Und schon geht’s wieder weiter. Ich bin ganz stolz auf mich, weil ich mich wieder eingefunden habe. Ich hoffe, man merkt dem Teil an, dass er mir Freude gemacht hat.
@ Shan: Ich weiß. Sheryl ist sehr verändert. Die Entwicklung hat sich schon immer angedeutet. Böse ist böse, auch wenn manchmal das Böse auch etwas Gutes hat.
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Astar öffnete langsam die Augen. Der klebrige Schweiß war verschwunden. Der Dieb war in feinen schwarzen Samt gekleidet und stand inmitten eines von der Sonne hell erleuchteten Rosengartens. Vorsichtig setzte er einen Fuß vor den anderen, ungläubig über die Leichtigkeit der Bewegung. Seine Gelenke, die von starken Stricken hätten geschunden sein müssen, waren unverletzt und selbst von den Schmerzen in seinem Kopf war nichts mehr zu spüren.
Leider war auch von Lucelle nichts zu spüren und die Umgebung war Astar so unbekannt, dass er nicht einmal darüber spekulieren konnte, wo er sich befand.
„Der Orbis“, sagte Sheryl und trat hinter einem Rosenbusch hervor. „Die Heimat der Götter. Du bist der erste Mensch (nach Jamie, den sie hier nicht zählt, weil er ja kein richtiger Mensch mehr ist), der ihn je zu Gesicht bekommen hat.
Sie lächelte sanft. „Nun... du warst der erste Mensch, der ihn je zu Gesicht bekommen hat.“ Astar lief ein kalter Schauer über den Rücken. Welch eine eiskalte, schreckliche Schönheit. Und welch zweideutige Ausdrucksweise.
„Und Ihr seid?“
Sheryl lächelte noch breiter. „Ja... du warst fast bewusstlos, als wir uns kennenlernten... Mein Name ist Klayre... bald.“ Sie nahm Astars Hand. „Komm mit. Deiner Bestimmung entgegen.“
Astar folgte der schönen Frau schweigend und verwirrt. Was auch immer sie vorhatte, es wäre sicher nicht zu seinem Besten. Trotzdem entwand er sich nicht dem festen Griff. Der Name Klayre erinnerte ihn an etwas. Er konnte sich nicht entsinnen, was es gewesen war, aber der Name Klayre war immer mit Blut und Schrecken behaftet.
Die beiden schritten durch den Garten. Der Duft tausender roter Rosen stieg ihnen in die Nasen. Vollendete Harmonie erfüllte diesen Ort. Wer konnte ahnen, dass hier vor tausenden von Jahren statt eines Gartens ein Schlachtfeld gewesen war für den Ersten Krieg der Götter? Nichts mehr erinnerte an den verzweifelten Kampf der Kriegsgöttin und ihrer Gefährten gegen die Verbannung. Statt verbrannter Erde fruchtbarer Humus, statt Schwertern gesunde Rosenranken... voller Dornen.
Astar und Sheryl erreichten eine von hohen Ranken umgebene, aus weißem Holz gezimmerte, Laube. Die junge Frau ließ sich auf eine gußeiserne Bank sinken und blickte Astar auffordernd an. Nach kurzem Zögern setzte sich der Dieb dazu.
„Moran“, sagte Sheryl leise.
„Ja?“, antwortete der Gott des Todes, der nun auch die Laube betrat und Sheryl mit einer Mischung aus Liebe und Erwartung ansah. Er blieb in der Lücke zwischen den Ranken, dem Eingang zu Laube, stehen und lehnte sich lässig gegen eine der Stützstreben.
„Wirst du mir hierbei helfen?“
Moran zögerte einen Augenblick mit der Antwort. „Du weißt, dass ich nicht allzuviel von Odies halte... aber wenn es dein Wunsch ist...“
„Das ist es“, erwiderte Sheryl. Sie griff in eine Jackentasche und holte einen ovalen Edelstein von blutroter Farbe heraus. „Er verdient einen Körper, mit dem er mehr anfangen kann als mit diesem.“
Astar rutschte auf seinem Sitz unruhig hin und her.
„Meine Macht reicht zu dieser Magie noch nicht aus. Versiegeln konnte ich seine Seele, doch das Siegel zu brechen und seiner Seele neue Form zu geben bin ich noch nicht in der Lage“, sagte Sheryl reglos. Man sah ihr nicht an, dass sie sich über ihre Unfähigkeit ärgerte. Moran nickte kurz. Er nahm den Edelstein entgegen und umschloss ihn mit der Hand. Sheryl legte Astar die Hand auf die Stirn.
„Was – was tut Ihr da?“, fragte Astar zitternd.
Sheryl lächelte.
„Fürchte dich nicht. Ich segne deine Seele, auf dass du den Weg findest.“
„Wohin werde ich gehen?“
„In den Hades.“
Dies waren die letzten Worte, die Astar hören sollte. Er spürte nicht mehr, wie Moran seine Seele tötete und das Tor zur Unterwelt öffnete. Er spürte nicht mehr das warme weiße Licht, welches der Tod ist. Und als Rann im Körper Astars die Augen öffnete, war Astar bereits lange tot.
„Warum hast du mir das angetan?“, fragte Rann. Eine einzelne Träne lief an Astars Wange herunter, warm und salzig und schwer.
„Du bist mein kleiner Bruder. Wie könnte ich dich sterben lassen? Unser Schicksal bindet uns aneinander.“ Sheryl blickte Rann herausfordernd an.
Dieser sank auf der Bank in sich zusammen. Er griff sich zweifelnd in sein rotbraunes Haar und nach seiner langen Hakennase.
„Ich werde ernsthaft böse, wenn du mir jetzt vorhältst, dieser Körper würde dir nicht gefallen“, sagte Sheryl giftig grinsend.
Rann starrte sie entgeistert an. „Nicht gefallen? Du hast einen Menschen umgebracht, damit ich diesen Körper bekomme. Wie vermessen wäre es, ihn zu bemängeln?“
„Sehr“, sagte Moran kurz. Rann warf dem Gott des Todes einen wütenden Blick zu.
„Warum wolltest du sterben?“, fragte Sheryl unvermittelt.
Rann schwieg unbehaglich.
„Du vergisst, dass ich deine Gedanken lesen kann“, sagte die junge Frau.
Rann erzählt:
Diese ganze Geschichte wird mir zuviel. Ich bin nicht der Held aus der Legende, der das Böse besiegt. Ich habe Angst, dass ich es nicht mehr zurückdrängen kann. Wenn Odies stürbe, und mit ihm ich, wäre die Welt von einem großen Übel befreit. Wenn aber seine Seele ganz in mir erwacht und ‚Rann’ und Odies eins werden, schließt sich der Kreis des Schicksals. Dann wird das Gleichgewicht wiederhergestellt und Böse und Gut werden sich erneut einen Kampf liefern, der in einer Katastrophe für einen der beiden enden muss. Der Zweite Krieg der Götter... und wieder wären ich und ‚Klayre’ daran schuld.
Ich möchte nicht zu einer blutrünstigen Bestie werden. Ich möchte ich bleiben.
„Unmöglich“, sagte Moran. „Du kannst dich gegen einen Gott nicht wehren, nicht einmal, wenn dieser Gott du selbst bist.“
Sheryl nickte. „Ich möchte endlich wieder ich selbst sein. Egal, wer ich einst war. Ich habe mich nicht verändert, ich habe nur vergessen. Niemand hat das Recht, mir meine Erinnerung zu stehlen. Nicht einmal der Gottvater. Und schon gar nicht irgendein Herr des Lichtes.“
Rann lächelte schwach. „Dann werden wir wohl das Schwert zurückholen müssen.“
Moran nickte. „Und warum redet ihr dann hier herum? Wer weiß, welcher Bann nun darüber gelegt worden ist.“
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Ja... ich weiß. Das war nun wirklich gemein. Hier wird mit harten Bandagen gekämpft. Versteht mich nicht falsch. ich mochte Astar wirklich geren. Das war nun mal Storyentwicklung. Es war nötig, ebenso wie Sheryls Veränderung.
@Lynx: Woher hast du das gewusst?

Gemein, wenn du mir alles vorweg nimmst...