[Aeruin RPG] Hauptthread

Sharon & Zoe: Ai's Apartment

Ai war also Nates Schwester? Die Sache wurde zunehmend verworrener und die dürftige Erklärung von Sharon - die selbst nicht mehr wusste, als das was sie sagte - machte es ihr nicht einfacher mit den Informationen umzugehen. Doch sie entschied sich, es vorerst nach hinten zu schieben und sich dessen später zu beschäftigen.
Und der Mann im weissen Mantel war auch ein Aviati, dass setzte zumindest schon einmal ein kleines Puzzleteil wieder zusammen, reichte jedoch längst nicht, um das Puzzle komplett zu haben.

Als sie in der Wüste angelangt waren, hatte sie Sharon aufmerksam beobachtet. Sie schien eher zu wissen, wie sie mit der Aufgabe umzugehen hatte. Was Zoe ein wenig frustrierte. Sie schaffte es einige der Würfel in Bewegung zu versetzten und auch zum Leuchten zu bringen, konnte sie jedoch nicht Konstant halten und setzte zuviel Energie frei, was den Würfel zerbrechen lies. Aber immerhin, dass musste sich Zoe eingestehen, war sie damit schon einen guten Stück weiter als sie es war.
Also tat sie es ihr nach, setzte sich im Schneidersitz vor einen Felsen und schloss die Augen. Sie versuchte die Energie zu spüren, versuchte zu begreifen, was sie tat, wenn sie jemandes Gefühle aufschnappte. Doch dafür brauchte sie normalerweiße Augenkontakt, was hier ... schwierig war. Dennoch lies sie sich davon nicht aus der Ruhe bringen und tat wie Sharon ihr sagte, versuchte die Energie zu spüren die von sich selbst ausging.

Und tatsächlich, für den Bruchteil einer Sekunde hatte sie das Gefühl, als könnte sie etwas fühlen. Es war nichts Materielles, nichts das sie hätte mit ihren Händen berühren können, doch sie wusste, es war da. Also konzentrierte sie sich stärker, versuchte alles andere um sich herum auszublenden und nur noch sich und den Würfel wahr zu nehmen. Was einfacher gesagt, als getan war.
Sie versuchte sich im Geiste einen eigenen Raum zu erstellen, einen Ort, an dem nur sie und der Würfel bestand hatten. Es war schwieriger als sie erwartet hatte. Krampfhaft schloss sie die Augen fester, als würde es ihr helfen. Auf ihrer Stirn kam eine Ader zum Vorschein, die ihre Anstrengung zeigte.
Irgendwann - zumindest hatte sie so das Gefühl - gelang es ihr. Sie hatte das Gefühl, als könnte sie wie durch einen Schleier einen Raum erblicken, einen leeren Raum und vor ihr lag der Fels, als würde er auf sie warten. Im Geiste ging sie ein paar Schritte auf ihn zu, während sie das Gefühl bekam, als würde ihr etwas folgen. Nur verzerrt konnte sie es sehen, wie etwas um sie herum flackerte und wirbelte. War das ihr Manah?
Zoe wusste es nicht, aber sie musste es versuchen.

Vorsichtig nahm sie den Würfel in beide Hände, fixierte einen imaginären Punkt auf ihm und versuchte dieses wabernde etwas das um sie herum war, auf den Würfel zu projezieren. Nur schleppend gelang es ihr, sehr langsam als wäre alles in Zeitlupe, sah sie, wie ihre Energie über ihre Hände, direkt in die Mitte des Felsen hinein floss und ihn von innen heraus zum Leuchten brachte. Zoe lächelte, erfreut über den kleinen Erfolg den sie verbuchen konnte. Doch sie konzentrierte sich nicht gut genug, der Fels in ihrer Hand begann wie wild zu flackern, ehe er sich in seine Bestandsteile auflöste und durch ihre Finger hindurch glitt.
"Mist ... " grummelte sie leise, als sie die Augen wieder öffnete und um sich herum, die weiten der Wüste wiede wahr nahm.
Diesesmal versuchte sie es, ohne sich einen Raum im inneren auszumalen. Langsam nahm sie einen der Würfel in die Hand, vorsichtig, als würde eine einzige berührung schon genügen um ihn zu zerbrechen. Lange starrte die Züchterin ihn einfach nur an, ohne das sich etwas tat, doch trotzdem zierte ein schmales Lächeln ihr Gesicht. Es musste einfach funktionieren, sie durfte nicht aufgeben. Sie musste sich nur richtig konzentrieren.
 
Sharon & Zoe: Im Inneren des Mementos

Als es ihr endlich gelang, nach einer gefühlten ewigkeit, das Leuchten aufrecht zu erhalten, war sie doch ein wenig erschöpft. Erschöpft, aber auch glücklich und stolz.
Nina gestattete ihnen gerade eine Verschnaufpause, als sie sich einen weiteren der Würfel schnappte und ihn in ihrer offenen Hand hielt. "Seid Euch darüber im Klaren, dass ihr mithilfe Eurer Manah molekulare Strukturen verändert. Dadurch ist es Euch möglich, die eigene Regeneration aktiv zu beschleunigen, ein Meister über die Manah kann darüber hinaus schwere Verletzungen wie abgetrennte Gliedmaßen behandeln oder Krankheiten auflösen. Theoretisch ist auch so etwas möglich ..." Ninas Körper war in eine azurblaue Kontur getaucht, als der Würfel in ihrer Hand langsam in die Höhe stieg. "Der Fels schwebt nicht, er wird lediglich von meiner Manah nach oben gedrückt. Zweifelsohne ist diese Methode der Telekinese bei Weitem unterlegen, da der Kräfteverbrauch in keiner Relation zur Wirkung steht. Für Leute mit großem Manahvorrat kann dies jedoch eine gute Option sein, denn Angriffe aus purer Manah können nicht einfach pariert werden. Das jetzt zu lernen käme jedoch Suizid gleich. Erst möchte ich Euch mehr über Manah beibringen. Dieses Verständnis wird Euch später helfen, Eure Fähigkeiten ganz alleine zu trainieren." Aufmerksam lauschte sie ihrer Erzählung und erst, als sie auf Sharon zuging und ihr das Blut vom Gesicht strich, bemerkte es auch Zoe. Das war schon einmal passiert, damals in der Mine. Ein wenig Sorge bereitete es der Züchterin schon, doch sie schwieg, wollte lieber hören was Nina zu sagen hatte.

"Deine Freundin verfügt über eine weitaus bessere Kontrolle der Manah und Dein Nasenbluten könnte sich noch zu etwas Üblen entwickeln ..." Sie erhob sich wieder und blickte zum Himmel auf. "Mina ..." Kaum gesagt, erschien ihre Zwillingsschwester hinter ihr tänzelnd. Wo Nina in eine schneeweiße Rüstung gekleidet war, trug ihre Schwester ein langes, altertümliches Kleid, das an den Seiten aus feuerrotem Samt war, während es vorne und hinten aus Tüll zu bestehen schien, denn man hatte klaren Einblick auf Minas Oberschenkel. Hinten bot das Kleid einen gewagten V-Schnitt, welcher Aussicht auf ihre Lendengrübchen lieferte. Das weiße Mieder, das am Rücken über Schnüre gebunden war, war zum Glück nicht durchsichtig. Zoe wusste nicht so recht, wohin sie blicken sollte, entschied sich letztlich dann dafür sich den Sand unter ihren Füßen näher zu betrachten. Mina indess tänzelte leichtfüßig um ihre Zwillingsschwester herum und zwinkerte den Mädchen zu, ehe sie von Ninas Räuspern unterbrochen wurde.

"Ich bin dabei, den ...", begann sie, ehe Mina fortsetzte: "... Arkanen Kreislauf zu erklären. Schon klar." Auch sie wurde kurz von einer azurblauen Kontur umgeben, als sie die Arme zu beiden Seiten hob und die gesamte, unbelebte Wüste plötzlich von azurblauen Lichtströmen umgeben war. Bei näherem Hinsehen wurde Sharon und Zoe bewusst, dass diese Ströme aus unzähligen kleinen Lichtpartikeln bestanden, die durch die Luft schwebten. "Wie ich eingangs erwähnte, sind wir tagtäglich von Manah umgeben. Normalerweise sehen wir es nicht, erst bei stärkerer Konzentration wird ein blaues Schimmern in der näheren Umgebung erkennbar. Je größer der Radius desto größer auch der Kraftverbrauch. Mit genug Training werden einige von Euch aber in der Lage sein, selbst die kleinste Fluktuation von Manah aus großen Entfernungen zu spüren." Sie blickte milde lächelnd zu Zoe. "Du scheinst mir ein solcher Sensortyp zu sein. Bitte, hilf Sharon bei ihrem Problem!"
Ein wenig Perplex, zunehmend verwirrter, sah sie sie einfach nur an. Ihr helfen? Wie sollte sie das denn bitte anstellen?
Unbeholfen tapste sie von einem Fuß auf den anderen, ihre Nervosität war fast fühlbar.

Nina trug Sharon auf, noch einmal mehrere Würfel um sich herum schweben zu lassen und mit Energie zu füllen, bis das Nasenbluten wieder auftreten würde. Zoe sollte sich auf die Ströme konzentrieren, die von Sharon und ihrer Umgebung ausgingen. Erst sah sie nichts, doch nach einem kurzen Augenblick erkannte sie ihre Energieströme. Wie Blutgefäße war ihr Körper von Energieadern durchdrungen. Im Magenbereich befand sich ein riesiges "Becken" an Energie und bei jedem Herzschlag pulsierte der Energieschwall. Als Sharon begann, mehr und mehr Würfel levitieren zu lassen, bemerkte Zoe, dass jene Manahpartikel in der Nähe ihrer Arme auf ebendiese zuschwebten. Ihre Arme schienen sie geradezu zu absorbieren, während das "Becken" ruhig blieb. Als das Nasenbluten einsetzte, waren die Energieadern um Sharons Kopf und Arme nur noch schwach sichtbar und die Manahströme um sie herum versiegten langsam. "Und?", fragte Nina neugierig, "Zu welchem Schluss bist Du gelangt?"

Die Züchterin legte den Kopf ein wenig schräg und runzelte die Stirn. Wenn es stimmte - und sie ging bei den beiden nicht davon aus, dass sie schwindeln würden - dass sie immer und zu jeder Zeit von Manah umgeben waren, dann wirkte es fast, als würde Sharon es ihrer Umgebung entziehen. Statt es frei zu setzen um ihre Kräfte zu benutzen, entzog sie es ihrer Umgebung, um es zu benutzen. Sehr interessant. Zoe grübelte noch eine Weile über den Mittelpunkt des Energieflusses nach, ehe sie es wagte zu Antworten.
"Sie konzentriert sich nicht richtig. Statt die Energie aus ihrem inneren zu nehmen und die Steine in Bewegung zu versetzen, entzieht sie das Manah ihrer Umgebung. Dem Manahfluss zufolge, beschränkt sie sich zusehr auf ihre Hände um die Aufgabe zu Meistern, statt das sie es einfach mit ihrem Geiste versucht und die Energie durch ihren gesamten Körper fliessen lässt. Hab ich recht?" Unsicher sah sie zu Mina und Nina, ehe sie ein wenig rot wurde und gen Boden blickte.
 
Sharon & Zoe: Im Inneren des Mementos

"Seid Euch darüber im Klaren, dass ihr mithilfe Eurer Manah molekulare Strukturen verändert. Dadurch ist es Euch möglich, die eigene Regeneration aktiv zu beschleunigen, ein Meister über die Manah kann darüber hinaus schwere Verletzungen wie abgetrennte Gliedmaßen behandeln oder Krankheiten auflösen. Theoretisch ist auch so etwas möglich ..." Ninas Körper war in eine azurblaue Kontur getaucht, als der Würfel in ihrer Hand langsam in die Höhe stieg. "Der Fels schwebt nicht, er wird lediglich von meiner Manah nach oben gedrückt. Zweifelsohne ist diese Methode der Telekinese bei Weitem unterlegen, da der Kräfteverbrauch in keiner Relation zur Wirkung steht. Für Leute mit großem Manahvorrat kann dies jedoch eine gute Option sein, denn Angriffe aus purer Manah können nicht einfach pariert werden. Das jetzt zu lernen käme jedoch Suizid gleich. Erst möchte ich Euch mehr über Manah beibringen. Dieses Verständnis wird Euch später helfen, Eure Fähigkeiten ganz alleine zu trainieren." Sie ging auf Sharon zu und kniete sich vor sie hin, wischte ihr mit der Hand sachte das Blut aus dem Gesicht. "Deine Freundin verfügt über eine weitaus bessere Kontrolle der Manah und Dein Nasenbluten könnte sich noch zu etwas Üblen entwickeln ..." Sharon sah Nina an und nickte langsam, atmete tief durch. "Was genau mache ich denn falsch?" Nina jedoch erhob sich wieder und blickte zum Himmel auf. "Mina ..." Kaum gesagt, erschien ihre Zwillingsschwester hinter ihr tänzelnd. Wo Nina in eine schneeweiße Rüstung gekleidet war, trug ihre Schwester ein langes, altertümliches Kleid, das an den Seiten aus feuerrotem Samt war, während es vorne und hinten aus Tüll zu bestehen schien, denn man hatte klaren Einblick auf Minas Oberschenkel. Hinten bot das Kleid einen gewagten V-Schnitt, welcher Aussicht auf ihre Lendengrübchen lieferte. Das weiße Mieder, das am Rücken über Schnüre gebunden war, war zum Glück nicht durchsichtig. Leichtfüßig tänzelte sie um ihre Zwillingsschwester herum und zwinkerte den Mädchen zu, ehe sie von Ninas Räuspern unterbrochen wurde.

"Ich bin dabei, den ...", begann sie, ehe Mina fortsetzte: "... Arkanen Kreislauf zu erklären. Schon klar." Auch sie wurde kurz von einer azurblauen Kontur umgeben, als sie die Arme zu beiden Seiten hob und die gesamte, unbelebte Wüste plötzlich von azurblauen Lichtströmen umgeben war. Bei näherem Hinsehen wurde Sharon und Zoe bewusst, dass diese Ströme aus unzähligen kleinen Lichtpartikeln bestanden, die durch die Luft schwebten. "Wie ich eingangs erwähnte, sind wir tagtäglich von Manah umgeben. Normalerweise sehen wir es nicht, erst bei stärkerer Konzentration wird ein blaues Schimmern in der näheren Umgebung erkennbar. Je größer der Radius desto größer auch der Kraftverbrauch. Mit genug Training werden einige von Euch aber in der Lage sein, selbst die kleinste Fluktuation von Manah aus großen Entfernungen zu spüren." Sie blickte milde lächelnd zu Zoe. "Du scheinst mir ein solcher Sensortyp zu sein. Bitte, hilf Sharon bei ihrem Problem!"
Nina trug Sharon auf, noch einmal mehrere Würfel um sich herum schweben zu lassen und mit Energie zu füllen, bis das Nasenbluten wieder auftreten würde. Zoe sollte sich auf die Ströme konzentrieren, die von Sharon und ihrer Umgebung ausgingen. Erst sah sie nichts, doch nach einem kurzen Augenblick erkannte sie ihre Energieströme. Wie Blutgefäße war ihr Körper von Energieadern durchdrungen. Im Magenbereich befand sich ein riesiges "Becken" an Energie und bei jedem Herzschlag pulsierte der Energieschwall. Als Sharon begann, mehr und mehr Würfel levitieren zu lassen, bemerkte Zoe, dass jene Mahapartikel in der Nähe ihrer Arme auf ebendiese zuschwebten. Ihre Arme schienen sie geradezu zu absorbieren, während das "Becken" ruhig blieb. Als das Nasenbluten einsetzte, waren die Energieadern um Sharons Kopf und Arme nur noch schwach sichtbar und die Manahströme um sie herum versiegten langsam. "Und?", fragte Nina neugierig, "Zu welchem Schluss bist Du gelangt?"

Sharon sah Zoe fragend an. "Sie konzentriert sich nicht richtig", begann Zoe schließlich, "Statt die Energie aus ihrem inneren zu nehmen und die Steine in Bewegung zu versetzen, entzieht sie das Manah ihrer Umgebung. Dem Manahfluss zufolge, beschränkt sie sich zusehr auf ihre Hände um die Aufgabe zu Meistern, statt das sie es einfach mit ihrem Geiste versucht und die Energie durch ihren gesamten Körper fliessen lässt. Hab ich recht?" Unsicher sah sie zu Mina und Nina, ehe sie ein wenig rot wurde und gen Boden blickte. Sharon lächelte sanft, doch ihr Blick wurde besorgt. "Wenn ich das Manah der Umgebung entziehe, warum dann das Nasenbluten? Nehme ich zuviel auf, anstatt meine eigene Kraft zu benutzen?" Sie überlegte einen Moment und verzog missmutig das Gesicht. "Ich benutze das Manah der Umgebung, um die Würfel zu bewegen. Sie schweben, aber nicht richtig, nicht effektiv... Die Anstrengung bekommt mir nicht. Der Unterschied ist es, der mich hier bremst." Verwirrt sah sie zu den Würfeln und ihre Schultern sackten nach unten. Sie musste wohl ganz von vorne anfangen, denn sie ging die Sache einfach falsch an. Aber beim Kampf gegen Nate hatte sie es doch auch gekonnt. Wo lag der Unterschied? Musste sie wütend sein? Oder musste sie lernen, eher instinktiv an die Sache heran zu gehen. "Ich stehe gerade ziemlich aufm Schlauch..."

Kalina, Kevin, Reika & William: Das Atrium der Arcana High & Middle School

Tomo war nicht gekommen. Kevin hatte das schon erwartet. Die Frage war, ob sie nur vorübergehend fehlen würde oder nicht wieder in die Schule kam. Das Traurigste an der Sache war wohl, dass niemand, nicht einmal die Lehrerin, großartig auf ihr Fehlen einging. Es war, als existierte sie nicht in dieser Klasse. Erneut drang ihr Wispern an das Gestade seiner Seele. "... nicht sehen ...", entkam ihren blassen Lippen. In der Tat schien sie nicht großartig aus der Menge herauszustechen, doch wie konnten die anderen Mitschüler bloß so ignorant sein? Hatte das alles irgendetwas mit ihren Kräften - wenn sie denn eine Hexe war - zu tun? Oder lag es in der Natur der Menschen, dass die meisten Leute einem egal waren? Sicher würde man ihn selber auch einfach vergessen, wenn er einfach daheim bliebe. Jeder war sich selbst der nächste. Wo war Nächstenliebe und Freundschaft geblieben? Alle seine Freunde waren entweder tot oder weit, weit weg. Gedankenverloren lehnte er sich an eine Bank im Atrium der Schule und blickte schweigend auf seine Hände. Er war noch ein Kind, was konnte er schon tun? Andererseits war er Darklighter und hatte bereits so vieles vollbracht, was selbst für einen Erwachsenen schwierig gewesen wäre. Natürlich war er bei Weitem nicht so wie es der Fuchs einmal gewesen war - noch einmal überkam ihn der stechende Schmerz des Verlustes - doch er war eben noch ein Kind. Ein Kind, das den rechten Weg nicht kannte. Wie weit durfte er gehen? Wie weit durfte er seine Kräfte nutzen? Wo befand sich die Grenze zwischen Nutzen und Missbrauch? Wenn er wollte, könnte er die Sicherheitsterminals der Schule anzapfen und nach Tomo suchen, herausfinden, wie es ihr ging. Doch war eine einzelne Hexe - so sie denn eine war - all dieses Risiko wert? Ja, ob Hexe oder nicht, sie war es wert. Kevin würde nicht einfach eine Mitschülerin vergessen, ihr Fehlen einfach ausblenden. Doch die Sicherheitsternimals anzuzapfen konnte gefährlich werden, Aufmerksamkeit auf ihn lenken. Vielleicht wollte sie gar nicht gefunden werden ... Ehe er den Gedanken weiter verfolgen konnte, verdunkelte sich der Himmel. Nein, korrigierte ihn sein Verstand, nicht der Himmel verdunkelte sich - ein Mädchen fiel ihm geradezu in die Arme. Nur, dass das Mädchen etwas größer und auch schwerer war, als er hätte mit seinem kindlichen Körper tragen können. Mit einem Wumms! gingen sie zu Boden und er fühlte etwas Weiches, Warmes an seinen Wangen. Natürlich lag er direkt zwischen den Brüsten des Mädchens, welches noch immer nicht auf ihn reagierte, sondern seltsame Töne von sich gab. Kevin, der für sein Alter zwar reif war, war aber dennoch dem Körper eines Teenagers unterworfen und so wurde er knallrot. Als das Mädchen dabei war, sich zu erheben, und Kevin endlich einen Blick auf das Mädchen werfen konnte, fiel ihr ein Sandwich auf den Kopf und etwas Salat und Mayonnaise fiel ihm ins Gesicht. Als wäre das noch nicht genug des Ganzen, hörte er ein sehr lebhaftes Fluchen. Ein weiteres Mädchen rieb sich den Hinterkopf und stapfte wütend auf sie zu, ein Holzschwert rhythmisch gegen ihre Hand schlagend.

Ohne auf einen weiteren Angriff zu warten, nahm sie ihr Holzschwert und ging auf die beiden zu. Die Klingenseite lag drohend auf der Schulter des Mädchens, während Reikas Augen amüsiert herab und Kevin böse anblickten. "Noch irgendwelche letzten Worte?" Und Kevins Gesicht wurde so weiß wie die Mayonnaise auf seinem Gesicht, fixierte das Mädchen mit dem Holzschwert und sah dann hilfesuchend zu dem Mädchen, welches auf sie gestürzt war. "M-Mord ist strafbar", stammelte Kevin in einer Mischung aus echter Angst und kindlicher Frechheit. "Und selbst Stockhiebe wird die Schulleitung nicht gerne sehen... Es war ein Unfall, ich weiß ehrlich gesagt nicht, was eigentlich passiert ist." Er quasselte recht schnell, suchte bereits nach Fluchtmöglichkeiten, ehe er den Jungen bemerkte, der plötzlich hinter dem Mädchen mit dem Stock stand und ihr auf die Schulter tippte. Mit etwas Glück war das eine Pausenaufsicht oder ein Klassensprecher und er war gerettet.
 
Kalina, Kevin, Reika, William & Nathan: Das Atrium der Arcana High & Middle School

Reika war wohl doch eher von der aggressiven Sorte, denn sie setzte sich in Bewegung, wirbelte herum. William spannte sich an, erinnerte sich an eine längst vergangene Lektion in Sachen Nahkampf: Ein Treffer gegen seine Schulter oder seine Arme würde weh tun. Tatsächlich konnte ein gezielter Treffer mit einem Knüppel sogar Knochen brechen. Die Lösung war stets, in die Offensive zu gehen und je näher man sich am Angreifer befand, desto schlechter konnte dieser seine Hiebwaffe nutzen. William machte einen Schritt nach vorne mit der Absicht, Reikas Unterarme zu fassen zu kriegen. Mehr als den Schritt machte er jedoch nicht, denn Reika hielt inne und William bemerkte nun Nathan neben sich. "Das ist aber ein großes Holzschwert, das du da hast", kommentierte er mit einem Lächeln, das Reika mit einem ihrer Todesblicke erwiderte. Doch nicht sie war es, die das Wort ergriff sondern Kalina. "Holz ..? Reika, bist du das?", stöhnte sie, während sie sich den Knöchel rieb. Der Blick in Reikas Gesicht, so tödlich er auch gewesen war, verschwand so schnell wie er gekommen war. An seiner Stelle erschien Verwirrung, dann Erkennen und daraufhin wurden ihre Wangen leicht rot. Sie sah zu Kalina und Kevin und man konnte ihr ansehen, wie peinlich ihr auf einmal wurde. "Ka-Kalina? Tut mir leid, ich hätte wissen müssen, dass dir etwas zugestoßen sein muss. Ich war mit den Gedanken woanders. Geht es dir gut?" Kalina nickte lächelnd, hielt dann inne. "Ja, es geht mir gut." Reika lächelte. Ein Anblick, den man ihr vor wenigen Augenblicken nicht zugetraut hätte. Nun erst wandte sich Nathan an Kevin, betrachtete ihn kurz. "Ich glaube nicht, dass wir uns kennen ... Ich bin Nathan und so wie es aussieht, hast du mit Kalina bereits Bekanntschaft gemacht. Ich hoffe, du hast dich nicht verletzt." William sah von dem Mädchen namens Kalina zu dem jüngeren Schüler, dann wieder zu Reika, die ihn jedoch gänzlich ignorierte.

"Sorry, Kalina, aber ich muss nun zurück zum Unterricht. Aber ich würde mich freuen, wenn wir uns mal wieder abseits der Pausen treffen könnten ..." Mit diesen Worten ging sie davon, das Holzschwert im Rhythmus auf den Boden tippend. Ehe sie jedoch außer Hörweite war, blieb sie kurz stehen und blickte mit den nussbraunen Augen über die Schulter zu William. "Solltest du wirklich Interesse an Kendo haben, triff mich nach dem Unterricht. Klasse 2D. Frag einfach nach Reika ..." Dann war sie endgültig verschwunden. William jedoch lächelte zufrieden. Er war sich sicher, dass diese Reika eine knallharte Gegnerin wäre und freute sich, sich mit ihr zu messen. Zwar war er da aufgrund seines Athmas im Nachteil, doch das war ihm egal. Nun konzentrierte sich William wieder auf das Geschehen und er bemerkte, wie Nathan Kalina hoch half. Er bemerkte, dass seine Worte nicht ganz zu seinem ernsten Blick passten, verstand aber im Lärm der Umgebung nicht, was Nathan sonst noch zu Kalina sagte. Als Nathan sich an ihn wandte und von Foul Play sprach, protestierte William grinsend. "Einspruch! Das Schlamassel ging so schnell, dass ich froh bin, kein Holzschwert abbekommen zu haben. Daran, dir Bescheid zu geben, war da gar nicht zu denken. Diese Reika ist eine Wildkatze... Kann mich glücklich schätzen, nicht zerfleischt worden zu sein." Als Nathan lächelte, tat Will es ihm gleich. "Ich stimme dir zu. Aber... Mich Sonnenschein zu nennen, ist eine gute Möglichkeit, dir alle interessierten Frauen auf Abstand zu halten. Und mir auch, was mir unter Umständen missfällt. Wenn dir William zu lang ist, nenn mich Archer. Oder einfach Will. Simpler geht es wohl nicht." Grinsend schlenderte er neben Nathan gen Klassenzimmer und sah dann zu Kalina und sein Blick wurde panisch. "D-Du sagst doch Reika nicht, dass ich sie Wildkatze genannt hab, oder? Ich hänge an meinem Leben!"

Marcus & Fate: Die Straßen von Varath

Fate lächelte ihn nur an, verzichtete vorerst auf Antworten auf seine Fragen. Dann nahm sie seine Hand und zog ihn sanft aus Lakars Hauptquartier. "Ist es nicht eine wundervolle Nacht, um einen Spaziergang zu machen?" Draußen empfing sie der kühle Nachtwind, welcher Fates silbernes Haar umspielte. Erst jetzt, nachdem sich alles einigermaßen beruhigt hatte, sah sich Marcus seine Kindheitsfreundin genauer an. Wie früher trug sie ihr hüftlanges, glattes Haar offen. Silberne Strähnen umrahmten ihre zweifarbigen Augen - eines eisgrau, das andere smaragdfarben. Sie trug einen schneefarbenen Mantel, der ihr bis zu den Knöcheln reichte, fingerfreie, schwarze Lederhandschuhe und Stiefel, die bis zur Mitte ihrer Waden reichten und über Stahlkappen verfügten. Auch sie waren schwarz wie die Nacht. Da der Mantel zugeknöpft war, konnte er nur eine weiße Hose erkennen, dem Rest ihrer Kleidung zufolge war sie in der Farbwahl ihres Hemdes zwangsläufig eingeschränkt. Marcus ertappte sich dabei, zu lächeln, während er an Vergangenes dachte. "Früher waren wir oft so unterwegs", sagte er mit einem Schmunzeln. "Bis es Ärger gab. Was mein Dad mir teilweise für Standpauken gehalten hat..." Sein Lächeln schwand und sein Blick wurde traurig. Es dauerte nicht lange, und sie erreichten einen verlassenen Park. Die offenen Tore waren mit den Hecken verschmolzen, der Brunnen im Zentrum überwachsen von Moos. Fates Miene wirkte angespannt und es hatte den Anschein, als wäre sie kurz davor Marcus eine zu verpassen - oder schlimmer. War sie doch sauer auf ihn? Mehr als wahrscheinlich. Marcus spannte sich an und plötzlich war der angenehme Spaziergang nicht mehr so angenehm. "Von Lakar geht keine direkte Gefahr aus. Er mag als Terrorist und Anführer der Vaishara Ylesias bekannt sein, aber er gehört zu den wenigen Aviati, die die Menschheit tolerieren. Es gibt Legenden, die ihn gar als Menschen schildern, der zu einem gottgleichen Wesen aufstieg. Nur Lakar und die Götter selbst können jedoch sagen, ob an diesen Geschichten etwas Wahres dran ist."

"Wofür Lakar kämpft? Für eine Welt, in der Hexen sich nicht für das schämen müssen was sie sind. Eine Welt, in der sie akzeptiert werden, nicht gejagt. Ob er über Leichen geht? Er macht keinen Hehl um die Gefahren seiner Missionen, und es steht jedem frei, ob er mitmacht oder sich zurückhält. Diese Rebellen werden von Lakar nicht als Marionetten genutzt. Sie handeln aus freien Stücken und teilen sein Ideal. Natürlich steht ihm das Militär im Weg und es kam immer wieder zu Kämpfen. Aber so mächtig das Militär auch sein mag, die wissen, dass eine direkte Konfrontation mit Lakar gefährlich ist. Du hast von seiner Macht gekostet. Eine Macht, über die alle Aviati gebieten sollen: das Wirklichkeitsfeld. Es gibt keine wirkliche Erklärung dafür, ohne den Begriff Magie zu verwenden. Es handelt sich dabei um die Innere Welt eines Aviati, seine Gedankenwelt, die er ausbreitet und damit die Realität selbst krümmt. Er erschafft sich seine eigene kleine Welt. Nicht umsonst werden sie als Götter gehandelt." Inmitten der Stille, welche nur durch Fates Worte unterbrochen wurde, war ein leises Rascheln zu hören, fast zu leise um vom menschlichen Gehör wahrgenommen werden zu können. Es schien von vier Uhr zu kommen. Ein weiteres Rascheln auf neun Uhr, dann noch eines und noch eines. Aus den Augenwinkeln meinte Marcus, verschwimmende Schemen auszumachen. Fate hingegen schien zwar noch immer angespannt, aber in keinster Weise überrascht zu sein. Womöglich hatte sie mit einem Hinterhalt gerechnet. Marcus jedoch verfluchte sich selbst für seine Dummheit, denn wenn er Lakar so schnell gefunden hatte, war es doch auch wahrscheinlich, dass die Gegend vom Militär überwacht wurde und es war gut möglich, dass er sich mit seinem Verlangen nach Schutz und Hilfe nun selbst auf einem Silbertablett serviert hatte.

"Was ich bei ihm mache? Ich bin keine Freundin der Hexen, noch bin ich auf Seiten der Menschen. Es hat sich einiges verändert, nachdem du fortgegangen bist. Ich habe Dinge gehört, gesehen und erlebt, die du dir nicht einmal in deinen kühnsten Träumen ausmalen kannst. Ich hatte mich meinem Schicksal gefügt - bis Lakar kam. Er gab mir wieder einen Sinn zu leben. Eine Hoffnung." Kaum hatte sie fertig gesprochen, stürmten aus allen Richtungen schwer bewaffnete Soldaten auf sie zu. Marcus Herz schlug ihm bis zum Hals, instinktiv floss die Zeit langsamer und er machte sich bereit, dem unvermeidbaren Beschuss auszuweichen und dabei Fate mit sich zu ziehen. Rote Laserpunkte tanzten über ihre Körper, ehe die ersten Schüsse fielen. Doch nichts geschah. Es wirkte, als wäre die Zeit nun wirklich stehengeblieben, als hielte sie den Atem an. Das bin nicht ich, dachte sich Marcus, der kurz glaubte, sich einfach zu stark zu konzentrieren. Fate blickte zum Jack of All Trades empor. "Nicht nur der Raum, in dem wir mit ihm gesprochen haben. Nicht nur das Gebäude, das wir betreten haben. Das gesamte Stadtviertel ist sein Wirklichkeitsfeld. Hier ist sein Wort Gesetz. Es gibt wohl kaum einen Ort, an dem du sicherer bist. Er braucht dich, Marcus. Die Welt braucht dich." Mit diesen Worten ergriff sie sanft seine Hand und lächelte. Hinter Fate kräuselte sich die Luft und es schien, als zerfiel Lakars Illusion an dieser Stelle. Es war offensichtlich so, wie er es Marcus gesagt hatte. Er würde ihn nicht zwingen. Es war ganz alleine seine Entscheidung. Doch dieses Mal, das wurde ihm mit aller Deutlichkeit bewusst, war seine Entscheidung endgültig. Er konnte zurück zu Lakar und vielleicht in eine Falle laufen. Oder zurück in jene Welt, die keinen Deut besser zu sein schien. Dazwischen befand sich nur Marcus. Und Fate.

"Mein Platz an deiner Seite."

Marcus lächelte traurig, schüttelte mit dem Kopf. "Ich kann mir nicht vorstellen, dass Lakar mich brauchen kann", sagte er leise. "Er kann Soldaten einfach weg zaubern, Kugeln in Smarties verwandeln und Laserstrahlen in Wasserspritzer. Wenn er wollte, könnte er Unheil über die Welt bringen in einem Ausmaß... Im Vergleich zu ihm bin ich..." Er zuckte mit den Schultern, "...nichts. Einfach nichts. Die Unterschiede, die ich machen könnte und jene, die er machen kann... Kein Vergleich. Er braucht mich nicht und die Welt wird sich auch weiter drehen ohne das ich irgendetwas mache." Dann jedoch fiel sein Blick auf Fates Augen und er seufzte. "Es ist unendlich schön, dich zu sehen, Fate... Nach so langer Zeit. Ich wollte mich damals anständig verabschieden, aber meine Mom wollte einfach nur weg, nachdem mein Dad diesen Unfall hatte... Es tut mir wirklich leid..." Er atmete tief durch und sah dann zum Himmel. "Ich bleibe. Lakar soll sich selber davon überzeugen, dass ich keinen Unterschied mache. Ich möchte gerne mehr lernen. Nicht nur über meine Kräfte, sondern auch über Lakars Vorgehensweise. Aber wie gesagt: Ich mache nichts, was mir nicht passt... Wenn es schief geht und meiner Mom etwas passiert... Das könnte ich mir nicht verzeihen." Sein Blick ruhte immer noch auf Fates Augen. "So sehr ich mich freue, dich zu sehen... Würde es mir auch nicht gefallen, wenn dir etwas passiert. Ich hoffe, du passt auf dich auf und... hälst dich aus der Schusslinie raus." Er lächelte und sah zum Himmel. "Manchmal waren wir bis zum Morgengrauen unterwegs. Aber ich glaube, wir sollten zurück. Es gibt noch einiges zu klären. Fakt ist auch, dass ich nicht zu lange in der Schule fehlen will und daheim wartet mein Hund... Der zerlegt am Ende meine Wohnung, wenn er nicht rasch sein Futter bekommt oder niemand mit ihm Gassi geht."
 
Sharon & Zoe: Im Inneren des Memento

Nina lächelte schwach. "Als Du die Steinwürfel in die Hand nahmst, hast Du Dich da bewusst darauf konzentriert, was Dein Arm macht? Wie jeder Deiner Muskel sich beugen und strecken muss, damit Dir der Kubus nicht herunterfällt? Denkst Du daran, zu atmen? Nein. Du betrachtest deine Fähigkeit nicht als Teil Deines Körpers sondern als Werkzeug, das es zu aktivieren gilt. Du denkst, sie wäre auf Deine Hände beschränkt. Glaubst, Du müsstest Energie sammeln, ehe Du gewappnet bist." Sharon hörte ihr gut zu und runzelte die Stirn, biss sich nachdenklich auf die Unterlippe. Dann plötzlich streckte Nina ihre Hand nach Sharon aus, ehe diese einen Ruck in ihrem Körper spürte und wie magnetisch angezogen auf Nina zuraste. Diese drehte sich um ihre eigene Achse und trat mit ihrem Fuß gegen ihren Magen. Nur, dass die Sohle sie nie berührte. Dennoch segelte sie in hohem Bogen durch die Luft und erkannte aus den Augenwinkeln, wie Nina ihr nachgesprungen kam, der Druck ihres Abstoßes einen kleinen Krater hinterlassend. Dabei überschlug sie sich und trat nun mit ihrer Ferse nach Sharon, die den Tritt zwar blocken konnte, aber dennoch mit der Wucht eines rasenden Airshuttles auf den Boden zuraste. Nina indes stieß sich einfach in der Luft ab und beschleunigte auf sie zu. "Du denkst zu viel nach. Lass Dich von Deinem Instinkt leiten! Du hast keine Waffe in Deinen Händen, Du bist die Waffe! Fühle die Erde unter Dir, den Himmel über Dir und die Macht in Dir. Halte Dich nicht zurück, lass es raus!" Sharons Herz klopfte wie wild und Nina ließ ihr kaum Zeit nachzudenken. Aber vielleicht lag darin auch der Unterschied. Sie musste instiktiv handeln. Irgendwo hatte sie mal etwas darüber gelesen, dass sich der Körper Bewegungsmuster irgendwann einprägte und diese umso einfacher wurden. Kampfsportler arbeiteten mit dieser Methode. Sie musste einfach nur üben, bis es ihr in Fleisch und Blut überging. Und sie musste lernen, ihre Fähigkeit als Teil ihrer selbst zu betrachten, nicht einfach nur als Werkzeug. Vielleicht würde die Vorstellung, ihre Kräfte seien eine Erweiterung ihres Körpers, es ja einfacher machen. Sie stellte es sich so vor, wie wenn man instinktiv nach einer Wespe schlug oder beim Niesen automatisch die Augen schloss und die Hände vor den Mund hob. Ihre Kräfte mussten teil ihrer selbst werden, mussten natürlich werden. Sharon riss die Hände nach vorne und es war, als würde eine unsichtbare Mauer in Ninas Richtung geschmettert werden. Dann sprang Sharon auf die Beine. Du darfst dir nicht deine Grenzen vor Augen führen, sondern einfach nur machen, was nötig ist. Grimmig sah sie Nina an und sah auf einen der umliegenden Felsen. Zuerst wollte sie eine Hand ausstrecken, doch stellte sie sich einfach vor, sie hätte unsichtbare Arme. Der Stein flog in ihre offene Hand berührte ihre Handfläche jedoch kaum, ehe er blitzschnell auf Nina zuflog. Sharon wollte jedoch nicht abwarten sondern stieß sich vom Boden ab, flog kurzzeitig auf Nina zu - ehe sie gen Boden fiel, als ihr bewusst wurde, dass sie flog und daher die Konzentration verlor. Sie streckte beide Arme aus und blieb kurz vor dem Aufprall wenige Zentimeter über dem Boden schweben - ehe sie doch noch fiel, jedoch relativ sanft landete. Schnaufend setzte sich Sharon auf, behielt Nina jedoch im Auge. Aus reiner Gewohnheit wischte sie sich über die Oberlippe - nur das diesmal dort kein Blut klebte. Schwach lächelte sie und bekam eine Gänsehaut, als ihr das Ausmaß ihrer Kräfte bewusst wurde. Sie erhob sich und sah Nina grinsend an. "So langsam bekomme ich eine Idee davon, wie es geht..."

Kalina, Kevin, Reika, William & Nathan: Das Atrium der Arcana High & Middle School

Der Junge hinter dem Mädchen war genau rechtzeitig gekommen, um ihren Zorn von Kevin abzulenken. Tatsächlich wollte sie sogar zuschlagen, doch ein anderer Junge tauchte auf. Es schien, als könne sich das Mädchen mit dem Holzschwert gar nicht entscheiden, wem sie zuerst das Schwert über den Kopf ziehen wollte. Das ungeschickte Mädchen, welches auf ihn gestürzt war, ergriff nun das Wort und der Zorn von Reika - so war also ihr Name - verschwand. Sie sah peinlich berührt aus und Kevin atmete erleichtert aus. Nun erst wandte sich einer der Jungen an Kevin, betrachtete ihn kurz. "Ich glaube nicht, dass wir uns kennen ... Ich bin Nathan und so wie es aussieht, hast du mit Kalina bereits Bekanntschaft gemacht. Ich hoffe, du hast dich nicht verletzt." Dabei richtete er sein Augenmerk wieder auf Reika, die seinen stechenden Blick jedoch ungerührt ignorierte. "Ich bin Kevin", antwortete er und schüttelte mit dem Kopf. "Mir geht es gut. Mehr als etwas Mayo habe ich nicht abgekriegt." Reika verschwand nun und Nathan half Kalina hoch. Kalina sah ihn an, nickte dann aber, ehe sie sich an Kevin wandte. "Tut mir leid, das wollte ich nicht ... Kann ich mich irgendwie entschuldigen? Ich könnte dir bei den Hausaufgaben helfen ... oder ... nächstes Mal etwas zu Essen mitbringen ... oder ..." Oder an seiner Stelle Tomo's Adresse herausfinden. Ihre Stimme hatte bei den Lehrern wahrscheinlich mehr Gewicht als seine. Einer Oberschülerin würde man unter Umständen die Adresse geben. Ohne Hacken. Ohne Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. Kalinas Smaragdaugen funkelten im Tageslicht, so unschuldig und tiefgründig, dass es den Anschein hatte, als wäre sie keine Erwachsene. Während umgekehrt Kevins bernsteinfarbene Augen nicht wirklich wie die eines Kindes wirkten. "Es ist wirklich alles in Ordnung. Bei den Hausaufgaben habe ich noch nie Hilfe gebraucht und verhungern tu ich auch nicht so schnell... aber..." Er überlegte, wie er es formulieren sollte. "Eine Mitschülerin von mir war heute nicht in der Schule. Ich will nicht neugierig sein, aber ich mache mir Sorgen. Kann ja sein, dass es etwas mit der Explosion gestern außerhalb der Stadt zu tun hat. Vielleicht wurde ein Angehöriger von ihr verletzt. Vielleicht ist sie aber auch bloß krank, obwohl sie gestern noch putzmunter war. Aber ich habe noch nicht einmal Tomos Adresse, und ich würde doch so gerne nach ihr sehen..." Nun wurde er doch etwas verlegen - und ein wenig rot. Nathan griff nach Kalina und wollte sie mit sich ziehen, während Kevin nur auf Antwort wartete. "Außerdem muss ihr jemand die Hausaufgaben sagen, damit sie nicht überrumpelt wird, falls es bald einen Test gibt oder so", sagte er noch, um nicht wie ein verknalltes Kind zu klingen.
 
Sharon & Zoe: Im Inneren des Memento

Sharon riss die Hände nach vorne und es war, als würde eine unsichtbare Mauer in Ninas Richtung geschmettert werden. Diese streckte eine Hand aus und schien sich dagegen zu stemmen. Kurz donnerte es vom Aufprall, ehe Sharons Druckwelle in sich zusammenbrach. Grimmig sah sie Nina an und sah auf einen der umliegenden Felsen. Zuerst wollte sie eine Hand ausstrecken, doch stellte sie sich einfach vor, sie hätte unsichtbare Arme. Der Stein flog in ihre offene Hand berührte ihre Handfläche jedoch kaum, ehe er blitzschnell auf Nina zuflog. Sharon wollte jedoch nicht abwarten sondern stieß sich vom Boden ab, flog kurzzeitig auf Nina zu - ehe sie gen Boden fiel, als ihr bewusst wurde, dass sie flog und daher die Konzentration verlor. Sie streckte beide Arme aus und blieb kurz vor dem Aufprall wenige Zentimeter über dem Boden schweben - ehe sie doch noch fiel, jedoch relativ sanft landete. Schnaufend setzte sich Sharon auf, behielt Nina jedoch im Auge. Diese betrachtete das Steingeschoss süffisant grinsend, ehe er kurz vor ihrem Gesicht einfach zersplitterte. Aus reiner Gewohnheit wischte sich Sharon über die Oberlippe - nur, dass dort diesmal kein Blut klebte. Schwach lächelte sie und bekam eine Gänsehaut, als ihr das Ausmaß ihrer Kräfte bewusst wurde. Sie erhob sich und sah Nina grinsend an. "So langsam bekomme ich eine Idee davon, wie es geht..." Nina erwiderte ihr Lächeln mit dem Zucken eines Mundwinkels, doch ihre Augen verloren nie ihren Ernst. "Telekinese ist eine mächtige Fähigkeit. Die Gefahr liegt in ihrer universellen Anwendung."

Sie breitete die Arme zur Seite aus, ehe sie sie wieder vor ihren Körper riss und dabei ihre Handflächen aneinanderklatschte. Trotz der Kraft, die Nina reingesteckt zu haben schien, entkam dem Aufprall kein Laut. Binnen eines Herzschlages wusste Sharon auch, warum, als ein Donner ihr das Trommelfell zu zerreißen drohte und die Luft vor ihr wie eine Lawine auf sie einschlug. Sie verdankte es dem instinktiven Gebrauch ihrer Telekinese, dass die Druckwelle sie nicht mitgerissen hatte. Sie verlor ihre Balance und torkelte für einen Augenblick. Kein einziger Schritt war zu hören. Für einen Moment dachte sie, ihr Gehör wurde durch die Attacke verletzt, doch dann fiel ihr auf, dass sie keine Luft bekam. Nur kurze Zeit später erklang ein dumpfes Donnern in der Ferne, das langsam lauter wurde, ehe es verschwand. Nina grinste keck, ehe sie die Hand in Richtung eines fernen Gebirges ausstreckte. "Deine erste Lektion wird es sein, eins mit Deiner eigenen Fähigkeit zu werden. Es muss für Dich so normal sein wie Atmen. Die zweite Lektion wird Dich lehren, die Grenzen des Möglichen neu zu definieren. Dein Geist ist geformt von der Vorstellung des Unmöglichen. Du musst lernen, zu akzeptieren, dass nichts unmöglich ist. Mit diesen Worten flammte ihre azurfarbene Aura auf und wuchs auf die fünffache Größe ihrer Gestaltgeberin, als die Erde zu beben begann und das Gebirge langsam tiefe Risse bekam. Es dauerte nicht lange und ein Berg war mit telekinetischer Gewalt herausgerissen worden. Nina machte eine wegwerfende Geste, doch Sharon erkannte, dass sich ihr Arm nun sehr langsam bewegte. Wahrscheinlich spürte sie das Gewicht des riesigen Felsbrockens. Der Berg segelte durch die Luft und verschwand hinter dem Gebirge, doch das Beben des Aufpralls, das laute Knirschen des Gesteins und eine gigantische Wolke aus Staub und Dreck am Horizont waren Zeugen des soeben Geschehenen.

"Lass uns ... eine Pause machen ...", stöhnte Mina zur Verwunderung der beiden Mädchen. Sie hörte sich an, als wäre sie es gewesen, die den Berg herausgerissen hatte. Nina auf der anderen Seite wirkte deutlich ausgeruht und zeigte keine Anzeichen der Ermüdung. Dennoch nickte sie und schwebte langsam zu Boden. Das Rüstungsgeschirr klimperte kurz, dann war sie auch schon wieder bei Sharon und Zoe. "Nichts ist unmöglich. Die Realität selbst ist nichts weiter als ein Hindernis für einen Vaishara. Solange Ihr es Euch vorstellen könnt, Euer Manah reicht und Ihr es kontrollieren könnt, ist alles möglich. Vergesst das nie, Mädchen."




Marcus & Fate: Die Straßen von Varath

Marcus lächelte traurig, schüttelte mit dem Kopf. "Ich kann mir nicht vorstellen, dass Lakar mich brauchen kann", sagte er leise. "Er kann Soldaten einfach weg zaubern, Kugeln in Smarties verwandeln und Laserstrahlen in Wasserspritzer. Wenn er wollte, könnte er Unheil über die Welt bringen in einem Ausmaß... Im Vergleich zu ihm bin ich..." Er zuckte mit den Schultern, "...nichts. Einfach nichts. Die Unterschiede, die ich machen könnte und jene, die er machen kann... Kein Vergleich. Er braucht mich nicht und die Welt wird sich auch weiter drehen ohne das ich irgendetwas mache." Dann jedoch fiel sein Blick auf Fates Augen und er seufzte. "Es ist unendlich schön, dich zu sehen, Fate... Nach so langer Zeit. Ich wollte mich damals anständig verabschieden, aber meine Mom wollte einfach nur weg, nachdem mein Dad diesen Unfall hatte... Es tut mir wirklich leid..." Er atmete tief durch und sah dann zum Himmel. "Ich bleibe. Lakar soll sich selber davon überzeugen, dass ich keinen Unterschied mache. Ich möchte gerne mehr lernen. Nicht nur über meine Kräfte, sondern auch über Lakars Vorgehensweise. Aber wie gesagt: Ich mache nichts, was mir nicht passt... Wenn es schief geht und meiner Mom etwas passiert... Das könnte ich mir nicht verzeihen." Sein Blick ruhte immer noch auf Fates Augen. "So sehr ich mich freue, dich zu sehen... Würde es mir auch nicht gefallen, wenn dir etwas passiert. Ich hoffe, du passt auf dich auf und... hälst dich aus der Schusslinie raus." Er lächelte und sah zum Himmel. "Manchmal waren wir bis zum Morgengrauen unterwegs. Aber ich glaube, wir sollten zurück. Es gibt noch einiges zu klären. Fakt ist auch, dass ich nicht zu lange in der Schule fehlen will und daheim wartet mein Hund... Der zerlegt am Ende meine Wohnung, wenn er nicht rasch sein Futter bekommt oder niemand mit ihm Gassi geht."

Fates Lächeln wich nicht von ihrem Antlitz und auch die Wärme ihrer Hand in seiner war real. Sie schmiegte sich an ihn und seufzte leise. "Willkommen zurück ...", wisperte sie und genoss diesen Augenblick, der genauso gut eine Ewigkeit hätte sein können. Irgendwann jedenfalls trat sie wieder zurück und zog ihn lächelnd aus dem Park, ehe sie beide wieder zum Jack of All Trades gingen. Diesmal benutzten sie den Aufzug nach oben und als sie die Türe zu Lakars Gemach öffneten, stand der Aviati genauso da, wie zum Zeitpunkt ihres Abschieds. Lakar wandte sich um und seine goldenen Augen musterten Marcus interessiert. Dann jedoch gönnte er sich ein müdes Lächeln und widmete sich wieder dem ehrerbietenden Panorama. "Es ehrt mich ungemein, dass Du Dich entschieden hast, meinen Worten Gehör zu schenken, junger Mann. Aber ich glaube, Du hattest heute schon genug Überraschungen. Ruh Dich erst einmal aus. Sobald Du Dich bereit fühlst, können wir mit Deiner Ausbildung beginnen." Fate schien das nicht zu genügen: "Die Soldaten vorhin ..." - "... haben ein Paar Mitte 40 gesehen, das in einem Kugelhagel niedergestreckt wurde. Seine Wohnung ist sicher."

Das Mädchen wartete ab, ob Marcus noch etwas zu sagen hatte, dann drückte sie seine Hand kurz und zog in sanft in das Treppenhaus. Sie verließen das Gebäude so schnell wie sie gekommen waren und machten sich auf dem Weg zu Marcus' Wohnung. Fate lehnte ihren Kopf an seine Schulter und seufzte leise. "Scheint, wir kommen doch noch zu einem kleinen, ungestörten Spaziergang ... aber seit wann bist du so groß? Ich war doch sonst immer die Größere von uns beiden.
 
Marcus & Fate: Die Straßen von Varath

Fates Lächeln wich nicht von ihrem Antlitz und auch die Wärme ihrer Hand in seiner war real. Sie schmiegte sich an ihn und seufzte leise. "Willkommen zurück ...", wisperte sie und genoss diesen Augenblick, der genauso gut eine Ewigkeit hätte sein können. Marcus ging es nicht anders, immerhin kannten sie sich eine Ewigkeit, waren damals unzertrennlich gewesen. Doch ganz wollte er Fate nicht vertrauen, noch nicht. Die Welt war finster und gefährlich und trotz der Lichtblicke hin und wieder wollte Marcus ungern unvorsichtig werden. Er würde lernen, das schwor er sich. Um auf sich selber aufzupassen und auf jene, die ihm nahe standen. Doch er wusste auch, dass er noch viel geschickter und cleverer werden musste. Irgendwann jedenfalls trat sie wieder zurück und zog ihn lächelnd aus dem Park, ehe sie beide wieder zum Jack of All Trades gingen. Diesmal benutzten sie den Aufzug nach oben und als sie die Türe zu Lakars Gemach öffneten, stand der Aviati genauso da, wie zum Zeitpunkt ihres Abschieds. Lakar wandte sich um und seine goldenen Augen musterten Marcus interessiert. Dann jedoch gönnte er sich ein müdes Lächeln und widmete sich wieder dem ehrerbietenden Panorama. "Es ehrt mich ungemein, dass Du Dich entschieden hast, meinen Worten Gehör zu schenken, junger Mann. Aber ich glaube, Du hattest heute schon genug Überraschungen. Ruh Dich erst einmal aus. Sobald Du Dich bereit fühlst, können wir mit Deiner Ausbildung beginnen." Fate schien das nicht zu genügen: "Die Soldaten vorhin ..." - "... haben ein Paar Mitte 40 gesehen, das in einem Kugelhagel niedergestreckt wurde. Seine Wohnung ist sicher."

Marcus lächelte ein wenig. "Danke", sagte er und meinte es auch so. "Aber ich glaube nicht, dass Ihr Euch geehrt fühlen müsst. Ich sagte schon zu Fate, dass ich nicht glaube, eine große Hilfe zu sein. Immerhin könnt Ihr..." Er zuckte kurz mit den Schultern, "...scheinbar machen, was Ihr Euch wünscht. Meine Kräfte sind nichts im Vergleich zu Euren." Er machte eine Pause. "Aber ich möchte lernen, möchte Euch Gehör schenken." Kurz sah er zu Fate, dann zu Boden. "Jeder verdient eine Chance."

Fate drückte seine Hand kurz und zog hin sanft in das Treppenhaus. Sie verließen das Gebäude so schnell wie sie gekommen waren und machten sich auf dem Weg zu Marcus' Wohnung. Fate lehnte ihren Kopf an seine Schulter und seufzte leise. "Scheint, wir kommen doch noch zu einem kleinen, ungestörten Spaziergang ... aber seit wann bist du so groß? Ich war doch sonst immer die Größere von uns beiden." Marcus schmunzelte. "Manche Dinge ändern sich. Manche nicht. Du bist noch genau so niedlich wie damals, besonders wenn du schmollst." Neckend zwinkerte er ihr zu, schlenderte mit ihr weiter durch die nächtlichen Straßen. "Morgen werde ich wohl schwänzen. Aber wie ich schon sagte, mir ist die Schule wichtig. Ich kann Papier nicht einfach in Geld verwandelt." Er grinste, war jedoch auch nachdenklich. Er musste an Kalina denken, an Zoe, Nate und an Sharon. Was Sharon wohl zu Lakar sagen würde? Sicher wäre sie eine gefährliche Waffe in seinen Händen. Er selber musste aufpassen, nicht ebenfalls so eine Waffe zu werden. Auch er würde sich freuen, wenn Menschen und Hexen koexistieren könnten. Doch irgendwie glaubte er selber nicht so recht daran. Misstrauen und Eifersucht waren schwerer zu besiegen als alle Soldaten dieser Welt. Doch vielleicht war er zu pessimistisch. Marcus schloss die Haustür auf, hielt sie für Fate offen und ging mit ihr in den Flur und zum Fahrstuhl, rief diesen und kurz darauf fuhren sie hoch, zu Marcus Apartment. "Aiolos mag etwas wild sein, ich habe ihn noch nicht sehr lange..." Als Marcus die Wohnungstür aufschloss, wartete Aiolos liegend auf dem Läufer im Wohnzimmer. Kurz öffnete er ein Auge, wedelte mit der Rute, ehe er scheinbar beleidigt wieder das Auge schloss und den Kopf weg drehte. "Ich könnte meine Kraft nutzen und ganz schnell aufräumen", meinte Marcus und lächelte. "Aber ich bin zu faul. Du musst also damit leben, wenn irgendwo Klamotten auf dem Boden liegen." Plötzlich wurde ihm klar, wie komisch es war, dass sie nun in seiner Wohnung war. Er hätte doch auch alleine gehen können. Natürlich, sie hatten viel Zeit nachzuholen. Trotzdem konnte sich Marcus nicht helfen, sich überwacht zu fühlen. "Wo wohnst du eigentlich? Bei Lakar?"
 
Marcus & Fate: Die Straßen von Varath

Marcus lächelte ein wenig. "Danke", sagte er und meinte es auch so. "Aber ich glaube nicht, dass Ihr Euch geehrt fühlen müsst. Ich sagte schon zu Fate, dass ich nicht glaube, eine große Hilfe zu sein. Immerhin könnt Ihr..." Er zuckte kurz mit den Schultern, "...scheinbar machen, was Ihr Euch wünscht. Meine Kräfte sind nichts im Vergleich zu Euren." Er machte eine Pause. "Aber ich möchte lernen, möchte Euch Gehör schenken." Kurz sah er zu Fate, dann zu Boden. "Jeder verdient eine Chance."

Lakar schüttelte den Kopf, ehe er sich ihnen wieder zuwandte und einen silbernen Ring auf dem Tisch zu Marcus' Rechten legte. "Meine Macht ist nichts als Hokuspokus. Eine Illusion, die für eine kurze Zeit die Realität zu verdrängen, sie jedoch nicht zu ändern vermag. Wärst Du heute zu sterben bestimmt gewesen, so hätte ich Dich mit all meiner Macht nicht beschützen können. Auch weiß ich, dass Du Dir meiner Absichten noch nicht sicher bist und mir misstraust. Ich nehme es Dir mitnichten übel, im Gegenteil, es wäre dumm mir blind zu vertrauen. Dennoch würde ich mich freuen, wenn Du dies hier mitnimmst." Er deutete auf den Silberring, der winzige seltsam geformte Glyphen aufwies. "Dieser Ring kann Dich vor Gefahren in Deiner Umgebung warnen. Keine Sorge, ich habe keinen Einfluss auf ihn. Und solltest Du jemals in Gefahr schweben ..." Er hielt inne, schien zu zögern. "Konzentriere Dich auf den Ring und sprich das Wort Amaïl aus. Egal wo Du auch sein magst, ich werde den Ruf hören und darauf antworten. Nur, bitte, nutze dies als Ultima Ratio. Ich kann nicht ohne Weiteres diesen Ort verlassen." Mit diesen Worten und der Entscheidung, den Ring zu verwenden oder eben nicht, entließ sie der Aviati der Nacht.

Auf dem Weg nach Hause schmunzelte Marcus über Fates Kommentar. "Manche Dinge ändern sich. Manche nicht. Du bist noch genau so niedlich wie damals, besonders wenn du schmollst." Neckend zwinkerte er ihr zu, schlenderte mit ihr weiter durch die nächtlichen Straßen. Fate zog zu seiner Erheiterung eine Schnute, ehe sie sich spielerisch von ihm abstieß und auf einem niedrigen Mauervorsprung rückwärts ging. Sie grinste dabei, als könnte sie fliegen oder seine Gedanken lesen. Marcus hatte seine Gedanken scheinbar bereits woanders. "Morgen werde ich wohl schwänzen. Aber wie ich schon sagte, mir ist die Schule wichtig. Ich kann Papier nicht einfach in Geld verwandelt." Er grinste, war jedoch auch nachdenklich. Fates heterochromen Augen betrachteten ihn aufmerksam, während sie vom Vorsprung heruntersprang und neben ihm herging. Marcus schloss die Haustür auf, hielt sie für Fate offen und ging mit ihr in den Flur und zum Fahrstuhl, rief diesen und kurz darauf fuhren sie hoch, zu Marcus Apartment. "Aiolos mag etwas wild sein, ich habe ihn noch nicht sehr lange..." Als Marcus die Wohnungstür aufschloss, wartete Aiolos liegend auf dem Läufer im Wohnzimmer. Kurz öffnete er ein Auge, wedelte mit der Rute, ehe er scheinbar beleidigt wieder das Auge schloss und den Kopf weg drehte. Fate grinste, ehe sie kurz zu schnüffeln begann. "Ich könnte meine Kraft nutzen und ganz schnell aufräumen", meinte Marcus und lächelte. "Aber ich bin zu faul. Du musst also damit leben, wenn irgendwo Klamotten auf dem Boden liegen. Wo wohnst du eigentlich? Bei Lakar?"

Bei all seinen Gedanken hatte er gar nicht bemerkt, wie Fate bereits dabei war aufzuräumen. Mit ein paar Shirts und Boxershorts im Arm sah sie zu ihm auf und legte den Kopf schief. "Ich bin erst seit zwei Tagen hier in Varath. Lakar hat mich zwar hierhergebracht, aber er ist nicht mein Gastgeber. Ich finde mich allein zurecht und weiß auf mich aufzupassen, bin doch schon ein großes Mädchen." Sie zwinkerte keck und setzte das Aufräumen fort. Sie faltete seine Klamotten und betrachtete sie nachdenklich. "Ich kann es dir nicht verübeln ... ein Leben in Angst entdeckt zu werden ... die Angst ausgenutzt oder verraten zu werden ... du hast allen Grund misstrauisch zu sein. Aber ich bin niemandes Marionette! Ich handle aus eigenen Stücken und ganz sicher entgegen Lakars Plänen." Sie erhob sich und legte die gefaltete Wäsche auf den Wohnzimmertisch, ehe sie sich des Mantels entledigte und sich auf das Sofa setzte. Marcus entging dabei nicht, dass sie unter dem Mantel ein schwarzes Shirt mit langen Ärmeln trug, die in ihre Handschuhe übergingen. Die heterochromen Augen seiner Kindheitsfreundin betrachteten ihn eingehend. "Du wirst Fragen haben. Also schlage ich vor, wir spielen ein Spiel: Du stellst eine Frage, die ich gewissenhaft beantworte. Daraufhin stelle ich eine, die du ebenfalls wahrheitsgemäß beantworten musst. So haben wir beide etwas davon." Nun grinste sie wieder und schlug ein Bein über das andere.

"Dem ehrenwerten Herrn O'Connor sei die erste Frage gestattet!"
 
Sharon & Zoe: Im Inneren des Memento

Nina betrachtete das Steingeschoss süffisant grinsend, ehe er kurz vor ihrem Gesicht einfach zersplitterte. Sharon wurde klar, dass sie im Ernstfall weitaus gerissener vorgehen musste. Zwar hoffte sie, nie gegen einen anderen Vaishara antreten zu müssen - verdammt, sie sollte sich ebenso aus Kämpfen mit Menschen heraushalten - doch man konnte ja nie wissen, was die Zukunft brachte. Aus reiner Gewohnheit wischte sich Sharon über die Oberlippe - nur, dass dort diesmal kein Blut klebte. Schwach lächelte sie und bekam eine Gänsehaut, als ihr das Ausmaß ihrer Kräfte bewusst wurde. Sie erhob sich und sah Nina grinsend an. "So langsam bekomme ich eine Idee davon, wie es geht..." Nina erwiderte ihr Lächeln mit dem Zucken eines Mundwinkels, doch ihre Augen verloren nie ihren Ernst. "Telekinese ist eine mächtige Fähigkeit. Die Gefahr liegt in ihrer universellen Anwendung." Nun wurde Sharons Blick fragend.

Nina breitete die Arme zur Seite aus, ehe sie sie wieder vor ihren Körper riss und dabei ihre Handflächen aneinanderklatschte. Trotz der Kraft, die Nina reingesteckt zu haben schien, entkam dem Aufprall kein Laut. Binnen eines Herzschlages wusste Sharon auch, warum, als ein Donner ihr das Trommelfell zu zerreißen drohte und die Luft vor ihr wie eine Lawine auf sie einschlug. Sie verdankte es dem instinktiven Gebrauch ihrer Telekinese, dass die Druckwelle sie nicht mitgerissen hatte. Sie verlor ihre Balance und torkelte für einen Augenblick. Kein einziger Schritt war zu hören. Für einen Moment dachte sie, ihr Gehör wurde durch die Attacke verletzt, doch dann fiel ihr auf, dass sie keine Luft bekam. Nur kurze Zeit später erklang ein dumpfes Donnern in der Ferne, das langsam lauter wurde, ehe es verschwand. Nina grinste keck, ehe sie die Hand in Richtung eines fernen Gebirges ausstreckte. "Deine erste Lektion wird es sein, eins mit Deiner eigenen Fähigkeit zu werden. Es muss für Dich so normal sein wie Atmen. Die zweite Lektion wird Dich lehren, die Grenzen des Möglichen neu zu definieren. Dein Geist ist geformt von der Vorstellung des Unmöglichen. Du musst lernen, zu akzeptieren, dass nichts unmöglich ist. Mit diesen Worten flammte ihre azurfarbene Aura auf und wuchs auf die fünffache Größe ihrer Gestaltgeberin, als die Erde zu beben begann und das Gebirge langsam tiefe Risse bekam. Es dauerte nicht lange und ein Berg war mit telekinetischer Gewalt herausgerissen worden. Nina machte eine wegwerfende Geste, doch Sharon erkannte, dass sich ihr Arm nun sehr langsam bewegte. Wahrscheinlich spürte sie das Gewicht des riesigen Felsbrockens. Der Berg segelte durch die Luft und verschwand hinter dem Gebirge, doch das Beben des Aufpralls, das laute Knirschen des Gesteins und eine gigantische Wolke aus Staub und Dreck am Horizont waren Zeugen des soeben Geschehenen. Sharons Mund stand weit offen. Doch andererseits hatte sie selber Laserstrahlen gebogen und zurück geworfen. Wenn sie erst wusste, wie weit sie gehen konnte, war vielleicht wirklich nichts unmöglich.

"Lass uns ... eine Pause machen ...", stöhnte Mina zur Verwunderung der beiden Mädchen. Sie hörte sich an, als wäre sie es gewesen, die den Berg herausgerissen hatte. Nina auf der anderen Seite wirkte deutlich ausgeruht und zeigte keine Anzeichen der Ermüdung. Dennoch nickte sie und schwebte langsam zu Boden. Das Rüstungsgeschirr klimperte kurz, dann war sie auch schon wieder bei Sharon und Zoe. "Nichts ist unmöglich. Die Realität selbst ist nichts weiter als ein Hindernis für einen Vaishara. Solange Ihr es Euch vorstellen könnt, Euer Manah reicht und Ihr es kontrollieren könnt, ist alles möglich. Vergesst das nie, Mädchen." Sharon nickte langsam und gönnte sich ein Lächeln, sah dann Zoe an. Möglicherweise hielt diese sich für schwach. Doch Sharon konnte sich gut vorstellen, was für Dinge Zoe mit ihren Kräften anzufangen vermochte. Und damit stand sie dem Werfen eines Berges in nichts nach. Möglicherweise waren ihre Kräfte auch eine Frage der Vorstellungskraft. Und Sharon fand, dass sie selbst eine Menge Phantasie hatte. Kurz musste sie an ihr Duell mit Nathan denken und bekam eine Gänsehaut. So viele schreckliche Dinge waren ihr möglich. So viel Leid könnte sie über jene bringen, die sie bedrohten. Das erschreckte sie, doch einem Teil von ihr gefiel diese Macht. "Ich weiß nicht so recht, wie ich alleine üben soll." Sie machte eine umfassende Handbewegung. "Hier muss ich mir keine Sorgen machen, entdeckt zu werden oder etwas kaputt zu machen. Daheim sieht das anders aus. Aber ich schätze, ich kann auch üben, ohne mein Apartment zu sprengen und meinen Häuserblock einzureissen."
 
Sharon & Zoe: Im Inneren des Memento

Kurz musste sie an ihr Duell mit Nathan denken und bekam eine Gänsehaut. So viele schreckliche Dinge waren ihr möglich. So viel Leid könnte sie über jene bringen, die sie bedrohten. Das erschreckte sie, doch einem Teil von ihr gefiel diese Macht. Nina warf ihrer Schwester einen Blick zu, doch diese schüttelte lediglich den Kopf. "Ich weiß nicht so recht, wie ich alleine üben soll.", wandte Sharon ein. Sie machte eine umfassende Handbewegung. "Hier muss ich mir keine Sorgen machen, entdeckt zu werden oder etwas kaputt zu machen. Daheim sieht das anders aus. Aber ich schätze, ich kann auch üben, ohne mein Apartment zu sprengen und meinen Häuserblock einzureissen." Nun lächelten die Zwillinge und Mina erhob das Wort. "Du brauchst ein Gespür für dich und deine Umgebung, daher wäre es gut, wenn dein erstes Trainingsprogramm die Levitation enthält. Sich selbst zum Schweben zu bringen ist ein wenig aufwendiger als unbewegte Objekte. Sobald du mühelos schweben kannst, kannst du deine Möbel zusätzlich zum Levitieren bringen. Je weiter sie von dir entfernt sind, desto schwieriger wird es, den Energiefluss aufrecht zu erhalten. Sobald du auch das gemeistert hast, versuche Rotation einzubauen. Erst um die vertikale Achse, dann die horizontale. Als Krönung kannst du alles in unterschiedliche Richtungen schweben lassen und durch den Raum koordinieren."

Sie machte eine kurze Pause und plötzlich befanden sie sich alle wieder in der Wohnung der Zwillinge. Ein schneller Blick auf die Uhr enthüllte den beiden, dass der Sekundenzeiger just in diesem Moment gerade einmal einen Schritt weit gekommen war. "Meine Fähigkeit erlaubt es mir, meine Erinnerungen Realität werden zu lassen oder anderen Eintritt zu ebendiesen zu gestatten. Innerhalb meiner Erinnerungen vergeht die Zeit viel langsamer - fünfzehn Minuten Realzeit entsprechen etwa vier Stunden innerhalb meines Memento. Unser Plan ist es, Euch für etwa 26 Stunden dort üben zu lassen. Das entspricht drei Jahren intensiven Trainings." Nina lächelte schwach: "Keine Sorge, wir haben nicht vor, Euch für drei Jahre in dieser Wüste festzuhalten. Eure Körper vertragen eine solch lange Zeitspanne nicht. Stattdessen möchten wir Euch innerhalb der nächsten zwei, drei Wochen etappenweise dort üben lassen. So könnt Ihr auch weiterhin die Schule besuchen und bei Euren Freunden sein. Klingt doch schon um Einiges besser, nicht?" Sie zwinkerte, wurde dann aber nachdenklich. Und wieder schüttelte Mina den Kopf und beendete damit was auch immer Nina im Schilde führte. Sie wandte sich an Sharon und lächelte sie an. "Wenn du möchtest, kannst du für heute Schluss machen. Wenn du dich beeilst, solltest du deine Freunde von der Schule abholen können. Keine Sorge, ich habe dort angerufen und gesagt, dass du mir dringend helfen musstest." Den letzten Satz vernahm Sharon jedoch nicht aus ihrem Mund sondern direkt in ihrem Kopf. Zumindest hatte Mina die Lippen nicht bewegt. Schelmisch zwinkerte sie dem Mädchen zu und wandte sich an Zoe. "Für dich habe ich ein spezielles Training ..."
 
Sharon & Zoe: Im Inneren des Memento

Nun lächelten die Zwillinge und Mina erhob das Wort. "Du brauchst ein Gespür für dich und deine Umgebung, daher wäre es gut, wenn dein erstes Trainingsprogramm die Levitation enthält. Sich selbst zum Schweben zu bringen ist ein wenig aufwendiger als unbewegte Objekte. Sobald du mühelos schweben kannst, kannst du deine Möbel zusätzlich zum Levitieren bringen. Je weiter sie von dir entfernt sind, desto schwieriger wird es, den Energiefluss aufrecht zu erhalten. Sobald du auch das gemeistert hast, versuche Rotation einzubauen. Erst um die vertikale Achse, dann die horizontale. Als Krönung kannst du alles in unterschiedliche Richtungen schweben lassen und durch den Raum koordinieren." Ja, das klang nach einer guten Herangehensweise. Und die Vorstellung, fliegen zu können gefiel ihr, auch wenn sie wohl niemals über Häuserschluchten rauschen oder die Stadt von oben sehen würde. Zu viele neugierige Augen. Zu viele Überwachungssysteme des Militärs. Möglicherweise, so dachte sie sich, sollte sie eines Tages nach Aeasis gehen. Oder wenigstens nach Iserion. Davon laufen bis an ihr Lebensende war ihr zuwider und an diesen Orten war ein glückliches Leben noch am Wahrscheinlichsten.

Nina machte eine kurze Pause und plötzlich befanden sie sich alle wieder in der Wohnung der Zwillinge. Ein schneller Blick auf die Uhr enthüllte den beiden, dass der Sekundenzeiger just in diesem Moment gerade einmal einen Schritt weit gekommen war. "Meine Fähigkeit erlaubt es mir, meine Erinnerungen Realität werden zu lassen oder anderen Eintritt zu ebendiesen zu gestatten. Innerhalb meiner Erinnerungen vergeht die Zeit viel langsamer - fünfzehn Minuten Realzeit entsprechen etwa vier Stunden innerhalb meines Memento. Unser Plan ist es, Euch für etwa 26 Stunden dort üben zu lassen. Das entspricht drei Jahren intensiven Trainings." Nina lächelte schwach: "Keine Sorge, wir haben nicht vor, Euch für drei Jahre in dieser Wüste festzuhalten. Eure Körper vertragen eine solch lange Zeitspanne nicht. Stattdessen möchten wir Euch innerhalb der nächsten zwei, drei Wochen etappenweise dort üben lassen. So könnt Ihr auch weiterhin die Schule besuchen und bei Euren Freunden sein. Klingt doch schon um Einiges besser, nicht?" Sie zwinkerte, wurde dann aber nachdenklich. Sharon lächelte, denn tatsächlich klang das Training im Memento unglaublich effektiv. Sie zumindest war einverstanden, hier regelmäßig zu trainieren. Und wieder schüttelte Mina den Kopf und beendete damit was auch immer Nina im Schilde führte. Sie wandte sich an Sharon und lächelte sie an. "Wenn du möchtest, kannst du für heute Schluss machen. Wenn du dich beeilst, solltest du deine Freunde von der Schule abholen können. Keine Sorge, ich habe dort angerufen und gesagt, dass du mir dringend helfen musstest." Den letzten Satz vernahm Sharon jedoch nicht aus ihrem Mund sondern direkt in ihrem Kopf. Zumindest hatte Mina die Lippen nicht bewegt. Schelmisch zwinkerte sie dem Mädchen zu und wandte sich an Zoe. "Für dich habe ich ein spezielles Training ..."

Sharon erhob sich von der Couch, hakte dann bei Nina noch mal die Einzelheiten ihrer Ausrede nach. Sie wollte nicht, dass sie jemand fragte und sich die Ausreden widersprachen. Dann jedoch verabschiedete sie sich von Zoe, wünschte ihnen noch viel Glück. Auch Ai sagte sie auf im Stillen auf Wiedersehen und versicherte ihr, auf ihren Bruder aufzupassen, damit dieser nicht noch einmal einen Besuch versäumte oder zu spät kam. Dann verabschiedete sie sich von den Zwillingen und war blitzschnell im Freien und nahm die Beine in die Hand, um rechtzeitig bei Schulschluss in der Arcana High zu sein. Unterwegs musste sie immer wieder daran denken, wie zerstörerisch Hexen doch sein konnten. Sie selber könnte theoretisch die Galiläa einreißen und alle Menschen dem Nebel aussetzen. So viel Üble Dinge könnte sie anrichten - und so viele Leben hatte sie bereits genommen. Ihre Kräfte waren sehr vielseitig und sie wusste, dass sie mehr konnte als bloß Dinge bewegen. Der Gedanke machte ihr irgendwie Angst. Was, wenn sie noch einmal die Kontrolle verlor? Was, wenn sie sich je mit anderen Vaishara messen musste? Ihr Unbehagen nahm zu und erst der Gedanke an Kathy lenkte sie ein wenig ab. Kurz dachte sie an den Moment, als sie einander ihre Kräfte offenbart hatten und musste lächeln. Ja, die Welt war gefährlich. Doch dank Freunden konnte sie auch sehr, sehr schön sein. Kurz küsste Sharon ihren Ankh-Anhänger, ehe sie sich noch ein wenig beeilte. Möglicherweise war selbst Marcus wieder in der Schule und die Dinge kamen wieder in Ordnung, besonders da Kalina ihn sehr zu mögen schien - und umgekehrt war es scheinbar nicht anders, sonst wäre Marcus nicht so aufgewühlt gewesen.
 
Marcus & Fate: Die Straßen von Varath

Auf dem Weg zu seinem Apartment hatte Marcus noch oft an Lakars Worte gedacht. "Meine Macht ist nichts als Hokuspokus. Eine Illusion, die für eine kurze Zeit die Realität zu verdrängen, sie jedoch nicht zu ändern vermag. Wärst Du heute zu sterben bestimmt gewesen, so hätte ich Dich mit all meiner Macht nicht beschützen können. Auch weiß ich, dass Du Dir meiner Absichten noch nicht sicher bist und mir misstraust. Ich nehme es Dir mitnichten übel, im Gegenteil, es wäre dumm mir blind zu vertrauen. Dennoch würde ich mich freuen, wenn Du dies hier mitnimmst." Dann hatte Lakar ihm einen Silberring gegeben. Marcus hatte beschlossen, Lakar zuzuhören und sich seine Herangehensweise anzuschauen. Doch wie konnte er in solchen Fällen seinen Augen trauen? Möglicherweise wob Lakar ein einziges Lügengespinst in seinem Kampf gegen das Militär. Möglicherweise verbarg er eine ganze Menge. Marcus würde wachsam bleiben. Auch, was Fate anbetraf.
Den Silberring hatte er angenommen, wusste jedoch nicht, was er davon halten sollte. Wie sollte ein Ring ihn denn warnen? War der Ring eine Art Sender? Und warum meinte Lakar, er könne nicht ohne Weiteres sein Versteck verlassen? Marcus wollte Antworten haben. Und vielleicht konnte er lernen, Trug von Realität zu unterscheiden. Er würde sich zumindest nicht verarschen lassen.

Als Fate sich von ihm abstieß, lachte er und beobachtete, wie Fate rückwärts ging, sorgsam darauf bedacht, dass sie nicht hin fiel. Und kaum hatten sie seine Wohnung betreten, machte sich Fate schon daran, aufzuräumen. Er sah sehr verdutzt drein, dann grinste er. "Ja, natürlich bist du schon ein großes Mädchen...Aber ich bin auch ein großer Junge und kann alleine aufräumen!" Störrisch nahm er Fate die Klamotten ab. Diese machte jedoch einfach woanders weiter. "Ja, ist schon nicht ganz so toll wie man glaubt... Nun, ich hoffe, du hast Recht. Lakar hat eine Menge drauf. Da sollte man misstrauisch sein. Wer weiß, was der einem alles in den Kopf projizieren kann..." Als sie davon sprach, entgegen Lakars Pläne zu arbeiten, schwieg er zu dem Thema. Was, wenn sie gar eine Spionin des Militärs war? Und über ihn Lakar kriegen wollte? Doch er wollte auch nicht paranoid werden. Hastig räumte Marcus einige Klamotten weg und setzte sich zu ihr auf die Couch. "Klingt gut. Fast wie Wahrheit oder Pflicht damals..." Sein Grinsen erstab jedoch schnell. Er wusste, was mit ihren Eltern passiert war. Es stand in der Zeitung, damals. Doch da waren Marcus und seine Mutter schon fort gezogen.

"Hast du irgendeine Ahnung... Was mit deinen Eltern passiert ist? Oder mit meinem Dad?"

Er sah sie erwartungsvoll an, dann erhob er sich so rasch, dass es schien, er hätte sich ans andere Ende des Zimmers teleportiert, wo er den Kühlschrank öffnete. "S-Sorry... Vielleicht hätte ich das nicht fragen sollen. Oder anders formulieren sollen... Möchtest du was trinken? Wasser? Milch? Multivitaminsaft?" Er sah sie entschuldigend an. "Ich hab mich immer gefragt, was damals passiert ist. Weil... Mein Dad war kein Idiot. Er war vorsichtig. Immer. Und dann heißt es, der Nebel habe ihn geholt? Es wurde nicht einmal eine Leiche gefunden... Ja, Unfälle können passieren. Aber... Nicht in so kurzer Reihenfolge..." Er fuhr sich durch die braunen Haare, stromerte durch das Zimmer, bewegte sich lässig aber nervös und viel zu schnell. Aiolos winselte und verkroch sich unter Marcus' Bett. Marcus selbst verschwand im Bad, wusch sich das Gesicht und sein Blick fiel auf etwas Blondiermittel im Regal. Vor einigen Monaten hatte er mal mit dem Gedanken gespielt, sich die Haare zu färben. Warum eigentlich nicht jetzt? Früher war blondieren gefährlich für die Haare. Heute gab es alle möglichen Haarfarben. Manche Leute trugen sogar Kontaktlinsen um eine andere Augenfarbe zu haben. Kurz darauf setzte sich Marcus mit einer Plastikhaube wieder auf das Sofa und wartete darauf, dass das Blondiermittel seine Wirkung zeigte. "Ich bin vielleicht etwas aufgewühlt", erklärte er Fate, die ihn vielleicht für verrückt hielt.
 
Marcus & Fate: Die Straßen von Varath

Hastig räumte Marcus einige Klamotten weg und setzte sich zu ihr auf die Couch. "Klingt gut. Fast wie Wahrheit oder Pflicht damals..." Sein Grinsen erstab jedoch schnell. Er wusste, was mit ihren Eltern passiert war. Es stand in der Zeitung, damals. Doch da waren Marcus und seine Mutter schon fort gezogen.

"Hast du irgendeine Ahnung... Was mit deinen Eltern passiert ist? Oder mit meinem Dad?"

Er sah sie erwartungsvoll an, dann erhob er sich so rasch, dass es schien, er hätte sich ans andere Ende des Zimmers teleportiert, wo er den Kühlschrank öffnete. "S-Sorry... Vielleicht hätte ich das nicht fragen sollen. Oder anders formulieren sollen... Möchtest du was trinken? Wasser? Milch? Multivitaminsaft?"

Fate betrachtete schweigend einen imaginären Fleck auf dem Tisch, verzog aber keine Miene. Viel eher schien sie in Gedanken versunken zu sein. Oder Erinnerungen. Marcus sah sie entschuldigend an. "Ich hab mich immer gefragt, was damals passiert ist. Weil... Mein Dad war kein Idiot. Er war vorsichtig. Immer. Und dann heißt es, der Nebel habe ihn geholt? Es wurde nicht einmal eine Leiche gefunden... Ja, Unfälle können passieren. Aber... Nicht in so kurzer Reihenfolge..." Er fuhr sich durch die braunen Haare, stromerte durch das Zimmer, bewegte sich lässig aber nervös und viel zu schnell. Aiolos winselte und verkroch sich unter Marcus' Bett. Marcus selbst verschwand im Bad, ehe er sich mit einer Plastikhaube wieder auf das Sofa und wartete. "Ich bin vielleicht etwas aufgewühlt", erklärte er Fate, die ihn vielleicht für verrückt hielt.

"Meine Eltern und dein Vater arbeiteten für ein geheimes Militärprojekt namens Projekt: Aiôn", begann Fate leise, "Ich kenne die Details nicht, aber es handelte sich dabei vermutlich um die Erforschung des Nebels und deren Nutzen für Wissenschaft und Forschung. Sie waren nicht die einzigen. Laut meiner Recherche gab es noch sieben weitere Mitglieder, doch ihre Namen tauchten nie auf." Sie machte eine Pause und verschränkte die Hände auf ihrem Schoße. "Vor sechs Jahren soll es zu einem schrecklichen Unfall gekommen sein und das Projekt wurde eingestellt." Sie hielt inne, schürfte kurz die Lippen und seufzte lautlos, als sie den linken Ärmel höher zog und ein Terminal zum Vorschein brachte, das an ihren Unterarm geschnallt war. Nach kurzem Tippen projizierte das Terminal eine Art Namensliste. Darauf waren auch ihre Eltern und Joseph O'Connor zu finden, hinter ihrem Namen stand Status: unbekannt. Fates heterochromen Augen glänzten wild. "Ich stieß bei meiner Suche auf folgendes Dokument. Es enthält eine Liste mit Namen der Projektmitglieder. Einige Namen wurden nachträglich geändert. deutet wahrscheinlich auf eine andere Identität hin ... was sehr seltsam ist, findest du nicht?" Ein Blick auf die Liste beschrieb den Status des Fuchses, Shios und eines Elias Fraser als verstorben. Fate zog die Stirn kraus. "Der Fuchs starb vor nicht allzu langer Zeit, so sagen es zumindest die Berichte des Militärs. Die Hexe Shio und Dr. Fraser sind hingegen sehr lebendig."

Sie beendete die Projektion und betrachtete Marcus eingehend. "Irgendetwas ist damals vorgefallen. Meine Eltern und dein Vater sind vielleicht gar nicht tot, doch das Militär will mit der Wahrheit nicht herausrücken. Daher habe ich mich vorübergehend mit Lakar verbündet. Das Schicksal der Menschen? Das Leid der Vaishara? Das alles interessiert mich nicht." Selbst wenn er ihr nicht trauen mochte, so konnte er sich über die Intensität ihres Blickes eine eigene Meinung bilden. "Ich will die Wahrheit, Marcus, und ich bin bereit alles dafür zu geben."

Es folgte eine längere Pause, ehe sich Fate wieder zurücklehnte und die Hände hinter ihrem Kopf verschränkte. Sie schien nun etwas mehr Farbe im Gesicht zu haben und starrte die Decke an, sehr darauf bedacht, seinen Blick nicht zu erwidern. "Ich bin dran ... Ähm ... Hast du ... eine Freundin?"


Der Rest kommt bestimmt, versprochen! Muss nur was essen ... X__x
 
Marcus & Fate: Die Straßen von Varath

Marcus merkte sich die Begriffe, die Fate ihm da nannte. Den Namen Aiôn kannte er nicht, doch vielleicht sollte er mal Lakar danach fragen. Das sich das Projekt mit dem Nebel befasste, wusste er. Sein Dad hatte oft davon gesprochen, die Welt verbessern zu wollen, allen Menschen helfen zu wollen. "Sieben weitere Mitglieder also? Vielleicht ein Anhaltspunkt." Er besah sich die Liste, hörte Fate weiter gut zu. "Komisch, dass sich das Dokument da einfach irrt. Wenn Shio eine Hexe ist, warum dann eine Zusammenarbeit mit Wissenschaftlern?" Er machte eine Pause. "Es wäre schön, wenn sie noch leben würden... Vielleicht ist ihre Arbeit so wichtig, dass sie keine Wahl haben. Aber ich finde, wir verdienen die Wahrheit. Ja, mir geht es da nicht anders als dir... Doch wir müssen sehr aufpassen, keine schlafenden Hunde zu wecken. Die Wachhunde des Militärs."

Es folgte eine längere Pause, ehe sich Fate wieder zurücklehnte und die Hände hinter ihrem Kopf verschränkte. Sie schien nun etwas mehr Farbe im Gesicht zu haben und starrte die Decke an, sehr darauf bedacht, seinen Blick nicht zu erwidern. "Ich bin dran ... Ähm ... Hast du ... eine Freundin?"

Marcus schmunzelte. Er musste an Kalina denken und seufzte, sah dann Fate an. "Ich stehe definitiv auf Frauen und natürlich verguckt man sich da in die eine oder andere. Aber nein, momentan hab ich keine Freundin." Er lehnte sich ein wenig zu Fate. "Magst du mir nun sagen, ob und was du trinken möchtest oder geht das erst, wenn ich mit Fragen dran bin?" Er grinste frech und fügte dann ernst hinzu: "Eine Freundin zu haben stelle ich mir nun auch nicht mehr ganz so einfach vor. Sie wäre immer in Gefahr, genau wie ich es bin. Werde ich entdeckt und entlarvt, ist sie in Gefahr und kann gegen mich benutzt werden. Da ist es dann wohl egal, ob das Mädchen Hexe ist oder Mensch. So oder so kann das Leben verdammt schnell enden. Andererseits... Sollte man sich auch nicht immer nur Sorgen machen, sondern jeden Tag den man hat genießen."
 
Karya: Lagerhalle
Eine scheinbar undurchdringliche Finsternis lag wie ein Mantel über der Halle mit den zugenagelten hoch gelegenen Fenstern. Wagte man sich jedoch vor, entdeckte man weiter hinten flackerndes Licht.

Dort bot sich ein groteskes Bild:
Auf dem Boden lag - vom Kerzenschein erhellt - ein menschliches Skelett von 1,75m Größe: so weiß, als wäre das Fleisch sauber abgenagt worden. Auf den zweiten Blick sah man jedoch, dass es gerade erst zusammengesetzt wurde: im selben Moment materialisierten sich noch die letzten Zehenspitzen.

Dann begannen sich auch die ersten Muskeln, Sehnen und Adern darüber zu legen. Fett schob sich zwischen die Muskeln und bildete weibliche Rundungen. Nerven und Organe folgten. Leer starrende Augäpfel mit einer silbernen Iris füllten die Augenhöhlen aus, verbanden sich über die Nervenstränge mit dem im Schädel materialisierten Gehirn. Das Herz begann seine ersten Schläge und pumpte das Blut durch die Arterien in die lebenswichtigen Bereiche.

Die Lungenflügel hoben und senkten sich bereits für die ersten Atemzüge, die Venen führten das Blut zurück. Bisher leblose Augäpfel zuckten leicht. Der Körper schien sich seiner Umgebung aber noch nicht richtig bewusst. Die kleinen Pupillen waren noch starr nach oben gerichtet.

Helle Haut spannte sich über die Muskeln, schützende Nägel bildeten sich über den offenen Nerven an Fingern und Zehen und hellblondes Haar suchte sich seinen Weg durch die ledernen Schichten.

Eine tiefe Stille hüllte die Räumlichkeiten für einen Moment ein.
Dann fuhr das menschliche Wesen mit einem Schlag hoch, zog die Luft tief und schnell ein, hustete, als wäre es fast erstickt. Ein hektischer Blick durch den Raum folgte, als sie sich endlich erholt hatte.

Echte Verwirrung war aus ihren Gesichtszügen zu lesen. Für einen Moment verharrte die Frau, wie Gott sie schuf, zeigte keinerlei weitere Regung.
Dann wanderte ihr Blick durch den Raum und blieb auf einer anderen Gestalt im Raum hängen. Ihre Augen weiteten sich. Hektisch ging sie auf ein Knie nieder und deutete eine Verbeugung an. „Zu Diensten, in alle Ewigkeit..“, ließ sie ehrfürchtig verlauten. Ein Satz, den sie damals und heute ernst meinte, doch dessen tiefere Bedeutung ihr lange im Dunkeln verborgen war. Als sie aufsah, schien Erkenntnis ihre Gedankengänge zu durchströmen. Ihr Blick verfinsterte sich.
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Zweiter Part wird im nächsten Post von Antheon integriert
 
Sharon & Reika: Vor der Arcana High

Sharon verabschiedete sich von den Zwillingen und war blitzschnell im Freien und nahm die Beine in die Hand, um rechtzeitig bei Schulschluss in der Arcana High zu sein. Unterwegs musste sie immer wieder daran denken, wie zerstörerisch Hexen doch sein konnten. Sie selber könnte theoretisch die Galiläa einreißen und alle Menschen dem Nebel aussetzen. So viel Üble Dinge könnte sie anrichten - und so viele Leben hatte sie bereits genommen. Ihre Kräfte waren sehr vielseitig und sie wusste, dass sie mehr konnte als bloß Dinge bewegen. Der Gedanke machte ihr irgendwie Angst. Was, wenn sie noch einmal die Kontrolle verlor? Was, wenn sie sich je mit anderen Vaishara messen musste? Ihr Unbehagen nahm zu und erst der Gedanke an Kathy lenkte sie ein wenig ab. Kurz dachte sie an den Moment, als sie einander ihre Kräfte offenbart hatten und musste lächeln. Ja, die Welt war gefährlich. Doch dank Freunden konnte sie auch sehr, sehr schön sein. Kurz küsste Sharon ihren Ankh-Anhänger, ehe sie sich noch ein wenig beeilte. Möglicherweise war selbst Marcus wieder in der Schule und die Dinge kamen wieder in Ordnung, besonders da Kalina ihn sehr zu mögen schien - und umgekehrt war es scheinbar nicht anders, sonst wäre Marcus nicht so aufgewühlt gewesen. Als sie nach zwanzig Minuten die Schule erreichte, war der Unterricht noch zugange, doch Sharon wollte nicht im Innenhof warten also beschloss sie, auf einer Bank im Schatten der angrenzenden Turnhalle zu warten. Es dauerte einen Augenblick bis sie ein Mädchen erkannte, das im Schatten mit einem Holzschwert Bewegungsabläufe zu üben schien. Einige Schritte später schien auch klar, warum sie nicht in der Turnhalle trainierte, denn aus dieser drangen etliche Schreie gemischt mit dem Geräusch von Bällen, die gedribbelt oder geschossen wurden. Das Mädchen war zierlich und reichte Sharon gerade einmal bis zur Nase. Das leicht gewellte, brünette Haar reichte ihr bis zur Hüfte und der Blick der ebenso braunen Augen wirkte konzentriert. Das Mädchen drehte sich mit dem Schwert und es wirkte als würde es tanzen. Nicht einmal Sharons Anwesenheit schien sie aus ihrem Bewegungsablauf zu bringen, sie machte einfach weiter, während sie fragte: "Willst du etwas von mir?" Nun hörte sie doch auf und nahm das Handtuch, welches an ihrer Schulter hing, um sich das Gesicht zu trocknen. Ihre Frage klang schroff und abweisend, wirkte wie der typische Schulschläger, was angesichts ihres fragilen Baus doch sehr irrsinnig anmutete. Zumindest schien sie hart im Nehmen zu sein, denn die leicht blutende Wunde, die sie sich wahrscheinlich von einem der Büschen zugezogen hatte, schien sie gar nicht zu beachten. Stattdessen blickte sie aus ausdruckslosen Augen in Sharons Richtung - und dennoch leicht an ihr vorbei.




Marcus & Fate: Marcus' Wohnung

Marcus lehnte sich ein wenig zu Fate. "Magst du mir nun sagen, ob und was du trinken möchtest oder geht das erst, wenn ich mit Fragen dran bin?" Er grinste frech, besonders über die leichte Röte auf ihren Wangen, und fügte dann ernst hinzu: "Eine Freundin zu haben stelle ich mir nun auch nicht mehr ganz so einfach vor. Sie wäre immer in Gefahr, genau wie ich es bin. Werde ich entdeckt und entlarvt, ist sie in Gefahr und kann gegen mich benutzt werden. Da ist es dann wohl egal, ob das Mädchen Hexe ist oder Mensch. So oder so kann das Leben verdammt schnell enden. Andererseits... Sollte man sich auch nicht immer nur Sorgen machen, sondern jeden Tag den man hat genießen." Fate betrachtete ihn nachdenklich, dann schüttelte sie leise lachend den Kopf. "Du hast dich kein Stück verändert, Marcus. Du bist noch immer der unentschlossene kleine Junge von damals, der sich immer selbst widersprach." Ihr Lächeln hatte etwas Nostalgisches, leicht Betrauerndes. "Du versuchst das Richtige zu tun und das ist nobel. Aber wird es nicht langsam Zeit, erwachsen zu werden?" Sie erhob sich von der Couch und kniete sich auf die Lehnen seines Stuhls. Ihr langes, weißes Haar fiel wie ein Vorhang um sein Gesicht, streifte seine Wangen und ließ ihn nur sie ansehen. Ihre Augen betrachteten ihn, schienen seine Seele verschlingen zu wollen. Ihre Hände fixierten seine Schultern, drückten ihn sanft aber bestimmt in den Stuhl. "Menschen in deiner Nähe werden verletzt und du kannst nichts dagegen unternehmen, daher ziehst du dich zurück. Du fliehst vor dem Militär, vor den Hexen und vor deiner Bestimmung, daher erlaubst du dir keine Beziehung, denn du hast Angst verletzt zu werden. Angst, jemanden auf dem Gewissen zu haben. Du hast den Verlust deines Vaters nie überstanden und glaubst immer noch, dass es irgendwo irgendwie einen Platz für dich gibt, an dem du in Frieden leben kannst. An dem du keine Sorge haben musst, die Menschen um dich herum in Gefahr zu bringen. Du hast Angst vor der Macht des Militärs, vor Lakar und der Befürchtung, als Kanonenfutter benutzt zu werden, vor mir, da ich mit ihm unter einer Decke stecken könnte ..." Sie hielt inne, legte ihren Kopf auf seine Schulter und seufzte leise. "Ich verstehe, dass du viele Zweifel hast, aber gibt es nicht irgendetwas an das du glaubst? Etwas, das es wert ist, sich seinem Schicksal zu stellen? Hast du wirklich alle Hoffnung verloren?"

Bildete er es sich ein oder zitterte sie ein wenig? Ihre Stimme klang etwas gedämpft.

"Du bist gebrochen, Marcus, wie nur wenige Menschen auf dieser Welt."

Sie hob ihren Kopf wieder und blickte ihn mit Tränen in den Augen an.

"Ich folge dir, wohin auch immer du gehst ... aber bitte, bitte, hör auf vor dir selbst wegzulaufen ..."




Karya: Arhath, Ylesia

Die Welt hatte sich stark verändert, der Hass blieb bestehen, dachte Karya, als sie durch die dunklen Straßen streifte und die Berichte, die ihr zur Orientierung zugetragen wurden, Revue passieren ließ. Sie fand, dass sich die neue Architektur erheblich von der ihr bekannten unterschied. Ihr fiel besonders ins Auge, dass in dieser Stadt die Farben Rot und Schwarz sehr präsent waren, möglicherweise Farben des Herrschers? Ein verrücktes Grinsen schlich sich auf ihr Gesicht, als sie weitere Assoziationen der Farben fand. Die Vorfreude bemächtigte sich einen Moment ihres Geistes, doch sie musste sich beherrschen. Es gab genug Verräter hier in der Stadt, die sie zur Strecke bringen musste, aber nicht am Tag, noch war es zu früh.

Der Sonnenuntergang tauchte den Horizont in ein rot-oranges Licht und wies auf das Ende des selbigen hin. Ihr Blick suchte die Straße vor ihr ab. Ob die Präsenz der Wachen nach Ausgangssperre abnahm oder noch weiter zunahm? Zumindest wären weniger Zivilisten auf den Straßen. Die Regeln dieser Stadt gingen ihr gehörig gegen den Strich, aber Selen hatte ihr deutlich zu verstehen gegeben, sich erst mal zurückzuhalten.

Der Ort glich einer Geisterstadt, wenn nicht hier und da die Sicherheitsleute gewesen wären, die rund um die Uhr und ab 20 Uhr verstärkt patrouillierten. Karya mied deshalb erst mal die Hauptstraßen und bewegte sich in Seitengassen, an Hauswänden und hinter Mauern fort. Ihre Geduld hielt jedoch nicht all zu lange an. "Was...?!" Sie reagierte schnell, trennte ihre eigenen Partikel auf und materialisierte hinter der Wächterin wieder. Im selben Moment schoss ihre Hand an den Hals der Frau und beschleunigte gezielt die Blutpartikel in deren Adern. Sie verstarb an einem Herzinfarkt. Karya war belustigt – für den Moment. Ein bisschen Spaß war doch nicht verkehrt, oder? Weitere Stimmen drangen an ihr Ohr. Es waren zwei. Ob die zäher waren? Ihr Blick fiel auf die nächstgelegene Mauer. Weiter nach den beiden horchend, spaltete sie die Partikel der Mauer vor sich auf und trat flugs hindurch. Die Rückseite führte in einen Hinterhof. Niemand war zu sehen. Sie lauschte gespannt nach den beiden. Ein verzücktes Grinsen nahm ihr Wesen ein. Die Schritte der Neuankömmlinge beschleunigten und wurden lauter. Gehetzte Worte wurden ausgetauscht.

"Sie ist tot", sagte einer der beiden nüchtern, der sich offensichtlich über die Leiche gebeugt hatte. Klickende Geräusche drangen an Karyas Ohren, in denen das Blut rauschte und danach verlangte eine blutige Spur durch die Stadt zu ziehen. "Er kann noch nicht weit sein. Ich melde, du suchst dort entlang!", bellte der zweite und der Angesprochene entfernte sich eilig. Doch Karya hatte sich nicht zurückgezogen, um sich vor den beiden zu verstecken.

"Melde...", begann der Wächter, nur ein paar Schritt von der Mauer entfernt. Die Vaishara reagierte schnell. Sie trat durch die Mauer, wie sie es vorher getan hatte und stürmte auf den Wachmann zu. Dieser stoppte seine Kontaktaufnahme und legte die zweite Hand an das geladene Gewehr. Da rammte Karya ihm aber bereits die geöffnete Handfläche ins Gesicht und grub ihre Finger tief in seine Augenhöhlen, das Gesicht zu einer grinsenden Fratze verzerrt. Er schrie und verschoss die geladene Munition unkontrolliert in den Boden. Karya erschrak für einen Moment. Aber als er nach ihrem Arm griff und sie in einen Nahkampf verwickeln wollte, blocke sie den ersten Schlag und zog sich kurz zurück. Geblendet tat er ein paar Faustschläge in die Luft und fummelte gehetzt an seinem Handgelenk herum, begleitet von beständigen Flüchen. Wollte er wieder Kontakt aufnehmen oder hatte er noch eine Waffe in petto? So sehr es sie auch interessiert hätte, sie durfte noch nicht zu viel Aufmerksamkeit erregen. Schnell näherte sie sich dem Wächter. Er spürte ihre Hand an seinem Rücken, dann nur noch Schmerz. Es brannte, füllte seinen Verstand völlig aus, dann wurde er ruhig. Akzeptierte und wusste nichts mehr. Karya zog ihre Hand zurück, etwas Rotes in ihrer Hand. Der Wächter fiel leblos zu Boden mit einem Loch in der Brust.

Schüsse fielen. Die Vaishara löste sich selbst in unzählige kleine Partikel auf. In seiner Panik schoss der Mann wieder auf die Stelle und dann wahllos nach links und rechts. Doch der Feind war wegen des fehlenden Widerstands bereits längst bei ihm. Sie schickte ihn mit einer Schockwelle gegen die nächste Mauer. Kaum wieder bei Bewusstsein hatte sie den Abstand zu ihm auch schon wieder überbrückt. Plötzlich war es stockfinster. Er versuchte die Augen zu öffnen, aber es blieb dunkel. Versuchte sich zu bewegen, aber kopfabwärts bis zu den Ellbogen tat sich nichts. Was war passiert? Wo-?! Und dann bemerkte er, dass er auch nicht atmen konnte!
Karya beobachtete die letzten Zuckungen des Soldaten mit Genugtuung. Vielleicht sollte sie ihn einfach so stecken lassen? Ihr Blick fiel auf die beiden anderen Leichen. Vielleicht einen Fuß herausragen lassen? Nur ein ganz klein bisschen, damit man nicht gleich erkannte, was es war ... Sie stellte sich dabei die Gesichter derer vor, die sie finden würden. Doch der Befehl... Na ja, dann nicht... Sie mauerte die Leichen ganz ein.

Eine der Waffen nahm sie mit, als sie den Ort des Geschehens verließ. Sie wollte ihren Feind und dessen neue Werkzeuge besser verstehen.




Leon, Mina, Nina & Zoe: Ai's Apartment

Woher der Junge kam, wusste Zoe nicht zu sagen. Er war plötzlich in der Wohnung aufgetaucht. Auch die Zwillinge wirkten erst ein wenig überrascht, fingen sich aber sofort wieder und betrachteten ihren Gast argwöhnisch. "Nicht schießen, nicht schießen! Ich komme in Frieden!", begann der Kerl und wedelte beschwichtigend mit den Händen, ehe er nach einigen Augenblicken der Stille etwas ernüchternd hinzufügte, "Ihr seid ja ganz harte Mädels, hm? Wie auch immer, ich hab eine Nachricht von Bob. Ich soll euch ausr-"

"Wer ist Bob?", fragte Mina mit hochgezogener Augenbraue. Es dauerte wieder einige Momente, ehe er ihnen schildern konnte, wer ihr Auftraggeber war. Nach eigenen Aussagen ein verrückter alter Kerl mit Kaputze und irrem Gelächter, der über irgendein seltsames Portal verfüge, in dem es alles Mögliche gab und der in den Schatten verschwand, um Leute zu ärgern. Zoe konnte mit diesen Informationen nun wirklich nichts anfangen, aber die Zwillinge schienen eine Vermutung zu haben, um wen es sich hierbei handelte. "Jedenfalls soll ich ausrichten, dass Selen unterwegs hierher ist und Lakar - Fragt mich bitte nicht, wer das sein soll, ich hab keinen blassen Schimmer! - plant, sie hier zu stellen. Ihr hättet noch einen Monat, ehe sie ankommt. Ah, und ihr sollt ihm Souvenirs mitnehmen!" Mit diesen Worten war der mysteriöse Junge verschwunden, doch die Atmosphäre blieb angespannt.




Kalina, Kevin & Leon: Die Arcana High

Es hatte doch immer etwas, eine Klopause kurz vor Schulschluss zu nehmen. Zwar musste er für Bob Botengänge erledigen, aber das war immer noch interessanter als Unterricht. Als Leon sich zurückteleportierte, läutete es genau zum Unterrichtsende. Er ging in seine Klasse, die 2C, und packte seine Tasche, während sich alle von ihm verabschiedeten - allen voran die Mädels. Er schenkte ihnen ein zuckersüßes Lächeln und machte sich dann auf den Weg nach Hause. Heute stand wieder Training an, immerhin musste er sich in Form halten. Er ging noch einmal kurz die Hausaufgaben durch, als er beinahe in ein Mädchen hineingelaufen wäre. Dieses zuckte kurz zusammen und versteifte sich, ehe sie erleichtert ausatmete. "Das ist gerade noch einmal gut gegangen. Noch eine Konfrontation hätte ich nicht überlebt", meinte Kalina lächelnd und entschuldigte sich noch einmal bei ihm. "Du bist doch Leon Highwind aus der 2C, nicht wahr? Kalina Lacet-Karsteen aus der B, freut mich!" Was für Leon jedoch interessanter war als ihr Name war der Umstand, dass sie einen kleinen Jungen hinter sich rumführte. "Dein kleiner Bruder?", fragte er und sah Kevin an, doch Kalina schüttelte den Kopf und legte ihre Hände auf die Schultern des Jungen. "Seine Freundin war heute nicht in der Schule und er hat mich gefragt, ob ich nicht nach ihrer Adresse fragen könnte." Nun wirkte sie traurig und ließ den Kopf etwas hängen. "Leider hat man mir nichts verraten. Ist ja doch seltsam, wenn eine Oberschülerin nach der Adresse einer Unterstufenschülerin fragt. Leon blickte von ihr zum Sekretariat, aus welchem gerade eine Dame ging und hinter sich absperrte. Es war also leer ...
 
Marcus & Fate: Marcus' Wohnung

"Du hast dich kein Stück verändert, Marcus. Du bist noch immer der unentschlossene kleine Junge von damals, der sich immer selbst widersprach." Ihr Lächeln hatte etwas Nostalgisches, leicht Betrauerndes. Marcus selbst jedoch verzog bei ihren Worten mürrisch das Gesicht, wirkte dabei aber unabsichtlich umso mehr wie ein kleiner Junge. Natürlich hielt er sich für ziemlich erwachsen, doch gleichzeitig wusste er sofort, dass Fate absolut recht hatte. Eine eigene Wohnung machte einen noch lange nicht erwachsen. Er ging noch zur Schule und obendrein hatte er da ein paar Dinge im Leben, mit denen er einfach nicht zurechtkam, allen voran seine besonderen Kräfte. Sie näherte sich ihm und er sah ihr in die Augen. Er hätte ja die Schultern gezuckt, doch Fate hielt ihn fest, drückte ihn sanft aber bestimmt in den Sessel. Marcus hörte ihr zu und lächelte traurig. Als Fate innehielt und ihren Kopf an seine Schulter legte, legte Marcus seine Arme um sie und zog sie an sich heran, so dass sie auf seinem Schoß saß. Er wollte nicht, dass sie von der Lehne rutschte und sich weh tat. Gleichzeitig tat ihre Nähe aber auch verflucht gut. "Du bist ziemlich gut darin, Psychoanalyse mit mir zu spielen, Fate", sagte er und schmunzelte. Doch schnell wurde er wieder ernst. Lange sah er sie an, dachte über ihre letzte Frage nach. "Natürlich habe ich Zweifel. Ängste. Aber im Grunde genommen, bin ich wohl einfach nur faul. Zu faul, um aktiv zu sein und Risiken einzugehen." Einen Moment schwieg er. "Weglaufen ist so bequem. Aber im Grunde genommen... habe ich doch Hoffnung. Auf eine bessere Welt. Mein Vater hat daran geglaubt. So viele Menschen haben etwas bewirkt. Wir haben die Schutzwälle errichtet. So etwas ist keine Kleinigkeit. Tatsächlich gab es schon immer Gruppierungen oder auch Einzelne, die unglaubliche Dinge vollbracht haben. Ich glaube daran, dass es Personen gibt, die so etwas auch nochmal vollbringen können." Marcus lächelte, ein wenig zögerlich doch dann immer stärker. "Vielleicht wäre mein Dad einer dieser Helden geworden. Vielleicht hätte er wirklich etwas gegen den Nebel unternehmen können. Und vielleicht kann auch ich so eine besondere Person sein, wenn ich anfange, Risiken einzugehen. Möglicherweise sollte man nur dann weg laufen, wenn es nicht anders geht. Darin bin ich ja schließlich ein Meister." Er grinste, nickte langsam, als würde er sich selber zustimmen. "Aber wer nur weg rennt, flieht auch vor allen guten Dingen, die sich ergeben könnten. Wer nichts wagt... kann auch absolut nichts gewinnen. Wer es nicht einmal versucht, hat eigentlich schon verloren. Das hat Vater immer gesagt... und ich hab es einfach vergessen." Er bekam eine Gänsehaut vor Kummer, atmete tief durch. "Ja, vielleicht bin ich gebrochen", stimmte er leise zu und sah dann die Tränen in Fate's Augen. Langsam nahm er ihr Gesicht in seine Hände, strich mit seinen Daumen über ihre Wangen. "Zerbrochenes kann man kleben", sagte er leise und lächelte sanft. "Aber ich schätze, vor mir selbst kann ich garnicht weg laufen. Also ist es wohl an der Zeit, sich den Dingen zu stellen und Risiken einzugehen. Mein Vater wird am Ende seines Lebens sicher nichts bereut haben. Ich habe auch nicht vor, irgendetwas zu bereuen. Ich will leben! Ich will Fehler machen und sie wieder ausbügeln. Ich möchte etwas bewirken!" Er machte eine Pause. "Wenn es brenzlich wird, kann ich ja noch immer fliehen. Und wenn du dann bei mir bist, ist es im Grunde keine Niederlage, kein wirkliches Davonlaufen. Wir zwei stürmen dann nur in eine neue Richtung." Doch er würde vorsichtig sein, schwor er sich. Würde Lakar falsch spielen, würde Marcus ihn zur Rechenschaft ziehen wenn möglich und dann verschwinden. Würde Fate falsch spielen... würde er es genau so machen.
 
Marcus & Fate: Marcus' Wohnung

"Ich will leben! Ich will Fehler machen und sie wieder ausbügeln. Ich möchte etwas bewirken!" Er machte eine Pause. "Wenn es brenzlich wird, kann ich ja noch immer fliehen. Und wenn du dann bei mir bist, ist es im Grunde keine Niederlage, kein wirkliches Davonlaufen. Wir zwei stürmen dann nur in eine neue Richtung." Fate lächelte unter den Tränen, nahm seine Hände in die ihren und küsste sie kurz. So verharrten sie eine Weile, in der sie einander nur ansahen, dann entfernte sich Fate jedoch wieder und verschränkte die Hände ineinander. "Dürfte ich mal dein Bad in Beschlag nehmen?", murmelte sie etwas verlegen und entfernte sich nach seinem Okay. Kaum war sie hinter der Türe verschwunden, sperrte sie die Türe ab und lehnte sich Halt suchend an diese. Sie entfernte einen Handschuh und betrachtete ihre Hand nachdenklich. Sollte sie es tun? "Es ist noch zu früh", schalt sie sich eine Närrin und zieht den Handschuh wieder an. Sie dachte über die gemeinsame Kindheit nach, über die vertraute Nähe dieses Jungen und über das Versprechen, das er ihr damals gegeben hatte. Nun war alles anders. Er war eine Hexe und in einen Konflikt verwickelt worden, den sie ihm ersparen wollte. Hatten sie nicht schon genug gelitten? Kurz ballte sie die Rechte zur Faust und dachte über ihr Gespräch mit Lakar nach. "Ein Monat noch ...", wisperte sie und betrachtete ihr Spiegelbild, "... und ein Jahr danach, im günstigsten Fall ..." Ihr Nostalgie verziertes Antlitz wurde wieder klar und sie richtete ihren Blick auf das Fenster. Es war stockinster draußen. Doch das schien nicht alles zu sein. Mit einem leisen Seufzen öffnete Fate die Badezimmertüre wieder und trat ins Wohnzimmer, wo Marcus noch immer auf dem Stuhl verharrt hatte. Das Mädchen holte tief Luft, dann betrat sie den Raum ebenfalls und legte ihrem Kindheitsfreund eine Hand auf die Schulter. "Es ist schon spät, ich werde gehen. Ich habe aber eine Bitte an dich ..." Marcus sah sie fragend an, wollte sich erheben, doch sie wies ihn sanft aber bestimmt an, sitzen zu bleiben. Mit der anderen Hand berührte sie seine Wange und sah ihm lange in die Augen. "Nimm das jetzt bitte nicht persönlich!", murmelte sie, dann verlor der Junge das Bewusstsein. Er würde bis zum nächsten Morgen durchschlafen und einen kleinen Kater haben, aber sich nicht an die letzten fünf Minuten erinnern können. Es hatte sich ausgezahlt, die Situation auf seinem Schoss dafür zu nutzen. Aiolos begann zu knurren, doch Fate ignorierte den Wolf und hievte ihren Freund hoch, um ihn dann in sein Bett zu bringen. Sie deckte ihn zu und dann schloss sie die Türe hinter sich. Das Wolfsjunge knurrte immer noch, hielt aber einen Sicherheitsabstand zu ihr. "Braver Junge", lobte sie den Instinkt des Tieres und lächelte schwach, ehe sie sich mit einem Bein hinkniete und Zeige- wie auch Mittelfinger der rechten Hand an den Teppich drückte.

"Ich ersuche den göttlichen Schutz, die heilige Quelle am Dach der Welt! Der himmlische Garten erwählt nur die Reinsten, die Befleckten erlangen den Zutritt nicht. Wer weise ist, sucht Zuflucht hier, Geborgenheit, den Segen der Götter. Wer es nicht ist, sucht lange Zeit vergebens. Der Schrei der Schöpfung, die göttlichen Glyphen des Glaubens, sie alle zeigen sich im Atrium der Verwüstung, wenn der Drache kommt, sie alle zu verschlingen.

Sinfonie des Kosmos #120: Sanktuarium"


Während sie diese Worte wisperte, loderten blaue Flammen auf dem Teppich und hüllten schließlich die gesamte Wohnung ein. Fates weißes Haar wehte in einem unsichtbaren Wind, dann war alles wieder normal. Fate war etwas außer Atem, ihre Arme zitterten. Als sie versuchte, aufzustehen, fiel sie hin. Es dauerte einen Augenblick, bis sie sich wieder gefangen hatte und sich erhob. Sie fuhr sich durchs Haar, und fischte ein kleines Bündel heraus, das abgefallen war. Es verging in blauem Feuer, ehe Fate zur Türe trat und diese öffnete. Noch einmal blickte sie zu Aiolos, der seit dem kleinen Schauspiel ruhig geworden war, sie aber nicht aus den Augen ließ. "Pass gut auf deinen Herrn auf ..."

Mit diesen Worten war sie aus der Wohnung getreten und der Zylinder im Schloss drehte sich wie von Zauberhand. Fate nahm die Treppen und hielt inne, als sie im Erdgeschoss angekommen war. Durch Fenster warf der Mond sein Licht auf jene mysteriöse Gestalten, doch Fate wusste bereits, um wen es sich hier handelte.

"Ich habe bereits auf Euch gewartet."


Damit sollten wir nun auch endlich zum nächsten Tag kommen. Ich hoffe, das geht in Ordnung, dass ich deinen Char einfach mal ins Bettchen geschickt habe.
 
Leon blickte von ihr zum Sekretariat, aus welchem gerade eine Dame ging und hinter sich absperrte. Es war also leer. „Wartet hier kurz“ Sagte er lächelnd, ehe er losging. Während er auf die Tür zuging, welche zum Sekretariat führte lud er ein wenig seiner Energie in eine Büroklammer. Mit einer ruckartigen Bewegung seiner Hand flitschte er die Klammer durch das Schlüsselloch der Tür. Er wollte gerade um die Ecke gehen, um sich ungesehen das Sekretariat zu infiltrieren als ihm einfiel, dass er gar nicht nach dem Namen des Mädchens gefragt hat, deren Adresse er nun suchen wollte. Also drehte er sich wieder um. Ging nun schnellen Schrittes auf die beiden und zu beugte sich zu dem Jungen herab. „Sag mal... Wie heißt deine Freundin überhaupt?“ Der Junge schien ihn verunsichert anzuschauen als er den Namen „Tomo“ leise aushauchte. Leon zog seine rechte braue argwöhnisch hoch. „Du kennst nicht zufälligerweise noch ihren Nachnamen?“ Hastig schüttelte der Junge den Kopf. „Ok, in welcher Klasse ist sie denn?“ Wieder meldete sich das leise Stimmchen. „1D.“ Leon richtet sich auf und seufzte ein mal laut. „Also gut, ihr wartet hier.“ Schnell bog er um eine Ecke und blickte sich um. Als er sich sicher war, dass man ihn nicht sah, ging er einen Schritt vorwärts, verschwand währenddessen. Kurz war er in einer anderen Welt. Die übliche Einöde, wie immer. Doch hielt dies gerade den Bruchteil einer Sekunde an, ehe er nun da stand wo auch die Büroklammer lag, im Sekretariat der Schule. Er sah sich zuerst einmal um. Sah ein fahles Licht am Ende des Raumes. Er ging hin und sah, dass es ein angeschalteter Computer war. Eine Fehlermeldung auf dem Bildschirm zeigte, dass der Computer nicht Herunter fahren kann, da einige Programme nicht Ordnungsgemäß beendet werden konnten. „Abbrechen.“ Sprach Leon laut mit, während er den Button anklickte. „Heute muss mein Glückstag sein.“ Er brauchte ein oder zwei Minuten, bis er die Schülerverwaltung auf dem Rechner fand. Gott sei dank war die Suchfunktion im User Interface eingebaut, sodass er diese immerhin nicht mehr suchen musste. Er sucht nach einer Tomo in der Klasse, die der Junge ihm genannt hatte. Ohne Erfolg. Vielleicht hatte der Junge sich geirrt, immerhin schien er nervös gewesen zu sein. Also durchsuchte Leon noch die Parallelklassen, ebenfalls ohne Erfolg. Gerade schloss er die Fenster der Klassen um auf zu geben, als ihm bei Klasse 1D etwas auffiel. Es gab einen namenlosen Eintrag. „Wie Mysteriös.“ Zu seinem Überraschen hatte die mysteriöse Person eine eingetragene Adresse.
Er griff sich ein Blatt aus einem nahen Drucker und einen Kugelschreiber vom Tisch und notierte die Adresse. Er fuhr den Computer runter, diesmal richtig. „Inkompetentes Pack.“ Verhöhnte er das Lehrerkollegium, ehe er wieder verschwand, wieder dort auftauchte, wo er sich vorhin scheinbar in Luft aufgelöst hatte. Nach kurzem umsehen stellte er erleichtert fest, dass ihn niemand entdeckt hatte. Somit konnte er sich wieder auf den weg zu den beiden machen, Kalina und wie auch immer der kleine hieß. Normalerweise hätte ein solch banales Problem Leon nicht gekümmert, doch zu einem hübschen Fräulein konnte er einfach nicht nein sagen. Er kam um die Ecke und bemerkte wie ihre Blicke auf ihm ruhten. Er zog das Blatt hervor und hielt es ihr während er auf sie zuging schon hin. Es kümmerte ihn nicht ob die Namenlose Person wirklich diese Tomo war, wenn es die falsche Adresse sein würde, könne er einfach sagen, dass seine Informationen wohl falsch gewesen seien. "Hier ist die Adresse." Als Kalina das Blatt entgegennehmen wollte, ließ er es jedoch nicht los. "Jetzt schuldest du mir deine." Fügte er lächelnd hinzu und ließ das Blatt am ende des Satzes los.
 
Marcus: Marcus' Wohnung, am nächsten Tag

Fate lächelte unter den Tränen, nahm seine Hände in die ihren und küsste sie kurz. So verharrten sie eine Weile, in der sie einander nur ansahen, dann entfernte sich Fate jedoch wieder und verschränkte die Hände ineinander. "Dürfte ich mal dein Bad in Beschlag nehmen?", murmelte sie etwas verlegen und entfernte sich nach seinem Okay. Kaum war sie hinter der Türe verschwunden, atmete Marcus tief durch und strich sich durch die frisch gefärbten, blonden Haare. Die Dinge hatten sich wirklich geändert. Damals waren sie Kindheitsfreunde gewesen, fast wie Bruder und Schwester. Heute jedoch rief Fate alles andere als geschwisterliche Gefühle in ihm wach und er musste aufpassen, nichts dummes zu sagen oder zu tun. Es war zweifellos schön, sie nach so langer Zeit wieder zu sehen und wieder fühlte sich ihre Nähe an als wären sie das unschlagbare Gespann ihrer Kindheit. Doch sicher hatte auch sie einiges durchgemacht. Wie sonst war sie an Lakar geraten? Sicher gab es wichtige Dinge, die Marcus nicht wusste und er würde versuchen, einige von Fates Geheimnissen aus ihr zu entlocken. Vorher konnte er ihr einfach nicht richtig vertrauen können. Aiolos lag noch immer gelangweilt auf dem Läufer, während sich Marcus fragte, wie die Nacht wohl ausgehen würde. Dann jedoch kam Fate wieder ins Wohnzimmer, kam zu ihm und legte ihm eine Hand auf die Schulter. "Es ist schon spät, ich werde gehen. Ich habe aber eine Bitte an dich ..." Marcus sah sie fragend an, wollte sich erheben, doch sie wies ihn sanft aber bestimmt an, sitzen zu bleiben. Mit der anderen Hand berührte sie seine Wange und sah ihm lange in die Augen. "Nimm das jetzt bitte nicht persönlich!", murmelte sie, dann verlor Marcus das Bewusstsein.

Stunden später kam Marcus wieder zu sich und fand sich im Bett wieder. Er hatte leichte Kopfschmerzen und lange blieb er einfach nur liegen und rieb sich die Schläfen. Kaum entfuhr ihm ein missmutiges Stöhnen, war Aiolos bei ihm und schleckte ihm das Gesicht ab. Was zum Henker war passiert? Benommen sah er neben sich und war erleichtert, wenigstens alleine im Bett zu sein. Er konnte sich nicht daran erinnern, wie er ins Bett gegangen war. Er wusste noch, dass er Fate mit zu sich genommen und mit ihr gesprochen hatte. Dabei wusste er ganz genau, dass er nichts getrunken hatte. Und so extrem ausgelaugt hatte er sich gar nicht gefühlt, dass er diesen Filmriss und die Kopfschmerzen auf seine Kräfte schieben würde. Marcus nahm Aiolos und setzte sich auf, setzte den jungen Wolf vor seine Füße und schlurfte ins Bad. Ja, daran dass er sich die Haare gefärbt hatte, konnte er sich noch erinnern. Auch das Fate auf seinem Schoß hockte und ihm Hoffnung machen wollte. Hatte sie etwas mit ihm angestellt? Oder sponn er nur wieder rum? Ein Blick auf die Uhr verriet ihm, dass es vierzehn Uhr war. Schule konnte er heute also vergessen, aber das hatte er auch schon vorher gewusst. Es war kein Problem, eine eigene Entschuldigung zu schreiben, immerhin lag heute keine Klausur an. Er beschloss, am frühen Abend wieder Lakar aufzusuchen und hielt es für eine gute Idee, den Rest des Tages für ein wenig Training zu nutzen. Gegen die Kopfschmerzen machte sich Marcus ein ausgiebiges Frühstück mit Toast, Rührei mit Speck und Kakao. Doch noch immer ließ ihn die Frage nicht los, warum er einen Filmriss hatte und wie das denn passieren konnte.

Vielleicht war Fate dafür ja auch nicht verantwortlich und er war nur wieder paranoid. In der Wohnung war sie jedenfalls nicht und eine Nachricht von ihr fand er auch nicht. Ob er Aiolos dafür benutzen konnte, ihrer Fährte zu folgen um ihre Wohnung zu finden? Dann könnte er sie ja selber fragen. Doch sofort schalt er sich für den Gedanken, er war doch kein Stalker! Gedankenverloren frühstückte er und gab auch Aiolos sein Futter. Mal angenommen, Fate hatte nichts mit ihm gemacht, warum war sie dann nicht hier? Sie hätte ja davon ausgehen können, dass er krank sei oder ähnliches und hätte sicher auf ihn aufgepasst, wenn er am vergangenen Abend einfach umgefallen wäre. Hatte sie etwas mit ihm angestellt, täte sich natürlich die Frage auf, warum? Und für wen? Marcus hatte längst beschlossen, Lakar eine Chance zu geben. Was, wenn Fate vielleicht sogar für jemand ganz anderen arbeitete? Was, wenn sie fürs Militär arbeitete und nun versuchte, über Marcus eine Schwachstelle zu finden? Nein, sagte sich Marcus, das war lächerlich. Lakar war sicher sehr vorsichtig und würde aufpassen, wen er in seine Nähe ließ. Hatte Fate ihm also einfach nur etwas Schlafmittel injiziert, damit er etwas Ruhe fand? Eine Chance, heimlich etwas derartiges zu tun hatte sich durchaus geboten, als sie auf seinem Schoß hockte. Oder war sie eine Hexe und hatte ihn irgendwie beeinflusst? Nein, für soetwas musste man keine Hexe sein. Viel schlimmer war dieser neue Gedanke, dass er nun vielleicht eine Mikosonde unter der Haut hatte und jemand jeden seiner Schritte verfolgen konnte. Er hätte Fate nicht so nah an sich heran lassen sollen. Wusste er denn, was ihre wirklichen Motive waren? Wie die letzten Jahre sie vielleicht verändert hatten? Möglicherweise hatte die Suche nach dem Schicksal ihrer Eltern in die Fänge des Militärs getrieben und sie hoffte, so Antworten zu finden und war sogar bereit, Dinge zu tun, die sie vielleicht nicht wollte.

Marcus schlug wütend auf den Tisch und Aiolos knurrte erschrocken. "Sei doch mal bitte ruhig, Kleiner, ich muss nachdenken!" Marcus warf eines der Sitzkissen der Couch schwach nach dem Wolf, um ihn zu verscheuchen und zu seinem Schlafplatz zu schicken, doch das flinke Tier wich aus und biss dann herzhaft ins Kissen und schüttelte es regelrecht. Marcus wurde klar, dass am vergangenen Abend Fate auf eben diesem Kissen saß. Sofort erhob er sich und eilte ins Bad, wusch sich das Gesicht mit kaltem Wasser. Er wagte garnicht erst, seine Gedanken auszusprechen, denn vielleicht wurde er ja wirklich abgehört. Er vermutete, dass es vielleicht sogar wirklich Mikrosender gab, die das Militär entwickelt hatte und die er selber nicht einmal an sich spüren würde. Aber das war abstrus, oder nicht? Sollte er Fate fragen, was passiert war? Aber wie konnte er ihr vertrauen? Und was, wenn er wirklich einen Sender hatte? Wie sollte er den denn finden? Marcus atmete tief durch. Er wollte nun auch nicht rumspinnen und sich Gedanken um etwas machen, was vielleicht ganz harmlos war. Und was, wenn er unbewusst voll ins Schwarze traf? Marcus beschloss, das Risiko einzugehen. Dieses Mal würde er nicht davon laufen. Er würde Antworten bekommen, das schwor er sich. Er würde Fate zur Rede stellen, würde mit Lakar reden und bei Gelegenheit auch mit Nate. Nun jedoch wollte Marcus ein wenig mit seinen Kräften üben, damit er nicht als völliger Novize vor Lakar trat.

Wie funktionierten seine Kräfte eigentlich? Bewegte er sich einfach nur mit unglaublicher Geschwindigkeit? Er glaubte eher, dass er die Zeit um sich herum irgendwie verbog, wenn er sich konzentrierte. Er war zwar kein Genie in Physik so wie sein Vater, doch bei seinem Sprung vom Balkon war ihm nichts passiert. Der Aufprall aus großer Höhe war kaum spürbar gewesen, er war sanft gelandet wie in Zeitlupe. Würde er die Zeit um sich nicht beeinflussen, sondern würde er sich bloß blitzschnell bewegen, wäre er doch ungeschützt auf den Boden geklatscht. Eigentlich war es dumm von ihm gewesen, einfach so zu springen. Oder wusste er instinktiv, was er tun konnte und was nicht? Wenn er sich konzentrierte, floss die Zeit wie in Zeitlupe. Er selber konnte jedoch ganz normal denken und so blitzschnell handeln. Dabei war er immun gegen Reibung durch die Luft oder gegen kinetische Energie, wie beispielsweise beim Sturz vom Balkon. Er musste also einfach ein wenig experimentieren und herausfinden, wo die Grenzen seiner Kräfte lagen. Marcus nahm sich seinen Funkwecker und die Uhr aus der Küche, setzte sich auf die Couch und legte die Uhr auf den Tisch, während er den Funkwecker in die Hand nahm. Dann vergewisserte er sich, dass beide Uhrzeiten übereinstimmten und konzentrierte sich. Blitzschnell erhob er sich von der Couch und huschte durch seine Wohnung, räumte sämtliche Schränke aus und suchte nach Überwachungsgeräten. Sein Kleiderschrank war sauber. Auch unter den Möbeln fand er nichts. Mehrere Minuten später setzte er sich wieder auf die Couch und beendete seine Konzentration und stellte fest, dass auf der Uhr auf dem Tisch nur wenige Sekunden vergangen waren, die Uhr in seiner Hand jedoch normal weiter lief. Also bog er doch die Zeit und erschuf wohl ein Feld um sich herum, weshalb die Uhrzeiten beider Uhren nun nicht mehr übereinstimmten. Die Uhr in seiner Hand ging vor.

Marcus grinste und wischte sich den Schweiß von der Stirn. Konnte er das Feld um sich herum noch mehr erweitern? Oder das Ausmaß der Beschleunigung steigern? Wie lange konnte er wohl die Konzentration aufrecht erhalten? Konnte ein blitzschneller Schlag von ihm gar die Kraft entwickeln, Wände zu sprengen, wenn die kinetische Energie durch die Geschwindigkeit erhöht wurde? So viele Möglichkeiten, zu experimentieren. Doch er wollte sich auch nicht verausgaben. Was sollte er nun also machen bis zum Abend? Kurz sah er zu Aiolos, der sich auf das zerfetzte Kissen gelegt hatte und sein Herrchen beobachtete. Blitzschnell zog sich Marcus an, dann ging er zu Aiolos und streichelte ihn. "Sorry wegen meiner Laune. Wir beide sind doch ein Team." Er hob Aiolos hoch und drückte ihn an sich. Dann hockte er sich hin und hielt ihm das Kissen vor die Schnauze. "Such die Fate! Such sie!" Aiolos schnupperte, während Marcus die Wohnungstür ansteuerte, aufschloss. Dann warf er das Kissen ins Wohnzimmer und schloss die Tür hinter sich und dem Wolfsjunges. "Such, mein Kleiner!" Er folgte Aiolos, war gespannt, ob da etwas bei rauskommen würde. Vielleicht führst du 1 zu 0 in deinem falschen Spiel, Fatie, dachte er sich und grinste. Fate hatte es immer gehasst, wenn er sie so genannt hatte. Aber ich habe dir ja gesagt, dass ich stürmen werde. Und ich werde sehen, dass ich das Spiel ausgleiche und dann gewinne.
 
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