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Das erste Jahr der Kämpfer-Akademie war eine schlichte Wiederholung und Verbesserung von Kampferfahrung, die die Kenlyl-Tochter schon gemacht hatte. Auch die nächsten beiden Jahre waren nicht viel anders. Sie bestanden aus vielen Grundübungen und schlichten Angriffsfolgen, die sie so oder so für ihre recht außergewöhnliche Kampfweise abändern musste. Tägliches, hartes Konditionstraining und Disziplinierung waren da schon eher hilfreich für sie. Dem folgten Hassreden gegen alles Lebendige auf Ober- und Unterfläche, die den Drow beibrachten wie schlecht und bösartig die anderen Rassen doch waren und wie viel besser es man doch hatte wen man in die erhabene Gesellschaft der Dunkelelfen geboren worden war.
Weitgehend zogen diese Reden, die ebenfalls von Zarbalan ausgeführt wurden und der dank seiner Glaubwürdigkeit und Erzählkunst all diese verfälschten Worte zu Wahrheit in den Köpfen der Novizen werden ließ, an den Gedanken Yastrees vorbei. Sie kannte es von Phydina, wusste wie verhasst die anderen Wesen, besonders die Oberflächenelfen, bei den Dunkelhäutigen waren und demnach verstand sie die Bedeutung der Reden, ohne ihre Aufmerksamkeit darauf richten zu müssen.
Da Yastree den Schülern, obwohl ein paar Jahre jünger als die meisten, weit voraus war, fand sie sich schnell in den Klassen der noch älteren Schüler wieder. Um die 10 Jahre der Ausbildung kam sie nicht herum, aber es hätte ihr nur geschadet, hätte man sie unter schlechteren Kämpfern trainieren gelassen. Bei den großen Schlachten war sie die Letzte die stand und schon oft hatte der Neid der Schüler den einen oder anderen Dolch in ihrem Rücken erscheinen oder seltener auch ihr Essen vergiften lassen. Doch nichts mochte die misstrauische, kaltblütige Einzelgängerin aufzuhalten.
Bei den Schülern, die sie respektlos anpöbelten, wurden bald aus schlichten blauen Flecken, echte blutende Schnittwunden, nachdem sie in ihrem siebten Jahr endlich Waffen, also ihre Armschienen anlegen durfte. Den Gegnern half es dann auch nicht viel, dass auch sie selbst bewaffnet waren.
„Sie ist zu gut!“ knurrte Zarbalan. „Sie hat selbst die Rekorde des berühmten Drizzt Do’Urden übertroffen. Obwohl sie den Preis gezahlt hat. In ihr steckt nicht die selbe Leidenschaft wie in dem Abtrünnigen, aber was treibt sie dann an?“
„Ich habe gehört es wäre ihre Bestimmung. Von der Göttin selbst gegeben, ist sie ihr reines Ebenbild. Vielleicht ist sie das, was der Abtrünnige hätte sein können.“ versuchte Brâhn logisch zu erklären.
Der Abtrünnige, der berühmte Drizzt, von dem selbst nach 1000 Jahren noch gesprochen wurde. Er war der Erste gewesen, der nicht der Art der Drow entsprochen hatte und dennoch hatte er sie alle besiegt. Damals hatte es Hass und Zweifel gesät, aber heute? Vielleicht mochte Yastree das schaffen, was Drizzt nie geschafft hatte, vielleicht erreichte sie auch noch die letzten der höchsten Höhen. Sein reines Herz hatte ihn zur Flucht an die Oberfläche bewogen, doch das Herz der Kenlyl-Tochter war weder rein noch sonst irgendetwas. Es war leer.
Zarbalan starrte nachdenklich an die Wand seines Zimmers. „Ich werde veranlassen, dass sie unter euch lernt, Brâhn. Ich will wissen, ob sie dasselbe Geschick auch bei Magie zeigt. Wenn nicht, können wir aufatmen, dann zeigt es das sie doch nur wie jeder andere der Drow ist, wenn auch erstaunlich gut. Wenn ja... „
„Ihr macht euch Sorgen um eure Stellung?“
Zarbalan antwortete nicht. Es war nicht seine Stellung, über die er sich Sorgen machte. Die junge Drow war schlicht und einfach nicht normal. Sie war....zu gut. Wenn man in ihre Augen schaute, hatte man das Gefühl sich selbst zu verlieren. Als ob einem die eigene Seele brach gelegt und entzogen würde. Er schauderte, wenn er daran zurückdachte. Er wusste nicht wieso, aber er hatte ein schlechtes Gefühl dabei wenn er daran dachte, dass seine jüngste Schwester weiterleben würde. Aber er konnte nichts tun.
„Beobachtet sie.“ Sagte er zu dem Magier ohne auf die Frage zu achten. „Ich habe das Gefühl, dass sie viele Feinde anzieht. Das kann nicht gut sein. Ich denke, meine Mutter hat es in ihrem Verlangen nach Macht mit Yastree übertrieben.“ Für sich behielt er, dass er die Befürchtung hatte, dass Yastree ihr aller Fall sein konnte.
Auch die nächsten Jahre waren hilfreich für die nun Mitte 20-Jährige. Nun da sie ihre Waffen einsetzten durften, wurde das Training härter und gefährlicher. Viele der Kämpfer konnten kaum noch stehen am Ende eines Tages, doch sie machten deutliche Fortschritte. Dennoch glänzte über ihnen immer noch die jüngste Tochter des zweiten Hauses.
Man hatte es inzwischen aufgegeben sie zu attackieren, wenn sie es nicht erwartete, den sie hatten keine Chance. Auch offene Drohungen wurden so schnell bereinigt, dass sich kaum einer mehr wagte sie falsch anzusehen.
Yastree zeigte auch überraschend gute, taktische Fähigkeiten im Bezug auf Gruppenkämpfe mit Priesterinnen und Magiern und ebenso dagegen. Da sie nicht viel sprach, verständigte sie sich mit ihren Gruppenmitgliedern meist per ausgefeilter Drow-Zeichensprache. Ihre Anweisungen und Überlegungen waren so präzise, dass sich jeder, der unter ihrem Befehlt stand, glücklich schätzen konnte. Sie meldeten nie Verluste und selbst aus auswegslosen Situationen fand sie immer eine Idee den Kampf zu wenden, so dass alle unbeschadet (oder zumindestens weitegehend unbeschadet) nach einem Ausflug in die Höhlen der Unterwelt zur Akademie zurückkehren konnten. Doch nicht aus Mitleid rettete sie die Schüler. Es war für sie eine schlichte Tatsache und Wichtigkeit, um den Auftrag gut auszuführen. Die anderen Kämpfer waren für sie Figuren, die man möglichst geschickt auf einem Kampffeld einsetzen musste, damit man die bestmöglichsten Ergebnisse erzielte.
Und das mit Zarbalans Augen im Nacken, der sie unwohl beobachtete und sich absolut nicht für die Bereicherung seines Hauses interessierte. Für ihn war Yastree eine Gefahr. Ein beispielsloser Kämpfer hatte schon einmal ein Haus gestürtzt, was, wenn es wieder passierte? Drizzt Do'Urdens blasphemische Gedanken und Aussprachen hatten vor Jahrhunderten dem Haus Do'Urden seine Existenz gekostet, auch wenn es teilweise der fanatischen Rachsucht der damaligen Oberin Malice Do'Urden zu verdanken war, dass es soweit kam.
Yastree zeigte kein Interesse in die Spinnengöttin, soweit Zarbalan das erkannt hatte. Seine Ängste nährten sich mit jedem Tag und er erwartete sehnsüchtig, dass die junge Drow in ihr zehntes und letztes Jahr kam, in dem sie die ersten 6 Monate in Sorcere, dem Magierturm, und die letzten in Arach-Tilnith, der Priesterinnenschule, verbringen würde. Er hoffte, dass man sie dort zur Vernunft brachte, wenn sie auch nur einen einzigen schlechten Gedanken gegen Lloth, die Spinnengöttin hegte. Er selbst war kein großer Gläubiger, aber für sein Haus und sein Überleben würde er alles tun.
Doch endlich war es soweit, Yastree erreichte ihr 27. Lebensjahr und sie wurde in den Magierturm Sorcere transferiert.
"Man hat mich euch zugewiesen," sagte Brâhn, Zarbalans magiebegabter 'Bekannter', mit seiner leisen, mysteriösen Stimme, während seine Hände versteckt in seinen Ärmeln ruhten.
Yastree sagte nichts. Brâhn wurde schon über die Wortkargheit seiner Schülerin, die er nicht ganz zufällig bekommen hatte, aufgeklärt und fuhr gleich fort: "Ihr werdet die nächsten 6 Monate unter meiner Obhut stehen. Ich hoffe ihr legt das selbe Geschick bei der Magie zutage, dass ihr auch beim Kampf zeigt."
Beginnt mit dem Unterricht. Ich will lernen.
Brâhn hob nur die Augenbraue über die Worte, die die flüssigen Bewegungen von Yastrees Händen ausdrückten. "Ihr werdet noch genug zu lernen bekommen. Geht auf euer Zimmer und wartet dort bis morgen früh. Ich hole euch ab und
dann beginnen wir mit dem Unterricht."
Seinen harschen Worten folgte eine tiefe Verbeugung, wie es sich für Männer in Gegenwart einer Frau geziemte. Dann verließ er ohne ein weiteres Wort den Flur. Yastree suchte ihr Zimmer erst auf, als der Magier durch die Tür verschwunden war und seine Schritte verhallt waren. Hier traute sie niemandem. Sie kannte sich mit Magie noch nicht aus, was ein weiterer Grund für höchste Vorsicht war.
Kazâga hatte ebenfalls von Yastrees Ankunft Wind bekommen und er war so unruhig und angespannt wie nie in seinem Leben. Er hatte großartige Fortschritte gemacht und beherrschte Zaubersprüche, die er erst in einigen Jahren hätte lernen dürfen. Doch trotzdem überragte der Ruhm seines Zwillings ihn wie die Wände einer gigantischen Schlucht, mit ihm auf dem Grund, zusammen mit seinen pathetischen Versuchen daran hinaufzuklettern, hinauf zum Stolz seiner Mutter, den Yastree allein durch ihr Geschlecht so simpel erlangt hatte.
Wütend schlug er die Hand auf den Tisch und rote Funken flogen von der Haut seiner schwarzen Hand. Wenn er zornig war oder seine Beherrschung verlor, ging seine magische Kraft manchmal mit ihm durch und verursachte kleine Verbrennungen an Gegenständen oder Personen, die gerade das Unglück hatten sich in diesem Moment in seiner Nähe aufzuhalten.
Sie muss sterben, ging ihm durch den Kopf.
Durch meine Hand!
Er wusste nicht, wann dieses drastische Denken begonnen hatte, aber der Gedanke das seine Schwester sich hilflos vor ihm in ihrem süßen Blut wand, zauberte ein Schmunzeln auf seine Lippen. Ja, seine schlecht gemachte Kopie musste verschwinden. Und wann war die Zeit besser, als jetzt, wo er und sie sich 6 Monate zusammen in einem Turm aufhielten, indem es nicht wirklich sonderbar war wenn der eine oder andere Schüler verschwand oder tot aufgefunden wurde?
Kazâga grinste, als er anfing seine Pläne zu schmieden. Noch würde er sein Vorhaben nicht in die Tat umsetzen, erst musste alles geregelt werden. Er wollte Yastree etwas Zeit geben die Abwehrnöglichkeiten gegen die Magie kennenzulernen, so das sie einen hoffnungslosen Versuch starten konnte sich zu wehren. Ausserdem wollte er einen ganz besonderen Zauber für sie erlernen. Seine Augen glühten von hasserfülltem und rachsüchtigem Feuer und er lachte, als ihm genau das Richtige einfiel. Der Ruhm der Familie Kenlyl würde ihm gehören! Und dann würde seine Mutter nur noch ihn alleine stolz betrachten.
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Ohhh, böööser Kazâga XD *ihn knuddel*
@Dom
Danke übrigens ^^

Bald bekommst du übrigens wieder neuen Stoff XD Ich bin jetzt übrigens (nach heute) mit allem fertig und kann wieder zeitiger on! XD