Sharnii
Stillstand
Jajajajajajjajajaaaaa der neue teil hat mal wieder gedauert^^"
Tut mir leid... tut mir leid TUT MIR LEID!!!>_<
Dafür hab ich mir diesmal richtig Mühe gegeben und 6 Din A4 seiten getippt *grmpf* -.-
@Anhang: Bitte schlagt mich nicht, weil ich so böse bin und so miese, gemeine, eklige bilder male XD"
hab das bild nur mit photo house 0.3 bearbeitet, deswegen das blut^^"
das original is im fanstuff zu finden^^ [bei eigene zeichenstile]
so und weiter gehts^^:
EDIT: ich habe viele viele absätze gemacht, ich hoffe ihr seit zufrieden^^"
8. Kapitel: Rätsel
Weitere Stunden sind vergangen, in denen Mimi kaum ein Wort gesagt hat.
Ihre Augen sind geschlossen, doch hinter ihrer Stirn arbeitet es.
Die schlanken Finger um den Stein geschlossen sitzt sie da. Akkes Blick ruht auf ihr.
Mimi hat die Angewohnheit, während des Nachdenkens den Kopf schief zu legen, so dass ihre langen, dunkelbraunen Haare ihr wie Vorhänge über die Schultern fallen.
Sie kniet auf dem Boden. Ihre Haltung ist gerade und die freie Hand liegt ruhig auf ihrem linken Bein. Aufmerksam studiert Akke sie. Ihr Gesicht ist herzförmig und verleiht ihrem Erscheinen einen eher kindlichen Zug. Sie hat lange Wimpern, fällt Akke nun auf, und haben eine erstaunliche Ähnlichkeit mit Schmetterlingsflügeln.
Ihr Gesicht jedoch ist nicht unbedingt hübsch. Nicht auf den ersten Blick. Auf den Zweiten vielleicht. Ihre Lippen sind etwas zu dünn, doch ihre feine, gerade Nase lässt sie irgendwie älter aussehen, als sie wahrscheinlich ist. Akke schätzt das Mädchen auf ungefähr vierzehn. Ihre Knie, die unter dem Nachthemd hervorlugen, sind knochig.
Sein Blick fällt auf ihren Körper und er korrigiert seine Schätzung ein Stück nach oben. Sechzehn vielleicht, aber nicht älter. Falls das allerdings so sein sollte, überlegt Akke, ist sie klein für ihr Alter.
Irgendetwas an ihrem Gesicht irritiert ihn. Er kneift die Augen zusammen. Irgendwas ist da, was nicht sein sollte. Sein Blick wandert über ihr bleiches Gesicht, über ihren Hals...
Und dann entdeckt er die Narben.
Er blinzelt und glaubt nicht richtig hingeguckt zu haben. Doch er hat sich nicht getäuscht. Beinahe hätte er sie übersehen.
Unterhalb ihres linken Ohrs sind bläuliche, feine Linien, die ein Bild zu ergeben scheinen.
Akke beugt sich ein wenig nach vorne. Irgendwie hat er das Gefühl, dieses Zeichen schon einmal gesehen zu haben. Es ist allerdings immer noch halb von ihren Haaren verdeckt.
Doch Akke ist sich fast sicher. Diese Form... Könnte es sein, dass..
Nein. Akke sieht das Mädchen verwirrt an.
Als hätte Mimi seine Gedanken erraten, wendet sie mit einem Ruck den Kopf und schüttelt sich mit einer flüchtigen Bewegung des Handgelenks die Haare auf den Rücken.
Als sich die Blicke der beiden begegnen, ist Akke sich völlig sicher.
Diese feinen Linien, an Mimis Hals ergeben ohne Zweifel das Bild eines Pentagramms.
Mimis grüne Augen scheinen Funken zu sprühen.
„Hast du mich jetzt lange genug angestarrt?“, fragt sie leise. Das Mädchen erwartet gleich wieder eine Welle von Wut in sich aufsteigen zu fühlen. Doch, merkwürdig, es geschieht nichts. Fast gleichgültig sieht sie den Arzt an und erwidert seinen irritierten Gesichtsausdruck. „Was bedeutet das?“ Er hat eine tiefe, vertrauenserweckende Stimme. Mimi fährt mit dem Finger über das Zeichen an ihrem Hals.
„Dies hier?“ Akke schweigt. Er nickt nur. Mimi lächelt matt. Sie erhebt sich von ihrem Platz und lässt sich mit leicht gesenktem Kopf ihm gegenüber nieder.
Ihre Haarspitzen berühren seine Hände. Dann sitzen sie sich im Schneidersitz direkt gegenüber. Ihre knochigen Knie berühren Akkes. Das weiße Nachtkleid spannt sich über ihre Knie und bildet eine Höhle zwischen ihren Schenkeln. Ihre kindlichen Hände liegen auf ihren Beinen mit den offenen Handflächen nach oben. Daumen und Zeigefinger bilden einen Kreis. Akke kann die Konzentration spüren, die von ihr ausgeht.
Mimis Blick ist fordernd, ja fast herausfordernd und er tut es ihr gleich. Seine Finger bilden ein „O“. Es fällt Mimi nicht schwer seinem Blick stand zu halten.
Seine Augen strahlen etwas aus, was sie ihm auf der Stelle sympathisch gemacht hat.
Seine Gesichtszüge sind gutmütig und alles an ihm ist irgendwie rund. Jetzt ist es an Mimi, ihn eingehend zu mustern. Seine Augen sind braun. Schokobraun. Mimis Augen blitzen vergnügt. Seine Nase ist gebogen wie der Schnabel eines Adlers. Doch das gibt ihm einen eher südländischen Zug. Sein Kinn ist kantig und doch auf eine gewisse Weise abgerundet, als bestünde alles an ihm aus purer Gutmütig- und Gemütlichkeit.
Um seinen Mund sind Hunderte von kleinen Lachfältchen. Auch in seine Stirn haben sich tiefe Falten gegraben. Allerdings nicht vom Lachen.
Mimi legt den Kopf schief. Er ist schlank.
Plötzlich zuckt sie zusammen, als sie ein Geräusch hört. Etwas erstaunt blickt sie Akke an. Er lacht doch tatsächlich.
Er hat ein freundliches Lachen, das von Herzen kommt. Seine Augen funkeln vor Schalk.
„Was..?“ Mimi macht einen Schmollmund. „Deine Haare.. kitzeln mich.“ Ohne es zu bemerken, hat Mimi sich vorgebeugt, so dass ihre Haarspitzen seine Arme berühren.
„Huh?“ Mimi läuft rot an und lässt sich zurück sinken. „Entschuldige..“ Eine lässige Bewegung, die ihre dunklen Haarvorhänge zurück wirft. Sie schlägt die Augen nieder und der Kopf senkt sich, was bewirkt, dass ihre Haare ihr erneut ins Gesicht fallen.
Sie hört Akkes leises Lachen und plötzlich eine Berührung. Mimi erstarrt.
Ihre Wange scheint unter seiner Hand zu glühen. Braungebrannte Hände. Ein amüsiertes Lächeln, dass durch einen Vorhang aus Haaren vor ihrem Gesicht auftaucht.
Seine Hände fahren über ihren Nasenrücken. Mimi weiß nicht mehr, wo sie hinsehen soll.
„Hör auf.“ Ihre Stimme klingt gebrochen und leise. Doch er verschwindet und lässt sie hinter ihrer schützenden Haarpracht allein.
Sie ist nicht mehr in der Lage einen klaren Gedanken zu fassen. Sie spürt noch immer seine Anwesenheit. Doch ihre Knie berühren sich nicht mehr. Mimi hat die Beine angezogen und das Kinn auf die Knie gestützt. Das Nachthemd hat sie bis über die Zehen nach unten gezogen. Sie hält den Kopf gesenkt, doch die Haare stören nicht mehr.
Akke hat ihr ein Zopfband geschenkt, dass ihre Haare am Hinterkopf zusammen hält.
Eine einzelne Strähne hängt ihr jetzt in die Stirn. Mimi sieht Akke nicht an.
Nach einer Weile, in der Mimi beschämt und Akke abwartend geschwiegen hat, erhebt der Arzt leise die Stimme. „Tut mir leid Mimi.“ Keine Antwort.
Er seufzt. Mimi kneift die Augen zusammen. Sie hat einen Kloß in der Kehle. Hält er sie jetzt etwa für ein dummes kleines Mädchen?
Nein. „Mimi?“ Ihr Kopf schnellt hoch. Die Augen brennen. „Was?!“ Der aggressive Ton überrascht sie selbst. Akke sieht sie an. Sein Blick ist noch genau so freundlich wie vorher.
Er lächelt matt. „Erzählst du mir, was es mit diesen Narben an deinem Hals auf sich hat?“ Mimi beißt sich auf die Lippe. „Warum..?“
„Weil.. es wichtig ist.“ So ein Mist. Er hat diesen Hundeblick.
Mimi stößt einen Seufzer aus.
„Nicht.. hier.“ „Wann dann?“
Akkes Stimme ist eindringlich. Mimi sieht sich nervös um.
Sie sind die einzigen, die wach sind. „Ich..“
Mit einem Ruck, der die beiden zurück wirft, kommt der Lastwagen zum stehen.
„Was ist los?“, fragt Mimi alarmiert. Akke erwidert den Blick genauso verwirrt.
Von draußen dringen nun laute Stimmen an ihr Ohr.
Hinter Mimi hat sich Rosa aufgerichtet. „Was ist los? Warum halten wir an?“
Die Stimmen werden lauter, und Mimi kann Fetzen eines Gesprächs vernehmen.
„...leer?...“
„...verfluchte Scheiße, welcher Trottel hat getankt?!“
Irgendjemand tritt vor lauter Wut gegen den Wagen und beginnt jetzt lauthals zu fluchen. Mimi kann sich bildlich vorstellen, wie der jenige auf einem Bein herumhüpft und sich den Fuß hält.
Inzwischen sind alle wach geworden. Angsterfüllt sehen sie sich an. Mimi sucht die Planwand nach dem Loch ab, dass sie hineingebohrt hat. Als sie es findet, bahnt sie sich mühsam einen Weg durch die zusammen gepferchte Menge und lugt hindurch.
Sie sieht weitere LKWs, in einer Reihe stehen. Es sind sehr viele, fällt ihr auf. Wie viele Menschen wohl hier zusammengepfercht waren? Ihr gegenüber, den Rücken zugekehrt standen ein Duzend Graue, die sich gegenseitig anbrüllen und beschimpfen.
„...und was sollen wir deiner Meinung nach jetzt tun?!“ Der größte der Männer hat einen anderen am Kragen gepackt und schüttelt ihn.
„...Glaubst du, der Boss lässt das einfach durchgehen?!?“ Der kleinere schnappt hörbar nach Luft und versucht sich verzweifelt los zu reißen.
„UND WARUM ZUM TEUFEL HAST DU DIE ERSATZKANISTER VERGESSEN??!“
„Es.. es.. war ein.. Versehen...“, stottert der und hält sich wie zum Schutz die Hände vors Gesicht.
„UND DU GLAUBST, DAS HILFT UNS AUS DIESER BESCHSSENEN LAGE?!“ Der größere Mann schüttelt ihn bei jedem Wort. „DEINE DÜMMLICHE FRESSE UND DEINE UNFÄHIGKEIT???? DU...“ Er holte tief Luft um dem armen Kerl noch mehr an den Kopf zu werfen, doch er kommt nicht weiter, denn jemand packt ihn von hinten und versetzt ihm eine Ohrfeige. Mimi starrt ungläubig auf die kleine, stämmige Frau, die den Rüpel jetzt mit gefährlichem Gesichtsausdruck mustert. „Deine Unbeherrschtheit, wird dich eines Tages noch in den Knast bringen, Al.“ Die Verachtung in ihrer Stimmung ist unüberhörbar. „Sieh lieber zu, dass du dir eine brauchbare Lösung ausdenkst.“
Mit diesen Worten dreht sie sich um und verschwindet aus Mimis Blickfeld.
Al sieht ihr sprachlos nach. Seine Hand fährt unbewusst über seine Wange, auf der ein feuerroter Abdruck prangt. Dann fährt er herum und versieht den Mann, den er nun zu Boden gelassen hat, mit einem drohenden Blick. Mit hochroter Stirn geht er schnellen Schrittes davon. Mimi hat genug gesehen. Sie dreht sich um. Alle Augen ruhen auf ihr.
„Wir können nicht weiter, wir haben kein Benzin mehr.“ Ihre Stimme ist völlig ruhig und beherrscht, doch innerlich ist sie zum Zerreißen gespannt.
„Und jetzt..?“ Fragende Gesichter. Doch Mimi schüttelt den Kopf und bedeutet ihnen zu schweigen.
Es können höchstens ein paar Minuten vergangen sein, als wieder Stimmen laut werden.
Irgendwer macht sich an der Ladefläche zu schaffen. „Beeil dich Mann, wir haben nicht viel Zeit!“ Mimi erkennt die Stimme sofort wieder und vor ihrem inneren Auge taucht Al’s Gesicht auf. Unwillkürlich muss sie grinsen.
Mit einem quietschenden Geräusch wird die Ladetür geöffnet und strahlendes Sonnenlicht blendet ihre Augen.
Noch ganz benommen stehen sie da und starren in die helle Sonne, als jemand sie anbrüllt, sie sollen nicht so dämlich herum stehen und glotzen.
Langsam setzt sich die Menge in Bewegung und stolpert, beziehungsweise fällt von der Ladefläche. Als sie schließlich alle wieder stehen und sich umschauen, können sie kaum ihr Erstaunen unterdrücken.
Die Umgebung in der sie nun gelandet sind, ist nicht länger kahl, trost- und leblos, sondern grün und die gleißende Sonne wärmt ihre Haut. Mimi blinzelt und sieht in den blauen, beinahe wolkenlosen Himmel. Von irgendwoher ertönt der Schrei eines Vogels und als Mimi sich nun umblickt, um ihre Umgebung genauer zu betrachten, entdeckt sie, dass sie ganz in der Nähe eines kleinen Wäldchens sind. Oben am Himmel kreisen Schwärme von Vögeln und in der Nähe ist ein kleiner Bach, der in der Sonne glänzt und munter vor sich hinplätschert. Wie verzaubert von dem Anblick dieses friedlichen Ortes, schweigen die Menschen. Mimi lächelt. Für ein paar Minuten hat sie vergessen, weshalb sie hier sind, und wer sie hierher gebracht hat.
„Wo sind wir hier?“, fragt jemand hinter ihr, mit leiser, ja beinahe ehrfürchtiger Stimme. Langsam weicht das erste Erstaunen von ihnen und sie fangen an wild durcheinander zu reden.
Mimi dreht sich einmal um die eigene Achse und sieht sich suchend um.
Ganz im Schatten einer großen Eiche stehen die Lastwagen und stören als einzige das Bild, dass sich ihnen bietet. „Ich weiß nicht..“, murmelt sie. „Aber es ist wunderschön!“
Etwas berührt sie am Arm und sie zuckt erschrocken zusammen.
Als sie sieht, was auf ihrer Schulter sitzt, hält sie den Atem an. Farben. So viele Farben.
Der Schmetterling kitzelt sie mit seinen Flügeln. Langsam hebt sie die linke Hand und stupst ihn mit dem Finger an. Er flattert schnell wie ein Kolibri mit den Flügeln und für einen Moment sieht es so aus, als würde er den Halt verlieren. Doch dann erhebt er sich in die Luft und fliegt davon. Ein wenig betrunken sieht er schon aus, wie er so ziellos durch die Gegend schwirrt. Mimi lächelt.
Die vielen Menschen in den weißen Hemden und Kleidern lassen sich lachend ins Gras fallen und unterhalten sich aufgeregt. Mimi hört jemand ihren Namen rufen und dreht sich um. Akke winkt ihr zu und bedeutet ihr mit einer hektischen Handbewegung, zu ihm zu kommen. Sie will sich gerade auf den Weg zu ihm machen, als sie jemand am Arm packt und festhält. „Was..?!“ Der aggressive Ton macht ihr wieder deutlich bewusst, dass etwas mit ihr nicht stimmt. Derjenige, der sie aufgehalten hat, scheint das genau so zu sehen, und lässt sie nun los. Mimi wendet sich um und sieht sich Alain gegenüber. Der Mann, vor dem sie gewarnt worden war, weil er angeblich ein Mörder ist.
„Was willst du?“, fährt sie ihn an. Viel schärfer als eigentlich beabsichtigt.
Er sieht ein wenig betreten und schuldbewusst aus und sofort tut es ihr leid.
„Ich wollte eigentlich nur kurz mit dir reden..“ „Warum?“ Sie mustert ihn ein wenig misstrauisch. „Nicht hier.“ Sein Blick ist durchdringend und seine grünen Augen haben etwas wildes, was sie ein bisschen zurück schrecken lässt. Grüne Augen. Augen wie meine.. Unbewusst fährt Mimi sich über die Schläfen und weicht einen Schritt zurück.
Vielleicht hat Alain bemerkt, dass sie etwas stört, denn er fährt sich nervös mit der Zunge über die Lippen und sieht sie eindringlich und zugleich entschuldigend an.
„Wegen dem mit deiner kleinen Freundin, tut’s mir leid. Ich wollte wirklich nur..“
Doch Mimi winkt ab und sieht hinter seinem Rücken Akke auf sie zu kommen.
Und sein Blick gefällt ihr gar nicht.
„Äh.. warte kurz.“ Sie geht zu Akke hinüber.
„Ich komme gleich, hab nur was zu bereden..“
Doch bevor sie wieder flüchten kann, hält Akke sie am Arm fest und sieht sie an. „Sei vorsichtig mit diesem Kerl, er gefällt mir nicht.“ Seine Stimme klingt merkwürdig gepresst und verbissen. „Ich bin doch immer vorsichtig.“ Mimi gelingt ein überzeugendes Lächeln. Dann löst sie sich von ihm und geht mit schnellen Schritten zu einem Baum. In seinem Schatten, an ihn gelehnt steht Alain.
„Also?“
Sie verschränkt die Arme und hebt das Kinn. „Moment.“
Er kramt in seiner Hemdtasche und holt eine Schachtel heraus. Er öffnet die und hält sie ihr vor die Nase. „Willst du eine?“
Mimi sieht erst ihn und dann die Schachtel an. „Was ist das?“, fragt sie argwöhnisch. Er grinst. „Sag bloß, du hast noch nie Zigaretten gesehen, Mädchen.“
Er schüttelt den Kopf und zieht, immer noch grinsend, eine Zigarette aus der Schachtel.
Er hält sie ihr hin. „Da, probier mal.“ Zögernd nimmt sie das längliche Ding in die Hand und betrachtet es eingehend. „Und jetzt?“ Verwirrt sieht sie Alain an, der sich unübersehbar köstlich amüsiert. „Du musst sie so halten..“ Er nimmt ihre Hand und klemmt ihr die Zigarette zwischen Zeige und Mittelfinger. „So.“
Er kramt erneut in seiner Hemdtasche und zieht ein Feuerzeug heraus. Mit einem Blick in ihr Gesicht erklärt er: „Keine Angst, dass ist Feuer, aber es tut dir nichts.“
„Glaubst du etwa, ich hab Angst vor einem lausigen Feuer?!“, stößt sie ärgerlich hervor.
„Na ganz wie du meinst..“ Er formt die Hände über ihren zu einer windstoßsicheren Mauer und lässt eine Flamme hervor zischen. Mimi muss an sich halten, um nicht zurück zu weichen. Das Feuer weckt unangenehme Erinnerungen in ihr...
Doch zum Glück achtet er im Moment nicht auf ihren Gesichtsausdruck.
Dann zieht er die Hände wieder zurück und lässt das Feuerzeug in der Tasche verschwinden. Mimi sieht sich die Zigarette neugierig an. Das Ende des Stängels glimmt und erneut sieht Mimi ihn fragend an. Alain seufzt und lächelt etwas spöttisch.
„Teufel, wo lebst du eigentlich? Jetzt nimmst du das andere Ende zwischen die Lippen und inhalierst den Rauch.“ Mit verschränkten Armen sieht er zu, wie sie einen tiefen Zug nimmt und sofort anfängt zu husten. Ungerührt fährt er fort, sie zu mustern und stört sich auch nicht an den wütenden Blicken, die sie ihm zu wirft. „Was soll das?! Du wusstest bestimmt, dass das Zeug schlecht ist, oder??“
„Unsinn. Das liegt daran, dass du es nur zum ersten Mal machst. Mit der Zeit wird dir auch der gute Geschmack auffallen.“ „GUT?!“ Mimi starrt ihn fassungslos an. „Das Giftzeug soll gut schmecken?! Willst du mich verarschen, oder was?“ Er zuckt die Achseln. „Glaub es, oder nicht. Nun ja, es soll ja Softies geben, die einfach zu viel Schiss davor haben.“ Er grinst frech. Mimi ist schockiert. Sie starrt erneut auf die Zigarette.
Ihre Allererste. „Aber wenn du nicht willst.“ Er nimmt sie ihr achselzuckend weg.
„Nein.. warte mal.“ Mimi kneift die Lippen zusammen. „Gib schon her“, knurrt sie.
In Alains Augen blitzt es amüsiert auf. „Dachte ich mir doch, dass du nicht so eine bist.“
„Was für eine?“, fragt Mimi und nimmt einen weiteren, etwas vorsichtigeren Zug.
„Na so eine halt, wie die aus meinem Zimmer, die viel zu viel Schiss haben, vor diesen grauen Kerlen..“ erzählt er, während Mimi erneut einen Hustenanfall bekommt.
„..Die glauben, die würden sie in die Hölle bringen oder so ein Scheiß..“
Er lacht kurz und freudlos auf. „A..chso“, würgt Mimi hervor und zieht noch einmal an der Kippe. Alains Grinsen ist irgendwie jungenhaft und.. Mimi wischt sich Tränen aus den Augen. „Jungfräuliche Lunge hast du, Kleine.“ Er nimmt sich nun ebenfalls eine Zigarette und zündet sie an. Nach dem er einmal tief inhaliert hat, (Mimi stellt erstaunt fest, dass es ihm überhaupt nichts ausmacht) fährt er fort. „Was weißt du eigentlich über die?“, fragt er sie und mustert sie angespannt. „Die grauen Typen?“ „Jep.“
„Naja..“ Mimi zuckt die Achseln und unterdrückt das unangenehme Kribbeln in ihrem Hals, als sie einen weiteren Zug nimmt. „Eigentlich nicht viel...“ Ungeduldig zwirbelt er eine Strähne seiner dunkelblonden Haare, die ihm ins Gesicht hängen. Straßenköterblond. „Jetzt lass dir doch nicht alles aus der Nase ziehen..“, knurrt er. Mimi zieht eine Augenbraue hoch und erwidert spöttisch: „Frage mich, warum ich dir das überhaupt erzählen sollte... Ich kenne dich ja gar nicht.“ „Ach.. aber du meinst dich selbst zu kennen, ja?“ Seine Stimme klingt leise und irgendwie gefährlich. Seine Augen blitzen und Mimi hat auf einmal Mühe seinem Blick stand zu halten. „Ich.. Sollte jetzt besser gehen..“, sagt Mimi und fühlt sich auf einmal unbehaglich und schlecht. Es ist seltsam, aber es fällt ihr unglaublich schwer diese Worte zu sagen. Es ist, als wäre es eine Sünde, Alain auszuweichen. „Hast du Angst? Läufst du etwa weg?“ Seine Augen. So unwahrscheinlich grün...
Mimi ballt die Fäuste, wie um bei Verstand zu bleiben. Sie bemerkt nicht, dass sie dabei die Zigarette zerdrückt. „Nein.. nein ich bin kein Feigling.“, murmelt sie. Als müsse sie sich selbst etwas beweisen. Feigling? Von wegen! Mimi verengt die Augen. „Ich weiß vermutlich mehr als du, Trottel!“, zischt sie trotzig. „Na dann.. warum erzählst du’s mir nicht?“ Er bleibt völlig ruhig, seine Augen fest auf sie gerichtet. „Ich..“ Ihre Hände öffnen und schließen sich wieder. Als sie beinahe mit Gewalt den Blick von seinen Augen los reißt, fühlt sie sich, als habe sie einem hungernden Kind das letzte Stück Brot weg genommen.
„Komm schon..“ Seine Arme. Er sieht sie an. Von oben herab. Sie fühlt sich auf einmal so klein.. Sie steht an den Baum gedrückt. Seine Arme sind neben ihrem Kopf aufgestützt. „Es ist wichtig...“ „Was soll das?!“ Ihre Stimme klingt nervös. „Du willst doch nicht.. dass alle hier erfahren, dass du etwas weißt, und es ihnen verschweigst?“
Sein Gesicht nähert sich ihrem. Zwei Augen, wie grüne Scheinwerfer. Und sie fühlt sich wie ein Tier im Käfig. „Wer bist du?“, entfährt es ihr. Seine Haare kitzeln ihre Nase.
Seine Lippen formen Worte, ganz nah an ihrem Ohr. „Ich.. bin.. was du suchst. Aber es hängt von dir ab, ob du es auch finden wirst..“ Sie starrt ihn wortlos an.
Ein Lächeln. Erstaunlich. Wenn er lächelt, sieht er ganz anders, viel besser, aus.
Er nimmt einen Zug von seiner Kippe, wendet den Kopf zur Seite und stößt sich ab.
Dann dreht er sich um und sieht in den Himmel, so gut er eben durch das Blätterdach zu erkennen ist. Er lehnt den Kopf in den Nacken und stößt den Rauch aus.
Ganz ruhig und völlig entspannt sieht er aus. Mimi kommt sich plötzlich überflüssig vor.
Irgendetwas geht von ihm aus, dass ihr das Gefühl gibt, nicht mehr vorhanden zu sein.
Oder zumindest scheint er sie völlig vergessen zu haben.
Gerade spielt sie mit dem Gedanken sich leise davon zu stehlen, als er erneut zu sprechen beginnt. „Also?“ Mimi zuckt zusammen. Er hat also doch nur gewartet, bis sie sich entschieden hat. Leise seufzt sie.
„Alain..?“ „Hm?“ Sie schließt kurz die Augen. Als sie sie wieder öffnet, steht er immer noch da. Ihr Blick gleitet über seine Arme, sein Hände. Lässig hat er sich an einem Baumstamm abgestützt.
Ein merkwürdiges Gefühl der Sehnsucht ergreift sie.
Doch bevor sie es richtig erfassen kann, schüttelt sie es mit einer hastigen Kopfbewegung ab. „Sie bringen uns in ein Cossoleum. Und sie haben etwas gesagt von irgendwelchen Darstellern, die bald dort sein werden oder so...“
Er fährt mit einem Ruck herum und starrt sie mit einem Gesichtsausdruck an, der einer Maske gleicht. „Collosseum?!“,zischt er. „Was?“ Irritiert von seiner unerwarteten Reaktion, verschränkt Mimi schützend die Arme vor der Brust.
“Meintest du vielleicht Collosseum?!” Er kommt näher und sieht sie eindringlich an. „Äh...ja.. meinetwegen.. und?“ „Weißt du eigentlich, was das bedeutet, Mädchen?!“ Er packt sie an den Schultern und zieht sie näher zu sich heran. Seine Augen scheinen Funken zu sprühen. „Was...was ist denn ein Cosso.. Collosseum?“ Er stößt einen Fluch aus und schüttelt den Kopf. „Das ist eine Arena aus dem alten Rom.“ Mimi’s Gesicht ist ein Fragezeichen.
„Gottverdammt, das kann doch nicht wahr sein! Weißt du nicht mal, was eine Arena ist?!“ Ein wenig eingeschüchtert und gleichzeitig verwirrt schüttelt Mimi den Kopf.
„Das ist...“ „...Ein riesige Freiluftbühne mit Tribünen, auf denen früher Menschen saßen und sich daran ergötzten, wie sich Sklaven, Gladiatoren und Tiere gegenseitig blutrünstig umbrachten. Sie hatten schon einen sonderbaren Sinn für Humor, die Römer... Und jetzt lassen Sie das Mädchen los, Mann.“ Akke’s Stimme holt Mimi mit einem Schlag in die Wirklichkeit zurück. Sie starrt ihn mit aufgerissenen Augen an.
„Heißt das... heißt das jetzt, dass...“
Alain lässt sie so plötzlich los, dass sie zurück stolpert. Er dreht sich um. Seine Stimme klingt rau und verbittert.
„Wir sind die Darsteller.“
Akke zuckt zusammen. Die Wahrheit hat ihn wie einen Schlag getroffen.
Er hatte gewusst, dass Menschen brutal sein konnten. Aber sollten sie wirklich so primitiv, so grausam sein? Er schüttelt den Kopf, wie um eine lästige Fliege los zu werden. „Das kann nicht sein..“ murmelt er. Der Kerl mit den dunklen Haaren und den raubtierartigen Augen scheint da anderer Meinung zu sein.
„Hätten sie nicht gedacht, was? Ich auch nicht, wenn ich ehrlich bin. Aber irgend so etwas in der Art musste ja kommen. Ich lebe erst 1 Monat in diesem scheiß Irrenhaus und hab schon die Schnauze voll von diesen grauen Lackaffen.“ Er wischt sich nicht vorhandenen Schweiß von der Stirn und fegt sich das Haar aus dem Gesicht. Akke mustert ihn misstrauisch. „Wieso reden Sie von dem Irrenhaus? Sie haben genauso wie alle anderen mit Grund dort gelebt, oder..“ Plötzlich geht ihm ein Licht auf. Konnte es sein, dass nicht nur er und seine Kollegen unschuldig hier waren?
In den Augen des dunkelhaarigen Mannes flackert es. „Es geht Sie einen Dreck an, warum ich hier bin. Ich forsche doch auch nicht nach Ihrer Vergangenheit und trample dann auf ihnen herum?“ Bei diesen Worten muss er doch tatsächlich grinsen.
„Ich kenne Sie. Ich kenne Sie sehr gut. Sie sind Arzt, nicht wahr?“ Er kommt ein wenig näher und misst Akke mit spöttischen Blicken. „Ja, aber das habe ich vorhin schon erwähnt.“, erwidert dieser kühl. „Sagen Sie, wie geht es Ihrer Frau und den drei Kindern?“ Er hat ein fieses Grinsen. Auch wenn es nicht ganz echt, sondern eher spielerisch wirkt. Ruhig. Ganz ruhig. In Akke’s Ohren pocht es. Das kann ein Zufall sein. Er verengt die Augen. „Gut soweit ich weiß, aber woher..“ „Gut, so weit Sie wissen“, echot der Mann. „Und wie gut ist das?“ Er lacht leise. „Manchmal wäre es von Nutzen, wenn man Gedanken lesen könnte, nicht wahr?“ Akke ballt die Fäuste und öffnet sie dann wieder. Er ermahnt sich ruhig zu bleiben. Dieser Kerl wollte ihn nur reizen. „Halten sie die Klappe“, sagt er so ruhig wie möglich.
Der Mann zuckt die Achseln und verschränkt die Arme.
Seine Stimme, so spöttisch sie auch klingt, hat gleichzeitig etwas weises und wahres.
„Woher wissen Sie, dass ich verheiratet bin und Kinder habe?“, fragt Akke nach dem er sich wieder einigermaßen beruhigt hat. Der Kerl lächelt nachsichtig wie bei einem Kind, dass eine sehr dumme Frage gestellt hat. „In Ihrem Alter ist das nur natürlich. Außer, Sie sind eine komplette Null, was Frauen angeht.. Aber danach sehen Sie eigentlich nicht aus.“ „Soll das ein Kompliment sein?“, fragt Akke leicht belustigt. Er wartet die Antwort nicht ab. „Das erklärt aber nicht, woher Sie wissen, dass ich drei Kinder habe.“
Doch sein Gegenüber zuckt nur die Achseln. „Kleine Schätzung, ich hätte auch falsch liegen können.“ Lüge! Akke sieht ihn argwöhnisch an. „Das nehme ich Ihnen nicht ab.“ Der Mann lächelt. „Tun sie, was sie nicht lassen können.“ „Das sowieso.“
Beide sehen sich einen Moment lang berechnend an, wie zwei Gegner die sich umkreisen, bevor sie angreifen. Eine Schwäche, eine Lücke in der Deckung des Gegners suchen und zu schlagen..
Er legt den Kopf schief und versieht Akke mit einem etwas spöttischen Blick.
„Nun mal im Ernst, Sie denken doch nicht wirklich, dass ich Ihnen verrate, woher ich das weiß?“ Akke starrt ihn nur kopfschüttelnd an. Dieser Kerl verwirrt ihn zu nehmend. Und er wird auch aus seinen ständig wechselnden Stimmungen nicht schlau.
Irgendwas versteckt dieser Mann. Etwas, dass eventuell wichtig für sie alle sein kann.
„OK, Spaß bei Seite, wir müssen jedenfalls sofort verschwinden, wenn wir uns nicht aufspießen und grillen lassen wollen.“ „Aufspießen und... Sie sind doch wahnsinnig..“
„Sagen Sie ruhig Alain zu mir, ich stehe nicht so auf Förmlichkeiten.“, erwidert der Mann ungerührt. Dann dreht er sich zu Mimi um, die an den Baumstamm gekauert kniet und zu ihnen hoch sieht.
Ihr Gesicht ist völlig normal, abwesend und irgendwie gleichgültig.
Als sie bemerkt, dass Alain sie an sieht, flüstert sie: „Ich gehe nicht ohne die anderen.“
„Anderen? Welche anderen?“, fragt dieser und zieht die Augenbrauen hoch.
Als sie nicht antwortet, seufzt er schließlich. „Wir können keine zehntausend Menschen einfach so verschwinden lassen, ohne dass es auffällt.“ „Zehntausend? Woher wissen Sie.. ich meine weißt du, dass es so viele sind?“, fragt Akke argwöhnisch. Doch Alain schüttelt nur genervt den Kopf.
„Ist doch völlig egal jetzt.“ Er sieht Mimi an. Dann streckt er ihr seine Hand hin.
„Komm, gehen wir lieber zurück, bevor jemand Verdacht schöpft.“ Er runzelt ein wenig die Stirn, während Mimi sich aufrichtet. „Ich hatte erwartet, dass sie Wachen aufstellen oder so was“, stimmt ihm Akke zu. Mimi zuckt die Achseln. „Sind halt Volltrottel.“
Beide sehen sie erstaunt an. „Was?“ Sie sieht von einem zum anderen. „Was meinst du denn damit?“, fragt Akke und zieht eine Augenbraue hoch. „Nichts. Ist doch bloß eine Tatsache“, erwidert das Mädchen ruhig und sieht zu den anderen hinüber.
„Gehen wir jetzt, oder wollt ihr hier warten, bis sie uns abholen?“ Mit diesen Worten dreht sie sich um und geht zielstrebig zurück zum Lager.
Tut mir leid... tut mir leid TUT MIR LEID!!!>_<
Dafür hab ich mir diesmal richtig Mühe gegeben und 6 Din A4 seiten getippt *grmpf* -.-
@Anhang: Bitte schlagt mich nicht, weil ich so böse bin und so miese, gemeine, eklige bilder male XD"
hab das bild nur mit photo house 0.3 bearbeitet, deswegen das blut^^"
das original is im fanstuff zu finden^^ [bei eigene zeichenstile]
so und weiter gehts^^:
EDIT: ich habe viele viele absätze gemacht, ich hoffe ihr seit zufrieden^^"
8. Kapitel: Rätsel
Weitere Stunden sind vergangen, in denen Mimi kaum ein Wort gesagt hat.
Ihre Augen sind geschlossen, doch hinter ihrer Stirn arbeitet es.
Die schlanken Finger um den Stein geschlossen sitzt sie da. Akkes Blick ruht auf ihr.
Mimi hat die Angewohnheit, während des Nachdenkens den Kopf schief zu legen, so dass ihre langen, dunkelbraunen Haare ihr wie Vorhänge über die Schultern fallen.
Sie kniet auf dem Boden. Ihre Haltung ist gerade und die freie Hand liegt ruhig auf ihrem linken Bein. Aufmerksam studiert Akke sie. Ihr Gesicht ist herzförmig und verleiht ihrem Erscheinen einen eher kindlichen Zug. Sie hat lange Wimpern, fällt Akke nun auf, und haben eine erstaunliche Ähnlichkeit mit Schmetterlingsflügeln.
Ihr Gesicht jedoch ist nicht unbedingt hübsch. Nicht auf den ersten Blick. Auf den Zweiten vielleicht. Ihre Lippen sind etwas zu dünn, doch ihre feine, gerade Nase lässt sie irgendwie älter aussehen, als sie wahrscheinlich ist. Akke schätzt das Mädchen auf ungefähr vierzehn. Ihre Knie, die unter dem Nachthemd hervorlugen, sind knochig.
Sein Blick fällt auf ihren Körper und er korrigiert seine Schätzung ein Stück nach oben. Sechzehn vielleicht, aber nicht älter. Falls das allerdings so sein sollte, überlegt Akke, ist sie klein für ihr Alter.
Irgendetwas an ihrem Gesicht irritiert ihn. Er kneift die Augen zusammen. Irgendwas ist da, was nicht sein sollte. Sein Blick wandert über ihr bleiches Gesicht, über ihren Hals...
Und dann entdeckt er die Narben.
Er blinzelt und glaubt nicht richtig hingeguckt zu haben. Doch er hat sich nicht getäuscht. Beinahe hätte er sie übersehen.
Unterhalb ihres linken Ohrs sind bläuliche, feine Linien, die ein Bild zu ergeben scheinen.
Akke beugt sich ein wenig nach vorne. Irgendwie hat er das Gefühl, dieses Zeichen schon einmal gesehen zu haben. Es ist allerdings immer noch halb von ihren Haaren verdeckt.
Doch Akke ist sich fast sicher. Diese Form... Könnte es sein, dass..
Nein. Akke sieht das Mädchen verwirrt an.
Als hätte Mimi seine Gedanken erraten, wendet sie mit einem Ruck den Kopf und schüttelt sich mit einer flüchtigen Bewegung des Handgelenks die Haare auf den Rücken.
Als sich die Blicke der beiden begegnen, ist Akke sich völlig sicher.
Diese feinen Linien, an Mimis Hals ergeben ohne Zweifel das Bild eines Pentagramms.
Mimis grüne Augen scheinen Funken zu sprühen.
„Hast du mich jetzt lange genug angestarrt?“, fragt sie leise. Das Mädchen erwartet gleich wieder eine Welle von Wut in sich aufsteigen zu fühlen. Doch, merkwürdig, es geschieht nichts. Fast gleichgültig sieht sie den Arzt an und erwidert seinen irritierten Gesichtsausdruck. „Was bedeutet das?“ Er hat eine tiefe, vertrauenserweckende Stimme. Mimi fährt mit dem Finger über das Zeichen an ihrem Hals.
„Dies hier?“ Akke schweigt. Er nickt nur. Mimi lächelt matt. Sie erhebt sich von ihrem Platz und lässt sich mit leicht gesenktem Kopf ihm gegenüber nieder.
Ihre Haarspitzen berühren seine Hände. Dann sitzen sie sich im Schneidersitz direkt gegenüber. Ihre knochigen Knie berühren Akkes. Das weiße Nachtkleid spannt sich über ihre Knie und bildet eine Höhle zwischen ihren Schenkeln. Ihre kindlichen Hände liegen auf ihren Beinen mit den offenen Handflächen nach oben. Daumen und Zeigefinger bilden einen Kreis. Akke kann die Konzentration spüren, die von ihr ausgeht.
Mimis Blick ist fordernd, ja fast herausfordernd und er tut es ihr gleich. Seine Finger bilden ein „O“. Es fällt Mimi nicht schwer seinem Blick stand zu halten.
Seine Augen strahlen etwas aus, was sie ihm auf der Stelle sympathisch gemacht hat.
Seine Gesichtszüge sind gutmütig und alles an ihm ist irgendwie rund. Jetzt ist es an Mimi, ihn eingehend zu mustern. Seine Augen sind braun. Schokobraun. Mimis Augen blitzen vergnügt. Seine Nase ist gebogen wie der Schnabel eines Adlers. Doch das gibt ihm einen eher südländischen Zug. Sein Kinn ist kantig und doch auf eine gewisse Weise abgerundet, als bestünde alles an ihm aus purer Gutmütig- und Gemütlichkeit.
Um seinen Mund sind Hunderte von kleinen Lachfältchen. Auch in seine Stirn haben sich tiefe Falten gegraben. Allerdings nicht vom Lachen.
Mimi legt den Kopf schief. Er ist schlank.
Plötzlich zuckt sie zusammen, als sie ein Geräusch hört. Etwas erstaunt blickt sie Akke an. Er lacht doch tatsächlich.
Er hat ein freundliches Lachen, das von Herzen kommt. Seine Augen funkeln vor Schalk.
„Was..?“ Mimi macht einen Schmollmund. „Deine Haare.. kitzeln mich.“ Ohne es zu bemerken, hat Mimi sich vorgebeugt, so dass ihre Haarspitzen seine Arme berühren.
„Huh?“ Mimi läuft rot an und lässt sich zurück sinken. „Entschuldige..“ Eine lässige Bewegung, die ihre dunklen Haarvorhänge zurück wirft. Sie schlägt die Augen nieder und der Kopf senkt sich, was bewirkt, dass ihre Haare ihr erneut ins Gesicht fallen.
Sie hört Akkes leises Lachen und plötzlich eine Berührung. Mimi erstarrt.
Ihre Wange scheint unter seiner Hand zu glühen. Braungebrannte Hände. Ein amüsiertes Lächeln, dass durch einen Vorhang aus Haaren vor ihrem Gesicht auftaucht.
Seine Hände fahren über ihren Nasenrücken. Mimi weiß nicht mehr, wo sie hinsehen soll.
„Hör auf.“ Ihre Stimme klingt gebrochen und leise. Doch er verschwindet und lässt sie hinter ihrer schützenden Haarpracht allein.
Sie ist nicht mehr in der Lage einen klaren Gedanken zu fassen. Sie spürt noch immer seine Anwesenheit. Doch ihre Knie berühren sich nicht mehr. Mimi hat die Beine angezogen und das Kinn auf die Knie gestützt. Das Nachthemd hat sie bis über die Zehen nach unten gezogen. Sie hält den Kopf gesenkt, doch die Haare stören nicht mehr.
Akke hat ihr ein Zopfband geschenkt, dass ihre Haare am Hinterkopf zusammen hält.
Eine einzelne Strähne hängt ihr jetzt in die Stirn. Mimi sieht Akke nicht an.
Nach einer Weile, in der Mimi beschämt und Akke abwartend geschwiegen hat, erhebt der Arzt leise die Stimme. „Tut mir leid Mimi.“ Keine Antwort.
Er seufzt. Mimi kneift die Augen zusammen. Sie hat einen Kloß in der Kehle. Hält er sie jetzt etwa für ein dummes kleines Mädchen?
Nein. „Mimi?“ Ihr Kopf schnellt hoch. Die Augen brennen. „Was?!“ Der aggressive Ton überrascht sie selbst. Akke sieht sie an. Sein Blick ist noch genau so freundlich wie vorher.
Er lächelt matt. „Erzählst du mir, was es mit diesen Narben an deinem Hals auf sich hat?“ Mimi beißt sich auf die Lippe. „Warum..?“
„Weil.. es wichtig ist.“ So ein Mist. Er hat diesen Hundeblick.
Mimi stößt einen Seufzer aus.
„Nicht.. hier.“ „Wann dann?“
Akkes Stimme ist eindringlich. Mimi sieht sich nervös um.
Sie sind die einzigen, die wach sind. „Ich..“
Mit einem Ruck, der die beiden zurück wirft, kommt der Lastwagen zum stehen.
„Was ist los?“, fragt Mimi alarmiert. Akke erwidert den Blick genauso verwirrt.
Von draußen dringen nun laute Stimmen an ihr Ohr.
Hinter Mimi hat sich Rosa aufgerichtet. „Was ist los? Warum halten wir an?“
Die Stimmen werden lauter, und Mimi kann Fetzen eines Gesprächs vernehmen.
„...leer?...“
„...verfluchte Scheiße, welcher Trottel hat getankt?!“
Irgendjemand tritt vor lauter Wut gegen den Wagen und beginnt jetzt lauthals zu fluchen. Mimi kann sich bildlich vorstellen, wie der jenige auf einem Bein herumhüpft und sich den Fuß hält.
Inzwischen sind alle wach geworden. Angsterfüllt sehen sie sich an. Mimi sucht die Planwand nach dem Loch ab, dass sie hineingebohrt hat. Als sie es findet, bahnt sie sich mühsam einen Weg durch die zusammen gepferchte Menge und lugt hindurch.
Sie sieht weitere LKWs, in einer Reihe stehen. Es sind sehr viele, fällt ihr auf. Wie viele Menschen wohl hier zusammengepfercht waren? Ihr gegenüber, den Rücken zugekehrt standen ein Duzend Graue, die sich gegenseitig anbrüllen und beschimpfen.
„...und was sollen wir deiner Meinung nach jetzt tun?!“ Der größte der Männer hat einen anderen am Kragen gepackt und schüttelt ihn.
„...Glaubst du, der Boss lässt das einfach durchgehen?!?“ Der kleinere schnappt hörbar nach Luft und versucht sich verzweifelt los zu reißen.
„UND WARUM ZUM TEUFEL HAST DU DIE ERSATZKANISTER VERGESSEN??!“
„Es.. es.. war ein.. Versehen...“, stottert der und hält sich wie zum Schutz die Hände vors Gesicht.
„UND DU GLAUBST, DAS HILFT UNS AUS DIESER BESCHSSENEN LAGE?!“ Der größere Mann schüttelt ihn bei jedem Wort. „DEINE DÜMMLICHE FRESSE UND DEINE UNFÄHIGKEIT???? DU...“ Er holte tief Luft um dem armen Kerl noch mehr an den Kopf zu werfen, doch er kommt nicht weiter, denn jemand packt ihn von hinten und versetzt ihm eine Ohrfeige. Mimi starrt ungläubig auf die kleine, stämmige Frau, die den Rüpel jetzt mit gefährlichem Gesichtsausdruck mustert. „Deine Unbeherrschtheit, wird dich eines Tages noch in den Knast bringen, Al.“ Die Verachtung in ihrer Stimmung ist unüberhörbar. „Sieh lieber zu, dass du dir eine brauchbare Lösung ausdenkst.“
Mit diesen Worten dreht sie sich um und verschwindet aus Mimis Blickfeld.
Al sieht ihr sprachlos nach. Seine Hand fährt unbewusst über seine Wange, auf der ein feuerroter Abdruck prangt. Dann fährt er herum und versieht den Mann, den er nun zu Boden gelassen hat, mit einem drohenden Blick. Mit hochroter Stirn geht er schnellen Schrittes davon. Mimi hat genug gesehen. Sie dreht sich um. Alle Augen ruhen auf ihr.
„Wir können nicht weiter, wir haben kein Benzin mehr.“ Ihre Stimme ist völlig ruhig und beherrscht, doch innerlich ist sie zum Zerreißen gespannt.
„Und jetzt..?“ Fragende Gesichter. Doch Mimi schüttelt den Kopf und bedeutet ihnen zu schweigen.
Es können höchstens ein paar Minuten vergangen sein, als wieder Stimmen laut werden.
Irgendwer macht sich an der Ladefläche zu schaffen. „Beeil dich Mann, wir haben nicht viel Zeit!“ Mimi erkennt die Stimme sofort wieder und vor ihrem inneren Auge taucht Al’s Gesicht auf. Unwillkürlich muss sie grinsen.
Mit einem quietschenden Geräusch wird die Ladetür geöffnet und strahlendes Sonnenlicht blendet ihre Augen.
Noch ganz benommen stehen sie da und starren in die helle Sonne, als jemand sie anbrüllt, sie sollen nicht so dämlich herum stehen und glotzen.
Langsam setzt sich die Menge in Bewegung und stolpert, beziehungsweise fällt von der Ladefläche. Als sie schließlich alle wieder stehen und sich umschauen, können sie kaum ihr Erstaunen unterdrücken.
Die Umgebung in der sie nun gelandet sind, ist nicht länger kahl, trost- und leblos, sondern grün und die gleißende Sonne wärmt ihre Haut. Mimi blinzelt und sieht in den blauen, beinahe wolkenlosen Himmel. Von irgendwoher ertönt der Schrei eines Vogels und als Mimi sich nun umblickt, um ihre Umgebung genauer zu betrachten, entdeckt sie, dass sie ganz in der Nähe eines kleinen Wäldchens sind. Oben am Himmel kreisen Schwärme von Vögeln und in der Nähe ist ein kleiner Bach, der in der Sonne glänzt und munter vor sich hinplätschert. Wie verzaubert von dem Anblick dieses friedlichen Ortes, schweigen die Menschen. Mimi lächelt. Für ein paar Minuten hat sie vergessen, weshalb sie hier sind, und wer sie hierher gebracht hat.
„Wo sind wir hier?“, fragt jemand hinter ihr, mit leiser, ja beinahe ehrfürchtiger Stimme. Langsam weicht das erste Erstaunen von ihnen und sie fangen an wild durcheinander zu reden.
Mimi dreht sich einmal um die eigene Achse und sieht sich suchend um.
Ganz im Schatten einer großen Eiche stehen die Lastwagen und stören als einzige das Bild, dass sich ihnen bietet. „Ich weiß nicht..“, murmelt sie. „Aber es ist wunderschön!“
Etwas berührt sie am Arm und sie zuckt erschrocken zusammen.
Als sie sieht, was auf ihrer Schulter sitzt, hält sie den Atem an. Farben. So viele Farben.
Der Schmetterling kitzelt sie mit seinen Flügeln. Langsam hebt sie die linke Hand und stupst ihn mit dem Finger an. Er flattert schnell wie ein Kolibri mit den Flügeln und für einen Moment sieht es so aus, als würde er den Halt verlieren. Doch dann erhebt er sich in die Luft und fliegt davon. Ein wenig betrunken sieht er schon aus, wie er so ziellos durch die Gegend schwirrt. Mimi lächelt.
Die vielen Menschen in den weißen Hemden und Kleidern lassen sich lachend ins Gras fallen und unterhalten sich aufgeregt. Mimi hört jemand ihren Namen rufen und dreht sich um. Akke winkt ihr zu und bedeutet ihr mit einer hektischen Handbewegung, zu ihm zu kommen. Sie will sich gerade auf den Weg zu ihm machen, als sie jemand am Arm packt und festhält. „Was..?!“ Der aggressive Ton macht ihr wieder deutlich bewusst, dass etwas mit ihr nicht stimmt. Derjenige, der sie aufgehalten hat, scheint das genau so zu sehen, und lässt sie nun los. Mimi wendet sich um und sieht sich Alain gegenüber. Der Mann, vor dem sie gewarnt worden war, weil er angeblich ein Mörder ist.
„Was willst du?“, fährt sie ihn an. Viel schärfer als eigentlich beabsichtigt.
Er sieht ein wenig betreten und schuldbewusst aus und sofort tut es ihr leid.
„Ich wollte eigentlich nur kurz mit dir reden..“ „Warum?“ Sie mustert ihn ein wenig misstrauisch. „Nicht hier.“ Sein Blick ist durchdringend und seine grünen Augen haben etwas wildes, was sie ein bisschen zurück schrecken lässt. Grüne Augen. Augen wie meine.. Unbewusst fährt Mimi sich über die Schläfen und weicht einen Schritt zurück.
Vielleicht hat Alain bemerkt, dass sie etwas stört, denn er fährt sich nervös mit der Zunge über die Lippen und sieht sie eindringlich und zugleich entschuldigend an.
„Wegen dem mit deiner kleinen Freundin, tut’s mir leid. Ich wollte wirklich nur..“
Doch Mimi winkt ab und sieht hinter seinem Rücken Akke auf sie zu kommen.
Und sein Blick gefällt ihr gar nicht.
„Äh.. warte kurz.“ Sie geht zu Akke hinüber.
„Ich komme gleich, hab nur was zu bereden..“
Doch bevor sie wieder flüchten kann, hält Akke sie am Arm fest und sieht sie an. „Sei vorsichtig mit diesem Kerl, er gefällt mir nicht.“ Seine Stimme klingt merkwürdig gepresst und verbissen. „Ich bin doch immer vorsichtig.“ Mimi gelingt ein überzeugendes Lächeln. Dann löst sie sich von ihm und geht mit schnellen Schritten zu einem Baum. In seinem Schatten, an ihn gelehnt steht Alain.
„Also?“
Sie verschränkt die Arme und hebt das Kinn. „Moment.“
Er kramt in seiner Hemdtasche und holt eine Schachtel heraus. Er öffnet die und hält sie ihr vor die Nase. „Willst du eine?“
Mimi sieht erst ihn und dann die Schachtel an. „Was ist das?“, fragt sie argwöhnisch. Er grinst. „Sag bloß, du hast noch nie Zigaretten gesehen, Mädchen.“
Er schüttelt den Kopf und zieht, immer noch grinsend, eine Zigarette aus der Schachtel.
Er hält sie ihr hin. „Da, probier mal.“ Zögernd nimmt sie das längliche Ding in die Hand und betrachtet es eingehend. „Und jetzt?“ Verwirrt sieht sie Alain an, der sich unübersehbar köstlich amüsiert. „Du musst sie so halten..“ Er nimmt ihre Hand und klemmt ihr die Zigarette zwischen Zeige und Mittelfinger. „So.“
Er kramt erneut in seiner Hemdtasche und zieht ein Feuerzeug heraus. Mit einem Blick in ihr Gesicht erklärt er: „Keine Angst, dass ist Feuer, aber es tut dir nichts.“
„Glaubst du etwa, ich hab Angst vor einem lausigen Feuer?!“, stößt sie ärgerlich hervor.
„Na ganz wie du meinst..“ Er formt die Hände über ihren zu einer windstoßsicheren Mauer und lässt eine Flamme hervor zischen. Mimi muss an sich halten, um nicht zurück zu weichen. Das Feuer weckt unangenehme Erinnerungen in ihr...
Doch zum Glück achtet er im Moment nicht auf ihren Gesichtsausdruck.
Dann zieht er die Hände wieder zurück und lässt das Feuerzeug in der Tasche verschwinden. Mimi sieht sich die Zigarette neugierig an. Das Ende des Stängels glimmt und erneut sieht Mimi ihn fragend an. Alain seufzt und lächelt etwas spöttisch.
„Teufel, wo lebst du eigentlich? Jetzt nimmst du das andere Ende zwischen die Lippen und inhalierst den Rauch.“ Mit verschränkten Armen sieht er zu, wie sie einen tiefen Zug nimmt und sofort anfängt zu husten. Ungerührt fährt er fort, sie zu mustern und stört sich auch nicht an den wütenden Blicken, die sie ihm zu wirft. „Was soll das?! Du wusstest bestimmt, dass das Zeug schlecht ist, oder??“
„Unsinn. Das liegt daran, dass du es nur zum ersten Mal machst. Mit der Zeit wird dir auch der gute Geschmack auffallen.“ „GUT?!“ Mimi starrt ihn fassungslos an. „Das Giftzeug soll gut schmecken?! Willst du mich verarschen, oder was?“ Er zuckt die Achseln. „Glaub es, oder nicht. Nun ja, es soll ja Softies geben, die einfach zu viel Schiss davor haben.“ Er grinst frech. Mimi ist schockiert. Sie starrt erneut auf die Zigarette.
Ihre Allererste. „Aber wenn du nicht willst.“ Er nimmt sie ihr achselzuckend weg.
„Nein.. warte mal.“ Mimi kneift die Lippen zusammen. „Gib schon her“, knurrt sie.
In Alains Augen blitzt es amüsiert auf. „Dachte ich mir doch, dass du nicht so eine bist.“
„Was für eine?“, fragt Mimi und nimmt einen weiteren, etwas vorsichtigeren Zug.
„Na so eine halt, wie die aus meinem Zimmer, die viel zu viel Schiss haben, vor diesen grauen Kerlen..“ erzählt er, während Mimi erneut einen Hustenanfall bekommt.
„..Die glauben, die würden sie in die Hölle bringen oder so ein Scheiß..“
Er lacht kurz und freudlos auf. „A..chso“, würgt Mimi hervor und zieht noch einmal an der Kippe. Alains Grinsen ist irgendwie jungenhaft und.. Mimi wischt sich Tränen aus den Augen. „Jungfräuliche Lunge hast du, Kleine.“ Er nimmt sich nun ebenfalls eine Zigarette und zündet sie an. Nach dem er einmal tief inhaliert hat, (Mimi stellt erstaunt fest, dass es ihm überhaupt nichts ausmacht) fährt er fort. „Was weißt du eigentlich über die?“, fragt er sie und mustert sie angespannt. „Die grauen Typen?“ „Jep.“
„Naja..“ Mimi zuckt die Achseln und unterdrückt das unangenehme Kribbeln in ihrem Hals, als sie einen weiteren Zug nimmt. „Eigentlich nicht viel...“ Ungeduldig zwirbelt er eine Strähne seiner dunkelblonden Haare, die ihm ins Gesicht hängen. Straßenköterblond. „Jetzt lass dir doch nicht alles aus der Nase ziehen..“, knurrt er. Mimi zieht eine Augenbraue hoch und erwidert spöttisch: „Frage mich, warum ich dir das überhaupt erzählen sollte... Ich kenne dich ja gar nicht.“ „Ach.. aber du meinst dich selbst zu kennen, ja?“ Seine Stimme klingt leise und irgendwie gefährlich. Seine Augen blitzen und Mimi hat auf einmal Mühe seinem Blick stand zu halten. „Ich.. Sollte jetzt besser gehen..“, sagt Mimi und fühlt sich auf einmal unbehaglich und schlecht. Es ist seltsam, aber es fällt ihr unglaublich schwer diese Worte zu sagen. Es ist, als wäre es eine Sünde, Alain auszuweichen. „Hast du Angst? Läufst du etwa weg?“ Seine Augen. So unwahrscheinlich grün...
Mimi ballt die Fäuste, wie um bei Verstand zu bleiben. Sie bemerkt nicht, dass sie dabei die Zigarette zerdrückt. „Nein.. nein ich bin kein Feigling.“, murmelt sie. Als müsse sie sich selbst etwas beweisen. Feigling? Von wegen! Mimi verengt die Augen. „Ich weiß vermutlich mehr als du, Trottel!“, zischt sie trotzig. „Na dann.. warum erzählst du’s mir nicht?“ Er bleibt völlig ruhig, seine Augen fest auf sie gerichtet. „Ich..“ Ihre Hände öffnen und schließen sich wieder. Als sie beinahe mit Gewalt den Blick von seinen Augen los reißt, fühlt sie sich, als habe sie einem hungernden Kind das letzte Stück Brot weg genommen.
„Komm schon..“ Seine Arme. Er sieht sie an. Von oben herab. Sie fühlt sich auf einmal so klein.. Sie steht an den Baum gedrückt. Seine Arme sind neben ihrem Kopf aufgestützt. „Es ist wichtig...“ „Was soll das?!“ Ihre Stimme klingt nervös. „Du willst doch nicht.. dass alle hier erfahren, dass du etwas weißt, und es ihnen verschweigst?“
Sein Gesicht nähert sich ihrem. Zwei Augen, wie grüne Scheinwerfer. Und sie fühlt sich wie ein Tier im Käfig. „Wer bist du?“, entfährt es ihr. Seine Haare kitzeln ihre Nase.
Seine Lippen formen Worte, ganz nah an ihrem Ohr. „Ich.. bin.. was du suchst. Aber es hängt von dir ab, ob du es auch finden wirst..“ Sie starrt ihn wortlos an.
Ein Lächeln. Erstaunlich. Wenn er lächelt, sieht er ganz anders, viel besser, aus.
Er nimmt einen Zug von seiner Kippe, wendet den Kopf zur Seite und stößt sich ab.
Dann dreht er sich um und sieht in den Himmel, so gut er eben durch das Blätterdach zu erkennen ist. Er lehnt den Kopf in den Nacken und stößt den Rauch aus.
Ganz ruhig und völlig entspannt sieht er aus. Mimi kommt sich plötzlich überflüssig vor.
Irgendetwas geht von ihm aus, dass ihr das Gefühl gibt, nicht mehr vorhanden zu sein.
Oder zumindest scheint er sie völlig vergessen zu haben.
Gerade spielt sie mit dem Gedanken sich leise davon zu stehlen, als er erneut zu sprechen beginnt. „Also?“ Mimi zuckt zusammen. Er hat also doch nur gewartet, bis sie sich entschieden hat. Leise seufzt sie.
„Alain..?“ „Hm?“ Sie schließt kurz die Augen. Als sie sie wieder öffnet, steht er immer noch da. Ihr Blick gleitet über seine Arme, sein Hände. Lässig hat er sich an einem Baumstamm abgestützt.
Ein merkwürdiges Gefühl der Sehnsucht ergreift sie.
Doch bevor sie es richtig erfassen kann, schüttelt sie es mit einer hastigen Kopfbewegung ab. „Sie bringen uns in ein Cossoleum. Und sie haben etwas gesagt von irgendwelchen Darstellern, die bald dort sein werden oder so...“
Er fährt mit einem Ruck herum und starrt sie mit einem Gesichtsausdruck an, der einer Maske gleicht. „Collosseum?!“,zischt er. „Was?“ Irritiert von seiner unerwarteten Reaktion, verschränkt Mimi schützend die Arme vor der Brust.
“Meintest du vielleicht Collosseum?!” Er kommt näher und sieht sie eindringlich an. „Äh...ja.. meinetwegen.. und?“ „Weißt du eigentlich, was das bedeutet, Mädchen?!“ Er packt sie an den Schultern und zieht sie näher zu sich heran. Seine Augen scheinen Funken zu sprühen. „Was...was ist denn ein Cosso.. Collosseum?“ Er stößt einen Fluch aus und schüttelt den Kopf. „Das ist eine Arena aus dem alten Rom.“ Mimi’s Gesicht ist ein Fragezeichen.
„Gottverdammt, das kann doch nicht wahr sein! Weißt du nicht mal, was eine Arena ist?!“ Ein wenig eingeschüchtert und gleichzeitig verwirrt schüttelt Mimi den Kopf.
„Das ist...“ „...Ein riesige Freiluftbühne mit Tribünen, auf denen früher Menschen saßen und sich daran ergötzten, wie sich Sklaven, Gladiatoren und Tiere gegenseitig blutrünstig umbrachten. Sie hatten schon einen sonderbaren Sinn für Humor, die Römer... Und jetzt lassen Sie das Mädchen los, Mann.“ Akke’s Stimme holt Mimi mit einem Schlag in die Wirklichkeit zurück. Sie starrt ihn mit aufgerissenen Augen an.
„Heißt das... heißt das jetzt, dass...“
Alain lässt sie so plötzlich los, dass sie zurück stolpert. Er dreht sich um. Seine Stimme klingt rau und verbittert.
„Wir sind die Darsteller.“
Akke zuckt zusammen. Die Wahrheit hat ihn wie einen Schlag getroffen.
Er hatte gewusst, dass Menschen brutal sein konnten. Aber sollten sie wirklich so primitiv, so grausam sein? Er schüttelt den Kopf, wie um eine lästige Fliege los zu werden. „Das kann nicht sein..“ murmelt er. Der Kerl mit den dunklen Haaren und den raubtierartigen Augen scheint da anderer Meinung zu sein.
„Hätten sie nicht gedacht, was? Ich auch nicht, wenn ich ehrlich bin. Aber irgend so etwas in der Art musste ja kommen. Ich lebe erst 1 Monat in diesem scheiß Irrenhaus und hab schon die Schnauze voll von diesen grauen Lackaffen.“ Er wischt sich nicht vorhandenen Schweiß von der Stirn und fegt sich das Haar aus dem Gesicht. Akke mustert ihn misstrauisch. „Wieso reden Sie von dem Irrenhaus? Sie haben genauso wie alle anderen mit Grund dort gelebt, oder..“ Plötzlich geht ihm ein Licht auf. Konnte es sein, dass nicht nur er und seine Kollegen unschuldig hier waren?
In den Augen des dunkelhaarigen Mannes flackert es. „Es geht Sie einen Dreck an, warum ich hier bin. Ich forsche doch auch nicht nach Ihrer Vergangenheit und trample dann auf ihnen herum?“ Bei diesen Worten muss er doch tatsächlich grinsen.
„Ich kenne Sie. Ich kenne Sie sehr gut. Sie sind Arzt, nicht wahr?“ Er kommt ein wenig näher und misst Akke mit spöttischen Blicken. „Ja, aber das habe ich vorhin schon erwähnt.“, erwidert dieser kühl. „Sagen Sie, wie geht es Ihrer Frau und den drei Kindern?“ Er hat ein fieses Grinsen. Auch wenn es nicht ganz echt, sondern eher spielerisch wirkt. Ruhig. Ganz ruhig. In Akke’s Ohren pocht es. Das kann ein Zufall sein. Er verengt die Augen. „Gut soweit ich weiß, aber woher..“ „Gut, so weit Sie wissen“, echot der Mann. „Und wie gut ist das?“ Er lacht leise. „Manchmal wäre es von Nutzen, wenn man Gedanken lesen könnte, nicht wahr?“ Akke ballt die Fäuste und öffnet sie dann wieder. Er ermahnt sich ruhig zu bleiben. Dieser Kerl wollte ihn nur reizen. „Halten sie die Klappe“, sagt er so ruhig wie möglich.
Der Mann zuckt die Achseln und verschränkt die Arme.
Seine Stimme, so spöttisch sie auch klingt, hat gleichzeitig etwas weises und wahres.
„Woher wissen Sie, dass ich verheiratet bin und Kinder habe?“, fragt Akke nach dem er sich wieder einigermaßen beruhigt hat. Der Kerl lächelt nachsichtig wie bei einem Kind, dass eine sehr dumme Frage gestellt hat. „In Ihrem Alter ist das nur natürlich. Außer, Sie sind eine komplette Null, was Frauen angeht.. Aber danach sehen Sie eigentlich nicht aus.“ „Soll das ein Kompliment sein?“, fragt Akke leicht belustigt. Er wartet die Antwort nicht ab. „Das erklärt aber nicht, woher Sie wissen, dass ich drei Kinder habe.“
Doch sein Gegenüber zuckt nur die Achseln. „Kleine Schätzung, ich hätte auch falsch liegen können.“ Lüge! Akke sieht ihn argwöhnisch an. „Das nehme ich Ihnen nicht ab.“ Der Mann lächelt. „Tun sie, was sie nicht lassen können.“ „Das sowieso.“
Beide sehen sich einen Moment lang berechnend an, wie zwei Gegner die sich umkreisen, bevor sie angreifen. Eine Schwäche, eine Lücke in der Deckung des Gegners suchen und zu schlagen..
Er legt den Kopf schief und versieht Akke mit einem etwas spöttischen Blick.
„Nun mal im Ernst, Sie denken doch nicht wirklich, dass ich Ihnen verrate, woher ich das weiß?“ Akke starrt ihn nur kopfschüttelnd an. Dieser Kerl verwirrt ihn zu nehmend. Und er wird auch aus seinen ständig wechselnden Stimmungen nicht schlau.
Irgendwas versteckt dieser Mann. Etwas, dass eventuell wichtig für sie alle sein kann.
„OK, Spaß bei Seite, wir müssen jedenfalls sofort verschwinden, wenn wir uns nicht aufspießen und grillen lassen wollen.“ „Aufspießen und... Sie sind doch wahnsinnig..“
„Sagen Sie ruhig Alain zu mir, ich stehe nicht so auf Förmlichkeiten.“, erwidert der Mann ungerührt. Dann dreht er sich zu Mimi um, die an den Baumstamm gekauert kniet und zu ihnen hoch sieht.
Ihr Gesicht ist völlig normal, abwesend und irgendwie gleichgültig.
Als sie bemerkt, dass Alain sie an sieht, flüstert sie: „Ich gehe nicht ohne die anderen.“
„Anderen? Welche anderen?“, fragt dieser und zieht die Augenbrauen hoch.
Als sie nicht antwortet, seufzt er schließlich. „Wir können keine zehntausend Menschen einfach so verschwinden lassen, ohne dass es auffällt.“ „Zehntausend? Woher wissen Sie.. ich meine weißt du, dass es so viele sind?“, fragt Akke argwöhnisch. Doch Alain schüttelt nur genervt den Kopf.
„Ist doch völlig egal jetzt.“ Er sieht Mimi an. Dann streckt er ihr seine Hand hin.
„Komm, gehen wir lieber zurück, bevor jemand Verdacht schöpft.“ Er runzelt ein wenig die Stirn, während Mimi sich aufrichtet. „Ich hatte erwartet, dass sie Wachen aufstellen oder so was“, stimmt ihm Akke zu. Mimi zuckt die Achseln. „Sind halt Volltrottel.“
Beide sehen sie erstaunt an. „Was?“ Sie sieht von einem zum anderen. „Was meinst du denn damit?“, fragt Akke und zieht eine Augenbraue hoch. „Nichts. Ist doch bloß eine Tatsache“, erwidert das Mädchen ruhig und sieht zu den anderen hinüber.
„Gehen wir jetzt, oder wollt ihr hier warten, bis sie uns abholen?“ Mit diesen Worten dreht sie sich um und geht zielstrebig zurück zum Lager.
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