer Parodie seiner selbst...

Anyway, Changes ist immer noch die wunderbare Geschichte, von der ich hoffe, dass sie bald weitergeht und dass ich in nächster Zeit dem Tempo wieder Schritt halten kann :) ^^°

-Kay
 
Hallo zusammen!

Poste ich zu schnell? Das ist jetzt eine Frage an alle, obgleich nur MajinKay so was erwähnt hat .. Wenn ja, dann sagt es mir einfach. Ich bemühe mich, die Teile immer in Abständen von vier, fünf Tagen zu posten, da ich persönlich es ziemlich .. hn .. ätzend finde, wenn man so lange auf neuen Lesestoff warten muss .. -.-" Also, nur raus damit, wenn was nicht passt :)
Nichtsdestotrotz bedanke ich mich natürlich erst mal wieder bei euch allen für eure lieben Commies. Danke schön! :knuddel: Hab mich riesig darüber gefreut *froi*

@Shan'xara: Klar kann sie rumzicken .. *g* Aber solange sie es nicht übertreibt, finde ich das ganz in Ordnung ..

@Kitti: Nö, stimmt. Dieses Mal hast du falsch geraten. Brad antwortet. Nur was? *sichausschweigt* Und Matt hat es doch eigentlich nicht anders verdient, oder? Finde ich zumindest ..

@Hilda: Gut, gut, gut *nickt* steigende Spannung ist gut so langsam wird's ja auch Zeit .. Bei dem Gespräch habe ich diesmal sogar deinen Kritikpunkt beachtet *ganzstolzist* Allerdings wird das dadurch etwas in die Länge gezogen .. *seufz*

@Tiara: Prinzipiell macht Ada sich ja fast um niemanden Sorgen, und da sie Matts Gerede nicht für voll nimmt, kommt sie gar nicht auf die Idee, dass Brad in Gefahr sein könnte ich übrigens auch nicht .. O.O Meinst du, weil er zu Brad hingehen und ihn darüber ausfragen könnte, was er mit Ada beredet hat .. ? (Die Untersuchungen spielen - das sag ich jetzt ganz einfach mal an dieser Stelle - aber sowieso keine soooo große Rolle .. Sollte eigentlich nur Matts Verhalten etwas genauer darstellen und kurz vermerken, dass Sherman gerade irgendwie nicht anwesend ist .. )

@MajinKay: Eine Parodie seiner selbst .. hey, das klingt irgendwie gut *g* Öhm .. nö, eigentlich war er aber nicht als solche gedacht -.-" Am Anfang war er wirklich wohl nur "teilböse", aber dann wusste ich .. *räusper* .. ehrlich gesagt nicht mehr so ganz, was ich mit ihm anstellen sollte .. *schäm* Ursprünglich sollte er sowieso einen ganz anderen Zweck haben .. Dann hab ich mir gedacht, könnte ich mit ihm irgendwie verdeutlichen, was für ein hohes Tier Sherman in dem ganzen Verein ist, was für eine Macht und Autorität er hat und dass die ganze Angelegenheit nicht ganz so witzig ist, wie man vielleicht denken könnte ..
Öhm .. reichlich verschlüsselte Botschaft .. ^.~ Aber wenn das nicht geklappt hat, liegt's wohl daran, dass er kurzzeitig im Weg war .. Und was lernen wir daraus? Hab deine Figuren im Griff .. *hmpf* ;)

Meine Güte .. *puh* das reicht glatt schon für einen zweiten Teil ..


Kapitel o2: Ausbruch
Akt 12, Teil o1

Mann, Ada! Was sollte das denn? Du hast mich aus deinem Kopf ausgeschlossen!
, erklang es sofort tonlos in meinem Kopf. Die Wut, die hinter diesen Worten steckte, konnte ich jedoch beinahe greifen.
Ich weiß, tut mir Leid, Brad, aber hier standen echt Wissenschaftler und Soldaten im Zimmer und ich konnte mich nicht auf so vieles gleichzeitig konzentrieren. Schweigend sah ich Chester an, während ich mich geistig mit Brad unterhielt. Chester schaute abwartend zurück, und als mir dieser Blickwechsel zu lange dauerte, ließ ich meine Augen durchs Zimmer wandern. Du hast dir eben einen ungünstigen Zeitpunkt ausgesucht. Du hättest es ja früher probieren können.
Hah!
, kam es so schnell zurück, dass ich kurz zusammenzuckte.

„Was ist? Was ist los? Was hat er gesagt?“, fragte Chester sofort nach und spielte in einer unbewussten, ungeduldigen Geste mit meiner Bettdecke.
„Noch nichts“, sagte ich kopfschüttelnd und legte anschließend den Zeigefinger an den Mund, um mitzubekommen, was Brad als nächstes sagte.

Ich habe es vorher versucht, aber du warst nie da. Ashton will schon seit wir aus dem Simulationsraum zurück sind, dass ich dich spreche. Das ging aber erst nicht, weil du irgendwie ... irgendwie nicht da warst und dann, als ich es noch mal versucht habe, war da auf einmal dieser schwarze Nebel und ich konnte dich wieder nicht erreichen.
Ich runzelte verwirrt die Stirn. Schwarzer -
Und
dann, unterbrach Brad mich in einer für ihn untypischen Art. Offensichtlich musste Ashton ihm wirklich schon ganz schön zugesetzt haben, wenn er mir sogar schon über den Mund fuhr.
Und dann war da diese Mauer, an der ich nicht vorbei konnte, fuhr er fort und ich konnte seinen anklagenden Gesichtsausdruck beinahe vor mir sehen. Du hast mich einfach ausgesperrt, Ada! Das finde ich nicht fair!
Ich seufzte laut, wobei Chester fragend eine Augenbraue hob. Ich schüttelte nur wieder den Kopf, beschloss kurzerhand, nicht weiter auf dieses Thema einzugehen. Es erinnerte mich zu sehr daran, dass ich vor kurzem noch auf der Schwelle des Todes gestanden hatte und dass Chester tatsächlich der Mörder von Ruth war - zumindest ein Teil von ihm. Ein Teil, den ich nach der Kindheitserinnerung irgendwie verstehen konnte.
Sollte ich das Brad erzählen?

Hör mal zu, Brad, das ist jetzt alles nicht so wichtig. Es tut mir Leid, dass ich dich so rüde abgewiesen habe, aber es ging nicht anders. Also, was wollte Ashton denn nun die ganze Zeit von mir?
Brad brummte mir im Geiste missmutig entgegen, was sich aufgrund der fehlenden Emotion reichlich seltsam anhörte. Er sagt, dass wir, wenn wir wirklich hier rauskommen wollen, umgehend fliehen müssen.
Umgehend?
So hat er sich ausgedrückt
, bestätigte Brad.
Tatsächlich? Hat er das? Das hörte sich an, als würde er nur mal schnell die Koffer packen gehen und dann losmarschieren. Zu schade, dass die Gedankenstimme meinen sarkastischen Unterton nicht mittransportieren konnte. Aber Brad hätte es sowieso nicht verstanden, da er meinen Sarkasmus meist ernst nahm.
Ja, das sagte ich doch gerade, kam auch prompt die Antwort des Jungen. Jedenfalls sollst du das Chester sagen und am besten dafür geeignet wäre der heutige Ausgang auf diesen Innenhof. Du weißt schon, da, wo sie ... wo sie Ruth ... abgeholt haben.

Seine letzten Worte schnürten mir ungewollt die Kehle zu und ließen mich einen schnellen Blick auf Chester werfen, der mich noch immer unverwandt ansah, als würde sich unser Gespräch bei intensiver Beobachtung einfach auf meine Stirn projizieren. Seine Augen waren zwar dunkel, aber so ... menschlich. Im Moment, ermahnte ich mich. Du hast ihn auch schon ganz anders erlebt! Aber im Grunde konnte man ihn doch wirklich nicht für die Taten seines anderen Ichs verurteilen ... oder? Inwieweit hingen die zwei denn zusammen? Zumindest soweit, dass der eine Teil - wenn auch mit einiger Verspätung - wusste, was der andere tat. Wenn ich das richtig verstanden hatte. Aber, Herrgott noch mal, ich war doch kein Psychiater! Wieso musste diese ganze beschissene Situation nur so verflucht kompliziert werden!?

„Und?“, erkundigte sich Chester und machte mir damit unbewusst klar, wie lange ich ihn gerade wieder angestarrt hatte. Es war nur so unglaublich schwer, sich vorzustellen, wie Chester ein halbes Dutzend Menschen (und wer weiß, wie viele noch) getötet hatte.
Ich schluckte einmal hart, um nicht zu krächzen anzufangen, und neigte mich dann näher zu ihm hin, um ihm Ashtons Anliegen zuzuflüstern. Es war zwar eigentlich albern, solche Vorsichtsmaßnahmen anzuwenden, wo man wohl kaum erwarten konnte, dass immer jemand vor den Monitoren der Überwachungskameras saß, der Lippenlesen konnte, geschweige denn, dass sie sich jedes Gespräch, das hier geführt wurde, auch tatsächlich anhörten.
Aber aus irgendeinem Grund tat ich es doch. Es beruhigte mich.

Ich brachte meinen Mund ganz nah an sein Ohr heran und drehte mich möglichst so, dass ich zur Wand hinsah. Ich hatte keinen blassen Schimmer, wo in diesem Zimmer die Kamera versteckt war, aber ich rechnete nicht damit, dass sie in der Wand eingebaut war; von dort hätte sie einen viel zu ungünstigen Überwachungswinkel. „Ashton drängt schon seit Ende der Simulation darauf, dass Brad mit mir spricht, weil er heute Nachmittag, wenn wir Ausgang haben, fliehen will“, flüsterte ich Chester ins Ohr, der etwas verwundert dreingeschaut hatte, als ich mich plötzlich zu ihm gebeugt hatte. „Außerdem sollen wir uns darüber nur flüsternd unterhalten und von den Kameras weg, damit Lippenleser uns nicht verstehen können“, fuhr ich fort und lehnte mich anschließend wieder zurück, um ihn anblicken zu können. Er hatte seine Stirn in Falten gelegt.
„Lippenlesen?“, wiederholte er zweifelnd, was mir ein Grinsen entlockte.
„Du sollst flüstern“, raunte ich ihm verschwörerisch zu.
„Oh“, machte er Augen verdrehend. „Verzeihung.“ Er beugte sich ebenfalls zu mir herüber und sein warmer Atem streifte prickelnd über meine Haut, als er an meinem Ohr murmelte: „Dann frag meinen Bruder doch mal, was er sich da wieder überlegt hat, warum er es plötzlich so eilig hat und warum er diese Geheimnistuerei für angemessen hält.“ Er lehnte sich wieder zurück und aus seinen Augen funkelte eine ehrliche Belustigung heraus, als er darauf wartete, dass ich mich wieder mit Brad in Verbindung setzte.

Mit einiger Schwierigkeit konzentrierte ich mich wieder auf Brad und versuchte dabei, das Gefühl von seinem Atem auf meiner Haut weitestgehend zu ignorieren. So eine Nähe hatte ich eigentlich vermeiden wollen.
Brad? Ich hab’s Chester gesagt. Er fragt Ashton, was er sich in seinem kranken Hirn nun schon wieder ausgedacht hat, wieso er auf einmal so ein Tempo vorlegt und warum er plötzlich meint, Geheimagent spielen zu müssen.
Brad zögerte hörbar, ehe er mir etwas erwiderte. Äh ... hat er das so gesagt?
Unwillkürlich musste ich grinsen. Nein. Das war meine Interpretation seiner Worte. Sag ihm nur irgendetwas, das sich so ähnlich anhört, schlug ich Brad mit einer emotionslosen Stimme vor, die mein Grinsen Lügen strafte.
„Was ist so witzig?“, fragte Chester neben mir nach, ehe er bemerkte, dass er laut gesprochen hatte. „Ich meine“, er lehnte sich wieder vor, um es mir zuzuflüstern, „wieso grinst du so?“ Daraufhin musste ich nun leise lachen, schüttelte aber nur den Kopf und legte ihm eine Hand auf die Brust, um ihn von mir wegzuschieben. Wenn er mir so nah war, war er schwer, sich vernünftig zu konzentrieren.

Ada? Ashton meint, dass er eine Flucht schon längst geplant hat, es jetzt aber eilig wird. Bei dieser weißen Simulation haben wir von einer Flucht gesprochen und er sagt, wenn wir nicht wollen, dass sie uns jede Chance darauf zunichte machen, müssen wir uns mit unseren Planung beeilen, was nach seiner Meinung einem Ausbruch gleich heute entspricht. Und das ist keine Interpretation.

Brads Worte wischten trotz ihrer vollkommen Emotionslosigkeit das Grinsen sofort von meinem Gesicht. Verdammt, er hat Recht!, schoss es mir auf einmal durch den Kopf, obgleich ich nie viel auf Ashtons Gerede und einer etwaigen Flucht gegeben habe, aber ich hatte mir trotzdem eine gewisse Hoffnung bewahrt.
„Verflucht!“, stieß ich zornig hervor. Die Wissenschaftler hatten nur einmal eine etwas abweichende Simulation vorbereiten müssen und schon wurde diese anfängliche Spinnerei ernst. Denn wenn die Ärzte mit Sherman vorneweg erst genügend Vorkehrungen gegen einen Ausbruch getroffen hätten, würde sich eine Flucht nur noch mehr erschweren und vielleicht sogar an eine Unmöglichkeit grenzen.

„Was? Was denn?“ Chester packte mich unvermittelt am Arm, sodass ich ihn automatisch ansah. Es brauchte jedoch keine weiteren Aufforderungen, um ihm Ashtons Gedankengänge mitzuteilen, da mir auf einmal wieder das Bild eines zur Hälfte weggeschossenes Gesichts und eines kleinen, ängstlichen Jungen durchs Gedächtnis schoss.
Vielleicht war es langsam wirklich an der Zeit, einen Ausbruch zu wagen.
_______________________________________________________
to be continued ..

Arghs, sorry, muss euch noch mal kurz aufhalten.
Irgendwie habe ich das Gefühl, in diesem Teil wurde viel geredet, aber nichts gesagt .. *seufz* Ich versuche wirklich, zum Punkt zu kommen, aber dann gleite ich doch immer wieder ab .. und zu lange Teile will ich auch nicht posten .. *Zwickmühle* Aber zumindest kann ich euch versprechen, dass im nächsten Teil das Gespräch endlich beendet wird und wir zur eigentlichen Bedeutung der Überschrift des zweiten Kapitels kommen werden .. endlich .. :dodgy:

Danke für's Lesen,
- SnowWhite
 
genial *grins* das telephatische Gespräch zwischen Ada und Brad hat mich igendwie an "stille Post" erinnert... mal schaun was hinterher rauskommt *g*
Nein, nein, nix war langatmig oder gar langweilig. Ich fand den Teil Klasse so wie er war, hätte auch ruhig noch etwas länger sein dürfen *zwinker*
Und Ashton will also jetzt unbedingt ausbrechen... hm... und wenn du sagst, dass dein nächster Teil endlich der Überschrift des zweiten Kaps gerecht wird, dann werden sie es wohl auch durchziehen, oje, ob das gut geht und Ashton auch alles richtig geplant hat? Ich lass mich überraschen^^
Und zu deiner Frage, ob du zu schnell postest: NEIN! Im Gegenteil ich beneide dich eher, dass du innerhalb von ein paar Tagen so ca. drei Seiten schreiben kannst. Oder hast du soviel Vorgeschriebenes auf Lager?
*knuddeldich*
Hilda
 
Alae!

*gg* Ayas "Interpretationen" sind einfach mööögaaa!!! XD Das Mädchen hats in sich.

Sie brechen aus? Huihui... noch mehr Action! *freu*

Atenio Kitti
 
Gut. Die beiden Teile waren wieder schön geschrieben und teilweise auch sehr lustig :D Im Übrigen war meine Aussage bzgl. fehlender Handlung nicht mal böse gemeint, wie du schon sagtest: Ein Teil kann auch ohne Handlung gut sein.
 
@letzter Kommie von mir: Rein theoretisch muss ich sogar sagen, dass ich dich ehrlich wegen deinem recht schnellen, und vor allem regelmäßigen Tempo bewundere. ;) Bei mir ist es nur so, dass ich auf Grund von diversen anderen Sachen (wie zum Beispiel Prüfungen) zeitenweise fast zero freizeit habe... und aus diesem Grund auch den einen oder anderen Teil verpasse... was ich aber normalerweise recht schnell nachholen versuche ^^° Und sobald ich wieder up-2-date bin, freue ich mich logischerweise, wenn es nicht mehr allzu lange dauert, bis es wieder was neues zu lesen gibt. Also beantworte ich die Frage auch mit einem klaren NEIN, dass du dein Schreibtempo etwas an mir lahmer Schnecke angleichen sollst ^^° :)

@Matt: Ich finde auch, dass du mit seinen Reaktionen auch wirklich Prima den Standpunkt von ihm und Sherman verdeutlicht hast. Was ich mit dem Kommie über ihn nur meinte ist, dass er zu Beginn der Geschichte eigentlich recht angenehm war, dann in Shermans Nähe ziemlich fies wurde und jetzt noch nicht einmal mehr den Prof. Dr. braucht, um unsympathisch zu erscheinen ;) Also eine ziemlich negative Wandlung durchmachte - zumindest in meinen Augen ^^

@aktueller Teil: War mal wieder absolut prima ;) Innerlich happy, dass ich mit meiner Vermutung, Ashton stachelt zum Aufstand an, gar nicht mal soooo falsch lag war es mal wieder wunderbar, Ada bei ihrer telepathischen Plauderstunde zu beobachten ^^ Bin schon mal ziemlich gespannt, wie die Vier jetzt weiter vorgehen werden, denn irgendwie... *schnüff* *schnüff* riecht das nach Ärger... und Falle... aber mal sehen...
Also denn! Bis zum nächsten mal, was hoffentlich bald sein wird *gg* ;)

-Kay
 
Der Teil war wieder sehr gut - und ich finde nicht, dass du zu schnell postest ;). Allerdings erscheint mir das doch auch alles nach Falle zu riechen *g*... Ada ist wirklich ein guter Charakter, ich mag ihren Sinn für Humor ;).
 
Hallo zusammen!

Hatte ich gesagt, dieser Teil wäre das Ende der Planung? Nun, da würde ich mal sagen: Ich bin nicht so gut im Schätzen .. :dodgy: Soll heißen: noch nicht fertig .. Beim Schreiben ist mir da noch irgendwie ein Problem über die Finger gefahren, das auch - zumindest kurz - angesprochen werden muss .. hn .. sorry ..

@*gato_negro*: Tja .. *nichtweißwassiesagensoll* Danke trifft es wohl am ehesten ;)

@Hilda: Danke *froi* Allerdings kommt es heute wohl doch noch nicht *nachobenzeigt* zum Ausbruch .. Zum eigentlichen Ausbruch dauert es sowieso noch etwas .. Ich meinte damit eigentlich nur diese ganze Planung .. O.O Und ob ich vorschreibe? Nya, wenn ich anfange, höre ich nicht einfach dann auf, wenn ich meine, dass ein Teil fürs Posten lang genug ist, sondern wenn ich .. hn .. nicht mehr weiter weiß oder keine Zeit mehr hab .. *Schuletret* Von daher hab ich dann schon immer noch etwas mehr Vorgeschriebenes *nickt*

@Kitti: *gg* Tja, sie kann Ash eben nicht so gut leiden und da interpretiert sie gerne mal so ins Blaue hinein. Öhm .. die Action .. joa .. hab noch etwas Geduld .. okay?

@Tiara: Wow .. *staun* langer Commie, den du mir da ablieferst .. *froi* Also, zu Matt: Tja, der ist eben so .. O.O Zu Ash&Ada&Brad: Sie hatte da mal einen ganz kurzen Moment, in dem sie Chester gefragt hat, ob Ash eventuell auch ausrasten könnte und da hast du Recht - da hat sie sich tatsächlich Sorgen gemacht .., aber sonst .. okay, sie hatte noch Angst um Ruth, aber das war etwas Anderes .. hn .. um wen noch? *grübel* Sie ist zwar nicht ganz so wie Ash, aber als besonders .. fürsorglich würde ich sie auch nicht beschreiben. Zumindest wollte ich sie nicht so gestalten. Wenn das aus Versehen hah! passiert ist, öhm .. *pfeift* Was den Ausbruch angeht: wie viel da schief gehen kann .. und trotzdem können die zwei auf irgendeiner Lichtung stehen .. was sind das denn für Andeutungen .. ? *Kopfschüttelt*
Und der Typ auf dem Ava fühlt sich definitiv zu cool *lacht* Weiß nicht, ob du den kennst (Goyjo aus Saiyuki) .. jedenfalls finde ich nicht so viele Bilder von ihm, aber das fand ich irgendwie ganz witzig *g* Tja .. öhm .. wo sind wir denn jetzt gelandet? *amKopfkratzt* Irgendwie verleiten deine Reviews mich immer dazu, etwas ausufernd zu werden .. *lacht* ..


@stLynx: Danke *froi* Ich selbst finde es manchmal allerdings langweilig, wenn nicht wenigstens etwas Handlung drin vorkommt .. Aber ich les auch gerne so was *nickt* <- was für eine qualitativ hochwertige Aussage .. O.o"

@MajinKay: Was das Posten angeht sagte ich ja schon bei Hilda, dass ich meistens immer noch etwas in peto habe *nickt* Nun, wer wäre zum Aufstacheln von ein paar Mutanten auch schon besser geeignet als Ashton? *g* Aber das konnte ich damals ja noch nicht verraten .. *nö* Aber .. hn? Was riechst du denn da? *schnupper* Keine Ahnung, was du meinst ..

@Shan'xara: Du riechst auch was? *Kopfschüttelt* Muss wohl 'ne Erkältung rumgehen ..

So, *staun* ist das wieder viel geworden .. Aber wenn ich mich so nett mit euch unterhalte, kann ich wenigstens noch etwas das Lernen für 'ne Klausur morgen rausschieben .. *jammer* ..



Kapitel o2: Ausbruch
Akt 12, Teil o2

Eilig teilte ich Chester mit, was Brad mir gerade mittels der Gedankenstimme übermittelt hatte, lehnte mich dann zurück und sah ihn an, um auf eine Reaktion von ihm zu warten. Ich hätte sofort gewusst, was ich Ashton als nächstes gefragt hätte. Was hatte er sich ausgedacht? Hatte er schon konkrete Pläne, wie er diesen elektrisch gesicherten und von Soldaten bewachten Zaun überwinden wollte? Wen wollte er mitnehmen? Wann wollte er es machen?
Alle meine Gedanken waren auf einmal nur noch auf den Nachmittag fixiert. Wenn die Chance einer Flucht erst einmal zunichte gemacht worden wäre, gäbe es auch keine Hoffnung mehr auf eine Freiheit. Denn wer war schon so naiv zu glauben, dass die Wissenschaftler uns nach einer absehbaren Zeit in dieser Anlage einfach wieder in die Welt hinaus entlassen würden?
Dieses harte Eingeständnis ließ meinen Mund plötzlich staubtrocken werden. Ich hatte während der ganzen letzten Monate hier kein einziges Mal über ein Danach nachgedacht, hatte die Situation so hingenommen, wie sie mir gekommen war.
Bis Ruth getötet worden war.
Von Chester.

Ich kniff die Augen zusammen und schüttelte entschlossen den Kopf. Darüber sollte ich nun wirklich nicht nachdenken. Hatte nicht Ruth selbst mir ihren Mörder gezeigt? Zweimal? Offenbar hatte sie gewollt, dass ich den Unterschied zwischen Chester, dem Guten, und Chester, dem Bösen, erkannte.
„Wie stellt er sich das vor?“ Chesters Worte ließen mich meine Augen wieder öffnen. Der Mann neben mir starrte grüblerisch vor sich hin und bemerkte dabei gar nicht, dass er wieder laut gesprochen hatte. Ich wartete noch kurz, ob dem noch etwas folgen würde, war dann selbst aber zu ungeduldig, um noch länger zu warten, und wandte mich sogleich wieder an Brad.

Wie will er das anstellen? Die werden uns schließlich nicht einfach davon spazieren lassen. Und außerdem, fügte ich dann noch hinzu, weil es mich tatsächlich interessierte, wen will er alles von seinem Plan in Kenntnis setzen?
Er will, dass wir das heute beim Ausgang möglichst unauffällig allen sagen. Und die, die mitkommen wollen, sollen einfach mitkommen
, kam es beinahe sofort von Brad. Offensichtlich hatte er sich mit Ashton schon damit auseinander gesetzt. So, wie es klanglos von Brad kam, hörte es sich sogar beinahe einfach an. Beinahe. Das Problem, wie wir an einem Haufen Militärs und elektrischem Strom vorbeikommen sollten, war damit noch nicht geklärt.
Und wie -, wollte ich meine Frage gerade wiederholen, als Brad mir - schon wieder ganz untypisch - dazwischenfuhr.
Ja, ja, das kommt jetzt. Er sagt, auf die gute, alte Art.
Was so viel heißt, wie?
, hakte ich nach. Entweder hielt Brad absolut nichts von Ashtons Idee oder Ruths Einfluss auf ihn musste größer gewesen sein, als ich bisher angenommen hatte. Er ließ sich beinahe jedes Wort aus der Nase ziehen!

Ein Ablenkungsmanöver, antwortete Brad schlicht, ehe er sich erklärte: Und was für eins. Er meint, Chester soll noch mal über seinen Schatten springen und ein kleines Erdbeben erzeugen, um eine allgemeine Verwirrung zu schaffen. Er, also Ashton, will sich dann um den Zaun und die Soldaten in der Nähe kümmern und wenn die anderen, also wir, nicht zu viel - er meint Schiss - haben, können wir ihm gerne dabei helfen, ein paar Soldaten ... platt zu machen. Natürlich muss alles ganz schnell gehen und auf Zurückbleibende und Langsame kann keine Rücksicht genommen werden. Es zählt, wer draußen ist, ist draußen. Er wartete einen Moment, um sich nachdrücklich von diesen Worten zu distanzieren. Klingt ziemlich hart, finde ich. Was denkst du, Ada?

Hart? Es klang genau so, wie ich nach meinem ersten Gespräch mit Ashton erwartet hatte, wie er eine Flucht planen würde: vollkommen rücksichtslos. Glaubte er vielleicht ernsthaft, irgendeiner von uns konnte einfach so ein Dutzend Menschen zurücklassen, die die ganzen letzten vier Monate das selbe hatten durchleben müssen wie man selber? Zudem noch mit der Gewissheit, dass sie, sobald sie für die Regierung nicht mehr von Nutzen waren, einfach beiseite geschafft werden würden?
Und außerdem hörte sich das ganze nach einem Himmelfahrtskommando an und Plan konnte man diese fixe Idee bestimmt auch nicht titulieren, mal ganz davon abgesehen, dass ich nicht glaubte, dass Chester >über seinen Schatten springen< würde, wie Ashton sich so lyrisch ausgedrückt hatte.

Ich finde, es klingt nach Ashton, antwortete ich Brad und bat ihn anschließend um ein paar Minuten Geduld, in denen ich Chester von Ashtons hirnrissigen Gedanken erzählen konnte.
Ganz darüber im Klaren, wie er darauf reagieren würde, war ich mir nicht, außer dass ich vermutete, dass er dieses Hirngespinst ebenfalls für aberwitzig hielt. Sein anhaltendes Schweigen und die leichte Angespanntheit, die schon während meines Berichtes aufgetreten war, sagten mir zumindest, dass ich nicht so ganz auf der falschen Spur gewesen sein konnte; Chester hielt das ganze offensichtlich ebenfalls für schwachsinnig.

„Er spinnt“, sagte er schließlich leise und starrte dabei die Bettdecke an, die er noch immer zwischen den Fingern knetete. „Er spinnt.“
„Schön, dass ich mit dieser Erkenntnis nicht alleine bin“, bemerkte ich trocken, wusste aber nicht so recht etwas mit dieser Reaktion anzufangen. „Soll ich ihm das jetzt sagen?“
Langsam hob er den Blick. Es erstaunte mich ein wenig, darin Ärger zu lesen, wartete jedoch ab und sagte nichts dazu. „Hat er überhaupt eine Ahnung, wie ... Woher will er ... Wieso ...“ Er unterbrach sich und fuhr sich mit einer Hand durch das schwarze Haar. „Ja, sag ihm das.“ Für einen Moment lang wusste ich nicht, auf was er sich damit bezog, doch dann schloss ich sein Gestammel aus.
„Gut und -“
Er unterbrach mich, als ich mich erkundigen wollte, ob dies denn alles wäre. „Und sag ihm auch, dass das nicht so einfach ist, wie er sich das vorstellt. Dafür gibt es ... gibt es keinen Schalter mit dem man das ... an- und ausschalten kann oder was immer er sich da vorstellt. Das ist gefährlich.“ Der Ärger in seinen dunklen Augen hatte sich inzwischen in Wut verwandelt, die sich mit tiefer Abneigung und vielleicht sogar ein wenig Angst mischte.
Angst vor sich selbst.
Abneigung gegenüber sich selbst.

Ich spürte, wie das Mitleid erneut in mir hoch kroch, und übermittelte Brad, was Chester gesagt hatte. Dann herrschte für einige Minuten Ruhe in meinem Kopf, in denen Chester und ich uns anschwiegen. Ich wusste auch nichts zu ihm zu sagen. Es hätte ohnehin nur etwas Falsches sein können. Tröstend berühren wollte ich ihn auch nicht, da das beim letzten Mal in einer Reise in vergangene Erinnerungen geendet hatte und ich nicht besonders erpicht darauf war, diese Erfahrung ein weiteres Mal zu machen, obgleich sie mir dabei geholfen hatte, Chester irgendwie zu verstehen.
Zu verstehen, wie sich eine zweite Persönlichkeit, die allein für die Morde verantwortlich war, hatte bilden können.
Aber da meldete sich Brad ohnehin schon zurück. Ein Geräusch, das dem eines Räusperns sehr nahe kam, erschall tonlos in meinen Gedanken.

Ashton regt sich total darüber auf, sagt, er, also Chester, soll sich nicht so anstellen, das ist schließlich die einzige Möglichkeit hier herauszukommen und er, also Ash, will hier raus. Er braucht, also er ist jetzt Chester, er braucht mit seinen Kräften ja nicht allzu weit zu gehen, sondern nur bis kurz vor dem Punkt, wo es ... wo es Klick macht ... Ada, was meint er damit?

Ich erstarrte. Brad wusste noch immer nichts von Chesters und Ashtons Vergangenheit, nichts von Chesters tödlichem Treiben, wenn er nicht mehr er selbst war, und auch nichts von Ruths Mörder. Nun, dies wäre vermutlich eine passende Gelegenheit, ihm das zu sagen.
Nein, rief ich mich in Gedanken zur Ordnung, ohne sie Brad mitzuteilen. Für so eine Nachricht gab es nicht im entferntesten etwas, dass einer passenden Gelegenheit auch nur nahe kommen würde.
Brads Worte waren vielleicht ein guter Anfang, um eine vorläufige Erklärung abzugeben, aber ganz bestimmt entsprach unsere momentane Situation, der Punkt in unserem Leben, den wir in Gefangenschaft gemeinsam erreicht hatten, nicht dem passenden Moment für eine solche Offenbarung. Nicht so kurz vor einem möglichen Ausbruch aus dieser Anlage, zu dessen Verwirklichung wir höchstwahrscheinlich die beiden Brüder brauchen würden.

Ein leises Seufzen entfuhr mir, dass Chester jedoch nicht bemerkte. Es würde bessere und ruhigere Zeitpunkte geben, Brad aufzuklären. Vielleicht würde es sogar bessere und geeignetere Personen geben, die Brad schonender alles erklären konnten. Ich war dafür im Moment sicherlich nicht die beste Wahl.

Mit leichtem Unglauben stellte ich fest, dass ich Angst davor hatte, Brad über Chester und Ruth aufzuklären.
_________________
to be continued ..

Danke für's Lesen,
- SnowWhite

Übrigens behalte ich dann mal mein Posttempo bei .. *jawohl*
 
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