Dank an die (wenigen) Kommentierenden

Im folgenden Teil kommt in der Mitte ein ziemlicher herber Bruch, aber wenn ich nur den ersten Abschnitt nehme, wär es etwas kurz.
BTW: In dem Teil kommt nun meine wenig originelle Erklärung zu dem von Shan angesprochenen Epaphos-Phänomen
Kapitel 2 - Teil 6
Io erschrak, als plötzlich der junge Mann hinter ihr stand, der sich ihr einst als Zeus vorgestellt hatte. Sie wollte fliehen, doch ihre Kräfte waren zu erschöpft. So blieb sie einfach stehen und sah den Gott ängstlich an.
Dieser lächelte sanft und strich der Kuh dann zärtlich über den Rücken. Das Tier schrumpfte, das Haar fiel ihm aus, sein Körper verformte sich, bis schließlich eine junge, hübsche Frau im Sand kniete.
Io starrte ungläubig auf ihre Hände, die sie nun wieder besaß. Kleine Tränen der Freude stahlen sich in ihre Augen. Ihr Dasein als Kuh war furchtbar gewesen und sie war unglaublich froh, wieder ein Mensch zu sein.
Nachdem sie eine Weile so verharrt war, erhob sie sich und dankte Zeus für ihre Rückverwandlung.
„Du stehst nicht in meiner Schuld“, entgegnete dieser, „und es ist nun an der Zeit, mich von dir zu verabschieden.“ Mit diesen Worten umarmte der Gott das Mädchen und küsste es kurz. Erstaunt blieb Io zurück, als sich Zeus vor ihren Augen in Luft auflöste.
Seit Wochen war Io mit mehreren Dutzend Soldaten unterwegs. Der Durst zehrte nach den langen Reisen durch die Wüste an ihr, aber sie mussten weiter, konnten nicht zurück. Zu viel stand auf dem Spiel.
Io erinnerte sich gut an ihre Verwunderung damals, als ein unglaubliches Ereignis dem anderen gefolgt war. Kurz nach ihrer Verwandlung in einen Menschen hatte sie mehrere Einheimische getroffen, die ihre Begegnung mit dem Gott beobachtet hatten. Sie hatten sich vor ihr in den Staub geworfen und sie angebetet.
Ehe Io verstanden hatte, was mit ihr geschah, war sie zur Herrscherin des Landes geworden. Und nur einige Tage nach ihrer Inthronisierung war festgestellt worden, dass sie schwanger war. Zuerst hatte sich die Jungfrau dies nicht erklären können, aber dann war es ihr wie Schuppen von den Augen gefallen: Das Kind war von Zeus. Eine einzige intime Berührung hatte ihm ausgereicht, um Leben in ihr zu schaffen.
Und genau dieses Kind, ihr Sohn Epaphos, war nun in Gefahr. Ein kriegerischer Volksstamm, die Kureten, hatten ihn entführt. Im Traum hatte Zeus Io verraten, dass Hera hinter alledem steckte; sie wollte sowohl ihren Gatten als auch Io mit dem Verlust ihres Sohnes bestrafen.
Aber Io war überzeugt davon, dass Zeus dies nicht zulassen würde.
„Feind in Sicht!“ Der Späher hatte Krieger der Kureten gesichtet. Die Zeit der Schlacht war gekommen.
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@Epaphos: In der Schwab-Fassung steht nämlich nur, dass Io zurückverwandelt wird und Zeus dann ein Kind gebärt - wie das gehen kann, zumal Zeus Hera versprochen hat, nichts mit Io anzufangen, verschweigt er lieber
