"Secrets"

Mitzie

New Member
Titel: Secrets
Autoren: Ranmaru-san und Mitzie
Disclaimer: alles unseres! ^^ Und wer was davon abhaben will, muss uns fragen! ;P Im übrigen verdiene ich kein Geld damit. ;)
Kommentar: Tjaa, eigentlich nix zu sagen, außer: Das ist keine Fanfiction, sondern eine originale, in meinem kranken Hirn entstandene Geschichte. Alles wird anfangs recht verwirrend wirken, aber das ist Absicht. Die Geschichte hat ihren Titel nicht grundlos! ;)
Im Übrigen entschuldige ich mich lieber jetzt schon für sämtliche Ähnlichkeiten der Namen mit irgendwelchen anderen Personen oder Dingen, die ihr so kennt. Es ist keine Absicht und ich bin leider auch kein japanisches Namensbuch.
Genre: Hehe, von allem ein Bisschen. ;)
Länge: Ich lass mich auch überraschen *drop*

„gesprochen“
„japanisch gesprochen“
*gedacht*



Prolog


Januar 1983


Es war stockdunkel, als die junge Frau den Raum betrat, der normalerweise das Büro ihres Vaters war. Sie wollte wissen, was es mit den Päckchen auf sich hatte, was sie heute von ihm bekommen hatte.
*Ach, es war dumm gewesen, deswegen hierher zu kommen!*, schalt sie sich selbst, als sie nach mehrmaligem Rufen keine Antwort bekam. Es war schließlich schon nach 22 Uhr und sicherlich waren ihre Eltern Essen gegangen, ohne ihr Bescheid zu geben.
Kopfschüttelnd drehte sie sich um und ging den langen Gang zurück, den sie gekommen war. Vorbei an den Labors und schließlich auch den Eingängen zu den Lagerhallen.
Plötzlich stoppte sie. Hatte sie nicht etwas gehört?
Unsicher ging sie einige Schritte zurück zu der Tür, an der sie gerade vorbeigegangen war. Vorsichtig lauschte sie. Gerade wollte die junge Frau weitergehen, da hörte sie es wieder. Es war ein Winseln, aber nicht das eines Tieres, sondern eher das eines Menschen. Mit weit geöffneten Augen lauschte sie weiter.
„Soso, du hast also alles herausgefunden, ja?“ Eine ihr bekannte Stimme lachte gehässig und sie überlegte fieberhaft, was das zu bedeuten hatte. Im nächsten Moment hörte sie einen dumpfen Laut und dann wieder das Winseln.
„Los, spuck’s aus! Wo sind die Fotos?“, ertönte wieder die Stimme.
„Oder soll ich Arina-chan ein wenig streicheln, damit du zwitscherst?“ Gehässiges Lachen, diesmal aus mehreren Richtungen.
*Mutter? Was zum Teufel geht hier vor?*
Ihr Instinkt sagte ihr, sie solle weglaufen, aber ihre Gene wollten es anders. Sie hatte nun mal die Neugierde ihres Vaters geerbt. Außerdem hatte sie Angst, dass es sich doch um ihre Eltern handeln konnte. Jetzt konnte sie vielleicht noch etwas tun, um ihnen zu helfen. Sie wusste selbst, wie irrsinnig dieser Gedanke war doch trotzdem drückte sie nun langsam die Klinke herunter um zu sehen, was in der Halle passierte. Die Tür wurde lautlos aufgeschoben und ihr offenbarte sich ein Bild des Grauens. Ihre Mutter saß auf einem Stuhl gefesselt und schien benebelt zu sein. Blut lief aus ihrer Nase über das Pflaster, welches sie am Schreien hindern sollte, und mischte sich mit den Tränen auf ihren Wangen.
Am Boden lang ihr Vater. Eine große Blutpfütze hatte sich unter ihm gebildet und wuchs ständig an. Sein Gesicht war schmerzverzerrt, aber in seinen Augen spiegelte sich etwas wie Entschlossenheit. Wieder ein Tritt, dann hob der Übeltäter ein Skalpell und legte ihn an die Wange der Gefesselten.
„Schau her, Schnüffler!“
Die junge Frau schrie.
Alle drehten sich zu ihr, ihre Mutter schien plötzlich wieder hellwach und versuchte etwas zu rufen, aber erfolglos. Zwei Schüsse fielen, die ihre Mutter trafen.
Dann rannte sie.

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Tja, so viel zum Anfang ^_^

Über Kommentare freuen wir uns übrigens immer ;)
*euch alle knuddel*

Ran-chan (;P)und Mitzie
 
Zuletzt bearbeitet:
Gut. Ein paar Fehler sind mir ins Auge gesprungen, z.B. heißt es "ein Skalpell", nicht "einen", und wenn gegen Anfang etwas gedacht wird, muss es auch "normale" Vergangenheit sein, kein Plusquamperfekt. Aber sonst schon recht interessant, wenn durch das Fehlen von Namen auch etwas verwirrend.
Wenn du jetzt hier noch etwas regelmäßiger postest als bei "Blue Walls"... :rolleyes:
 
Ja, kann mich nur anschließen.
Es war alles gut geschildert. Ebenso hat mich das mit 'der jungen Frau' doch ein- oder zweimal verwirrt.
Nun möchte ich aber doch wissen, wieso die Leute die Eltern festhalten ... die Mutter ist tot, oder? Immerhin wurde sie von zwei Kugeln getroffen.
Dein Schreibstil gefällt mir immer noch! =) Du schreibst doch sehr fesselnd.
( Auch ich möchte noch betonen, dass du 'Blue Walls' mal weiterschreiben sollst! XD )
 
Gut geschrieben, du benutzt zum Teil etwas "veraltete" Wörter, bzw. die hab ich noch in Büchern stehen von 1980. Beispiel "schalt sie sich selbst", aber mir gefällt die Schreibweise.
Spannend geschrieben, nur am Ende für mich etwas verwirrend, das Messer, die Schüsse ... einfach etwas zuviel auf einmal.

Weiter. XD"
 
*mich mal wieder blicken lass*

@stLynx: nobody is perfect und wir sind hier nicht in der Schule. Den Fehler habe ich beseitigt, aber über die Plusquamperfect-Sache kann man sich streiten...
Und dass es verwirrend wird, habe ich ja schon erwähnt. Das ist GEWOLLT!
Den Grund dafür wirst du gegen Ende der Geschichte erfahren ;P
Im Übrigen ist "Secrets" im Gegensatz zu "Blue Walls" inzwischen schon fertig. Ich muss nur Zeit finden, zu posten...

@Mopzi: Ich hab einen faaaan! :lol2: Danke, danke, das hört man gerne ^_^
Ich verspreche auch, bald bei BW weiter zu schreiben... wenn ich meinen Umzug und die dazu gehörigen Formalitäten hinter mir habe und das Internet wieder steht ;)

@ Ying&Yang: Tja ^^° Ich hab im letzten halben Jahr meiner Schulzeit einfach zu viel gelesen. Aber es hat etwas genutzt hoffe ich.
Die Verwirrung ist wie gesagt absolut gewollt. Und der jetzt folgende Bruch wird sie eventuell sogar noch steigern....

*Ranmaru-san das nächste Kapitel reich*
Du darfst ^^
 
An dieser Stelle melde ich mich nun auch einmal zu Wort und danke noch einmal, auch im Namen meiner Partnerin, für die Kommentare der Leser.
Ich hoffe, euch wird unsere Geschichte weiterhin gefallen und verbleibe

mit freundlichem Gruß
Sakatani Ranmaru


Kapitel 1

Sommer 2003 – 20 Jahre später…

„Ach Schatzi, was hast du denn jetzt schon wieder?“ Ein genervtes Seufzen kam über die Lippen der jungen Frau, die gerade damit beschäftigt war, ihren Computer zu streicheln. Das war ihre Methode, das gute Stück wieder zum Laufen zu bringen, nachdem sämtliche Tastenkombinationen versagt hatten. Als nächstes würde sie wohl wieder nach ihm treten, wie sie es immer tat, wenn „Aya“ sie im Stich ließ.
Erneut seufzend, weil nichts geschah und der Bildschirm absolut leer blieb, das heißt bis auf das Wallpaper im Hintergrund, beugte sie sich vor und betätigte die Power-taste, die eigentlich dafür sorgen sollte, dass Aya herunterfuhr.
Nach einigen Augenblicken geschah noch immer nichts.
„Gut, dann eben auf die harte Tour!“ Ihre Laune war nicht überragend, aber doch besser als sonst, deswegen blieb sie auch jetzt ruhig. Sie kannte die Macken ihres Computers langsam in- und auswendig und hatte aufgehört, sich über Ausfälle zu ärgern.
Kurz darauf war der Stecker gezogen und sie machte sich auf den Weg ins Badezimmer.
„Oh Mann!“, gähnte die junge Frau, die eigentlich noch ein Mädchen war, und betrachtete sich im Spiegel.
„Ich sollte weniger vor der Kiste hängen! Kein Wunder, dass meine Augen so brennen, wenn ich stundenlang nur auf den Bildschirm starre. Dabei gibt’s viel schönere Dinge, die man anstarren kann.“
Sie grinste, als sie an den Abend zurückdachte, an dem sich ihr Freund vor seiner Abreise in seine Heimatstadt von ihr verabschiedet hatte. Das war ein sehr schöner Abend gewesen, obwohl sie sich von der Beziehung mit Alex nie viel erhofft hatte.
Eine Frau mit schulterlangen hellbraunen Haaren und fast schwarzen Augen grinste ihr entgegen, als sie in deren Gesicht nach einer Bestätigung für ihre eben getroffene Feststellung suchte. Im nächsten Augenblick schüttelte die Frau im Spiegel lächelnd den Kopf, steckte sich eine Zahnbürste in den Mund und verließ, gemeinsam mit ihren Original, den kleinen, fensterlosen Raum.
Ayas Energieversorgung wurde wieder aktiviert und der PC fuhr hoch, wie es sich für einen braven Computer gehörte.
„Guten Tag Lara!“, ertönte es sogleich aus den Lautsprechern und kurze Zeit später war alles wieder wie gewohnt. Vor dem Wallpaper erschienen die Symbole für sämtliche Verknüpfungen und auch die Taskleiste war wieder verfügbar.
„Geht doch!“, nuschelte Lara mit der Zahnbürste im Mund, während sie noch schnell eine Verbindung zum Internet herstellte.
„Sie haben E-Mail erhalten!“
Grummelnd stellte Lara die Lautsprecher leiser. Jedes mal zuckte sie zusammen, wenn diese Stimme ertönte. Sie war nicht so schön sanft und tief, wie die programmierte Stimme von Aya, aber bis jetzt hatte sie auch noch keine Möglichkeit gefunden, die Mailbenachrichtigung zu ändern.
„Aha...“
3 Nachrichten wurden geladen und danach die Verbindung automatisch beendet. Eine Einstellung, die sie selbst für sehr praktisch hielt.
*Nur schnell lesen, dann geh ich ins Bett, versprochen!*, redete sie sich selbst ein und öffnete das Fenster zum Posteingang.
„Och nö! Werbung, na toll!“, fluchte sie schließlich, als sich zwei der Adressen als Internetanbieter entpuppten. Sofort landeten die dazugehörigen Nachrichten ungeöffnet im Papierkorb. Die dritte Adresse kannte sie nicht und da sie ihrem Virenscanner vertraute, öffnete sie die mit einem Anhang bestückte Mail.
Zunächst sah sie nur ein Bild. Darauf war etwas zu sehen, was sie stark an ein Wappen erinnerte. Verschlungene östliche Drachen umrahmten ein paar Schriftzeichen, die Lara nicht entziffern konnte. *Wahrscheinlich Chinesisch oder so was.*, vermutete sie.
Irritiert runzelte sie aber die Stirn uns scrollte weiter nach unten.
‚Die Familie Sakatani fordert ihr Versprechen ein. Morgen ist die Zeit gekommen, diesem nachzukommen.’
Lara blinzelte. Was sollte das denn? Da lag sicher ein Missverständnis vor, oder ihre Freunde spielten ihr einen Streich.
Sie schüttelte den Kopf, stand auf und brachte ihre Zahnbürste weg.
*So’n Müll aber auch. Werde einfach eine Antwortmail schreiben und sie benachrichtigen, dass se die falsche Adresse haben.*
Als sie wieder zurückkam und die Mail beantworten wollte, stellte sie fest, dass sie noch nicht bis ganz nach unten gescrollt hatte.
‚Sakatani-sama erwartet sie, Fräulein Mizuno.’
Sie erstarrte. Sollte das vielleicht doch kein Missverständnis sein?
„Was zum...?“
Lara wusste nicht, was sie sagen oder denken sollte. Bisher hatte sie niemand so genannt und das sollte eigentlich auch so bleiben. Fieberhaft überlegte sie, woher jemand ihren zweiten Vornamen kennen konnte. Den Namen, den sie von ihrer Mutter bekommen hatte und den auch diese getragen hatte. Ihr Vater hatte damals entschieden, dass sie ihn als zweiten Vornamen tragen sollte, als Andenken an ihre Mutter, die 7 Jahre nach Laras Geburt verstorben war.
Niemandem hatte sie ihn verraten. Sie wusste selbst nicht, warum. Aber es war so ein Gefühl gewesen, als wäre es besser, ihn zu verheimlichen. Außerdem war sie Lara und nicht ihre Mutter. Sie zwang sich, weiter nachzudenken. Nicht einmal Alex, ihr Freund, kannte ihren zweiten Vornamen. Nur ihre Großmutter, ihre einzige verbliebene Verwandte, wusste davon.
Das war beinahe schon gespenstisch. Abwesend schüttelte sie schließlich den Kopf.
„Ein Streich, das ist sicher ein Streich.“, redete sie sich ein und schloss die Mail schließlich. Aya fuhr herunter und einige Minuten später lag Lara in ihrem Bett.
Erstaunlicherweise schlief sie schnell ein. Aber ihre Träume waren wirr. Sie bestanden aus zusammengeschnittenen Erinnerungen aus ihrer Kindheit. Sie träumte von ihrer Mutter, wie sie ihr erzählt hatte, dass sie in Japan geboren worden war, aber dann nach Deutschland gekommen war, weil ihre Firma sie versetzt hatte. Mizuno war eine schöne Frau gewesen, mit langen schwarzen Haaren und ebenso schwarzen Augen. Nur verschwommen erinnerte sich Lara noch an sie, aber was sie sah, waren schöne Erinnerungen.

Der nächste Morgen kam schnell, viel zu schnell für Laras Geschmack. Sie hatte die Begegnung mit ihrer Vergangenheit längst vergessen und machte sich nun schlaftrunken auf den Weg in die kleine Eisdiele, die Punkt 10 Uhr öffnen würde.
*Mist, ich komme zu spät!*, stellte sie für sich fest und trat etwas schneller in die Pedale ihres Fahrrades. Eigentlich hatte sie Ferien und wollte sich ausruhen, aber in drei Monaten würde ihr Studium beginnen und bis dahin wollte sie sich ein wenig Geld dazu verdienen.
„Man kann nicht alles haben!“, schnaufte sie, als sie um die nächste Ecke fuhr.
Nach hundertfachem Entschuldigen für ihr Zuspätkommen konnte sie schließlich mit ihrer Arbeit beginnen und stellte schon bald fest fest, dass es ihr sogar Spaß machte.
Sie bediente an der Theke und hatte ihre Freude daran, wie glücklich einige Kinder über ihr Eis waren.
Die Stunden vergingen recht schnell und als sie gegen Abend den Laden verließ, freute sie sich beinahe auf den nächsten Arbeitstag. Gratis-Eis war etwas schönes!
Draußen stieg sie auf ihr Fahrrad und genoss den lauen Abendwind, der ihr entgegenwehte. Ihre Laune war blendend und als sie daran dachte, dass sie gleich mit Alex telefonieren würde, wurde ihr Lächeln noch breiter. Lächelnd fuhr sie an den vielen Gärten vorbei und träumte vor sich hin. Der Kies raschelte unter den Rädern des Rades, als sie die Einfahrt des Grundstückes ihrer Großmutter durchquerte. Normalerweise saß die alte Frau immer um diese Zeit auf der Veranda und streichelte ihren Hund. Aber an diesem Abend nicht. Max streunerte allein durch den Vorgarten. Etwas verwundert betrat Lara das Haus und rief nach ihrer Großmutter. Zuerst bekam sie keine Antwort, aber als sie genau lauschte, hörte sie fremde Stimmen im Wohnzimmer.
*Ah, sie hat Besuch!*
Beruhigt ging die junge Frau zuerst in ihr Zimmer, um ihre Sachen abzulegen, und betrat danach das Wohnzimmer.
„Guten...“, setzte sie an, verstummte dann aber abrupt, als sie das Gesicht ihrer Großmutter sah. Sie wirkte so traurig und blass, dass Lara gleich auf sie zustürzte und fragte, was geschehen sei.
Mit einem Blick deutete die Ältere an, dass es etwas mit den Gästen zutun hatte, die sich auch im Wohnzimmer versammelt hatten. Insgesamt waren es 5 Männer, vier davon recht breit gebaut und alle in Anzügen. Was sie aber am meisten irritierte war die Tatsache, dass sie allesamt aus dem Ostasiatischen Raum zu stammen schienen.
Blitzartig fiel ihr die Mail wieder ein, aber sie schon sogleich den unangenehmen Gedanken bei Seite. Das konnte doch nicht wahr gewesen sein, oder doch?
„Wer sind sie?“, fragte sie und versuchte freundlich zu bleiben.
„Guten Abend, Mizuno-san!“ Der Sprecher sprach ein gutes Deutsch, aber sein Lächeln gefiel Lara nicht.
„Lara, ich heiße Lara!“, entgegnete sie kühl und setzte sich neben ihre Großmutter.
„Wie auch immer, Mizuno-san. Sakatani-sama erwartet sie bereits. Wir sind hier, um sie abzuholen. Bitte packen sie ihre Sachen. Der Flug geht noch heute Abend.“
Mit offenem Mund und sich fragend, ob dieser Mann den Verstand verloren hatte, starrte sie ihn an.
„Was denken sie sich eigentlich? Wer ist dieser Sakatani-Irgendwas und was will er von mir? Ich sehe keinen Grund ihnen zu folgen!“
Nun war der Sprecher an der Reihe, irritiert zu sein.
„Sie haben ihr nichts gesagt?“, fragte er, jetzt an Laras Großmutter gerichtet. Diese biss sich auf die Unterlippe und betrachtete angestrengt den Boden neben sich.
„Offensichtlich nicht“, stellte er leise für sich fest. Das Grinsen war längst verschwunden und nach Worten suchend sah er Lara an. Er schien in irgendeiner Weise traurig zu sein und fast wäre er in alten Erinnerungen versunken. *Trotz der Haare... sie sieht ihrer Mutter sehr ähnlich. Ein schönes Kind!*
„Nun, sie wissen, dass ihre Mutter Japanerin war?“
Lara nickte. Der Mann schien ihr noch immer suspekt, aber die Art, wie er seine Verwirrung zeigte, ließ etwas wie Vertrauen in ihr aufflackern. Vielleicht würde sie so mehr erfahren.
„Ihre Familie hatte Schulden bei der Familie meines Herrn, die sie nicht abbezahlen konnten. Die Eltern von Mizuno-dono haben schließlich das Angebot, die Familien durch eine Heirat zu vereinen und die Schulden damit nichtig zu machen, nicht mehr ablehnen können. Sie versprachen, das Mizuno-dono das Oberhaupt des Sakatani-Clanes heiraten würde, sobald die Zeit reif sein sollte. Nun, alles kam anders als geplant. Mizuno-dono’s Eltern verloren ihr Leben bei einem Unfall und sie floh, als sie von dem Versprechen erfuhr, nach Deutschland. Niemand wusste, dass sie hierher geflohen war und es hat uns viele Jahre gekostet, das herauszufinden.“
Lara starrte den Mann gebannt an. Was er erzählte war zwar unglaublich, aber das Gesicht, was ihre Großmutter dabei machte, ließ keine Zweifel aufkommen. Außerdem passte alles irgendwie zusammen. Es musste also stimmen.
„Soll... soll das heißen, dass sie mich jetzt an der Stelle meiner Mutter haben wollen?“, fragte sie ungläubig.
Ihr Gegenüber nickte nur.
„Das kann nicht wahr sein. Und was, wenn ich mich weigere?“, fragte sie aufgeregt und funkelte den Mann böse an.
Der Mann lächelte ihr traurig entgegen.
„Das wird ihnen kaum möglich sein. Noch einmal wird uns das nicht passieren. Ihre Großmutter wäre auch schmerzlich berührt, wenn sie nicht mitkämen, nicht wahr?“
Die Angesprochene kniff die Augen zusammen. Tränen rollten über ihre welken Wangen.
„Ich verstehe.“ Lara richtete sich langsam auf. „Ich gehe meine Sachen packen.“, flüsterte sie schließlich, strich der alten Frau sanft über den Rücken und verließ das Zimmer.
Wenn die Lage nicht so ernst gewesen wäre, hätte sie alles wahrscheinlich furchtbar spannend gefunden, aber unter diesen Umständen... Sie konnte ihre Großmutter nicht in Gefahr bringen, aber vielleicht gab es auch einen Weg zu fliehen, bevor alles zu spät war.
Mechanisch packte sie ihre Sachen und beachtete den Mann, der in der Tür stand und aufpasste, dass sie nicht davonlief, kein bisschen. Sie weinte.

Drei Koffer waren es schließlich, die nach draußen getragen wurden.
„Ich hatte eigentlich an ein paar Wechselsachen gedacht, Mizuno-san, nicht an ihre gesamte Garderobe.“, stichelte der Anführer der kleinen Gruppe, der sich ihr als Hajime vorgestellt hatte, und begleitete Lara zum Auto. Kurz zuvor hatte sie ihrer Großmutter den Zettel mit Alex’ Nummer in die Hand gedrückt und ihr zugeflüstert, dass sie ihn informieren solle.
Nun saß sie im Auto und starrte aus dem Fenster der Limousiene. Sie achtete nicht auf die Worte des Mannes neben ihr, der es schließlich aufgab, sich mit ihr zu unterhalten.
„Es tut mir leid, solche Methoden verwenden zu müssen.“, erklärte er nach einer Weile und lächelte traurig. Als Antwort bekam er nur einen feindseligen Blick von Lara.
Was bildete sich dieser Mann eigentlich ein? War das seine Art, sie um Verzeihung zu bitten? Da gab es nichts zu verzeihen. Er hatte gedroht, ihrer Großmutter etwas anzutun, wenn sie nicht mitkäme. Das war Erpressung und Entführung in einem. Lara schnaubte verächtlich. *Familienbande...tse!*
Der Flug verlief ähnlich ruhig. Sie hatte versucht, sich davonzustehlen, aber die Toiletten auf dem Flughafen hatten weder eine zweite Tür noch irgendwelche Fenster. Man hatte offensichtlich an alles gedacht. Immer behielten sie mindestens zwei der Männer direkt im Auge. Nicht einmal an ihr Gepäck kam sie heran.
*Wie es Oma wohl geht? Ob sie Alex schon angerufen hat?* Sie unterdrückte ein Seufzen und starrte hinaus auf die Wolken. Die Stunden waren langsam vergangen und auch die Zwischenstopps hatten keine Fluchtmöglichkeit geboten. Es war zum Verzweifeln. Ihr Po schmerzte schon vom Sitzen und sie war müde. Zu schlafen traute sie sich aber nicht. Diese Männer waren ihr längst nicht ganz geheuer und von Vertrauen konnte keine Rede sein. Schon bald landeten sie in Tokyo und auch dort war es ähnlich. Hier war es sogar noch viel schwieriger als in ihrer Heimat, denn sie verstand noch nicht einmal die Sprache die gesprochen wurde. Ihre Mutter hatte damals alle Brücken abgebrochen und sich geweigert, ihre Tochter in irgendwelchen Dingen, die ihr Land betrafen, zu unterrichten. Sie hatte auch nicht gewollt, dass Lara diesen zweiten Vornamen bekam, aber ihr Vater hatte das wohl nicht verstanden.
Am späten Nachmittag kamen sie schließlich an ihrem Zielort an. Lara war müde, als sie aus dem Auto stieg. Trotzdem konnte sie ein leichtes Kribbeln in ihrer Magengegend nicht leugnen. Sie war aufgeregt. Denn dies hier sollte der Ort sein, an dem sie, nach Aussagen ihrer Begleiter, den Rest ihres Lebens verbringen sollte.
Unbewusst strich sie noch einmal ihre Hose glatt, als sie aus dem Auto stieg. Der Anblick, der sich ihr bot verschlug ihr die Sprache. Nicht, dass sie sowieso nicht vorgehabt hatte mit irgendwem zu sprechen, aber sie staunte doch sehr über das, was sie sah.
Sie standen vor einem riesigen Gebäudekomplex im japanischen Stil, soweit sie das erkennen konnte. Aus vielen Türen kamen Leute hervorgeströmt und starrten sie an. Alle waren gleich gekleidet und schienen wohl die Dienerschaft auszumachen. Und sie flüsterten.
Lara war das sehr unangenehm. Nicht nur diese Blicke, sondern auch das Klima schien perfekt dazu zu passen. Der Himmel war grau und die Luft war feuchtwarm, wie vor einem Gewitter.
Scheu blickte sie zu Boden und folgte schließlich dem Mann, der wohl einen besonderen Rang innehatte, denn alle verbeugten sich, als er mit ihr an ihnen vorbeilief. Dass sie sich wegen ihr verbeugten konnte sie sich nicht vorstellen.
Nach einigen Minuten kamen sie schließlich in einem Teil des Hauses an, der noch wertvoller und anmutiger wirkte als es der Rest schon tat.
Hajime öffnete eine Schiebetür und verbeugte sich dann einladend. Es war nicht so, wie sie es erwartet hatte. Nicht sonderlich groß, und bis auf einen Schreibtisch, einen Futon und eine Truhe befanden sich keine weiteren Möbelstücke in dem Raum. Nicht sonderlich einladend für ihren Geschmack. Das einzige, was ihr gefiel, war eine Schiebetür an der gegenüberliegenden Wand des Raumes, die eindeutig nach draußen führte. Vielleicht könnte sie sich hier einleben, aber das wollte sie eigentlich gar nicht.
Hajime hatte ihren Blick bemerkt und lächelte entschuldigend.
„Das ist nur vorrübergehend, Mizuno-san.“
„Ich heiße Lara, verdammt!“, fuhr sie ihn wütend an, fragte aber gleich danach, was er damit meinte.
„Der Herr ist nicht im Hause, er kommt erst in einigen Tagen zurück. Bis dahin wohnen sie hier, danach entscheidet er, was mit ihnen geschieht.“
„Hätte ich dann nicht noch etwas Zuhause bleiben können?“, fragte sie forsch, ohne nachzudenken.
Der Angesprochene lächelte nur und entgegnete, dass es so schon besser sei. Danach kündigte er an, dass sich gleich einige Frauen um sie kümmern würden und es dann Essen gäbe. Die Tür wurde schließlich geschlossen und Lara war mit ihrem Gepäck allein.
Verstohlen blickte sie sich nach allen Seiten um und machte sich dann über ihren Rucksack her. Es war ihr gelungen ohne das Aufsehen der Männer zu erregen, ihr Handy einzupacken und vielleicht konnte sie ja so ihre Großmutter erreichen. Doch ihre Hoffnungen wurden jäh zerstört, als sie sah, dass das Display leer war. Nach mehreren Versuchen änderte sich daran auch nichts und sie musste feststellen, dass der Akku sie wohl im Stich ließ.
„Argh! Warum jetzt, verdammt!?“, fluchte sie. An das Kabel hatte sie selbstverständlich nicht gedacht. Das Telefon landete also wieder in ihrem Rucksack und sie rutschte auf dem Boden zusammen. Die Decke ihres neuen Reiches anstarrend sinnierte sie über ihre Lage und unterdrückte die Tränen erneut. Sie vermisste ihr Zuhause schon jetzt furchtbar und glaubte auch nicht daran, dass das sich ändern würde, wenn sie für länger an diesem Ort blieb. Warum musste gerade ihr das passieren, und warum zum Teufel hatten diese Japaner auch unbedingt ihre Mutter haben wollen?
Einige Minuten später wurde auch schon die Tür aufgeschoben und drei Frauen betraten den Raum. Sie deuteten an, dass Lara ihnen folgen sollte, und als diese den panischen Blick der einen sah, weil sie sich nicht rührte, bekam sie Mitleid und folgte ihnen. Wortlos ließ sie alles über sich ergehen. Sie konnte allerdings nicht abstreiten, dass das Bad und die Massage ihrer verspannten Schultern unangenehm waren. Im Gegenteil, sie begann sogar fast, sich zu entspannen.
War sie etwas schon dabei, ihre Lage zu akzeptieren? Sie war sich nicht sicher, aber aus irgendwelchen Gründen war sie es plötzlich müde, sich zu wehren. Jetzt hatte es keinen Sinn. Sie redete sich auch einfach ein, dass es gut war die anderen in Sicherheit zu wiegen. Außerdem... was würde mit diesen Frauen passieren, wenn sie ihnen davonlief? Dieser Blick kam ihr wieder in den Sinn und sie erschrak. Ob „ihr Herr“ sie misshandelte, wenn sie versagten? Lara schauderte und erschreckte damit das Mädchen, was ihr gerade die Haare kämmte.
Aber was interessierten sie eigentlich diese Frauen? Sie schalt sich selbst, dass es für sie momentan besser war, egoistisch zu denken, wenn sie Alex jemals wieder sehen wollte. Lara hatte keine Lust den Rest ihres Lebens in einem goldenen Käfig zu verbringen. Obwohl, golden war dieser Käfig bis jetzt ja nicht gewesen.
Mit etwas Glück musste sie die Nacht nicht in diesem Zimmer verbringen und ein Grinsen schlich über ihr Gesicht, als sie an die Tür ins Freie dachte.
In ihren Gedanken versunken bemerkte sie nicht ganz, was gerade um sie herum geschah. Eine der Frauen musste sie erst antippen, damit sie ihre Arme von sich streckte und man ihr einen Kimono anziehen konnte. Wieder in der Realität zurück beobachtete Lara interessiert, wie sie angezogen wurde. Es passte ihr nicht, dass sie nicht ihre eigenen Sachen bekam, aber sie schwieg. Es hatte keinen Sinn, mit den Frauen ein Gespräch anzufangen. Sie verstanden Lara sowieso nicht, dessen war sie sich sicher. Verstimmt folgte sie ihnen schließlich in den Flur.
Das Abendessen war eine ähnliche Prozedur. Sie wurde von Hajime in einen Raum geleitet, in dem auf einem niedrigen Tisch die Speisen serviert waren. Allesamt japanisch. Viel Reis, der nach nichts zu schmecken schien, und einige Sachen, von denen sie gar nicht wissen wollte, um was es sich handelte. Und sie musste sich auf eines der Sitzkissen knien, um zu essen. Sie griff nur zaghaft zu, brach fast unter den prüfenden Blicken Hajimes, der sich zu ihr gesetzt hatte. Kein Wort wurde gesprochen und sie fühlte sich ausgesprochen unwohl. Der Reis war fast geschmacklos und die Soßen sahen nicht wirklich genießbar aus. Ganz zu schweigen von den restlichen Dingen, die noch auf dem Tisch standen. Ihr wurde beinahe schlecht, als sie einen Tintenfisch entdeckte, der trotz reichlicher Garnierung nicht unbedingt ihren Gaumen kitzelte. Den Blick starr auf ihre Schüssel gerichtet versuchte sie, mit den Stäbchen den Reis zu essen. Immer wieder krümelte etwas davon in ihren Schoß und zu allem Überfluss schliefen ihr nach nicht allzu langer Zeit die Füße ein. Dazu kam, dass Hajime des öfteren seufzte, wenn ihr ein Missgeschick passierte, oder sie drohte, ihre Haltung zu verlieren. Letztlich reichte es ihr. Erzürnt sprang sie auf und verließ den Raum. Sie brauchte frische Luft.
Einen Augenblick später wurde eine andere Tür aufgeschoben und ein Junge von etwa 12 Jahren betrat das Esszimmer.
„Hajime, glaubst du wirklich, dass wir sie hier behalten können? Sie scheint nicht sehr glücklich über ihren Aufenthalt hier zu sein.“, flüsterte er.
„Wir haben keine Wahl, Kenji-san. Sie ist perfekt und die Last, die auf den Schultern von Sakatani-sama liegt, wird wahrscheinlich von ihm fallen, wenn er sie kennen lernt. Sie wird sich wohl eingewöhnen müssen.“ Der Mann lächelte verträumt.
„Wenn sie nur halb so fröhlich wie ihre Mutter ist...“
„Aber Ranmaru ist doch auch nicht glücklich über diese Lösung. Was, wenn er sie gar nicht will?“

Hajime lächelte den Jungen an.
„Ihr kennt euren Bruder schlecht, Kenji-san. Er ist traditionsbewusst erzogen worden und weiß, dass sich erst so die Ehre eures Clans wieder vollständig herstellen lassen wird. Es ist damals sehr unangenehm gewesen, als euer Onkel nicht wie geplant Mizuno-dono zur Frau genommen hat. Das ganze Dorf hat darüber gesprochen, dass ihm die Braut weggelaufen ist. Und außerdem... denkt doch an ihr Erbe!“
Der Junge grummelte vor sich hin und erhob sich langsam.
„Ich würde nie aus Zwang eine Frau heiraten. Sicher behandelt man sie dann nicht so, wie sie es eigentlich verdient.“ Kenji schnaubte erneut und verließ dann das Zimmer.
„Ich schau sie mir mal an, Hajime! Und stör mich bloß nicht!“, rief er noch, dann war er verschwunden.

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Bitte Kommentare.
 
Tja, was soll ich sagen? *sprachlos*
Der Teil war wirklich gut und auch sehr fesselnd geschrieben ^^ Ich weiß nich, was ich sonst sagen soll. Die Gefühle und Gedanken kamen super rüber.
hmm ... nach Fehler hab ich nicht gesucht, aber mir sind eins, zwei Tippfehler aufgefallen, nichts dramatisches.

Und wer weiß, vielleicht verliebt sich Lara ja in Kenji! XD Und dann steht sein Bruder blöd da. ( Angenommen, Kenji hat ungefähr das Alter von Lara ... )

Ansonsten: Bald weiter, ja? =D
 
Viel zu lang, vieeeeeeel zu lang. Ihr könnt eigentlich nicht wirklich erwarten das sich die meisten User da durchbeißen. *g* Aus dem Post hätte man 3 wenn nicht sogar 4 Abschnitte machen können.

Der Anfang hat mir erst überhaupt nicht gefallen, es war alles so gekünstelt, besonders die vielen verschiedenen Beschreibungen und auch die Sache mit dem Spiegel sowie dem PC fand ich übertrieben, zum Teil sollte es so realistisch wie möglich sein, zum anderen Teil ist nur am Anfang an manchen Stellen zu "Comic-haft". XD"

Danach wurde es immer besser, ich hätte nicht gedacht das es auf eine Entführung hinausläuft und es nach Japan geht, obwohl mir das alles etwas bekannt vorkommt. (gibt halt fast keine Sache die nicht schonmal in irgendeiner Weise umgesetzt wurde).
Bleibt ihr beim Realistischen, oder kommt noch etwas mystisches mit rein? Sonst wäre es für mich etwas zu trocken.^^"
 
Gut, wenn auch extremst lang. Die vielen Zeitsprünge haben mich etwas gestört (ihr Arbeitstag, die Fahrt, der Flug... wird alles ausgelassen). Vielleicht hättest du gerade an diesen Stellen einen Einschnitt machen und dann das weitere in einem neuen Teil posten sollen. Aber so geht's natürlich auch.
 
Vielen Dank für eure bisherigen Nachrichten.

Eure Anmerkung über die Länge des Beitrages werden wir beim nächsten Mal berücksichtigen.

MfG
Ranmaru Skatani
 
Salut mes amies!

(Nein, Ran-chan, ich denke nicht daran, Japanisch zu lernen :P)

Zuerst entschuldige ich mich natürlich dafür, dass es so lange nichts zu lesen gab. Aber es war zeitlich einfach nicht drin.
An „Blue Walls“ bin ich inzwischen wieder dran, aber die Teile sind wesentlich schwieriger zu schreiben, als es die von „Secrets“ waren. -_-°

@Mopzi: Tja, das wäre wirklich komisch, oder?
Deswegen, und weil die Mehrheit ja der Meinung ist, meine Teile wären zu lang, mache ich auch an dieser Stelle Schluss ;P
Wer weiß, was danach noch alles passiert *gg*

@Ying&Yang: Das verlangt ja auch keiner. Ich finde es nur langweilig, wenn nur eine Seite gepostet wird und weil ich die Geschichte nicht ewig rauszögern wollte, hab ich Ran gesagt, er soll das gesamte erste Kapitel posten. Aber egal, wir berücksichtigen das mit den kürzeren Teilen ;)
Und am Anfang macht es immer Mühe, sich einzuschreiben und sich auf das Wesentliche zu konzentrieren. Momentan mag es so aussehen, als ob Prolog und Hauptteil nicht in Verbindung zueinander stehen, und das ist auch gewollt so. Deswegen sollte der Anfang auch ein Gegenstück zum Prolog bilden.
Lara-chan ist im übrigen nicht wirklich so, wie sie sich jetzt gibt. Wer seine Eltern so früh verliert, neigt dazu, alles zu verdrängen, sich eine eigene Welt ohne diesen Schmerz zu schaffen... Aber was erzähle ich da schon wieder?
Ich verrate ja alles :lol:
Mysteriös wird es in der Tat noch, aber erst später ;)

Ps.: Ich mag Anime nun mal ;) Und meine Vorlieben lassen sich schlecht unterdrücken ^^°

@stLynx: Wir werden’s uns merken :rolleyes:


Kapitel 2

Teil 1

Nach längerem, kopflosen Umherirren hatte sie endlich einen Ausgang gefunden, der auch ins Freie führte. Leider entpuppte sich das was sie sah nicht wirklich als Freiheit. Es war eindeutig Zeit, einen Hustenanfall zu bekommen oder bewusstlos zusammen zu brechen. Die Gänge hatten sich als sehr verwirrend gezeigt und in ihrer Aufregung war sie mehrmals im Kreis gelaufen. Endlich hatte sie eine Tür gefunden, die nicht ein einen der vielen so gleich aussehenden Räume führte. Und nun? Lara stand in einem Innenhof. Der quadratische Platz hatte allerhöchstens eine Kantenlänge von 10 Metern und das einzige wirklich schöne an diesem so beengenden Ort war ein alter, knorriger Baum in der Mitte. Und der war nicht wirklich schön.
Der Abend war hereingebrochen und die Schatten der Nacht hatten sich bereits über dem Anwesen ausgebreitet. Unwirtliche Formen wurden auf den kargen Boden geworfen und ein leichter Wind rauschte durch die Äste des Baumes und durch ihr feuchtes Haar. Sie zitterte leicht. Aber die frische Brise machte ihr nicht wirklich etwas aus. Sie wollte schreien, ihrem Ärger und ihrer Verzweiflung Luft machen, aber stattdessen setzte sie sich und starrte weiter mit leblosen Augen, die im kargen Licht unnatürlich glänzten, den Baum an. Er stand in diesem Quadrat, eingerahmt von hölzernen Mauern und flachen Dächern, gezwungen, seine Äste so wachsen zu lassen, dass sie nicht aneckten. Wenn doch, wurden sie gestutzt. Lara wurde klar, wie sehr dieser Baum doch ihre Zukunft wiederspiegelte. Diese Mauern waren wohl auch ihr Gefängnis und würden es bleiben, wenn sie nichts unternahm. Wenn sie sich nicht so verhielt, wie es sich schickte, würde man sie stutzen, die diesen Baum. Und irgendwann würde sie knorrig und alt werden, unfähig sich weiterzuentwickeln.
Sie hörte nichts mehr als das leise Rascheln der Blätter, sah nichts mehr, als die gestutzten Zweige und fühlte nichts mehr, außer unendlicher Beengung.
Endlich wandte Lara den Blick ab und sah auf ihre Hände. Sie zitterten. Auf ihrem Kimono erschienen vereinzelte dunkle Flecken, als sie zu weinen begann.
Es war, als würde alles in diesem Moment über sie hereinbrechen. Sämtliche Emotionen, die sie bis jetzt erfolgreich vor den anderen - und vor allem vor sich selbst - hatte verbergen können stürzten über ihr zusammen wie ein Kartenhaus und begruben sie unter sich. Verwirrung, Angst Heimweh vereinten sich und ließen sie mehr und mehr in sich zusammensinken.
Mit geschlossenen Augen versuchte sie, einen glücklichen Augenblick herbeizudenken, um sich selbst damit zu beruhigen, sich Mut zuzusprechen. Ihre Gedanken wanderten unwillkürlich zu Alex. Was er in diesem Augenblick wohl tat? Sicher wusste er schon alles. Ob er sie suchte? Und ihre Großmutter... ob sie wohl gerade an sie dachte? Lara war nicht sicher. Ob sie jemand vermisste? Bestimmt. Verdammt, sie vermisste doch sogar den Hund ihrer Großmutter, obwohl er immer so schrecklich aus dem Maul stank. Ihre Schultern sanken noch mehr herab und widerwillig schüttelte sie ihren Kopf. Schließlich sank er auf ihre zitternden Knie und blieb dort liegen, bis sie glaubte, er müsse ihr abfallen. Schluchzend saß sie nun und bedauerte ihr Schicksal, als sie plötzlich fühlte, wie sich etwas über ihre Schultern legte.
Erschreckt fuhr sie hoch und drehte sich um. Eine ältere Frau blickte sie aus den typisch schmalen Augen lächelnd an und verneigte sich kurz. Lara wischte sich mit dem Ärmel ihres Kimonos die nassen Wangen und sah sie beschämt an. Sie hatte keine Schwäche vor den Leuten zeigen wollen, die sie noch nicht einmal zu kennen bereit, geschweige denn fähig war. Wie auch. Der einzige, mit dem sie sich wohl unterhalten konnte war Hajime, und ihm vertraute sie nicht unbedingt.
„Darf ich mich setzen?“, fragte die Frau und lächelte die Jüngere freundlich an.
„Ja, natürlich.“, antwortete die Angesprochene automatisch und wurde sich erst einige Augenblicke später bewusst, dass sie die Alte verstanden hatte. Augenblicklich zweifelte sie an ihrem Verstand. Sie konnte doch gar kein japanisch...
Ihre Gedanken wurden jäh unterbrochen, als die Frau erneut zu sprechen anhob.
„Sie sollten nicht hier draußen in der Kälte sitzen, wenn sie frisch gebadet sind, junges Fräulein. Sie erkälten sich nur.“
Ungläubig starrte Lara den Ursprung dieser eindeutig deutschen Worte an und wunderte sich.
„Sie können Deutsch?“, fragte sie nach einer Weile ungläubigen Anstarrens.
Die Alte lächelte zunächst nur sanft.
„Ja, das kann ich.“
„Wirklich?“ Lara freute sich. Im nächsten Moment schalt sie sich selbst für ihre letzte Frage. *Hätte ich sie sonst verstanden?! Lara, du bist total daneben heute!!!*
Aber endlich hatte sie jemanden gefunden, mit dem sie sich unterhalten konnte.
„Haben sie großen Kummer?“, fragte die Alte und sah Lara besorgt an.
„Es geht, danke der Nachfrage!“, entgegnete sie leise und lächelte scheu. Sie musste vorsichtig sein, das wurde ihr erst jetzt wieder bewusst. Diese Frau konnte ebenso gut von Hajime geschickt worden sein, um Laras Vertrauen zu gewinnen.
„Sie sollten besser rein gehen, junges Fräulein. Es wird noch diese Nacht Regen geben und sehr kühl werden.“ Die Alte stand behände auf und reichte Lara einladend ihre Hand.

Es regnete tatsächlich. Eigentlich mochte Lara dieses Geräusch, wie die großen Tropfen auf das Dach trommelten und draußen rauschend auf die Wiesen niederprasselte. Früher hatte sie gerade dann besonders gut schlafen können, aber diesmal wohl nicht. Trotz ihrer Müdigkeit waren ihre Augen weit geöffnet und starrten zur Decke. Eine ziemlich eintönige Decke im Übrigen. Sie konnte zwar keine Risse darauf sehen, aber die Farbe war eindeutig braun. Langweilig. Nach einem besseren Anhaltspunkt suchend wanderten ihre Augen weiter, bis sie schließlich an der Tür angelangten, deren Existenz ihr total entfallen war. Blitzartig richtete sie sich auf und schlich über den glatten Dielenboden zu ihrem Weg in die Freiheit. Vorfreude erhellten ihr Gemüt und gespannt trat sie näher. Mit etwas Glück würde er sie noch heute Nacht nämlich genau dorthin führen.
Offensichtlich war ihr das Glück momentan nicht hold, denn als sie die rettende Pforte öffnen wollte, tauchte dahinter ein Schatten auf, bei dessen Erscheinen sie erschreckt nach hinten taumelte und auf ihrem Allerwertesten landete. Im nächsten Augenblick hob der bedrohlich große Schatten seine Hand und schob die Tür langsam auf.
*Oh nein! Nicht auch das noch! Irgendein Perverser! Ob ich schreien soll? Besser ist es... oder?* Zitternd und ein Ungeheuer riesiger Ausmaße erwartend starrte sie auf die Tür und wartete. Ihr Blick wanderte zu der Hand, die die Tür aufschob und blieb daran hängen.
*Der Perverse hat aber kleine Hände....*, stellte sie für sich fest und als sie ihren Blick wieder hob, konnte sie den gemeinen Eindringling vollends erkennen. Sie saß zum Glück schon, denn jetzt rutschten ihre Hände nur noch zur Seite und sie kippte rücklings auf dem harten Boden.
Kenji stand noch immer in der geöffneten Tür und blickte verwirrt die vor ihm auf dem Boden ausgestreckte Frau an. Er fragte sich gerade, was die denn jetzt bitte hatte, als sie sich ruckartig aufrichtete und ihr nicht zu unterschätzendes Sprechorgan anhob, um es in näherer Zeit zu überlasten.
„WAS GLAUBST DU, WAS DU HIER BITTE MITTEN IN DER NACHT TUST, DU KNIRPS?“, begann sie und holte auf Grund der jetzt schon übermäßigen Anstrengung erneut Luft. Kenji nutzte diesen kurzen Moment für sich und stürzte sich ohne Vorwarnung auf die aufgebrachte Lara. Keine zwei Sekunden später hatte er ihre Handgelenkte im Griff und sie zum Schweigen gebracht. Sie hatte nur mehr Zeit gehabt, kurz erschrocken zu quieken, dann hatte er auch schon ihre Hände gepackt und die Seinige auf den Mund seines Opfers gepresst.
Der Junge grinste stolz vor sich hin, stellte sich gerade vor, was sein Bruder wohl dazu sagen würde und beugte sich dann über dessen Zukünftige.




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TBC

Mit freundlichen Grüßen, Ranmaru-san und Mitzie
^_^
 
Zuletzt bearbeitet:
O.O was hat Kenji denn gez mir Lara vor? also ich kann mir nur zwei sachen denken, aber keine dieser beiden thesen werde ich sagen ... ^^;; ... ich lass mich überraschen ... das mit der Frau fand ich dann doch ein wenig seltsam.nya. die macht bestimmt gemeinsame sachen mit diesem hajime oda wie der hieß. obwohl, die sache, das sie ihr helfen würde, wäre genauso klischeehaft ... ^^

sonst hast du natürlich alles wieder echt gut beschrieben- gefühle, umgebung ... ;) nur leider hast du die Frau so gut wie gar nich beschrieben.
 
Gut. Was mich etwas gestört hat, war das Ende des Parts mit der Frau. Ich finde, da hätte man gerne noch fragen dürfen, WARUM die deutsch kann und wer sie ist usw. Kommt mir doch etwas seltsam vor, dass Lara einfach mit ihr reingeht und dann ohne weitere Fragen in ihr Zimmer zurückkehrt... Oder hat sie Fragen gestellt, nur wurden die uns Lesern wieder mal vorenthalten?
 
Original von Mopzi
nur leider hast du die Frau so gut wie gar nich beschrieben.
Original von stLynx
Was mich etwas gestört hat, war das Ende des Parts mit der Frau. Ich finde, da hätte man gerne noch fragen dürfen, WARUM die deutsch kann und wer sie ist usw. Kommt mir doch etwas seltsam vor, dass Lara einfach mit ihr reingeht und dann ohne weitere Fragen in ihr Zimmer zurückkehrt...

Wieder einen geringfügigen Beitrag von meiner Seite hierzu.
Zum Teil liegen diese unlogischen Ansätze an der geforderten Kürze des Teiles, zum anderen daran, dass man nicht sofort mit der Tür ins Haus fallen sollte, um es nicht sofort klischee- und tölperlhaft wirken zu lassen.
Wenn dieses stilistische Mittel weder die Akzeptanz noch den gewünschten Effekt erfüllt, bitten wir das zu entschuldigen und nehmen uns dieses für die nächsten Teile als Maßstab.

MfG
Sakatani Ranmaru
 
Wieso stilistisches Mittel? So, wie es da steht, wirkt es, als wäre Lara ohne weitere Fragen mit der fremden Frau mit reingekommen und dann auf ihr Zimmer gegangen. Ob sie wohl noch was gefragt hat, nur das nicht erwähnt wurde - weder direkt noch indirekt, indem sie darüber nachdenkt -, ließ sich ja nicht erkennen.
Wenn da nichts mehr in der Richtung kommt, ist es für mich ein kleines Versäumnis. Wenn noch was kommt, ist das OK - dennoch wirkt es zunächst mal ein wenig... seltsam beim Lesen.
 
@stLynx: Hast du jemals ein Buch gelesen, in dem dem Leser nicht zunächst etwas vorenthalten wurde? Das würde mich wirklich wundern, denn dann hast du noch nicht viele Bücher gelesen...
Und deine Menschenkenntnis scheint sich auch auf nur ein Minimum zu beschränken. Versetze dich doch mal in ihre Lage: Du bist mirnichts dirnichts entführt worden und sollst den Sohn einer japanischen Familie heiraten (versuchs trotzdem, auch wenn du ein Kerl bist), der, so wie es wirkt nicht gerade liebenswert und sicherlich nicht nachgiebig ist, was seine Regeln angeht. Niemand spricht deine Sprache, bis auf den, der dich entführt hat, und dein Vertrauen zu ihm ist... sagen wir mal etwas eingeschränkt (;P).
Die Wahrscheinlichkeit, dass du von diesem Ort, der von Gorillas bewacht wird, fliehen kannst, ist recht gering und du stehst vor der Aussicht für immer an diesem Ort gefangen zu sein. Wie reagierst du? Bist du so klar, dass du die Frau, der du begegnest, und die überraschenderweise deutsch spricht, mit Fragen bombardierst?
Oder andersherum, glaubst du, dass die Frau, die in einer so eingeschworenen Gemeinschaft lebt, dir alle deine Frgen beantworten wird? Hast du genug Vertrauen, um ihr GLauben zu schenken?
Natürich wirst du jetzt alle entscheidenen Fragen mit "Ja" beantworten, denn sonst schneidest du dir ja in dein eigenes Chefnörglerfleisch und das ist ja nicht der Sinn der Sache, nicht wahr? :naughty:

Deine Frage, ob dem Leser, und vor allem, dir, dem armen Chef des LQ "mal wieder" etwas vorenthalten wird, lasse ich unbeantwortet. :tongueb:
 
Zuletzt bearbeitet:
Sicher hab ich schon Bücher gelesen, in denen dem Leser etwas vorenthalten wird. Aber meistens nicht ganz so arg mit der Holzhammermethode, getreu dem Motto "OK, die nächste halbe Stunde lasse ich jetzt, wo's interessant wird, mal aus." :dodgy:
Und wenn ich entführt werde und mit einem japanischen Mann (äh ja...) verheiratet werden soll und eine Deutsche unter Japanern treffe, WÜRDE ich sie vermutlich mit Fragen bombardieren, ja. Schließlich wär ich ja froh, mal überhaupt mit jemandem sprechen zu können...
 
@Mopzi: Tjaa, was wird Kenji wohl mit ihr machen? LOL Aber soviel erstmal: die alte Frau wird noch beschrieben, keine Sorge ;)

@stLynx: Tut mir leid, dass ich nicht gleich wieder geantwortet habe, aber das artet langsam in eine Off-Topic-Diskussion aus, und die wollte ich nicht ohne einen neuen Teil weiter führen ;)
Also, die Holzhammermethode war das nicht. Kurz: Lara hat einfach nicht gefragt. Grund: Fehlendes Vertrauen zu der alten Frau, die im Übrigen Japanerin und nicht Deutsche ist. Sie kann jediglich Laras Sprache, mehr nicht.
Reicht dir das als Antwort? Du wirst auch noch lernen, dass es Menschen gibt, die anders reagieren, als du es tun würdest. Wenn du es denn überhaupt tun würdest, aber die Frage steht nicht zur Debatte.
Nun denn, quäle dich durch einen neuen Teil und leide nicht zu stark, sonst hat das am Ende noch Folgen auf deine Psyche.


Kapitel 2

Teil 2

„Schrei doch nicht so! Ich will nicht, dass die Alte mich hier findet!“, zischte er und erntete einen empörten Blick von Lara. Ein kurzes Aufblitzen in den Augen seines Opfers, ein anschließendes erschrecktes Stöhnen seinerseits und nun lag der Angreifer selbst auf dem Boden, unfähig sich zu rühren.
„Das kann ich auch, Giftzwerg!“, flüsterte Lara, die nun auf dem Rücken des Jungen hockte und dessen Handgelenke festhielt. Innerlich gratulierte sie sich selbst zu ihrer Entscheidung, mit 16 einen Selbstverteidigungskurs mitgemacht zu haben.
„Argh! Geh runter von mir, du bist schwer!“, stöhnte der Junge nun und wand sich umständlich unter ihr.
„Och, das war jetzt aber sehr unhöflich von dir!“, frötzelte die Angesprochene, nahm die schmalen Handgelenke des Jungen in eine Hand und begann mit der anderen den Japaner in die Hüften zu pieken und ihn zu kitzeln.
Kenji blieb standhaft. Ganze 20 Sekunden lang. Länger konnte er nämlich auf Grund des Gewichtes auf seinem Rücken die Luft nicht anhalten und schließlich prustete er laut los.
„Waaaahahahaha! Bitte haha... bitte, lass mich hahaha neein, nicht weiter machen..... bitte hahaha, loslassen... hahahahihi ... chchchchchhahaha bitte bitte bitte!“, stammelte er, von immer neuen Lachsalven geschüttelt.
„Bitte um Gnade, Unwürdiger!“, lachte Lara ihrerseits und kitzelte nun noch mehr.
„Nie... hahaha, nein, ich gebe nicht auf chchchch, ein ... ein Sakatani gibt chchch... gibt niemals auf!“
„Gut, mal sehen, ob du da auch kitzlig bist!“, konterte Lara mit einem nichts gutes verheißenden Grinsen im Gesicht.
„Nein, nicht da, nicht der Bauch nein, nein! Bwahahaha, nein, bitte, bitte hör auf! Ich... Gnaaaadeeeee!“, rief er schließlich, nachdem selbst Zappeln und Strampeln nichts genutzt hatte.
„Geht doch!“, flüsterte seine Peinigerin und ließ die Hände des Jungen los, um sich aufzurichten.
Dieser stöhnte und setzte sich schließlich umständlich im Schneidersitz vor sie hin. Mit plötzlichem kindlichen Trotz wischte er die vereinzelten Lachtränen aus seinen Augenwinkeln und murmelte Flüche über zu dicke Frauen, während Lara das Licht einschaltete.
„So, und jetzt erzählst du mir, warum du mitten in der Nacht hier rumschleichst, okay?“
Der Junge mit dem schwarzen zerzausten Haaren und den braunen Augen sah sie misstrauisch an.
„Ich muss dir gar nichts sagen!“, grummelte er, verschränkte die Arme vor seiner Brust und schob demonstrativ das Kinn vor.
„Ach ja? Hattest du denn noch nicht genug?“
Offensichtlich wirkte das, denn er sank ein Stück in sich zusammen und warf ihr einen beinahe flehenden Blick zu.
„Die Alte hat erzählt, dass die Frau von Ranmaru-kun endlich da ist und ich wollte sie sehen.“, sagte er schließlich und schien hintergründig seinen eben gebröckelten Stolz wieder aufzubauen.
Laras Miene indessen verfinsterte sich wieder, als sie die Worte des Jungen hörte. *Ranmaru heißt der also... komischer Name!!!!*
Nun war sie an der Reihe, die Arme vor der Brust zu verschränken.
„Ich habe nicht darum gebeten, ihn zu heiraten.“, murmelte sie vor sich hin und zog ihre schmalen Augenbrauen zusammen.
„Ich glaube auch nicht, dass er DICH heiraten will. Du bist ihm bestimmt zu dick!“, stichelte Kenji und beobachtete dabei ihr Gesicht.
Offensichtlich hatte sein Kommentar aber nicht die erwünschte Wirkung erzielt, denn die Miene der Frau entspannte sich langsam wieder.
„Das will ich doch hoffen!“, murmelte sie und ließ sich rücklings auf den Futon fallen.
Kenjis Gesichtszüge waren doch tatsächlich für einen Moment entgleist, doch glücklicherweise hatte sie das nicht gesehen. Umständlich kroch er auf allen vieren zu ihr und sah ihr ins Gesicht. Sie war eigentlich ganz hübsch für eine Halbjapanerin. Vor allem aber nicht so dick, wie er es eigentlich vermutet hatte. Das machte die Sache mit Sicherheit einfacher für Ranmaru. Seine Familie hatte einen gewissen Stolz auf die generationenlange Tradition und vor allem „Reinheit“ des Klans. Nie zuvor hatte jemand eine Nicht-Japanerin heiraten dürfen und nun schien sich das zu ändern. Sein Bruder MUSSTE diese Frau sogar heiraten. Ob er wollte oder nicht. Mit gerunzelter Stirn sah Lara zur Decke und schien ganz wo anders zu sein. Sie bemerkte nicht, wie sie von Kenji gemustert wurde.
„Wie meinst du das, „das willst du doch hoffen“?“, fragte er nach einer Weile.
„So wie ich es sage! Ich will niemanden heiraten! Das habe ich noch nie gewollt. Und erstrecht nicht jemanden, den ich nicht kenne!“, entgegnete sie ruhig und starrte weiter zur Decke.
„Aber Ranmaru-kun hat viel Geld und Ansehen!“, plapperte Kenji verblüfft weiter und hoffte, sie endlich zu ködern. Er wollte nicht, dass sein Bruder eine Frau heiraten musste, die er nicht heiraten wollte. Dazu mochte er ihn zu sehr. Wenn er nun etwas negatives über ihre Beweggründe herausfinden würde könnte er sicher diese Hochzeit verhindern. Das glaubte er in seiner noch recht kindlichen Selbstsicherheit zumindest. Doch bis jetzt hatte diese Frau tatsächlich noch kein Anzeichen dafür gezeigt, dass sie überhaupt Interesse an der Verbindung hatte. Bis jetzt hatte er einfach geglaubt, sie habe Angst, vor Ranmaru nicht bestehen zu können und sei deswegen einige Stunden zuvor so aufgekratzt gewesen, aber inzwischen begann er an andere Gründe zu glauben.
„Na und? Geld und Ansehen sind mir nicht wichtig, das kannst du mir glauben. Meine Güte, ich kenne diesen Typen nicht mal!“ Laras Gesichtszüge spannten sich wieder an und sie schnaubte frustriert.
„Aber er sieht wirklich toll aus!“ Kenji war in seinem Element.
„Was habe ich davon, wenn er gut aussieht und was weiß ich wie viel Geld hat, wenn ich absolut nichts für ihn empfinde? Und um ehrlich zu sein... diese ganze Aktion macht ihn nicht gerade sympathischer!“
„Dann hast du gar kein Interesse an ihm?“
„Nö.“
„“Nö“? Was heißt das?“
Lara sah ihn jetzt etwas irritiert an. Dann fiel ihr ein, was er meinte und sie musste lächeln. „Das heißt „nein“. Es ist umgangssprachlich und eher trotzig gemeint, verstehst du?“ Ihre Stimme war plötzlich sanft geworden und sie richtete sich wieder auf. „Warum kannst du meine Sprache?“
Kenji sah sie überrascht an und blinzelte. „Alle mussten das lernen! Sogar die , die hier nur die Wäsche waschen. Wer kein Deutsch kann, wird rausgeschmissen.“
„Und warum?“ Lara sah ihn etwas bestürzt an. Es schien, als bewahrheiteten sich ihre Vermutungen um das Wesen ihres Gatten in Spe.
Kenji zuckte die Schultern. „Ranmaru-kun wollte das so.“
Jetzt blinzelte Lara irritiert.
„Ganz schöner Kotzbrocken, dieser Ran-kun, oder?“
Der Junge sah sie erschüttert an, richtete sich schließlich auf und blickte wütend auf sie herab.
„Ist er nicht! Er ist nur...“, stockte er „...nur...“
„Nur?“ Sie war nicht wirklich beeindruckt, sondern eher belustigt von der Reaktion ihres Gegenübers.
„...streng! Genau, streng ist er! Und sehr erfolgreich damit! Ich will so werden wie er!“, vollendete der Zwölfjährige endlich seinen vor Stolz strotzenden kleinen Vortrag über das Wesen seines Bruders.
„Aha“, war die trockene Antwort der Frau, die sich nun aufsetzte und ihn musterte.
„Du magst ihn sehr, oder?“
Nicken.
„Du willst nicht, dass er mich heiraten muss, nicht wahr?“
Nicken.
„Was hältst du davon, wenn wir gemeinsam arbeiten um das von uns beiden angestrebte Ziel zu erreichen?“
Irritiertes Starren.
„Ich will ihn auch nicht heiraten. Du hilfst mir, von hier wegzukommen und dein Bruder muss mich nicht heiraten. Ich bin glücklich und du bist es auch. Was sagst du?“
Energisches Nicken.
„Ich sehe, wir verstehen uns!“ Lara grinste und reichte ihrem neuen Geschäftspartner die Hand.
„Ich heiße Lara.“
„Kenji. Sakatani Kenji.“

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Soviel erstmal von mir!
Wir bedanken uns fürs Lesen und freuen uns auf das nächste Mal

MFG
Mitzie und Ranmaru-san
 
Zuletzt bearbeitet:
Jaja, so ist das... da schau man mal kurz rein und fängt an zu lesen und dann ließt man doch alles! Okay, so viel ist es ja noch nicht...

Ich muss sagen die Geschichte gefällt mir!
Bin ja mal gespannt, ob das "Bündnis" der zwei letztlich von Erfolg gekrönt ist!
Also bitte weiter!

ciao
Hiro
 
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