MajinKay
Revelation 6:4
Hm ja, dieser Teil hat mich jetzt wirklich lange beschäftigt. Warum, weiß ich gar nicht so recht. De Facto war er eigentlich schon vor einem guten Monat fertig, aber irgendwie wollte mir der Schluss nicht so recht gefallen. Also hab ich alles umgeschrieben, wieder gelöscht, ne formuliert, abgeändert... kurzum, jede Menge herumgebastelt, bis ich zumindest einigermaßen zufrieden war. Betonung auf "einigermaßen." Aber naja... Weiter im Text. ^^
@Lene: Ja, "Congo" war nicht schlecht... Allgemein gefällt mir die Thematik des "lebendigen Dschungels" recht gut und wird hier auch noch ein wenig ausgereizt. Auch wenn ich (im Moment) noch keine Affen eingeplant habe. Und auch keine, die Zeichensprache beherrschen.
*gg* Sonst muss ich Lynx recht geben. Sendrik ist Unteroffizier, Omega_Lynx nicht. Der bekleidet schon den ersten Offiziersrang. ^^
@Lynx: Habe dem eigentlich nichts mehr weiter hinzuzufügen.
Hier einen Keks, für die richtige Antwort! *gg*
@Smarti: Ad Nebenthema: Uhh... ich kann mich da noch an ein paar dieser Comics aus meiner Jugend erinnern. Speziell "Batman vs. Predator" ist mir irgendwo in Erinnerung geblieben. Eine sehr... ähh... Umsetzung der Thematik, wenn ich das mal so ausdrücken darf ^^°°°°
Mit den Fähigkeiten gibt es noch ein paar Kostproben in den nächsten Teilen zu geniesen. Alles in allem werden sie sich am Anfang aber noch eher etwas imm Zaum halten. ^^ Aber nur Abwarten. *gg*
So, jetzt können wir aber wieder weitermachen, oder was meint ihr? ^^
„Fünfeinhalb Meilen, Richtung Nordosten. Das Gebiet wird zwar etwas hügeliger, aber es sollte kein großes Problem sein, die Strecke innerhalb von ein paar Stunden zu bewältigen. Es wird zwar vielleicht ein wenig knapp und mit Sicherheit anstrengend, aber wir könnten es gerade noch schaffen, bevor es dunkel wird.“
Mit diesen Worten klappte Sendrik den schwarzen Kompass wieder zu und fing an die kompakte Landkarte wieder zusammenzufalten, die er nur wenige Minuten zuvor auf einem umgefallenen Baumstamm am Rande der kleinen Lichtung geöffnet hatte. Sein Blick war ernst und konzentriert, aber er wirkte bei Weitem nicht so angespannt wie der junge Lieutenant, der ziemlich unruhig etwa einen Meter neben dem Unteroffizier immer wieder von einem Bein aufs andere wechselte. Canola beobachtete die Beiden aus zwei Meter Entfernung. Irgendwie bekam sie das Gefühl nicht los, dass es keine gute Idee wäre, sich zwischen die beide zu stellen.
Lynx nahm die Anweisungen mit einem einigermaßen zufriedenen Nicken auf und deutete mit einem Fingerzeig in Richtung Nordosten.
„Wir gehen. Fünf Meter Abstand, kein Laut.“
Um diesen Befehl zu unterstreichen, umfasste er die Maschinenpistole fester und ging demonstrativ mit großer Körperspannung voran. Die junge Soldatin hatte sich bereits mit dem Gedanken abgefunden, als letzte in dieser Reihe zu gehen, doch als sie einen Blick auf den Sergeant warf, wies sie dieser einfach nur mit einer einfachen Kopfgeste zurecht. Mit einem eifrigen Nicken bestätigte Canola die Aufforderung und kam ihr auch sogleich nach. Der Unteroffizier folgte ihr schließlich mit dem geforderten Abstand.
Die brütende Hitze der Nachmittagssonne wurde beinahe mit jedem gegangenen Meter immer unerträglicher. Vermutlich war es der Schock des Angriffes und des Absturzes gewesen, aber anfänglich hatte Canola eigentlich nichts von der sengenden Hitze und der fast hundertprozentigen Luftfeuchtigkeit gemerkt, die an diesem Ort vorherrschten. Doch mit Abklingen des Adrenalinschubes meldeten immer mehr Regionen ihres Körpers die unangenehmen Klimaverhältnisse. Ihre Lungen füllten sich immer schneller mit der schwülen, fülligen Luft. Ihr Herzschlag beschleunigte sich und pumpte mehr sauerstoffreiches Blut in ihre Muskeln, die immer deutlicher von ihrer Umgebung gefordert wurden. Und aus beinahe jeder Pore ihres Körpers schien Schweiß auszutreten. Kurzum: Der Sergeant hatte mit seiner Prognose vollkommen ins Schwarze getroffen. Der Marsch wurde anstrengend.
Und das Gebiet immer schwerer zu passieren.
Die dicht bewachsene Ebene ihres Landeplatzes wandelte sich immer mehr zu einem aufgelockerten Waldstück, dass von hohen Palmen und Laubbäumen geprägt war, deren Blätterdach so dicht war, dass die Pflanzen in Bodenhöhe wohl zu wenig Licht abbekamen, um wirklich gut zu gedeihen. Die wuchernde Vegetation nahm stetig ab, was nicht gerade ein positives Zeichen war. Weniger Gestrüpp bedeutete automatisch auch weniger Tarnmöglichkeiten. Und so bekam Canola langsam das Gefühl nicht los, sich immer mehr auf einem Präsentierteller zu bewegen. Zumal auch die Landschaft selbst immer hügeliger wurde und damit noch weniger Platz für größere Bäume bot. Dafür aber immer mehr Möglichkeiten seitens eines Hiterhalts, wie der paranoide Teil ihres Verstandes immer deutlicher einwarf. Und fast so, als ob sich ihre schlimmsten Befürchtungen bestätigten, riss der Lieutenant in diesem Moment seine rechte Faust hoch, ging in die Knie und befahl mit einer weiteren Geste den anderen beiden Soldaten, seinem Beispiel Folge zu leisten.
Canolas Atem stockte erneut, als sie sich auf ein Knie herabließ und mit einem konzentrierten Blick die Gegend nach eventuellen Gefahren absuchte. Ihr entkam beinahe ein erschrockenes Fiepen, als Sendrik wie aus dem Nichts vollkommen lautlos neben ihr auftauchte und ihr einige Worte zuflüsterte.
„Mitkommen. Wachsam bleiben.“
Ohne sich zu ihr umzudrehen, huschte der Unteroffizier an ihr vorbei und zu Lieutenant Lynx, der sich noch immer nicht bewegt hatte. Ohne einen weiteren Gedanken zu verschwenden, folgte die Soldatin ihrem Vorgesetzten und lief gebückt zu den beiden Männern.
„Was gibt’s, Lieutenant? Sind feindliche Einheiten in der Umgebung?“
Sendrik sprach weiterhin bedeckt, doch seine Stimme war absolut deutlich hörbar. Fast so, als würde sie in ihren Köpfen widerhallen. Der angesprochene Offizier machte nicht die geringsten Anstalten, die Frage augenblicklich zu beantworten. Stattdessen fixierten seine Augen weiterhin das dichtere Gestrüpp am Fuße des Hügels, den sie gerade aufwärts gingen. Dort, an der Grenzfläche zwischen den offenen Wald und dem Dickicht war eine ganz leichte Bewegung in den Blättern der tropischen Pflanzen zu erkennen. Die ein wenig zu stark und ein wenig zu zielgerichtet war, als dass sie der Wind hätte erzeugen können.
„Vielleicht wieder nur ein Affe, aber…“
Ruckartig brach er den Satz ab und presste stattdessen die Waffe in seinen Händen fester gegen die Schulter, bereit diese augenblicklich abzufeuern. In dieser Position verharrte er einen Moment lang.
Die anderen beiden Soldaten folgten dem Beispiel ihres Vorgesetzten und richteten gerade die Maschinenpistolen auf den verdächtigen Bereich, etwa hundert Meter von ihnen entfernt, als ein dunkles Schemen aus dem Dickicht auftauchte. Mit einer geschmeidigen Bewegung sprang der Schatten in das durchscheinende Licht des Blätterdachs und präsentierte sich als prächtige Raubkatze der kleinen Gruppe. Das Fell des Wesens war pechschwarz und schimmerte leicht durch die einfallenden Sonnenstrahlen. Zwei riesige Eckzähne drangen aus den Lefzen des Tieres heraus und ragten noch einige Zentimeter über sein Kinn hinaus. Doch das Bedrohlichste an dieser Raubkatze war ihre Größe. Sie wirkte schon aus der Entfernung riesig, doch ihre wahre Größe war nur noch erschreckend. Mit einem taxierenden Blick schätzte Canola ihre Schulterhöhe auf gut eineinhalb Meter – viel zu groß um in die Maßstäbe einer bekannten Spezies zu passen.
„Was zum Teufel ist das? Ein Panther?“
Die Stimme des Lieutenants klang überraschend gefasst, was vermutlich damit zu tun hatte, dass dieser Panther zur Gänze sein Visier ausfüllte.
„Wohl eher ein Säbelzahnpanther, wenn ich mir die Beißerchen so ansehe. Vermutlich eine mutierte Version der hiesigen Raubkatzen.“
Der Sergeant formulierte seine Sätze genauso ruhig und leise wie der Offizier zuvor, während seine Hände langsam ihren Griff lockerten. Offenbar reichte der Anblick eines Tieres vollkommen aus, um eine Menge Spannung von ihm zu nehmen.
Es war eine bekannte Tatsache, dass auch andere Spezies von der Strahlung von Tag X verändert wurden. Neue Unterarten waren entstanden, bekannte Arten hatten neue Fähigkeiten erhalten und schließlich war es auch relativ häufig vorgekommen, dass sich diverse Tierfamilien zu ihren urzeitlichen Vorfahren zurückentwickelt hatten. Reptilien, die plötzlich wieder angefangen hatten, auf zwei Beinen zu laufen, Wildhunde, die immer mehr die äußerlichen und verhaltenspezifischen Merkmale von Wölfen adaptiert hatten und schließlich die genetische Reinkarnation der Machairodontinae – der Säbelzahnkatzen. Sie konnte sich erinnern, ein solches Tier schon einmal in der Vergangenheit gesehen zu haben. In einem Zoo, nahe ihrer früheren Heimatstadt. Nur damals war es eine Abwandlung des amerikanischen Berglöwen gewesen, der in seiner gigantischen Größe und mit seinen messerscharfen Eckzähnen vor ihr gestanden hatte, nur getrennt von einigen Zentimetern Panzerglas. Sie konnte sich noch exakt an den kalten Schauer erinnern, der ihr damals wie heute über den Rücken gelaufen war, als sich ihr Blick mit der dieser Bestie gekreuzt hatte.
Trotzdem war dieses Wesen nichts weiter als ein Tier.
Und Tiere griffen nicht ohne Grund an. Das war eine weitere Tatsache. Solange sie also ruhig blieben, sich nicht aggressiv verhielten und das Tier nicht reizten, sollte alles gut gehen. Der Säbelzahnpanther würde sein Interesse an den drei Soldaten verlieren und wieder verschwinden.
Diese optimistische Vorstellung hielt sich etwa zehn Sekunden in Canolas Verstand, bevor sie mit Eintreffen der nächsten drei Raubkatzen als vollkommen naiv abgestempelt wurde.
Die schwarzen Raubtiere kamen beinahe zugleich an, allerdings aus vollkommen verschiedenen Richtungen. Zwei von Ihnen tauchten plötzlich auf der Kuppe des Hügels auf, den die drei gerade erklimmen wollten. Ein weiteres Exemplar schlich durch den Schatten eines Fleckchens dichter bewachsenen Waldes hinter dem ersten Panther. Nun waren es bereits vier Raubkatzen, die die Gruppe umkreisten, doch innerhalb von nur zwei Minuten verfünffachte sich ihre Zahl. Aus jeder Himmelsrichtung, beinahe hinter jedem einzelnen Strauch oder Baum schien einer dieser Panther hervorzuspringen. Canola zählte zwanzig von ihnen, als der Lieutenant erneut das Wort ergriff.
„Irgendwie habe ich das dumpfe Gefühl, dass wir ganz oben auf der Menüplanung dieser Dinger stehen. Aber ganz offenbar warten sie noch auf etwas. Wir sollten die Zeit nutzen – Vorschläge?“
Sergeant Sendrik brummte seine Antwort rau, während er den Bewegungen der Tiere mit seiner Waffe folgte. Genauso, wie auch der Lieutenant und mittlerweile auch Canola selbst, die die MP geschultert hatte und mit einem Auge durch das Visier der Waffe eine der fauchenden Geschöpfe beobachtete.
„Wie wäre es, wenn wir eine oder zwei von ihnen erschießen? Normalerweise sollte das ausreichen, um die anderen zu verscheuchen.“
„Oder wir reizen sie damit erst recht.“
„Bei allem nötigen Respekt, Lieutenant, aber ich denke, angreifen werden sie uns so oder so. Wir sollten die Gunst der Stunde ergreifen und…“
„Gibt es noch andere Vorschläge? Private?“
Ein weiteres Mal knurrte der Master Sergeant leise, als ihm der Vorgesetzte das Wort abschnitt. Canola selbst konnte allerdings nur mit den Achseln zucken.
„Ich weiß es nicht, Sir. Vielleicht… vielleicht sollten wir einfach abwarten und zusehen, was sie vorhaben. Vielleicht wollen sie ja nur…“
Und fast so, als ob die Tiere höchstpersönlich diesen Vorschlag abweisen wollten, donnerte ein fauchendes Grollen durch die Luft, als ein wahres Monstrum dieser Säbelzahnkatzen auf der Kuppe des Hügels auftauchte und sein Erscheinen mit einem tiefen Brüllen kundtat. Die Gruppe der drei Soldaten hatte sich noch nicht einmal vollständig zu dem Neuankömmling, einem leicht ergrauten Panther, der mindestens eineinhalb mal größer war, als seine Artgenossen, umgedreht, als dieser bereits mit atemberaubender Geschwindigkeit auf sie zupreschte. Das Tier hatte einige Duzend Meter zu überbrücken, doch tatsächlich war es bereits im Bruchteil weniger Sekunden in Sprungreichweite. Seine muskulösen Hinterbeine drückten sich tief in die weiche Erde, während die klingenartigen Krallen der Vorderpfoten bereits in der Luft auf ihr Ziel ausgerichtet waren.
Der Halsschlagader der jungen Private.
Die leider das Pech hatte, sich am dichtesten zu dem gigantischen Panther aufzuhalten.
Dieses Mal jedoch zündete der rettende Nervenimpuls in ihrem Gehirn und löste die Kaskade von biochemischen Abläufen aus, die binnen weniger Mikrosekunden ihre Muskeln, ihre Sinne und ihren Verstand auf Hochbetrieb beschleunigten.
Und während die Welt um sie herum in triste Grautöne verschwamm, begann das innere Feuer der Geschwindigkeit in ihren Adern zu lodern.
Dieses Mal würde sie nicht im Stress versagen.
Your Turn.
@Lene: Ja, "Congo" war nicht schlecht... Allgemein gefällt mir die Thematik des "lebendigen Dschungels" recht gut und wird hier auch noch ein wenig ausgereizt. Auch wenn ich (im Moment) noch keine Affen eingeplant habe. Und auch keine, die Zeichensprache beherrschen.

@Lynx: Habe dem eigentlich nichts mehr weiter hinzuzufügen.

@Smarti: Ad Nebenthema: Uhh... ich kann mich da noch an ein paar dieser Comics aus meiner Jugend erinnern. Speziell "Batman vs. Predator" ist mir irgendwo in Erinnerung geblieben. Eine sehr... ähh... Umsetzung der Thematik, wenn ich das mal so ausdrücken darf ^^°°°°
Mit den Fähigkeiten gibt es noch ein paar Kostproben in den nächsten Teilen zu geniesen. Alles in allem werden sie sich am Anfang aber noch eher etwas imm Zaum halten. ^^ Aber nur Abwarten. *gg*
So, jetzt können wir aber wieder weitermachen, oder was meint ihr? ^^
„Fünfeinhalb Meilen, Richtung Nordosten. Das Gebiet wird zwar etwas hügeliger, aber es sollte kein großes Problem sein, die Strecke innerhalb von ein paar Stunden zu bewältigen. Es wird zwar vielleicht ein wenig knapp und mit Sicherheit anstrengend, aber wir könnten es gerade noch schaffen, bevor es dunkel wird.“
Mit diesen Worten klappte Sendrik den schwarzen Kompass wieder zu und fing an die kompakte Landkarte wieder zusammenzufalten, die er nur wenige Minuten zuvor auf einem umgefallenen Baumstamm am Rande der kleinen Lichtung geöffnet hatte. Sein Blick war ernst und konzentriert, aber er wirkte bei Weitem nicht so angespannt wie der junge Lieutenant, der ziemlich unruhig etwa einen Meter neben dem Unteroffizier immer wieder von einem Bein aufs andere wechselte. Canola beobachtete die Beiden aus zwei Meter Entfernung. Irgendwie bekam sie das Gefühl nicht los, dass es keine gute Idee wäre, sich zwischen die beide zu stellen.
Lynx nahm die Anweisungen mit einem einigermaßen zufriedenen Nicken auf und deutete mit einem Fingerzeig in Richtung Nordosten.
„Wir gehen. Fünf Meter Abstand, kein Laut.“
Um diesen Befehl zu unterstreichen, umfasste er die Maschinenpistole fester und ging demonstrativ mit großer Körperspannung voran. Die junge Soldatin hatte sich bereits mit dem Gedanken abgefunden, als letzte in dieser Reihe zu gehen, doch als sie einen Blick auf den Sergeant warf, wies sie dieser einfach nur mit einer einfachen Kopfgeste zurecht. Mit einem eifrigen Nicken bestätigte Canola die Aufforderung und kam ihr auch sogleich nach. Der Unteroffizier folgte ihr schließlich mit dem geforderten Abstand.
Die brütende Hitze der Nachmittagssonne wurde beinahe mit jedem gegangenen Meter immer unerträglicher. Vermutlich war es der Schock des Angriffes und des Absturzes gewesen, aber anfänglich hatte Canola eigentlich nichts von der sengenden Hitze und der fast hundertprozentigen Luftfeuchtigkeit gemerkt, die an diesem Ort vorherrschten. Doch mit Abklingen des Adrenalinschubes meldeten immer mehr Regionen ihres Körpers die unangenehmen Klimaverhältnisse. Ihre Lungen füllten sich immer schneller mit der schwülen, fülligen Luft. Ihr Herzschlag beschleunigte sich und pumpte mehr sauerstoffreiches Blut in ihre Muskeln, die immer deutlicher von ihrer Umgebung gefordert wurden. Und aus beinahe jeder Pore ihres Körpers schien Schweiß auszutreten. Kurzum: Der Sergeant hatte mit seiner Prognose vollkommen ins Schwarze getroffen. Der Marsch wurde anstrengend.
Und das Gebiet immer schwerer zu passieren.
Die dicht bewachsene Ebene ihres Landeplatzes wandelte sich immer mehr zu einem aufgelockerten Waldstück, dass von hohen Palmen und Laubbäumen geprägt war, deren Blätterdach so dicht war, dass die Pflanzen in Bodenhöhe wohl zu wenig Licht abbekamen, um wirklich gut zu gedeihen. Die wuchernde Vegetation nahm stetig ab, was nicht gerade ein positives Zeichen war. Weniger Gestrüpp bedeutete automatisch auch weniger Tarnmöglichkeiten. Und so bekam Canola langsam das Gefühl nicht los, sich immer mehr auf einem Präsentierteller zu bewegen. Zumal auch die Landschaft selbst immer hügeliger wurde und damit noch weniger Platz für größere Bäume bot. Dafür aber immer mehr Möglichkeiten seitens eines Hiterhalts, wie der paranoide Teil ihres Verstandes immer deutlicher einwarf. Und fast so, als ob sich ihre schlimmsten Befürchtungen bestätigten, riss der Lieutenant in diesem Moment seine rechte Faust hoch, ging in die Knie und befahl mit einer weiteren Geste den anderen beiden Soldaten, seinem Beispiel Folge zu leisten.
Canolas Atem stockte erneut, als sie sich auf ein Knie herabließ und mit einem konzentrierten Blick die Gegend nach eventuellen Gefahren absuchte. Ihr entkam beinahe ein erschrockenes Fiepen, als Sendrik wie aus dem Nichts vollkommen lautlos neben ihr auftauchte und ihr einige Worte zuflüsterte.
„Mitkommen. Wachsam bleiben.“
Ohne sich zu ihr umzudrehen, huschte der Unteroffizier an ihr vorbei und zu Lieutenant Lynx, der sich noch immer nicht bewegt hatte. Ohne einen weiteren Gedanken zu verschwenden, folgte die Soldatin ihrem Vorgesetzten und lief gebückt zu den beiden Männern.
„Was gibt’s, Lieutenant? Sind feindliche Einheiten in der Umgebung?“
Sendrik sprach weiterhin bedeckt, doch seine Stimme war absolut deutlich hörbar. Fast so, als würde sie in ihren Köpfen widerhallen. Der angesprochene Offizier machte nicht die geringsten Anstalten, die Frage augenblicklich zu beantworten. Stattdessen fixierten seine Augen weiterhin das dichtere Gestrüpp am Fuße des Hügels, den sie gerade aufwärts gingen. Dort, an der Grenzfläche zwischen den offenen Wald und dem Dickicht war eine ganz leichte Bewegung in den Blättern der tropischen Pflanzen zu erkennen. Die ein wenig zu stark und ein wenig zu zielgerichtet war, als dass sie der Wind hätte erzeugen können.
„Vielleicht wieder nur ein Affe, aber…“
Ruckartig brach er den Satz ab und presste stattdessen die Waffe in seinen Händen fester gegen die Schulter, bereit diese augenblicklich abzufeuern. In dieser Position verharrte er einen Moment lang.
Die anderen beiden Soldaten folgten dem Beispiel ihres Vorgesetzten und richteten gerade die Maschinenpistolen auf den verdächtigen Bereich, etwa hundert Meter von ihnen entfernt, als ein dunkles Schemen aus dem Dickicht auftauchte. Mit einer geschmeidigen Bewegung sprang der Schatten in das durchscheinende Licht des Blätterdachs und präsentierte sich als prächtige Raubkatze der kleinen Gruppe. Das Fell des Wesens war pechschwarz und schimmerte leicht durch die einfallenden Sonnenstrahlen. Zwei riesige Eckzähne drangen aus den Lefzen des Tieres heraus und ragten noch einige Zentimeter über sein Kinn hinaus. Doch das Bedrohlichste an dieser Raubkatze war ihre Größe. Sie wirkte schon aus der Entfernung riesig, doch ihre wahre Größe war nur noch erschreckend. Mit einem taxierenden Blick schätzte Canola ihre Schulterhöhe auf gut eineinhalb Meter – viel zu groß um in die Maßstäbe einer bekannten Spezies zu passen.
„Was zum Teufel ist das? Ein Panther?“
Die Stimme des Lieutenants klang überraschend gefasst, was vermutlich damit zu tun hatte, dass dieser Panther zur Gänze sein Visier ausfüllte.
„Wohl eher ein Säbelzahnpanther, wenn ich mir die Beißerchen so ansehe. Vermutlich eine mutierte Version der hiesigen Raubkatzen.“
Der Sergeant formulierte seine Sätze genauso ruhig und leise wie der Offizier zuvor, während seine Hände langsam ihren Griff lockerten. Offenbar reichte der Anblick eines Tieres vollkommen aus, um eine Menge Spannung von ihm zu nehmen.
Es war eine bekannte Tatsache, dass auch andere Spezies von der Strahlung von Tag X verändert wurden. Neue Unterarten waren entstanden, bekannte Arten hatten neue Fähigkeiten erhalten und schließlich war es auch relativ häufig vorgekommen, dass sich diverse Tierfamilien zu ihren urzeitlichen Vorfahren zurückentwickelt hatten. Reptilien, die plötzlich wieder angefangen hatten, auf zwei Beinen zu laufen, Wildhunde, die immer mehr die äußerlichen und verhaltenspezifischen Merkmale von Wölfen adaptiert hatten und schließlich die genetische Reinkarnation der Machairodontinae – der Säbelzahnkatzen. Sie konnte sich erinnern, ein solches Tier schon einmal in der Vergangenheit gesehen zu haben. In einem Zoo, nahe ihrer früheren Heimatstadt. Nur damals war es eine Abwandlung des amerikanischen Berglöwen gewesen, der in seiner gigantischen Größe und mit seinen messerscharfen Eckzähnen vor ihr gestanden hatte, nur getrennt von einigen Zentimetern Panzerglas. Sie konnte sich noch exakt an den kalten Schauer erinnern, der ihr damals wie heute über den Rücken gelaufen war, als sich ihr Blick mit der dieser Bestie gekreuzt hatte.
Trotzdem war dieses Wesen nichts weiter als ein Tier.
Und Tiere griffen nicht ohne Grund an. Das war eine weitere Tatsache. Solange sie also ruhig blieben, sich nicht aggressiv verhielten und das Tier nicht reizten, sollte alles gut gehen. Der Säbelzahnpanther würde sein Interesse an den drei Soldaten verlieren und wieder verschwinden.
Diese optimistische Vorstellung hielt sich etwa zehn Sekunden in Canolas Verstand, bevor sie mit Eintreffen der nächsten drei Raubkatzen als vollkommen naiv abgestempelt wurde.
Die schwarzen Raubtiere kamen beinahe zugleich an, allerdings aus vollkommen verschiedenen Richtungen. Zwei von Ihnen tauchten plötzlich auf der Kuppe des Hügels auf, den die drei gerade erklimmen wollten. Ein weiteres Exemplar schlich durch den Schatten eines Fleckchens dichter bewachsenen Waldes hinter dem ersten Panther. Nun waren es bereits vier Raubkatzen, die die Gruppe umkreisten, doch innerhalb von nur zwei Minuten verfünffachte sich ihre Zahl. Aus jeder Himmelsrichtung, beinahe hinter jedem einzelnen Strauch oder Baum schien einer dieser Panther hervorzuspringen. Canola zählte zwanzig von ihnen, als der Lieutenant erneut das Wort ergriff.
„Irgendwie habe ich das dumpfe Gefühl, dass wir ganz oben auf der Menüplanung dieser Dinger stehen. Aber ganz offenbar warten sie noch auf etwas. Wir sollten die Zeit nutzen – Vorschläge?“
Sergeant Sendrik brummte seine Antwort rau, während er den Bewegungen der Tiere mit seiner Waffe folgte. Genauso, wie auch der Lieutenant und mittlerweile auch Canola selbst, die die MP geschultert hatte und mit einem Auge durch das Visier der Waffe eine der fauchenden Geschöpfe beobachtete.
„Wie wäre es, wenn wir eine oder zwei von ihnen erschießen? Normalerweise sollte das ausreichen, um die anderen zu verscheuchen.“
„Oder wir reizen sie damit erst recht.“
„Bei allem nötigen Respekt, Lieutenant, aber ich denke, angreifen werden sie uns so oder so. Wir sollten die Gunst der Stunde ergreifen und…“
„Gibt es noch andere Vorschläge? Private?“
Ein weiteres Mal knurrte der Master Sergeant leise, als ihm der Vorgesetzte das Wort abschnitt. Canola selbst konnte allerdings nur mit den Achseln zucken.
„Ich weiß es nicht, Sir. Vielleicht… vielleicht sollten wir einfach abwarten und zusehen, was sie vorhaben. Vielleicht wollen sie ja nur…“
Und fast so, als ob die Tiere höchstpersönlich diesen Vorschlag abweisen wollten, donnerte ein fauchendes Grollen durch die Luft, als ein wahres Monstrum dieser Säbelzahnkatzen auf der Kuppe des Hügels auftauchte und sein Erscheinen mit einem tiefen Brüllen kundtat. Die Gruppe der drei Soldaten hatte sich noch nicht einmal vollständig zu dem Neuankömmling, einem leicht ergrauten Panther, der mindestens eineinhalb mal größer war, als seine Artgenossen, umgedreht, als dieser bereits mit atemberaubender Geschwindigkeit auf sie zupreschte. Das Tier hatte einige Duzend Meter zu überbrücken, doch tatsächlich war es bereits im Bruchteil weniger Sekunden in Sprungreichweite. Seine muskulösen Hinterbeine drückten sich tief in die weiche Erde, während die klingenartigen Krallen der Vorderpfoten bereits in der Luft auf ihr Ziel ausgerichtet waren.
Der Halsschlagader der jungen Private.
Die leider das Pech hatte, sich am dichtesten zu dem gigantischen Panther aufzuhalten.
Dieses Mal jedoch zündete der rettende Nervenimpuls in ihrem Gehirn und löste die Kaskade von biochemischen Abläufen aus, die binnen weniger Mikrosekunden ihre Muskeln, ihre Sinne und ihren Verstand auf Hochbetrieb beschleunigten.
Und während die Welt um sie herum in triste Grautöne verschwamm, begann das innere Feuer der Geschwindigkeit in ihren Adern zu lodern.
Dieses Mal würde sie nicht im Stress versagen.
Your Turn.