@2.Golden_Dragon: Na, da freu ich mich dann auf deine Meinung

@AS: Er ist nachts wehrlos, weil er - schläft

Ich meine, wenn der sich da irgendwo auf den Weg liegt, ein Dämon kommt zufällig vorbei, haut ein paar mal druff und ehe Lynx wach wird, isses schon zu spät

@Videl: Insgesamt ist etwa ein Monat vergangen, ist jetzt Anfang Frühling
Und nen neuen Teil gibt's auch noch, sogar nen etwas längeren, freuet euch!
KAPITEL 4 "DIE WAHRSAGERIN" - TEIL 1
Nach vielen Nächten in Höhlen und unter freiem Himmel erschien Lynx das Haus fast pompös. Es bestand aus Stein, wie das, in dem er einst mit seinen Eltern gewohnt hatte.
Er musste einmal um das Gebäude herumgehen, um die Tür zu finden, deren weißes, etwas vermodertes Holz sich kaum von den weißen Steinen der Wand abhob. Er klopfte vorsichtig an. Nichts tat sich.
Er klopfte noch einmal, lauter. Ein drittes, ein viertes Mal. Als auch beim fünften Versuch keine Reaktion eintrat, drückte er langsam und instinktiv leise die Türklinke herunter und bemerkte, dass nicht abgeschlossen war.
Behutsam betrat er das Haus. Im Kamin brannte ein kleines, wärmendes Feuer. Auf dem hölzernen Tisch, der in der Mitte des Raumes stand, befand sich eine Vase mit leicht verwelkten Blumen.
„Hallo?“ flüsterte er leise. Er zuckte zusammen, als ihm eine Stimme überraschend laut und deutlich antwortete.
„Hier bin ich. Komm nur herein, Kleiner.“ Lynx schloss die Tür und ging durch den einzigen Durchgang hinüber in das Nachbarzimmer, aus dem die Stimme gekommen war.
Es war ein sehr enger, fensterloser Raum, ausgestattet lediglich mit einer kleinen, schwach leuchtenden Lampe, einem Tischchen und einem schmalen Bett.
In diesem Bett lag eine alte, faltige Dame. Ihren Kopf zierten lange, graue Haare. Ihr Gesicht war verschrumpelt, vom Alter gekennzeichnet. Eines der Augen war weit aufgerissen. Die Iris war hellgrau, wie ein weiteres Merkmal des Alters.
Das andere Lid hing schlaff über dem Augapfel. Eine Narbe zog sich von der Mitte der Stirn über das geschlossene Auge hinweg bis zur rechten Wange.
Nur der Kopf und ein kurzer, knöcherner, schwacher Arm schauten unter der Bettdecke hervor, die den trockenen Körper zu zerquetschen schien. Die Haut der Alten war etwas gräulich. Sie musste noch viel älter sein als Cetus es war – GEWESEN war.
Trotz ihres seltsamen Aussehens und des unangenehmen Geruchs in der Luft, der von ihr auszugehen schien, machte sie einen freundlichen Eindruck. Ihren Mund hatte sie zu einem Lächeln verzogen.
„Du bist Lynx, nicht wahr?“ fragte sie. Ihre Stimme klang gepresst, als müsste sie jedes Wort unter Anstrengung zwingen, ihren Hals zu verlassen. Lynx nickte.
„Haben Sie meine Ankunft vorhergesehen?“
Der Mund der Alten öffnete sich und eröffnete den Blick auf den zahnlosen Kiefer.
„Nein,“ erwiderte sie, „ein Bekannter erzählte es mir. Ein Kaufmann, dem du kürzlich begegnet bist.“ Lynx wusste nicht, was er entgegnen sollte. Wenn der Kaufmann mit der Wahrsagerin Kontakt aufnehmen konnte, wozu diente dann der weite Weg durch die Wildnis?
Auch war er ein wenig enttäuscht, dass sie offenbar sonst nichts von seinem Kommen gewusst hätte.
„Aber Sie sind doch die Wahrsagerin, die ich suche?“ fragte er unsicher. Die Alte schloss ihren Mund und deutete ein Nicken an.
„Ja. Lyra heiße ich.“ Lynx hatte gelernt, dass ein so drängendes Vorgehen unhöflich war, doch er konnte seine Frage nicht länger zurückhalten:
„Könnten Sie mir dann die Zukunft voraussagen?“ Das Lächeln verschwand so plötzlich aus Lyras Gesicht, dass Lynx kurz zurückzuckte.
„Nein, tut mir leid.“
„Aber warum nicht?“ fragte er verwundert, wohl wissend, dass auch dies unhöflich war.
„Ich bin alt und krank und schwach. Ich besitze nicht mehr die Kraft, in die Zukunft zu blicken. Die Ziele des Schicksals liegen nun auch für mich im Verborgenen.“
Lynx senkte enttäuscht seinen Kopf.
„Verstehe,“ stammelte er, doch vermochte er seine Enttäuschung nicht zu verbergen. Der ganze Weg vergeblich!
„Sei nicht traurig,“ sprach sie, mit plötzlich wieder klarer und gesunder Stimme, „ich bin durchaus noch in der Lage, dir die Gegenwart zu zeigen. Komm näher und siehe, welch Unheil die Triade in diesem Moment anrichtet!“
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So, was meint ihr dazu?