GOMEN!! Tut mir wirklich leid wegen der Verspätung>.<
Musste kurzfristig nach Rügen fahren+fam- -"
Nuja hier mit einiger Verspätung die Fortsetzunf von Teil 7 *pfeif*
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Daan’s Augen sind geschlossen. Er liegt ruhig und blass halb auf dem Boden, halb auf Rosa’s Schoß. Mimi, die immer noch über ihm kniet, begegnet Rosa’s Blick. Dieser ist voll Angst und Verwirrung. Langsam erhebt Mimi sich und setzt sich neben die beiden. Behutsam legt sie Daan’s Kopf in ihren Schoß und streicht ihm sanft über die Stirn. Sie starrt etwas benommen auf seine geschlossenen Lider, als könnte sie sie dazu bringen, sich zu öffnen. Leise seufzt sie. „Irgendwas passiert .. mit uns.“ Die Worte hängen im Raum, und haben die einzige Wirkung, dass die Menschen nur noch angstvoller aussehen. Niemand rührt sich, oder sagt ein Wort. Es scheint, als würden sie der Szene gebannt lauschen. Mimi sieht auf. Ihre und Rosa’s Augen treffen sich erneut.
„Was meinst du?“, fragt Rosa vorsichtig. „Daan .. Er ist so blass geworden. Und ich weiß nicht, was das eben war, aber ...“ Mimi beugt sich vor, damit niemand sonst hören kann, was sie Rosa zu flüstert. „Ray .. Er benimmt sich auch komisch.“
„Ray?“ Rosa hebt eine Augenbraue. „Was ist denn mit ihm?“ Mimi sieht sich nervös um. Dann erwidert sie leise: „Eben hat er mich so komisch angesehen .. Seine Augen waren ganz leer und er kam mir so ..“ „.. fremd vor?“, beendet Rosa ihren Satz.
„Genau.“ Mimi nickt. Sie zieht die Stirn kraus und schiebt nachdenklich die Unterlippe vor. „Ich möchte wissen .. Was diese Männer wollen ..“
Bei der Erwähnung der Grauen, zuckt Rosa zusammen. „Was ist?“, fragt Mimi. „Naja du .. hattest auch .. Ich meine .. das mit dem .. mit dem Messer.“ Es scheint ihr sehr unangenehm zu sein, diese Worte auszusprechen. Mimi schweigt. Rosa beißt sich auf die Lippen und fährt fort. „Und dann hast du dir ..“ Sie deutet auf Mimi’s Arm. Mimi zuckt zusammen, als wäre die Wunde durch seine Erwähnung wieder aufgeplatzt. „Was ..“ Sie ballt die Fäuste. “Ich weiß nicht, wovon du redest.“ Ihr Gesichtsausdruck wird verschlossen. Sie spürt Rosa’s Blicke und kalte Wut steigt in ihr hoch. „Wieso starrst du mich so an?!“ Die Augen zu Schlitzen verengt sieht sie Rosa an. Diese schweigt verwirrt.
Mimi ist selbst nicht so ganz klar, weshalb sie so reagiert. Doch ihre Wut kühlt nicht ab. Im Gegenteil. Rosa’s Schweigen und ihr offensichtliches Unverständnis der Tatsache gegenüber, dass Mimi nicht darüber reden will, reizt sie. Rosa spürt fast körperlich die plötzliche Balliere, die sie um sich herum aufgebaut hat. Plötzlich spürt Mimi einen stechenden Schmerz am Unterarm. Sie fährt zusammen und zieht den Ärmel hoch. Benommen starrt sie auf ihre Wunde. Blut.
Dunkles Blut läuft ihren Arm hinunter über ihr Handgelenk und ihre Finger. „..?!“ Erschrockene Rufe. Doch Mimi nimmt sie kaum wahr.
Sie spürt, wie Rosa sie an der Schulter berührt, doch mit einem wütenden Knurren stößt Mimi sie weg. „Fass mich nicht an!“ Aber warum .. So schnell..? Sie spürt, dass sie zittert und presst die Augen fest zusammen. Als sie sie wieder öffnet, ist das Verlangen so groß geworden, dass sie es nur mit größer Mühe unterdrücken kann.
Sie ist nicht fähig den Blick von der roten Flüssigkeit zu wenden. Ihre Lippen beben. Sie verspürt den verzweifelten Wunsch, sie in das Blut, das kupferfarbene kostbare Blut zu tauchen um ..
Doch sie tut es nicht. Jemand hält ihr ein Tuch hin und sie fragt sich verwirrt, was sie damit anfangen soll. Eine Stimme redet beharrlich auf sie ein, doch die Worte dringen nicht zu ihr durch. Sie verspürt einen dumpfen Schmerz, als ihr jemand das Blut vom der Wunde tupft und ihren Arm säubert. Entsetzten lähmt ihre Glieder, als sie merkt, dass es Enttäuschung ist. Enttäuschung die ein Tier empfindet, wenn ihm die Beute entwischt ist.
Sie wehrt sich gegen den Gedanken, dass sie das unbändige Verlangen verspürt hat, ihr eigenes Blut zu trinken. Mühsam hebt sie den Kopf und sieht in die Gesichter der Menschen um sie herum. Merkwürdig. Denkt sie. Ihre Gesichter haben kaum noch Ähnlichkeit mit denen von Menschen. Es sind Gesichter, zu merkwürdig gequälten Fratzen verzogen. Sie schreien ihr mit schrillen Stimmen Wörter zu, die sie nicht versteht. Sie versucht nicht hinzu hören und sie zu ignorieren. Doch die Stimmen werden nur umso lauter. Schließlich hält sie sich die Ohren zu, doch nun scheinen die Fratzen auf sie einzudringen. Sie sieht ein Gesicht direkt vor sich. Und mit einem dumpfen Gefühl der Erkenntnis, sieht sie das wirkliche Gesicht dieser kreischenden Fratze. Übelkeit steigt in ihr hoch, als sie erkennt, dass sie es selbst ist.
Verwirrung.
„Wer seit ihr?“, ruft sie. Doch sie erhält keine Antwort.
Das Schreien und Kreischen wird lauter. Ohren zuhalten bringt nichts mehr. Schmerz.
Sie hat das Gefühl, als müsse ihr Kopf vor schmerz zerspringen, wenn dieses Gekreische nicht aufhörte. „Hört auf!!“, brüllt sie gegen den Chor von Schreien. „Verschwindet! Verschwindet aus meinem Kopf!!“ Sie schlingt die Arme um ihren Kopf und schüttelt sich. Als Antwort ertönt ein markerschütternder Schrei, der sie in die Wirklichkeit zurück holt. Als sie wieder einigermaßen klar denken kann, sieht sie durch die Vollmond beschienene Planwagenwand, den Schatten eines großen Vogels.
Stimmen.
Jemand ruft mich...
Werde ich gebraucht?
Tote, überall Tote
Und Blut.
Herrscht wieder Krieg?
Muss helfen!
Doch komme ich zu spät?
Schreie.
Schreie in meinem Kopf
Doch ich verstehe nicht.
Ein Schatten.
Ein Land voller Schatten.
Seelen die verbrennen.
Im Schatten der Sonne.
Sie brauchen doch Licht!
Warum gibt ihnen keiner Licht?
Verzweiflung.
Niemand hilft!
Muss helfen..
Brauche Licht.
Brauche..
Daan starrt Mimi an. Benommen schüttelt er den Kopf. Bei Mimi’s Anblick hat ihn eine Flut von Gedanken und Empfindungen übermannt. Und er hat das Gefühl, dies schon einmal erlebt zu haben..
Als Mimi seinen Blick schließlich erwidert, stellt er erschrocken fest, dass ihre Augen überhaupt keinen Glanz mehr haben, sondern irgendwie dumpf und grau aussehen.
„Mimi..?“, fragt er leise. Er kniet vor ihr und hält ihre Hände. „Geht es dir besser?“ Mimi hebt den Kopf und deutet ein Nicken an. Plötzlich spürt Daan eine zarte Berührung an seinem Bein. Er wendet den Kopf zur Seite und sieht Pia, die ihn traurig anblickt. „Was ist denn, Kleines?“ Daan versucht zu lächeln, doch es gelingt ihm nicht so recht.
Pia berührt mit dem Zeigefinger seine Lippen und hält ihn Daan vor die Augen. „Was..?“
Doch Pia hat sich schon von ihm abgewandt und streicht Mimi mit dem selben Finger über die Unterlippe, die noch immer zittert. Dann lässt Pia die Hand sinken und blickt Daan an. In ihrem Blick liegt eine stumme Aufforderung. „Ich soll..“ Er wirft Rosa einen skeptischen Blick zu, die ihn beobachtet, die Hand vor den Mund gepresst. Dann schüttelt er den Kopf. „Aber ..“ „Lassen sie mich bitte durch!“ Daan fährt herum.
Hinter ihnen steht ein Mann in mittlerem Alter und hält sich an einem Metallstab fest.
Er schwankt etwas, bahnt sich jedoch weiter seinen Weg zwischen den Menschen auf sie zu. Dann lässt er sich neben Daan nieder. Dieser wirft ihm einen argwöhnischen Blick zu. „Wer bist du?“, fragt er schließlich. Der Mann deutet ein Lächeln an und antwortet: „Mein Name ist Akke. Ich bin Arzt.“ „So?“ Daan mustert ihn weiterhin misstrauisch.
Akke hat eine, wie man sieht, erst kürzlich rasierte Glatze. Daan schließt daraus, dass er noch nicht lange in der Festung leben kann. Es sind nämlich keine scharfen Gegenstände oder ähnliches wie ein Rasierapparat erlaubt.
„Nun..“ Der Arzt erwidert den Blick, allerdings um einiges freundlicher.
„Ich habe mich gefragt, ob ich ihnen irgendwie helfen kann.“ „Ähm..“ Daan sieht ihn etwas irritiert an. „Und wie wollen sie das anstellen?“ Erst jetzt fällt ihm auf, dass Akke keine weiße Kleidung wie alle anderen trägt. Er seufzt. „Weshalb seid ihr hier?“, fragt er unvermittelt. Er nickt zu Mimi hinüber, die ihn aus halbgeschlossenen Augen mustert.
Daan wirft ihr einen schnellen, warnenden Blick zu. Wir sollten ihm lieber nichts erzählen.. Doch Mimi scheint die Warnung entweder nicht verstanden, oder absichtlich übersehen zu haben. Ihre Stimme klingt heiser und sie spricht sehr leise als sie ihm antwortet. „Wir sind hier, weil Gott uns hasst.“
Schweigen. Daan blinzelt. Er hat vieles erwartet, aber nicht das. „Gott? Wer ist eigentlich Gott?“, schaltet sich eine Frau ein, die in ihrer Nähe sitzt. Ihre Augen sind voller Zweifel. „Er hat uns verlassen“, flüstert Mimi. „Er liebt uns nicht mehr.“
„Rede nicht so einen Unsinn!“ In Rieses Augen glitzern Tränen. „Er ist immer da!“
Mimi schüttelt langsam den Kopf. „Aber nicht hier..“ Sie legt eine Hand auf ihr Herz. „..bei mir.“ Doch Riese sieht sie entrüstet an. „Immer wenn er mich bestraft hat, soll ich anfangen an ihn zu glauben und ihn zu lieben“, fährt Mimi fort, wobei sie ihn einfach ignoriert. „Das ist nicht fair..“ Akke beobachtet sie. „In dieser Sache kann ich euch auch nicht helfen.“ Er schüttelt lächelnd den Kopf. „Aber das war keine richtige Antwort auf meine Frage.“ Auffordernd sieht er in die Runde. Die Menschen, die sich ihnen zugewandt haben, sehen sich gegenseitig an. Nach einer Weile, in der sie Akke unentschlossene Blicke zugeworfen haben, räuspert sich schließlich ein Mann, der aussieht, als wäre er über 80. „Ich bin hier, weil meine Frau.. Sie hat sich.. umgebracht.“ Er senkt den Kopf. „Seit dem konnte ich nie einschlafen.. Nächtelang bin ich in meiner Wohnung hin und her gewandert, bis die Nachbarn die Polizei gerufen haben. Ich weiß nicht, was sie gehört haben.. Ich kann mich kaum an etwas aus dieser Zeit erinnern. Nur, dass ich.. Dinge getan habe, die..“ Er verstummt. Es drängt ihn jedoch keiner fort zu fahren.
Die Frau, die eben noch Gottes Existenz in Frage gestellt hat, streicht sich ihre roten Haare aus der Stirn und fährt an seiner Stelle fort zu erzählen.
„Ich.. hatte als Kind schon ’ne blühende Fantasie. Ich hab’ mir ständig Sachen eingebildet und mir damit sogar selbst Angst eingejagt.. Irgendwann hatte ich extreme Angst vor der Dunkelheit. Ich hab’ mir immer eingebildet, in irgendwelchen Ecken würden irgendwelche Gestalten und Monster sitzen, die mir auflauern.. Auch auf der Straße, wenn Leute an mir vorbeigingen, hatte ich Angst, dass sie mir von hinten durch die Brust schießen könnten..“ Sie schüttelt den Kopf. „Ich hatte sogar Angst, mein Vater würde mich vergewaltigen..“ Sie lacht kurz und bitter auf. „Ich war immer ein bisschen dumm, als Kind.. Und ich hab’ heute noch diesen Verfolgungswahn.“
Akke sieht sie aufmerksam an. Auf seinem Gesicht ist keine Regung erkennbar. Nur seine Augen strahlen etwas aus, was Daan ein wenig irritiert.
Schließlich haben sich die Menschen entspannt und plötzlich wollen alle von sich erzählen. Es scheint, als wäre das Eis gebrochen, dass sie zuvor daran gehindert hat, richtig über ihre Probleme zu sprechen. Nicht selten fangen zwei gleichzeitig an zu reden und es ist nicht immer einfach ihnen zu folgen. Während Daan’s Aufmerksamkeit ein wenig abschweift, weil er interessiert Akke’s profil mustert, hört dieser jedem Erzähler sehr aufmerksam und nachdenklich zu. Je mehr Geschichten er hört, desto mehr fällt Daan die steile Falte auf, die sich auf seiner Stirn bildet.
Schließlich hat auch der letzte geendet und alle Blicke ruhen auf Akke. Er räuspert sich und erhebt die Stimme. „Einige von euch haben geschwiegen.“ Sein Blick streift Daan, Mimi und noch einige andere. Riese, der diese Andeutung wohl missversteht, legt einen Arm um Pia. „Pia ist stumm!“ Doch Akke schüttelt den Kopf. „Hab ich gesagt, dass das schlimm ist? Es ist eure Entscheidung, ob ihr reden wollt, oder nicht. Ich dachte nur, dass ihr euch danach vielleicht besser fühlt..“ Einige nicken. Akke fährt fort. „Ihr habt wahrscheinlich alle einen guten Grund, weshalb ihr hergebracht wurdet. Das hier ist keine Psychatrie.“ Einige zuckten zusammen, als er das sagte und die meisten sahen entsetzt aus. „Ihr seid hier, weil ihr geheilt werden sollt, aber..“
Er sieht in vereinzelte Gesichter. „Ich und noch einige andere wurden gegen unseren Willen her gebracht. Wir sind völlig gesund.. Psychisch und physisch.“ Erstaunte Gesichter. Allerdings auch argwöhnische. „Was soll das heißen?“, fragt Daan und legt die Stirn in Falten. „Bevor diese Männer kamen und die alten Besitzer vertrieben, hatte hier alles seine Richtigkeit, nicht wahr?“ Nicken. „Diesen Neuen ist es egal, wie es um eure Gesundheit steht. Sie wollen.. Menschen, egal welchen Alters, Geschlecht oder Stand.“ „Aber wofür?“, fragt die Frau mit den roten Haaren. Doch Akke schüttelt den Kopf. „Ich weiß es nicht. Aber ich werde es heraus finden..“ Dann blickt er jeden einzelnen an. „Wollt ihr mir dabei helfen?“
Nach diesen Worten herrscht eine Weile Stille. Die Menschen überlegen. Doch Daan hat sich schon entschieden. Sein Blick sucht Rosa’s und sie nickt. Er lächelt sanft, und sieht dann Mimi an. Sie jedoch beobachtet Akke. Ihr Gesichtsausdruck lässt keine Emotionen zu. Sie sieht ihn nur an. Doch Daan weiß, wie sie sich entschieden hat. Rosa, Mimi und er sind beinahe immer einer Meinung und in der Art, wie Mimi Akke mustert, scheint es, als warte sie nur auf etwas, dass ihre Meinung ihm gegen über bestätigt.
Schließlich richtet sie sich langsam auf. Alle Gesichter wenden sich ihr zu.
Nach der Reihe prüft sie jedes Gesicht und es ist ihnen, als könnte sie in ihren Seelen lesen. Dann holt sie tief Luft. „Wir haben uns einstimmig dafür entschlossen.“ Sie setzt sich wieder. Akke sieht sie mit einer Mischung aus Unglauben und Erstaunen an.
Doch er schweigt. Er kann ja nicht wissen, dass der Stein um Mimi’s Hals ihm eine Antworten hätte geben können.