Sinnflut [shonen-ai]

Also, Jasons Familie fand ich zum Kringeln. Das Lees Situation genau anders herum ist, birgt dann natürlich einiges an Konfliktpotenzial. Mir jedenfalls gefiel die Art, wie die alle offen und ehrlich mit einander geredet haben und die Dialogführung war da einfach nur spitze.

Ansonsten kann ich auch verstehen, warum Lee da etwas (was heißt hier etwas?) peinlich berührt war, für ihn war's halt ungewohnt, sich emotional so auszulassen.

Also: Von mir ein dickes Lob, der Teil hat mir richtig, richtig gut gefallen. So langsam entwickle ich sogar Sympathien für deine Charas, insbesondere Lee, der einfach besonders süß verschämt und schüchtern ist.

Freu mich auf den nächsten Teil
bye, Sahlene
 
Hallo zusammen!

Wah .. ! Entschuldigt, dass es etwas später geworden ist, jetzt kommt das >Aber< mit hunderttausend Entschuldigungen im Anschluss .. ^_^; ABER Hilda ist zur Zeit etwas im Stress und da das hier nun der vorletzte, von ihr berichtigte Teil ist und ich nicht so genau weiß, wann sie wieder mehr Zeit hat, muss ich mit den fertig geschriebenen Teilen etwas haushalten - ohne Beta poste ich die nämlich nicht *zuvielAngsthat* -.-"
Außerdem war ich am Überlegen, ob ich dieses .. hn .. Anhängsel an den zweiten Akt überhaupt posten soll OO" Jetzt mache ich es - wahrscheinlich mit einer großen sap-Warnung ..
Aber, nya, ich hätte es wohl nicht geschrieben, wenn es mir nicht doch irgendwie irgendwo gefallen hätte :D

@einsame Wölfin: *grins* Danke schön für so viel Lob *froi* Es freut mich riesig, dass ich die Stimmung bei den Clines da ganz gut rüber gebracht habe *nickt* Hah, und wenn du sogar lachen konntest, bin ich nur noch rundum zufrieden :) öhm .. nya, für Lee war es bestimmt nicht so angenehm XD [*pst*aber der wird nicht gefragt OO"] Aber dass er dir noch sympathischer geworden ist, freut mich auch^^

@Shan'xara: Was, wie ich gerade mal feststelle, doch sehr große Kontraste sind OO" also bei Jasons und Lees Familie Irgendwie hab ich es in dieser Geschichte mit den krassesten (?) Gegensätzen *smile* Aber :lol2: freut mich, wenn du die Szene auch gut beschrieben fandest *nickt*
Hn, dass ich das Verhalten von Lee ungewöhnlich finde ich rede jetzt von der Schwimmhalle :rolleyes: *Gedankensprung*, habe ich auch gar nicht gemeint. Ich finde beide .. realistisch, wobei das natürlich zwei unterschiedliche Extreme sind da haben wir sie wieder, die Kontraste .. XD" Aber für den jeweils anderen wird es wohl ungewöhnlich sein .. wo führt dieser Exkurs nu eigentlich hin .. ? *drop* Danke schön für deinen Commie :)

@Sahlene: Wah .. Danke schön! Für den Commie und das Lob dabei :) Besonders freut es mich dabei ja, dass du dich allmählich mit meinen Charas anfreunden kannst^^ oder allmählich mit Lee .. Und natürlich auch, dass dir die Szene ebenfalls gefallen und dich .. amüsiert hn, das Wort klingt irgendwie .. blöd *drop* Aber du weißt sicherlich, was ich damit meine^^ hat *froi* Und schön, dass es herausgekommen ist, warum Lee sich derart unwohl fühlt bei diesem Gespräch :)

Kapitel o1: Probleme
Akt o2
Teil o2

Es ist tatsächlich niemand rein gekommen
, ging es mir durch den Kopf, als wir zusammen in seinem Bett lagen. Mein Kopf ruhte angenehm benebelt auf Jasons Schulter, wo ich den Duft seiner Haut genießerisch einsog. Selbstvergessen spielte er mit einigen meiner braunen Haarsträhnen, während ich seinen Atem in regelmäßigen Abständen warm über mich hinweggleiten spürte. Unter der Bettdecke waren unsere Beine wirr miteinander verschlungen und meine Hand lag locker auf seiner Brust, spürte dabei sein Herz schlagen.
Ich liebte diesen Moment.

Besonders nach der Ewigkeit, die wir scheinbar voneinander getrennt gewesen waren. Keiner sagte etwas, keiner brauchte etwas zu sagen. Alles war so klar, lag greifbar in der Luft, umhüllt von angenehmem, schwerelosem Schweigen. Kann es nicht immer so sein? Kann es nicht ewig so andauern?, fragte ich mich wider besseres Wissens. Die dunklen Schatten lagen schließlich schon in Form der nächtlichen Dunkelheit am Fenster auf der Lauer. Irgendwann heute, das wusste ich, musste ich schließlich wieder nach Hause. Meine Eltern würden durchdrehen, wenn ich die Nacht bei Jason verbrächte.

Ich meine, ich hatte schon einige Nächte bei Jason verbracht, aber da hatte ich es immer angekündigt und hatte meine Schulsachen, falls am nächsten Tag Schule war und sie nicht in meinem Spind waren, immer dabei gehabt. Sie kontrollierten meine Treffen mit ihm eben gerne, obgleich sie im Grunde nichts dagegen unternehmen konnten. Ich würde auch nicht zulassen, dass sie etwas dagegen unternahmen.
Aber sie redeten sich gerne ein, zumindest etwas die Macht darüber zu haben, wann wir uns trafen. Und ebenso bildeten sie sich auch gerne ein, zu wissen, was wir dann taten. Oder besser gesagt: Sie versuchten es auszublenden. Allerdings dürfte ihnen das schon Dank Seth nicht gelingen und ich wusste nicht, ob ich darüber besonders betrübt war.

„Denkst du schon wieder über deine Eltern nach?“, fragte er mich mit leiser, wohl modulierter Stimme.
„Hm“, antwortete ich nichtssagend. Aber er kannte mich einfach viel zu gut und würde auch wissen, was mein Murmeln zu bedeuten hatte, ebenso wie er offenbar meine Gedanken gelesen hatte.
„Lass sie doch wenigstens aus meinem Schlafzimmer raus“, tadelte er mich scherzhaft, was mir ein kurzes Lächeln entlockte.
„Die kommen nie hierher.“
Er brummte zufrieden. „Will ich auch hoffen.“

Das erinnerte mich wieder daran, dass die Tür noch immer nicht abgesperrt war. Ein Horrorszenario von meinen Eltern, wie sie vollkommen geschockt unter der Tür standen, während Jason und ich gerade vollauf miteinander beschäftigt waren, tauchte vor meinem inneren Auge auf und war so entsetzlich, dass ich es schnell verdrängte. Wieso mussten sie auch solch engstirnige Katholiken sein?

Ich seufzte. „Wir spät ist es?“ Er gab einen unterdrückten, enttäuschten Laut von sich, hervorgerufen durch meine Frage, von der er die Folge bereits zur Genüge kannte. Ich wollte doch auch nicht aufstehen, aber es war mir immer noch lieber, freiwillig zurückzugehen, als dass sie plötzlich bei den freundlichen - und sehr freimütigen - Clines auf der Matte standen, um mich mit nach Haus zu nehmen, weil morgen schließlich noch Schule war und sie bezweifelten, dass ich hier den dafür nötigen Schlaf erhielt... Womöglich wollte sich Mr. Cline dann auch noch mit meinem Vater über seine >wilde< Jugend austauschen...
Allein der Gedanke war so abwegig, dass ich ihn kaum ausformulieren konnte.

„Kurz vor zehn“, antwortete Jason leise.
Ich nickte und streckte mich etwas, um ihm einen sanften Kuss auf den Hals zu hauchen. „Dann gehe ich jetzt mal...“ Ich wollte mich aufrichten, als er plötzlich seine Arme um mich schlang, das Gesicht in meinen Haaren vergraben.
„Willst du nicht lieber bleiben?“ Seine Stimme drang nur gedämpft an mein Ohr heran, aber ich konnte dennoch die hoffnungsvolle Bitte in der Frage ausmachen. Ich biss mir auf die Lippe, um nicht unüberlegt die offensichtliche Antwort auszurufen, und schloss kurz die Augen. Erstaunlich, wie schmerzhaft die nächsten Worte waren.

„Du weißt, ich kann nicht.“ Natürlich wusste er das. Wie oft hatten wir darüber schon debattiert und uns Möglichkeiten zurecht gelegt, wie wir die Hürde meiner Eltern überwinden konnten. Aber wenn ich ihnen erzählen würde, ich übernachte bei Amber, würden sie die Lüge sofort durchschauen - nicht zuletzt, weil ihre Eltern unglaublich gut mit meinen befreundet waren. Wie das eben so ist bei Gleichgesinnten.

Ich befreite mich sanft aus seiner Umarmung und schob mich zum Bettrand hinüber. Sofort war alle eben noch da gewesene Wärme wie nie vorhanden verschwunden. Stattdessen überzog mich schmerzliche Kälte, die mich geradezu zurück an seine Schulter zu drängen schien. Doch ich blieb standhaft und suchte mir meine Kleidung vom Boden zusammen.

Es überraschte mich etwas, als ich ein weiteres Mal seine Arme fühlte, die sich um mich schlangen. Normalerweise akzeptierte er es, wenn ich ging - gehen musste - und er beharrte nicht so darauf, dass ich ihn nicht verlassen sollte, da er es verstand. Ich konnte mir seinen deutlichen Widerwillen, mich gehen zu lassen, nur damit erklären, dass es so lang her gewesen war, dass wir zusammen eingeschlafen und zusammen wieder aufgewacht waren. Das hieß... er hatte mich vermisst. Mich so sehr vermisst wie ich ihn.

Diese Gewissheit gab mir zumindest ein wenig Trost, als ich nach seinen Händen griff. „Jason...“
Er vergrub sein Gesicht in der Ausbuchtung zwischen Hals und Schulter, sodass ich seinen Atem heiß auf meiner Haut spüren konnte. „Bleib“, sagte er schlicht und mein Herz zog sich qualvoll zusammen. Erschöpft schloss ich die Augen, und spürte, wie mein Widerstand sich in Luft auflöste. „Bitte bleib.“
Und alles schwamm einfach so hinfort. Bedenken, Angst, Verpflichtungsgefühle... Es war mein Leben, oder? Mit achtzehn konnte ich wohl annehmen, dass es mein Leben war. Sie hatten nicht über alles zu bestimmen.
„Sie werden mich umbringen...“, gab ich halbherzig zu bedenken, obgleich ich schon längst geschlagen war.
Er drückte seine Lippen gegen meinen Hals. „Dann rette ich dich.“ Langsam wanderte er weiter an meinem Hals nach oben, drehte meinen Kopf mit sanfter Gewalt zu sich um und sein Mund verschmolz ein weiteres Mal mit meinem.
Das wirst du auch müssen..., war alles, was ich dazu noch denken konnte, ehe ich meine Eltern aus dem Geist verbannte und mich nur noch auf Jason konzentrierte.




Da ich nun doch die Nacht bei ihm verbringen würde, konnte ich ihn zumindest noch dazu überreden, dass ich morgen früh zeitiger aufstehen würde, um mich, bevor wir zur Schule mussten, kurz bei meinen Eltern zu melden. Ganz bestimmt würde ich sie am Abend nicht mehr anrufen, weil ich mir das Gezeter auch so vorstellen konnte. Dafür musste ich nicht auf Kosten der Clines mit ihnen telefonieren. Außerdem würden sie sich ohnehin denken, dass ich bei Jason war, und wenn nicht, war mir das auch ziemlich egal. Ich wusste zumindest mit absoluter Sicherheit, dass sie sich keine Sorgen machen würden, auch wenn ich trotzdem immer noch inständig hoffte, dass sie nicht aus reiner Bosheit tatsächlich bei den Clines vorbeikamen.
Jason stellte den Wecker daher auf halb sieben, fast eine Stunde früher als er sonst aufgestanden wäre, aber er sagte grinsend, dass sei es ihm wert, wenn ich bei ihm übernachtete.

Pünktlich sprang der hässlich penetrante Piepton nach viel zu wenig Stunden Schlaf dann auch an. Ich hörte ihn, obgleich ich mich nicht rührte. Die Wärme und Nähe seines Körpers so dicht neben meinem genoss ich viel zu sehr, um sie einfach so aufzugeben. Ich wusste zwar, ich musste aufstehen, aber diese kurzen, rebellischen Sekunden, bevor man es dann doch tat, mussten einfach sein. Jason gab an meinem Ohr ein widerwilliges Brummen von sich. In der Nacht hatten wir uns irgendwie so gedreht, dass ich mit dem Rücken an seiner Brust lag, während ein Arm mich dicht an ihn gepresst hielt.

Als keiner von uns beiden Anstalten machte, den Wecker auszuschalten, wurde das Piepsen immer lauter und durchdringender. „Scheißteil...“, fluchte Jason schlaftrunken und tastete blind mit der anderen Hand hinter seinem Rücken umher, fegte dabei einige Gegenstände von seinem Nachtschrank, bis er schließlich den Knopf an dem Wecker fand, mit dem man ihn ausstellen konnte. Von Schlafen konnte nun jedoch keine Reden mehr sein, da das Piepen brutal alle wohltuende Müdigkeit verscheucht hatte. Zumindest bei mir. Jason hingegen zog stumpf die Bettdecke wieder ein Stückchen höher, nicht gewillt, dem Ruf der Uhr zu folgen. Ich hätte fast vergessen gehabt, dass er morgens nur schwer aus dem Bett kam.

Allerdings konnte ich mir nicht schon wieder den Luxus vollkommenen Ignorierens erlauben und stand daher mit einem unterdrückten Seufzen, aber bestimmt auf. Jason brummelte irgendetwas Protestierendes vor sich hin und zwängte mühsam seine Lider auseinander. Das kohlschwarze Haar floh ihm wirr vom Kopf, als er sich leicht aufrichtete.
„Bleib liegen“, sagte ich leise, während ich nach meinen Jeans griff. „Ich schaff es schon alleine zur Tür.“
„Willst du dich waschen?“, nuschelte er ein wenig undeutlich und nickte etwas unkoordiniert in Richtung des Bades, das sich direkt neben seinem Zimmer befand.

Ich überlegte kurz. Keine Ahnung, wie meine Eltern heute morgen gestimmt waren, aber falls sie mir die Kurzschlussreaktion, nicht nach Hause gekommen zu sein, übel nahmen, war es wohl besser, ich war schon fertig für die Schule, um sofort aus dem Haus stürmen zu können, wenn mir ihr Gerede zu dämlich wurde.
Ich nickte daher auf seine Frage hin, hielt ihn aber erneut auf, als er sich aus dem Bett schieben wollte. „Nein, lass. Ich finde schon alles, bin schließlich nicht das erste Mal hier“, fügte ich lächelnd hinzu und zog mir das T-Shirt über den Kopf.
„Da will man mal ein guter Gastgeber sein...“, seufzte er theatralisch auf und ließ sich zurück ins Bett fallen.

Ich wusste, dass er mir dankbar war, dass ich ihn nicht aus dem Bett trieb, obgleich er selbstverständlich auch für mich aufgestanden wäre.
Ich wandte mich zur Tür. „Lee.“ Fragend drehte ich mich wieder um. Wenn er mich jetzt noch einmal überreden wollte, meine Eltern doch schlichtweg in die Wüste zu schicken, würde ich ihm leider eine Abfuhr erteilen müssen. Jason hatte sich jedoch nur aufrecht hingesetzt und sah mich mit dunkelbraunen Augen offen an. „Ich liebe dich.“ Diese drei Worte so schlicht und einfach ausgesprochen, dass gleichzeitig alles mit ihnen ausgedrückt wurde, konnte nur er so sagen.

In einer vollends närrischen Reaktion darauf spürte ich mein Herz in der Brust aufgeregt flattern. Im ersten Moment wusste ich nicht, wohin mit den heraufsprudelnden Gefühlen, sah leicht verlegen im Raum umher. Doch dann war es mir plötzlich völlig klar und ich schaute zurück zu ihm, erwiderte seinen Blick unverhohlen, sodass weitere Worte mehr als überflüssig waren, da er alles, was ich in diesem Augenblick empfand, in meinen Augen lesen konnte. Dennoch erwiderte ich: „Ich dich auch.“ Es erschien einfach richtig, dass ich es sagte. Und außerdem wollte ich es auch. Er sollte es ruhig aus meinem Mund hören.
Eine Erwiderung dieser Worte war schließlich nur halb so waghalsig, wie sie als erster auszusprechen - was ich in den ganzen zwei Monaten, die wir nun schon zusammen waren, nur einmal getan hatte. Auch wenn ich die volle Wahrheit damit ausgesprochen hatte, war es ein harter Kampf mit mir selbst gewesen. Mit meiner Angst davor, mich mit drei kleinen Worten vollkommen in die Hände eines anderen zu begeben, ohne Schutz und ohne Sicherheit.

Sein Lächeln sagte mir jedoch, dass es eine richtige Entscheidung gewesen war, sein Liebesgeständnis nicht unerwidert zu lassen.
Ohne den Moment durch weitere Worte zu zerstören, verließ ich schließlich leise sein Zimmer mit dem angenehmen Wissen, dass wir uns nachher in der Schule wiedersehen würden.
__________________
to be continued ..

*pfeift*

Danke fürs Lesen,
- SnowWhite
 
Wie konnte das passieren????
Ich hab doch tatsächlich ein Teil verpasst!
Ich bin doch fast jeden Tag hier!
*heulheul*

Das Abendessen hat mir super gefallen.
Man merkt das er hier gemocht und angenommen, wird.
In der Familie geht es ja recht offen zu. *g* (ich finde so was schön)
Warum können Lees Eltern nicht auch ein bisschen so sein?
Aber sie gehören wohl zu den Leuten die so eine Beziehung nur krank und als eine fase von ihren Sohn ansehen.
statt froh zu sein das ihr Sohn glücklich ist.
Ich hoffe er bekommt kein Erker, wenn er nach Hause kommt.

Dafür bin ich jetzt erster. :lol2: :lol2:
 
Zuletzt bearbeitet:
Der Teil war super - Lee beginnt also zu rebellieren *g*. Und wieso hab ich nach dem Schlusssatz nur so das Gefühl, dass da noch entsetzliches Unheil dräuen wird? *lol* Nein, ich hab keinen Propheten gefrühstückt ;P...
 
Waah .. ! Ich habe auch zwei Teile verpasst. ;_; Aber Gründe habe ich dir in der PN geschrieben ( jah, ich bin tatsächlich noch dazu gekommen, dir zu antworten XD; ).

Geschrieben war die Teile natürlich wieder echt gut ^^ und Jason kann ich nur zugut verstehn X.x ich mag auch keine Erbsen. *g* Mittlerweile hängen die mir echt zum Halse raus. Das Abendessen mit seiner Familie war gut rübergebracht, auch die Unterschiede zwischen Jasons' und Lees' Familie. Da entwickelt man noch volles Mitgefühl für Lee. XD Das Lee sooft an seine Eltern denken muss, kann ich nur nachvollziehen. Wenn ich sowelche hätte, würde ich auch eine Kriese kriegen, wenn sie so dermaßen intolerant wären. Was sie zum Glück nicht sind :rolleyes: Aber ohne Folgen bleibt es ganz gewiss nicht, das Lee einfach eine Nacht weg war. Und wenn die Eltern ihn nicht aus Sorge, sondern einfach aus dem Grund heraus, dass er nichts gesagt hatte, hochkant wieder rauswerfen. Oo; Nya. ^^; Aber ich fand Jason echt knuffig dargestellt. ^^ Wie er da so mit zerzausten Haaren im Bett liegt. *g*
 
Hallo zusammen!

Öhm .. irgendwie fehlen mir dieses Mal am Anfang die Worte und ich weiß nicht so recht, was ich Allgemeines zu sagen hätte .. *drop* Hn .. *grübelt* :idea: Aber vielleicht danke ich euch erst mal für eure lieben Commies *smile* boah .. bin heut so kreativ im Überleiten .. -.-“ Und natürlich auch wieder der lieben Hilda :remybussi , die trotz äußerst chaotischer Umstände *Kopfschüttelt* wieder betagelesen hat^^

@Westlights13: *tröst* Quatsch, macht doch nix *nö* Es ist schön, dass du alles nachgelesen hast und dass es dir gefallen hat *nickt* und dass du im Nachhinein ein kleines Kommentarchen für mich da gelassen hast *smile* Mehr will ich gar nicht :) Hey, sag mal, hast du zufällig schon das Gespräch zwischen Lee und seinen Eltern gelesen .. ? *staun* dabei stecke ich gerade noch mittendrin .. OO“ Aber natürlich sag ich da nix weiter zu *nö* Allerdings .. hn .. so richtig Ärger .. bekommt er in diesem Teil noch nicht .. OO

@Shan’xara: Schmeckt bestimmt auch nicht gut .. :goof: Öhm .. wo waren wir? Ach ja, Prophet. Naaaatürlich wird es noch etwas Unheil geben denke ich .. hoffe ich .. *drop*, aber als so eine Art Verweis war der Satz eigentlich noch nicht gedacht .. OO *aufpassenmusswassieschreibt* Aber es freut mich, dass dir der Teil gefallen hat *nickt* :lol2:

@Tiara: Macht nix, wenn du nicht sofort, als du wieder zu Hause warst, hintern Compi gesprungen bist, um in die Tasten zu hauen *nö* auch wenn du es schon vorher gelesen hattest *Kopfschüttelt* Und das mit der Reihenfolge .. OO Himmel, da habe ich nun überhaupt nicht drauf geachtet oder dran gedacht; das werfe ich dir bestimmt nicht vor *smile* *seufz* Die Rechtschreibfehler werden wohl nie alle verschwinden .. aber danke schön fürs Raussuchen^^ *lacht* Das finde ich allerdings witzig: Das, was ich hier schreibe, interessiert dich nicht, aber du liest es trotzdem oder wegen meines Schreibstils danke dir dafür *smile*, shonen-ai hin oder her .. ? Hn .. das ist ja nun irgendwie eine Kritik im Kompliment .. oder? *grübelt* Willst du damit sagen, ich soll mehr Handlung reinbringen oder als nächstes wieder was in einer anderer Richtung schreiben .. ? wenn dir bis dahin mein Stil immer noch gefällt, versteht sich ^_^;; Aber es freut mich, dass du es trotz allem irgendwie schön dargestellt fandest :)

@Mopzi: Nya, bei allen anderen stört mich ein ausgelassener Commie nicht, also bei dir selbstverständlich auch nicht *smile* die Gründe, die in der PM stehen, les ich mir gleich durch .. bin noch nicht dazu gekommen .. XD *grins* Ich mag auch keine Erbsen .. nun, zumindest esse ich sie nicht sonderlich begeistert .. n.n Schön, wenn du auch alles gut beschrieben fandest *smile* ist ja ein bisschen sehr heitere Stimmung gewesen .. XD“ Hoffentlich bekomme ich, wenn deren Auftritt endlich kommt, Lees Eltern auch so hin, wie ich will .. OO Öhm .. vielleicht haben wir bei Jason ja in etwa das gleiche Bild vor Augen .. ;)


So, der nächste Teil und irgendwie sag ich ja jetzt doch noch was .. *drop* Einführung weiterer Personen ..


Kapitel o1: Probleme
Akt o3
Teil o1

Das Glücksgefühl, das mich beim Verlassen des Clineschen Hauses noch durchströmt hatte, verschwand zunehmend, je näher ich an mein Zuhause heran kam. Es war ein seltsames Gefühl, nach Hause zu gehen und dabei gleichzeitig den Wunsch zu verspüren, auf der Stelle umzudrehen und irgendwo anders hinzugehen, egal wohin, nur nicht weiter geradeaus und auf die Haustür zu. War das normal? Üblicherweise sollte man sich doch auf die Rückkehr in das vertraute Heim freuen – oder zumindest keine tiefe Abneigung dagegen hegen. Aber was erwartete mich schon dort in diesem großen, unfreundlich wirkenden Haus außer einer erneuten Schimpftirade, verständnislose bis zornige Blicke und kalter Höflichkeit?
Nichts. Und das war leider die bittere Wahrheit.
Dennoch kam ich nicht umhin, weiter auf das Haus zuzugehen.

Es stimmte, dass es groß war. Sehr groß sogar, mit einem kaum überschaubaren Aufgebot an unzähligen Zimmern, verteilt auf drei Etagen plus dem Keller, die wöchentlich von zwei Putzfrauen durchkämmt wurden. Alle Räume hatten hohe Decken und große, meist bis zum Boden reichende Fenster, welche die ohnehin schon riesigen Zimmer noch viel größer erscheinen ließen. Außerdem gehörte eine nicht zu verachtende Garage dazu, in der, sage und schreibe, vier Autos standen. Ich meine, schön, wir waren vier Leute in der Familie, aber die Clines zum Beispiel besaßen zwei Autos bei fünf Familienmitgliedern.

Im Grunde ging es auch gar nicht um die Anzahl der Autos, Zimmer oder die Größe unseres Gartens, der schon häufiger für einen Stadtpark gehalten worden war. Es ging auch nicht darum, dass unser Haus in der wohlhabendsten Gegend der ganzen Stadt stand, weshalb wir ob der großen Grundstücke in diesem Stadtteil überhaupt so einen gigantischen Garten besitzen konnten.
Das alles wäre natürlich unglaublich schön gewesen, wenn es mir etwas bedeutet hätte. Aber ich konnte mich nicht so recht an unserem unverkennbaren Wohlstand erfreuen, wenn in unserer Familie Verhältnisse herrschten, als wären wir alle flüchtige Bekannte. Flüchtige Bekannte, die über die kühle Anonymität hinaus ständig in einem nervenzerreißenden Streit zu stecken schienen, aus dem sie von alleine mit Sicherheit nicht mehr heraus kamen.

Nach einem strammen Fußmarsch von einer knappen halben Stunde war ich zu Hause angelangt – etwas länger, als ich gedacht hatte zu brauchen. Normalerweise pendelte ich immer mit dem Fahrrad zwischen Schule, Schwimmhalle, Jason und mir hin und her, aber diesmal hatte ich es zu Hause gelassen, da ich viel lieber zu Fuß unterwegs war. Mit dem Fahrrad war dieses ständige Hin und Her allerdings leichter zu bewältigen.

Mit einem Seufzen machte ich mich daran, unsere Auffahrt hinaufzulaufen – was mich noch einmal ein paar Minuten kostete. Am liebsten hätte ich diesen morgendlichen Meldungsakt ausgelassen, aber an das Donnerwetter, was mich dann nach der Schule mit Sicherheit erwartet hätte, wollte ich gar nicht denken. Wahrscheinlich würden meine Eltern mir glatt auch noch über das Wochenende Hausarrest erteilen und mich nicht einmal zu dem Wettkampf zwischen Oxford und Richardson High gehen lassen – und das, obgleich sogar Seth mitschwimmen sollte.

Im Gehen kramte ich in meiner Hosentasche nach den Hausschlüsseln und schloss so leise wie möglich auf. Meine stille Hoffnung bestand darin, dass meine Eltern eventuell noch gar nicht auf waren – es war schließlich gerade mal viertel nach sieben, also viel zu früh für die beiden – , und ich entkam vielleicht der nervigen Diskussion wegen meines spontanen Aufenthalts bei Jason. Dann könnte ich ihnen ganz scheinheilig einen Zettel schreiben, dass ich ganz früh morgens schon hier gewesen war, um mir meine restlichen Schulsachen zu besorgen, sie aber leider noch am Schlafen gewesen waren und ich sie nicht hatte aufwecken wollen.

Meiner Hoffnung wurde jedoch ein leichter Dämpfer verpasst, als ich aus der Küche leise Stimmen vernehmen konnte. Etwas mutlos schloss ich die Haustür hinter mir, legte meine Schultasche im Flur ab und machte mich schweren Herzens ans Durchqueren des Eingangsbereiches, bis ich vor der geschlossenen Küchentür stand.
Dort angekommen musste ich jedoch meine anfänglichen Befürchtungen bezüglich meiner Eltern widerrufen. Zwischen den Geräuschen der laufenden Espressomaschine konnte ich zwar eine Männerstimme vernehmen, doch gehörte sie ganz gewiss nicht meinem Vater, sondern Seth. Und er lachte, klang sogar äußerst gut gelaunt. Schon das allein ließ nur eine einzige Schlussfolgerung zu: Meine Eltern befanden sich definitiv nicht in der gesamten unteren Etage.

Kurz zögerte ich, ob ich anklopfen sollte, doch dann kam mir zu Bewusstsein, dass es sich hierbei nur um meinen Bruder handelte, und öffnete daraufhin ganz einfach die Tür.
Das Bild, das sich mir beim Eintreten bot, ließ mich allerdings auf der Schwelle verharren.

Zusammen mit einem blonden jungen Mann, an den ich mich vage als Miles erinnerte, stand Seth grinsend an der riesigen Espressomaschine, die gerade immer noch im Überfluss Milchschaum produzierte, der schon zu Hauf auf dem Küchentresen verspritzt lag und ebenso Seths Finger zierte, die Miles gerade genüsslich ableckte.

„Oh“, war alles, was mir dazu einfiel, als ich ihnen wie festgewachsen bei ihren... Bemühungen, Kaffee, Cappuccino oder irgendwie so etwas in der Art, zuzubereiten, zusah.
Noch in der selben Sekunde fuhr Seths Kopf zu mir herum und das Grinsen, das eben noch auf seinen markanten Zügen zu sehen gewesen war, war zu einem Nichts verblasst, während seine gerade noch strahlenden, tiefblauen Augen mich jetzt fast zu Eis gefrieren ließen. Unglaublich, dass wir die selben Erbanlagen besitzen sollten. Ich könnte mit den gleichen Augen nie so schauen...

Miles neben ihm zuckte wie ertappt zusammen und ließ eiligst von Seths Fingern ab.
„Ach, du bist es nur“, meinte mein Bruder mit einem leicht abfälligen Ton, lehnte sich lässig mit der Hüfte gegen den Tresen und deutete mit dem Kopf spöttisch zu der schwarzen Maschine neben sich. „Auch einen Cappuccino?“
Miles konnte man ansehen, wie sehr ihn mein plötzliches Auftauchen erschreckt hatte, doch er hatte sich fast so schnell wie Seth wieder in der Gewalt und sah mich nun feixend an.

„Nein, danke, ich verzichte. Sind Mutter und Vater schon wach?“
Seth ließ einen verächtlichen Laut erklingen und sah mich mit einem Blick an, als würde er mich für vollkommen dämlich halten. „Wären wir sonst hier?“ Stimmt. Das war eine blöde Frage gewesen. Im Gegensatz zu mir brachte Seth es zwar fertig, seinen jeweiligen Freund mit in unser Elternhaus zu bringen und ihn dort übernachten zu lassen, doch würde er es niemals zulassen, dass unsere Eltern ihn so glücklich und bar jeder schützenden Kälte sahen, wie ich es gerade flüchtig mitbekommen hatte. Eigentlich ging er ihnen meistens ohnehin aus dem Weg – es sei denn, er war so richtig mies gelaunt und musste ihnen seine Homosexualität lasziv vorführen. In solchen Momenten war man am besten ganz weit weg.

Ich schüttelte mit einiger Verspätung den Kopf und schritt zu einem Schrank hinüber, wühlte in dessen Schubladen nach Block und Stift, um mein Vorhaben, meinen Eltern eine halbwegs besänftigende Nachricht zu hinterlassen, wahr zu machen. Seths Blicke spürte ich dabei ganz deutlich in meinem Rücken.
„Sag mal, was soll das denn jetzt werden?“, fragte er genervt. „Wird das ein längerer Aufenthalt deinerseits?“
Ich ließ mich ungerührt am Küchentisch nieder. „Lasst euch von mir nicht stören. Ich bin gleich wieder weg.“ Solange meine Eltern noch nicht wach waren, musste man die Chance zur Flucht nutzen, ganz einfach. Seth trat hinter mich und warf einen Blick auf die ersten geschriebenen Worte.

„Ach ja“, bemerkte er über meine Schulter. „Wie war es denn gestern bei unserem Meisterschwimmer? Ich hab es zwar nicht ganz mitbekommen, aber unsere Erzeuger sind im Sechseck gesprungen, als du nicht nach Hause gekommen bist. Aber vielleicht hat sich die ganze Aufregung ja gelohnt...?“
Es war beinahe unmöglich, den anzüglichen Unterton in seiner Stimme zu ignorieren. Miles fing im Hintergrund leise zu lachen an. Es erstaunte mich etwas, dass er offenbar mitbekommen hatten, wie unsere Eltern sich über mein Wegbleiben ereifert hatten, wo er doch vermutlich ziemlich beschäftigt mit Miles gewesen sein musste. Wie er es schaffte, sich so sehr auf ihn zu konzentrieren und alles andere auszublenden, während sich meine Eltern ein paar Zimmer weiter über mögliche Strafmaßnahmen und Besuche bei Psychologen beratschlagten, war mir ein absolutes Rätsel.

„Das geht dich nichts an“, antwortete ich ihm abweisend und kritzelte die nächsten Worte hin. Wozu sollte ich ihm irgendwelche detailreichen Beschreibungen liefern, wenn er doch sowieso eine genaue Vorstellung von dem hatte, was wir bei unseren Treffen so taten? Er würde sich ohnehin nur über mich lustig machen oder... ach, keine Ahnung. Es war eben... Seth. Da hielt man lieber einmal mehr die Klappe als einmal zu wenig.
„Ah ja“, machte er höhnisch. „Das ist ja privat. Ist dir eigentlich aufgefallen, dass du gerade ziemlich aggressiv meine Privatsphäre störst?“
„Ist das hier die Küche oder dein Zimmer?“, erwiderte ich daraufhin nur und versuchte mich bei dem ratternden Hintergrundgeräusch der Milchschaum produzierenden Espressomaschine auf den Text zu konzentrieren.

Seth ließ einen verärgerten Laut ertönen, packte mich an der Schulter und drehte mich grob zu sich herum, sodass ich einen krakeligen Strich quer über das ganze Blatt zog. Sauer sah ich ihm in die eisblauen Augen.
„Noch mal für ganz Dumme: Verzieh dich, Brüderchen, verstanden?“, blitzte er mich an, worauf ich ihm nur einen trotzigen Blick entgegenwarf. Sonst ließ er sich auch nicht von meiner Anwesenheit stören, wenn er mal wieder eine seiner Bekanntschaften in unser Haus geschleppt hatte. Miles allerdings schien eine etwas ernstere – oder zumindest längerfristige – Beziehung von ihm zu sein, da ich ihn schon das eine oder andere Mal gesehen hatte. Vielleicht traute er sich bei ihm, den er offenbar nicht so schnell verlieren – oder in seinem Fall wohl eher ausrangieren – wollte, nicht, seine etwas exzessiv geratene Ader zu zeigen.

„Seth, ist schon gut. Wir müssen eh gleich los“, meldete sich Miles da zu Wort und legte meinem Bruder in einer beruhigenden Geste eine Hand auf die Schulter. Merkwürdigerweise bewirkte das wahre Wunder bei ihm, denn, wenn auch eindeutig widerwillig, ließ er mich los, konnte es jedoch nicht lassen, mir noch einen vernichtenden Blick zuzuwerfen. Dann drehte er sich plötzlich spontan zu dem blonden Mann um und krallte sich in das Shirt des anderen. Bestimmt zog er ihn zu sich heran, um ihm einen wilden Kuss aufzudrängen, der absolut gar nichts mit einem sanften Spiel, sondern viel mehr mit einem heißen Kampf gemein hatte.
Aus irgendeinem Grund berührte mich das wütend und schmerzhaft zugleich, doch wegschauen konnte ich auch nicht. Wütend, da Seth schon wieder so eine Show abziehen musste und das vor mir, wo er doch wusste, dass ich Jason nie auf diese Weise vor jemand anderem küssen würde. Und schmerzhaft... weil ich das ebenfalls wusste.

Nach einer scheinbar endlos langen Zeit beendeten sie ihre Vorführung und ich konnte deutlich erkennen, wie Miles Seth schwer atmend etwas erstaunt ansah. Seth jedoch wandte sich nur grimmig an mich. „Er hat Recht. Wir gehen. Du kannst im Gegenzug dafür ja ein wenig die Küche aufräumen, hm?“ Er nickte in eine nicht genau definierte Richtung, doch es war klar, dass er damit die Espressomaschine meinte.
Ich ersparte mir eine Erwiderung darauf, da ich mir eine sinnlose Debatte darüber nicht antun wollte. Aber natürlich würde ich nicht seinen Dreck wegmachen, auch wenn er dann wieder einen guten Grund hatte, auf mich sauer zu sein, weil unsere Eltern wegen des Zustandes der Küche sauer auf ihn sein würden, wo er mich doch angewiesen hatte, aufzuräumen.
Auf so eine Logik musste man erst mal kommen.

Seth langte nach seinen Hausschlüsseln, die auf dem Küchentresen lagen, und griff demonstrativ nach Miles’ Hand, um ihn aus dem Raum zu ziehen. Vorher teilte er mir allerdings noch mit: „Übrigens hat deine kleine Freundin angerufen. Gestern Abend irgendwann. Wollte dich sprechen.“ Er hob spöttisch eine Hand. „Grüß deinen Meisterschwimmer von mir. Wir sehen uns morgen.“ Und dann verschwand er zusammen mit Miles aus der Küche und ließ mich mit der immer noch ratternden und Milchschaum produzierenden Espressomaschine allein.

Über sein Verhalten konnte ich nur den Kopf schütteln. Die Anspielung auf Jasons Schwimmen war gemein gewesen – und gemein wurde er immer dann, wenn ihm irgendetwas nicht passte und er andere als Gegenleistung dazu verletzen wollte. Er wusste, weil ich es wohl mal irgendwann erwähnt haben musste, dass Jason sich bis jetzt vergeblich darum bemüht hatte, beim Training auf den ersten Platz zu kommen. Und bei den Schulwettkämpfen musste er sich zusätzlich noch mächtig anstrengen, um überhaupt seinen zweiten Platz, den er auf Grund des Trainings gewohnt war, behalten zu können. Schließlich waren die anderen High Schools, gegen die wir antraten, nicht schlecht – und die Richardson mit Seth unter den besten Schwimmern erst recht nicht. Seth wusste daher auch sehr gut, wie verbissen Jason bei diesen Wettkämpfen war und wie frustriert, wenn er es nicht auf das Siegertreppchen schaffte – und hatte er einen schlechten Tag erwischt, weil unsere Eltern ihm mal wieder ein ganzer Ast im Auge waren, benutzte er dieses Wissen immer, um ihn lächerlich zu machen und mir somit auf Umwegen weh zu tun.
Nein, von Bruderliebe konnte bei uns wirklich nicht die Rede sein.

Daher verzog ich mich auch recht schnell aus der Küche, schaltete mit etwas Rücksichtnahme zuvor allerdings noch die Espressomaschine aus. Den neugeschriebenen Zettel legte ich gut sichtbar auf den Küchentisch. Wenn Seth ganz viel Glück hatte und ich ganz viel Pech, konnten meine Eltern auch mir die Unordnung in der Küche zuschreiben, aber vermutlich schoben sie es von vornherein Seth in die Schuhe. Nicht nur, weil sie seinen Charakter kannten, sondern auch, weil er meistens für unerklärliche Dinge der Sündenbock war.

Bei mir hegten sie noch ein wenig Hoffnung, dass sie mich vielleicht wieder auf die – ihrer Meinung nach – richtige Bahn lenken könnten, da ich noch nicht so lang auf Männer stand. Sie hielten es für eine Phase. Oder eine Nachahmung von Seths Gebaren. Selbst ich wusste nicht so genau, ob er schwul war, weil es einfach seine sexuelle Neigung war, oder ob er damit weiteres Salz gefunden hatte, das er unseren streng katholischen Eltern in die offenen Wunden streuen konnte.
Wenn ich ihn und Miles zusammen sah, konnte ich mir letzteres allerdings nicht recht vorstellen. Nun, zumindest nicht in den Momenten, in denen sie sich wie zwei Verhungernde ostentativ aufeinander stürzten, so wie ich es gerade in der Küche hatte miterleben dürfen. Nach Miles’ Gesichtsausdruck zu schließen, schien das jedoch eher ein Einzelfall gewesen zu sein.
_____________________
to be continued ..

Hn-hn ..

Danke fürs Lesen,
- SnowWhite
 
ah *sichinGrundundBodenschämt*
ich hab das Kapitel davor zwar gelesen aber nicht kommentiert
verzeih

Ich werd mich jetzt aber auf das aktuelle Kap konzentrieren

Jetzt haben wir endlich mal einen Eindruck von einem Teil von Lees Familie bekommen *g*
allein seine Gedanken über das roße Haus, die vier Autos etc auf dem Heimweg haben schon sehr deutlich gemacht, wie unwohl er sich eigentlich "zu Hause" fühlt. Auch seine Hoffnung das seine Eltern noch nicht in der Küche sind etc. haben einen weiteren Aspekt in dieser Familie beleuchtet. Und dass die Eltern streng katholisch sind erklärt natürlich auch noch so einiges.
Und dann durften wir Seth kennen lernen und ich muss ja gestehen, interessant ist er schon *g*
das er auch schwul ist hat mich anfangs ziemlich überrascht, aber die Szenen mit ohm und Miles und dieses provokative Verhalten waren echt gut geschrieben.
Sein Charakter hat ja nicht viel mit dem von Lee gemein und viel brüderliche Liebe findet man bei den beiden wahrscheinlich auch nicht.
Die armen Eltern *g*

Sprahclich hat mich der Teil natürlich wieder völlig überzeugt und ich bin gespannt wie es weitergeht
vielleicht lernen wir Lees Eltern ja bald kennen

lg wölfin
 
Das war eine tolle Szene *g*. Es wäre ja eigentlich nur natürlich, dass die beiden Brüder, die beide die gleiche Neigung teilen und daher unter der Ablehnung der Eltern zu leiden haben, sich verbünden - aber sie zerfleischen sich offensichtlich lieber gegenseitig... Geschwisterliebe kann so schön sein :dodgy: *G*
 
Tjoa. Kann man nicht viel neues sagen, oder?

Wie immer toller Schreibstil, interessante Randdetails. Diesen Einblick in Lees Familienleben fand ich auch sehr interessant, obwohl es fast schon ein Klischee ist ( er - reich und eigentlich unglücklich, Jason - Mittelschicht und Familienidylle).

Ansonsten ist es schon komisch, dass in einer Familie beide Söhne schwul sein sollen. Ich zumindest kenne niemandem, bei dem das so ist. Das fand ich etwas übertrieben. Aber in einer Shonen-ai-Ff braucht man vermutlich einfach ein paar Schwule mehr als realistisch wäre.

Seths Verhalten fand ich auch interessant dargestellt, vor allem, da er ja in seiner demonstrativen Liebe Jason sehr ähnelt, auch wenn dieser nicht unbedingt diese aggressive Ader hat.

Ansonsten schöner Teil.
bye, Sahlene
 
Ich glaube in so einen großen Haus würde ich mich auch nicht wohl fühlen!
da es eindeutig an wärme und Gemütlichkeit fehlt.
Die Familie lebt nur neben siech her!
So als würden sie in ein Hochhaus wohnen und sich nur rein zufällig mal sehen.

So, der Bruder ist auch schwul!
Ader ich glaube auch das er es nicht so ernst meint. Ich meine er steht vielleicht auf Männer aber nur um sich zu befriedigen und seinen Eltern eins auszuwischen.
Nun, vielleicht hat er mit Miles es vielleicht was ernstes werden könnte.
Und sich die beiden Brüder sich doch zusammen schlissen und ihren Eltern klar machen das sie normale Menschen sind, nur das sie sich zu dem gleichen Geschlecht hin gezogen fühlen.
 
Ich glaube, Seth wird mir sympatisch. *g* Irgendwie hab ich eine Vorliebe für so zynische Leute wie er einer ist. Die Szene mit den dreien war echt genial. ^^ Auch wenn Miles jetzt nicht direkt ins Bild fiel, aber Seth hast du gleich einen wunderbaren Chara gegeben. *lach* Auf seltsame Art und Weise musste ich bei ihm an Ash denken, aus deiner vorigen FF. OO; Nya. Jedenfalls hast du alles wieder toll beschrieben und wie Shan schon sagte: Geschwisterliebe. *g* Ja, die ist toll. XD; Dann bin ich ja mal auf Lees' Eltern gespannt. ^^
 
Hallo zusammen!

Wah .. ! Tut mir Leid, dass ich so lange nichts von mir hab hören und sehen lassen, aber ich war die ganze Woche mit meinem Sozialpraktikum beschäftigt und gar nicht zu Hause und als ich letztendlich dann am Samstag Zeit hatte, da hat das Forum gestreikt .. *seufz* Aber nya, ich hoffe, ihr konntet alle irgendwie .. warten und habt Lust, euch noch was Neues durchzulesen^^

@einsame Wölfin: Bei den anderen hab ich kein Theater gemacht und bei dir mach ich auch keines, kein Problem ;) Hn, stimmt, Lees und Seths Charakter gehen mehr als nur ein bisschen auseinander, aber dass ich bei dieser Geschichte irgendwie fast nur Gegensätze verwende, haben wir ja schon vorher festgestellt OO" *froi* Schön, wenn ich durch die Beschreibungen und Lees Gedanken schon mal ein klein wenig auf seine Abneigung gegenüber seinem Zuhause verweisen konnte; das war natürlich Sinn und Zweck der Sache, solange seine Eltern noch nicht aufgekreuzt sind das wird noch lustig .. *drop*, aber wenn du jetzt schon Mitleid mit ihnen hast .. :D
Danke schön für deinen lieben Commie^^

@Shan'xara: Oh ja, sie kann herrlich sein .. *harrharr* :goof: Nun, jedenfalls ist es mal schön zu lesen, wenn irgendetwas nicht völlig erwartet kam *froi* Allerdings trägt der ständige Streit zwischen Seth und Lee wohl nur noch mehr dazu bei, dass sich letzterer unwohl bei sich zu Hause fühlt .. ich böse Autorin .. arghs .. und das ist auch so beabsichtigt *nickt* Schön, wenn es dir gefallen hat, und danke dir für deinen lieben Commie^^

@Sahlene: *lacht* Du hast es vermutlich genauso formuliert, wie ich es mir gedacht habe :D Aber in einer Shonen-ai-Ff braucht man vermutlich einfach ein paar Schwule mehr als realistisch wäre. Stimmt^^ Nya, aber ich hoffe, dass das nicht zu viel ausmacht .. wo ich doch ohnehin schon am Rande sämtlicher Klischees tanze denn auch damit hast du wohl irgendwie Recht .. ^_^;; Allerdings bringe ich zu meiner Verteidigung vor, dass mir so etwas nur selten etwas ausmacht und dass ich manche Klischees durchaus .. okay finde und sie mitunter daher auch selbst verwende *nickt* Freut mich, dass du Seth auch interessant findest *froi*, und danke schön für deinen lieben Commie^^

@Tiara: Stimmt, ich selbst überseh auch immer die dämmlichsten Fehler - aber dafür habe ich ja Hilda *smile* Nya, und was dieses "halbe Interesse" angeht: Wenn es dich doch irgendwie so interessiert, darfst du natürlich gerne weiter mitlesen und Commies da lassen wäre ja auch noch schöner, wenn nicht :rolleyes:, aber ich wäre bestimmt nicht sauer, wenn du es nicht tust *nö* außer vielleicht, du liest bis zum Ende schwarz mit, ohne überhaupt noch mal ein Lebenszeichen von dir zu geben OO So, und nachdem ich jetzt so groß daher geredet habe, so nach dem Motto: Ich will keine Leser, freut es mich doch, dass du mitliest :) Die Extreme bei den verschiedenen Familiensituationen: *pfeift* Allerdings hast du wohl irgendwie Recht damit, dass Seth mit Lees Ankunft hätte rechnen müssen .. Nya, *schulterzuck* vielleicht hat er gedacht, er geht direkt nach Jason zur Schule .. ?
Danke dir für deinen lieben Commie^^

@Westlights13: Genau so eine Atmosphäre habe ich rüber bringen wollen *nickt* Schön, wenn es mir gelungen ist *froi* Hn, du denkst, er meint es nicht ernst? *grübelt* Tja, aber wer weiß das schon so genau, Lee ist sich ja auch nicht sicher .. *nö* Allerdings wäre es für beide wohl wirklich leichter, wenn sie sich zusammen tun würden, anstatt gegeneinander zu arbeiten *smile* Danke schön für deinen lieben Commie^^

@Mopzi: *grins* Hey, ich finde ihn .. auch nicht schlecht .. OO Irgendwie zumindest .. *blödegrinst* Sonst hätte ich ihn wohl kaum in die Geschichte mit eingebaut, aber du hast Recht, er ist ein wenig wie Ash .. *schulterzuck* Vielleicht mag ich ihn deswegen .. für mich muss so ein ähnlicher Chara einfach irgendwie drin vorkommen - allein schon deshalb, weil es unglaublich viel Spaß macht, sie agieren zu lassen^^ Miles musste, wie du richtig erkannt hast, zwar etwas darunter leiden, aber ich glaube, ich werde ihm sowieso nicht allzu viel Tiefe geben .. oO Nya, ich kann es ja noch irgendwie .. versuchen. *seufz* Lees Eltern .. die kommen leider erst im nächsten Teil dran, bis dahin muss das hier herhalten .. Vielen Dank für deinen lieben Commie^^

@Hilda: Danke schön fürs Betalesen! :remybussi


Kapitel o1: Probleme
Akt o3
Teil o2

Dieses Mal schnappte ich mir mein Fahrrad, als ich zur Schule fuhr, da ich nicht so genau wusste, wie es bei Jason heute mit freier Zeit aussah. Freitags hatte er meistens nicht allzu lange Training, da der Coach sein Wochenende schließlich auch mal irgendwann einläuten wollte. Allerdings konnte man sich auf Grund des anstehenden Wettkampfes gegen die Richardson auf nichts mehr verlassen; immerhin hatte er auch das letzte Wochenende auf ausdauerndes Training bestanden und heute war der letzte Tag zum Üben.

Ich sah meine Chancen, etwas mit ihm zu unternehmen, gen Null streben und radelte mit schwerer Gemütslage zur Schule. Wenn Jason heute allerdings tatsächlich keine Zeit für mich haben würde, konnte ich Amber ja mal fragen, ob sie vielleicht auch heute mit mir lernen wollte. Möglicherweise hatte sie das gestern Abend am Telefon sogar vorschlagen wollen - denn natürlich war es sie gewesen, die angerufen hatte und die Seth so bezeichnend >meine kleine Freundin< genannt hatte. Wahrscheinlich bereute sie bereits ihre hastige Flucht von gestern aus der Schwimmhalle...

Mit etwas Verspätung radelte ich zu dem Abstellplatz für die Fahrräder vor der Schule hin, der ob des besser gewordenes Wetters schon ziemlich vollgestellt war, stieg ab und schloss das Rad sorgfältig an eins der Gestelle an, als es passend zur ersten Stunde klingelte. Jason würde ich allerdings nicht vor der dritten Stunde sehen, da er andere Fächer hatte als ich, aber dann konnte ich mich wenigstens voll und ganz auf Amber konzentrieren.

Nachdem ich die erste Stunde Biologie dann erfolgreich hinter mir gelassen hatte - das meine ich keineswegs ironisch, da ich eigentlich ganz gut in der Schule war - , ging ich, meinen Entschluss schon mal einleitend, auch sogleich auf Amber zu.
„Hey“, begrüßte ich sie, als sie noch dabei war, ihr dickes Biologiebuch in ihre Tasche zu stopfen. Sie sah kurz auf, wobei ihre endlos langen, blonden Strähnen ihr eigentlich keinen vernünftigen Blick auf mich hätten erlauben dürfen, und wandte sich dann wieder ihrer Beschäftigung zu.
„Hey.“ Es klang wenig begeistert, wie ich leicht geknickt feststellte. War sie mir etwa immer noch sauer? Oh, ich hasste es, wenn sie so war; da fühlte ich mich richtig unwohl und... schlecht.
„Amber?“, fragte ich vorsichtig nach, wobei ich meine Stimme etwas senkte. Es musste ja nicht gleich jeder mitbekommen, dass wir uns gestritten hatten. Oder so etwas Ähnliches zumindest. „Bist du immer noch wütend auf mich?“

Sie warf sich die beigefarbene Tasche über die Schulter und stieß ein tiefes Seufzen aus, bevor sie sich mit einer schon fast mechanischen Geste die Strähnen aus dem Gesicht wischte und mich mit ihren warmen, blauen Augen anblickte. „Nein.“ Sie warf die Hände in die Luft. „Nein, verdammt. Dir kann man nicht lange böse sein - vor allen Dingen nicht, wenn du so schaust wie jetzt. Du lässt mich ja wie das herzloseste Monster der ganzen Stadt erscheinen, Lee.“ Sie kam um den Tisch herum und verließ zusammen mit mir den Bioraum, um zu dem nächsten zu pilgern.

Auf dem Flur stießen wir mit dem Strom der anderen Schüler zusammen, die sich ebenfalls alle zu ihren nächsten Unterrichtsräumen begaben. Die Lautstärke um uns herum stieg dementsprechend an, sodass auch Amber ihre Stimme etwas anhob. „Ich wollte mich ja schon... bei dir entschuldigen.“
Ich nickte. „Ich weiß. Seth hat mir gesagt, dass du gestern angerufen hast.“
Das schien sie für einen Moment zu verwirren, da sie kurz zögerte, bevor sie sagte: „Hat er das? Nun, ich dachte... ich meine... er... unterschlägt so was ja normalerweise gerne mal.“
Gleichgültig zuckte ich mit den Schultern. „Er war etwas wütend heute morgen, da ist es ihm wohl so rausgerutscht.“
„Ah-hm“, machte sie tonlos und bog so plötzlich in einen anderen Flur ab, dass ich etwas unvorbereitet gegen einen anderen Jungen prallte, der mich daraufhin zornig anblickte und mich wütend anfauchte, dass ich gefälligst aufpassen solle, wo ich hinrenne. Ich entschuldigte mich hastig und folgte Amber dann, die zu ihrem Spind gelaufen war, um ihre Biologiebücher darin zu verstauen und die für den nächsten Unterricht daraus hervorzuholen. Irgendwie hatte ich den Faden unseres Gesprächs verloren, aber zumindest wusste ich noch, was ich eigentlich von ihr wollte.

„Hast du heute schon was vor?“, erkundigte ich mich daher. Stirnrunzelnd wandte sie sich mir zu und ließ gleichzeitig ein paar Bücher in ihre Tasche gleiten.
„Wie? Ähm, nein. Hogan hat mich gefragt, ob ich mit ihm ins >Jungle< gehe, aber ich weiß noch nicht so recht, ob ich will.“ Sie zuckte mit den Schultern und schloss die Tür ihres Spinds wieder. Hogan... Hogan... ich kramte ein wenig in meinem Gedächtnis, als dieser Name fiel, und versuchte mich daran zu erinnern, ob sie ihn mir gegenüber schon einmal erwähnt hatte, aber ich glaubte es nicht. Hieß nicht einer unserer Footballspieler so...?

Amber schien es jedoch gar nicht darauf angelegt zu haben, mich zu prüfen, ob ich mir gemerkt hatte, was sie mir irgendwann vielleicht einmal erzählt hatte - und ich war mir ziemlich sicher, sie hatte nicht - , da sie mich gleich darauf fragend ansah und wissen wollte: „Wieso?“
„Nun, ich hatte mir gedacht, wenn Jason heute wieder so viel zu trainieren hat, könnte ich vielleicht nachher bei dir vorbeikommen“, schlug ich vor, wobei mir zu spät auffiel, dass sich diese Formulierung viel zu sehr danach anhörte, als sei Amber nur zweite Wahl für mich. Allerdings - im Grunde stimmte es ja irgendwie auch, zumindest im Moment, wo Jasons Zeit so knapp bemessen war, aber ihr das so deutlich mitzuteilen, war vielleicht doch etwas fies... „Du weißt schon“, versuchte ich daher meinen unglücklichen Anfang etwas zu entspannen, „dich ein wenig das Einmaleins lehren und so.“ Ich lächelte ihr freundlich zu, damit sie mich nicht falsch verstand und die unangenehm hässliche Kühle, die seit gestern zwischen uns zu herrschen schien, wieder verschwand.

Zu meiner Erleichterung lächelte sie nach kurzer Zeit auch zurück. „Ja. Klingt gut, wieso eigentlich nicht? In Mathe stürz ich sonst noch ziemlich rapide ab. Also, nach der Schule bei mir?“
Ich nickte. „Ja, nachdem ich mich kurz bei meinen Eltern hab blicken lassen, komme ich vorbei.“ Der nächste, weitere Einschub tat mir angesichts ihrer fröhlichen Augen fast körperlich weh, aber es musste sein. „Wenn Jason nicht kann... wie gesagt...“ Sie erstarrte nur unmerklich, aber dennoch bekam ich es mit. „Aber wahrscheinlich hat er keine Zeit...“, fügte ich hastig hinzu und kam mir ein weiteres Mal richtig schäbig vor. Mist, wieso hatte ich Idiot mit meinem Vorschlag an sie nicht auch warten können, bis ich bei Jason angefragt hatte?! Dann hätte ich sie nicht enttäuschen müssen, falls Jason unerwarteter Weise doch Zeit hatte. Andererseits wollte ich wohl eher vermeiden, dass sie sich schon was Anderes vornahm...

Auf ihren Gesichtszügen erschien jedoch ein verständnisvolles Lächeln. „Okay. Sagst du mir dann Bescheid?“, fragte sie ohne einen weiteren Unterton, der mir verraten hätte, wie es in ihr aussah. Im Gegenteil. Sie zwinkerte mir sogar leicht feixend zu. „Ich meine, wenn es ihn und dich nicht stört, könntest du ihn auch mitbringen.“ Ich musste grinsen, als sie das sagte. Klar, dass sie mir das anbot. Ganz oder gar nicht. Wenn sie schon wusste, dass Jason und ich hin und wieder kleinere Zärtlichkeiten austauschten, wollte sie zumindest auch anwesend sein, wenn wir es taten.

„Ich kann ihn ja mal fragen“, sagte ich daher, erleichtert, dass sie endlich wieder die Alte war. Im Stillen wusste ich jedoch ganz genau, dass ich Jason, wenn er tatsächlich mitkäme, bestimmt nicht vor ihr so demonstrativ küssen würde, wie Seth und Miles es vor mir gemacht hatten. Aber das musste sie ja nicht wissen.
„Prima“, nickte sie und schob ihr Tasche zurück die Schulter hoch. „So, und jetzt muss ich langsam mal los. Was hast du als nächstes?“
„Chemie.“
„Uarghs“, machte sie Augen verdrehend, indessen sie sich gleichzeitig in Bewegung setzte; ich folgte ihr. „Na dann, viel Spaß dabei. Ich bin froh, dass ich mir das nicht mehr antun muss. Aber wer Mathe kann, kann vermutlich auch Chemie - und empfindet auch noch eine krankhafte Freude dabei.“ Sie schüttelte sich und stoppte an einer Treppe, an der sie nach oben musste, während ich zurück zu den Fachräumen musste. „Nun, egal. Sehen wir uns gleich in Mathe?“
„Wenn du nicht schwänzt“, lächelte ich, wobei sie interessiert die Augenbrauen hochzog. „Gute Idee, Lee. Bis dann.“ Sie verschwand die Treppe hoch und ich kehrte um, um zu den Chemieräumen zu gelangen.

Es war, als wäre ein Zentnergewicht von meinen Schultern genommen worden, das mich heute morgen noch beinahe hatte zu spät kommen lassen. Ich fühlte mich angesichts Ambers gehobener Laune gleich viel besser. Zur Krönung wäre es jetzt natürlich noch das beste, wenn Jason wirklich Zeit und gleichzeitig Lust hatte, mit mir zu Amber zu gehen. Die beiden kannten sich zwar, aber so eine richtige Freundschaft war zwischen ihnen noch nicht entstanden. Dass Amber ihn jedoch zu sich eingeladen hatte, sah ich da schon mal als einen großen Fortschritt an, auch wenn sie dabei wohl gleichfalls aus egoistischen Gründen gehandelt hatte.
Mir machte das jedoch weniger etwas aus und ich freute mich sogar schon darauf, mit beiden den Nachmittag zu verbringen.




Natürlich schwänzte Amber nicht die Mathematikstunde. Das konnte sie sich bei ihren Noten mittlerweile auch gar nicht mehr leisten. Sie musste jedes Quäntchen Lernstoff mitbekommen, um vielleicht hie und da mal wieder ein paar Bruchstücke zu verstehen, damit sie den nächsten Test wenigstens nicht als leeres Blatt abgeben musste. Außerdem schlugen sich Fehlstunde genauso auf ihren Notenstand aus wie schlechte Tests und da sie letzteres wohl nicht würde ändern können - zumindest nicht so drastisch, dass es sie aus ihrer miesen Mathezensur herausziehen könnte - musste sie sich darauf verlassen, dass Mr. Higgs ihr anrechnete, dass sie seinen Unterricht überhaupt noch besuchte. Vielleicht wäre diese Anwesenheit noch mehr anerkannt worden, würde sie sich nicht die ganze Zeit mit ihrer Sitznachbarin unterhalten, aber das musste sie wissen.

Zugegeben, ich selbst war auch nicht so ganz dabei, was an Jason lag. Aber ich musste - auch wenn ich sonst sehr aufmerksam war - heute klären, ob er nachher noch Zeit hatte. Zu meiner nicht geringen Enttäuschung schüttelte er bedauernd den Kopf.
„Nein, tut mir Leid“, sagte er und seine dunklen Augen drückten genau das aus. Vermutlich stand in meinen dasselbe geschrieben. „Coach Greenspan hat uns schon alle für den ganzen Nachmittag verplant.“ Er seufzte unzufrieden. „Wahrscheinlich wird er uns heute noch mal so richtig durch die Bahnen hetzen und anschreien, bis ihm die Stimme wegbleibt, weil morgen der Wettkampf ist. Du kommst doch zuschauen, oder?“
Ich lächelte ihn verhalten an, nicht imstande, meine Enttäuschung über sein heutiges Training ganz zu verbergen. „Natürlich.“

Ich wunderte mich, dass er mir so eine Frage überhaupt noch stellte. Es war doch wohl vollkommen klar, dass ich ihm zugucken würde - nicht zuletzt, weil er einen unglaublichen Anblick bot, wenn er sich durch das Wasser pflügte, aber selbstverständlich auch um ihn anzufeuern. Das war keine Frage für mich.

Allerdings fiel mir in dem Moment siedend heiß wieder ein, dass ein Gespräch mit meinen Eltern bezüglich meiner Übernachtung bei Jason noch ausstand. Ich entschied mich jedoch dagegen, ihm irgendetwas diesbezüglich zu erzählen. Sollten es meine Eltern tatsächlich... wagen, mir zu verbieten, zu diesem Wettkampf zu gehen, würde ich mich notfalls aus dem Haus schleichen! Seth ließ sich doch auch nichts von ihnen vorschreiben, wenn es um Miles oder jemand anderes seiner tausend Bekanntschaften ging. Immerhin war ich achtzehn und auch, wenn sie hartnäckig daran festhielten, dass ich erst mit einundzwanzig Jahren meine Volljährigkeit erreicht hätte, kannte ich genug, die sich auch schon davor von ihren Eltern losgesagt hatten.

Jason lächelte glücklich zurück und allein das entschädigte mich schon für möglichen, anstehenden Ärger. „Wollte nur sichergehen.“ Er strich mir zärtlich über den Arm und jagte mir mit dieser beiläufigen Geste wohltuende Schauer über den Rücken. „Nach Samstag hab ich dann auch endlich wieder etwas mehr Zeit“, versprach er mir flüsternd, die Lippen ganz nah an meinem Ohr. „Greenspan macht nur vor dem ersten Saisonwettkampf so einen Stress und entspannt sich dann bei den anderen etwas, bis es dann ans Finale geht.“
Ich nickte leicht. „Okay“, raunte ich zurück, als auf einmal aus dem Nichts das Ein-Meter-Tafellineal zwischen uns auf den Tisch knallte. Erschrocken fuhr ich zusammen, als hätte mich das Lineal getroffen. Auch Jason neben mir zuckte zusammen und sah auf. Vor unserem Tisch stand Mr. Higgs, klein und untersetzt wie er war, eine dickfingrige Hand in die Seite gestemmt, während die andere das Lineal umklammert hielt.

„Entschuldigen Sie die Störung, aber mir ist noch nicht zu Ohren gekommen, dass wir uns hier in einem romantischen Café befinden“, funkelte er uns über den Rand seines Zwickers hinweg an. Seine Worte ließen mich glatt tiefrot werden, während in meinen Ohren das Gekicher des Kurses nachhallte. „Wenn Sie Ihr Augenmerk dann wieder voneinander lösen und der Tafel zuwenden könnten? Sonst könnte ich einen von Ihnen auch auf den Flur setzen, wenn Ihnen das lieber ist.“
Hastig schüttelte ich den Kopf, um nicht noch mehr Aufmerksamkeit auf uns zu ziehen. „Nein. Wir passen auf.“

Er verzog kurz abschätzend den Mund und warf Jason neben mir einen prüfenden Blick zu, ehe er nickte. „Vielen Dank.“ Mit dem Lineal in der Hand marschierte er zurück zur Tafel, und um meine guten Absichten zu beweisen, nahm ich gleich einen Stift zur Hand und schrieb eiligst die vollgekritzelte Tafel ab. Vermutlich waren wir ohnehin nur so glimpflich davon gekommen, weil selbst Mr. Higgs wusste, dass Jason morgen für die Schule schwimmen würde, und leider war es immer noch so, dass den sportlichen Schülern, die gegen andere High Schools die Ehre ihrer Schule verteidigten, gewisse Privilegien eingeräumt wurden. Zum Beispiel musste sich Jason im Gegensatz zu Amber keine Sorgen um seine Mathezensur machen; auch wenn er mit seiner Note an der untersten Grenze entlang krebste, er würde auf jeden Fall den Kurs als >bestanden< vermerkt bekommen.

Allein mit diesem Prinzip hatte Seth es auch geschafft, bei der Richardson High soweit zu kommen, obgleich er nicht dumm war. Aber es machte ihm Spaß, unsere Eltern mit schlechten Noten zu schocken.

„Ein romantisches Café“, flüsterte Jason mir Augen verdrehend zu und nahm ebenfalls seinen Stift auf, um die Formeln abzuschreiben. „Aber wo er davon spricht, was hältst du davon, wenn wir Samstag nach dem Wettkampf... feiern?“ Ich musste leicht über seine Formulierung schmunzeln, nickte jedoch, während ich weiter von der Tafel abschrieb. Wenn ich ihn ansehen würde, fürchtete ich, dass der Drang, ihn zu küssen, zu groß werden würde. „Lee?“
„Hm-hm“, machte ich, ihn immer noch nicht anschauend, obgleich er das bestimmt gerne gewollt hätte. Bei seinen nächsten Worten konnte ich das Grinsen jedoch auch ohne Probleme sehr gut aus seiner Stimme heraushören: „Weißt du eigentlich, wie süß du aussiehst, wenn du rot wirst?“ Ich erstarrte mitten beim Schreiben, spürte die Hitze erneut in mein Gesicht steigen, mein Herz laut klopfen. Wie konnte er mir so etwas auch ausgerechnet im Matheunterricht sagen?
_________________________________________
to be continued ..

*puh* So, und im nächsten Teil geht's dann endlich an die Bekanntschaft mit den Eltern .. *bibber*

Danke fürs Lesen,
- SnowWhite
 
Zuletzt bearbeitet:
*ROFL* Also, Jason wird Lee noch ins Grab bringen... ;) Mir ginge diese Art ehrlich gesagt tierisch auf den Keks... ;) Dann bin ich mal gespannt auf Lees Eltern...
 
Puha, irgendwie mach ich mir ja doch noch Sorgen darum, wie Lees' Eltern reagieren werden und wegen dem Wettkampf und so... Ach, mal schauen. Das wird ja dann wohl mit dem nächsten Teil geklärt sein? *hoff*
Das Amber pötzlich wieder so gute Laune hat, hat mich kurz irgendwie stuzig gemacht, aber vielleicht liegt es ja an diesem Hogan. :rolleyes: Bin mal gespannt, wie das mit Amber weitergeht. Und das sie Jason eingeladen hat? Hm. Soll er vielleicht als Mittel zum Zweck herhalten? ^^; Keine Ahnung. Da Jason ja Schwimmer ist und Hogan ja wohl Footballspieler ( war's glaub ich ). Vielleicht halt so Sportler unter sich... bla, ich laber nur wiede Blödsinn und verstehen tut mich eh keiner. ~.~ Ich lass mich in dieser Beziehung einfach mal überraschen.
Den Schluss jedenfalls fand ich auch echt lustig. *g* Einfach so in der Mathestunde :rofl: Wobei ich denke, dass Jason weiß, das Lee schnell rot wird. Lee hat's schon nicht leicht. :D
 
Hallo zusammen!

*puh* Das wird ja immer später und unregelmäßiger hier mit meinem Posten .. *räusper* Hoffe, ihr nehmt mir das nicht allzu übel .. *smile*
Hn, zu diesem Teil hier gibt es einiges zu sagen, nicht zuletzt das, dass er mich leicht zur Verzweiflung getrieben hat .. -.-" Es geht um das Gespräch mit den Eltern .. :dead: Das sagt wohl schon alles .. Nya, nach einigem Hin und Her habe ich mir jetzt irgendwie was zurecht gebogen und was jetzt irgendwie noch unklar erscheint, wird hoffentlich irgendwann noch .. öhm .. geklärt OO" Hey, wenn jemand das hier jetzt nicht verstanden hat: macht nix .. :rolleyes:
Einen ganz lieben Dank geht wie immer an Hilda :remybussi , die sich vorab durch das ganze Geschreibsel gewühlt hat *smile*

@Shan'xara: *lacht* Könnte sein .. Nya, du bist ja nicht mit ihm zusammen, oder? ;) Öhm .. die Eltern, jaja, da bin ich wirklich mal gespannt auf eure Meinungen, also sag mir ruhig genau das, was du denkst *nickt*

@Zickenbiest: Oh, hey, eine neue Leserin (?) vermute ich jetzt einfach mal ganz geschickt .. OO" Freut mich, wenn es dir bis jetzt gefällt und hoffentlich bleibt das auch so *smile* Tut mir Leid, dass es mit dem nächsten Teil etwas länger gedauert hat, aber dafür ist er wieder einigermaßen lang *nickt*

@Westlights13: *lacht* So eine Mathestunde? *grins* Zur Abwechslung wäre es wohl mal nicht schlecht .. *uff* Du bist auch so gespannt auf seine Eltern? Wah .. ! ^_^;; Dann musst du mir hinterher auch sagen, was du von ihnen hältst - und zwar die gnadenlose Wahrheit ;)

@Tiara: Nö, da hatte ich noch niemanden als Betaleser, aber bei dieser Geschichte habe ich mir eigentlich hauptsächlich jemanden für den .. öhm .. Inhalt geholt, weil ich sowas noch nie geschrieben habe *nö* Aber es ist trotzdem nicht schlecht, wenn sich das ein anderer vorher durchliest und die vielen kleinen Tippfehler rausfischt, die einem selber nie auffallen *smile* Dass du weiterhin mitliest, finde ich natürlich klasse :) obwohl ich ja so stark versucht habe, dich davon abzubringen .. *rolleyes* Tja, schätzungsweise mag Jason es irgendwie, Lee ein wenig durcheinander zu bringen .. OO" Mir würde des wahrscheinlich auch nicht gefallen, aber er scheint es furchtbar witzig zu finden >.O *lacht* Deine Grundschullehrerin hat mit Linealen nach Schülern geworfen? OO Hui, bei uns wird nur mit den Tafelschwämmen und Kreide umhergeschmissen -.- Öhm .. leicht vom Thema abgekommen .. XD Der Lehrer wollte keinen von den beiden treffen und hat damit nur auf den Tisch geschlagen, um sie zu erschrecken - und die Tische sind breit genug, dass man dafür nicht besonders zielsicher sein muss .. *pfeift* bei uns gibt's auch so jemanden, der das gerne macht .. OO" *smile* Doch, schon verstanden glaub ich und ich finde es schön, wenn meine Charas immer .. öhm .. plastischer für euch werden^^ *nickt*

@Mopzi: Japp, Jason weiß das natürlich - und nutzt es auch ziemlich gnadenlos aus -.- Wah .. ! Schon wieder, Lees Eltern, Lees Eltern .. OO Das wird die reinste Katastrophe, habe ich so das Gefühl .. *seufz* Öhm, stimmt, irgendwie habe ich das mit den Sportlern unter sich nicht so ganz gerallt .. XD" Vor allen Dingen, weil ja - bis jetzt - kein Treffen der vier zustande kommt, weil Jason nicht kann und Hogan es war ein Footballspieler^^.. hn .. gar nicht gefragt wurde .. ^^ bekomme ich übrigens bald wieder etwas in mein PM-Postfach .. ? *liebschau* Wenn du Zeit hast, zu antworten, natürlich .. OO

Öhm, so und weil ich das am Anfang eben vergessen habe, sag ich es hier noch schnell: Danke schön für eure lieben Commies :knuddel:


Kapitel o1: Probleme
Akt o4, Teil o1

Den restlichen Schultag verging viel zu schnell für mich und die Aussprache mit meinen Eltern rückte mit jeder vorbeigegangenen Stunde immer näher. Auch wenn ich keine richtige Angst vor einem Gespräch mit ihnen hatte, wusste ich dennoch, dass es wieder mehr als unangenehm werden würde. Ganz besonders, wenn Seth auch anwesend war - und er würde mit Sicherheit ebenfalls an dem Gespräch teilnehmen, nachdem Miles gestern bei ihm übernachtet hatte und er heute morgen die Küche einer Milchschaumfabrik gleich zurückgelassen hatte. Aber vermutlich würde es alles nur noch schlimmer machen, wenn ich mich weiterhin vor einem Treffen mit meinen Eltern drückte.

Also radelte ich wenig begeistert, aber bestimmt nach Hause, wo ich in der Einfahrt auch schon das Rad von Seth draußen stehen sehen konnte. Er war also schon da. Nun, immerhin hatte er diesmal nicht Miles mitgebracht. Die Tatsache, dass sein Rad noch draußen stand, sagte mir jedoch, dass er gleich noch vorhatte zu ihm zu fahren - oder zu einer seiner anderen Bekanntschaften. Vielleicht auch zum Training, immerhin musste er morgen ebenfalls schwimmen. Aber bei Seth wusste man das nie so genau.

Ich stieg vom Rad ab und betrat anschließend das Haus, wo mich bereits im Flur laute Stimmen aus dem Wohnzimmer begrüßten. Seufzend legte ich meine Schultasche in einer Ecke ab und machte mich schweren Gemüts zu dem Streit auf. Derzeit hörte es sich noch so an, als würden sich nur mein Vater und Seth anbrüllen, aber meine Mutter würde sicherlich auch noch früher oder später hinzu kommen.
Mit einem Male war ich mehr als erleichtert, mich für heute Nachmittag noch bei Amber eingeladen zu haben. Die Kriegsatmosphäre, die nach nahezu jeder solcher >Familienbesprechungen< herrschte, war einfach unerträglich.

Vor der nur angelehnten Wohnzimmertür zögerte ich kurz und lauschte einige Sekunden den brüllenden Stimmen, während mich schwach der Geruch von Zigarettenrauch durch den Türspalt erreichte. Offenbar war es mal wieder eine der heftigeren Debatten, wenn Seth es sich sogar leistete, sich eine Zigarette in Anwesenheit unserer Eltern anzustecken.
Augenblicklich sank meine Laune noch etwas tiefer. Das sah nach einer langen, nervenzerreißenden Unterredung aus. Aber es half alles nichts.

Entschlossen hob ich die Hand und klopfte an die Tür, bevor ich sie aufstieß und eintrat. Vater und Seth hielten in ihrer gegenseitigen Schimpftirade inne und warfen mir beide vernichtende Blicke zu. Mein Vater stand mit zornig verzerrten Gesichtszügen auf der einen Seite des niedrigen Wohnzimmertisches, wirkte in seinem perfekt sitzenden, dunklen Anzug und der Krawatte wie immer sehr seriös. Und unnahbar.
Drohend hatte er sich vor dem scheinbar lässig auf dem Sofa sitzenden Seth aufgebaut. Doch der Schein trog eindeutig, da er die Zigarette dafür viel zu fest umklammert hielt. Die innere Anspannung, die ihn erfasst hatte, konnte ich selbst von meiner Position aus der Entfernung spüren. Er war gespannt wie eine Bogensehne, jederzeit bereit, aufzuspringen und ganz einfach aus dem Raum zu marschieren, wenn es ihm passte.

Meine Mutter hingegen hatte sich bis jetzt offenbar aus der Diskussion herausgehalten, da sie etwas abseits in dem großen, schwarzen Ledersessel saß, das Gesicht ebenso perfekt geschminkt, wie ihre blonden Haare frisiert waren. Auch sie strahlte wie mein Vater etwas eindeutig Mächtiges wie Entfremdetes aus. Hätte ich nicht genau gewusst, dass sie bereits seit achtzehn Jahren meine Mutter war, hätte ich mich ernsthaft fragen können, wer die Frau dort eigentlich war. Im Grunde wusste ich nicht sehr viel mehr von ihr als ihren Namen. Aus irgendeinem Grund stimmte mich das ein wenig traurig.

„Lee“, sagte sie nur, als ich durch die Tür trat, wobei ich nicht das kleinste Anzeichen in ihrem Gesicht erkennen konnte, das vielleicht auf Freude oder wenigstens Erkennen schließen ließ. Sie wusste genau, wer ich war, weil sie mich pro Tag zumindest einmal sah, aber von Kennen konnte auch ihrerseits keine Rede sein.
Ich nickte ihr mit einem halben Lächeln zu, was sie nicht einmal zur Kenntnis zu nehmen schien; ihre blauen Augen blieben einfach kalt.

„Schön, dass du auch mal den Weg nach Hause gefunden hast“, begrüßte mich hingegen mein Vater mit bebendem Unterton und ich wandte ihm meinen Blick zu. Unter dem dunklen Schnauzbart war die dünne Linie seiner zusammengepressten Lippen sichtbar. Befehlend deutete er auf das Sofa, auf dem sich schon Seth niedergelassen hatte. „Setz dich.“ Sein Ton duldete keinen Widerspruch, aber ich hatte ja ohnehin nicht vorgehabt, das Zimmer alsbald wieder zu verlassen, auch wenn das im Moment mein größter Wunsch war.
Relativ zügig ging ich der Anweisung nach, um ihn nicht zusätzlich aufzuregen, und fühlte dabei den verhöhnenden Blick Seths auf mir. Zweifellos machte er sich innerlich darüber lustig, dass ich widerstandslos spurte.

„Gut.“ Mein Vater fuhr sich über den Schnurrbart. „Wo war ich stehen geblieben?"
„Ich glaube“, bemerkte Seth und nahm einen demonstrativen Zug von der Zigarette, um den Rauch absichtlich in seine Richtung zu blasen, „du wolltest gerade einmal tief Luft holen, bevor du mich weiter anschreist.“ Aus verspottenden Augen sah er durch den blauen Dunst zu unserem Vater hoch. Dessen Blick verschärfte sich dabei nochmals und an seiner Schläfe begann eine Ader bedrohlich zu pochen, als er mahnend den Zeigefinger hob.
„Pass bloß auf, was du sagst, Junge. Ich lasse mir das nicht länger von dir gefallen. Wenn du dich unbedingt als der Stärkere fühlen willst -“
„Was dann?“, fuhr ihm Seth mit erstaunlicher Wut dazwischen, die er zuvor hervorragend hinter seiner gelassenen Fassade zu verbergen gewusst hatte, im Gegensatz zu der spürbaren Anspannung.
Ungewollt zuckte ich kurz zusammen.

„Wirfst du mich raus? Halleluja, was kann mir Besseres passieren? In jeder Gosse würde ich mich mehr Zuhause fühlen als hier bei euch!“
„Fein! Wenn es dir bei uns nicht mehr gefällt, verstehe ich nicht, was dich hier noch hält!“, schrie Vater zurück. „Alle Türen stehen dir offen. Aber glaube ja nicht, dass sie es auch noch sein werden, wenn du zurückgekrochen kommst!“

Das war ein Punkt, bei dem unsere Familiensitzungen früher oder später immer angelangten. Mich wunderte es manchmal auch schon, warum Seth nicht einfach seine Sachen packte und auszog. Er war neunzehn, ein Jahr älter als ich, und durchaus in der Lage, für sich selbst zu sorgen. Das gleiche war es ja bei mir.
Ich war sicher, ebenfalls alleine wohnen zu können, und jedes Mal, wenn unsere Eltern den feindlichen Höhepunkt einer weiteren, strittigen Woche erreicht hatten, kam mir der Gedanke unglaublich verlockend vor.
Aber in die Realität umgesetzt, käme ich wahrscheinlich schneller auf den Boden der Tatsachen zurück, als mir lieb gewesen wäre und meine Eltern prophezeit hatten. Immerhin ging ich noch zur Schule. Es war zwar jetzt das letzte Jahr an der High School, aber eigentlich hatte ich vor, danach noch aufs College zu gehen - was mir meine Noten auch ohne weiteres erlaubten. Doch woher das Geld für einen kompletten Haushalt mit Strom, Wasser und allem anderen Drum und Dran nehmen, wenn ich keine richtige Zeit für einen guten Job hatte, der mir das nötige Kleingeld einbrachte?

Unsere Eltern hatten nämlich unmissverständlich angekündigt, dass sie keinen Cent mehr für uns ausgeben würden, sobald wir nicht mehr unter deren Dach lebten, Umzüge auf Grund eines weiter entfernten Colleges ausgenommen.
Das war eindeutig eine Konsequenz aus Seths und meiner Zuneigung zu Männern, da sie diese Drohung erst ausgesprochen hatten, als ich mit Jason zusammengekommen war und Seth mal wieder einen Streit angezettelt hatte. Vermutlich wollten sie mit der Maßnahme ein Stück weit ihre Kontrolle als Eltern über uns behalten und redeten sich noch immer ein, mitbestimmen und uns zurück zu ihrer katholischen Engstirnigkeit führen zu können.

„Bernard“, schaltete sich da meine Mutter beruhigend ein. Offenbar hatte sie sich gerade wie ich zurück an ihre Worte erinnert und befürchtete nun, Seth könnte ihn zu wörtlich nehmen und tatsächlich seine Sachen packen.
Er wirbelte zu ihr herum und funkelte sie für einen Augenblick ebenso zornig an wie kurz vorher noch meinen Bruder. Ihr schien das nicht im geringsten etwas auszumachen, hochaufgerichtet wie sie da in dem Sessel saß. „Das ist nicht das Thema dieser Diskussion“, erinnerte sie ihn mit einem Blick, der Kühle und Gleichgültigkeit zeigte. Doch irgendwo hinter dieser dichten Wand musste sie auch so etwas wie Liebe, zumindest Sorge und Angst um uns empfinden, wenn sie uns unbedingt im Haus wissen wollte.
Oder nicht?
Allerdings konnte ich mich nicht so recht daran erinnern, ob sie schon immer solche kalten Augen gehabt hatte oder ob sie sich erst in Eis verwandelt hatten, nachdem auch ihr zweiter Sohn seine homosexuelle Neigung erkannt hatte.

Vater nickte knapp, als käme auch ihm gerade wieder zu Bewusstsein, dass sie es mit Absicht so eingerichtet hatten, dass wir praktisch ans Haus gefesselt waren. Dann wandte er sich wieder dem Sofa zu und stieß einen tiefen Seufzer aus. Für einen kurzen Augenblick wirkte er dabei unglaublich alt, als zehre die ganze Situation ebenso an ihm wie an uns. Doch der Moment verstrich viel zu schnell wieder und bald darauf konnte ich nicht mehr mit Sicherheit sagen, ob ich mir diesen Zustand der Schwäche nicht nur eingebildet hatte.

„Also gut“, begann er, als wollte er mit einem völlig neuen Abschnitt der Familienbesprechung beginnen. Sein Ton hatte sich hörbar beruhigt. „Lasst uns nicht länger streiten. Es muss doch möglich sein, dass wir wie vernünftige Menschen miteinander kommunizieren können, oder?“
„Tse“, machte Seth abfällig und lehnte sich wieder zurück. Kälte strömte dabei aus jeder Pore seines Körpers. „An mir soll es nicht liegen.“ Vater sah so aus, als wollte er darauf einen bissigen Kommentar abgeben, aber er verkniff es sich und setzte sich stattdessen sogar endlich ebenfalls hin. Vielleicht wollte er mit dieser Geste etwas von der Gemütlichkeit zurückbringen, die ein Wohnzimmer eigentlich innehaben sollte; es gelang ihm nicht.

„Damit wir nicht wieder vom Thema abkommen, komme ich gleich zur Sache“, erklärte Vater, die Ellbogen auf den Knien aufgestützt und etwas vorgelehnt, wobei er Seth keine Sekunde aus den Augen ließ. „Ich will nicht - ich meine, wir, deine Mutter und ich, wollen nicht, dass du... deine... Freunde mit hierher bringst.“
Seth schnaubte verächtlich, als hätte er so etwas schon erwartet, und schüttelte den Kopf über so viel Intoleranz. Ich zeigte keine äußerliche Reaktion darauf; Seth sprach im Grunde für uns beide. Vater ignorierte diese Gestik jedoch gänzlich und fuhr unbeirrt fort: „Wir wollen nichts, ich wiederhole, nichts mit eurem... abartigen Treiben zu tun haben. Und das wisst ihr.“ Er wechselte einen kurzen, eindringlichen Blick mit mir, ehe er sich Seth wieder zuwandte. „Dass du diesen... diesen Kerl hast hier übernachten lassen und dass du... dass ihr... Das war absolut respektlos gegenüber uns. Was glaubst du eigentlich, wie deine Mutter und ich uns dabei fühlen?“

„Wenn du irgendwelche Schuldgefühle in mir wecken willst, kannst du dir das gleich schenken“, sagte Seth schroff und nahm einen tiefen Zug von seiner Zigarette. „Läuft dieses Gespräch sonst noch auf irgendetwas Wichtiges hinaus?“
„Anscheinend versteht ihr den Ernst der Lage nicht.“ Vater klang, als könnte er sich nur mühsam beherrschen. „Ihr verbaut euch praktisch eure ganze Zukunft mit diesem... Schwachsinn. Gesellschaftlich... beruflich... Und du!“ Mit einem Ruck wandte er sich wieder mir zu und erfasste mich mit seinen blitzenden Augen, die mich fast zu erdolchen schienen. „Was haben wir dir nur getan, dass du Seth nachahmen musst? Ich weiß, er ist dein großer Bruder, aber deswegen noch lange nicht dein Vorbild, dem du nacheifern sollst!“
Ich blinzelte ihn fassungslos an. „Bitte?“ Hatte er das gerade wirklich gesagt? Himmel, ich war doch nicht mit Jason zusammen, weil ich Seth imitierte!

Seth fing leise zu lachen an, als amüsierte ihn die ganze Szene. Ich konnte nicht verstehen, was er daran lustig fand. Es war ein trauriger Scherbenhaufen von absoluter Unverständnis, der noch nie heil gewesen war, vor dem wir hier hockten. „Oh, wirklich, Lee. Ist dir echt nichts Besseres eingefallen, um unsere Eltern zu verletzen, als ebenfalls schwul zu werden?“, höhnte er mit einem vorwurfsvollen Unterton in der Stimme.

Ich ignorierte ihn stumpf und richtete meine Aufmerksamkeit stattdessen ganz auf meinen Vater. „Ich ahme ihn nicht nach“, verteidigte ich mich leicht empört.
„Ach!“, winkte Vater aufgebracht ab. „Wahrscheinlich hat er dich auch noch dazu angestiftet!“ Anscheinend war es für ihn leichter zu glauben, Seth hätte mich >verdorben<, als dass ich selbst meine Entscheidungen traf.
Seth konnte dazu wieder nur lachen. „Ich schwarzes Schaf, ich.“
Er war mir in diesem Moment wirklich eine große Hilfe. „Er hat mich auch nicht dazu... angestiftet, du meine Güte!“ Es war einfach unglaublich, dass sie mir - und Seth - so etwas unterstellten. Sie machten es sich immer so einfach, anstatt auch nur einmal zu versuchen, uns zu verstehen. „Es ist auch keine Laune oder sonst was. Es... ist eben so. Ich liebe Jason. Deswegen bin ich mit ihm zusammen.“
„Oh Gott“, stöhnte meine Mutter von ihrer entfernten Position her auf und als ich ihr einen flüchtigen Seitenblick zuwarf, sah ich sie ihr Gesicht in den Händen bergen und hörte sie murmeln: „Was habe ich nur falsch gemacht... ?“

In dem Augenblick hätte sie mir tatsächlich ein wenig Leid tun können. Offenbar gab sie sich aus irgendeinem Grund die Schuld daran, dass ich schwul war - auch wenn ich nicht unbedingt erkennen konnte, wo man dabei von >Schuld< sprechen konnte. Warum nur sahen sie die Homosexualität als so etwas Schlimmes an? Warum? Ich... konnte doch nichts für meine Gefühle...

Vater vor mir schüttelte nachdrücklich den Kopf. „Lee, hör mir mal zu. Du bist achtzehn, das ist noch sehr jung und ich glaube nicht, dass du in dem Alter schon von Liebe sprechen kannst.“ Das wurde ja immer besser. Ich war so fassungslos von seinen Worten, dass ich wie erstarrt war. Ich sah ihn nur an, unfähig, ihm etwas zu erwidern oder mich zu regen, während in meinem Kopf das reinste Chaos herrschte. „Eine Schwärmerei vielleicht oder oberflächliche Zuneigung, aber Liebe...“

Ich spürte, wie sich tiefe Verzweiflung in mir ausbreitete. Warum verstanden sie mich denn nicht? Oder wollten sie es nur nicht? Es war, als würde man gegen den Lärm von einem startenden Flugzeug anbrüllen, während sie zu allem brav nickten und hinterher doch nicht wussten, wovon die Rede war, und die alte Leier wieder aufnahmen.
„Vater“, versuchte ich es noch einmal, darum bemüht, meine Stimme so eindringlich wie möglich klingen zu lassen, damit er endlich verstand, dass das mit Jason kein Spiel war, „ich liebe Jason.“

Er sah mich so mitleidig an, als hätte er gerade erfahren, dass ich nur noch wenige Stunden zu leben hätte. „Lee, bitte. Du hast dich da in was verrannt.“ Er verstand es nicht... er verstand es einfach nicht... Mir war nach weinen zumute. Es war mir noch nie so sinnlos vorgekommen, irgendetwas zu erklären. Ganz gleich, wie häufig ich es ihm noch sagen würde, er würde es nie verstehen, weil Männerliebe schlichtweg nicht in seiner Denkweise vorkam. Es war daher wohl schon ein reines Wunder, dass er überhaupt wusste, was das war... „Wenn du doch nur endlich zur Vernunft kommen würdest... Oder nimm wenigstens das Angebot von uns an, dich zu Geoffrey zu schicken. Nur einmal wenigstens. Und sei es nur, um uns eine kleine Freude zu machen.“

Schwach schüttelte ich den Kopf und ließ mich gegen die Sofalehne sinken. Erschöpft schloss ich die Augen. Ich hatte keine Kraft mehr, um noch verbalen Wiederstand zu leisten. Wozu? Wir drehten uns diesbezüglich doch bereits seit sechs Wochen im Kreis.
Geoffrey war ein Freund von meinem Vater, ein Psychologe. Kann man sich das vorstellen... Meine eigenen Eltern wollten mich zu einem Psychologen schicken, weil ich mit einem Mann zusammen war. Seth hatte sich damals fast nicht mehr beruhigen können vor lachen, als ihm der selbe Vorschlag unterbreitet worden war, nachdem ihn unsere Eltern lasziv küssend in seinem Zimmer mit einem Mann erwischt hatten; der Anfang vom Übel.

Unvermittelt spürte ich eine Hand auf meiner und öffnete die Lider wieder, um direkt in das Gesicht meines Vaters zu blicken, der um den niedrigen Tisch herumgekommen war und nun, ganz väterlich, vor mir hockte und mich eindringlich anschaute. „Lass es doch wenigstens auf einen Versuch ankommen, Lee“, bat er mich mit herzerweichender Stimme. „Vielleicht kann er dir helfen.“
Er spricht davon wie von einer Krankheit, ging es mir noch durch den Kopf, als ich matt erneut die Augen schloss. Es war leichter, ihn nicht anzusehen, wenn er mir so kam. Ich wusste, wie es um meine Gefühle stand. Dass es nicht nur eine flüchtige Schwärmerei war, die ich für Jason empfand. Und ganz bestimmt würde ich mich nicht wegen meiner Eltern und ihren altertümlichen Vorstellungen von ihm trennen. Aber trotzdem zerrte es noch immer an meinem Herzen, sie offensichtlich so zu enttäuschen. Denn für sie war es nichts anderes als das: eine Enttäuschung.

„Lee...“
„Verdammt, jetzt lass ihn doch mal in Ruhe!“, schnappte Seth wütend, was mich dazu veranlasste, meine Augen wieder zu öffnen. Es war selten, dass mein Bruder mich vor unseren Eltern verteidigte. Heute tat er es wahrscheinlich nur, weil die Angelegenheit uns beide betraf.
Er hatte seine Zigarette mittlerweile in dem Aschenbecher auf dem Tisch ausgedrückt und war etwas näher zu Vater und mir herübergerückt. Die intensiven blauen Augen, die er wie ich eindeutig von unserer Mutter geerbt haben musste, hatten sich wieder in klirrendes Eis verwandelt; ein sicheres Zeichen dafür, dass er bereit war, zu verletzen.

„Erzählst uns hier was von Psychologen, als wären sie die Wunderheiler der Welt. Geoff hier, Geoff da. Vielleicht solltet ihr beide euch mal zu einer Gruppentherapie bei ihm anmelden, um eure sexuelle Verstocktheit beheben zu lassen. Oder lasst euch doch mal das durch den Kopf gehen: Irgendwoher muss es doch kommen, dass eure beiden Söhne Homos sind, oder?“ Mit einem Ruck stand er auf, schoss noch jeweils einen zornigen Blick zu Mutter und Vater ab und marschierte dann mit langen Schritten zur Wohnzimmertür hin, wobei er noch grimmig verkündete: „Ich gehe zu Miles.“

Dann war er weg und mit seinem Fortgehen kehrte absolute Stille in das große Haus ein. Stille und komplettes Erstarren. Selbst Mutter in dem Sessel schien zu atmen aufgehört zu haben, als sie mit nur leicht gehobenem Kopf ihrem ältesten Sohn nachsah. Vater saß wie versteinert vor mir, den Blick auf einen nicht genau definierten Punkt irgendwo hinter mir gerichtet. Offenbar ließ er sich gerade tatsächlich die Worte Seths durch den Kopf gehen.

Natürlich hatte er es wieder geschafft, die Diskussion mit einem Knalleffekt zu beenden, indem er unseren Eltern solche Dinge vor die Füße spuckte.
Aber es war wahr.
Mutter und Vater waren noch nie das gewesen, was man vielleicht als verliebtes Ehepaar bezeichnen würde. Nicht einmal als herzliches. Oder gar freundschaftliches. Die Kälte, die zwischen ihrer Beziehung unverkennbar ihr Eis versprühte, ließ sie einfach zu zwei Menschen werden, die zusammen wohnten und mehr oder weniger gewollt zwei Kinder hatten. Nie brachten sie einander auch nur die kleinsten Anzeichen von Zuneigung entgegen, berührten den jeweils anderen nicht mit kleinen, aber so vieles aussagenden Gesten, sondern schienen sich mit der Ausrede ihrer karrierebehafteten Arbeit auch noch aus dem Weg zu gehen.
Und das war schon so, seit ich denken konnte.

Das Einzige, was die beiden Menschen, die sich meine Eltern nannten, gemein zu haben schienen, waren ihre Söhne und ihre übereinstimmende Ansicht, dass alles, was wir taten, moralisch nicht vertretbar war.
Traurig.
Mehr fiel mir dazu nicht ein. Es war einfach nur... traurig.

„Dieser Junge!“, schimpfte Vater halbherzig, wobei er den Kopf schüttelte und sich langsam wieder erhob. „Da will man ihm was Gutes tun und dann so etwas!" Er sah mit leicht verärgertem Blick auf mich herab und dann zu meiner Mutter hinüber, die eine Hand noch immer am Mund liegen hatte.
„Vielleicht sollten wir Geoffrey einfach kommen lassen“, schlug sie ein wenig ratlos vor, ohne auf meine Anwesenheit Rücksicht zu nehmen.
„Tja, und was dann? Willst du ihn... am Stuhl festbinden?“ Mit einem erneuten Kopfschütteln negierte er seinen Vorschlag keine Sekunde später wieder. Etwas erschrocken stellte ich fest, wie er anschließend wütend eine Hand zur Faust ballte. „Wenn er diesen Kerl noch mal hierher bringt...“ Ich starrte ihn alarmiert an. Wie von meiner Mutter wusste ich von dem Mann dort, den ich mit Vater ansprach, auch sonst nur das Nötigste, aber wie er da so stand und den Satz unheilvoll im Raum hängen ließ, flößte er mir regelrechte Angst ein. Was wollte er mit dieser Androhung sagen? Wem wollte er drohen?

„Carol hat mir heute morgen schon einige unangenehme Fragen gestellt, weil Seth offenbar nicht warten konnte, bis er im Haus war“, erzählte meine Mutter mit leicht jammernder Stimme, bevor sie das Gesicht wieder in den Händen verbarg. „Und diese schreckliche Mrs. Graham von schräg gegenüber hat das dabei mitbekommen und sie ist so ein fürchterliches Klatschweib. Ich möchte nicht wissen, wer sich morgen schon alles beim Frühstück über die unzüchtige Familie Anderson auslässt.“ Sie stieß einen klagenden Laut aus, der keineswegs gespielt war, wie ich wusste. Das Schlimmste, was sie sich in dieser Situation vorstellen konnte, war, dass die Nachbarn und ihre Bekannten - letztere natürlich alle so erzkatholisch wie sie selbst - sich das Maul über sie zerreißen könnten.

Den Nachbarn mochten unsere Familienverhältnisse teilweise noch gleichgültig sein, hatten vielleicht selbst homosexuelle Bekannte, doch Mutter würde es mit Sicherheit nicht ertragen können, wenn sie plötzlich ein Nachbar auf die neueste Beziehung ihres Sohnes ansprach, weil er es für ein gutes Gesprächsthema hielt. Teilweise fragte ich mich sowieso, was die Leute immer mit meinen Eltern redeten, wenn sie mal wieder zu irgendeinem Anlass eingeladen worden waren. Seth und ich wurden, soweit ich wusste, so gut wie nie erwähnt, weil es über uns nichts zu erzählen gab, weil sie über uns nichts wussten. Wahrscheinlich hatte die Hälfte ihrer Bekannten ohnehin schon vergessen, dass Bernard und Grace Anderson zwei Söhne hatten. Beide hielten es vermutlich für einen Segen, könnten sie diese Tatsache auch einfach vergessen.

Da ich mir das Gewimmer meiner Mutter nicht anhören und obendrein verhindern wollte, dass einem von beiden erneut einfallen könnte, eine Diskussion mit mir zu führen, erhob ich mich vom Sofa und verschwand ohne ein weiteres Wort aus dem Wohnzimmer, indes sich mein Vater nach dem genauen Wortlaut Carols erkundete.
Ich schloss die Tür hinter mir und seine Stimme und ihr Gejammer wurden augenblicklich abrupt unterbrochen. Herrlich.
__________________________________
to be continued ..

Hn-hn .. OO

Danke fürs Lesen,
- SnowWhite
 
*umkipp*
ich bin echt überwältigt!
Das Kapitel war genial!
Die ganze Atmosphäre war unglaublich greifbar und die Eltern hast du in wenigen Sätzen wunderbar charakterisiert. Ziemlich heftig.
Und die Beziehung von Eltern und Kindern ist ja wirklich ziemlich schlimm.
Seth mag ich irgendwie *g* er hat was interessantes und seine ganze rebellische Art seinen Eltern gegenüber macht die Situation ja auch nicht leichter, aber er spricht denke ich mal, vieles aus was sich Lee einfach nicht traut.
Vom Auftreten her sind es ja ziemlich ungleiche Brüder.
Lee verhält sich ja eher passiv und fühlt sich wohl doch noch etwas mehr mit seinen Eltern verbunden als sein Bruder. Und er empfindet auch eine gewisse Wehmut, dass es in seinem Elternhaus eher weniger herzlich zugeht.
Das Wort "Kälte" war ja allgegenwärtig und hat die ganze Stimmung beherrscht.

Also wie oben schon gesagt, das Kapitel hat mir super gut gefallen und ich freue mich aufs nächste!

lg wölfin
 
((Ahhh..
Ich wehre ja der erste gewesen, wenn mein Internet nicht gesponnen hätte.))

Genau so habe ich mir seine Eltern vorgestellt!
Genau so!
So verstockt und unpersönlich.
Und es wunderte mich nicht das Lee seine Eltern nie bei einer Zärtlichkeit gesehen hat. Für die ist so was sicher eine Sünde und man darf sowas nur in Schlafzimmer und in dunkeln machen.
Seth bringt es auf den Punkt; Ihre Eltern müssten zu einen Psychologen.
Aber nicht zu Geoff. Der ist beistimmt auch so verstockt. (soll es ja auch noch geben das Psychiater auch noch das schwul sein als eine psychische Störung halten).
Und es ist da auch kein wunder das Lee seine Gefühle nicht in Öffentlichkeit oder wenn andere dabei sind zeigen kann. Er hat's nie gesehen und dadurch gelernt das es daß normalste der Welt ist.
Ihre Elter sollten mal bei Jason Eltern zu Abendessen kommen.Und Jason Vater sein Jugendsünden zu besten gebe. *gfg*
Man merkt aber das Lee doch seine Eltern liebt und sich nur eins wünscht das sie in verstehen.
 
Kein angenehmes Elternhaus, definitiv nicht *g*. Aber andererseits, für die vielbeschworene Kälte, die da herrschen soll, wurde eindeutig zuviel geschrieen. Ja, es ist traurig, wenn die Eltern nicht akzeptieren können, was mit den Kindern ist und sie als krank bezeichnen, anstatt anzuerkennen was los... Gleichzeitig kam es mir aber nicht so vor, als wären die beiden zumindest dem Vater gleichgültig - offensichtlich sind die Eltern konservativ, doch nur das nicht Akzeptieren der sexuellen Orientierung ihrer Söhne macht sie ja noch nicht gleichgültig, und bedeutet auch nicht, dass sie ihnen nix bedeuten. Nach Lees bisheriger Schilderung hätte ich es mir anders vorgestellt...
 
Zurück
Oben Unten