Hallo zusammen!
*puh* Das wird ja immer später und unregelmäßiger hier mit meinem Posten .. *räusper* Hoffe, ihr nehmt mir das nicht allzu übel .. *smile*
Hn, zu diesem Teil hier gibt es einiges zu sagen, nicht zuletzt das, dass er mich leicht zur Verzweiflung getrieben hat .. -.-" Es geht um das Gespräch mit den Eltern ..

Das sagt wohl schon alles .. Nya, nach einigem Hin und Her habe ich mir jetzt irgendwie was zurecht gebogen und was jetzt irgendwie noch unklar erscheint, wird
hoffentlich irgendwann noch .. öhm .. geklärt OO"
Hey, wenn jemand das hier jetzt nicht verstanden hat: macht nix .. 
Einen ganz lieben Dank geht wie immer an Hilda

, die sich vorab durch das ganze Geschreibsel gewühlt hat *smile*
@Shan'xara: *lacht* Könnte sein .. Nya, du bist ja nicht mit ihm zusammen, oder?

Öhm .. die Eltern, jaja, da bin ich wirklich mal gespannt auf eure Meinungen, also sag mir ruhig genau das, was du denkst *nickt*
@Zickenbiest: Oh, hey, eine neue Leserin
(?) vermute ich jetzt einfach mal ganz geschickt .. OO" Freut mich, wenn es dir bis jetzt gefällt und hoffentlich bleibt das auch so *smile* Tut mir Leid, dass es mit dem nächsten Teil etwas länger gedauert hat, aber dafür ist er wieder einigermaßen lang *nickt*
@Westlights13: *lacht* So eine Mathestunde? *grins* Zur Abwechslung wäre es wohl mal nicht schlecht .. *uff* Du bist auch so gespannt auf seine Eltern? Wah .. ! ^_^;; Dann musst du mir hinterher auch sagen, was du von ihnen hältst - und zwar die gnadenlose Wahrheit
@Tiara: Nö, da hatte ich noch niemanden als Betaleser, aber bei dieser Geschichte habe ich mir eigentlich hauptsächlich jemanden für den .. öhm .. Inhalt geholt, weil ich sowas noch nie geschrieben habe *nö* Aber es ist trotzdem nicht schlecht, wenn sich das ein anderer vorher durchliest und die vielen kleinen Tippfehler rausfischt, die einem selber nie auffallen *smile* Dass du weiterhin mitliest, finde ich natürlich klasse
obwohl ich ja so stark versucht habe, dich davon abzubringen .. *rolleyes* Tja, schätzungsweise mag Jason es irgendwie, Lee ein wenig durcheinander zu bringen .. OO" Mir würde des wahrscheinlich auch nicht gefallen, aber er scheint es furchtbar witzig zu finden >.O *lacht* Deine Grundschullehrerin hat mit Linealen nach Schülern geworfen? OO Hui, bei uns wird nur mit den Tafelschwämmen und Kreide umhergeschmissen -.- Öhm ..
leicht vom Thema abgekommen .. XD Der Lehrer
wollte keinen von den beiden treffen und hat damit nur auf den Tisch geschlagen, um sie zu erschrecken - und die Tische sind breit genug, dass man dafür nicht besonders zielsicher sein muss .. *pfeift*
bei uns gibt's auch so jemanden, der das gerne macht .. OO" *smile* Doch, schon verstanden
glaub ich und ich finde es schön, wenn meine Charas immer .. öhm .. plastischer für euch werden^^ *nickt*
@Mopzi: Japp, Jason weiß das natürlich - und nutzt es auch ziemlich gnadenlos aus -.- Wah .. ! Schon wieder, Lees Eltern, Lees Eltern .. OO Das wird die reinste Katastrophe, habe ich so das Gefühl .. *seufz* Öhm, stimmt, irgendwie habe ich das mit den Sportlern unter sich nicht so ganz gerallt .. XD" Vor allen Dingen, weil ja - bis jetzt - kein Treffen der vier zustande kommt, weil Jason nicht kann und Hogan
es war ein Footballspieler^^.. hn .. gar nicht gefragt wurde .. ^^
bekomme ich übrigens bald wieder etwas in mein PM-Postfach .. ? *liebschau* Wenn du Zeit hast, zu antworten, natürlich .. OO
Öhm, so und weil ich das am Anfang eben vergessen habe, sag ich es hier noch schnell: Danke schön für eure lieben Commies
Kapitel o1: Probleme
Akt o4, Teil o1
Den restlichen Schultag verging viel zu schnell für mich und die Aussprache mit meinen Eltern rückte mit jeder vorbeigegangenen Stunde immer näher. Auch wenn ich keine richtige Angst vor einem Gespräch mit ihnen hatte, wusste ich dennoch, dass es wieder mehr als unangenehm werden würde. Ganz besonders, wenn Seth auch anwesend war - und er würde mit Sicherheit ebenfalls an dem Gespräch teilnehmen, nachdem Miles gestern bei ihm übernachtet hatte und er heute morgen die Küche einer Milchschaumfabrik gleich zurückgelassen hatte. Aber vermutlich würde es alles nur noch schlimmer machen, wenn ich mich weiterhin vor einem Treffen mit meinen Eltern drückte.
Also radelte ich wenig begeistert, aber bestimmt nach Hause, wo ich in der Einfahrt auch schon das Rad von Seth draußen stehen sehen konnte. Er war also schon da. Nun, immerhin hatte er diesmal nicht Miles mitgebracht. Die Tatsache, dass sein Rad noch draußen stand, sagte mir jedoch, dass er gleich noch vorhatte zu ihm zu fahren - oder zu einer seiner anderen Bekanntschaften. Vielleicht auch zum Training, immerhin musste er morgen ebenfalls schwimmen. Aber bei Seth wusste man das nie so genau.
Ich stieg vom Rad ab und betrat anschließend das Haus, wo mich bereits im Flur laute Stimmen aus dem Wohnzimmer begrüßten. Seufzend legte ich meine Schultasche in einer Ecke ab und machte mich schweren Gemüts zu dem Streit auf. Derzeit hörte es sich noch so an, als würden sich nur mein Vater und Seth anbrüllen, aber meine Mutter würde sicherlich auch noch früher oder später hinzu kommen.
Mit einem Male war ich mehr als erleichtert, mich für heute Nachmittag noch bei Amber eingeladen zu haben. Die Kriegsatmosphäre, die nach nahezu jeder solcher >Familienbesprechungen< herrschte, war einfach unerträglich.
Vor der nur angelehnten Wohnzimmertür zögerte ich kurz und lauschte einige Sekunden den brüllenden Stimmen, während mich schwach der Geruch von Zigarettenrauch durch den Türspalt erreichte. Offenbar war es mal wieder eine der heftigeren Debatten, wenn Seth es sich sogar leistete, sich eine Zigarette in Anwesenheit unserer Eltern anzustecken.
Augenblicklich sank meine Laune noch etwas tiefer. Das sah nach einer langen, nervenzerreißenden Unterredung aus. Aber es half alles nichts.
Entschlossen hob ich die Hand und klopfte an die Tür, bevor ich sie aufstieß und eintrat. Vater und Seth hielten in ihrer gegenseitigen Schimpftirade inne und warfen mir beide vernichtende Blicke zu. Mein Vater stand mit zornig verzerrten Gesichtszügen auf der einen Seite des niedrigen Wohnzimmertisches, wirkte in seinem perfekt sitzenden, dunklen Anzug und der Krawatte wie immer sehr seriös. Und unnahbar.
Drohend hatte er sich vor dem scheinbar lässig auf dem Sofa sitzenden Seth aufgebaut. Doch der Schein trog eindeutig, da er die Zigarette dafür viel zu fest umklammert hielt. Die innere Anspannung, die ihn erfasst hatte, konnte ich selbst von meiner Position aus der Entfernung spüren. Er war gespannt wie eine Bogensehne, jederzeit bereit, aufzuspringen und ganz einfach aus dem Raum zu marschieren, wenn es ihm passte.
Meine Mutter hingegen hatte sich bis jetzt offenbar aus der Diskussion herausgehalten, da sie etwas abseits in dem großen, schwarzen Ledersessel saß, das Gesicht ebenso perfekt geschminkt, wie ihre blonden Haare frisiert waren. Auch sie strahlte wie mein Vater etwas eindeutig Mächtiges wie Entfremdetes aus. Hätte ich nicht genau gewusst, dass sie bereits seit achtzehn Jahren meine Mutter war, hätte ich mich ernsthaft fragen können, wer die Frau dort eigentlich war. Im Grunde wusste ich nicht sehr viel mehr von ihr als ihren Namen. Aus irgendeinem Grund stimmte mich das ein wenig traurig.
„Lee“, sagte sie nur, als ich durch die Tür trat, wobei ich nicht das kleinste Anzeichen in ihrem Gesicht erkennen konnte, das vielleicht auf Freude oder wenigstens
Erkennen schließen ließ. Sie wusste genau, wer ich war, weil sie mich pro Tag zumindest einmal sah, aber von Kennen konnte auch ihrerseits keine Rede sein.
Ich nickte ihr mit einem halben Lächeln zu, was sie nicht einmal zur Kenntnis zu nehmen schien; ihre blauen Augen blieben einfach kalt.
„Schön, dass du auch mal den Weg nach Hause gefunden hast“, begrüßte mich hingegen mein Vater mit bebendem Unterton und ich wandte ihm meinen Blick zu. Unter dem dunklen Schnauzbart war die dünne Linie seiner zusammengepressten Lippen sichtbar. Befehlend deutete er auf das Sofa, auf dem sich schon Seth niedergelassen hatte. „Setz dich.“ Sein Ton duldete keinen Widerspruch, aber ich hatte ja ohnehin nicht vorgehabt, das Zimmer alsbald wieder zu verlassen, auch wenn das im Moment mein größter Wunsch war.
Relativ zügig ging ich der Anweisung nach, um ihn nicht zusätzlich aufzuregen, und fühlte dabei den verhöhnenden Blick Seths auf mir. Zweifellos machte er sich innerlich darüber lustig, dass ich widerstandslos spurte.
„Gut.“ Mein Vater fuhr sich über den Schnurrbart. „Wo war ich stehen geblieben?"
„Ich glaube“, bemerkte Seth und nahm einen demonstrativen Zug von der Zigarette, um den Rauch absichtlich in seine Richtung zu blasen, „du wolltest gerade einmal tief Luft holen, bevor du mich weiter anschreist.“ Aus verspottenden Augen sah er durch den blauen Dunst zu unserem Vater hoch. Dessen Blick verschärfte sich dabei nochmals und an seiner Schläfe begann eine Ader bedrohlich zu pochen, als er mahnend den Zeigefinger hob.
„Pass bloß auf, was du sagst, Junge. Ich lasse mir das nicht länger von dir gefallen. Wenn du dich unbedingt als der Stärkere fühlen willst -“
„Was dann?“, fuhr ihm Seth mit erstaunlicher Wut dazwischen, die er zuvor hervorragend hinter seiner gelassenen Fassade zu verbergen gewusst hatte, im Gegensatz zu der spürbaren Anspannung.
Ungewollt zuckte ich kurz zusammen.
„Wirfst du mich raus? Halleluja, was kann mir Besseres passieren? In jeder
Gosse würde ich mich mehr Zuhause fühlen als hier bei euch!“
„Fein! Wenn es dir bei uns nicht mehr gefällt, verstehe ich nicht, was dich hier noch hält!“, schrie Vater zurück. „Alle Türen stehen dir offen. Aber glaube ja nicht, dass sie es auch noch sein werden, wenn du zurückgekrochen kommst!“
Das war ein Punkt, bei dem unsere Familiensitzungen früher oder später immer angelangten. Mich wunderte es manchmal auch schon, warum Seth nicht einfach seine Sachen packte und auszog. Er war neunzehn, ein Jahr älter als ich, und durchaus in der Lage, für sich selbst zu sorgen. Das gleiche war es ja bei mir.
Ich war sicher, ebenfalls alleine wohnen zu können, und jedes Mal, wenn unsere Eltern den feindlichen Höhepunkt einer weiteren, strittigen Woche erreicht hatten, kam mir der Gedanke unglaublich verlockend vor.
Aber in die Realität umgesetzt, käme ich wahrscheinlich schneller auf den Boden der Tatsachen zurück, als mir lieb gewesen wäre und meine Eltern prophezeit hatten. Immerhin ging ich noch zur Schule. Es war zwar jetzt das letzte Jahr an der High School, aber eigentlich hatte ich vor, danach noch aufs College zu gehen - was mir meine Noten auch ohne weiteres erlaubten. Doch woher das Geld für einen kompletten Haushalt mit Strom, Wasser und allem anderen Drum und Dran nehmen, wenn ich keine richtige Zeit für einen guten Job hatte, der mir das nötige Kleingeld einbrachte?
Unsere Eltern hatten nämlich unmissverständlich angekündigt, dass sie keinen Cent mehr für uns ausgeben würden, sobald wir nicht mehr unter deren Dach lebten, Umzüge auf Grund eines weiter entfernten Colleges ausgenommen.
Das war eindeutig eine Konsequenz aus Seths und meiner Zuneigung zu Männern, da sie diese Drohung erst ausgesprochen hatten, als ich mit Jason zusammengekommen war und Seth mal wieder einen Streit angezettelt hatte. Vermutlich wollten sie mit der Maßnahme ein Stück weit ihre Kontrolle als Eltern über uns behalten und redeten sich noch immer ein, mitbestimmen und uns zurück zu ihrer katholischen Engstirnigkeit führen zu können.
„Bernard“, schaltete sich da meine Mutter beruhigend ein. Offenbar hatte sie sich gerade wie ich zurück an ihre Worte erinnert und befürchtete nun, Seth könnte ihn zu wörtlich nehmen und tatsächlich seine Sachen packen.
Er wirbelte zu ihr herum und funkelte sie für einen Augenblick ebenso zornig an wie kurz vorher noch meinen Bruder. Ihr schien das nicht im geringsten etwas auszumachen, hochaufgerichtet wie sie da in dem Sessel saß. „Das ist nicht das Thema dieser Diskussion“, erinnerte sie ihn mit einem Blick, der Kühle und Gleichgültigkeit zeigte. Doch irgendwo hinter dieser dichten Wand musste sie auch so etwas wie Liebe, zumindest Sorge und Angst um uns empfinden, wenn sie uns unbedingt im Haus wissen wollte.
Oder nicht?
Allerdings konnte ich mich nicht so recht daran erinnern, ob sie schon immer solche kalten Augen gehabt hatte oder ob sie sich erst in Eis verwandelt hatten, nachdem auch ihr zweiter Sohn seine homosexuelle Neigung erkannt hatte.
Vater nickte knapp, als käme auch ihm gerade wieder zu Bewusstsein, dass sie es mit Absicht so eingerichtet hatten, dass wir praktisch ans Haus gefesselt waren. Dann wandte er sich wieder dem Sofa zu und stieß einen tiefen Seufzer aus. Für einen kurzen Augenblick wirkte er dabei unglaublich alt, als zehre die ganze Situation ebenso an ihm wie an uns. Doch der Moment verstrich viel zu schnell wieder und bald darauf konnte ich nicht mehr mit Sicherheit sagen, ob ich mir diesen Zustand der Schwäche nicht nur eingebildet hatte.
„Also gut“, begann er, als wollte er mit einem völlig neuen Abschnitt der Familienbesprechung beginnen. Sein Ton hatte sich hörbar beruhigt. „Lasst uns nicht länger streiten. Es muss doch möglich sein, dass wir wie vernünftige Menschen miteinander kommunizieren können, oder?“
„Tse“, machte Seth abfällig und lehnte sich wieder zurück. Kälte strömte dabei aus jeder Pore seines Körpers. „An
mir soll es nicht liegen.“ Vater sah so aus, als wollte er darauf einen bissigen Kommentar abgeben, aber er verkniff es sich und setzte sich stattdessen sogar endlich ebenfalls hin. Vielleicht wollte er mit dieser Geste etwas von der Gemütlichkeit zurückbringen, die ein Wohnzimmer eigentlich innehaben sollte; es gelang ihm nicht.
„Damit wir nicht wieder vom Thema abkommen, komme ich gleich zur Sache“, erklärte Vater, die Ellbogen auf den Knien aufgestützt und etwas vorgelehnt, wobei er Seth keine Sekunde aus den Augen ließ. „Ich will nicht - ich meine,
wir, deine Mutter und ich, wollen nicht, dass du... deine...
Freunde mit hierher bringst.“
Seth schnaubte verächtlich, als hätte er so etwas schon erwartet, und schüttelte den Kopf über so viel Intoleranz. Ich zeigte keine äußerliche Reaktion darauf; Seth sprach im Grunde für uns beide. Vater ignorierte diese Gestik jedoch gänzlich und fuhr unbeirrt fort: „Wir wollen nichts, ich wiederhole,
nichts mit eurem... abartigen Treiben zu tun haben. Und das wisst ihr.“ Er wechselte einen kurzen, eindringlichen Blick mit mir, ehe er sich Seth wieder zuwandte. „Dass du diesen... diesen Kerl hast hier übernachten lassen und dass du... dass ihr... Das war absolut respektlos gegenüber uns. Was glaubst du eigentlich, wie deine Mutter und ich uns dabei fühlen?“
„Wenn du irgendwelche Schuldgefühle in mir wecken willst, kannst du dir das gleich schenken“, sagte Seth schroff und nahm einen tiefen Zug von seiner Zigarette. „Läuft dieses Gespräch sonst noch auf irgendetwas Wichtiges hinaus?“
„Anscheinend versteht ihr den Ernst der Lage nicht.“ Vater klang, als könnte er sich nur mühsam beherrschen. „Ihr verbaut euch praktisch eure ganze Zukunft mit diesem... Schwachsinn. Gesellschaftlich... beruflich... Und du!“ Mit einem Ruck wandte er sich wieder mir zu und erfasste mich mit seinen blitzenden Augen, die mich fast zu erdolchen schienen. „Was haben wir
dir nur getan, dass du Seth nachahmen musst? Ich weiß, er ist dein großer Bruder, aber deswegen noch lange nicht dein Vorbild, dem du nacheifern sollst!“
Ich blinzelte ihn fassungslos an. „Bitte?“ Hatte er das gerade wirklich gesagt? Himmel, ich war doch nicht mit Jason zusammen, weil ich Seth imitierte!
Seth fing leise zu lachen an, als amüsierte ihn die ganze Szene. Ich konnte nicht verstehen, was er daran lustig fand. Es war ein trauriger Scherbenhaufen von absoluter Unverständnis, der noch nie heil gewesen war, vor dem wir hier hockten. „Oh, wirklich, Lee. Ist dir echt nichts Besseres eingefallen, um unsere Eltern zu verletzen, als ebenfalls schwul zu werden?“, höhnte er mit einem vorwurfsvollen Unterton in der Stimme.
Ich ignorierte ihn stumpf und richtete meine Aufmerksamkeit stattdessen ganz auf meinen Vater. „Ich ahme ihn nicht nach“, verteidigte ich mich leicht empört.
„Ach!“, winkte Vater aufgebracht ab. „Wahrscheinlich hat er dich auch noch dazu angestiftet!“ Anscheinend war es für ihn leichter zu glauben, Seth hätte mich >verdorben<, als dass ich selbst meine Entscheidungen traf.
Seth konnte dazu wieder nur lachen. „Ich schwarzes Schaf, ich.“
Er war mir in diesem Moment wirklich eine große Hilfe. „Er hat mich auch nicht dazu...
angestiftet, du meine Güte!“ Es war einfach unglaublich, dass sie mir - und Seth - so etwas unterstellten. Sie machten es sich immer so einfach, anstatt auch nur einmal zu versuchen, uns zu verstehen. „Es ist auch keine Laune oder sonst was. Es... ist eben so. Ich liebe Jason. Deswegen bin ich mit ihm zusammen.“
„Oh Gott“, stöhnte meine Mutter von ihrer entfernten Position her auf und als ich ihr einen flüchtigen Seitenblick zuwarf, sah ich sie ihr Gesicht in den Händen bergen und hörte sie murmeln: „Was habe ich nur falsch gemacht... ?“
In dem Augenblick hätte sie mir tatsächlich ein wenig Leid tun können. Offenbar gab sie sich aus irgendeinem Grund die Schuld daran, dass ich schwul war - auch wenn ich nicht unbedingt erkennen konnte, wo man dabei von >Schuld< sprechen konnte. Warum nur sahen sie die Homosexualität als so etwas Schlimmes an? Warum? Ich... konnte doch nichts für meine Gefühle...
Vater vor mir schüttelte nachdrücklich den Kopf. „Lee, hör mir mal zu. Du bist achtzehn, das ist noch sehr jung und ich glaube nicht, dass du in dem Alter schon von Liebe sprechen kannst.“ Das wurde ja immer besser. Ich war so fassungslos von seinen Worten, dass ich wie erstarrt war. Ich sah ihn nur an, unfähig, ihm etwas zu erwidern oder mich zu regen, während in meinem Kopf das reinste Chaos herrschte. „Eine Schwärmerei vielleicht oder oberflächliche Zuneigung, aber Liebe...“
Ich spürte, wie sich tiefe Verzweiflung in mir ausbreitete. Warum verstanden sie mich denn nicht? Oder wollten sie es nur nicht? Es war, als würde man gegen den Lärm von einem startenden Flugzeug anbrüllen, während sie zu allem brav nickten und hinterher doch nicht wussten, wovon die Rede war, und die alte Leier wieder aufnahmen.
„Vater“, versuchte ich es noch einmal, darum bemüht, meine Stimme so eindringlich wie möglich klingen zu lassen, damit er endlich verstand, dass das mit Jason kein Spiel war, „ich
liebe Jason.“
Er sah mich so mitleidig an, als hätte er gerade erfahren, dass ich nur noch wenige Stunden zu leben hätte. „Lee, bitte. Du hast dich da in was verrannt.“ Er verstand es nicht... er verstand es einfach nicht... Mir war nach weinen zumute. Es war mir noch nie so sinnlos vorgekommen, irgendetwas zu erklären. Ganz gleich, wie häufig ich es ihm noch sagen würde, er würde es nie verstehen, weil Männerliebe schlichtweg nicht in seiner Denkweise vorkam. Es war daher wohl schon ein reines Wunder, dass er überhaupt wusste, was das war... „Wenn du doch nur endlich zur Vernunft kommen würdest... Oder nimm wenigstens das Angebot von uns an, dich zu Geoffrey zu schicken. Nur einmal wenigstens. Und sei es nur, um uns eine kleine Freude zu machen.“
Schwach schüttelte ich den Kopf und ließ mich gegen die Sofalehne sinken. Erschöpft schloss ich die Augen. Ich hatte keine Kraft mehr, um noch verbalen Wiederstand zu leisten. Wozu? Wir drehten uns diesbezüglich doch bereits seit sechs Wochen im Kreis.
Geoffrey war ein Freund von meinem Vater, ein Psychologe. Kann man sich das vorstellen... Meine eigenen Eltern wollten mich zu einem Psychologen schicken, weil ich mit einem Mann zusammen war. Seth hatte sich damals fast nicht mehr beruhigen können vor lachen, als ihm der selbe Vorschlag unterbreitet worden war, nachdem ihn unsere Eltern lasziv küssend in seinem Zimmer mit einem Mann erwischt hatten; der Anfang vom Übel.
Unvermittelt spürte ich eine Hand auf meiner und öffnete die Lider wieder, um direkt in das Gesicht meines Vaters zu blicken, der um den niedrigen Tisch herumgekommen war und nun, ganz väterlich, vor mir hockte und mich eindringlich anschaute. „Lass es doch wenigstens auf einen Versuch ankommen, Lee“, bat er mich mit herzerweichender Stimme. „Vielleicht kann er dir helfen.“
Er spricht davon wie von einer Krankheit, ging es mir noch durch den Kopf, als ich matt erneut die Augen schloss. Es war leichter, ihn nicht anzusehen, wenn er mir so kam. Ich wusste, wie es um meine Gefühle stand. Dass es nicht nur eine flüchtige Schwärmerei war, die ich für Jason empfand. Und ganz bestimmt würde ich mich nicht wegen meiner Eltern und ihren altertümlichen Vorstellungen von ihm trennen. Aber trotzdem zerrte es noch immer an meinem Herzen, sie offensichtlich so zu enttäuschen. Denn für sie war es nichts anderes als das: eine Enttäuschung.
„Lee...“
„Verdammt, jetzt lass ihn doch mal in Ruhe!“, schnappte Seth wütend, was mich dazu veranlasste, meine Augen wieder zu öffnen. Es war selten, dass mein Bruder mich vor unseren Eltern verteidigte. Heute tat er es wahrscheinlich nur, weil die Angelegenheit uns beide betraf.
Er hatte seine Zigarette mittlerweile in dem Aschenbecher auf dem Tisch ausgedrückt und war etwas näher zu Vater und mir herübergerückt. Die intensiven blauen Augen, die er wie ich eindeutig von unserer Mutter geerbt haben musste, hatten sich wieder in klirrendes Eis verwandelt; ein sicheres Zeichen dafür, dass er bereit war, zu verletzen.
„Erzählst uns hier was von Psychologen, als wären sie die Wunderheiler der Welt. Geoff hier, Geoff da. Vielleicht solltet
ihr beide euch mal zu einer Gruppentherapie bei ihm anmelden, um eure sexuelle Verstocktheit beheben zu lassen. Oder lasst euch doch mal das durch den Kopf gehen: Irgendwoher muss es doch kommen, dass eure beiden Söhne Homos sind, oder?“ Mit einem Ruck stand er auf, schoss noch jeweils einen zornigen Blick zu Mutter und Vater ab und marschierte dann mit langen Schritten zur Wohnzimmertür hin, wobei er noch grimmig verkündete: „Ich gehe zu Miles.“
Dann war er weg und mit seinem Fortgehen kehrte absolute Stille in das große Haus ein. Stille und komplettes Erstarren. Selbst Mutter in dem Sessel schien zu atmen aufgehört zu haben, als sie mit nur leicht gehobenem Kopf ihrem ältesten Sohn nachsah. Vater saß wie versteinert vor mir, den Blick auf einen nicht genau definierten Punkt irgendwo hinter mir gerichtet. Offenbar ließ er sich gerade tatsächlich die Worte Seths durch den Kopf gehen.
Natürlich hatte er es wieder geschafft, die Diskussion mit einem Knalleffekt zu beenden, indem er unseren Eltern solche Dinge vor die Füße spuckte.
Aber es war wahr.
Mutter und Vater waren noch nie das gewesen, was man vielleicht als verliebtes Ehepaar bezeichnen würde. Nicht einmal als herzliches. Oder gar freundschaftliches. Die Kälte, die zwischen ihrer Beziehung unverkennbar ihr Eis versprühte, ließ sie einfach zu zwei Menschen werden, die zusammen wohnten und mehr oder weniger gewollt zwei Kinder hatten. Nie brachten sie einander auch nur die kleinsten Anzeichen von Zuneigung entgegen, berührten den jeweils anderen nicht mit kleinen, aber so vieles aussagenden Gesten, sondern schienen sich mit der Ausrede ihrer karrierebehafteten Arbeit auch noch aus dem Weg zu gehen.
Und das war schon so, seit ich denken konnte.
Das Einzige, was die beiden Menschen, die sich meine Eltern nannten, gemein zu haben schienen, waren ihre Söhne und ihre übereinstimmende Ansicht, dass alles, was wir taten, moralisch nicht vertretbar war.
Traurig.
Mehr fiel mir dazu nicht ein. Es war einfach nur... traurig.
„Dieser Junge!“, schimpfte Vater halbherzig, wobei er den Kopf schüttelte und sich langsam wieder erhob. „Da will man ihm was Gutes tun und dann so etwas!" Er sah mit leicht verärgertem Blick auf mich herab und dann zu meiner Mutter hinüber, die eine Hand noch immer am Mund liegen hatte.
„Vielleicht sollten wir Geoffrey einfach kommen lassen“, schlug sie ein wenig ratlos vor, ohne auf meine Anwesenheit Rücksicht zu nehmen.
„Tja, und was dann? Willst du ihn... am Stuhl festbinden?“ Mit einem erneuten Kopfschütteln negierte er seinen Vorschlag keine Sekunde später wieder. Etwas erschrocken stellte ich fest, wie er anschließend wütend eine Hand zur Faust ballte. „Wenn er diesen Kerl noch mal hierher bringt...“ Ich starrte ihn alarmiert an. Wie von meiner Mutter wusste ich von dem Mann dort, den ich mit Vater ansprach, auch sonst nur das Nötigste, aber wie er da so stand und den Satz unheilvoll im Raum hängen ließ, flößte er mir regelrechte Angst ein. Was wollte er mit dieser Androhung sagen?
Wem wollte er drohen?
„Carol hat mir heute morgen schon einige unangenehme Fragen gestellt, weil Seth offenbar nicht warten konnte, bis er im Haus war“, erzählte meine Mutter mit leicht jammernder Stimme, bevor sie das Gesicht wieder in den Händen verbarg. „Und diese schreckliche Mrs. Graham von schräg gegenüber hat das dabei mitbekommen und sie ist so ein fürchterliches Klatschweib. Ich möchte nicht wissen, wer sich morgen schon alles beim Frühstück über die unzüchtige Familie Anderson auslässt.“ Sie stieß einen klagenden Laut aus, der keineswegs gespielt war, wie ich wusste. Das Schlimmste, was sie sich in dieser Situation vorstellen konnte, war, dass die Nachbarn und ihre Bekannten - letztere natürlich alle so erzkatholisch wie sie selbst - sich das Maul über sie zerreißen könnten.
Den Nachbarn mochten unsere Familienverhältnisse teilweise noch gleichgültig sein, hatten vielleicht selbst homosexuelle Bekannte, doch Mutter würde es mit Sicherheit nicht ertragen können, wenn sie plötzlich ein Nachbar auf die neueste Beziehung ihres Sohnes ansprach, weil er es für ein gutes Gesprächsthema hielt. Teilweise fragte ich mich sowieso, was die Leute immer mit meinen Eltern redeten, wenn sie mal wieder zu irgendeinem Anlass eingeladen worden waren. Seth und ich wurden, soweit ich wusste, so gut wie nie erwähnt, weil es über uns nichts zu erzählen gab, weil sie über uns nichts wussten. Wahrscheinlich hatte die Hälfte ihrer Bekannten ohnehin schon vergessen, dass Bernard und Grace Anderson zwei Söhne hatten. Beide hielten es vermutlich für einen Segen, könnten sie diese Tatsache auch einfach vergessen.
Da ich mir das Gewimmer meiner Mutter nicht anhören und obendrein verhindern wollte, dass einem von beiden erneut einfallen könnte, eine Diskussion mit mir zu führen, erhob ich mich vom Sofa und verschwand ohne ein weiteres Wort aus dem Wohnzimmer, indes sich mein Vater nach dem genauen Wortlaut Carols erkundete.
Ich schloss die Tür hinter mir und seine Stimme und ihr Gejammer wurden augenblicklich abrupt unterbrochen. Herrlich.
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to be continued ..
Hn-hn .. OO
Danke fürs Lesen,
- SnowWhite