Prinz Rann von Kend'ariah

Ojeee, das ist wieder ziemlich viel. Der Teil "Rann erzählt" ist echt kitschig, darum hab ich ihn so kurz wie nur möglich gemacht...

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Als man wirklich gar nichts mehr sah, entschloss sich Sheryl endlich dazu, zu landen und nicht gegen irgendeine Insel zu fliegen. Sie holte eine kleine Fackel aus der Kiste und entzündete sie mithilfe zweier Feuersteine. Rann hatte indes echte Angst, der Teppich könne Feuer fangen und über dem Meer abstürzen. Nichts dergleichen passierte zum Glück und so landeten die drei sicher auf der Klippe eines kleinen Eilands. Sheryl machte sich auf den Weg, die Umgebung nach einem sicheren Schlafplatz abzusuchen und verschwand für kurze Zeit im Wald, der die gesamte Insel dicht bewucherte. Jamie und Rann blieben zurück, fröstelten und wechselten kein Wort. Nicht, dass sie sich nicht gerne unterhalten hätten – sie hatten nur beide zuviel Angst, sich durch Geräusche irgendwelchen unangenehmen Tieren oder Piraten zu offenbaren, die ja überall lauern konnten. Jamie war ebensowenig Überlebenskünstler wie Rann und die einzigen Dinge, die ihnen hier helfen konnten, waren Sheryl und ein gutes Schwert. Die Hälfte davon streifte unglücklicherweise im Wald herum.
Und dann hörten sie es. Regelmäßiges Knacken drang durch die Bäume zu ihnen herüber. Das Meer war ruhig wie ein Blatt, kein Lüftchen wehte. Man konnte alles genau hören, und sowohl Rann als auch der Barde waren sich absolut sicher: da kam etwas oder jemand! Sie rutschten panisch ein wenig zurück und tasteten in der Dunkelheit nach den Griffen ihrer Waffen. Jamie zog sein Schwert klirrend aus der Schwertscheide. Dachte zumindest Rann. Der Barde besaß gar kein Schwert, nur einen kleinen Dolch in einer Lederhülle. Das Geräusch neben dem Prinzen war also nicht Jamie gewesen, sondern jemand anders. Als Rann den kalten Stahl an seiner Kehle spürte, wusste er, Jamie war entweder tot oder kampfunfähig. Er war also mehr oder weniger allein und wurde von einem Schwert oder Dolch bedroht. Seine Hände wurden auf den Rücken gezogen. Der Stahl wich dabei nicht einen Zentimeter. Bitte nicht ausrutschen!, war das einzige, was Rann denken konnte, als man ihn, Hände auf dem Rücken gefesselt, einen schmalen geschlungenen Pfad herunterführte. In der Dunkelheit vor ihm konnte er nach langem Marsch endlich einen Lichtschimmer wahrnehmen. Erleichtert atmete er auf. Nicht mehr laufen...
Dann stand die ganze Gruppe in einem von an den Wänden angebrachten Fackeln beschienenen Höhleneingang. Und endlich konnte Rann auch seinen Entführer erkennen. Der Mann, der ihn mit dem Dolch in Schach hielt, war gedrungen, aber nicht dick. Er wirkte muskulös und äußerst skrupellos. Das konnte allerdings auch an den schmutzigen Sachen, die er trug, und an seiner Augenklappe, die er über dem linken Auge hatte, liegen.
Verfilztes, dunkles Haar fiel ihm bis auf die Schultern. Als er den Mund öffnete, um Rann anzumeckern, entblößte er eine Reihe schlechter Zähne. „Los, Bürschchen, nicht stehenbleiben!“, rief er ungeduldig und schubste Jann leicht nach vorne. An den Schatten konnte der Junge sehen, dass zwei weitere Männer den Körper... die Leiche? von Jamie hinterhertrugen.
Er blickte wieder nach vorne. Ein großer Felsblock versperrte der kleinen Gruppe den Weg. „Wer ist da?“, schallte eine Stimme durch den massiven Stein hindurch.
„Die Retter dieses Landes!“, antwortete der kleine Mann laut.
Mit viel Geknirsche und großem Geächze wurde der Felsblock zur Seite gewuchtet und gab einen schmalen Durchgang frei. Ranns Entführer nickte den beiden mit Speeren bewaffneten Wachen kurz zu. Dann führte er seine Geisel durch ein Labyrinth von Gängen und Räumen. Schließlich blieben sie vor einer Holztür stehen, die von einem Mann in schimmernder Rüstung bewacht wurde. Auf dem Brustharnisch schimmerte ein roter Drache. Rann runzelte die Stirn. Ich kenne keinen Orden des Roten Drachen... welchem Ritterorden gehört dieser Ritter an? Er hatte keine Zeit, um lange nachzudenken, denn nach einem kurzen Gespräch mit dem Ritter schob ihn der gedrungene Kerl wieder vorwärts. Die Tür öffnete sich und die beiden traten hindurch. Als sich die Tür hinter den beiden geschlossen hatte, nahm der Mann endlich seine Waffe von Ranns Hals. Jamie war nicht da. Er hoffte inständig, die Männer hatten ihm nichts angetan und ihn nur bewusstlos geschlagen. Er hatte nämlich begonnen, den Mann, der am Ende genauso weltlich war wie er und Sheryl, auch wenn er nicht so wirkte, zu mögen.
Dann sah sich der junge Prinz in dem Raum um, in den er geführt worden war.
Es war eine hohe Halle, anscheinend in den massiven Stein geschlagen. Ein riesiges Gewölbe erhob sich über seinem Kopf. Der schwarze Stein schien jedes Licht einfach zu schlucken und wirkte unendlich groß und ungeheuer bedrohlich. Ein kalter Schauer jagte seinen Rücken hinab. Dies war wahrlich kein Ort zum Wohlfühlen. Es sah mehr aus wie ein Thronsaal. Hierzu gab es nur einen wesentlichen Unterschie:. In dem Raum gab es weder Thron noch Stuhl noch Tisch. Nur ein kleiner Teppich in der genauen Mitte der Halle diente als Zeichen, dass hier manchmal Menschen verweilten. Auf dem Teppich stand eine Schale mit Wasser. Wasser? Ich frage mich, was das hier soll... Wozu sollte man in einer riesigen Halle wie dieser ein kleines Schälchen mit Wasser benötigen?, fragte sich Rann.
„Ich benutze es als Medium für Beschwörungen“, antwortete eine sanfte männliche Stimme. Rann wirbelte herum. Wo kam das her? Und warum konnte es seine Gedanken lesen?
Dann fiel sein Blick wieder auf den Teppich. Und plötzlich erkannte er ihn...
Auf dem fliegenden Teppich saßen ein älterer Herr mit schwarzen, grau durchwirkten Haaren und einem langen Gewand... und Sheryl!

Rann erzählt:
Alles Lüge... Lüge und Verrat... ich hatte einiges erwartet, es war ja nicht das erste Mal, dass ich in eine gefährliche Situation kam. Aber wer hätte damit gerechnet, dass ausgerechnet meine Führerin, der ich begann zu vertrauen, dass ausgerechnet das Mädchen, zu dem ich mich hingezogen fühlte, mich verraten würde...? War denn alles gespielt gewesen? Ich hatte geglaubt, Freude in ihren Augen zu sehen und es war Hass gewesen. Ich hatte geglaubt, ihr Vertrauen gewinnen zu können und stattdessen hatte sie von Anfang geplant, mich weit weg von Zuhause entführen zu lassen! Ich war mir nie sicher über meine Gefühle gewesen, aber jetzt, wo sie so von mir weit weg war wie nie, jetzt spürte ich dieses schreckliche brennende Verlangen in mir, von ihr nette und bewundernde Worte zu hören. Wer würde damit rechnen, dass sie sich in mich je verliebt? Niemand. Nicht einmal ich, so sehr ich es mir auch wünschte, glaubte wirklich daran. Aber von ihr zu hören, dass sie mich hasst, wäre das Schlimmste. Und war dies hier nicht der Beweis dafür, dass sie genau das fühlte? Hass, Zorn, Enttäuschung... sie hatte mir ihre Geschichte erzählt. Aber Sheryl war nicht nur stark aus ihren Erfahrungen hervorgegangen, sondern auch verbittert. Nein, sie musste nichts mehr sagen, ich wusste auch so, dass sie mich verabscheute. Da war sie, die Gewissheit... Und ich fiel innerlich völlig zusammen. Tiefe, endlose Leere machte sich in mir breit. Da war nichts mehr. Keine Liebe, kein Hass, kein Schmerz, kein Leid. Ich war nur noch eine unmenschliche, gefühllose Puppe, als sich meinem Mund endich die alles entscheidende Frage entrang: „Warum, Sheryl? Hast du mich hintergangen?“ Ich erwartete hämisches Gelächter, spöttisches Grinsen und eine ironische Antwort. Ich bereitete mich auf die schreckliche Wahrheit vor, als sich Sheryl mir langsam näherte. Meine Augen waren geschlossen und ich betete, dass sie mein Herz schnell brechen würde. Bitte, keine langen Schmerzen... bitte, lass es schnell vorbei sein... bitte, quäle mich nicht... bitte, wenn du es gesagt hast, lach nicht... bitte, lach nicht... alles, nur das nicht. „Bitte“, flüsterte ich. „Sag’ es schnell.“ Meine Augen waren fest zugepresst. Sie war ganz nah... ich spürte, wie sie Luft einsog, wie sich ihr Mund öffnete, wie sie sich vor mein Gesicht beugte. Ich spürte, wie mein Herz vor schrecklicher Erwartungen zerspringen wollte. Konnte sie es hören, die leisen, knirschenden Geräusche, als es tiefe Risse bekam?
„Wovon redest du, verdammt!“

Sheryls Gesicht war vor Zorn gerötet. „Bist du betrunken oder verrückt?“, zeterte sie, die Hände in die Hüften gestemmt. Schwach öffnete Rann die Augen. Sein Blick drückte Verwirrung und Todesangst gleichzeitig aus.
„Also... nicht?“, flüsterte er. „Du hast hiermit nichts zu tun?“ Er klang krank. Etwas besorgt löste Sheryl seine Fesseln.
„Geht’s dir nicht gut?“, fragte sie? Rann nickte. „Es war doch nur eine Patrouille... ich hätte nicht gedacht, dass Nelm einem einen solchen Schrecken einjagen kann. Ihr Götter... er ist ganz blass...“
Der Mann hob Ranns Kinn an. Er lächelte geheimnisvoll. „Nun, dass war nicht Nelm... unser junger Freund hatte Angst vor dir...“
Nelm, der kleine, kräftige Mann, der Rann gebracht hatte, trat unruhig von einem Fuß auf den anderen. Der ältere Herr entließ ihn mit einer eleganten Handbewegung. „Kümmer dich darum, dass der andere freigelassen wird. Er gehört zu uns.“
Schnell verließ Nelm die Halle.
Sheryl holte tief Luft und erklärte Rann einen Teil dessen, was vorgefallen war.
„Dieser Mann ist ein Freund von mir, besser gesagt, einer meiner Lehrmeister. Ich wusste, dass er hier ist, wollte ihn aber zuerst allein sprechen. Er wird uns Unterschlupf für die Nacht gewähren. Hier sind wir sicher. Er schickt Patrouillen, um die Gegend von Feinden zu... säubern. Da Nelm und seine Männer nicht wussten, dass ihr beide zu mir gehört, haben sie euch erstmal mitgenommen. Das ist alles.“
Rann deutete mit dem Finger auf den älteren Herrn, der immer noch lächelte. „Wer ist er?“
Sheryl warf dem Mann einen kurzen, beunruhigten Blick zu. Er nickte, und so erzählte sie auch von ihm.
„Er ist der Sohn des größten Magiers aller Zeiten, Themis. Sein Name ist Tars ak’Themis.“ Mit einem schiefen Lächeln fügte sie hinzu: „Das ist zwar nicht sehr einfallsreich, aber es passt. Tars bedeutet so viel wie ‚der Weise’. Und das trifft zu. Er hat mir viel über Heilkräuter beigebracht. Als Kämpfer kann man so etwas immer gebrauchen, weißt du?
Themis ist vor einigen Jahren gestorben und nun ist er hier, um sein Werk zu vollenden.“

Anmerkung der Autorin: ak’... bedeutet so viel wie ‚Sohn’)

Rann runzelte die Stirn. „Ich glaube, ich kann mich an Themis erinnern... er war mal auf unserem Schl– ich meine, bei uns zu Hause.“ Dann fiel ihm ein, dass der Zauberer offensichtlich Gedanken lesen konnte. Daher hatte es nicht viel Sinn, zu lügen. „Ach... er hat das große Tor gesegnet. Damals habe ich ihn gesehen.“ Er betrachtete Tars eingehender. „Ihr seht ihm ähnlich.“
Tars nickte. „Ich weiß. Wenn Eure Hoheit sich setzen möchten...“ Er schwenkte kurz mit der Hand und zeigte auf den Teppich. Ein wenig enttäuscht setzte sich Rann auf den alten Teppich in der Mitte der Halle. Keine Magie? Irgendwie hatte er erwartet, wie von Zauberhand würden Tische und Stühle erscheinen oder so etwas.
Belustigt antwortete Tars auf die unausgesprochene Frage: „Magier studieren die Natur und ihre Kräuter. Manchmal machen sie sich die Kraft der Elemente zunutze, um Dinge zu beschwören oder ähnliches. Niemand von uns ist in der Lage, Dinge nach Belieben erscheinen zu lassen. Das ist dummes Geschwätz und dient nur dazu, den Respekt vor unserer Gilde aufrechtzuerhalten. Wenn das gewöhnliche Volk wüsste, dass wir keine Zauberer, sondern nur die Boten der Natur und ihrer Götter sind, würden wir einige unserer Privilegien verlieren. Das ist alles.“
Also war Rann nicht besser als das Bauernvolk und auf einen Aberglauben hereingefallen? Er wurde tiefrot und duckte sich etwas.
„Ihr übermittelt Botschaften für die Götter?“
„So würde ich es nicht nennen“, widersprach der Mann. „Wir segnen Gegenstände und machen sie zum Eigentum der Götter. Wenn uns die Götter gnädig sind, dürfen wir diese Dinge danach noch benutzen. Daher darf man nichts falsch machen bei einer Segnung. Stellt Euch vor, Ihr verärgert unbeabsichtigt den Gott des Feuers bei der Segnung einer Burg. Sie wird auf ihre Grundfesten herabbrennen und Ihr selbst mit ihr. Daher sind gute Magier so selten. Man darf absolut keine Fehler machen. Wenige gehen das Risiko ein, einen oder mehrere Götter zu verärgern. Wenn wir die richtigen Götter anrufen, können wir durch die Luft reisen oder unter Wasser gehen. Aber es ist die Gnade der Hohen Herren, die über unsere Fähigkeiten bestimmt.“
Verstehend nickte Rann. Er versuchte, interessiert und wissend zu wirken. Als er Sheryls Blick begegnete, wusste er, dass er sich mal wieder völlig falsch verhielt. Aber in ihren Augen lagen nicht nur Zorn und Spott, da war auch Trauer und Verständnis. Sie schlug die Augen nieder, um ihm auszuweichen. Das war das erste Mal, dass sie sein Gesicht nicht ertrug. Was hatte Sheryl noch für Geheimnisse? Würde sie sie je mit Rann teilen? Auch er senkte den Blick. Keine Chance...
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Verdammt!!!!! Jetzt ist er doch in sie verknallt! Eigentlich wollte ich das vermeiden, aber... es hat mich überfallen... na gut, solange es Cal gibt, wird Sheryl wohl kaum was mit Rann anfangen... hoffe ich.
 
Jaaa, das war in der Tat lang :rolleyes:
Mir hat Ranns Erzählung gut gefallen, vom sprachlichen her meine ich. Wobei, ich finde den Inhalt auch ganz gut. Aber es klingt etwas seltsam, wenn die Autorin selbst sagt: "Hups, jetzt ist das SO ausgegangen! Das wollte ich gar nicht!" :D
 
also ... deine anmerkung hat mich jetzt auch stutzig gemacht. "solange es al gibt ... " hast du vor, ihn dann umzubringen, damit rann was mit sheryl anfangen kann? :confused2 aber nee :D ich glaub nicht. deiner schwärmerei nach zu urteilen, muss er ja 'n ganz netter typ sein ;)
aber kommen wir zum thema: der teil war wieder super! laaaang, ja, das stimmt, aber super! die idee mit dem namen find ich gut und auch das mit den magiern, die nicht alles können, wie in vielen anderen storys. das hebt deine davon ab ;)
 
Original geschrieben von canola
also ... deine anmerkung hat mich jetzt auch stutzig gemacht. "solange es al gibt ... " hast du vor, ihn dann umzubringen, damit rann was mit sheryl anfangen kann? :confused2 aber nee :D ich glaub nicht. deiner schwärmerei nach zu urteilen, muss er ja 'n ganz netter typ sein ;)
aber kommen wir zum thema: der teil war wieder super! laaaang, ja, das stimmt, aber super! die idee mit dem namen find ich gut und auch das mit den magiern, die nicht alles können, wie in vielen anderen storys. das hebt deine davon ab ;)

Danke danke. Natürlich werde ich Cal :o nicht umbringen... Wie könnte ich... Ha, ihr müsst ja noch warten. Ihr Armen armen armen...

Das mit den Magiern: Ich fand das immer komisch. Um etwas zu erschaffen, müsste man doch theoretisch jedes Atom einzeln erschaffen und genau wissen, wo es hinmuss, und das in weniger als einer Minute. Das fand ich so unlogisch, dass meine Magier so was nicht können ^^

Hier zum nächsten Teil:

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Am nächsten Morgen kam die Sonne nicht hinter den Wolken hervor. Als ob sie sich vor nahendem Unheil schützen wolle, versteckte sie sich und enthielt den drei Gefährten ihr hoffnungsspendendes Licht.
Jamie hatte sich von einem heftigen Schlag auf den Kopf wieder etwas erholt. Zumindest genug, um sich wieder auf den fliegenden Teppich zu wagen und die Reise nicht abzubrechen. Es war noch früh und die meisten Männer aus dem Berg schliefen. Nur Tars und wenige andere waren bereits wach, um Sheryl, Rann und Jamie, ausgestattet mit neuen Vorräten und Waffen, an der Klippe zu verabschieden.
Diesmal sprach Tars die Worte, die den Teppich schweben ließen. Die drei ließen sich auf dem abgenutzten Stoff nieder.
„Mögen euch das Glück und die segnenden Hände der Götter auf eurer Reise nie verlassen“, sagte Tars förmlich.Niemand erwiderte etwas. Sheryl nickte mit ernstem Blick. Dann richtete sie ihren Blick wieder auf das Meer. Ohne eine weitere Bewegung des Mädchens setzte sich der Teppich in Bewegung und trug sie, Rann und Jamie in Richtung der Erfüllung ihrer Aufgabe.
Diesmal flogen sie nicht sehr schnell. Rann hatte sich dafür ausgesprochen, langsamer zu schweben, um die Gegend besser bewundern zu können. Jamie war das ebenso recht. Ohne den Fahrtwind konnte er seine freie Zeit der Komposition neuer Hymnen widmen. Einzig und allein Sheryl hatte protestiert. Dieses eine Mal allerdings hate sie sich überreden lassen. Der Weg war nicht mehr sehr weit. Sie würden in jedem Fall noch an diesem Abend die geheimnisvolle Tempelinsel erreichen.
„Sheryl“, begann Rann abrupt. „Bist du auch eine Magierin?“
Sheryl drehte sich zu ihm um und sah ihm lange und eindringlich in die Augen.
„Nein“, antwortete sie schließlich. „Manchmal gelingt es mir, Verbindung zu Göttern herzustellen, aber das ist selten. Darum hat Tars heute den Teppich gesegnet. Ich habe es nicht geschafft.“
„Warum nicht?“, fragte der Prinz neugierig.
Sie sah ihn ärgerlich an. „Weiß ich nicht!“, antwortete sie gereizt. „Manche Götter scheinen keinen Kontakt zu mir zu wollen, andere nur selten. Eigentlich wäre ich eine gute Zauberin, aber es soll wohl nicht sein...“
„Gute Zauberin? Tun nicht alle Magier exakt das gleiche?“
Sheryl schüttelte den Kopf und warf ihr langes Haar in den Wind. „Nur die Menschen, die von Göttern berührt wurden, vermögen zu zaubern. Sie müssen in irgendeiner besonderen Beziehung zu den Hohen Herren stehen. Ein wohlwollender Blick oder aktive Beteiligung an dem Werdegang eines Menschen, verübt durch Götter, machen uns zu geliebten Wesen. Wenn ein Mensch also jemals mit Göttern Kontakt hatte, ist genug von der Kraft der Götter auf ihn übergegangen um ihn zu einem besonderen Wesen zu machen. Je nachdem, wieviel Kontakt das ist, sind die Menschen begabte oder schlechte Magier. Ich scheine... eine besondere Beziehung zu den Göttern zu haben. Ich kann nicht viel Magie anwenden, aber die Gabe ist da.“ Sie zeigte auf ihre Stirn. „Es ist alles hier. Ich kann es nur nicht verwenden.“
Rann nickte verstehend. Ein plötzlicher Schrei riss die beiden aus ihrer Unterhaltung. Jamie starrte begeistert auf das Meer hinaus.
„Seht doch!“, schrie er aufgeregt. „Das dort ist sie! Die Tempelinsel!“
Rann wirbelte herum. Tatsächlich! Das musste die Insel sein. Schwarzer Granitfels ragte steil aus dem Meer heraus. Obwohl es windstill war, brachen sich große Wellen an der Küste. Der Himmel über der Insel war verdunkelt. Die Vegetation der Insel schien zu den Sagen zu gehören, die über diesen heiligen Ort verbreitet wurden. Nichts wuchs auf den nackten Felsen. Das ganze Eiland war kahl und wirkte unheimlich und unfreundlich.
Rann schauderte es.
„Warum verehren die Halb-Elfen diese Insel?“, fragte er überrascht. „Ich dachte, sie wären Lichtwesen. Das hier sieht mehr aus wie ein Schrein für die Götter der Finsternis.“ Jamie und Sheryl zuckten mit den Achseln. „Vielleicht ist es die falsche Insel“, vermutete Rann.
Jamie schüttelte entschieden den Kopf. „Diese Stelle muss stimmen. All meine Freunde haben mir diesen Punkt markiert.“ Er holte eine kleine Karte aus der Tasche und zeigte sie Rann. Ein kleines Tintenkreuz war an dem Platz gezeichnet worden, wo sie sich jetzt befanden.
„Ja, stimmt“, gab der junge Prinz zu. „Dann... weiß ich auch nicht. Wir sollten einfach mal nachsehen, oder?“ Er sah unbehaglich in die Runde. Jamie nickte unmerklich. Die Bewegung war nur schwer von Gezitter zu unterscheiden, aber Rann nahm das als Zustimmung.
Sheryl hingegen wirkte so fröhlich wie nie. Ihre Augen glühten voller Vorfreude und ihr Atem ging schneller. Sie schien überhaupt keine Angst zu haben.
Sie lenkte den Teppich geschickt durch den Sturm, der überraschend aufgekommen war. An der Klippe gerieten sie in einen gefährlichen Fallwind, der sie fast ins Meer warf. Als sie jedoch zu schwanken begannen, beruhigte sich der Orkan wieder. Der Wind schien sich im Umfeld der drei zu legen, während er über dem Meer unverändert tobte. Als ob die Insel sie durchlassen wollte...
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Bitte sehr ^^
 
Jupp, wieder mal gut. Die Erklärung für Magie war gut! Und die Insel ist ja wirklich geheimnisvoll... Mach weiter! :)
 
Original geschrieben von stLynx
Aber es klingt etwas seltsam, wenn die Autorin selbst sagt: "Hups, jetzt ist das SO ausgegangen! Das wollte ich gar nicht!" :D

Mir ist noch was dazu eingefallen: Ich hatte das echt nicht geplant. Eigentlich mache ich mir immer eine kleine Liste, was ich noch unbedingt einbringen muss, was insgesamt so passiert (der Teil ist sehr sehr kurz, ich bin immer selber überrascht...) etc. Die Sache mit Rann habe ich eingebracht, weil es irgendwie richtig schien... aber geplant hatte ich das nicht und gewollt eigentlich auch nicht...
 
"Das hier sieht mehr aus wie ein schrein für götter der finsternis." wow, da kann ich mir gleich was drunter vorstellen! muss ziemlich abschreckend aussehen, die insel^^ was ihnen da wohl so alles wiederfährt??? ;)
 
Ja, ich weiß... es ist erbärmlich wenig und dazu noch total langweilig... aber ich komme einfach nicht mehr zum Schreiben... Schule... ich habe in nächster Zeit haufenweise Klausuren :bawling: Wird bis zum nächsten Teil wohl noch ganz schön dauern... sorry.

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„Mir gefällt das alles hier gar nicht“, erklärte Jamie mit seiner weichen Stimme. „Wer hat schon je einen so glatten Weg gesehen?“
Sheryl nickte. „Du hast völlig recht“, gab sie zu. „Aber was sollen wir machen? Haben wir eine andere Wahl, als dem Weg zu folgen?“
Die drei Gefährten standen auf einer Klippe der Insel. Sie war viel größer, als man nach dem ersten Blick, einige Meilen entfernt, gedacht hätte. Berge türmten sich vor Ranns Augen auf, die man von weitem nicht einmal erahnt hatte. Ein glatter, gerader Pfad führte von dem Punkt, an dem die drei standen, durch die felsige Landschaft. Es gefiel ihm nicht, dieser offensichtlichen Aufforderung folgen zu müssen. Es sah aus wie eine Falle. Und überhaupt, vom Teppich aus hatte man diesen Weg nicht erkennen können. War er eben entstanden? War er eine Illusion? Warum war dort hinten eine Ebene, wo sich Rann eben noch sicher gewesen war, ein Hochplateau zu sehen? Wo war der Sturm hin verschwunden?
„Ich kann mir das alles nicht erklären, aber wir sollten das Risiko eingehen“, beschloss Sheryl schließlich. „Wenn deine Göttin dich wirklich an diesen Ort hier geschickt hat, wird sie hoffentlich dafür sorgen, dass uns hier nicht allzu viel passiert.“
Was sie nicht sagte, war, dass sie wusste, dass ihnen nichts geschehen würde. Nur woher dieses Wissen kam, konnte sie sich nicht erklären. Als ob sie hier schon einmal gewesen sei...
„Jamie“, sagte sie zu dem Barden gewandt, „bleib immer bei Rann oder mir. Wenn du alleine umherstreifst, könnte es leicht sein, dass wir dich nie wiedersehen.“
Jamie schwitzte merklich. Er versuchte verzweifelt, sich unter Kontrolle zu halten, aber er konnte das Zittern seiner Hände und das Zucken seiner Mundwinkel nicht unterdrücken. Seine Hände machten immer wieder Anstalten, nach der Harfe zu greifen, die sich Jamie auf den Rücken gebunden hatte, um sich zu beschäftigen. Rann hingegen wirkte ruhig wie nie. So nah war er seinem Ziel, und kein Zeichen der Aufregung oder Beunruhigung beherrschte seine Gesichtszüge. Im Gegenteil, er war entspannt, als ob er das alles kennen würde. Sheryl hatte das unangenehme Gefühl, dass er es tat. Dass es ihm ähnlich ginge wie ihr. Ein kalter Schauder jagte ihren Rücken hinab. Ob er es auch spürte? Dieses seltsam vertraute Gefühl? Wie, wenn sie ihre Haare ansah...
„Jetzt lasst uns endlich gehen. Ich ertrage es nicht, noch länger zu warten“, beschloss Sheryl schließlich. „Der Weg wird nicht vertrauenerweckender, wenn wir hier noch länger herumstehen.“
„Und außerdem ist mir kalt“, fügte Jamie hinzu.
„Was?“, fragten Rann und Sheryl gleichzeitig. „Es ist doch recht angenehm“, sagte Rann verwirrt. Sheryl nahm eine Decke aus ihrer Truhe, die noch immer auf dem Teppich stand, und gab sie dem Barden. Sie warf Rann einen warnenden Blick zu. Er verstand. Aufmerksam zog er sein Langschwert aus der Schwertscheide und wog es in der Hand.
„Bleib auf jeden Fall bei uns, Jamie“, sagte Sheryl noch einmal mit warnendem Unterton. „Ich habe ein ungutes Gefühl, was deine Anwesenheit hier betrifft.“
„Was meinst du, Sherry?“, fragte er ängstlich. Es klang mehr wie ein schwaches Piepsen denn wie eine Frage. Der Versuch, Sheryls ernstes Gesicht aufzuhellen, scheiterte kläglich. Sie verzog beim Klang ihres Spitznamens keine Miene, sondern zog ihr Schwert. (Nein, sie schlachtet jetzt nicht Jamie ab *g*)
Mit einer Handbewegung bedeutete sie den beiden anderen, ihr zu folgen. Schweigend arbeiteten sich die drei ungleichen Gefährten durch die Felsenformationen hindurch. Dabei legten weder Rann noch Sheryl ihr Schwert auch nur einmal aus der Hand.
Es war albern, und Sheryl wusste das, aber sie fühlte sich besser, wenn sie darauf vorbereitet war, dass die trügerische Friedlichkeit und Sicherheit nicht echt war.
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Das wars schon. Sagte ja, es ist nicht viel. Hoffe, ihr fandet es trotzdem nicht so schlecht... cu
 
Ich fand den Teil nicht schlecht, aber es ist halt nicht viel passiert. Naja, trotzdem, dass Rann und Sheryl schon mal da gewesen zu sein glauben (was eine Formulierung :rolleyes: ), bestärkt ja wieder die Theorie, dass beide Geschwister und Kinder dieser Göttin sind... Na, schau'mer mal.
 
also, mir hat's gefallen! und wenn es mal ein bisschen kürzer ausgefallen ist, ist doch nicht so schlimm. geschwister und kinder der göttin? hat das schon mal jemand erwähnt? habe ich jetzt nicht vermutet ... na ja, aber ich fand's schon recht merkwürdig, dass sie beide glaubten, schon mal da gewesen zu sein. nun, ich denke, ich lass mir überraschen ;)
klausuren? hilfe! aber viel glück dabei! :)
 
super! echt! dafür hat man gerne ein wenig gewartet :D rann und sheryl die schrecklichen? hmm ... also irgendwie scheinen die zwei ja 'ne recht dunkle vergangenheit (oder leben vor dem leben?) gehabt zu haben ...
nun, bin auf jeden fall gespannt, wie's weitergeht! ;)
 
sooo, ich habe endlich mal wieder zeit gefunden die FFs hier zu lesen :rofl: , und ich muss dir ganz ehrich sagen, seine FF ist echt eine der besten hier!!! :rofl:Schreib schnell weiter, ich bin mega gespannt wies weiter geht! :rofl:
 
Aha, demnach sind wohl Rann und Sheryl Geschwister der Kriegsgöttin, die da am Ende spricht. Denk ich mal so :rolleyes:
Der Teil war gut geschrieben, wie immer halt, und - ziemlich lang ;)
 
Weida jehts... diesmal habe ich wieder mehr geschrieben. Naja, musste wohl sein. Hoffe, euch gefällt der Teil.


Noch was: Odies spricht man Odi-es aus. Nicht Odis. Klingt doch doof...
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Anmerkung: Der erste Teil von „Eine Göttin erzählt“ war nicht das gleiche wie jetzt. Damals sprach die Göttin der Barmherzigkeit, diesmal nicht...

Der kleine Unterdämon schob mit sichtlicher Anstrengung die großen Torflügel auf. Sie öffneten sich knarrend und gaben den Blick auf eine kreisrunde Halle frei. Auf den Boden war mit silbernen Ornamenten das Zeichen der Kriegsgöttin aufgezeichnet. Ohne jede rituelle Waschung betrat der Kolod-Priester den heiligen Kreis, der von tausenden von Kerzen erhellt wurde.
Jamie, Sheryl und Rann warteten außerhalb der magischen Begrenzung. Die Türen schlossen sich hinter der kleinen Gruppe. Sie waren alleine mit einem Dämonen in einem Raum, der der blutrünstigsten aller Göttinnen geweiht war.
Dann begann der kleine Priester einen lauten Singsang anzustimmen. Er rief seltsame Wörter aus, die keiner der drei je zuvor gehört hatte. Sheryl spürte die Verdichtung der Macht, die der Gesang bewirkte. Und dann verstand sie, was der Dämon sang... Obwohl sie sich dessen bewusst war, dass er eine völlig fremde Sprache benutzte, konnte sie jedes seiner Worte verstehen...

Schwester der Großen,
erhöre mein Flehen!
Die Zeit ist gekommen,
die Erde mit frischem Blut zu tränken
und in ihren Tränen zu schwimmen!
Erhöre mein Flehen!
Göttin der Rache!
Komm zu uns, um deine Schwester willkommen zu heißen!
Göttin der Rache!
Komm zu uns, um deinen Gefährten willkommen zu heißen!
Auf dass die Finsternis sich erhebe
und nie wieder falle!


Erschöpft sank der Kolod zu Boden. Indes bildete sich im Zentrum des magischen Kreises eine weiße Lichtsäule. Sie strahlte immer heller, bis sich in ihr eine Person materialisierte. Die Göttin der Rache hatte lange schwarze Haare und stechend blaue Augen. Sie bildete das genaue Ebenbild von Sheryl. Schönheit, Anmut, Rachsucht und Kampfgeist in einer Person vereint. Raisha trat aus dem Kreis heraus und schritt elegant auf Sheryl und Rann zu. Die beiden versteiften sich. Jamie verkroch sich wimmernd hinter dem Rücken des Mädchens.
Die Göttin lächelte schmerzerfüllt beim Anblick der feindesligen Gesichtszüge Ranns und Sheryls.
„Aah... Jahrtausende liegen zwischen unserer letzten Begegnung, und ihr habt nicht einmal ein freundliches Lächeln für mich übrig? Klayre, Odies, könnt ihr euch nicht langsam erinnern?“
Sheryl zitterte. Nur mit Mühe brachte sie es über sich, zu sprechen.
„Meint Ihr Rann und mich, Herrin?“, fragte sie angstvoll. Denn eigentlich wollte sie die Antwort nicht hören...
„Ja, Klayre... dies hier“, sie hob die Arme. Die gesamte Halle wurde von überirdischem Licht durchflutet. „Dies ist dein Tempel, der Tempel der Kriegsgöttin Klayre... Vor tausenden von Jahren von ihrem eigenen Vater zum Leben und Sterben als gewöhnlicher Mensch verdammt... immer wieder Höllenqualen zu erleiden, bis der Tod nicht mehr Strafe, sondern Erlösung war, und immer wieder geboren zu werden, um von neuem zu leiden... das war deine Strafe... und die von Odies.“ Sie warf Rann einen intensiven Blick zu.
„Es ist ein Jammer“, sagte sie traurig, „selbst als Mensch kannst du deiner unmöglichen Liebe nicht abschwören...“
Rann erstarrte. Sie wusste?! Sheryl sagte nichts, runzelte nur die Stirn, im Unklaren, was die Göttin meinte.
„Hey!“, rief sie. „Soll das heißen, ich bin in Wahrheit die Kriegsgöttin?“ Raisha lächelte sanft. Plötzlich beugte sie sich nach vorn und umarmte Sheryl.
„Ja, meine Kleine... du bist die tausendste Wiedergeburt meiner Zwillingsschwester Klayre.“
Sheryl begann zu weinen. In den Armen dieser Frau war so viel Liebe, so viel Wärme und Geborgenheit... wie konnte sie eine Herrin der Finsternis sein? Und wie konnte sie selbst... sie, ein gewöhnlicher Mensch, mit keinen großen Ambitionen eine Göttin sein?
„Das ist nicht wahr“, schluchzte sie. „Ihr müsst Euch irren.“
„Aber, aber! Nicht so voreilig! Ja, das mag überraschend kommen. Aber es ist wie es ist. Du kannst dich nicht gegen deine Herkunft wehren... und du willst es auch nicht.“ Sie legte Sheryl einen Finger auf den Mund. „Sieh in dein Inneres... dort wirst du die Antworten finden. Und du wirst sehen, dass du nichts zurücklässt, das dir teuer ist. Nein, nicht einmal Cal wird dich aufhalten“, fügte sie hinzu, als sie sah, wie Sheryls Atem stockte.
„Du und Odies, ihr werdet schon bald in unsere Mitte zurückkehren, um das verlorengegangene Gleichgewicht wieder herzustellen...“
„Wer ist Odies?“, rief Rann verzwifelt. „Ständig sagt Ihr diesen Namen! Redet endlich deutlich! Meint Ihr mich damit?“
Raisha begann zu lachen. es dauerte eine Weile, bis sie sich beruhigt hatte.
„Natürlich bist du es! Odies, Gott des Hasses, das Waisenkind.“ Rann schreckte zurück.
„W-waisenkind?“, murmelte er und wurde immer blasser.
„Ja“, antwortete die Göttin. „Manche können ihrem Schicksal nie entrinnen. Du wirst immer heimatlos bleiben... aufgenommen und ausgestoßen zugleich, wirst du niemals Liebe oder Zuneigung finden, nicht einmal bei der Frau, die du so liebst. Aber...“, sie lachte wieder auf, „das weißt du ja längst! Nicht wahr?“
Sie griff an ihre Hüfte. Dort baumelte eine lange Schwertscheide. Sie langte an den reich verzierten Griff des Schwertes, das darin steckte, und zog es heraus.
„Es wird euch helfen, eure Kraft zu entdecken!“, rief sie, warf die schwere goldene Klinge in Ranns Hände, und trat einen Schritt zurück. Der Prinz taumelte, fiel halb nach vorn und konnte mit Müh und Not verhindern, dass das Schwert herunterfiel.
„Eine Frage noch!“, rief Sheryl, die sah, dass Raisha gehen wollte.
„Warum jetzt? Warum nicht hundert Leben davor? Warum habt ihr uns erst jetzt eingeweiht?“
„Früher ging es nicht“, antwortete die Rachegöttin milde. „Der Gottvater verbannte euch, weil er sehr zornig war. Er ist mächtiger als wir alle, aber normalerweise hält er nur Gericht und mischt sich nicht in die Belange seiner Kinder ein. Ihr beide habt ihn zu sehr wütend gemacht. Ich konnte nichts tun, um euch zu helfen. Nun jedoch verliert er das Interesse. Tausend Leben sind auch für einen Gott eine längere Zeit. Nun, wo der Gottvater nicht mehr so auf euch achtete, konnte ich damit beginnen, die Finsternis zu retten. Ohne euch sind wir alle verloren, wisst ihr? Der Kreis der Schwarzen Herren ist nicht mehr vollständig und dadurch ständig der Bedrohung durch die Götter des Lichts ausgesetzt... gebt also gut auf das Schwert acht. Lasst es euch nicht wegnehmen. Es ist der Schlüssel zu eurer Erinnerung. Durch eure menschlichen Körper seid ihr behindert, aber ein heiliges Schwert wird diese Ungleichheit zumindest teilweise aufheben... Lebt wohl...“ Sie schloss die Augen, um ihre eigenen Tränen zu verbergen. Plötzlich flammte eine Lichtsäule auf. Von einem Augenblick zum anderen war Raisha verschwunden und ließ Sheryl und Rann überhäuft mit Fragen zurück. Nur das Schwert in Ranns Händen und Jamie deuteten noch auf ein überirdisches Geschehnis hin. Der Barde saß zitternd in einer Ecke der Halle. Er hatte die Augen fest zugepresst und murmelte wirres Zeug.
„Jamie!“, rief Sheryl. “Hey, komm! Sie ist weg!” Sie rüttelte an seinem Arm. Jamie schrie laut und riss die Augen auf. Weiß! Seine Augäpfel waren weiß!
Das göttliche Licht musste ihn geblendet haben... „Nein“, flüsterte Sheryl. „Oh bitte, nein!“ Sie begann laut zu schluchzen. „Oh, was habe ich getan? Was habe ich getan!“ Rann klopfte ihr auf den Rücken.
„Mach dich nicht dafür verantwortlich – “
„Bin ich aber!“, schrie sie dazwischen. „Ich hätte ihn nie mitkommen lassen dürfen... es ist alles meine Schuld!“
„Es ist so dunkel...“, flüsterte Jamie. „Sheryl? Wo sind wir? Warum... ist das Licht aus? Hat diese Frau... Göttin alles verschwinden lassen?“
„Nein, nicht verschwinden... nur unsichtbar für deine Augen...“, sagte Rann leise. „Lange schwarze Haare, stark, schön und mutig... oh, du hast eine Göttin gesehen... die herrliche, schreckliche Raisha. Und ihr Licht blendete dich. So hell strahlte ihr Stern, dass er nur Finsternis zurückließ...“
„Bin ich blind?“, wimmerte der Barde.
„Ja“, sagte Rann sanft. „Aber das letzte was du sahst, war die Rachegöttin Raisha. Und jetzt käme dir alles so schrecklich hässlich vor... ich habe sie auch gesehen... und ich möchte lieber blind sein, all das Leid und Elend nicht mehr erblicken müssen, nachdem ich solche Herrlichkeit geschaut habe... “
Jamie begann lautlos zu weinen. Dann straffte er sich. „Schlimmer wäre es gewesen, sie hätte mir mein Gehör genommen“, sagte er schließlich.
„Du bist sehr tapfer“, sagte Sheryl leise. „Ich nahm dich mit, weil du der Sohn des Karnegie bist. Du warst mir eine Last. Ich habe den Roten Drachen insgeheim verflucht, weil er mir solch eine Erschwerung aufbürdete. Weil sein Sohn unbedingt einen Gott sehen wollte... Nun bist du blind, und anstatt zu verzweifeln, verlierst du dein Ziel nicht aus den Augen... ich beneide dich...“
Mit diesen Worten drehte sie sich um und ging auf den Kolod zu, der noch immer im magischen Kreis lag und sich ausruhte. Sie trat ihn in die Seite, sodass er auf den Rücken rollte und sie ihm ins Gesicht sehen konnte.
„Hey!“, rief sie. „Bin ich deine Göttin?“
Der Kolod nickte verängstigt.
„Dann beeil dich, mir zu erklären, warum du in meinem Tempel meine Schwester rufst.“
„Es ist der einzige Tempel auf der Insel, Herrin, der einzige ort, der genug Magie enthält für eine Beschwörung“, flüsterte der Priester.
„So... und warum ist dieser Ort den Lichtwesen heilig? Den Halbelfen?“
Der Dämon verzog angewidert das Gesicht.
„Zuviel Mensch in ihnen, Herrin. Sie haben nur noch einen geringen Elfenanteil. Und dieser kann ihre fleischlichen Gelüste – Lust, Gier, Blutdurst – nicht kompensieren. Menschen lassen sich von ihren Begierden leiten. Daher verehren sie unter anderem Euch. Ihr gebt ihnen, was sie wollen: Kampf. Dass alle glauben, sie würden die Götter des Lichts verehren, liegt nur an den gewöhnlichen Vorurteilen. Bei den Hochelfen mag das ja stimmen, bei den Halbelfen aber ist das völlig anders... sie sperren ja sogar ihresgleichen ein...“
Sheryl runzelte die Stirn. Warum war der Dämon denn so missbilligend? Er verehrte ein Monster... das Monster, das sie selber war... und dennoch hatte er etwas gegen die Halbelfen, die die gleiche Göttin anbeteten. War das nur Rassismus? Oder mehr?
Kaum hatte sie den Gedanken zu Ende gesponnen, erklang hinter ihr eine helle Stimme.
Jamie sang. Und er lächelte dabei... Ja, selbst ohne sein Augenlicht würde er ein großartiger Barde bleiben... warum auch nicht?
Und als Jamie endete, kam Sheryl ein anderer Gedanke. Ja, sie war die Kriegsgöttin. Das war logisch. Sie versuchte, einen Krieg anzufangen und kämpfte so gut wie jeder Meister. Aber was war mit Rann...
„Rann, wen hasst du?“, fragte sie mit klarer Stimme in die Stille hinein.
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Tja. Ich teile mir meine Story in Kapitel ein. Jetzt ist das erste vorbei. Schon... Wenn ich mich anstrenge, schaffe ich vielleicht drei... aber nur vielleicht... bis dann ^_^
 
Der Teil war super! :eek:
Am Anfang fand ich's ja noch nicht so toll, weil mal wieder die Hauptfiguren irgendwas Besonderes sein müssen, aber spätestens ab der Blendung des Barden war der Teil sehr gut, das war super beschrieben alles, ich hab richtig mitgefühlt!
Weiter so! :)
 
DAS war das ende deines ersten kapitels?! :goof: äh ... na ja, dann glückwunsch erstmal, denn bis jetzt ist es wirklich super! dass jamie jetzt blind ist, hat mich vollkommen überrascht, aber das war klasse beschrieben! und rann soll der gott des hasses sein? :confused2 nun, ich denke, dann können wir uns noch auf spannende weitere teile freuen ;)
 
weiter gehts ^^ 2. kapitel

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Odies von der Finsternis, Gott des Hasses


„Meine Eltern“, antwortete Rann mit trauriger Stimme. Er drehte sich weg. Sheryl musste sein Tränen nicht sehen. Sie wusste auch so, dass der Prinz weinte.
„Warum? Was haben dir der König und die Königin getan?“, fragte sie behutsam.
„Nichts. Sie waren gut zu mir“, sagte Rann. Er wirbelte herum und starrte dem Mädchen genau in die Augen. „Aber sie sind nicht meine Eltern.“
Sheryls Atem stockte.
Rann fuhr ungerührt fort. „Meine wahren Eltern kenne ich nicht einmal. Vor nunmehr 16 Jahren lag ein kleiner, in weiße Leinen gewickelter Einjähriger vor den Stufen des Klosters von Kend. Die Königin fand das Kind bei ihrem allmorgendlichen Spaziergang zu den Mönchen, die einer irrtümlichen Religion anhängen. Sie war seit vier Jahren kinderlos. Als ein Geschenk des Himmels wurde ich angesehen, also nahm die Herrscherin mich mit, gab mir den Namen Rann und machte mich zum Thronerben.“
Sheryl riss den Mund auf, aber mit einer Handbewegung brachte Rann sie zum Schweigen. Es war einfacher, zu erzählen, wenn man nicht unterbrochen wurde.
„Zwei Jahre nach meiner Aufnahme in der königlichen Familie jedoch gebar meine ‚Mutter’ einen Sohn. Sie war nicht unfruchtbar, wie alle gedacht hatten. Der König war darüber erleichtert, den Thron nicht irgendeinem fremden Kind anvertrauen zu müssen und machte Rynn kurzerhand zum älteren Bruder. Ich war nur noch das unliebsame Anhängsel. Darum hasse ich meine wahren Eltern. Sie verweigerten mir eine Familie und nicht einmal in den Armen einer mich liebenden Ersatzmutter konnte ich glücklich werden. Ich bin unnütz. Ich bin ungewünscht. Auch bei meinen Pflegeeltern. Darum war es für mich nicht sehr schwer, zu gehen. Die Göttin gab mir einen Auftrag. Ich war nicht mehr unbrauchbar. Wenn Rynn tatsächlich stirbt, müsste ich König werden. Ich müsste! Und dann würde man mich brauchen, nur mich. Um meinem Volk von Nutzen zu sein, müsste ich ein guter König werden, darum diese Reise.“ Rann schluchzte. „Aber jetzt... die Göttin aus meinem Traum war nicht Raisha. Irgendjemand anders, jemand voller Mitgefühl und Liebe und Mitleid... ich glaube, diese Göttin hat mir unwissentlich eine Lüge erzählt... und nichts hat mehr einen Sinn...“
Sheryl umarmte Rann, der sich neben Jamie kauerte.
„Ich verstehe dich“, flüsterte sie. „Besser, als du denkst...“
„Ich möchte hier weg“, sagte Jamie plötzlich. „In der Sonne wird mir die Dunkelheit nicht mehr so wehtun.“
„Du hast recht“, gab Sheryl zu. „Mich erdrücken diese Wände fast. Ich möchte wieder ins Licht.“
„Worte mit großer Bedeutung sprecht Ihr, Herrin. Ihr könnt nicht im Licht leben. Ihr müsst in der Dunkelheit bleiben“, knurrte der Kolod.
„Was ich muss und was nicht, hat sicher nicht ein kleiner nichtswürdiger Dämon zu entscheiden“, sagte Sheryl mit kalter Stimme und blickte mit von Hass erfüllten Augen auf den Priester herab. Ohne ein weiteres Wort drehte sie sich um. Rann stützte Jamie und zu dritt verließen sie den dunklen Palast.
Der kleine Kolod blieb kichernd zurück. „Oh, Ihr werdet zurückkommen, Herrin, Ihr werdet... schneller, als Euch lieb ist. Die Göttin der Rache wird auf ihr zweites Ich nicht verzichten... Ihr werdet den Kreis schließen...“

„Das ist doch nicht auszuhalten!“, schrie Sheryl. „Warum, Ihr Götter, warum kann nicht einmal jetzt die verdammte Sonne scheinen? Das ist doch nicht zu viel verlangt! Sonne!!!“
„Hör auf, rumzuschreien, Sheryl“, murmelte Jamie. Das bringt doch nichts...“
„Wer weiß“, antwortete Sheryl. Sie erhob ihre Stimme wieder. „Hört her, ihr Wolken! Fegt euch hinweg! Ich befehle, dass über meiner Insel die Sonne scheinen kann!“
Nicht geschah. „Weg!“, schrie sie noch lauter. „Hört ihr denn nicht auf eure Göttin?“
„Vielleicht bist du nicht ihre Göttin, Sheryl“, sagte Rann matt. Sie wirbelte herum und starrte ihn kurz an. Dann begann sie zu verstehen.
„Na toll. Ich kann mir nicht vorstellen, dass der Gott der Wolken uns gerne hilft.“
„Warum nicht?“, fragte der Junge.
Sheryl beugte sich leicht vor und stemmte die Hände in die Hüften.
„Weil wir Ausgestoßene sind. Der liebe, gute, egoistische, launische Gottvater hat uns zur Strafe für Ich-weiß-nicht-was auf die Erde geschickt, wo wir Leben für Leben leiden dürfen, bis er keine Lust mehr hat und uns in die Welt der Götter, keine Ahnung, wie die aussehen soll, zurückholt. Also wird sich jeder Gott, der auch nur ein bisschen Vernunft hat, von uns fernhalten, damit er ja keinen Ärger mit der Obrigkeit bekommt. Raisha muss spinnen, und diese andere, die dir deine angebliche Zukunft offenbart hat, anscheinend auch.“
„Du redest ganz schön respektlos“, bemerkte Jamie und kicherte verstört.
„Klar!“, rief Sheryl. „Was können sie uns tun, hm? Die schlimmste Strafe haben wir bereits erhalten. Und wenn uns irgendwer umbringt, werden wir halt wiedergeboren. Ist doch ganz einfach.“
Rann ließ sich erschöpft auf das Mosaik vor dem Palast sinken. Er strich mit der Hand über die goldenen Legierungen und gähnte.
„Was ist das überhaupt für ein Typ, dieser Gottvater?“, fragte er halbinteressiert.
„Götter, du hast echt keine Ahnung“, seufzte Sheryl. Auch sie setzte sich auf das kalte Pflaster und streckte die Beine aus. „Also, der höchste der Götter wird Gottvater genannt. Ob er einen richtigen Namen hat, ist unbekannt. Man weiß nicht einmal, ob er wirklich ein Mann ist. Jedenfalls war er von Anfang an da. er hat immer schon existiert und die Welt geschaffen. Zuerst eine Welt voller Leben. Dann wurde es ihm zuviel oder zu langweilig, alles allein zu regieren und er erschuf ihm fast gleichwertige Wesen, die Götter. Für alles und jeden erschuf er einen Gott oder eine Göttin. Manche waren mächtiger, andere schwach, aber sie alle herrschten. Sie nannten sich seine Kinder, aber eigentlich waren sie eher seine Verwalter. Da der Gottvater weder gut noch böse ist, erschuf er sowohl die Götter der Finsternis als auch die des Lichts. Er ist der höchste Richter und das mächtigste Wesen, der absolute Weltenbehrrscher. Tja... in unserem Fall wurde er entweder bestochen, was ich nicht glauben kann, oder er ist einfach parteiisch geworden... oder wir haben etwas wirklich schlimmes getan...“
„Was für eine schreckliche Religion“, sagte Rann. „Ich möchte nicht von irgendeinem alten vergreisten Gott gelenkt werden. Da gefällt mir die Religion, nach der es keine Götter, sondern nur die Natur und die Wissenschaft gibt, doch wesentlich besser.“
„Zu spät, Kleiner“, grinste Sheryl. „Du steckst da genauso tief drin wie ich, vergiss das bloß nicht. Wir werden bereits seit unserer Geburt gelenkt.“
„Und was machen wir jetzt?“, wollte Jamie wissen. „Ich habe Hunger, bin müde und würde diese Insel gerne verlassen.“ Er klang ungewohnt energisch.
„Was wir jetzt machen?“, wiederholte Sheryl. „Was wohl? Wir leben weiter wie vorher. Ranns Mission ist in gewissem Sinne gescheitert, denn sie war anscheinend völlig sinnlos. Ich habe noch einen Auftrag zu erledigen und wohl auch meiner Bestimmung zu folgen, also werde ich das tun.“ Zu Rann gewandt, sagte sie: „Du kannst mir dabei helfen. Wir sollten dich vielleicht in die Roten Drachen aufnehmen. Du hast keinen Grund mehr, deinem König die Treue zu halten.“
„W-was meinst du damit, Sheryl?“, fragte Rann überrascht und ahnungslos.
„Gute Idee!“, stimmte Jamie zu. „Er hat sich als würdig erwiesen.“
Sheryl schüttelte leicht den Kopf. „Bis er dazu würdig ist, könnte es noch ein langer Weg sein, aber nicht immer bekommt man das, was man verdient. Wir sollten es mit ihm zumindest versuchen.“
„Wovon, bei den Neun Höllen von Krail, redet ihr?“, rief Rann und sprang auf.
Sheryl lächelte geheimnisvoll und packte ihren rechten Hemdsärmel. Langsam rollte sie ihn auf, bis ihr Oberarm unbedeckt war.
„Davon rede ich“, sagte sie. Rann erstarrte.

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Boh, bin ich fies! Jetzt Schluss zu machen, ohne dass ihr eine Ahnung habt, was die zwei meinen... naja, geht hoffentlich bald weiter. Hoffentlich ^_^’. Eigentlich hab ich PC-Verbot. Ist eine lange Geschichte und hat mit einer gewissen kleinen Schwester, meiner Mutter und einer Import-Messe zu tun... naja, ich sag ja: Eine lange Geschichte.

Bis denne...
 
Naja, ich vermute mal, da ist jetzt ne Tätowierung oder so... Und die bedeutet, dass der Träger MItglied der Roten Drachen ist, oder so. Nur weiß ich nicht, was die Rotem Drachen eigentlich sind :D
Also mach weiter :)
 
ja, an eine tätowierung glaube ich auch ... oder vielleicht auch narben in einer bestimmten anordnung oder so ...
jedenfalls war der teil wieder super und ich gebe dir recht: es war fies, an der stelle aufzuhören! man hat gerade angefangen, sich wieder reinzulesen und dann ... na ja, aber der nächste teil kommt hoffentlich bald! ;)
 
Mann! Ihr seid gut!!! Wusst ichs doch.. viel zu offensichtlich alles. Naja, ein paar Überraschungen hab ich noch für euch. Wie fandet ihr, dass Rann gar kein Prinz ist??? Das hab ich mir lange aufgehoben und war ganz stolz, dass er eigentlich ein armer Tropf und kein arrogantes A****loch (oder vielleicht doch, gerade deshalb...) ist und dann keine Reaktion...

Und weiter gehts:
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„Das Zeichen kenne ich doch“, rief er und wurde bleich. „Ein roter Drache, der sich die Schwanzspitze abbeißt... (wehe, ihr denkt jetzt was falsches!!! Keine Schweinereien hier...) dieses Zeichen hatten die Rüstungen von Tars’ Leibwache!“
Um Sheryls Oberarm schlängelte sich ein roter Drache.
„Ja. Wir sind der Kopf. Der König ist die Schwanzspitze. Der Drache gewinnt den Kampf gegen sich selbst nur unter Schmerzen, die dazu führen könnten, dass er stirbt. Oder dass er noch stärker wird. Aber wir lassen uns von Schmerzen nicht aufhalten...“, sagte das Mädchen und lächelte traurig.
„Eine kleine Rebellion gegen die Politik deines Pflegevaters... letzten Endes schaden wir auch uns selbst, denn wir setzen das Reich Machtkämpfen und Bürgerkrieg aus. Dennoch muss etwas unternommen werden. Ob wir untergehen oder der Tyrannei ein Ende setzen, liegt in den Händen der Götter. Und jetzt weiß ich, in der Hand welcher Götter...“ Sie lachte leise. „Ich muss wahrhaftig die Kriegsgöttin sein. Es ist mir so vertraut, einen Krieg zu beginnen, als hätte ich es schon hundertmal gemacht, was wahrscheinlich auch so ist... Strategie, Taktik, alles ist da. In meinem Kopf...“
„Bist du dir sicher, dass du diesen Krieg nur wegen der Herrschaft meines Va... des Königs beginnst? Oder fügst du dich nur in dein Schicksal?“, fragte Rann matt. „Ich bin mir nicht mehr sicher, ob ich wirklich nur aus meiner Überzeugung handle... wenn mein Leben vorherbestimmt ist, woher nehme ich mir dann das Recht, für mich selbst zu entscheiden?“
Sheryls Gesichtszüge entgleisten ihr. Sie legte die Hand auf den Mund und schien lange zu überlegen. Nach einer Weile begann sie wieder zu reden.
„Nein, ich bin mir nicht sicher. Aber... egal, warum ich bei den Roten Drachen bin, sie haben ein edles Ziel. Ich habe sie nicht gegründet, ich bin nur bei ihnen aufgestiegen... Plötzlich hatte ich wieder eine Familie. Und ich konnte alles teilen... meine Ziele, meine Gefühle... meine Liebe.“ Rann zuckte schmerzerfüllt zusammen.

Sheryl erzählt:
So. Ich bin also in Wahrheit Klayre, die Kriegsgöttin. Der Name gefällt mir nicht. Ich habe gern Sheryl geheißen... der Name, den Yarin mir gab... ich weiß nicht einmal, ob ich gerne eine Göttin bin. Alles ist so anders. Plötzlich habe ich den Eindruck, andere wären weniger wert als ich. Nur, weil ich durch einen dummen Zufall die Wiedergeburt einer Göttin bin. Ich dachte immer, ich wäre niemand. Wertlos. Ungewünscht. Abgeschoben. Und nun bin ich eine Göttin. Und doch... ich fühle mich immer noch wie ein Mensch. In meiner Weltanschauung hat sich nichts geändert, aber ich bin mir nicht mehr sicher, ob diese Weltanschauung wirklich mir gehört. Ich habe immer noch meine Ziele, aber ob das wirklich ich bin, die diese Ziele verfolgt, weiß ich nicht. Und zudem... bin ich Klayre? Oder bin ich das Gefäß für ihre Seele? Habe ich nur vergessen? Oder bin ich jemand anders, der sich aus Klayre entwickelt hat? Oh, Raisha... warum bist du gegangen? Ich brauche dich... du hast die Antworten... warum? Warum nur bist du gegangen und hast mich und Rann so allein gelassen? Was sollen wir mit einem Schwert? Was wir brauchen, ist ein Platz. Der Platz, an den wir gehören. Wenn ich doch nur wüsste, wo das ist...

„Wie kommen wir jetzt hier weg?“, fragte Jamie unsicher. „Tars ist nicht da, um den Teppich für uns zum Fliegen zu bringen.“
„Wir könnten die Kolods fragen“, schlug Rann vor.
„Nicht nötig“, sagte Sheryl und winkte ab. „Da kommt ein Schiff an die Küste. Es nimmt Kurs auf die Insel. Und der Sturm legt sich.“
„Woher weißt du das?“, fragte Rann erstaunt. „Wir sind in der Mitte der Insel. Du kannst es unmöglich sehen!“
Sie zuckte die Schultern. „Ich weiß es einfach. Lasst uns losgehen. Ich möchte die Besatzung begrüßen.“
„Ist der Gott des Windes ein Verbündeter der Finsternis?“, flüsterte Rann Jamie zu. Dieser setzte einen ratlosen Gesichtsausdruck auf und murmelte nur: „Scheint doch so. Und jetzt sei leise. Sheryl wirkt angespannt und leicht reizbar.“
„Das merkst du an ihrer Stimme!“, keuchte Rann.
„Ich bin halt anpassungsfähig.“ Er grinste, „Wie wärs, wenn du mich führst?“, und streckte den Arm nach dem Jungen aus.
Der kommt mit seiner Blindheit ja gut zurecht...

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Schluss für heute. Bald gehts weiter. Bis dahin...
 
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