Mika-chan`
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Ich brauche keine Beschreibung. Die Begriffe gut und schlecht sind so allgemein, dass die nur sehr schwer beschrieben werden können. Aber sie sind uns, in gewisser Weise, in fleisch und Blut übergegangen. Jeder, der handeln, sprechen oder denken kann, der weiß in etwa, wie das, was er da tut, gut getan wird, sonst ist er nicht autonom und hat keine Kontrolle über seien Entscheidungen und Handlungen. <- das ist sozusagen die Kurzfassung meiner Einsicht in das Gute. Diese kann ich anderen vorführen und erklären. Diese können sie vielleicht verstehen, sich meine Argumentation selbst vorführen.Wieso brauchst du eine Beschreibung von dem, was gut ist? Jeder Mensch kann Gut von Böse unterscheiden und zwar deshalb, weil unsere ersten Eltern, Adam und Eva von der Frucht des Baumes der Erkenntnis von Gut und Böse gegessen haben. Diese Fähigkeit haben sie an uns, ihre Nachkommen weitervererbt.
Deine Erklärung, über Adam und Eva, mag vielleicht eine Metapher sein. Eine Erklärung ist es nur für diejenigen, welche sich schon zur Bibel und zu Gott bekannt haben. Und selbst dann bleibt es eine sehr schwache Erklärung. Baum der Erkenntnis? Was soll das denn sein? Vielleicht sagt euch Mormonen dieser Hinweis mehr als mir, vielleicht ist man in eurer Gemeinschaft damit zufrieden. Die Frage ist, warum ich es einsehen soll. Warum soll jemand, der nicht glaubt, glauben? Warum soll ich mich irgendeinem Gott zuwenden, den ich nicht als meinen erkannt habe? Warum repräsentieren die Mormonen die unverfälschte Lehre?
Jeder Mensch hat die Freiheit, entweder das Gute oder das Böse zu wählen. Diese Entscheidungsfreiheit ist Gott heilig. Er untergräbt sie niemals. Auch zwingt er niemanden, gut zu sein. Zwang ist die Methode des Widersachers.
Ich würde gerne früher wählen. Ich will will selbst entscheiden können, ob Gottes Gesetze für mich gelten. Nicht nur, ob ich sie befolge, sondern ob sie in irgendeiner Weise für mein Handeln und Denken eine Rolle spielen. Ich würde "gut" und "böse" gerne mit anderem Inhalt füllen als Gott es tut. Ist das erlaubt?
Meine Gesetze, damit meinte ich, dass ich meine Gesetze als Vernunftwesen befolge, nicht irgendwelche beliebigen Festlegungen, die mir gerade einfallen. Diese Gesetze entsprechen größtenteils den Gesetzen meines Landes, welches sicher zum Teil mein selbst ausmacht. Diese Gesetze würden wahrscheinlich auch meinem Glauben entsprechen, wenn ich einen hätte. Aber ich habe keinen, habe keine Religion, in welcher ich mich wieder finden kann. Warum sollte ich diesen Schritt tun? Warum mich irgendwelchen Geboten, Vorstellungen und Gesetzen unetrwerfen, die von außen an mich herangetragen werden? Diesen Schritt kann ich nie aus Überzeugung tun. Mir begegnen dabei nur Dogmen und Gebote, fremde Gebote. So gesehen kann ich mich nicht einmal freiwillig einem Gott zu wenden, es wäre nur ein Akt der Willkür, eine Laune. Ich könnte nicht einmal sagen, was mich dazu getrieben hätte. Ist es das, was Gott will?Jeder Mensch hat natürlich das Recht, nach seinen eigenen Gesetzen zu handeln. Ob er damit weit kommt, ist eine andere Frage. Wenn meine eigenen Gesetze denen meines Landes zuwieder sind, angenommen, ich würde Stehlen ganz in Ordnung finden, dann lande ich früher oder später im Gefängnis. Und so ist es auch mit Gottes Gesetzen. Wenn wir nicht nach ihnen leben, gelangen wir auch nicht in Gottes Gegenwart, nach der Auferstehung. Wir leben dann woanders, da, wo Gott nicht hin kommt.
Ich sehe sie nicht ein und zwar gerade darum, weil sie mir als Gottes Gesetze präsentiert werden. Warum hat er sie so festgelegt, wie sie geschrieben stehen? Die Standartbegründung dafür (ich weiß nicht, ob das bei den Mormonen auch so ist) lautet: Weil Gott es so will, seine Wege sind unergründlich. Um sie zu meinen Gesetzen zu machen, muss mir aber Einsicht gewährt werden. Dort, wo ich mich nicht richtig zurechtifnden kann, dort bin ich am wenigsten ich selbst als autonomes Wesen.Ich bin auch jemand, der nur befolgt, was er einsieht. Aber Gottes Gesetze sehe ich ein und deshalb habe ich beschlossen, sie freiwillig zu befolgen. Ich habe nämlich vor, nach der Auferstehung in Gottes Gegenwart zu leben.
Ich weiß nicht, ob nach dem Tod noch etwas kommt. Jedenfalls lebe ich nicht danach. Ich bin in dieser Hinsicht völlig ohne Hoffnung auf ein Leben nach dem Tod, Absolution und Paradies, aber kein bißchen verzweifelt. In das Jenseits, das Leben nach dem Tod, dorthin reicht mein Denken nicht, dort habe ich nichts verloren. Das einzige, was ich tun kann, ist ein gutes Leben zu führen und es so weit wie möglich zu meinem Leben zu machen, d.h. mich um Überzeugung bemühen und danach Handeln.
Das ist hört sich nach einer guten Stelle an, die meiner Forderung nach Einsicht Rechnung trägt. Doch wie geht diese Prüfung im Herzen vor sich? Woher weiß ich, dass Gott antwortet und nicht ein anderer? Ich habe noch nie mit Gott gesprochen, nur mit Menschen.Es gibt außer der Bibel noch eine andere Heilige Schrift: Das Buch Mormon. Darin gibt es eine Schriftstelle (Moroni 10:4), die besagt, dass wir im Herzen über das Gelesene nachdenken sollen und dann Gott fragen, ob es wahr ist. Es wird von uns nicht verlangt, kritiklos zu glauben.
Was bedeutet es, im Herzen rein zu sein? Es bedeutet, dass man ohne Sünde ist, wie Jesus Christus. Außer ihm gibt es aber niemanden, der ohne Sünde ist, das haben wir auch von Adam und Eva geerbt. Deshalb hat Christus für uns das Sühnopfer gebracht, so dass wir, wenn wir es annehmen, wieder rein werden können. Durch die Taufe mit der richtigen Vollmacht werden unsere Sünden abgewaschen und wir sind wieder rein und heilig wie ein neugeborenes Kind. Ich habe es selbst erlebt. Das Gefühl ist herrlich, unbeschreiblich, man kann wieder ganz von vorne anfangen und versuchen, ein Leben ohne Sünde zu führen.
Lieben Gruß
Susanne Fachinger![]()
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Ja, wir werden immer wieder Fehler machen, egal, wie sehr wir uns bemühen. Ich glaube, das ist das, was die Kirche "Erbsünde" nennt. Aber ich übertrage niemandem pauschal die Vollmacht, meine Sünden zu vergeben. Keinem Priester, noch nicht einmal Gott selbst. Wann eine Schuld verziehen werden kann, das ist eine schwere Frage und ist von Fall zu Fall verschieden. Verzeihen kann man sich selbst, wenn man genug gelitten hat. Oder andere Personen können einem verzeihen, wenn man bei ihnen in der Schuld steht. Das ist eine Sache zwischen Menschen, nicht zwischen Menschen und einer höheren, göttlichen Macht.
Trotz unserer völlig konträren Ansichten, liebe Grüße an dich und alle anderen.