Prinz Rann von Kend'ariah

wow, ein sehr kurzer teil für deine verhältnisse, aber dafür war er nicht weniger gut :)
die erklärung mit dem drachen und die bedeutung hat mir sehr gut gefallen - so was wäre mir gar nicht eingefallen :rolleyes:
und zum schluss gebe ich rann recht, jamie kommt wirklich gut mit seiner blindheit klar. fragt sich nur, ob er sich bereits damit abgefunden hat oder ob da mehr dahinter steckt ... ich tippe mal auf die erste variante ;)
 
Naja, gut, dann ist Rann halt kein Prinz - mir doch egal :D
Also ernsthaft: Es ändert sich ja soviel nicht dadurch. Irgendwie weiß man vom König auch zu wenig, als dass man jetzt wirklich eine Einschätzung dieser Gegebenheiten treffen könnte, finde ich.
Aber zum neuen Teil, der wieder mal gut war. Kurz, trotzdem (oder gerade deshalb :rolleyes: ) gut. Ja, ehrlich gesagt weiß ich nicht, was ich sonst noch sagen soll :)
 
Endlich Cal!!! Hoffentlich gefällt er euch auch so gut wie mir. Naja, und wenn nicht, solange er Sheryl gefällt, ist ja alles gut ^^
Ah... der Teil ist wieder lang...

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„Hast du Informationen über Sheryl?“, fragte der Elf unruhig und rutschte auf seinem Stuhl hin und her. Der Kurier verbeugte sich und nickte unglücklich. „Es scheint, dass sie auf die Tempelinsel gegangen ist. Tars hat berichtet, dass sie zusammen mit einem jungen Mann und James Klaryendari de Sonde bei ihm war und ihm die Waffen von Yarin brachte, wie vereinbart.. Dann soll sie sich auf den Weg zur Insel der Götter gemacht haben. Seitdem haben wir nichts mehr von ihr gehört.“
Der Elf strich sich die langen schwarzen Haare aus dem Gesicht und stützte den Kopf auf die Hände. „Götter, warum meldet sie sich nicht? Seit sie in Kara’o war (Er wird rot *g*... was haben sie wohl gemacht?), habe ich keine einzige Nachricht von ihr bekommen. Warum ließ sie Tars nichts für mich ausrichten?“
„Cal“, murmelte der alte Mann, der mit am Tisch saß. „Vielleicht hat sie einfach keine Zeit. Oder sie hat nicht daran gedacht...“
„NICHT DARAN GEDACHT!“ Cal schlug mit der Faust auf den Tisch. „Glaubst du wirklich, Sheryl könnte mich vergessen? Niemals...“
Der Mann hob beschwichtigend die Hände. „Wenn du das nicht glauben willst, bleibt nur noch die Möglichkeit, dass sie in Schwierigkeiten ist. Oder dass Tars die Nachricht vergessen hat.“
„Lasst uns allein“, sagte Cal mit unglücklichem Gesichtsausdruck zu dem Kurier.
Der Kurier verbeugte sich leicht und beeilte sich dann, den Raum zu verlassen. Schwere, rote Vorhänge hingen vor dem Fenster und sperrten das Tageslicht aus.
Deas Zimmer war wie ein Esszimmer eingerichtet. In der Mitte stand ein großer hölzerner Tisch mit zwei silbernen Kerzenhaltern.
Das Licht der Kerzen schien auf Cals Haut und ließ sie noch goldener als sonst erscheinen. Er sah aus wie ein Junge von etwa 18 Jahren. Es war typisch für Elfen, viel jünger auszusehen, als sie waren. In Wahrheit war Cal über 200 Jahre alt. Deshalb waren Affairen zwischen Menschen und Elfen so selten. Menschen waren schrecklich unreif. Sheryl nicht... Trotz allem – für einen Elfen war Cal kaum mehr als ein junger Mann.
„Karnegie“, sagte er mit beschwörender Stimme. „Tars würde nie etwas versäumen. Das weißt du selbst am besten. Sonst hättest du ihn nicht mit dieser wichtigen Mission auf die Äußeren Inseln geschickt... DAS MACHT MICH WAHNSINNIG! Wo kann sie nur sein? Ich sollte nicht hier sitzen und auf sie warten!“
„Mit Verlaub“, grummelte Karnegie und strich sich bedächtig über den langen weißen Bart. „Sie ist mit meinem Sohn unterwegs. Denkst du, mich würde das nicht angehen?“
Cal sank in seinem Stuhl zusammen. Wieder strich er sich die Haarsträhnen aus dem Gesicht. Seine Hände zitterten. „Wenn ihr etwas zustößt...“
„Jaja... stürzt du dich in die Fluten des Sommermeeres, um nie wieder aufzutauchen... Wenn es dir so wichtig ist, geh doch und such nach ihr.“ Der alte Mann machte eine wegwerfende Geste.
Cals schwarze Augen blitzten hoffnungsvoll auf. „Würdest du mich aus meinen Pflichten entlassen?“, fragte er und Vorfreude schwang in seiner Stimme mit.
Karnegie rümpfte die Nase. „Einen besseren Anführer als dich werde ich so schnell nicht wiederfinden. Dann werde ich mich wohl selbst an die Spitze unserer kleinen Armee stellen müssen. Aber gut, wenn es dir so unendlich wichtig ist. Wenn du nicht mit ganzem Herzen dabei bist, nützt du mir nichts...“
Cal stand von seinem Stuhl auf und reichte Karnegie die Hand. „Ich danke dir, Roter Drache. Sobald ich sie gefunden habe, werde ich mich wieder in die Reihen einordnen, um an deiner Seite der Tyrannei ein Ende zu setzen.“
Dann stürmte er aus dem Raum und ließ seinen Mentor allein. Karnegie seufzte.
„Da geht er hin... große Güte, warum ist er so impulsiv... aber einen besseren Heerführer werde ich so schnell nicht finden. Dieses Mädchen hat schlechten Einfluss auf ihn...“

Cal durchquerte mit großen Schritten die Lagerhalle. „Yemal! Yemal, wo bist du?“, schrie er durch das große Gebäude. Einige Arbeiter ließen ihre Arbeit liegen, um dem großen Elfen hinterherzuschauen. Endlich sprang jemand hinter einer großen Kiste hervor. Yemal war ein, und das war wirklich selten, braunhaariger Elf. Er war noch ein halbes Kind. In Menschenjahren um die 14. Cal betrachtete ihn belustigt. „Diese Kisten beinhalten unsere Waffen, Yemal“, sagte er wohlwollend. „Du musst sie nicht aufbrechen. Es reicht, zu fragen.“
Yemal wurde rot und ließ das lange Metallstück, mit dem er das Schloss der Kiste malträtiert hatte, fallen.
„Wir begeben uns auf eine Reise, kleiner Bruder“, lächelte Cal. „Geh an den Hafen und erkundige dich nach einer Passage zu den Äußeren Inseln.“
„Bringen wir Tars neue Waffen?“, fragte Yemal aufgeregt.
Cal schüttelte den Kopf. „Wir werden Sheryl suchen“, antwortete er. „Darum müssen wir uns beeilen. Sie hat Tars beliefert und ist danach auf die Insel der Kriegsgöttin gegangen.“
Yemal schlug schockiert die Hand vor den Mund. „Die Tempelinsel?“, keuchte er.
Cal nickte grimmig. „Ich weiß nicht, warum sie das getan hat. Aber Menschen wissen so wenig... und manchmal wissen Elfen ebensowenig. Es ist nicht allgemein bekannt, dass Kyrill von der Göttin des Krieges erschaffen wurde. Vielleicht dachte sie, sie würde die Götter des Lichts treffen, vielleicht nicht...“
Yemal schüttelte entsetzt den Kopf. „Die Legenden der Menschen sind schlecht übersetzt. Es ist ein Glück, dass es unter ihnen üerhaupt noch Diener der Götter des Lichts gibt...“
„Jetzt geh!“, befahl Cal plötzlich. „Wir sollten keine weiteren Augenblicke vergeuden.“
„Bin schon unterwegs“, rief Yemal und rannte los.
Beunruhigt setzte sich Cal auf die Kiste. Man hätte so viel Leid vermeiden können... Wenn doch die Elfen sich nicht abgeschottet hätten... die Sklaven der Äußeren Inseln wären frei, Elfen wären allgemein angesehener und man hätte so viele Menschen auf den rechten Weg führen können, die sich aus Abscheu vor Elfen der Dunkelheit zugewandt hatten...

Drei Stunden langen Fußmarsches später hatten die drei Gefährten endlich die Küste erreicht. Sheryl hatte sie unerbittlich weitergetrieben und so hatten sie den Weg recht schnell zurückgelegt. Nun allerdings wich auch die letzte Farbe aus Sheryls eh blassem Gesicht. Denn sie blickte in wohlbekannte meerblaue Augen...

Akkara grinste, als er Sheryls entsetzten Blick sah. „Ihr habt wohl nicht damit gerechnet, mich wiederzusehen, Mylady“, sagte er und deutete eine Verbeugung an.
Sheryl war von dem langen Marsch noch zu erschöpft, um etwas zu sagen. Sie lehnte sich nur gegen einen Felsen und keuchte.
Rann und Jamie erging es noch schlechter. Der Barde war auf den Boden gesunken und sah aus, als würde er nie wieder aufstehen wollen. Rann saß daneben und versuchte krampfhaft, die Augen offenzuhalten, um nicht vor Erschöpfung einzuschlafen.
„Ergreift sie!“, befahl der blonde Mann lässig.
„Aha“, murmelte Rann. „Der Gott des Windes ist also nicht unser Verbündeter, sondern ließ Akkara passieren, weil er unser Feind ist...“ Weiter kam er nicht, denn ein grobschlächtiger Mann schlug ihm mit dem Griff einer Axt in den Nacken, woraufhin er endlich seinen wohlverdienten Schlaf bekam.
Jamie niederzuschlagen, war nicht nötig, da dieser sowieso halb-ohnmächtig war. Sheryl machte noch Anstalten, sich zu wehren, sank aber auch bald unter den Hieben des Mannes mit der Axt zusammen.

Als die drei nach und nach aufwachten, waren sie an den Hauptmast der ‚Seejungfrau’ gebunden und befanden sich bereits mehrere Meilen von der Tempelinsel entfernt.
Akkara stand direkt vor Sheryls Gesicht. Sie war gezwungen, seinen schlechtriechenden Atem zu riechen und verzog angeekelt das Gesicht.
„Nur nicht zu freundlich, meine Schöne“, sagte Akkara gelassen, grinste und entblößte dabei seine weißen Zähne.
„Ihr habt schöne Zähne, Kapitän“, sagte Sheryl und lächelte schief. „Euer schlechter Mundgeruch muss wohl an eurem Charakter liegen.“
Das braungebrannte Gesicht des Mannes bekam einen leichten Rotschimmer. Er holte mit der rechten Hand aus, um ihr eine Ohrfeige zu geben. Im letzten Moment beherrschte er sich. Es hatte nicht ehrenhaftes an sich, eine gefesselte Frau zu schlagen, erinnerte er sich. Diese Blöße würde er sich nicht geben.
„Was wollt Ihr?“, fragte sie mit zusammengebissenen Zähnen.
„Wäre ein Kuss zuviel verlangt?“, fragte er herausfordernd.
„JA!“, riefen Sheryl und Rann gleichzeitig.
„Dachte ichs mir... welch eine biedere Einstellung.“ Akkara lächelte süffisant. „Aber sei unbesorgt... ich nehme mir nichts, was eine Frau mir nicht freiwillig gibt.“
„Also seid Ihr unberührt?“, fragte Sheryl und lachte hämisch.
Akkaras Gesicht verfärbte sich endgültig und dieses Mal beherrschte er sich nicht.
„Mehr könnt Ihr nicht?“, rief Sheryl. „Eine gefesselte Frau zu schlagen! Seid Ihr euch nichts wert? Besiegt mich im Zweikampf und ich werde mein Haupt vor Euch beugen! Vorher nicht!“ Mit diesen Worten spuckte sie ihm ins Gesicht. Ruhiger fuhr sie fort. „Dies ist eine offizielle Herausforderung.“
Akkara war einen Kopf größer als das Mädchen, aber Rann, der gesehen hatte, wie Sheryl in weniger als zwei Minuten vier Banditen getötet hatte, war sich sicher, den Ausgang des Kampfes zu kennen...
Akkara wischte sich mit dem Handrücken das Gesicht ab. „Du hast dein Todesurteil gesprochen, Mädchen“, sagte er langsam. „Schade eigentlich... wir hätten uns auch anders einigen können...“
„Hätten wir nicht“, antwortete Sheryl kühl. „Ich habe schon lange auf einen Grund gewartet, Euch den Kopf abzuschlagen.“
„Wie du meinst...“ Akkara drehte ihr den Rücken zu. „Bindet sie los.“ Zu Sheryl gewandt, forderte er: „Wähle eine Waffe.“
„Das Langschwert“, sagte Sheryl ruhig. Einige Matrosen schritten auf sie zu und banden sie los. Und in dem Moment wünschte sich Rann nichts sehnlicher, als diesen Kampf zu verhindern. Denn er hatte ein wesentliches problem erkannt:
Sheryl! Nein! Er ist der Kapitän! Wenn du ihn tötest, musst du auch den Rest der Mannschaft besiegen! Wer wird das Schiff steuern? Denk nach, bevor du handelst!
Stirnrunzelnd drehte sie sich zu ihm um.
Hat Rann etwas gesagt?
Sheryl! Kannst du mich hören? Rann riss die Augen auf. Konnte sie seine Gedanken lesen? Und er ihre?
Rann! Sie schlug die Hand vor den Mund. Dann besann sie sich. Du hast Recht. Aber ich kann nichts mehr tun. Dreh dich unauffällig um.
Er tat, wie geheißen. An der Seite des Schiffes war ein kleines Beiboot mit Rudern befestigt.
Wenn ich Akkara getötet habe, wird hier die Hölle losbrechen. Ich werde versuchen, dich und Jamie so schnell wie möglich loszuschneiden. Dann lasst ihr das Boot zu Wasser, während ich uns die Matrosen vom Leib halte. Alles klar? Halt dich bereit.
Rann nickte leicht.
Sheryl drehte sich zu Akkara um. Sie lächelte siegessicher. „Lass uns beginnen.“ Er warf ihr ein Schwert zu. Sie fing es auf, zog es aus der Schwertscheide und begab sich in Angriffsposition.
„Das wird ein interessanter Kampf“, sagte Kapitän Akkara.
Die Matrosen um die beiden Kämpfer herum begannen, auf den Ausgang der Auseinandersetzung zu wetten. Niemand setzte auf Sheryl. Aber sie kannten sie eben auch nicht.
„So ein Pech“, lachte Rann. „Ihr werdet eine Menge Gold verlieren...“
Dann griff Akkara an.

„Cal! Cal!“ Yemal rief schreiend durch die Lagerhalle. Cal sprang von seiner Kiste auf.
„Was ist denn?“, fragte er unruhig.
Der kleine Elf warf sich ihm in die Arme und vergub das Gesicht in Cals weißem Leinenhemd. „Was ist passiert, Yemal?“
„Ich habe ein Schiff chartern wollen!“, schluchzte der Junge. „Und dann kam dieser komische Kerl! Und er sagte, Sheryl sei nicht mehr zu retten!“
Cal wurde bleich. „Was genau hat er gesagt, Yemal?“ Yemal machte keine Anstalten zu reden, sondern schluchzte weiter. Cal packte ihn und schüttelte ihn leicht.
„Yemal! Es ist wichtig! Was genau hat der Fremde gesagt?“
Yemals Augen waren rotgerändert und er schniefte, aber er besann sich auf die Wichtigkeit dessen, was er erlebt hatte.
„Er war ganz in Schwarz gekleidet und man sah sein Gesicht nicht... Er hat mich einfach... einfach hochgehoben und zu mir gesagt, es sei sinnlos, nach Sheryl zu suchen! Weil sie nie wiederkommen würde! Weil sie ihrer Bestimmung folgen würde und die sie nicht zu den Lichtwesen führt!“ Yemal begann wieder zu weinen. Cal beugte sich herunter zu seinem kleinen Bruder und umarmte ihn. „Umso wichtiger ist es, dass wir schnell aufbrechen“, sagte er. Yemal zog einen Streifen Papier aus der Hosentasche. „Das ist der Name des Schiffes, bei dessen Kapitän ich zwei Kajüten gebucht habe“, sagte er und zeigte das Pergamentstück. In Elfenrunen war darauf der Name „Eisvogel“ zu lesen. „Der Kapitän... sagt man das auch so, wenn er weiblich ist? Der Kapitän will nur 1000 Golddublonen. Es ist eine sehr nette Frau... sie heißt Isha.“
Cal lächelte milde. „Soweit ich mich mit der Sprache der Menschen auskenne, heißt es auch bei weiblichen Kaptänen ‚der’. Das hast du gut gemacht. Wann können wir die Anker lichten?“ Er fuhr mit der Hand durch Yemals braunes Haar.
„Morgen früh, bei Aufgang der ersten Sonne“, antwortete Yemal und reckte stolz die Brust. Er hatte alles richtig gemacht.

Mit einem schnellen Schwertstreich wehrte Sheryl akkaras Angriff ab. Er taumelte zur Seite. Seine Augen blitzten bösartig auf. Dann hob er sein Schwert wieder und hieb wie wahnsinnig auf Sheryl ein. Mit Leichtigkeit blockte sie jeden seiner Schläge mit der Klinge ab. Sie lächelte.
„Sagt, Akkara... warum habt Ihr uns gefangen genommen?“
Er atmete bereits schwer, aber er antwortete: „Ich wollte euer Schwert. Es bringt sicher eine Menge Geld.“
Sheryl schürzte die Lippen. „Ach ja... die Gier... Ihr seid Schmuggler. Das bringt eine Menge Geld. Ihr seid ein reicher Mann, Akkara. Und dennoch... die Gier treibt Euch voran, zwingt Euch dazu, noch mehr Geld zu verdienen... Ihr seid bemitleidenswert... ein Sklave der eigenen Gefühle...“
Mit dem ersten Schwerthieb, in den Sheryl Kraft legte, schlug sie ihm die Waffe aus der Hand. Das Schwert fiel klirrend zu Boden, direkt vor die Füße eines schmächtigen Kombüsenjungen. Sheryl hob ihr Langschwert an die Kehle ihres Gegners. Akkara sank keuchend auf die Knie. Gemurmel hob an, als die Besatzung ihren Kapitän der Gnade eines Mädchens hilflos ausgeliefert sah. Zornige Schreie erreichten den Schauplatz des Kampfes.
Akkara hob die Hand, um seine Matrosen zu beruhigen. Sheryl sah ihn verwirrt an.
„Wollt Ihr nicht, dass sie Euch vor dem sicheren Tod retten?“
Akkaras Gesicht verwandelte sich zu einer Maske. Einer Maske, in der Sheryl nur noch zwei Gefühle sah: Hass und Rachsucht.
Blitzschnell griff der bereits besiegt Geglaubte in seine Weste und zog ein kleines Taschenmesser heraus. Sheryl war nicht schnell genug. Die kleine scharfe Spitze bohrte sich tief in ihre Handfläche.
Sie schrie entsetzt auf und ließ ihr Schwert fallen. Ihr Blut besudelte die Holzplanken des Schiffes, und es hörte nicht auf, zu fließen. Er muste eine große Ader getroffen haben.
Sheryl verkniff sich weitere Schreie und presste ihre linke Hand auf die Verletzung.
Rann schrie ungläubig auf, als er die Entwicklung der Dinge sah. Sollten etwa ausgerechnet Hass und Rache für Sheryls Niederlage sorgen? Wie konnte das sein?
„Raisha!“, schrie er. „Tu doch etwas!“
Keine Antwort. Entweder war Raisha anderweitig beschäftigt oder sie hatte keine Lust, einzugreifen... was immer es war, es konnte Sheryls Tod bedeuten.
Akkara grinste nun siegessicher. „Wie schade, Mädchen“, sagte er feixend. „Was wirst du nun tun? Ohne Schwertarm?“ Er trat auf sie zu und beugte sich leicht über das Haupt seiner Gegnerin.
Sheryl biss sich so fest auf die Lippe, dass sie zu bluten begann. „Ich werde euch mit der linken Hand töten, Akkara!“, sagte sie gepresst.
„Oh-oh“, lachte der Kapitän amüsiert. „Du wirst verzeihen, wenn ich das nicht ernst nehme. Vielleicht sollten wir doch noch mal über den Kuss verhandeln...“
„Die Verhandlungen sind vorbei!“, schrie Sheryl und rammte dem Mann die linke Hand unters Kinn. Als er zurücktaumelte, versetzte sie ihm einige Schläge in den Bauch. Blut spuckend sank Akkara zusammen.
Sheryl entwendete ihm sein Taschenmesser.
„Dein größter Fehler war, in mir eine Frau zu sehen“, flüsterte sie noch, bevor sie ihm die Kehle durchschnitt.
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*phew*... Das war jetzt wirklich mal viel... und? Gefällt euch Cal? Ich find ihn irgendwie süß. weil er so wahnsinnig verliebt in Sheryl ist. Er ist aber kein Weichling. Ich hoffe, das kommt später noch raus. Was red ich da? Das kommt auf jeden Fall später noch raus!!!

Bis zum nächsten Mal...
 
Zuletzt bearbeitet:
ÄCHZ! Lang ist ja gar kein Ausdruck! Denkst du wirklich, ich würde das alles lesen? Richtig gedacht! :D
Äh ja, trotz der Länge war der Teil gut, allerdings ab und an aufgrund der Ortswechsel ziemlich unübersichtlich. Die Gedankenlese-Nummer find ich interessant. Zu Cal: Kann noch nicht viel zu dem sagen, wurde ja noch nicht großartig beschrieben, aber so besonders toll find ich den bisher nicht :rolleyes:
 
lang? och nö, hatte mich voll festgelesen :D das hat dieser kapitän nun davon, dass er sheryl nix zugetraut hat, bloß weil sie eine frau ist, ts ts! geschieht ihm recht!
und cal? nun, der scheint mir im moment noch etwas unberechenbar, aber dass er sheryl liebt, ist schon mal gut zum ausdruck gebracht worden! mal gucken, wie der sich so weiterverhält. bis jetzt kann ich auch noch nicht allzu viel über ihn aussagen.
und was die szenenwechsel angeht: dank den absätzen bin ich da ganz gut durchgekommen, nur hat mir das abrupte auftauchen vom kapitän in dem kurzen abschnitt zwischen zwei cal-abschnitten nicht so gefallen. plötzlich war der da und alle waren sie kaputt (und ich nebenbei etwas verwirrt, da ich das erst hinterher geschnallt habe :rolleyes: ), aber ansonsten war der teil wieder super und immer man her mit dem neuen! :D :D
 
Unübersichtlich? Ich fand eigentlich, dass man es recht schnell mitbekam... außer beim ersten Wechsel natürlich. Da kam man noch nicht sofort darauf, dass das ganze in dem Lagerhaus in Kara’o spielt. Könnt ihr euch daran überhaupt noch erinnern?
Stimmt eigentlich. Von Cal bekam man noch nicht soooo viel mit. Aber das kommt ja alles noch...
Und tut mir leid, dass ich es so lang gemacht hab. Aber es ist doch besser, wenn man sich ein bisschen einlesen kann, als wenn man alles Häppchenweise vorgesetzt bekommt.

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In Windeseile warf Sheryl das kleine Messer gegen Ranns Fesseln. Einige wurden sofort zertrennt, sodass er eine Hand freibekam. Damit konnte er sich und Jamie schließlich endgültig von den Stricken lösen. Sheryl wehrte sich inzwischen mit allem, was sie in die Finger bekam, gegen den Ansturm der Schmuggler. Vor ihr türmten sich die Leichen und Bewusstlosen, aber keiner der Angreifer schien zu zögern.
„Beeil dich, Rann!“, schrie Sheryl panisch über den Kampfeslärm hinweg.
Rann versuchte mit zitternden Händen, die Taue, die das Beiboot festhielten, zu entknoten. Jamie war dabei keine große Hilfe, da er sich nur ängstlich an der Reling festhielt.
Dann... endlich fiel das Boot mit lautem Platschen ins Wasser. Rann packte Jamie und warf ihn auf die Ruderbank. Er versuchte, es so vorsichtig wie möglich zu machen, aber da die ‚Seejungfrau’ hohe Bordwände hatte, landete Jamie unsanft.
„Sheryl, wir sind soweit!“, schrie er. Sheryl drehte sich um, versetzte im Vorbeirennen einem Matrosen einen Schlag in den Nacken, sodass er fiel und den Weg für die anderen versperrte und hechtete dann in das Beiboot. Sofort schnappte sie sich die Ruder. Als letzter schließlich sprang Rann. Er ließ sich auf der zweiten Ruderbank nieder und gemeinsam setzten Sheryl und der junge Mann das kleine Boot in Bewegung. Die Matrosen indes schrieen nach Pfeil und Bogen. Als sie die Waffen endlich besorgt hatten, waren die drei Gefährten bereits außer Schussweite. In dem Moment drehte der Wind und ermöglichte der Besatzung des Schiffes einen Kurswechsel. Diese nutzten die Gelegenheit, die Mörderin ihres Kapitäns zu bestrafen und wendeten.
„Argh! Ich hasse den Gott des Windes!“, schrie Sheryl. Sie stand auf. „Wie ihr wollt. Noch mehr Leichen? Noch mehr Blut? Noch mehr Schrecken? Ihr könnt es haben!“ Wütend stampfte sie auf den Holzboden des kleinen Bootes. Ihre Hand blutete noch immer.
Rann schüttelte den Kopf. „Ich will nicht kämpfen, Sheryl“, sagte er.
„Dann wirst du schneller sterben als ich“, schloss das Mädchen kalt. „Wir wurden zum Kämpfen geboren. Das ist der Sinn unseres Daseins. Ich muss es schließlich wissen. Denn ich habe diesen Sinn bestimmt... Diese Welt ist eine sterbende Welt, Rann, in der Hass, Rachsucht und Kampf regieren. Das Triumvirat von Kyrill: Raisha, Odies und Klayre... Als wir verbannt wurden, konnte Raisha die Macht allein nicht mehr halten. Die Herren des Lichtes stießen sie vom Thron und ein Zeitalter des Friedens brach an. Und dennoch... Klayre schuf diese Welt, damit sie untergeht... damit sie lachend zusehen kann, wie sich die Sterblichen gegenseitig die Köpfe einschlagen und dabei ihr eigenes Todesurteil sprechen. Das ist der Sinn alles Lebens auf Kyrill: Töten und getötet werden.“
Sheryl begann zu weinen. „Ich kann mich genau erinnern... dass ich die Menschen und Elfen erschuf, um mich an ihrem Blut zu ergötzen... Der Gottvater hat uns in unsere eigene Welt gesperrt, damit wir sehen, was wir getan haben, was wir dem Leben angetan haben... Und jetzt, jetzt muss ich meiner Bestimmung folgen. Kämpfen! Töten! Blut vergießen! Denn dazu wurde ich geboren und dabei werde ich sterben!“ Sie wischte sich die Tränen aus dem Gesicht. „Ach... wäre die Erinnerung doch da geblieben, wo sie war...“
Rann blickte betroffen zu Boden. Jamie schüttelte traurig den Kopf. „Es ist wohl sehr schwer, ein Gott zu sein...“, murmelte er. „Vielleicht bin ich froh, nur ein... Mensch zu sein.“
„Vielleicht“, sagte Sheryl. „Aber dadurch, dass ich eine Göttin bin, kann ich uns jetzt retten.“
„Nein, Sheryl“, seufzte Rann. „Nichts kann uns jetzt noch retten...“
„Wie man es nimmt. Die Pfeile werden von dem starken Wind abgelenkt, davor sind wir schon mal sicher... wenn der Herr des Windes es sich anders überlegt und den Sturm abflauen lässt, können uns die Pfeile erreichen, aber die Gefahr des Kenterns ist gebannt...“
Weiter kam Sheryl nicht, denn in diesem Moment wurde jeder Gedanke überflüssig. Das Schiff Akkaras, die stolze Seejungfrau, fing Feuer... Die Flammen begannen im Kiel zu schwelen und arbeiteten sich nach und nach über das Deck zu den Segeln hinauf. In rasender Geschwindigkeit fraß sich das züngelnde Feuer durch das Gebälk des Schiffes. Betroffen beobachteten Sheryl und Rann das Geschehen. Als das Schiff endlich untergegangen war und das Zischen der verlöschenden Flammen verklang, nahm endlich auch der Wind ab und trug die Schreie der Überlebenden bis in das kleine Beiboot.
„Wir... leben noch...“, flüsterte Jamie. „Was ist passiert?“
„Der Gott des Feuers hat unsere Feinde vernichtet...“, antwortete Sheryl tonlos. „Wie grausam...“
„Und das sagt die Göttin des Krieges?“, fragte Rann spöttisch. „Ich könnte mir vorstellen, dass du auch nicht unbedingt barmherzig bist...“
„Sei still!“, schrie Sheryl wütend und versetzte Rann eine schallende Ohrfeige. „Denkst du nicht, es ist schwer genug für mich? Glaubst du nicht, dass ich selbst nicht begeistert bin davon, eine Göttin zu sein? Willst du es mir denn noch schwerer machen?“
„Hör auf zu streiten“, sagte Jamie mit beruhigender Stimme. „Das bringt doch nichts...“
Erschöpft ließ sich Sheryl wieder auf eine Ruderbank fallen. Sie wollte weinen, und als das Boot kenterte, vermischten sich ihre Tränen mit dem salzigen Meerwasser...

Jamie erzählt:
Ich wusste nicht, was passiert. Auf einmal war ich nass und meine Kleidung wurde schwer und ich konnte nicht atmen... und ich merkte, dass ich ertrinke. Wie ein Wahnsinniger begann ich zu strampeln und um mich zu schlagen, mit dem einzigen Ziel, wieder zu atmen, aber was ich auch tat, das Wasser um mich herum wurde immer kälter und ich spürte, wie die Dunkelheit mich umfing. Meine Glieder wurden immer schwerer und meine Muskeln setzten aus. Es strengte mich an, einen klaren Kopf zu bewahren und nicht in Panik auszubrechen, aber ich war blind... wie hätte ich die Oberfläche finden sollen? Wieder griff ich in die Leere... und dann gab ich auf. Ich machte mich bereit, das Wasser einzuatmen, und meinem Leben ein Ende zu setzen, meine Auftraggeber verfluchend. Und da, am Ende aller Hoffnung, war es: Das warme weiße Licht, das mich zärtlich einhüllte und sicherte. Sie hatten mich nicht vergessen! Ich war ihnen zu kostbar, als dass sie mich einfach sterben lassen würden! Freudig erwartete ich den Moment, in dem ich wieder singen und meinen Auftrag ausführen könnte...

Blau... das war alles, was Sheryl sah... nur blau. Azurblau, türkisblau, grünblau, dunkelblau, himmelsblau... blau. Benommen setzte sie sich gerade hin und rieb sich mit der linken hand die Augen. War sie wach? Sie blinzelte ein paar Mal, um sich dann völlig davon zu überzeugen, dass sie weder schlief, noch tot war.
Sheryl saß auf einem altarähnlichen Steinblock, der in der Mitte einer riesigen Höhle lag. Die Höhle war mit Wasser gefüllt, das sich an den Wänden wiederspiegelte. Der einzig trockene Platz war der Stein, auf dem Sheryl saß.
Das seltsame Licht, das sich im Wasser brach, schien direkt vom Boden zu kommen. Sheryl wagte nicht, ins Wasser zu gehen und schwimmend einen Ausgang zu suchen. Niemand konnte wissen, wie weit verzweigt diese Unterwasserhöhle war. Sie seufzte und betrachtete sich näher. Ihre Kleidung war vollständig getrocknet, also musste sie schon länger hier unten liegen. Sie hatte zudem einen fürchterlichen salzigen Geschmack im Mund. Dann betrachtete sie ihre Hände näher... und bekam den Schreck ihres Lebens. Die Wunde in ihrer rechten Hand hatte sich vollständig geschlossen. Nur noch eine dünne weiße Narbe deutete auf eine Verletzung hin. Irgendjemand musste sie geheilt haben...
Plötzlich begann es hinter Sheryl zu sprudeln. Sie hörte, wie kleine Luftbläschen aus dem klaren Wasser aufstiegen und drehte sich vorsichtig um.
Ein graziles blaues Wesen betrachtete Sheryl neugierig. Der ganze Oberkörper des Meerbewohners (Das war alles, was man sehen konnte.) war mit blau schimmernden Schuppen bedeckt. Das Wesen hatte keine Nase, sondern Kiemen an den Seiten seines langen Halses. Es hatte lange schwarze Haare, die in dem seltsamen Licht grünlich schimmerten. Es starrte Sheryl aus großen schwarzen Augen an, die schräg gestellt waren. Elfenaugen!
„Meerelfen!“, stieß Sheryl erschrocken hervor.
Das Wesen runzelte die Stirn. Mit einer Hand, deren Finger mit Schwimmhäuten bespannt waren, fuhr es sich durch das Haar.
Dann stieß es eine ganze Reihe von Klicklauten hervor. Schnatternd machte es Gesten hierhin und Gesten dorthin, offenbar ohne Zweifel, dass Sheryl jedes Wort versteht. Dann endete die Wortflut (welch passendes Wort...) und das Wesen starrte seinen Gast erwartungsvoll an.
Da war es also. Das Verständigungsproblem. Sheryl sprach Klynisch, Ariahnisch und die Sprache der Bergelfen, Sylldalenisch. Aber nichts, was auch nur im Emtferntesten wie Klicklaut-Sprache klang.
Sie seufzte und versuchte es zuerst auf Sylldalenisch. „Versteht Ihr meine Sprache?“, fragte sie mit klarer Stimme. Elfensprache musste man so weich wie nur möglich aussprechen, da alles andere eine Beleidigung der Kultur wäre.
Das Wesen starrte sie nur weiterhin verständnislos und erwartungsvoll an. Als Sheryl nach Ausprobieren der anderen beiden Sprache immer noch keine nennenswerten Erfolge erzielt hatte, sank sie innerlich völlig zusammen.
Das Wesen wurde unruhig. Es zuckte hin und her, aufgeregt, gelangweilt und anscheinend heillos neugierig. Da fiel Sheryl die rettende Lösung ein. Sie hatte sich mit Rann mit einer Art „Gedankensprache“ verständigt. Vielleicht würde das auch bei Meerelfen wirken...
Wo bin ich?, dachte sie mit aller Kraft. Immer und immer wieder dachte sie diesen Gedanken und versuchte, alles andere aus ihrem Geist zu eliminieren.
Und tatsächlich! Nach kurzer Zeit machte das Wesen ein erschrockenes Gesicht und begann wieder, aufgeregt zu schnattern.
Denk die Antwort!, befahl Sheryl im Geist. Denk an nichts als die Antwort!
Das Wesen verstummte und machte einen sehr konzentrierten Eindruck.
Dann hörte Sheryl es: Eine weiche, fast schon fließende Stimme, die ganz schwach rief.
Du bist im Königreich der Aryaden, Oberflächenwesen...
Glücklich strahlte Sheryl das zierliche Meerwesen an. Gut gemacht. So kann ich dich verstehen, sandte sie aus.
Das Wesen klatschte in die Hände. Du bist wach und wir verstehen uns. Dann kannst du jetzt zur Königin gehen.
Auf das laute Geräusch hin stiegen vier weitere Meerwesen aus dem Wasser empor. Sie trugen Speere, deren schäfte mit Tang verziert waren. Auch sie hatten grünlich schimmernde Haare in Schwarz und dunkle Augen. Bevor Sheryl protestieren konnte, weder mündlich, noch mithilfe des Geistes, griffen die Krieger sie und zogen sie ins Wasser.
Ich werde ertrinken!, schrie sie lautlos, aber weder der Botschafter noch die Krieger achteten auf ihr Flehen...
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So, heut mal nicht so viel. Ich muss noch Hausaufgaben machen. Bis zum nächsten Mal :wavey: Tschühüss!
 
Na, Sheryl ertrinkt bestimmt nicht. Aber was ist eigentlich mit Rann? Und Jamie? Bin gespannt, ob die auch bei diesen Unterwasserelfen sind... :)
 
meine meinung, sheryl ertrinkt mit hundert prozentiger sicherheit nicht! aber ist jamie ertrunken? das habe ich nicht so ganz verstehen können, aber das wird sich dann wohl noch zeigen. rann ist jedenfalls auch nicht tot und shon irgendwo hingebracht worden ... meiner ansicht jedenfalls nach.
 
Das ist wirklich mal viel...

Ich habe nicht ernsthaft daran geglaubt, dass ihr denken würdet, Sheryl könnte sterben. Neinein... so ganz sicher nicht. Ertrinken ist doch langweilig. Tja, und was mit Jamie passiert ist... Das kommt noch, nur keine Ungeduld. Weiter gehts, viel Spaß:

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„Was für ein schöner Tag!“, rief Yemal strahlend und breitete seine Arme in Richtung der ersten Sonne aus. Der Bug der „Eisvogel“ hob und senkte sich gleichmäßig. Der Wind kam von Achtern, die beiden Sonnen schienen, das Wetter war perfekt zum Segeln. Wie ein Delphin schoss der Dreimaster über die Wellenberge, die sich immer wieder neu auftürmten, um sich gegen das Schiff zu werfen. Yemal lag glücklich im Klüvernetz und genoss die warmen Sonnenstrahlen auf seiner goldenen Haut.

Anmerkung: Das Klüvernetz ist das Netz, das bei einem Segelschiff am Piekser (den Fachbegriff kenne ich nicht... das ist ein langer Balken, der vom Bug gerade absteht.) befestigt ist, damit man an die dort befindlichen Segel (Klüversegel) herankommt.

Cal lächelte versonnen und beugte sich über den Bug zu Yemal hinaus. „Diese Reise scheint dir Spaß zu machen...“
„Sie ist toll! Warum nur hast du mich mitgenommen... sonst bist du nicht so nett zu mir...“ Yemal grinste.
„Es war eine Eingebung, kleiner Bruder“, lachte Cal. „Ich hatte den Eindruck, dass du auch beginnen musst, Verantwortung zu übernehmen. Und da ich gewissermaßen dein Lehrmeister bin, musst du mit mir kommen, um zu lernen. Ganz einfach!“
Der kleine Elf machte ein unschuldiges Gesicht. „Wenn du glaubst, dass ich freiwillig auch nur eine Kiste schleppe, hast du dich geirrt.“
Cal grinste kurz. Er machte eine abwinkende Geste und drehte sich um. Mit großen Schritten ging er auf das Achterdeck zu, wo Isha mit ihrem ihrem Steuermann heftig diskutierte.
Der Elf blieb in angemessener Entfernung stehen und verbarg sich hinter einer großen Kiste, die mit Tauen auf den Holzplanken befestigt war. Es war nicht einfach, nicht zu lauschen, da seine Ohren um vieles besser waren als die von Menschen. So bekam er fast das ganze Gespräch mit.
„Du verstehst wohl nicht richtig, Isha!“, rief der Mann mit rotem Gesicht, wobei er immer wieder nervös die Umgebung nach Anzeichen von ungebetenen Zuhörern absuchte.
„Es sind Elfen! Elfen! Warum sollten Elfen Hilfe von Menschen annehmen, wenn sie nicht irgendetwas planen? Die brauchen doch keine Hilfe! Denkst du, sie haben sich in Sylldale verschanzt, weil sie Hilfe von außerhalb wollen oder brauchen? Ich sage dir, es sind Spione! Wir sollten sie so schnell wie möglich loswerden! Bevor sie uns abschlachten und das Schiff übernehmen!“
Isha schüttelte zornentbrannt den Kopf. „Du bist ein Idiot“, sagte sie mit gefährlich leiser Stimme. „Es sind keine Menschen. Menschen würden vielleicht unser Schiff stehlen, oder Kolods, oder Trolle oder andere Schattenwesen. Aber denkst du wirklich, dass die, die im Licht leben, anderen in solchem Maße Schaden zufügen würden, wenn sie sich auch einfach ein Schiff kaufen könnten?“
„Aber, Isha...“, versuchte der Seemann es noch einmal.
„Keine Widerrede! Diese beiden Elfen sind meine Passagiere. Wenn du oder jemand anders ihnen etwas antut, solange sie auf diesem Schiff sind, kommt das einer Meuterei gleich und wird mit Kielholen bestraft. Sind dein Aberglaube und deine unbegründete Furcht und vielleicht auch deine Abneigung Elfen gegenüber so groß, dass du vergisst, was gut für dich ist?“
Gekränkt wandte sich der große kahlgeschorene Mann wieder dem Kurs zu. „Ich habe verstanden, Isha... Kapitän!“
Isha wandte sich zum Gehen. Cal atmete in seiner Ecke erleichtert auf. Die Intoleranz von Elfen und Menschen hätten sein ganzes Vorhaben sabotieren können. Er war froh, dass Isha so eine vernünftige Frau war. Aber dennoch: Die Feindseligkeit blieb. Er würde die Kabine, in der er und Yemal schliefen, wohl mit mehr als einem Schloss schützen müssen.
Isha lief mit energischen Schritten an ihm vorbei. Cal streckte schnell eine Hand aus und umfasste ihr Handgelenk. Sie drehte sich erschrocken zu ihm um.
Isha war eine große, kräftig gebaute Frau, die immer in Hosen herumlief. Sie hatte sich die Haare kurz geschnitten, um mehr wie ein Mann zu wirken. Auch ihr Gesicht war wenig weiblich. Sie hatte eine breite Nase und ausgeprägte Wangenknochen. Aber Cal sah das alles nicht. Er sah nur die Frau, die gerade alles aufs Spiel gesetzt hatte, um ihr Wort nicht zu brechen. Eine Meuterei zu riskieren, nur damit ein Handschlag nicht ungültig wurde... mit dieser Handlung hatte sich Isha Cals Respekt gesichert.
„Tut mir leid“, sagte er und sah ihr direkt in die Augen, ohne ihre Hand loszulassen. „Ich wollte nicht lauschen, aber es ließ sich kaum vermeiden.“ Isha wurde rot. „Ich danke Euch, dass Ihr für mich und meinen Bruder so viel getan habt.“
Isha entwand sich Cals Griff und streckte ihr Kinn. „Das habe ich nicht für Euch getan, Elf. Ich bin dafür, dass allgemein bessere Verhältnisse zwischen Menschen und Elfen herrschen. Dazu gehört auch, dass Ihr“, sie blickte Cal streng an, „Ihr Elfen uns Menschen nicht als dumme Wesen anseht, sondern als normale Bürger. Ich bin sicher, auch bei Euch gibt es Mord und Diebstahl. Das kann kein Laster sein, das die Menschen für sich allein haben. Wenn dem so ist, sollten wir versuchen, einander zu akzeptieren und nicht zu verachten.“
Cals Mund wurde trocken. „Ich weiß es nicht“, sagte er.
Kapitän Isha sah ihn verständnislos an.
„Ich weiß nicht, ob in Sylldale Verbrechen existieren. Ich bin nie dort gewesen.“
Überrascht schrak Isha zurück. Ein Elf, der nie in seiner Heimat gewesen war? Wie sollte das gehen?
Cal ging hastig, ohne Isha noch einmal anzusehen. Er hatte schon zuviel gesagt.

„Aaaah...“ Sheryl krümmte sich vor Schmerzen. Sie hustete und spuckte etwas Blut. Ihre Lunge war völlig überanstrengt und schien unter dem Druck der Wassertiefe in tausend Stücke zersprungen zu sein.
Ist das etwa, was Ihr ertrinken nanntet, Oberflächenwesen?, hallte die Geistesstimme des Botschafters in Sheryls Kopf sanft wieder. Sie spürte, dass das Wesen von ernst gemeintem Bedauern erfüllt war und schickte ein paar vergebende Worte. Das Wesen nickte und schwamm dann los. Sheryl rappelte sich auf und lief auf dem kleinen Steg nebenher, der durch den Tunnel führte. Sie hatte Glück gehabt, dass dieser Weg überhalb des Wasserspiegels lag. Ein großer Teil des Königreiches lag tief im Berg, Meilen unter der Wasseroberfläche. Aus irgendeinem unerfindlichen Grund, erklärte der Aryade, hatte ein früherer König den Thronsaal so anlegen lassen, dass auch Oberflächenbewohner ihn betreten können. Außerdem hatte er Wege bauen lassen, die über dem Wassers liegen. Stillschweigend gab Sheryl diesem König recht. Er hatte etwas riskantes getan, nämlich Rücksicht auf andere Lebewesen walten lassen. Damit hatte er sich sicher einige Feinde gemacht, denn nur wenige Arten haben gern Kontakt mit Außenstehenden, aber er hatte die nachbarlichen Beziehungen verbessert. Oder es zumindest gewollt. Denn: Sheryl hatte nie zuvor von Meerelfen gehört.
Nach kurzem Marsch verbreiterte sich der Tunnel, der von dem seltsamen blauen Licht erfüllt war und mündete schließlich in eine große Höhle, deren Dach von reich verzierten Säulen gehalten wurde. In der Mitte der Höhle war eine Treppe angebracht, die schließlich in einen breiten Sockel aus schwarzem Fels mündete. Die Treppe hatte auch einen kleinen Mittelkanal, in dem sich Aryaden näherten konnten. Auf dem Sockel standen die Throne.
Es waren zwei Wasserbecken, die eine Rückenlehne hatten. In einem dieser kleinen Becken räkelte sich ein Aryade.
Der Botschafter schwamm in den Mittelkanal und machte Sheryl ein zeichen, stehenzubleiben. So wartete sie am Fuß der Treppe, während der Meerelf auf seine Königin zuschwamm. In angemessenem Abstand verharrte er.
Er machte einige seiner Klickgeräusche. Die Aryade in dem Thronbecken lauschte interessiert und schien sich dann zu konzentrieren.
Nach kurzem hörte Sheryl die schwachen Versuche der Gedankensprache.

Anmerkung: Ich bin der Meinung, dass man zwar in seiner Muttersprache denkt, aber dass man dennoch auch Bilder oder Gefühle denkt. Versteht ihr, was ich meine? Weil sich die Gedankensprache unabhängig von Fremdsprache bewegt, verstehen sich auch andere Rassen untereinander. Das heißt, dass ein Aryade vielleicht an Gefahr denkt und sich dazu einen großen Haifisch vorstellt. Dieses Bild erkennt Sheryl und ihr Verstand sagt ihr auch: Gefahr. So einfach ist das. Deshalb gibt es kein Verständigungsproblem mehr...

Seid mir gegrüßt, Elfenfreundin, vernahm Sheryl die weiche Stimme der Königin nun in ihrem Kopf. Ich freue mich, Euch hier begrüßen zu dürfen.
Die Freude ist auf meiner Seite, schickte Sheryl zurück. Ihr habt mir das Leben gerettet. Dafür bin ich sehr dankbar und stehe tief in Eurer Schuld. Sie verbeugte sich demütig.
Die Königin begann klickend zu lachen, als sie diese Gedanken vernahm.
Ihr gehört einer Familie der Elfen an, dachte sie und ein übermütiger Ton lag in ihrer Geistesstimme. Da ist es selbstverständlich, wenn wir Euch helfen und Eure Wunden versorgen.
Als sie dies hörte, fiel Sheryl auch wieder die Wunde an ihrer Hand ein. Der Gott der Heilung hätte ihr doch sicher nicht geholfen? Wie also konnte man sie geheilt haben?
Wie habt Ihr dies zustande gebracht?, stellte Sheryl lautlos die Frage. Ihr könnt unmöglich den Gott der Heilung anrufen?
Gott?, fragte die Königin zurück. Wir glauben nicht an Götter oder andere höhere Wesen. Deine Wunde wurde mit einem Kräuterumschlag behandelt. Du hast immerhin mehrere Tage geschlafen. Da hatte der Schnitt viel Zeit, sich zu schließen.
Sheryl erstarrte. Tage? Tage? Wie lange, Herrin?
Die Königin drehte sich fragend zu ihrem Botschafter um und stellte klickend eine Frage. Die Antwort folgte prompt.
Vier Oberflächentage, Elfenfreundin.
„Das ist...lange...“, sagte Sheryl mehr zu sich selbst als zu anderen. Sagt, Königin, habt Ihr noch andere Oberflächenwesen gerettet?, fragte sie hoffnungsvoll. Es war möglich, dass auch Rann und Jamie in die Hände der Aryaden gefallen waren.
Empörung ließ sich aus den Gedanken der Königin der Meerelfen heraushören, als sie antwortete: Aber nein! Es sind immerhin... Oberflächenwesen! Ihr erwartet doch nicht, dass wir solchen Abschaum bei uns aufnehmen?
„WAS?“, rief Sheryl. Sie besann sich, als die Aryaden aufschreckten. Ruhig fuhr sie in Gedanken fort. Ihr habt doch mir geholfen. Ich komme auch von der Oberfläche...
Aber du trägst den Siegelring eines Elfen, wenn auch den eines Elfen von der Oberfläche. Du gehörst zur Familie eines Elfen. Familienmitglieder müssen beschützt werden...
Da verstand Sheryl. Der König hatte versagt. Das Verhältnis zwischen den Rassen hatte sich nicht verbessert. Die Meerelfen sahen sich Ertrinkende an, schauten, ob sie ein Zeichen eines Elfen trugen, und ließen die Menschen, falls sie keines hatten, einfach sterben...
Sheryl trug den Ring von Cal. Es war erst zwei Jahre her. Damals hatte Cal ihr seine Liebe geschworen und ihr zum Zeichen, dass er es ernst meinte, diesen Ring gegeben. Seinen Siegelring, auf den sein Familienwappen eingraviert war. Den wertvollsten Besitz eines Elfen, da dieser Ring einen Elfen in der Gesellschaft etablierte. Und nun hatte ihr dieser Ring das Leben gerettet. Hatte sie davor gerettet, von Meerelfen im Stich gelassen zu werden. Und ihre Freunde hatten dieses Glück nicht gehabt...
Unwillkürlich begann Sheryl zu schniefen. Cal war so weit weg... Und Rann und Jamie würde sie nie wiedersehen...
Okay, sie hatte Rann nicht wirklich gemocht, aber er war doch ihr Reisegefährte. Immerhin war sie nur seinetwegen überhaupt auf diese Insel gekommen. Da war dieses Gefühl gewesen, dass es richtig sei, ihm zu helfen und ihm zu vetrauen... und jetzt, jetzt hatte sie ihm nicht ein nettes Wort gesagt. Und würde erst in einem anderen Leben die Gelegenheit dazu haben... Und zudem... sie würde es vergessen. Von Trauer überwältigt, sank Sheryl auf die Knie. Sie umfasste fest ihre linke Hand, an der glänzend der Siegelring der Maoi steckte.
„Es tut mir leid, Rann...“, flüsterte sie. „Ich hätte auf dich aufpassen sollen und habe versagt... das nächste Mal werde ich es besser machen...“

An einem anderen Ort:
„Sososososo... die Meerelfen nehmen mein Schwesterchen auf... wie nett von ihnen. Wenigstens um sie muss ich mir keine Gedanken mehr machen. Vorerst. Sherian braucht dringend eine Lektion in Sachen ‚Was habe ich zu unterlassen’. Wenn ich den erwische... einfach das Boot umzukippen. Es gibt Dinge, die sollten auch Götter unterlassen. Eine solche Sache ist, keine anderen Götter zu ärgern, besonders nicht, wenn sie so mächtig sind wie ich... oder gar so stark wie Sheryl... hun hun. Das wird er merken, wenn sich Klayre an alles erinnert. Sie macht gute Fortschritte. Wenn alles glatt geht, habe ich mein Ziel bald erreicht. Und dann...“ Raisha lachte triumphierend. „Dann bekomme ich alles zurück, was ihr mir genommen habt... Fürchtet den Tag, an dem Klayre erwacht!“
Glücklich ließ sich die Göttin auf ihr Himmelbett fallen und kuschelte sich in die Kissen, die aus schwarzer Seide genäht waren.
„Hmpf... dieses Licht stört mich“, murmelte Raisha und ließ mit einem Gedanken die Kerzen in dem Raum erlöschen. Nun wurde das kreisrunde Zimmer nur noch von dem Licht erhellt, das aus dem Garten durch das Fenster fiel. Sie stand auf und stellte sich in die Fensteröffnung. Da war ihr Garten. Bunt, lebendig, schwarzer Marmor (Sorry, wenn’s das nicht gibt. Die Vorstellung ist so schön.), Vögel und Schmetterlinge... Raisha seufzte zufrieden und genoss die sonnige Aussicht in den Göttergarten.
„Orbis“... die Welt der Götter, in der jeder Herr, gleich, ob des Lichts oder der Dunkelheit, seinen Tempel hatte. Seine letzte Zufluchtsstätte. Und hierher, an den letzten Ort, hatte es Raisha nach der Begegnung mit ihrer Schwester getrieben. Hier vergaß sie ihre bösen Gedanken und Rachegelüste. Hier war sie nur sie selbst. Ein Kind des Gottvaters.
Hier durfte sie verletzbar sein, denn niemandem war es gestattet, die Ruhe und den Frieden des Orbis zu stören. Nicht einmal dem mächtigsten aller Götter.

Plötzlich flog die schwere Eichentür des Raums auf und das zornige Aufblitzen einer Aura schleuderte Raisha vom Fenster weg und gegen die Wand. Nach einem Moment der Verwirrtheit stand sie wieder auf. In ihrem Lächeln lag etwas Überlegenes, Triumphierendes.
„Wer wagt es, im Orbis zu kämpfen?“, fragte sie streng. Ihr Blick fiel auf die Türöffnung, in der die schwarze Silhouette einer schlanken Frau zu sehen war.
„Ach!“ Raisha kicherte. „Ich hätte dich schon früher erwartet. Du hast dir Zeit gelassen.“

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Wahnsinn!!! Sheryl kann sentimental sein.
Die Meerelfen sind ja wohl nicht halb so nett, wie ich sie anfangs plante... Zuerst wollte ich, dass es ein ganz liebes nettes Volk wird, aber das wäre langweilig. Toleranz ist, wie ich langsam merke, ein großes Thema in dieser Story. Eigentlich mal was anderes. Trotzdem: Wenn ich zu sehr abschweife, müsst ihr’s mir sagen, bitte.

Übrigens: Ich hab mir die Story in Handlungsbögen geteilt. Bogen „Akkara“ ist erledigt. Juchhu! „Raisha, Jamie, Karnegie, Cal, Aryaden, Gottvater, Rann, Ranns Eltern, Rebellion, Sheryl Eltern und ein paar andere“ stehen noch offen da. Hoffentlich quetsch ich nicht zu viel in die Story rein. Wenns zu vertrackt wird, steig ich am Ende selbst nicht mehr durch...

So. Und Raisha hat Besuch. Wer das wohl ist? Ich wette, ihr vermutet alle schon das richtige. Wie auch immer, das merkt ihr dann im nächsten Teil.

Übrigens: Ich hab jetzt Schnupfen und hab deshalb heute die Englisch-Klausur versäumt... das war blöd, aber was soll man machen? Ich schniefe nur so rum, verbrauche eine unglaubliche Menge an Taschentüchern und bete, dass ich morgen denken kann, wenn ich Mathe schreib...

Naja, ich schwafel zu viel... bis demnächst!!! :wavey:
 
Zuletzt bearbeitet:
Ich leide und schniefe mit dir (*aufBergeTaschentücherschiel*)! Gute Besserung!

Apropos Besserung: Der Teil war gut (eieiei, die Überleitung war ja wieder mal genial :D ). Kaum Fehler, abgesehen von dem Satz "Warum sollten Elfen Hilfe von Menschen Hilfe annehmen", in dem deutlich zu viel Hilfe drin ist, schön ge- und beschrieben und auch inhaltlich gut. Einzig bei Sheryls Fast-Ertrinken bin ich mir nicht so sicher, ob sich deine Darstellung biologisch halten lässt. Da ich kein Bio mehr hab, muss ich mir da aber auch nicht sicher sein :D
 
jaja, man merkt's: die kalte jahreszeit bricht an - aber ich habe noch keinen schnupfen, hehehehe....

ähem ... ja, lassen wir das :rolleyes: der teil war wie eh und je wieder klasse! und wenn du noch so viele handlungsbogen planst, können wir uns ja noch auf eine menge freuen :D aber wie du schon gesagt hast, pass auf, dass du da nicht allzu viel reinquetschst, aber ich habe da vollstes vertrauen. langweilig wird's wohl nicht werden ;)
 
Naja... mit Bio ist es bei mir auch schon länger her. Zumindest der menschliche Körper, ne? Wir machen ja zur Zeit Krankheiten. Lepra, Cholera, Pest... alles sehr lecker *würg* Naja, jedenfalls habe ich es schon gehört, dass Menschen in der Tiefe sterben, weil die Lunge unter dem Druck einfach zusammenklappt. Kann doch ruhig bluten... ein bisschen Farbe ins Geschehen bringen. Ich finde, die Kombination Blutrot und Sheryls weiße Haare passt sehr gut... vielleicht sollte ich das mal zeichnen... na egal. Zu Rann stelle ich mir eher einen großen undurchdringlichen Wald vor, wo er einsam und alleine herrscht. Oh Gott! Ich rede Müll. Na, vielleicht versteht ihr mich ja...
So. Die nächste geheimnisumwitterte Person. Ich glaube nicht, dass ihr erratet, wer es ist. Ich weiß es ja selbst noch nicht so genau. Jedenfalls jemand sehr sehr wichtiges.

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Wo bin ich?

Stille.

Wo bin ich?

Dunkelheit.

Wo bin ich?

Lachen. Eine sanfte Stimme neben meinem Ohr. Warmer Atem an meiner Wange.
„Na, mein kleiner Freund. Rate doch mal. Wonach fühlt sich das alles an?“

Ja.... ich war hier schon einmal... wann? Wo?

„Das ist nicht lange her... zumindest nicht für mich. Für dich ist es eine Ewigkeit. Damals hießest du Odies. Du warst der Dritte der Herrscher von Kyrill und liebtest Klayre, die Göttin des Schlachtfelds. Sieh dich um.“

Ich kann mich nicht bewegen... ich sehe nichts... da bist nur du... wer bist du?

„Natürlich kannst du dich bewegen. Dummerchen. Und wer ich bin... das erfährst du noch früh genug. Genieße, dass ich dir dieses Leben gerettet habe. Vielleicht werde ich es nicht noch einmal tun. Jetzt solltest du aufstehen und dahin gehen, wo du deine Bestimmung findest, nicht wahr? Dieses Mädchen, unsere Gefährtin... Sie wartet auf dich und macht sich Vorwürfe. Geh zu ihr und tröste sie.“

Ja... deine Stimme... ich kenne dich... an diesem Ort? Zu dieser Zeit? Als ich noch herrschte? Bist du... ein Freund?

„Das hast du zu entscheiden, Odies. Alles liegt an dir, weißt du? Ob wir alle untergehen oder gerettet werden... Du und Klayre, ihr werdet es letztendlich sein, die das Gleichgewicht retten.“
Die sanfte Stimme wurde leiser. „Bis dahin, mein Lieber. Bis dahin... wenn du mich erkennst.“
Und wieder Stille. Rann saß nass und frierend auf einem roten Kissen. Er wusste nicht, dass es rot war. Der Raum war völlig verdunkelt und so konnte er nichts erkennen. „Müüüüüüde...“ Erschöpft ließ sich Rann wieder fallen. Nach Kurzem schlief er bereits fest. Aber auch in seinen Träumen ließ ihn der geheimnisvolle Fremde nicht los. Wenn er sich doch erinnern könnte, wo er diese Stimme schon einmal gehört hatte...


„Zeit gelassen! Wie kannst du es wagen, so mit mir zu reden? Wir sind die Gegenpole und haben die gleiche Macht. Ein wenig mehr Respekt vor meiner Person wäre angebracht!“, schrie Cilia und warf die Tür hinter sich zu. Sie rastete mit einem leisen Klack ein.
Raisha beachtete die Göttin der Barmherzigkeit nicht weiter. Sie wandte sich wieder weg, um gedankenverloren aus dem Fenster zu starren.
„Du störst meine Ruhe. Und zudem erzürnst du unseren Herrn. Du hast Klayre und Odies geholfen, zu erwachen und damit alles aus der Bahn geworfen, vergiss das nicht. Und nun das... der Orbis ist der Ort des Friedens und der Ruhe. Ist dir das nicht bewusst, Herrin der Milde?“ Raisha lächelte schief, als sich das Gesicht der blonden Schönheit immer weiter verdunkelte.
„Das war alles dein Plan. Warum gibst du es nicht zu? Inzwischen weiß jeder davon, dass du das Verbot missachtet hast und nach Kyrill zurückgekehrt bist, um deinen Mitstreitern zu helfen. Uns beide erwartet eine Strafe, aber ich bin unschuldig.“ Cilia unterdrückte ihre Wut, sich immer daran erinnernd, dass es Raisha gewesen war, die ihre Schwester verloren hatte.
„Du hast mir diese Visionen geschickt. Ich wollte nicht Rann helfen, diesem schwachen Kind, das weißt du. Mir ging es um die vielen unschuldigen Menschen und Elfen, die unter einem solchen Tyrannen gelitten hätten. Meine Gesinnung war rechtschaffen. Wenn man mich dafür bestraft, dass ich Gutes tun wollte, kann ich nichts tun. Aber ich werde nicht von meinem Standpunkt weichen.“
Raisha begann zu lachen.
„Das ist nett! Rechtschaffenheit! Ich dage dir, es war reine Dummheit. Du wusstest doch, dass das Schwert der Erkenntnis der Schlüssel ist. Und dass der Oberpriester im Tempel der Klayre Sheryl helfen würde. Und dennoch hast du ihm den Auftrag gegeben. Das war nicht ehrlich. Das war ein Fehler.“
„Aber ich wusste nicht, dass Rann Sheryl treffen würde! Verdammt, Raisha! Du weißt, dass das alles deine Schuld ist! Warum willst du mich ins Unglück stürzen?“
Raishas Blick wurde kalt. „Wer sagt, dass das mein Begehr ist? Du warst nur mein Werkzeug, mehr nicht. Du weißt doch, auf euch Götter des Lichtes kann man sich verlassen. Du hattest genug Mitleid, um die Vernuft zu vergessen. Das ist alles. Und dass Rann mein Schwesterchen getroffen hat... nun, damit habe ich nichts zu tun. Vielleicht war es ihr Schicksal. Jedenfalls kam es mir sehr gelegen.“
Cilia kaute auf ihrer Unterlippe. Sie schien unentschlossen, was sie als nächstes sagen sollte.
„Also gut. Wie du meinst. Der Gottvater soll entscheiden, wer von uns beiden Schuld an diesem Unglück trägt. Bis dahin verbleibe in Frieden.“
Sie deutete eine Verbeugung an und verschwand dann in einer weißen Lichtsäule.
Raisha blickte verächtlich auf die Reste des Lichtes.
„Frieden? Es kann keinen Frieden geben, weißt du das denn nicht? Und warum sollte es ein Unglück sein, dass die beiden erwachen? Bist du wirklich so dumm? So dumm, nicht zu begreifen, dass die beiden erwachen müssen? Das Gleichgewicht ist fast völlig zerstört. Nur die Mächte der Finsternis können jetzt noch helfen... und die Macht der Finsternis, die uns am meisten fehlt, ist nun einmal Klayre...“

Anmerkung: Bitte nicht wundern. Wenn Raisha ‚Klayre’ sagt, meint sie die Göttin mit all ihren Leben. Wenn sie ‚Sheryl’ sagt, meint sie das eine Leben, um das sich die Geschichte dreht.

„Wie lange hab ich geschlafen?“, fragte sich Rann und rieb sich noch halb träumend die Augen. Er lag immer noch auf dem roten Kissen. Seine Kleidung war inzwischen völlig getrocknet. Es musste ein sehr langer, tiefer Schlaf gewesen sein.
Rann rappelte sich auf und durchquerte halb torkelnd, halb laufend das Zimmer, wobei er zwei Stühle, einen Beistelltisch und eine Lampe umwarf. Dann hatte er endlich kalten Stahl wie den einer Türklinge in der Hand und drückte. Die Holztür öffnete sich und Rann stand im blendenden Licht der Sonne.
Er befand sich auf der Terrasse eines wunderschönen Anwesens. Das Gebäude war weiß und beige gehalten und hatte Goldornamente. Die Terrasse war erhöht gebaut und führte in einen Rosengarten, der in voller Blüte stand. Rote und weiße Rosen wechselten sich in kunstvoll angeordneten Beeten ab. Überall waren Lauben errichtet. in die man sich zurückziehen konnte. Weiße Eisenmöbel standen herum und boten Sitzgelegenheiten. Bewundernd wanderte Rann durch diese botanische Meisterleistung.

Aufmerksam geworden, richtete sich Raisha zu voller Größe auf. Kein Zweifel! Diese starke Aura. Das Zittern in der Luft. Das Beben ihres Herzens. Raisha konnte spüren, wie nah er war. Wer hätte gedacht, dass er ausgerechnet heute erscheinen würde. Cilia würde ihre Schuld viel eher beweisen müssen, als sie gedacht hatte. Der oberste Richter war da. Unser aller Herr, unser Gottvater. Raisha lächelte und machte sich mit beschwingtem Schritt auf den Weg zum großen Platz, wo man ihm wie immer huldigen würde. Wo man Cilia verbannen oder zumindest ihre Macht verkleinern würde. Perfekt!

Auch Rann spürte die Veränderung in der Luft. Seine Schritte beschleunigten sich, bis er fast rannte (Argh, welch Wortspiel... das wollte ich nicht. Aber kennt ihr noch ein Wort für Rennen?). Endlich teilte sich die Rosenhecke vor ihm und gab den Blick auf einen mit strahlend weißem Stein gepflasterten Platz frei. Rann bot sich der Anblick tausender knieender Menschen, die sich vor einem am anderen Ende des Platzes befindlichen Thron verbeugten. Der Thron stand erhöht auf einer weißen Treppe. Er war rein golden und wurde von einem rot-goldenen Baldachin beschattet.. Aus der Entfernung war nicht zu erkennen, ob er verziert war, aber Rann ging davon aus. Wenn er an sein Zuhause dachte... der Thron seines Pflegevaters war auch verziert gewesen, obwohl Kend’ariah eher ein kleines Königreich war. Und dies hier sah aus wie ein reiches Land.
Auf dem Thron saß ein kleiner Junge. Erstaunt bemerkte Rann, dass er vielleicht halb so alt war wie er selbst. Der Junge hatte blondes Haar und wirkte verloren und einsam auf seinem großen Sitz.
Um nicht bemerkt zu werden, verbarg sich Rann hinter dem Rosenstrauch, hinter dem er eben hervorgekommen war, und wartete ab.

„Cilia“, sagte der kleine Junge mit ernster Stimme.
Die Göttin der Barmherzigkeit erhob sich mit zitternden Knien aus der Menge. Sie verbeugte sich tief, bevor sie das Wort ergriff.
„Ja, mein Herrscher.“
„Ich gab dir deine Macht, damit du die Menschen, Elfen und alle Völker Milde lehrst.“ Der Junge sah sie mit einer Mischung aus Trauer und Vorwurf an. „Ich habe dir deine Macht nicht gegeben, damit du meine Beschlüsse in Frage stellst, oder gar außer Kraft setzt.“
Cilia machte den Mund auf, um zu protestieren, aber mit einer leichten, kaum zu erkennenden Geste schnitt der Gottvater ihr das Wort bereits im Ansatz ab.
„Ich weiß. Aber trotzdem verdienst du eine Strafe. Du hast gegen mein Wort verstoßen. Dieses Verbrechen wiegt schwer. Auch Raisha wird mein Zorn treffen, sei dir dessen gewiss. Ich bin zwar nicht erfreut darüber, dass du Vergeltung wünschst, Cilia, aber ich kann es nachvollziehen.“ Der Junge lächelte sanft.
„Es tut mir leid.“ Damit hob er die Hand. Der Himmel verdunkelte sich und lautes Donnergrollen erhob sich. Cilia begann wie verrückt zu zittern und zu jammern. Als der Blitz sie traf, war sie aus Angst schon ohnmächtig geworden. Dann verzogen sich die Wolken wieder. Aus der Menge war kein Laut zu hören, nur neugieriges Schweigen war zu erahnen. Hier und da nutzte ein Gott seine Fähigkeiten, um zu sehen, wie es Cilia ergangen war.
Diese lag regungslos auf dem weißen Boden, zwischen Grin, Gott des Zornes, und Clay, Göttin der Freude. Die beiden beäugten sie misstrauisch. Immer wieder mal gab Clay ihr einen kleinen Schubs, um Cilia aufzuwecken, doch nichts geschah.
Der Gottvater lachte amüsiert. „Sie träumt“, erklärte er. „Nach diesem Traum wird sie nicht noch einmal meine Autorität in Frage stellen.“
Grin, der wohl zu den unerschrockensten der Götter gehörte, fragte ohne formelle Begrüßung: „Und was träumt sie?“
Der Junge runzelte die Stirn. Dann begann er zaghaft zu sprechen. Seine Stimme klang belegt.
„Es ist eine Vision. Die wirkliche Zukunft Kyrills. Nicht die, die Raisha ihr zu sehen gab. Das dürfte Cilia abschrecken. Ihr sogenannte Güte wird die Zerstörung dieses Planeten zur Folge haben. Klayre wird alles vernichten...“
Stimmengemurmel erhob sich. Warum sollte Klayre ihre eigene Welt vernichten? Und warum tat der Gottvater nichts dagegen, wenn er es wusste?

In seinem Versteck lief es Rann kalt den Rücken herunter. Er war in der Welt der Götter! Und ausgerechnet sein Scharfrichter war gerade zufällig zur Stelle! Das waren ja vielversprechende Zukunftsaussichten...

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Puh.... naja, ist nicht sooo viel, dafür, dass ich so lange gebraucht habe, aber immerhin. Freut euch auf den nächsten Teil, wenn Rann seinen Schöpfer mal so richtig kennen lernt... ^^ bis dann!


Übrigens: Das Bild im Anhang hab ich gezeichnet. Inzwischen find ichs nicht mehr so toll, aber vielleicht gefällt es euch ja trotzdem...
 
Ich fand den Teil mal wieder gut. Nur der Teil, wo sich die beiden Göttinnen unterhalten haben, fand ich etwas langweilig. Aber wie gesagt, insgesamt gut. Ja, dann mach mal weiter :)
 
ich fande es auch wie immer gut, nur dass ich ein paar probleme habe, raishas plänen und intrigen zu folgen, aber ich denke, wenn ich das als ganzes sehe, steige ich auch durch :D
und das bild: weiß gar nicht, was du hast, sieht auf jeden fall besser aus, als das, was ich zustande bringen würde, würde ich mich mal an sowas dran setzen :D :rolleyes:
 
weida jehts

Ich fand das Gespräch mit Cilia eigentlich ganz okay, weil es Aufschluss über Ranns Träume gibt. Die sind ja inzwischen geklärt. Da kommt auch nichts mehr dazu. Pfuh... ich hoffe, es sind keine Unklarheiten diesbezüglich übriggeblieben...

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„Soll das heißen, Klayre wird erwachen?“, fragte Grin respektlos.
Der blonde Junge schüttelte bedächtig den Kopf. „Klayre zu erschaffen, war ein Fehler, den ich noch immer bereue... Sie ist zu stark, wisst ihr? Alle Lebewesen kämpfen miteinander. Das macht sie auch unwissentlich zu den Dienern der Herrin der Schwerter. Daraus schöpft sie ihre große Macht. Ich habe das nicht bedacht, als ihr geschaffen wurdet. Und...“, er warf einer rothaarigen Frau in der Menge einen wehleidigen Blick zu, „...leider hat die Göttin des Friedens im Laufe der Zeit viel an Kraft verloren... Sie ist keine gleichwertige Gegnerin mehr.“
„Was soll das?!“, rief Grin zornig. „Ihr antwortet nicht auf meine Frage! Könnt Ihr sie noch einmal versiegeln? Oder wird sie endlich erwachen? Ihr scheint zu vergessen, dass das auch mich betrifft! Ich gehöre zur Macht der Finsternis! Mit Eurer Bestrafung habt ihr das Gleichgewicht zugunsten des Lichtes verschoben! Es wird Zeit, dass das Gleichgewicht wiederhergestellt wird!“
Das hübsche blasse Gesicht des Jungen verzog sich.
„Es reicht!“, rief er mit heller Stimme. Grin erbleichte und wankte ein wenig zurück. „Wie kannst du es wagen, so mit mir zu reden? Ich will mir das nicht anhören! Es war meine Entscheidung, Klayre zu verstoßen, und ich bin der einzige, der das Recht hat, sie richtig oder falsch zu heißen!“ Sein Ton wurde gefährlich. „Ich habe keine Probleme damit, dass Gleichgewicht noch weiter zu verschieben. Ob zwei, oder drei verstoßene Herren der Dunkelheit, das macht keinen Unterschied mehr.“
Rann sprang wütend aus seinem Versteck hervor. In dem Moment, in dem der Gottvater dies sagte, vergaß er, dass dort auf dem Thron der absolute Herrscher saß. Er sah nur ein verzogenes Kind, das Anspruch auf etwas erhob, was ihm nicht gehörte.
„Das genügt jetzt!“, rief er laut und stellte sich breitbeinig hin. Tausende Köpfe drehten sich zu ihm um und starrten ihn ungläubig an. „Das Gleichgewicht ist nichts, mit dem man spielt! Was seid Ihr für ein Herrscher? Hat man Euch nicht beigebracht, dass das oberste Gebot die Erhaltung des Wohls seiner Untertanen ist? Wie wollt Ihr das erreichen, wenn Ihr bereit seid, ganze Welten untergehen zu lassen? Ihr müsst den Fluch von Klayre nehmen, bevor sie ihn mit Gewalt bricht und damit tausende von Leben ins Unglück stürzt! Nur dann werdet Ihr Eurem Namen als ‚Vater’ gerecht.“ Seine Stimme wurde leiser, fast zu einem Flüstern. „Denn Väter beschützen das, was Ihnen teuer ist. Insbesondere Ihre eigenen Kinder. Und sind nicht alle Wesen dieses Universums Eure Kinder?“
Rann wischte sich eine Träne aus den Augen und fragte sich, woher er diese Worte genommen hatte. Er bemerkte nicht die strahlende, intensive Aura des Schwertes, das an seiner Hüfte baumelte.
Der kleine Junge stand von seinem Hochsitz auf. „Geht!“, befahl er seinen Untertanen leise. Diesmal musste Rann seine Augen beim Anblick des Heiligen Lichtes nicht bedecken. Stattdessen stand er selbstbewusst und ehrfurchterregend da und wartete, bis sich der Platz geleert hatte. Dann ging er mit großen, sicheren Schritten auf die vergoldete Treppe zu, wo ihn sein Herrscher bereits erwartete.
Rann blieb am Fuße des hohen Baus stehen und wartete geduldig, bis sich der Gottvater dazu herabgelassen hatte, die Stufen zu einem seiner niedrigsten Diener herabzusteigen (Was für eine perfide Art der Rache und Demütigung... ob er das bei Sheryl gelernt hat?).
Der Junge ergriff das Wort: „Ist es Odies oder Rann von Kend’ariah, der zu mir spricht?“
„Weder noch“, antwortete Rann. „Mein Name ist Killian Sato. Es ist mir eben eingefallen, dass man meine wahre Mutter immer Mistress Sato nannte und sie mich beim Abschied Killian nannte...“
„Ah ja, natürlich... ich vergaß... du lebst ja, um zu leiden. Dazu gehört natürlich, von den Eltern verstoßen zu werden...“ Der blonde, und, wie Rann nun erkannte, blauäugige Junge lächelte traurig, setzte seine Krone ab und fuhr sich mit der Hand durch das schulterlange Haar. „Es war wohl keine gute Idee, einen solchen Fluch auszusprechen. Ich bin zu jung, um ein guter Herrscher zu sein...“
„Wie alt, Herr? Wie alt seid Ihr?“, fragte Rann.
„Vergiss das ‚Ihr’, Rann... Ich lebe seit Anbeginn der Zeit... und dennoch... ich habe nicht den Eindruck, ich würde irgendetwas dazulernen. In deinen momentanen Maßstäben würde man mich ein Kind nennen. Ein Kind, das die Kaiserwürde trägt.“ Er lachte auf und klang dabei fast so hoffnungslos wie Sheryl, wenn sie vom Schicksal des Landes Kend’ariah sprach. „‚Kaiser der Welt’... aber“, er sah Rann aus großen mit Tränen gefüllten Augen an, „ich hatte nie Eltern... niemanden, der mir beibringt, wie man lebt, liebt oder gar herrscht. Hast du dich mal gefragt, warum alles Leben von den Barbaren abstammt?“
Das hatte Rann nicht, aber der Gottvater fuhr fort, ohne auf die Gedanken seines Gegenübers zu achten. „Ich habe geübt. Die Barbaren waren die ersten intelligenten Wesen, die zu schaffen ich imstande war... die Elfen nennen sich das ‚Alte Volk’. Sie sind meine jüngsten Kinder. Am vollkommensten (jaja... klingt komisch, aber ich finde, es passt) und schönsten. Aber nun zu dir...“
Rann ließ sich neben dem Jungen auf der Treppe nieder. „Wenn du Klayre nicht erweckst, wird sie viel vernichten. Aus Wut und Rachegefühlen heraus könnte sie alles zerstören. Das ist dir klar, oder?“
Der kleine Junge nickte verloren. Er kämpfte verzweifelt mit den Tränen.
„Was ist los?“, fragte Rann sanfter als er wollte.
„Ich habe Angst“, schluchzte der Gottvater und warf sich Rann in die Arme. „Klayre ist stärker als ich! Sie war es schon immer! Und dann... begann sie auch noch, mich zu hassen! Ich habe gefürchtet, sie könnte mich vom Thron stoßen und die Herrschaft an sich reißen, alles mit Chaos überziehen! Aber wenn ich jetzt den Fluch von ihr nehme, wird sie mich nicht mit wohlwollenderen Augen betrachten als vorher. Im Gegenteil!“
Rann tätschelte dem Jungen den Rücken und fragte sich, was er darauf antworten sollte.
Schließlich: „Aber dir ist doch klar, dass viele deiner Kinder sterben werden, wenn du Klayre erst so richtig wütend machst?“, fragte er.
„Schon“, schniefte der Gottvater. „Aber ich habe Angst. Meine Zeit geht zu Ende, bevor sie angefangen hat... dachtest du, ich bin unsterblich?“
Ranns Gesichtszüge entgleisten. „Eigentlich schon“, gab er zu.
„Bin ich aber nicht... ich kann ebenso wie alles andere Leben vernichtet werden... und wenn mich Klayre aus Wut tötet, wer wird dann unparteiisch regieren? Eine der beiden Seiten wird den Himmelsthron an sich reißen... Licht oder Dunkelheit... aber beides führt unweigerlich zu Zerstörung. Wenn die Waagschale kippt, sterben wir alle...“
„Der Weltuntergang...“

„ISHA!“, schrie Cal aufgeregt. „Ihr müsst abdrehen! Da ist ein Floß auf dem Wasser!“
„So ein Quatsch“, rief Kapitän Isha zurück. „Da ist nichts! Warum habe ich denn einen Mann im Ausguck?“
„Elfen haben bessere Augen als Menschen, werte Dame!“, lachte Yemal und kletterte in die Takelage, um einen guten Blick auf den Schiffbrüchigen zu erhaschen. Und dann...
„Cal! Es ist Sheryl!“, rief er überrscht und sah noch einmal genauer hin.
„Kein Zweifel?“, schrie Cal über den Wind hinweg.
„Es ist Sheryl!“, rief Yemal zurück. „Und wenn wir sie nicht versenken wollen, sollten wir jetzt abdrehen!“
„Meinetwegen!“, keifte Isha. „Steuermann! Abdrehen! 5° backbord!“
Der bullige Steuermann drehte leicht am Ruder und das schwere Schiff änderte den Kurs.
„Wir werden sie in 5 Minuten erreichen!“, erklärte Yemal.
„Steuermann! In den Wind drehen! Wir halten an!“
Die „Eisvogel“ drehte sich langsam, bis der Wind von vorne kam. Das Schiff wurde langsamer und schließlich verlor es jede Fahrt. Die große Galeere trieb dem Floß Sheryls entgegen. Sie saß entspannt auf einem Baumstamm und beobachtete das Näherkommen der Menschen. Die Reling war voller neugieriger Menschen, die sie anstarrten, als sei sie ein bisher unbekanntes Fabelwesen. Endlich ließ sich das Mädchen dazu herab, aufzustehen und zu winken.
„Sheryl!“, schrie Cal. Isha und Yemal hielten seinen Mantel fest, um ihndaran zu hindern, ins Wasser zu springen und zu ihr zu schwimmen.
Sheryl zuckte zusammen, als sie diese Stimme hörte, und suchte die Bordwand mit den Augen ab. Tatsächlich! Da war er! Cal!
„Cal!“
Irgendwo auf dem Sommermeer saß ein Menschenmädchen auf einem selbstgezimmerten Floß, das sie mit Hilfe der Meerelfen gezimmert hatte und wartete auf ein Schiff, das sie mitnehmen könnte. Und dann kam das Schiff, und an Bord war ausgerechnet ihr Geliebter... wieviel Glück konnte man haben? Oder wieviel Unglück?
Eine Strickleiter wurde an der Bordwand heruntergelassen und Sheryl kletterte auf das Schiff.
Dort sah sie sich endlich wieder Auge in Auge mit Cal.
„Cal...“, hauchte sie. Weiter kam sie nicht, denn der Elf küsste sie stürmisch und drückte sie an sich. Sheryl merkte, wie sie zu weinen begann. „Ich habe dich so vermisst“, schluchzte sie, als er sie wieder losließ. „Ich dich auch“, flüsterte er und strich ihr zärtlich die salzigen Haarsträhnen aus dem Gesicht. „Ich dich auch...“
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Endlich haben sie sich wiedergefunden. Jetzt kann Sheryl erstmal das Leben genießen. Mal gucken, wie lange ihr Frieden andauert... ehrlich gesagt, ich kann mir nicht vorstellen, dass sie lange glücklich ist. Und Rann muss ertsmal den kleinen Gottvater trösten und davon überzeugen, Klayre endlich wieder freizulassen und in den Orbis aufzunehmen. Dann ist da auch noch Ranns geheimnisvoller Retter.... oh ja. den beiden steht noch so einiges an Leid bevor, bis sie endlich erwachen? sterben? glücklich werden?

Ehrlich gesagt, ich glaube nicht, dass irgendein Glück von Dauer sein kann... ob das auf meine Figuren abfärbt?

naja... bye! :wave:
 
Der Teil war wirklich gut! Vor allem das Verhalten und die Argumente des Gottvater-Kindes ( :D ) waren ziemlich überzeugend rübergebracht. Weiter so! :)
 
Puh... gut, dass er dir gefällt. Ich hatte schon Angst, ich werde jetzt verdammt und ausgeschimpft, weil mein Gottvater nicht den Konventionen entspricht. Ich hatte ihn zuerst als alten, weisen Typen geplant, aber das wäre so ideenlos...

ihr werdet jedenfalls sehen, dass das Kerlchen noch so einige Überraschungen bereithält...
 
ich finde es auch eine gute idee, den gottvater als kleines kind hinzustellen. man überlege sich doch mal einen alten mann, der sich bei rann ausheult... irgendwie passte das mit dem kind viel besser und wer sagt denn, dass der gottvater alles wissen und alles ertragen kann??
ich bin jedenfalls gespannt auf die weiteren teile und deine ansichten von glück und unglück ;)
 
Tja, ich würde jetzt ja wirklich gerne etwas philosophisches über Glück und Unglück sagen, aber... man kennt das ja. Momentan fällt mir partout nichts ein. Vielleicht später. Hier erstanml der nächste Teil.


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Karnegie blickte finster auf den Boten. „So. Man hat in Kend also endlich von unserer Rebellion erfahren... ich hatte mich schon gewundert, warum wir so lange unbemerkt blieben. Aber nun hat das ja ein Ende... weißt du, wer geredet hat?“
Der Bote ballte die Hände zu Fäusten und zwang sich durch zusammengepresste Zähne, zu sagen: „Es war Meele. Er und Near wurden von den Soldaten des Königs aufgegriffen, als sie Schwerter verluden. Near hat gesagt, sie wären Händler und würden nur ihre Waren verladen, aber Meele... er hatte so große Angst, dass er alles gestanden hat. Er sitzt jetzt im Verlies der Burg und wartet auf weitere Verhöre... Near haben sie auf der Stelle getötet. Sein Kopf steckt auf einem Speer am Platz der Hinrichtungen-“
„Was soll das!?“, rief Karnegie aufgebracht. „Denkst du wirklich, diese Namen würden mir etwas sagen? Ich will nur wissen, welcher unserer Posten ausgehoben wurde, das ist alles.“
Der junge Bote versteckte sein pickliges Gesicht unter seiner Kapuze und fuhr mit zittriger Stimme fort.
„Es war Sheryls Gruppe... Sie haben Waffen von den Gnomen geholt. Die Schwerter wurden alle beschlagnahmt.“
„Ah ja.“
Ein schmächtiger Mann mit grauem, schütterem Haar, trat aus dem Schatten der Zimmerecke hervor. „Mit Verlaub, Ehrwürdiger Roter Drache“, begann er piepsig, „Es gibt nur eine Möglichkeit... wenn wir vermeiden wollen, dass Meele noch mehr über uns verrät, müssen wir schnell handeln. Wir müssen einen Meuchelmörder beauftragen, der es schafft, in die Verliese einzudringen und den Kerl zum Schweigen zu bringen.“
„Du hast Recht... schickt Astar. Er ist einer der besten seiner Zunft.“
„Aber so jung“, gab der Verwalter zu bedenken.
„Er hat schnelle Beine, das dürfte ihm bei seiner Flucht viel nützen. Er wird schließlich auf jeden Fall bemerkt werden. Nichts ist besser bewacht als die Herrscherfeste... schon, ihn in die Stadt zu schmuggeln, dürfte ein gewaltiges Problem geben. Da kann ein Dieb noch so erfahren sein. Nein, nein... Astar wird es gut machen. Zudem ist er uns treu ergeben...“
„Ihr habt Recht, Ehrwürdiger Roter Drache“, sagte der schmächtige Mann und verbeugte sich tief. „Ich werde alles nötige veranlassen.“ Mit diesen Worten verließ er den Beratungsraum.
„Verdammter Schleimbeutel“, murmelte Karnegie, als sich die Türen hinter dem Mann schlossen. Zu dem Boten, der immer noch unsicher herumstand, sagte er: „Geh und richte dem Rest unserer Leute in Kend aus, das sie sich ruhig und unauffällig verhalten sollen.“
„Sehr wohl!“ Der junge Mann verbeugte sich ebenfalls und verließ das Zimmer.
Karnegie blieb allein zurück.
„Welch ein Unglück...“, murmelte er. „Warum stürzt alles um mich herum ein?“

„Wie um alles in der Welt kommst du hierher?“, fragte Cal atemlos. „Und...“, er zeigte auf das kleine Floß aus Seetang und anderem Strandgut, „woher hast du das alles?“
Sheryl lächelte schwach. „Das ist eine sehr lange Geschichte. Sie endet damit, dass ich Schiffbruch erlitt und von den Meerelfen aufgenommen wurde, die mir dieses Foß zur Verfügung stellten.“
Cal runzelte die Stirn. „Warum haben dich die Meerelfen aufgenommen? Soweit ich weiß, leben sie sehr zurückgezogen von der Oberfläche...“
Das Mädchen lachte und hielt ihre rechte Hand hoch. Dort glitzerte golden und mit Smaragden besetzt der Siegelring von Maoi Calel.
„Das ist...“ Cal staunte.
„Ja! Dein Siegelring bedeutete für die Elfen, dass ich dazugehöre. Aus diesem Grund bargen sie mich und bewahrten mich vor dem Ertrinken.“
„Ein Glück!“, flüsterte Cal glücklich und umarmte Sheryl noch einmal.
„Jetzt will ich!“, rief eine helle Elfenstimme hinter den beiden und Yemal drängte sich zwischen das Paar.
„Ein Glück, dass wir dich gefunden haben!“, jammerte der kleine Elf und drückte sich an Sheryl. „Cal hat sich fürchterliche Sorgen gemacht, als wir nichts mehr von dir hörten.“ Der Junge richtete seine schräggestellten Augen auf Sheryls Gesicht. „Warum hast du Tars keine Nachricht übergeben, um zu sagen, dass alles in Ordnung ist?“
Sheryl schluckte. Ihre Kehle wurde trocken. Das hatte sie glatt vergessen... aber wie hatte sie das tun können? Vergessen, dem Geliebten zu übermitteln, dass es einem gut geht, wenn dieser wahrscheinlich krank vor Sorge ist?
„Ahm...“, sie suchte nach Worten. Irgendeine Ausrede! „Es hat sich alles überschlagen. Tut mir wirklich leid... aber ich kam einfach nicht dazu, die richtigen Worte zu formulieren...“
„Das ist nicht schlimm“, sagte Cal mit belegter Stimme. „Jetzt, wo ich weiß, dass du lebst und gesund bist, ist es nicht mehr schlimm...“
„Ich würde mich gerne ausruhen“, gab Sheryl zu. „Ich habe zwei Tage auf diesem Floß verbracht und mich nur von Fisch und Regenwasser ernährt... ich muss mich wirklich ausruhen...“
„Natürlich!“, sagte Isha knapp. „Calel! Es ist am besten, Ihr führt sie auf Euer Zimmer“, ordnete sie in militärischem Ton an.
„Ja, Kapitän“, antwortete Cal. „Bevor ich es vergesse... wir sollten umkehren. Jetzt, wo wir sie gefunden haben, hat es keinen Sinn mehr, die Äußeren Inseln aufzusuchen...“
„Ich werde alles nötige veranlassen. Wenn der Wind nicht dreht, werden wir bald wieder in Kara’o sein...“, antwortete Isha. „Hat diese Umkehr Einflüsse auf den Preis, den wir für die Passage ausgemacht hatten?“, fragte sie noch.
Cal schüttelte den Kopf und drehte sich ohne ein weiteres Wort um, um Sheryl zu zeigen, wo sie schlafen würde.

„Ich bitte dich!“, rief Rann und schüttelte die Hand des Gottvaters ab. „Warum kannst du nicht verstehen, dass das wichtig ist? Wenn Klayre aus eigener Kraft den Bann bricht, wird Kyrill zerstört. Warum kannst du nicht verstehen, dass es für mich nichts wichtigeres gibt als das Erhalten meiner Welt? Es sind alles meine Geschöpfe! Ich will nicht, dass ihnen etwas geschieht! Sie ertragen so viel Leid, müssen in einer feindlichen Umwelt überleben und haben nicht einmal göttlichen Beistand! Es wäre so ungerecht, sie zu bestrafen für das, was der Sinn ihres Lebens ist!“
„Du kannst das nicht begreifen, Rann...“, sagte der blonde Junge traurig. „Kyrill ist ein schrecklicher Ort. Ein Schandfleck. Klayre, Raisha und du, ihr habt eine Welt erschaffen, in der Tod, Hass, Wut, Rache und Kampf regieren. Die Menschen und Gnome, die Elfen und Kolods, ja selbst die Tiere, leben, um zu töten. Es hat keinen Sinn, diesen Planeten vor seiner Zerstörung zu bewahren... Und zudem: Wenn Klayre erwacht, wird sie sich der Zerstörung dessen gegenübersehen, das sie selbst geschaffen hat. Das nennt man Strafe. Indem ich Klayre in Frieden lasse, bis sie erwacht, vergrößere ich ihr Leid noch.“
Rann erstarrte und er spürte, wie Wut in ihm emporstieg, größer als alle Wut, die er bisher kannte.
„Du opferst eine Welt für deine Rache?“, schrie er dem Jungen aufgebracht ins Gesicht. „Du bist kein Herrscher! Sondern ein Operettenkönig! Was soll das? Du willst alles zerstören, wofür Klayre existiert hat? Warum? Warum denn?“
Rann sank auf die Knie und sah dem Gottvater in die Augen. Seine Stimme wurde leiser. „Was hat sie dir angetan, dass du dich so rächen willst?
Trotzig hob der Junge das Kinn. „Sie war stärker als ich. Das weißt du inzwischen. Und sie wollte meinen Thron. Auch das sagte ich bereits. Aber meine Angst vor Klayre hat nichts mit meinen Gefühlen für sie zu tun.“
Er schaute zu Boden.
„Keinen der Götter liebte ich mehr als Klayre... aber sie...“
Ranns spürte, wie sich auf seinem Gesicht Entsetzen ausbreitete... nein, bitte nicht das!
„Sie liebte einen anderen. Sie und Moran, der Herr des Todes, waren ein Paar. Dafür habe ich sie beide gehasst... und als Raisha mir von deinem und Klayres Vergehen berichtete, sah ich die Chance gekommen, mich zu rächen. Moran musste ich leider ohne Strafe lassen. Es wäre zu auffällig gewesen, wenn ich sie beide bestraft hätte. Daher...“
„Daher hast du deine Geliebte und mich verbannt.“ Ranns Stimme war eisig.
„Nicht meine Geliebte“, verbesserte der blonde Junge. „Ich habe sie nicht geliebt, wie du Sheryl liebst. Eher wie ein Vater seine Tochter liebt. Ich sah sie wachsen und aufblühen, die schönste und stärkste von allen. Aber sie hasste mich und schenkte all ihre Aufmerksamkeit Moran. Es war Eifersucht, die mich dazu trieb, diesen schrecklichen Fluch auszusprechen...“
Und das von einem Kind... Rann wünschte sich, er würde den nächsten Tag nicht mehr erleben. So elend hatte er sich noch nie gefühlt. Das Kind, das auf dem Thron der Welt saß, zugleich unerfahren und unwissend und doch das mächtigste Wesen des Universums... und Vater der Menschheit und allen Lebens...
„Und das einem Atheisten...“, Rann schüttelte traurig den Kopf.
„Das gehört zur Strafe. Deine Weltansichten werden auf den Kopf gestellt und das verursacht heillose Verwirrung“, erklärte der Gottvater mit einem Unterton von Stolz in der Stimme.
„Noch ein Wort von dir, und du spürst, was heillose Verwirrung ist!“, giftete Rann sauer.
Der kleine Junge duckte sich ein wenig trotzig in sein goldenes Gewand.
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Na also. Der nächste Aspekt zu kleinen Kindern... bis denn beim nächsten Mal :wavey:
 
Zuletzt bearbeitet:
Also ich fand den Teil recht gut. Der Gottvater ist interessant beschrieben, wenn ich ihn auch fast etwas ZU emotional finde. Aber das macht nichts. Nur der letzte Satz stört mich wirklich ein wenig, dass er Angst vor Rann hat, find ich etwas unlogisch, stärker als er wird er ja wohl doch noch sein?!
 
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