MajinKay
Revelation 6:4
2. Desinformation (9)
ugh. Mein letzter Post war tatsächlich im APRIL? Shame, shame, shame on me... T_T
Abe rich muss ganz ehrlich auch sagen, dass der aktuelle Teil nicht sehr einfach war. Keine Ahnung, warum. Irgendwie wollte der Flow nicht so ganz ^^° Aber in so einem Fall hilft wohl jammern kaum, sondern weiterposten... Also, weiter.
@Puu: Ich finde ebenfalls, dass der Dschungel selbst eine ganz spezielle Faszination ausübt - irgendwo zwischen Mystik und Aberglaube. ^^ Aber warte einfach ab, was sich noch darau entwickeln kann.
@Lynx: Hm, stimmt wohl, allerdings rede ich mich mal darauf, dass es einfach ein älteres Modell ist, wo eben keine Schnellöffnung möglich ist (wie erwähnt). Vermutlich aus dem von dir erwähnten Grund überholt ^^°°°
@Smarti: Wie bereits erwähnt, ja, die wären nur für den Notfall. Die restliche Ausrüstungskisten wurden ja beim Absprung der anderen schön fein säuberlich auf ein paar Quadratkilometer Dschungel verteilt. ^^° Also tatsächlich nur ein Backup-Lager, allerdings gebe ich Lynx in diesen Zusammenhang recht: Wenn es für den Notfall wäre, sollte es wohl auch schneller zu öffnen sein. ^^°
So, jetzt aber wirklich...
Es dauerte nicht lange, bis der junge Soldat vollkommen seit Zeitgefühl in der grünen Hölle verlor. Das grüne Blätterdach verbarg den genauen Stand der Sonne, die in tausenden kleiner Strahlen zu Boden fiel und die Umgebung damit in ein mystisches Bild aus Licht und Schatten tauchte, das dem Grün weitere Tiefe verlieh. Der weiche Boden war immer noch taunass und die Luftfeuchtigkeit selbst musste wohl jenseits der neunzig Prozent liegen. Ein jeder weiterer Schritt verlangte ihm mehr Kraft ab, als er es eigentlich tun sollte. Sein Atem wurde schwerer und einige seiner Bewegungen wurden langsam unvorsichtig und schlampig. Yamato empfand es regelrecht als Erleichterung, als der Offizier, der sich einige Meter vor ihm bewegte, plötzlich in die Hocke ging und die Faust in die Luft streckte.
Das allgemein gültige Signal für Halt.
Doch plötzlich wedelte der Major mit seiner linken Hand und signalisierte dem Soldaten damit, dass er schnellstmöglich hinter einem der dickeren Bäume in Deckung gehen sollte. Langley tat indes dasselbe und rollte sich zur Seite, hinter einem halb vermoderten Baumstumpf. Zwei pechschwarze, funkelnde Augen starrten in Yamatos Richtung, als dieser einen vorsichtigen Blick zur Seite warf und ließen ihn augenblicklich erstarren. Der Ausdruck auf dem Gesicht seines Vorgesetzten war todernst und eisern konzentriert.
Langleys linke Hand fuhr zu seinem Kopf, wo schließlich Zeige- und Mittelfinger hervorschnellten, auf seine beiden Augen wiesen, und schließlich zu einer deutenden Geste in die Richtung jenseits des Baumstumpfes, hinter dem der Major Deckung gesucht hatte. Der Private nickte kurz und ließ seine Blicke beinahe zeitgleich das Gebiet vor ihnen absuchen. Nach allem, was irgendwie verdächtig war.
Doch alles, was seine Augen vernehmen konnten, war Dschungel. Der moosartige Boden, der häufig nur von größeren Pflanzen durchbrochen wurde, deren gigantischen Blätter noch leicht glitzerten. Dicke Bäume und Baumstümpfe, an denen lianenartige Gewächse bis auf das Blätterdach hoch wucherten. Jede Menge Flora, mit einem Wort.
Und zwei Vertreter der Fauna, deren geschmeidige Körper plötzlich aus den Schatten her auftauchten.
Yamato hatte noch nie zwei so Furcht erregende und gleichzeitig wunderschöne Tiere gesehen. Geschmeidige und zugleich absolut muskulöse Körper, die in geduckter Haltung nicht über den Boden gingen, sondern schlichen, den Kopf in Beobachtungsposition, die Ohren gespitzt. Und schließlich Zahnreihen, die einen Menschlichen Schädel wohl mit einem einzigen Biss spalten könnten. Ein dicker Kloß bildete sich in seinem Hals, als er versuchte, seine Blicke wieder von den beiden Raubkatzen abzuwenden und zu dem Major zurückzuleiten. Leicht fiel ihm das nicht gerade.
Langley hatte die Zwischenzeit genutzt, um einen kleinen Spiegel aus einer Tasche an seiner schusssicheren Weste zu holen und damit hinter seinem Versteck hervorzulugen. Seine Mine verfinsterte sich, als er die beiden Wesen sah. Langsam packte er den kleinen Spiegel wieder weg und kreuzte endlich die Blicke mit dem jungen Private. Demonstrativ ging sein Finger an seinen Mund, ehe er einen kontrollierenden Blick auf die MP in seinen Händen warf.
Ein ewiger Moment der angespannten Stille verstrich, ehe der Major schließlich wieder den Augenkontakt mit seinem Soldaten suchte, und ihn mit der rechten Handfläche signalisierte, einfach weiterhin in Deckung zu bleiben.
Diesen Befehl kam der Untergeordnete nur allzu gerne nach. Nicht, dass er irgendwelche moralischen Bedenken dabei hatte, ein wenig Wilderei zu begehen, aber diese Biester waren ihm irgendwie nicht geheuer. Vorsichtig und weiterhin unsichtbar hinter den Bäumen beobachtete er weiter, wie die beiden Säbelzahnpanther langsam und scheinbar ohne Eile ihren Weg kreuzten und nach endlosen zwei Minuten wieder in den Schatten des dichteren Dschungels verschwanden. Ein Seufzen verließ die Lungen des Private, von dem er einen Moment lang überzeugt war, dass es so laut wie eine Detonation gewesen sein musste. Krampfartig hielt er die Luft an und horchte in die Umgebung.
Stille. Eine unnatürliche Stille, die diesen Teil des Urwaldes umgab. Erst jetzt bemerkte er eine Tatsache, die ihn schon längst auffallen hätte können. Abgesehen von diesen beiden Raubkatzen waren sie noch keinem einzigen Tier begegnet. Warum nicht? Dies war doch ein Urwald? Müsste es nicht zumindest ein paar Affen oder Vögel geben?
Ein weiteres Handzeichen des Majors riss Yamato aus seinem inneren Monolog. Eindeutig wies er ihn an, zu ihm aufzuschließen. In einer geschickten Bewegung ging der Private in eine gebückte Körperhaltung, wirbelte aus seinem Versteck heraus und war binnen weniger Sekunden ebenfalls an dem Baumstumpf angekommen.
„Was hat an der Szene nicht gestimmt, Private?“
„Sir…?“
„Sag bloß, dir ist nichts aufgefallen?“
„Sie haben sich seltsam bewegt, Sir.“
Er war sich nicht sicher, ob er damit wirklich ausdrücken konnte, was er tatsächlich gesehen hatte, aber offenbar hatte Langley verstanden, auf was er hinaus wollte. Zustimmend nickte er und drückte sich langsam wieder von dem baumstumpf weg, während er in seinen Taschen kramte.
„Exakt, Private. Sie waren zu zweit, aggressive Körperhaltung, kaum gedeckt, eineinhalb Körperlängen Abstand. Jeweils abwechselnd ihre Umgebung nach links und rechts absuchend. Also entweder haben diese Katzen eine sehr interessante Jagdtechnik entwickelt, oder wir sind gerade in eine verdammte Patrouille gelaufen.“
Der dicke Kloß im Hals des Soldaten wurde immer schwerer.
„Aber Sir, das waren Wildtiere.“
Langley schien einen Moment über die verwirrte Feststellung des Soldaten nachzudenken, ehe er diesen mit einem todernsten Gesichtsausdruck eine kleine, schwarze Metalldose in die Hand drückte.
„In diesem Fall haben wir vermutlich ein größeres Problem, als wir anfangs dachten. Schmier dich damit ein und lass alle fünfhundert Meter eine kleine Briese fallen.“
Yamato öffnete die Dose und betrachtete kurz den Inhalt, der sich als schwarzes Pulver herausstellte. Einen vorsichtigen Geruchstest bereute er im nächsten Moment wieder, als ihm die Tränen in die Augen schossen.
„Pfeffer, Sir?“
„Cayenne Pfeffer, um genau zu sein. Primitiv, aber wirkungsvoll. Wir hatten verdammtes Glück mit dem Gegenwind, doch das kann sich schnell ändern. Besser, wir hinterlassen keine allzu deutliche Fährte. Und jetzt Abmarsch!“
*
Die folgende Stunde wurde zu einer nervlichen Zerreißprobe für den jungen Soldaten. Neben dem schwierigen Gelände, das ihn immer mehr und mehr auslaugte, gesellten sich in regelmäßigen Abständen weitere der Raubkatzen hinzu, die beinahe schon in konzentrischen Kreisen ihre Spaziergänge zu absolvieren schienen. Schon nach dem dritten Zusammentreffen, welches Langley nur mehr im letzten Moment damit entschärfen konnte, dass er Yamato regelrecht auf einen der umgebenden Bäume hoch zerrte, war dem einfachen Soldaten nicht nur klar geworden, dass ein Vorgesetzter absolut recht hatte, sondern, dass dieser wohl schon öfters in einer vergleichbaren Situation gewesen sein dürfte.
Zumindest benahm sich Langley so. Seine Bewegungen, sein vorausschauendes Verhalten – er verhielt sich fast so, als würden sie sich nicht in einem Dschungel am anderen Ende der Welt befinden, sondern in dem Vorgarten des Majors, der diesen in- und auswendig kannte. Es war beeindruckend.
Eine weitere Stunde verging und das Restlicht, das die großen Blätter der gigantischen Bäume durchschien, wurde immer schwächer. Yamato war sich nicht sicher, wie lange es noch dauern würde, bis schließlich die langen und pechschwarzen Schatten überhand nehmen würden und die vollständige Finsternis über diesen Teil des Waldes kam. Aber er war sich ziemlich sicher, dass er nicht unbedingt gerne bei Dunkelheit weiter in dieser grünen Hölle unterwegs sein würde. Und ganz offenbar dachte Langley genauso. Zumindest empfand es der Private als absolute Beruhigung, als der Major an einer kleineren Lichtung das Zeichen zum Halten gab.
„Langsam wird es interessant.“
Langleys Kommentar kam ein wenig unerwartet.
„Was wird interessant, Sir?“
Ohne direkt auf die Frage einzugehen, holte Langley die Karte der Umgebung aus seinem Rucksack, faltete sie ab und zeigte auf eine rote Markierung in deren Mitte.
„Das ist der Treffpunkt, an den wir den Rest vom Team treffen. Lynx, Canola und Sendrik sind etwa hier abgesprungen, etwa sechs Meilen vom Treffpunkt entfernt. Wenn sie nicht auf große Komplikationen gestoßen sind, dürften sie den Treffpunkt etwa vor 30 Minuten erreicht haben. Wir hingegen sind etwa hier runtergekommen.“
Langleys Finger tippte dabei an eine Stelle, die beinahe doppelt so weit von der roten Markierung entfernt war, als die Erste. Yamato brauchte keine Sekunde, um Eins und Eins zusammenzuzählen.
„Also werden wir den Treffpunkt erst in der Nacht erreichen?“
Ein ernstes Nicken war Antwort genug.
„So sieht es aus – allerdings ist das ein Problem. Mit unseren Nachtsichtgeräten können wir uns zwar im Dunklen bewegen, aber unser Gesichtsfeld ist beschränkt. Wir könnten ohne Vorwarnung in eine diese Patrouille hineinlaufen.“
„Also schlagen wir hier ein Camp auf?“
„Negativ. Der Pfeffer hat das Spurenlesen zwar schwerer gemacht, aber nicht unmöglich. Mit dem richtigen Wind ist es kein Problem, uns trotz alledem zu folgen. Nein, wir müssen in Bewegung bleiben. Allerdings können wir uns einen kleinen Bonus verschaffen, indem wir Verstärkung herrufen… Denn eigentlich dürften wir langsam in der Sendeleistung unserer Kommunikatoren sein.“
Mit diesen Worten fasste der Major auch schon auf einen versteckten Schalter an seiner Brille und sprach in das kleine Mikrofon, das aus dem Bügel ausklappte.
„Dagger Zero an Dagger Two. Sendrik, kannst du mich hören?“
Die versteinerte Miene des Majors sprach Bände darüber, was er auf dem Funkkanal vernehmen konnte. Selbst Yamato konnte in eineinhalb Metern Abstand das statische Rauschen hören.
„Verdammt, John, ich weiß, dass du mich hören kannst. Spiel keine Spielchen!“
Der Private wusste nicht so Recht, was er mit dem plötzlich aggressiveren Ton seines vorgesetzten anfangen sollte, bis schließlich ein tiefes Brummen von dem Kommunikator kam, das eindeutig mehr als ein reines Rauschen war. Verstehen konnte er allerdings kein Wort.
„Gut zu hören. Hast du unsere Position angepeilt…? Exakt. Dann begib dich auf den Weg hierher, wir werden einen Führer brauchen… ETA…? Na, das hört sich doch gut an. Dagger Zero, out.“
Ein ratloses Gesicht starrte dem Offizier entgegen, der das Mikrofon wieder in den Bügel der Brille klappte, und abermals seine Waffe kontrollierte.
„Der Sergeant wird in wenigen Minuten hier sein.“
„Sir, sagten sie nicht, dass sich der Rest vom Team bereits beim Treffpunkt befinden sollte?“
„Oh, das tun sie auch.“
„Aber…?“
„Lass mich es versuchen zu erklären, Private. Unter normalen Umständen würde ich sagen, dass Private Canola vermutlich die schnellste Person auf unseren Planeten ist. Ihre Fähigkeiten und ihr Tempo sind bis jetzt noch nicht offiziell übertroffen worden. Unter den richtigen Bedingungen allerdings denke ich, dass sie ein jedes Wettrennen gegen Sergeant Sendrik verlieren würde.“
Tempo. Ja, er erinnerte sich an die erste Begegnung mit der anderen Soldatin, in dem Hangar. Sie hatte ihre Kräfte da wohl eindeutig zur Schau gestellt. Aber der Master Sergeant – der wandelnde Schatten? Er hatte sich während des Fluges nur wenige Male getraut, ihn direkt anzusehen. Ähnlich wie die pechschwarzen Augen des Majors war dessen gesamtes Erscheinungsbild erschreckend. Grotesk, um es genau auszudrücken. Wenn dessen Fähigkeiten ähnlich ausfallen würden – zu was war dieser Schatten dann wohl fähig?
Fast so, als hätte Langley die Gedanken des jungen Soldaten gelesen, fuhr er fort.
„Von all den Superiors und Telepathen der Organisation ist John Sendrik wohl ohne Zweifel… einzigartig.“
Und wie aufs Stichwort antwortete eine weitere dunkle Stimme, die sich aus dem Schatten eines nahe gelegenen Baumes materrealisierte. Zusammen mit einem Körper aus purer Finsternis, der Yamato einen eiskalten Schauer über den Rücken jagte.
„Bekomm’ ich das auch schriftlich von dir? Macht sich sicher wunderbar in meiner Akte.“
Ein grelles Augenpaar und eine Reihe blitzender Zähne funkelten ihnen entgegen, während sie der Master Sergeant mit einer flüchtigen Geste begrüßte.
ugh. Mein letzter Post war tatsächlich im APRIL? Shame, shame, shame on me... T_T
Abe rich muss ganz ehrlich auch sagen, dass der aktuelle Teil nicht sehr einfach war. Keine Ahnung, warum. Irgendwie wollte der Flow nicht so ganz ^^° Aber in so einem Fall hilft wohl jammern kaum, sondern weiterposten... Also, weiter.
@Puu: Ich finde ebenfalls, dass der Dschungel selbst eine ganz spezielle Faszination ausübt - irgendwo zwischen Mystik und Aberglaube. ^^ Aber warte einfach ab, was sich noch darau entwickeln kann.

@Lynx: Hm, stimmt wohl, allerdings rede ich mich mal darauf, dass es einfach ein älteres Modell ist, wo eben keine Schnellöffnung möglich ist (wie erwähnt). Vermutlich aus dem von dir erwähnten Grund überholt ^^°°°
@Smarti: Wie bereits erwähnt, ja, die wären nur für den Notfall. Die restliche Ausrüstungskisten wurden ja beim Absprung der anderen schön fein säuberlich auf ein paar Quadratkilometer Dschungel verteilt. ^^° Also tatsächlich nur ein Backup-Lager, allerdings gebe ich Lynx in diesen Zusammenhang recht: Wenn es für den Notfall wäre, sollte es wohl auch schneller zu öffnen sein. ^^°
So, jetzt aber wirklich...
Es dauerte nicht lange, bis der junge Soldat vollkommen seit Zeitgefühl in der grünen Hölle verlor. Das grüne Blätterdach verbarg den genauen Stand der Sonne, die in tausenden kleiner Strahlen zu Boden fiel und die Umgebung damit in ein mystisches Bild aus Licht und Schatten tauchte, das dem Grün weitere Tiefe verlieh. Der weiche Boden war immer noch taunass und die Luftfeuchtigkeit selbst musste wohl jenseits der neunzig Prozent liegen. Ein jeder weiterer Schritt verlangte ihm mehr Kraft ab, als er es eigentlich tun sollte. Sein Atem wurde schwerer und einige seiner Bewegungen wurden langsam unvorsichtig und schlampig. Yamato empfand es regelrecht als Erleichterung, als der Offizier, der sich einige Meter vor ihm bewegte, plötzlich in die Hocke ging und die Faust in die Luft streckte.
Das allgemein gültige Signal für Halt.
Doch plötzlich wedelte der Major mit seiner linken Hand und signalisierte dem Soldaten damit, dass er schnellstmöglich hinter einem der dickeren Bäume in Deckung gehen sollte. Langley tat indes dasselbe und rollte sich zur Seite, hinter einem halb vermoderten Baumstumpf. Zwei pechschwarze, funkelnde Augen starrten in Yamatos Richtung, als dieser einen vorsichtigen Blick zur Seite warf und ließen ihn augenblicklich erstarren. Der Ausdruck auf dem Gesicht seines Vorgesetzten war todernst und eisern konzentriert.
Langleys linke Hand fuhr zu seinem Kopf, wo schließlich Zeige- und Mittelfinger hervorschnellten, auf seine beiden Augen wiesen, und schließlich zu einer deutenden Geste in die Richtung jenseits des Baumstumpfes, hinter dem der Major Deckung gesucht hatte. Der Private nickte kurz und ließ seine Blicke beinahe zeitgleich das Gebiet vor ihnen absuchen. Nach allem, was irgendwie verdächtig war.
Doch alles, was seine Augen vernehmen konnten, war Dschungel. Der moosartige Boden, der häufig nur von größeren Pflanzen durchbrochen wurde, deren gigantischen Blätter noch leicht glitzerten. Dicke Bäume und Baumstümpfe, an denen lianenartige Gewächse bis auf das Blätterdach hoch wucherten. Jede Menge Flora, mit einem Wort.
Und zwei Vertreter der Fauna, deren geschmeidige Körper plötzlich aus den Schatten her auftauchten.
Yamato hatte noch nie zwei so Furcht erregende und gleichzeitig wunderschöne Tiere gesehen. Geschmeidige und zugleich absolut muskulöse Körper, die in geduckter Haltung nicht über den Boden gingen, sondern schlichen, den Kopf in Beobachtungsposition, die Ohren gespitzt. Und schließlich Zahnreihen, die einen Menschlichen Schädel wohl mit einem einzigen Biss spalten könnten. Ein dicker Kloß bildete sich in seinem Hals, als er versuchte, seine Blicke wieder von den beiden Raubkatzen abzuwenden und zu dem Major zurückzuleiten. Leicht fiel ihm das nicht gerade.
Langley hatte die Zwischenzeit genutzt, um einen kleinen Spiegel aus einer Tasche an seiner schusssicheren Weste zu holen und damit hinter seinem Versteck hervorzulugen. Seine Mine verfinsterte sich, als er die beiden Wesen sah. Langsam packte er den kleinen Spiegel wieder weg und kreuzte endlich die Blicke mit dem jungen Private. Demonstrativ ging sein Finger an seinen Mund, ehe er einen kontrollierenden Blick auf die MP in seinen Händen warf.
Ein ewiger Moment der angespannten Stille verstrich, ehe der Major schließlich wieder den Augenkontakt mit seinem Soldaten suchte, und ihn mit der rechten Handfläche signalisierte, einfach weiterhin in Deckung zu bleiben.
Diesen Befehl kam der Untergeordnete nur allzu gerne nach. Nicht, dass er irgendwelche moralischen Bedenken dabei hatte, ein wenig Wilderei zu begehen, aber diese Biester waren ihm irgendwie nicht geheuer. Vorsichtig und weiterhin unsichtbar hinter den Bäumen beobachtete er weiter, wie die beiden Säbelzahnpanther langsam und scheinbar ohne Eile ihren Weg kreuzten und nach endlosen zwei Minuten wieder in den Schatten des dichteren Dschungels verschwanden. Ein Seufzen verließ die Lungen des Private, von dem er einen Moment lang überzeugt war, dass es so laut wie eine Detonation gewesen sein musste. Krampfartig hielt er die Luft an und horchte in die Umgebung.
Stille. Eine unnatürliche Stille, die diesen Teil des Urwaldes umgab. Erst jetzt bemerkte er eine Tatsache, die ihn schon längst auffallen hätte können. Abgesehen von diesen beiden Raubkatzen waren sie noch keinem einzigen Tier begegnet. Warum nicht? Dies war doch ein Urwald? Müsste es nicht zumindest ein paar Affen oder Vögel geben?
Ein weiteres Handzeichen des Majors riss Yamato aus seinem inneren Monolog. Eindeutig wies er ihn an, zu ihm aufzuschließen. In einer geschickten Bewegung ging der Private in eine gebückte Körperhaltung, wirbelte aus seinem Versteck heraus und war binnen weniger Sekunden ebenfalls an dem Baumstumpf angekommen.
„Was hat an der Szene nicht gestimmt, Private?“
„Sir…?“
„Sag bloß, dir ist nichts aufgefallen?“
„Sie haben sich seltsam bewegt, Sir.“
Er war sich nicht sicher, ob er damit wirklich ausdrücken konnte, was er tatsächlich gesehen hatte, aber offenbar hatte Langley verstanden, auf was er hinaus wollte. Zustimmend nickte er und drückte sich langsam wieder von dem baumstumpf weg, während er in seinen Taschen kramte.
„Exakt, Private. Sie waren zu zweit, aggressive Körperhaltung, kaum gedeckt, eineinhalb Körperlängen Abstand. Jeweils abwechselnd ihre Umgebung nach links und rechts absuchend. Also entweder haben diese Katzen eine sehr interessante Jagdtechnik entwickelt, oder wir sind gerade in eine verdammte Patrouille gelaufen.“
Der dicke Kloß im Hals des Soldaten wurde immer schwerer.
„Aber Sir, das waren Wildtiere.“
Langley schien einen Moment über die verwirrte Feststellung des Soldaten nachzudenken, ehe er diesen mit einem todernsten Gesichtsausdruck eine kleine, schwarze Metalldose in die Hand drückte.
„In diesem Fall haben wir vermutlich ein größeres Problem, als wir anfangs dachten. Schmier dich damit ein und lass alle fünfhundert Meter eine kleine Briese fallen.“
Yamato öffnete die Dose und betrachtete kurz den Inhalt, der sich als schwarzes Pulver herausstellte. Einen vorsichtigen Geruchstest bereute er im nächsten Moment wieder, als ihm die Tränen in die Augen schossen.
„Pfeffer, Sir?“
„Cayenne Pfeffer, um genau zu sein. Primitiv, aber wirkungsvoll. Wir hatten verdammtes Glück mit dem Gegenwind, doch das kann sich schnell ändern. Besser, wir hinterlassen keine allzu deutliche Fährte. Und jetzt Abmarsch!“
*
Die folgende Stunde wurde zu einer nervlichen Zerreißprobe für den jungen Soldaten. Neben dem schwierigen Gelände, das ihn immer mehr und mehr auslaugte, gesellten sich in regelmäßigen Abständen weitere der Raubkatzen hinzu, die beinahe schon in konzentrischen Kreisen ihre Spaziergänge zu absolvieren schienen. Schon nach dem dritten Zusammentreffen, welches Langley nur mehr im letzten Moment damit entschärfen konnte, dass er Yamato regelrecht auf einen der umgebenden Bäume hoch zerrte, war dem einfachen Soldaten nicht nur klar geworden, dass ein Vorgesetzter absolut recht hatte, sondern, dass dieser wohl schon öfters in einer vergleichbaren Situation gewesen sein dürfte.
Zumindest benahm sich Langley so. Seine Bewegungen, sein vorausschauendes Verhalten – er verhielt sich fast so, als würden sie sich nicht in einem Dschungel am anderen Ende der Welt befinden, sondern in dem Vorgarten des Majors, der diesen in- und auswendig kannte. Es war beeindruckend.
Eine weitere Stunde verging und das Restlicht, das die großen Blätter der gigantischen Bäume durchschien, wurde immer schwächer. Yamato war sich nicht sicher, wie lange es noch dauern würde, bis schließlich die langen und pechschwarzen Schatten überhand nehmen würden und die vollständige Finsternis über diesen Teil des Waldes kam. Aber er war sich ziemlich sicher, dass er nicht unbedingt gerne bei Dunkelheit weiter in dieser grünen Hölle unterwegs sein würde. Und ganz offenbar dachte Langley genauso. Zumindest empfand es der Private als absolute Beruhigung, als der Major an einer kleineren Lichtung das Zeichen zum Halten gab.
„Langsam wird es interessant.“
Langleys Kommentar kam ein wenig unerwartet.
„Was wird interessant, Sir?“
Ohne direkt auf die Frage einzugehen, holte Langley die Karte der Umgebung aus seinem Rucksack, faltete sie ab und zeigte auf eine rote Markierung in deren Mitte.
„Das ist der Treffpunkt, an den wir den Rest vom Team treffen. Lynx, Canola und Sendrik sind etwa hier abgesprungen, etwa sechs Meilen vom Treffpunkt entfernt. Wenn sie nicht auf große Komplikationen gestoßen sind, dürften sie den Treffpunkt etwa vor 30 Minuten erreicht haben. Wir hingegen sind etwa hier runtergekommen.“
Langleys Finger tippte dabei an eine Stelle, die beinahe doppelt so weit von der roten Markierung entfernt war, als die Erste. Yamato brauchte keine Sekunde, um Eins und Eins zusammenzuzählen.
„Also werden wir den Treffpunkt erst in der Nacht erreichen?“
Ein ernstes Nicken war Antwort genug.
„So sieht es aus – allerdings ist das ein Problem. Mit unseren Nachtsichtgeräten können wir uns zwar im Dunklen bewegen, aber unser Gesichtsfeld ist beschränkt. Wir könnten ohne Vorwarnung in eine diese Patrouille hineinlaufen.“
„Also schlagen wir hier ein Camp auf?“
„Negativ. Der Pfeffer hat das Spurenlesen zwar schwerer gemacht, aber nicht unmöglich. Mit dem richtigen Wind ist es kein Problem, uns trotz alledem zu folgen. Nein, wir müssen in Bewegung bleiben. Allerdings können wir uns einen kleinen Bonus verschaffen, indem wir Verstärkung herrufen… Denn eigentlich dürften wir langsam in der Sendeleistung unserer Kommunikatoren sein.“
Mit diesen Worten fasste der Major auch schon auf einen versteckten Schalter an seiner Brille und sprach in das kleine Mikrofon, das aus dem Bügel ausklappte.
„Dagger Zero an Dagger Two. Sendrik, kannst du mich hören?“
Die versteinerte Miene des Majors sprach Bände darüber, was er auf dem Funkkanal vernehmen konnte. Selbst Yamato konnte in eineinhalb Metern Abstand das statische Rauschen hören.
„Verdammt, John, ich weiß, dass du mich hören kannst. Spiel keine Spielchen!“
Der Private wusste nicht so Recht, was er mit dem plötzlich aggressiveren Ton seines vorgesetzten anfangen sollte, bis schließlich ein tiefes Brummen von dem Kommunikator kam, das eindeutig mehr als ein reines Rauschen war. Verstehen konnte er allerdings kein Wort.
„Gut zu hören. Hast du unsere Position angepeilt…? Exakt. Dann begib dich auf den Weg hierher, wir werden einen Führer brauchen… ETA…? Na, das hört sich doch gut an. Dagger Zero, out.“
Ein ratloses Gesicht starrte dem Offizier entgegen, der das Mikrofon wieder in den Bügel der Brille klappte, und abermals seine Waffe kontrollierte.
„Der Sergeant wird in wenigen Minuten hier sein.“
„Sir, sagten sie nicht, dass sich der Rest vom Team bereits beim Treffpunkt befinden sollte?“
„Oh, das tun sie auch.“
„Aber…?“
„Lass mich es versuchen zu erklären, Private. Unter normalen Umständen würde ich sagen, dass Private Canola vermutlich die schnellste Person auf unseren Planeten ist. Ihre Fähigkeiten und ihr Tempo sind bis jetzt noch nicht offiziell übertroffen worden. Unter den richtigen Bedingungen allerdings denke ich, dass sie ein jedes Wettrennen gegen Sergeant Sendrik verlieren würde.“
Tempo. Ja, er erinnerte sich an die erste Begegnung mit der anderen Soldatin, in dem Hangar. Sie hatte ihre Kräfte da wohl eindeutig zur Schau gestellt. Aber der Master Sergeant – der wandelnde Schatten? Er hatte sich während des Fluges nur wenige Male getraut, ihn direkt anzusehen. Ähnlich wie die pechschwarzen Augen des Majors war dessen gesamtes Erscheinungsbild erschreckend. Grotesk, um es genau auszudrücken. Wenn dessen Fähigkeiten ähnlich ausfallen würden – zu was war dieser Schatten dann wohl fähig?
Fast so, als hätte Langley die Gedanken des jungen Soldaten gelesen, fuhr er fort.
„Von all den Superiors und Telepathen der Organisation ist John Sendrik wohl ohne Zweifel… einzigartig.“
Und wie aufs Stichwort antwortete eine weitere dunkle Stimme, die sich aus dem Schatten eines nahe gelegenen Baumes materrealisierte. Zusammen mit einem Körper aus purer Finsternis, der Yamato einen eiskalten Schauer über den Rücken jagte.
„Bekomm’ ich das auch schriftlich von dir? Macht sich sicher wunderbar in meiner Akte.“
Ein grelles Augenpaar und eine Reihe blitzender Zähne funkelten ihnen entgegen, während sie der Master Sergeant mit einer flüchtigen Geste begrüßte.