Ah... ich sitze grade vorm PC, höre gemütlich HIM... und überlege mir, werden wir mal etwas fieser, passend zur Muski... mal sehen, ob ihr den Teil auch so überraschend findet wie ich. Ich jedenfalls habe mit dem Ende (dieses Teils) nicht gerechnet, bis ichs auf dem Papier sah... viel Spaß!!!!!
Ach, und sorry, dass ich wieder so lange brauchte... hatte eine Gastschülerin für 10 Tage, mit der ich quasi pausenlos unterwegs war... alles nicht so einfach...
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Nein...
Entsetzt schrie Sheryl auf und zog ihr Schwert reflexartig aus Ranns Brust. Rotes Blut quoll aus der tiefen Wunde und tränkte den Sandboden des Platzes.
„Nein!“ Sie fing den Verletzten auf, als er schwach zu Boden fiel. „Idiot! Warum hast du das getan?“
Sie begann hemmungslos zu schluchzen und presste Rann an sich.
Rann lächelte schwach. „Tut mir leid“, flüsterte er. „Aber du irrst dich.“ Er hob die Hand mit großer Anstrengung und strich Sheryl die Haarsträhnen aus dem Gesicht. Ihre Augen waren verquollen und ihre Unterlippe zitterte. „Du glaubst, dein Ziel ist es, den König von Kend’ariah zu töten. Dabei stimmt das doch gar nicht.“
„Ich verstehe dich nicht“, flüsterte Sheryl. „Ich verstehe dich nicht.“
In diesem Moment erkannte Kyle Karessian von Kend’ariah, wer ihm gerade das Leben gerettet hatte.
„Rann“, murmelte er fassungslos und kniete sich neben Ranns Körper, peinlich darauf bedacht, die große Blutlache, die sich um den jungen Mann bildete, nicht zu berühren. „Wie ist das... du bist doch tot!“
„Jetzt ja“, sagte Rann, immer noch lächelnd. „Aber das ist nicht wichtig.“
Er wandte sein Gesicht wieder Sheryl zu. „Du willst doch das Volk von Kend’ariah retten. Warum tust du es dann nicht?“ Sheryl begann, heftiger zu weinen.
„Was meinst du?“, fragte sie, sich selbst unterbrechend mit einigen Schluchzern.
„Es wird an der Situation nichts ändern, wenn mein Ziehvater stirbt. Wir haben diese Welt so geschaffen. Daran wird der Tod eines einzigen nichts ändern. In Kara’o hätten wir Leben retten können. Aber wir taten es nicht. Weil es nicht unsere Aufgabe ist, Sheryl.“ Seine Stimme wurde eindringlicher.
„Du hast dich belogen. Dein Schicksal auf dieser Welt ist nicht, Sheryls selbstgestecktes Ziel zu erreichen. Dein Schicksal ist es, Klayre wieder zuzulassen. Wenn du deine alte Kraft wiedergewonnen hast, kannst du diese Welt von ihrem Fluch lösen. Aber nicht als Mensch. Nur als Göttin.“
Sheryl wandte das Gesicht ab.
„Du bist so dumm“, flüsterte sie vorwurfsvoll. „Warum hast du das nur getan? Du hättest rufen können, oder das Schwert festhalten... WARUM!?“
Rann lächelte, als er Sheryls Verzweiflung sah. „Das Schwert der Kriegsgöttin aufhalten? Du scherzt.“ Ein weiterer Schwall Blut wurde aus seinem Körper gepumpt. Rann spuckte etwas Blut.
„Wenn es einen Gott der Heilung gibt“, schrie Sheryl, „so bitte ich ihn nun, mir zu helfen!“
„Was soll das“, murmelte Rann. „Kein Gott des Lichts - “
„Das mag sein“, unterbrach ihn das Mädchen mit wütender Entschlossenheit. „Aber egal, was kommt, ich werde nicht zulassen, dass du stirbst. Du wirst deiner Verantwortung nicht entfliehen! Auf keinen Fall! Und wenn ich den Gottvater persönlich von seinem Thron nach Kyrill zerren muss, damit er dich rettet! Du wirst mich nicht allein lassen!“
„So energisch“, sagte Rann leise, amüsiert lächelnd. „Aber ich glaube nicht, dass du mich jetzt noch retten kannst“, gab er zu. „Ich bin schon lange verloren...“
Mit diesen Worten schloss er sanft die Augen, geduldig auf seinen Tod wartend.
Endlich. Rann spürte, wie die Schmerzen verblassten. Ein seltsames Gefühl der Taubheit bemächtigte sich seines Körpers. Eine vertraute Erinnerung... ja... er war schon oft so gestorben wie heute...
Langsam, fast andächtig löste sich Ranns Seela aus ihrer sterblichen Hülle. Endlich war Rann frei. Denn diesmal war auch Odies mit ihm gestorben. Die Chance des Gottes des Hasses, vollständig zu erwachen, war vertan. Er würde nie wieder geboren werden. Odies war tot.
In Erinnerungen an sein Leben schwelgend, beobachtete Rann, wie Sheryl seinen Körper schüttelte. Sie brach wieder in Tränen aus, heftiger als vorher. Auch ihr schienen nun die Folgen dieser Tat bewusst zu werden. Aber sie hätte es nicht verhindern können. Niemand hätte das.
„Leb wohl“, flüsterte Ranns Seele in die Stille der Welt.
Sheryl hob den Kopf.
Leb wohl? Sie bettete Ranns toten Körper auf den Sandboden und stand langsam auf. Lauschend, hoffend, wartend...
Bedächtig griff sie in ihre Jackentasche. Ihre Hand schloss sich fest um einen kleinen runden Gegenstand, der schwer darin lag....
Kalter, harter Kristall! Rann schrie. Er schrie mit voller Kraft, aus ganzer Seele. Aber niemand hörte seinen Schmerz. Niemand hörte zu. Niemand beachtete, wie sich der Stein um ihn schloss, wie er ihm die Luft zum Atmen, den Platz zum Existieren wegnahm. Es war kalt... so kalt...
Wer tat ihm das an? Wer konnte seine gepeinigte Seele nicht einmal jetzt, wo er tot war, wo sein Schicksal erfüllt war, in Frieden ruhen lassen? Genügte es nicht, tot zu sein?
Rann schrie noch einmal laut auf. Ein letztes Aufbäumen gegen den Kristall, der in verschlang, doch... er war zu schwach. Der Stein nahm in mit in ein kaltes, enges Grab, in dem er bis in alle Ewigkeit warten würde.
Rann ergab sich in sein Schicksal. Er konnte nichts mehr ausrichten. Nun würde er warten. Er würde verbittert werden, alt und verrückt, weil er so viel nachgedacht und so wenig verstanden hatte.
Schwerelos, aber dennoch das Gewicht der Welt auf seinen Schultern tragend, würde Rann weiterexistieren. Wer nur!? Wer versagte ihm den Schlaf, den er so dringend benötigte, auf den er Jahrhundertelang gewartet hatte?
„Ich habe dir doch gesagt, ich lasse dich nicht gehen“, sagte Sheryl, lächelnd den roten Blutkristall in Händen haltend.
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Na, wie findet ihr das?
Ich habe der Story einen Hauptcharakter weggenommen. Aber ihr könnt euch sicher denken, dass Rann wiederkommt. Wäre ja noch fieser von mir als ohnehin schon.
Ich glaube, ich habe mich an Gemeinheit mal wieder selbst übetroffen. Rann nicht mal den Tod zu gönnen... Sheryl entwickelt sich ebenfalls zur Antiheldin. Einerseits ist sie total gefühlskalt, und dann hat sie solche Ausbrüche... egal. Sie ist wie sie ist...
Auf Astar komme ich beim nächsten Mal zu sprechen, versprochen... ganz hoffentlich

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