***Secret, Shadow, Snow und Silence***

So, hier bin ich wieder... Nach einer kurzen Pause habe ich mich nun auf den letzten Abschnitt des ersten Teiles gestürzt und mit dem ersten Stückchen geht es auch gleich weiter... Ich hoffe, es gefällt euch ähnlich gut wie letztens, danke da übrigens noch für das Lob!

Also, hier..., viel Spaß!

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Wenig mehr als einen Monat später, im Oktober... Es gab einige Dinge die sich geändert hatten, in meinem Leben und dem der Familie Spencer. Der Herbst hatte Einzug gehalten im Ort und auf dem Höhepunkt seiner Schönheit, als die Bäume längst noch nicht kahl waren, da sah man warme Farben überall. Rot und Gelb und Braun war die Welt geworden und nur das finstere Grün der Fichten hatte sich nicht verändert. Allmählich erweckten die immergrünen Wälder den Eindruck, als seien sie eine natürliche, große, dichte Hecke, welche den ganzen Ort umschließen wollte, welche ihn wärmen würde, wenn die Kälte kommt, aber auch separieren von der Welt, die weiter draußen lag...
Eines schönen, obgleich sehr kühlen Tages war ich damit beschäftigt, das tiefrote Laub auf dem langen Weg zwischen Haus und Tor hinweg zu fegen, da besuchte mich Silence. Das Fräulein hatte einen dicken, roten Wollschal sich um den Hals gebunden und trug einen schwarzen, knielangen Mantel und niedrige, braune Stiefel. Sie lächelte mich an: „Wir haben uns heute noch fast nicht gesehen!“
Ein wenig freute es mich, dass sie mich vermisste: „Ja, du hast Recht... Ich hoffe du entschuldigst, ich hatte wirklich viel zu tun!“
Fräulein Silence war mir nicht böse: „Ich weiß doch! Der Weg hier ist lang...“, bemerkte sie und freundlich fragte sie mich, ob sie mir nicht helfen könne.
„Nein, nein..., das schaffe ich schon allein! Dein Vater hat mich schließlich eingestellt um zu arbeiten, oder nicht?“
„Ja, schon... Aber bei dir bleiben kann ich doch?“
„Natürlich! Warum denn auch nicht?“
Schüchtern wich sie meinen Blicken aus: „Ich weiß nicht... Es könnte ja sein, dass ich störe oder du allein sein möchtest?“
„Du störst mich doch nie!“, sagte ich, ohne zu lügen, und sah das Fräulein freundlich an. Sie lächelte zurück und ihre Augen strahlten, wenige Momente später aber, als ich meinen Blick dann wieder von ihr gewendet hatte und mit meiner Arbeit fortzufahren gedachte, da entdeckte ich im Augenwinkel, wie ihre Miene sich betrübte und nachdenklich wurde...
„Etwas stimmt doch nicht mit dir?“, bemerkte ich. Prüfend sah ich sie an und wartete auf eine Antwort. Silence aber zuckte nur mit den Schultern und versuchte, mir erneut ein Lächeln zu zeigen... Nochmals fragte ich sie, was denn mit ihr los sei, und es gelang ihr nicht, glücklich auszusehen, als sie mir antwortete: „Nichts besonderes! Arbeite du nur weiter!“
„Nichts besonderes? Aber irgendetwas ist nicht in Ordnung, habe ich Recht?“
„Nur die üblichen Sorgen...“, sagte sie und grinste, glaubte wohl, mich damit beruhigen zu können. Ich aber sah sie ernst an bis sie nachgab. Ihre Mundwinkel senkten sich. „Du glaubst mir nicht?“, fragte sie.
„Das habe ich nicht gesagt! Aber du hast gesprochen von den 'üblichen Sorgen' – was für Sorgen sind das?“
Wieder wich sie meiner Frage aus: „Keine besonderen, das erwähnte ich doch schon! Sorgen die man eben so hat, dann und wann...“
„Die man aber auch teilen kann...!“ Ich sah Silence fragend an, versuchte, mich nicht zu streng anzuhören, sondern mitfühlend: „Glaubst du nicht, dass du mir allmählich mehr erzählen kannst, über dich oder über uns? Du solltest es...“
Erneut sah sie zu Boden und hob nur die Schultern. Ich seufzte...
„Lass uns ein Stück gehen!“, schlug ich vor. „Ich mache eine Pause und zusammen verbringen wir ein wenig Zeit?“
„Gern!“, antwortete sie und wieder lächelte sie, nun aber nicht mehr nur um ihre tatsächlichen Gefühle zu verstecken, das Lächeln war nun wirklich, ihre Augen voller Freude, das erkannte ich. Ich lehnte also den Rechen an einen Baum und legte einen Arm nun um des Fräuleins Schultern. Zusammen gingen wir die Allee entlang und immer dann, wenn ein kühler Windhauch durch die Bäume strich, sah es fast so aus, als würden große, rot gefärbte Schneeflocken vom Himmel fallen.

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Bald geht es weiter mit dem etwas umfangreicheren Rest dieser Szene..., vielleicht schon nächste Woche...
 
Als Herbst-Fan muss ich sagen, dass die Szene wirklich schön beschrieben war :). *aus dem Fenster kuck und die Blätter fallen sieht* Ich bin ja schon sehr neugierig, ob Silence vielleicht doch noch mit der Sprache rausrückt...
 
Das wirst du gleich merken... :D

Ich bin nämlich überraschend schnell fertig geworden mit dem neuen Teil! Zwar gibt es, was das sprachliche angeht, zwei, drei Stellen, mit denen ich nicht ganz zufrieden bin, dafür ist nach meiner Einschätzung der Inhalt so gelungen, wie ich ihn auch haben wollte - nicht häufig der Fall bei Schlüsselszenen... Ich hoffe also, der Text gefällt auch diesmal wieder! Viel Spaß!

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Unsere Schritte führten uns bis ganz an den Rand des Grundstücks, wo wir, weit entfernt vom Haus, eine alte Bank entdeckten, die inmitten einer kleinen Baumgruppe sich befand. Raschelnd bahnten unser beider Füße sich den Weg durch die vielen bunten Blätter und währenddessen hielten wir einander die Hand, denn hier, wo der Vater des Fräuleins uns nicht sehen konnte, da durften wir das tun, ohne Konsequenzen befürchten zu müssen - wobei wir aber gar nicht wussten, welche Konsequenzen das sein würden und ob es überhaupt welche hätte...
Seit langer Zeit schon mochte niemand wohl mehr dort gewesen sein an diesem Platz – zu groß war das Grundstück, als das ein jeder Ort von lediglich sechs Personen regelmäßig hätte besucht werden können. Zahlreiche Blätter lagen auf der Bank und ich strich sie zur Seite, damit Silence und ich uns setzen konnten. Lächelnd bedankte sich das Fräulein und wir nahmen Platz, nicht eng beieinander sitzend, sondern mit einigem Abstand, unbeholfen steif und gerade... Ich glaubte, irgendetwas sagen zu müssen: „Gefällt es dir hier?“, fragte ich.
Einige Sekunden lang ließ ihre Antwort auf sich warten: „Mit dir ja...“, sprach sie. Und daraufhin lehnte Silence sich an meine Schulter. Ohne noch zu zögern legte ich einen Arm um ihren kleinen Körper und drückte ihn an mich. So saßen wir wieder da, viel schien sich nicht verändert zu haben, seit der einen Nacht, in welcher ein kurzer Brief von ihr mich zu ihr holte... Und da das Fräulein selbst nun weiter nichts sagte, hatte ich die Aufgabe, einige, möglichst aufmunternde Worte an sie zu richten: „Es kann nicht leicht gewesen sein für dich..., deine Gefühle so lange Zeit zu unterdrücken und mir nichts sagen zu können... Ich bin froh, diesen einen Traum gehabt zu haben, der mich zu dir führte!“ Dabei hatte ich ihr nicht alles erzählt über den Traum, hatte lediglich gesagt, dass ich mich ihr darin verbunden fühlte, nicht warum...
Indessen fiel mir auf, dass Silence irgendwie unruhig wirkte und ich streckte daher meinen Kopf nach vorn und sah ihr ins Gesicht... Ich sah ein Gesicht, dass voller Tränen war, das mich beinah schon schockierte, da ich es so nicht erwartet hatte, vergleichsweise fröhlich wie meine Liebste bisher gewesen war an jenem Tag... Ihre Augen starrten ins Leere.
„Silence, schau mich an!“, forderte ich, versuchte, zärtlich zu sein. Überraschenderweise tat sie es sofort - ihre Augen waren rot und feucht, ich strich ihr eine Träne von der Wange... Zwar wusste ich noch immer nicht, was sie nun genau bedrückte, dennoch versuchte ich, das Mädchen zu trösten: „Du brauchst nicht zu weinen! Sag mir einfach, worum dich sorgst...“
„Ich weine, weil ich weinen muss!“, sagte sie plötzlich. „Weil ich weinen möchte!“
Ich sah sie fragend an und irgendwie ängstlich, irritiert über ihr Gemüt, über die Seele, die solche Dinge anzustreben schien. Plötzlich aber vernahm ich einen Funken Entschlossenheit in ihrer Stimme, die noch immer zitterte und bebte...
„Wenn du bei mir bist, dann kann ich weinen!“, sagte sie. Und wieder kullerte eine Träne über ihr Gesicht.
„Und ich kann lachen“, fügte sie hinzu. Tatsächlich lächelte sie mich an, kicherte leise und das scheinbar ohne Zwang. Ihre Gefühle widersprachen einander. Wie musste sich sie fühlen?
„Wenn du bei mir bist, dann lebe ich!“, sagte sie nun plötzlich laut, flehte sie fast, und sah mir tief und voller Sehnsucht in die Augen. Ich konnte nicht anders, als nun selbst zu weinen, hatte tiefes Mitleid mit dem Mädchen und glaubte, sie nun endlich zu verstehen. Schließlich aber erschreckte mich, was sie dann noch zu mir sagte, wie gefühlvoll sie es sagte, wie wahrhaftig es klang...: „Wenn du nicht bei mir bist, dann fühle ich nichts!“ Sie packte mich, fest genug, um mir wirklich weh zu tun, und sah mich eindringlich an - fast hätte ich Angst bekommen, hätte ich das Mädchen so gut nicht gekannt!
Dabei hätte ich eigentlich auch froh sein dürfen, über die Worte, die sie sprach, waren sie doch irgendwie ein Liebesbeweis, der Wunsch, mir nah zu sein... Doch zu groß war die Verzweiflung und die Traurigkeit in ihrer Stimme, als dass ich in dem, was sie gesagt, auch nur irgendetwas Positives hatte erkennen können.
„Silence... Warum denn bloß?“ Ich vermochte es nicht, mehr zu sagen als das... Und dennoch antwortete das sonst so ganz verschlossene Mädchen...: „Ich kann es dir nicht sagen, noch nicht sagen, darf es nicht...“
Wieder warf sie Fragen auf...: „Du darfst nicht? Aber wer...?“
Ihre Stimme und die Worte hörten sich nun anders an, weniger verzweifelt: „Es wäre zu kompliziert, dir die Dinge zu erklären, es wäre nicht möglich... Ich bin nur froh, bei dir sein zu können, mehr will ich doch gar nicht!“
Ich hingegen kam nicht umher, sie skeptisch anzusehen, glaubte immer mehr, dass unsere Liebe nicht sehr lange halten würde, dass ich lediglich aus Mitleid mit ihr zusammen sei, vielleicht auch um mich selbst zu trösten oder auch nur, weil ihre jugendliche Schönheit mich so reizte... Doch das Mädchen sprach noch weiter: „Aber eigentlich... Du solltest wissen, dass wir eigentlich nicht zusammen sein können...“
Es war, als spreche sie aus, was ich dachte, doch würde ihre Begründung, die, welche sie verschwieg, noch weitaus triftiger sein, als die meine...
„Eigentlich...“, wiederholte sie. Und plötzlich lächelte sie: „Aber ich liebe dich!“, fügte sie hinzu und ihre Augen, die blickten lang und sehr gefühlvoll in die meinen... Ich lächelte zurück, doch nicht aus Überzeugung – was Silence auch zu spüren schien. Sie presste ihren Körper nun noch dichter an den meinen.
„Wärme mich“, flüsterte sie. Und ich drückte sie ganz fest an meine Brust. „Natürlich...“
Irgendwie war ich nun zufrieden, ohne dass ich den Grund dafür kannte... Ich sah hinauf zum Himmel - von Osten her kamen die Wolken, rasten über ins hinweg - und langsam fielen Blätter von den Bäumen... Eines landete im Schoß des Mädchens, wurde zu einem leuchtend roten Farbtupfer inmitten der Schwärze des Mantels... Nun nicht mehr flehend, sondern ruhig aber sehr bestimmt, sprach Silence mich noch einmal an: „Verlass mich nie!“, bat sie mich.
Wieder fegte ein kalter Wind über die Felder hinweg. Er wehte durch des Mädchens Haar und deren Duft vermischte sich mit dem des Herbstes... Doch schon damals glaubte ich nicht, ihr den Wunsch erfüllen zu können, daher verzichtete ich auf eine Antwort. Silence schien das nicht zu überraschen, womöglich hatte sie mehr auch gar nicht erwartet - oder ohnehin nur eine Lüge...

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Interessant... Sehr interessant. Eigentlich gehört das Mädchen ja zum Psychotherapeuten, aber irgendwie habe ich den Verdacht, dass das auch nicht gehen würde...

Mein Eindruck ist ja immer mehr, dass die Mädchen keine Menschen sind. Ich kann nicht sagen, woran ich das festmachen würde, es sind einfach verschiedene Details... ;)
 
So, man möge mir die lange Wartezeit verzeihen, vor allem auch weil der Teil selbst nun nicht gerade zu den wichtigsten gehört - im Gegensatz zum zuletzt geposteten... Ich hatte einfach nicht die Zeit oder habe schlicht andere Dinge gemacht, mich jetzt über Weihnachten nun aber endlich einmal hingesetzt und das folgende geschrieben... Ich hoffe, ihr werdet zufrieden sein...

@Shanxara: Interessant... ;)

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Wenig später fragte Silence mich, ob wir nicht zurück zum Haus gehen könnten - es sei ihr kalt, erklärte sie. Ich hatte keinen Grund, diese Begründung anzuzweifeln und so bestritten wir den Rückweg gemeinsam, sagten währenddessen aber kaum mehr ein Wort und trennten uns letztendlich da, wo wir beinah eine Stunde vorher uns getroffen hatten - ich blieb, hatte einen nicht geringen Teil des Weges noch zu fegen, und Silence ging wieder ins Haus, allein...
Eine Weile lang blickte ich ihr noch nach, fühlte mich nun auf einmal wieder ratlos und betrübt. Und dann erst realisierte ich völlig, was das Mädchen - mit viel Gefühl zwar, aber dennoch irgendwie beiläufig - zu mir hatte gesagt...: „Ich liebe dich!“
Ich kannte Silence gut genug, um zu wissen, dass sie dies ehrlich gemeint haben musste, doch der Klang der Worte selbst war mir neu. Bis an den Tag meiner Ankunft in K... war ich nie der Mann gewesen, der echtes Liebesglück hatte erfahren dürfen - das erwähnte ich bereits - doch vor allem auch bin ich nie der Mann gewesen, der diesbezüglich die Initiative zu ergreifen gewagt hatte, bin stattdessen der gewesen, der zu schüchtern war, wenig beliebt wohl noch dazu und eigentlich, das soll keine Ausrede sein, vielmehr ein Geständnis, eigentlich auch der, dem dies alles recht egal gewesen war, vielleicht gerade weil ich immer schon allein durchs Leben hatte gehen müssen.
Die Gegenwart von Silence jedoch, oder auch von Secret, oder von Shadow, die gab mir einerseits Mut und entspannte mich andererseits, so seltsam es auch klingen mag... Die drei Mädchen waren die Personen, die mich in einen Rausch versetzten wie wohl keine Droge dieser Welt es hätte können, diese Mädchen, die so oft so seltsam waren, die da waren fast schon abartig schön, jene, welche Worte sprachen, die Rätseln glichen, genau diese Mädchen ermöglichten es mir nun endlich, mich so zu verhalten, wie ich es selbst mir wünschte, wie ich es für richtig hielt, ermöglichten mir zu handeln, ganz ohne übertriebene Scheu...
Was war dafür wohl der Grund? Ihre Freundlichkeit vielleicht oder diese seltsame Wärme, die sie ausstrahlten? Ich möchte fast sagen, dass sie, so altmodisch und floskelhaft es jetzt auch klingen mag, doch alle ein durch und durch reines Herz ihr Eigen nennen konnten! Das hatte ich im Unterbewusstsein wohl vom ersten Moment an schon gespürt, ohne dass ich erst darüber hatte nachdenken müssen...
Nochmals einige Zeit später, indessen dämmerte es schon und die wolkenverhangene Sonne des frühen Abends warf schmutzig-gelbes Licht auf das Grundstück, gedachte ich, meine Arbeit vorerst zu unterbrechen und das Laub des spürbar kürzeren restlichen Weges erst am nächsten Tag hinweg zu fegen. Spencer würde nichts dagegen haben.
Als ich daraufhin das Haus beinah schon erreicht hatte, sah und hörte ich überraschenderweise Magdalena und Abraham, welche da am Fuße der Treppe vor der Tür des Gebäudes standen. Sogleich glaubte ich, an ihren Bewegungen und ihren Gesten zu erkennen, dass ihrer beider Laune nicht die beste war und mich unauffällig weiter nähernd versuchte ich, einen möglichen Grund dafür zu vernehmen. Da jedoch wandte sich Adolfson auch schon von Spencer ab, bewegte sich nun in meine Richtung...
„Bist du aber wieder freundlich heute!“, rief Abraham in ironisch-zornigem Tonfall ihr noch nach, bevor er dann, nicht ohne mich gerade noch gesehen zu haben, nach drinnen ging - der sonst so gelassene Hausherr war zornig, das verriet mir sein gewaltsamer Gang...
Indessen befand sich Magdalena nun vor mir, trug ihr fließendes, graues Haar offen, was ihr, so meine ich, am besten stand, was einerseits ihre etwas zu hohe Stirn kaschierte und sie andererseits auch allgemein jünger wirken ließ.
„Das muss recht viel Arbeit gewesen sein“, kommentierte sie und deutete auf den Weg auf dem wir standen, vermutlich nur, um mit mir ins Gespräch zu kommen.
„Durchaus! Dabei bin ich noch nicht einmal fertig geworden...“
„So so...“ Magdalena wirkte nun plötzlich desinteressiert, sah mich nicht einmal mehr an und hatte offenbar vor, weiterzugehen, ich jedoch versuchte, das Gespräch noch ein wenig aufrecht zu erhalten...: „Möchten Sie hinunter ins Dorf, Frau Adolfson?“
„So ist es... Ich weiß noch nicht wie lang, Sie brauchen mit dem Abendessen also nicht auf mich zu warten!“, gab sie zur Antwort. Bezüglich ihrer augenblicklichen Stimmung ließ das leider kaum Rückschlüsse zu - wollte ich mehr erfahren, so musste ich mich wohl direkt danach erkundigen: „Wie sie wünschen! Doch sagen Sie... Verzeihen Sie die Frage, aber - gab es Streit zwischen Ihnen und Sir Abraham Thomas?“
„Nicht der Rede wert...!“, antwortete sie und schüttelte den Kopf, „Es ist sein unmögliches Verhalten, wie immer... Diese Peinlichkeiten und dergleichen!“
Ich wusste nicht, wovon sie sprach, sah sie fragend an. Doch obwohl ich nicht den Eindruck hatte, dass ihr unwohl sei wenn sie darüber redete - fühlte sie sich doch offenbar auch im Recht - erklärte sie doch nichts näher, zuckte nur mit den Schultern, zeigte ihr übliches Lächeln und ging, wie immer betörend eleganten Schrittes, dahin. Offenbar meinte sie, dass mich die Sache einfach nichts angehe – was ja möglicherweise auch stimmte...

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Wie gesagt, war jetzt nicht so der wichtige oder fantastische Teil, aber in erster Linie musste ein etwas gemächlicheres Zwischenstück nach dem informativen letzten Teil und vor dem ebenso wichtigen kommenden Teil her... Selbigen werde ich sofort in Angriff nehmen, dennnoch wird er wohl noch einige Tage auf sich warten lassen, denn, wie gesagt, er ist ziemlich wichtig...
 
Zwar fehlen leider noch eure Kommentare, dennoch komme ich hier schon einmal mit dem angekündigten, nächsten Teil...

Also, hier erst einmal der neue Abschnitt..., hat ziemlich Spaß gemacht zu schreiben und ging zu großen Teilen auch gut von der Hand und ich hoffe, es gefällt... Bestimmt findet ihr es interessant, nun endlich einmal auch über JENE Person etwas zu erfahren... ;)

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An den darauf folgenden Morgen erinnere ich mich gut! Ich lief gerade die Treppe der Eingangshalle hinunter, da sah ich, wie Secret durch den Raum hastete, die Post in der Hand haltend, hin zum Arbeitszimmer ihres Vaters. „Papa! Papa! Ein Brief von Snow!“, hörte ich das Fräulein rufen – und nur wenig später hatte sich die Familie auch schon im Wohnzimmer im ersten Stock des Hauses eingefunden... Erfreulicherweise durfte ich dabei sein, Secret hatte mich sogleich eingeladen, und ebenso Magdalena, wobei deren Interesse sich in Grenzen zu halten schien und Spencer sie vermutlich nur hatte benachrichtigen lassen, um sie nicht zu verärgern. Nachdem jeder von uns sich gesetzt hatte - nur nicht Secret, welche ganz aufgeregt vor dem großen Ledersofa uns gegenüber stand - gab Abraham Thomas den mittlerweile bereits geöffneten Brief dieser seiner ältesten Tochter. Ohne noch zu zögern und mit sich betörend bewegenden, zarten Lippen, mit gewohnt wohlklingender, heller Stimme begann Fräulein Secret vorzulesen, nahm ihre Zuhörer mit auf eine Reise in die Picardie und in die Gedankenwelt ihrer zweitjüngsten Schwester...

'Lieber Vater, liebe Schwestern,

vor wenigen Stunden erst verließ ich Amiens und halb lachend, halb weinend blicke ich der Heimat entgegen. Die Freude, euch schon bald wieder zu sehen - gerade auch Silence, die hiermit ganz besonders lieb gegrüßt sei – lässt sich kaum in Worte fassen.

Dennoch schien mir mein Aufenthalt in Frankreich noch zu kurz - ein halbes Jahr, das reichte, um sich einzuleben, doch nun lässt gerade diese Tatsache den Abschied ganz besonders schmerzhaft erscheinen. Nicht einmal einen Monat lang währte mein Aufenthalt im schönen Amiens, in einem alten Gasthaus, gelegen an einem kleinen Kanal in Saint-Leu... Von da aus war die hoch aufragend die Stadt beherrschende Kathedrale nicht fern - nicht weniger beeindruckend ist sie, als Notre-Dame de Paris.
Für immer in Erinnerung bleiben wird mir mein glücklicherweise möglich gewesener Besuch dort bei Nacht... Praktisch allein durfte ich der alten Kathedrale weites Inneres durchschreiten, durfte fühlen, wie die die dicken, dunklen Mauern und die hohen vom Mondlicht durchschienenen Fenster sowohl bedrücken wie auch befreien... Das Gefühl der Einsamkeit war groß, doch glaube ich, dass wohl die einzig wahre Art, die Kathedrale zu betrachten, diejenige ist, sie allein zu besuchen... Dieses Erlebnis zu beschreiben ist mir beinah nicht möglich, man müsste es schon selbst erlebt haben, doch kann man beim Aufenthalt in fast jeder gewöhnlichen Kirche die Atmosphäre der Kathedrale von Amiens wohl zumindest erahnen.

Ich werde euch selbstverständlich mehr erzählen können, wenn ich wieder bei euch bin, vor allem auch über die Stadt selbst, die wirklich wunderschön gewesen ist... Der Rückweg führt mich nun nach Lille, wo wir die Grenze zu Belgien überqueren werden, und daraufhin nach Brüssel, durch Köln und nach Weimar, doch habe ich nicht vor, an einem der Orte mehr als höchstens zwei Tage zu verbringen, will ich nun doch wieder heim zu euch - und zu Virginity, auf die Secret hoffentlich sehr gut achtet...
Die Reise wird wohl einen Monat nun noch dauern – recht lang, wenn man bedenkt, dass ich die meiste Zeit auf der Straße werde verbringen... Dennoch bereue ich keinesfalls, den langen Weg in einer Kutsche auf mich genommen zu haben, zu wunderbar ist das ursprüngliche Gefühl der Verbundenheit mit der Natur, so viel mehr von der Welt kann ich sehen, entlang der kleinen Straßen, immerzu im ruhigem Tempo...

Schon jetzt weckt die Erinnerung an die dunklen Fichtenwälder des Erzgebirges - möglicherweise schon schneebedeckt am Tage meiner Ankunft - Gefühle der Sehnsucht in mir, doch mindestens einmal werde ich euch noch schreiben... Solltet ihr dies auch vorhaben, so bitte ich euch, den Brief nach Köln zu schicken und ihn dort für mich hinterlegen zu lassen!

Liebe Grüße von den zunehmend herbstlich gefärbten Ufern der Somme...,
eure Snow...'​

So schrieb sie also, diese Snow... Schon ihr Brief vermochte es, mich zu verzaubern, so, wie ihre Schwestern mich verzaubert hatten! Wahrlich, ich es konnte es kaum mehr erwarten, Snow kennen zu lernen, wollte wissen, wie es so ist, dieses Fräulein, in dessen Zimmer ich einen Blick bereits geworfen hatte, mit dessen Kätzchen ich zusammenlebte. Ich wusste nicht, wie ich sie mir vorstellen sollte, wusste nicht, wie sie aussah, gab es doch nirgendwo im Haus Fotos oder Gemälde die Mitglieder der Familie zeigten. Allenfalls wusste ich, dass Snow nur wunderschön sein konnte, brauchte ich, um das zu erfahren, doch nur ihre Schwestern anzuschauen. Und nun, da ich auch wusste, wie sie schrieb, wie sie sich ausdrückte, da glaubte ich auch zu wissen, dass sie sehr freundlich sein würde und wir uns gut verstehen dürften...
Indessen hatte Secret den Brief, nachdem sie ihn vollständig hatte vorgelesen, auf den Tisch gelegt – was es mir ermöglichte, einen Blick auf die wunderschöne Handschrift der Verfasserin werfen... Snow schrieb völlig klar und sauber, nirgends fanden sich Spuren einer Korrektur, vor allem aber schrieb sie unglaublich filigran..., zarte, fein geschwungene Buchstaben verzückten das Auge des Betrachters, ein fast künstlerisch anmutendes Arrangement der Absätze, welches mein obiges Zitat nicht wiederzugeben vermag, führte den Blick... Ich überlasse es Ihnen, die weitere Schönheit dieses Briefes selbst zu erkennen, war er doch keinesfalls ein schnell dahin geschriebener Text ohne Seele, ganz im Gegenteil, er war beinah schon ein Kunstwerk, welches voller Anerkennung ich betrachtete, dem voller Interesse ich hatte gelauscht!

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Bis bald!
 
So, ich bin auch mal wieder im Lande bzw. Forum. Die Teile, die ich verpasst habe, haben mir gut gefallen, v.a. natürlich der mit dem intensiven Gespräch auf der Bank. Ne Pointe wär jetzt nach all dem eigentlich, wenn Snow ankommt und sich als vollkommen hässlich herausstellt ;)
 
Hm..., ziemlich ausgeschlossen..., zumindest wenn man dem gleich folgenden Abschnitt glauben darf! ;)

Ansonsten, wunderbar, dass du wieder da bist und vielen Dank für deinen Kommentar! Irgendeine Ahnung, wo Shanxara ist, hast du nicht zufällig, oder?

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Auch Tage später, im Lichte eines honiggelben Abendhimmels, kamen Secret und ich noch einmal auf das fern der Heimat sich befindende Fräulein Spencer zu sprechen...
„Was soll ich dir antworten?“, fragte Secret und lächelte, dachte einen Moment lang dann nach, bevor sie mir verriet, dass Snow die netteste Person sei, die sie kenne.
„Netter als du? Das kann ich kaum glauben!“
Wieder einmal schien auf ihren Wangen eine zarte Röte sich zu zeigen, doch konnte ich es genau nicht erkennen, da der Schein der untergehenden Sonne eine jede wirkliche Farbe ganz verfälschte. Wir befanden uns gerade auf dem Heimweg, hatten vorher noch im Dorf einige Dinge eingekauft, gingen jedoch nun nicht wie üblich entlang der Straßen, stattdessen hinweg über eine gemähte Wiese - das war der kürzeste, direkteste Weg.
„Du wirst sie bald kennen lernen... Snow ist wirklich unheimlich lieb!“, bestätigte Secret nun noch einmal. Daraufhin fragte ich sie, ob sie Snow möglicherweise besonders gern habe.
„Ich mag alle meine Schwestern“, antwortete sie sogleich und lächelte mir ins Gesicht. Dann aber ergänzte sie: „Doch hast du schon irgendwie Recht – ich glaube, mit Snow verstehe ich mich am besten!“
„Erzähl mir doch mehr über sie!“, forderte ich Secret auf.
„Nun... Gewiss ist sie eine absolute Schönheit! Und intelligent ist sie, da kommt sie ganz nach meinem Vater!“
Ich lächelte, wechselte indessen die Hand, in der ich die schwere Einkaufstasche trug. „Warum ging sie eigentlich so ganz allein nach Frankreich?“, fragte ich.
Secret zuckte mit den Schultern. „Womöglich wollte sie die Welt kennen lernen... Schon immer interessierte sie sich sehr für andere Länder!“
„Ihr seid doch aber schon viel herum gekommen, oder nicht? England, Schweden, nun Deutschland...“
„Schon..., doch an unsere Kindheit in England erinnere sogar ich mich kaum noch und damals in Schweden lebten wir, wie du weißt, in einem recht abgeschieden gelegenem Haus... Wirklich viel von irgendeinem Land gesehen haben wir also eigentlich nicht!“
„Ich verstehe“, sagte ich, hatte kurzzeitig jedoch den Eindruck, dass – obwohl natürlich alles eigentlich ganz logisch schien – mir das Fräulein irgendeine Kleinigkeit verschwieg...
„Obwohl wir in vielen Dingen vollkommen verschieden auch sind, ist Snow irgendwie ein Vorbild für mich...“, begann sie dann zu schwärmen, „Sie ist eine so individuelle, außergewöhnliche Person, wirklich...“
Ich nickte nur – irgendwie hatte ein zerbrechlicher Mythos um Snow sich nun bereits gebildet. Ich musste mich fragen, ob sie die Person, die ich mir mittlerweile vorstellte, letztlich auch sein würde. „Ihr Brief war wirklich interessant!“, erwähnte ich und vorübergehend verlor ich mich in Gedanken. „Wie sie wohl aussieht, frage ich mich... Ob sie wohl genauso hübsch ist wie du?“, erkundigte ich mich dann.
Sogleich formten des Fräuleins Lippen ein ganz besonders hübsches Lächeln... „Nun..., sie ist kleiner als ich, hat schwarzes Haar..., sie ist wunderschön, aber das sagte ich schon!“
Wissend nickte ich und gerade versuchte ich, sie mir irgendwie vorzustellen. Da aber sprach Secret mich nochmals an, weiterhin freundlich zwar, nun jedoch ungewohnt ernsthaft: „Wenn Snow dann hier ist..., wirst du dich dann trotzdem noch um Silence kümmern? Du wirst sie doch nicht..., oder?“
Ich war überrascht, nicht schockiert allerdings. Secret schien wohl über einige Dinge Bescheid zu wissen, doch störte sie sich daran offensichtlich nicht. Auch hatten Silence und ich uns vor ihr ohnehin nie wirklich irgendwie versteckt, was bedeutete, dass ihr Wissen längst noch nicht auf das des Vaters schließen ließ.
„Nein...“, antwortete ich, ohne lang und richtig nachgedacht zu haben... „Ich habe Silence wirklich gern, sie ist mir wichtig!“
Wohl wissend, das Worte allein keine Garantie sein würden, nickte Secret mir zu, so zufrieden und beruhigt, wie es ihr erlaubt war zu sein. Ein kräftiger Windstoß drängte uns indessen vorwärts, rauschte durch das wenige, vertrocknete Gras das noch geblieben war, während über uns hinweg lockere Wolken sich hin zur untergehenden Sonne schoben, getrieben von der kühlen Herbstluft, hinüber zum Horizont, hinter das Haus der Familie Spencer.

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Der nächste Abschnitt ist auch fast fertig..., könnte theoretisch vielleicht morgen schon kommen...
 
Meine Güte, die kommen ja ins Schwärmen... ^^ Aber so ganz objektiv wird Secret wohl auch nicht sein, wenn es um ihre Schwester geht ;)
Wo Shan steckt, weiß ich auch nicht, aber ich war ja auch länger nich im Forum ^^"
 
ja, das ist ein argument ;) man wird ja sehen..., irgendwann...

und ja, was shan angeht, das ist auch ein argument..., na wenigstens bist du wieder da, ich dachte schon, die story würde kurz vorm ende hier noch ihre leser verlieren..., dem scheint aber zum glück nicht so zu sein... :)

nun zumindest hier auch schon gleich der nächste, wenn auch recht kleine teil..., hat keine größeren schwierigkeiten mehr gemacht beim überarbeiten... viel spaß!

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Wenige Tage danach, noch bevor der Winter kam, war ich im Begriff, ein scheinbar gut gehütetes Geheimnis zu lüften... Überraschenderweise hatte mich Spencer nämlich aufgefordert, mit hinunter in den Keller zu gehen, er wolle mir dort die Bedienung und die Funktionsweise der zentralen Heizanlage erklären – so könne ich dann, wenn die wirkliche Kälte den Ort erreichen würde, mich auch selbst um diese kümmern.
Wir stiegen also die Treppe hinab, die in den Keller führte und Spencer öffnete die Tür, die anders als ich vermutet und er ursprünglich angekündigt hatte, gar nicht verschlossen war... Was nach einigen Metern am Ende eines Ganges dann zum Vorschein kam, das war ein großes, verwinkeltes Gewölbe, das wohl unter das ganze Haus sich erstreckte. Kleine, schmutzbedeckte Lämpchen warfen fahles Licht auf graue Mauern und offenbarten zudem zahlreiche Türen, hinter denen vermutlich viele dunkle Räume sich befanden. Die Luft, die alsbald in meine Nase drang, war feucht und hatte einen unangenehmen, teils faulen, teils stechend-chemischen Geruch. Von irgendwo her vernahm ich indessen ein gleichmäßiges Summen, anderswo ertönte ein tief brummendes Geräusch...
“Hier entlang!”, sprach Spencer. Daraufhin schob er auch schon den rostigen Riegel einer großen Metalltür zur Seite und sogleich erkannte ich eine scheinbar doch recht moderne, gemächlich dröhnende Heizanlage, welche offenbar mit Öl arbeitete. Sir Abraham Thomas erklärte mir, wie angekündigt, daraufhin deren Bedienung, welche aber, wie mir schien, keinerlei Schwierigkeiten bereiten sollte...
Schlussendlich konnte ich sagen, dass mir der lange Zeit so mysteriöse Keller keine großen Überraschungen hatte bieten können und schon gar keine Geheimnisse oder irgendwelche seltsamen Experimente. Selbstverständlich war es schon ein wenig unheimlich dort unten und natürlich hatte ich auch noch keinen Blick hinter die vielen anderen Türen, die vermutlich wirklich auch verschlossen waren, werfen können, doch allein schon die Tatsache, dass ich nun einmal dort gewesen war und Spencer mir außerdem erlaubt hatte, in Zukunft sogar allein dort hinunter zu gehen – so ich denn dort irgendwelche Arbeiten zu erledigen hätte – trug einen jeden seltsamen Gedanken hinfort. Mein Geist konnte sich nun also wieder völlig den schönen Dingen zuwenden, vor allem natürlich der Pracht und dem Glanze von Secret, Shadow und Silence..., und bald wohl bald auch von Snow.

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So..., drei Abschnitte fehlen noch..., dann war es das erst einmal, mit dem ersten Teil von SSS&S... Der nächste Abschnitt ist zu großen Teilen auch schon geschrieben, allerdings recht lang, weshalb er wohl dennoch einige Tage noch brauchen wird..., diese Woche will ich ihn aber auf jeden noch fertig bekommen... Bis dahin!
 
Dass Spencer ihn da nun einfach doch in den Keller lässt, nimmt dem armen Mann ja jetz völlig den Wind aus den Segeln ;) Mir aber nich ^^! Ich glaub auch weiterhin an finstere Geheimnisse hinter den anderen Türen, die der werte Erzähler sicher irgendwann mal, wenn er die Heizung bedient, beiläufig ergründen kann :D
 
So, hier bin ich schon wieder... Mein Entwurf von vor ein paar Wochen war, zumindest aus meiner Sicht, so gut, dass ich den gleich folgenden Teil in praktisch gerade einmal eineinhalb Stunden schon fertig, überhaupt gefällt er mir, was nicht unbedingt häufig vorkommt, wieder einmal richtig gut... :D Abgeschlossen ist die Szene aber damit trotzdem noch nicht, ich habe sie noch einmal zweigeteilt, da sie eben erstens sehr lang ist und zweitens hier wohl am Ende gerade eine ziemlich spannende Situation in der Luft liegt... Es kommen also nach diesem trotzdem noch drei weitere Abschnitte...

So, nun aber genug der schon wieder viel zu langen Vorrede... Was deinen Kommentar zum letzten Teil angeht..., jaja, man wird sehen..., vielleicht muss Herr Mann ja nicht einmal an solch ungewöhnlichen Orten suchen..., vielleicht kommt ja die Lösung sogar irgendwann zu ihm, irgendwie, im weiteren Sinne..., aber bis dahin, bis zur finalen Auflösung - der Leser weiß möglicherweise schon früher mehr - das dauert noch laaaang... :D

So, nun viel Spaß!

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Schon die auf diesen Tag folgende Nacht sollte mir, dem Körper und gleichermaßen der Seele, immer und immer wieder ein verführendes Kribbeln schenken...
Irgendwann zu später Stunde erwachte ich aus einem Schlafe, welcher mit keinem Traum mich hatte unterhalten dürfen. Nicht wissend, was mich hatte geweckt, öffnete ich behutsam die Augen, mein schlaftrunkener Blick jedoch sah nicht mehr als tiefschwarze Schatten... Vom halb geöffneten Fenster her strich kühle Luft durch mein Haar und von fern drang an mein Ohr ein monotones Rauschen – ich wusste nicht, ob dessen Ursprung der Wind selbst war, der durch die Bäume strich, oder ob jener lediglich die nächtlichen Geräusche einer nahe gelegenen Ortschaft hinein trug in mein Zimmer. Ganz still verhielt ich mich, ganz genau lauschte ich, versuchend, die mystisch flüsternden Stimmen der Nacht in eine für den Menschen verständliche Sprache zu übersetzen. Innerlich lächelnd stellte ich fest, dass der Wochen vorher schon zu Grabe getragene Sommer hier und da immer noch zu hören war...
Wenig später allerdings, da schien mir, dass ich, wenn ich wirklich ganz genau hinhörte, ein weiteres Geräusch noch entdecken konnte – den kaum hörbaren Hauch eines Atems... Nun, da ich dies wahrgenommen hatte, spürte ich sogar mehr noch, spürte fortan nicht mehr nur die kalte Spätherbstluft auf meiner Haut, sondern auch eine mich sanft streichelnde, ganz zart und schüchtern nur berührende Wärme... Mehr noch lauschte ich, konnte jedoch weiter kein Geräusch entdecken, nur immer noch den einen, seltsam zarten Atem, der, wie ich sicher wusste, nicht der meine war. Kurz aber heftig den Kopf schüttelnd versuchte ich, den möglichen Rest eines eigentlich nicht vorhandenen Traumes von mir zu werfen und nochmals öffnete ich dann meine Augen..., nun sehend, dass ich keineswegs einheitliche Dunkelheit nur erblickte, sondern eine kaum wahrnehmbare, pechschwarze Silhouette vor dem Hintergrund des mattgrauen Raumes... Die wenig verlässlichen, kalten Hände der Angst griffen beinah augenblicklich nun nach mir.
“Ist da wer?”, gedachte ich die Dunkelheit zu fragen, kam jedoch weiter nicht als bis zum ersten Wort, da zwei zarte Finger plötzlich sich auf meine Lippen legten und Momente später eine kühle, weiche Hand sich auf meine rechte Wange. Die Augen weit geöffnet, aber dennoch nicht nichts sehend und nichts hörend starrte ich hinein in die Schwärze und durch sie hindurch quer durch das Zimmer, als plötzlich tiefe Dunkelheit den Blick vollkommen mir verfinsterte, als ein warmer Atem meine Stirn berührte und heiße Lippen die meinigen begrüßten... Nichts wissend, doch viel ahnend, gab ich mich ihnen hin und küsste sie...

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Der Rest der Szene, mindestens noch einmal so lang, eher länger, folgt möglicherweise noch diese Woche..., zumindest versuche ich, noch möglichst weit zu kommen, bevor meine Ferien zuende sind... :rolleyes:
 
Hm, ist ja ungewöhnlich, dass es SO dunkel ist, dass man nicht mal erkennt, dass da wer steht... Normalerweise gewöhnen sich die Augen doch auch an die Dunkelheit. Naja, das hätte aber auch wohl nich ins Konzept gepasst ^^
Aber dass dem Mann da nicht ein wenig unwohl ist, wenn er nicht erkennt, mit wem er da gerade rumknutscht... am Ende ist es die Magdalena! :D
 
Vielen Dank für deinen Kommentar erst einmal wieder! :)
Also, was das angeht, dass er anfangs nichts sieht, das will ich eigentlich damit erklärt haben, dass sei Blick noch so verschlafen ist... Später dann sieht er sie ja durchaus...
Was die Möglichkeit angeht, dass es doch auch Magdalena sein könnte, nun, eigentlich gibt es ein kleines, ungewöhnliches Detail in Manns Beschreibung, welches das ausschließt... ^^ Abgesehen davon, dass es ja ohnehin seeehr unwahrscheinlich ist! :D

So, nun aber zum nächsten Stück..., ging wieder schnell, aber deshalb, weil ich heute wider Erwarten fast den ganzen Tag Zeit zum schreiben hatte, denn so locker ging es diesmal erst nicht von der Hand..., war es doch erstens ziemlich viel und hatte ich doch zweitens mit einigen sehr langen Sätzen zu kämpfen... Was jetzt noch drin ist, das ist hoffentlich fehlerfrei und nicht allzu schwierig lesbar..., Punkt und Komma und - und ... sind meine Freunde... ;)

So, nun wieder viel Spaß!

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Bald schon berührten Hände meinen Leib, bald schon legte ein zarter Körper ganz dicht sich neben mich... Langes Haar konnte ich fühlen zwischen meinen Fingern, meinen Händen, die den Kopf der Anderen nun fassten, dieser Anderen, die bereitwillig ihren Körper dann auf meinen schob und deren Hände meine schwer atmende Brust unter die Kleidung hindurch direkt berührten... Und spätestens dann, als die spitzen Nägel ihrer Finger ganz absichtlich fest hinein in meine Haut sich drückten, wusste ich, ohne jeden Zweifel mittlerweile, wer sie war und auch schon wusste ich, dass ich bereuen würde, was wir taten! Und dennoch war an Widerstand zumindest vorerst nicht zu denken...
Es versank der ohnehin nur schmale Mond wohl irgendwo gerade eben hinter Wolken, denn weiter zunehmende Dunkelheit umhüllte uns ganz plötzlich und kalte Luft umspielte uns’re Körper, ließ uns einander mehr und fester noch umarmen... Ich küsste bald schon innig ihren Nacken, während sie ihren zarten Körper – der dennoch etwas schwerer war, als ich vermutet hatte – indessen völlig auf mich hinab sinken ließ... Ihre Hände hielten dann meinen Kopf und ihr fast brennend heißer Atem drang hinein in meinen sie bald wieder küssenden Mund... Ansonsten rührte ich selbst mich dann schon kaum mehr – meine Hände ruhten auf des Elfenkörpers Rücken und nur meine Fingerkuppen streichelten sanft noch ihre Schulterblätter – den warmen Atem aber spürte ich indessen dicht an meinem Ohr... “Ich hatte eben gerade Lust und keinen Spaß allein...”, flüsterte ihr wie üblich konkurrenzlos verführerisches Stimmchen, welches nicht weniger einfach mich erregte als auch ihre Berührungen es taten... Oh ja, ihre Stimme, sie schien die Finsternis lebendig werden zu lassen, ganz so, als ob ein samtweicher, violetter Nebelschleier meine Gedanken einhüllen wollte!
Wie betäubt lag ich im Bette, währenddessen sie beschäftigt damit war, die Knöpfe meines Oberteils zu lösen und dann ihre nackte, kühle Brust auf meine Brust zu legen. Ich fühlte ihren kleinen, festen Busen, ihren wunderbaren, weichen Bauch. Das eigene Hemd hatte sie dabei noch nicht einmal ausgezogen – es wohl aber bereits aufgeknöpft, bevor sie überhaupt sich hatte zu mir gelegt...
Sonst trug das Fräulein ohnehin schon nichts mehr, wie mir schien, bis auf ihre Söckchen, deren Stoff auf meinen Beinen hier und da eine zarte Gänsehaut entstehen ließ... Gerade jetzt bemerkte ich, dass die Besucherin mit ihrem rechten Fuß indessen sich von ihrem linken eines dieser Söckchen hatte streifen können, daraufhin aber offenbar doch nicht die notwendige Geduld noch aufbringen konnte, um mit dessen Gegenstück auf genau die selbe, geschickte Art dann zu verfahren... Ohnehin lag sie mittlerweile nicht mehr einfach nur noch auf mir, sondern drückte ihren Körper wohl absichtlich ganz fest an mich und ihre schlanken, nackten Beine verschlang sie mit den meinen...
Ein leises Seufzen entfloh inzwischen wohl schon meinem Munde, brachte womöglich meine Besucherin dazu, nun noch direkter zu agieren... Die dünnen Finger einer Hand bewegten langsam sich auf besonders erregbare, eigentlich ohnehin längst erregte, Teile meines Körpers zu..., sehr viel mehr war das nun schon, als ich wollte! Und so flüsterte ich warnend in die weiche Nachtluft hinein des Fräuleins Namen...
Sie aber hatte mich entweder nicht gehört oder wollte mich nicht hören, oder aber hatte mein Flüstern schlicht ganz anders nur gedeutet und liebkoste weiter mich mit ihren zarten Händen... In der Absicht, eine davon bald zu fassen, bewegte ich meine eigenen nun weg vom schmalen Rücken des Fräuleins, jedoch berührte ich dabei ganz leicht und kurz auch ihren bloßen Po... Unmenschlich heftige Gefühle durchströmten augenblicklich wieder meinen Körper, Emotionen, die ich kaum auszuhalten vermochte und die mich ganz an die erinnerten, die ich auch hatte gefühlt, als ich viele Wochen vorher Shadow erstmals begegnet war und diese mich auf meine Stirn ganz spontan hatte geküsst...
Es kostete mich zahlreiche Sekunden, dann aber konnte ich allmählich wieder klarer denken und ich ergriff das schmale, zerbrechlich wirkende Handgelenk der jungen Frau, des Mädchens, wie auch immer... “Nicht...”, flüsterte ich, “nicht...”
Augenblicklich stoppte sie, legte ruhig sich wieder auf mich, ohne sich zu rühren... Ich atmete schwer, währenddessen aus ihrem Munde heiße Luft in meine Nase drang... Einige Minuten lang geschah wohl nichts – die Zeit zu schätzen ist beinahe mir nicht möglich – dann aber kamen ihre Lippen meinen erneut näher und zuerst, da wollte ich schon abweisend wieder reagieren..., irgendwie verstand ich jedoch plötzlich, was sie wollte und daher ließ ich sie gewähren... Wir küssten einander nun inniger und hitziger als irgendwann zuvor, verschlangen regelrecht das weiche und mehr noch heiße Fleisch des jeweils anderen!
Etwas später aber beendeten wir unser Spiel und fast sofort verließ das Fräulein Spencer dann mein Bett... Der dunkle Schatten neben mir hätte nun mehr nicht gebraucht, als ein Paar Flügel, dann hätte ich ihn erkannt als einen Engel... Ein Engel, ein gefallener wohl eher, der auch diesmal wieder einen kleinen Kuss auf meine Stirn zum Abschied mir schenkte. Ich glaubte, ihn flüstern zu hören, kaum wahrnehmbar und wohl mehr mit sich selbst sprechend als mit mir...: “Ob es diesmal wohl der letzte ist?” Daraufhin schloss ich meine Augen kurz und als ich sie Momente später nur schon wieder öffnete, war der Schatten nirgendwo in meinem Zimmer mehr zu sehen, war, völlig lautlos wieder einmal, irgendwie und irgendwohin verschwunden – sein Flüstern aber sollte jahrelang mir in Erinnerung noch bleiben...

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Eine kleine Ergänzung zur Szene wird doch noch kommen..., ist eigentlich schon geschrieben, muss nur noch überarbeitet werden..., bevor dann die wirklich letzten beiden Szenen kommen... Bis dahin...

EDIT: Ach, was solls, das Schreiben ging so einfach gerade, hier ist der letzte Rest der Szene gleich noch... :)

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Als ich Stunden später im Morgengrauen endgültig dann erwachte, glaubte ich zuallererst, dass alles ein langer Traum möglicherweise nur gewesen sein könnte... Bald aber entdeckte ich, am anderen Ende des Bettes, ein einzelnes, weißes Söckchen. Ich nahm es in die Hand und ich begutachtete es ganz genau... Irgendeinen Geruch konnte ich nicht ausmachen, seine Unterseite jedoch war längst nicht mehr ganz weiß, ein wenig grün gefärbt stattdessen – Grasflecken – und ein wenig grau auch – neuerer Schmutz und Staub vom Boden des Hauses. Ich musste lang nicht überlegen, bis ich entschieden hatte, jenes Überbleibsel selbst zu behalten, es irgendwo aufzubewahren... Und hätte ein teuflisches Feuer das Kleidungsstück einige Zeit später nicht vernichtet, so würde ich es wohl auch heute noch besitzen...
Im Übrigen blieb das erwartete, schlechte Gefühl, Gewissensbisse oder dergleichen, an diesem Morgen beinah aus... Ich kann selbst nicht wirklich sagen, warum dem so war..., kann nur noch an recht wenig deutliche Gedanken mich erinnern. Es war, als ob einige Dinge bereits zugrunde gehen würden, auch hatte ich erneut den Eindruck, dass ich und Silence keine Zukunft hätten und dass spätestens der Schnee – in seiner einen Form, wie auch in der anderen – endgültig diesen Sommer und dessen Beziehungen begraben würde... Vielleicht trug aber einfach auch nur das wieder einmal trostlose, regnerische Wetter Schuld daran, dass alles so verhältnismäßig gleichgültig mir irgendwie erschien? Oder aber – und dieser Gedanke ist ein völlig anderer – die Geschehnisse der Nacht waren so schön, dass alles schlechte ich vorerst vergaß? Ich weiß es wirklich nicht...

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Nun fehlen also wirklich nur zwei Abschnitte noch..., endlich...
 
Sehr... intensive Schilderung :D
Okay, dass das Shadow ist, war schon irgendwie zu erwarten, weil von den anderen wohl keine ganz so offensiv an die Sache herangehen würde ^^". Sehr gut gefallen haben mir auch im nachgereichten Abschnitt die düsteren Andeutungen - lass es deinem Protagonisten ja nicht zu lang gut gehen :P
 
Na dann, freu dich schon einmal auf den zweiten Teil, da geht es ihm zwar nicht gerade von Grund auf schlecht, aber da wird schon so einiges anders... ;)

Nun aber erst einmal weiter, freut mich übrigens, dass es dir auch diesmal wieder gefallen hat... Viel Spaß!

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Drei, möglicherweise auch nur zwei Tage später, am vierten November, erreichte uns ein Telegramm von Snow Spencer. Darin kündigte sie an, dass sie mit großer Sicherheit am Sechsten des Monats uns erreichen, endlich wieder daheim sein würde. Den fünften November, einen Mittwoch, erlebte ich selbst indessen als einen von innerer Unruhe geprägten Tag.
Rastlos wanderte ich durch das große Haus, welches seltsam verlassen schien, war es doch ganz still und niemand irgendwo zu sehen... Ich ging gerade durch die wie üblich ziemlich finstere Küche hindurch – nur irgendein schmutzig-graues Zwielicht schaffte es, durch die kleinen Fenster von draußen hinein zu dringen – und dann durch das große Esszimmer, welches zwar Platz für mehr als zwanzig Personen bieten konnte, nun aber ebenfalls ganz leer war – nur einige benutze Teller standen noch auf dem Tisch... Offenbar hatte seit dem Mittag noch niemand daran gedacht, sie hinweg zu räumen und so nahm ich mir vor, es später gleich zu tun...
Vorerst jedoch setzte ich meine Wanderung fort und ich betrat die Eingangshalle, welche nun erst recht einen ganz verlassen, kurz sogar einen irgendwie toten Eindruck auf mich hinterließ. Das indirekte, matte Licht, dass durch die großen, doch nach Norden hin gerichteten Fenster ins Innere schien, schaffte es nicht, irgendwelche nennenswerten Schatten auf die Wände und Böden zu werfen und auch nicht, den Raum mit Farbe zu erfüllen. Vielleicht war das der Aspekt, der diesen tristen, leblosen Eindruck erweckte und eigentlich dazu hätten führen sollen, dass ich schnell weiter gegangen wäre.
Stattdessen jedoch fiel eine bestimmte Skulptur unten in der Eingangshalle mir auf..., aus Marmor war sie, und irgendwie erinnerten mich ihre etwas anzügliche Haltung und die teils auch verführende Mimik an die von Shadow... Ich lächelte, war sogleich ein wenig fröhlicher wieder, auch wenn die Skulptur ansonsten eigentlich keine Ähnlichkeit mit dem mehrfarbigem und sehr viel lebendigerem Fräulein besaß – das Haar war kürzer und deutlich weniger schlank war sie beispielsweise und somit keinesfalls eine Nachbildung von Spencers Tochter... Mittlerweile entdeckte ich auch, dass ich, wenn ich ganz genau lauschte, Stimmen, oder zumindest irgendwelche Geräusche von oben aus dem Wohnzimmer hören konnte. Dort hielten die Anderen sich auf – ich glaubte auch Magdalena – nicht jedoch Secret, da jene unterwegs war im Dorf.
Tatsächlich verspürte ich mittlerweile den Hauch von Lust, mich zur Familie zu gesellen und ohnehin schien das Haus so verlassen plötzlich nicht mehr. Ein großer Teil der trübsinnigen Stimmung war bereits wie hinweg geblasen, als ich dann, da ich gerade schon noch oben gehen wollte, durch die großen Fenster hindurch draußen auf dem Weg vor dem Gebäude auch Fräulein Secret heimkehren sah. Irgendetwas brachte mich dazu, sie unbedingt begrüßen zu wollen, und so ging ich hinaus dies zu tun.

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Viel ist nicht passiert, ich weiß..., aber das wollte ich eigentlich auch nicht..., der erste Teil soll vielmehr ein ruhiges Ende finden, schön auf den zweiten hin einleiten... Daher folgen auch doch noch zwei zu dieser Szene gehörende Stückchen... Und dann die letzte Szene eben... Irgendwie wird meist immer alles etwas länger als vermutet..., auch die ganze Geschichte, den ersten Teil hatte ich ursprünglich auf etwa 50-60 A4 Seiten geschätzt, falls es interessiert, nun werden es etwa 110 sein...
 
Ja, Geschichtenlängen einschätzen ist vorab immer schwer, ich kenn das ;)
Teil war wieder hübsch, die Stimmung war ganz gut eingefangen. Finde zwar, dass der Mann da seinen Job etwas lässig nimmt, wenn er die schmutzigen Teller sieht, die da den halben Tag schon rumstehen, und denkt: "Joah, mach ich später!"... :D
 
Okay, danke für den Kommentar! Nun geht es weiter hier... Es hat lang gedauert, doch ist der Text diesmal auch entsprechend lang... Nur der allerletzte Abschnitt fehlt nun wirklich noch... Viel Spaß!

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Die Bäume vor dem Haus hatten nun längst all ihr Laub schon verloren und auf eine seltsam stumme Art ragten die kahlen Äste hinauf zum Himmel und über den Weg hinweg. Jener war sogleich viel weniger dunkel, doch natürlich auch trister als noch im Sommer und im frühen Herbst. Ein Stückchen weit vom Haus entfernt traf ich dort dann auf Secret – die ein wunderbar heiterer Farbtupfer war, im sonst so grauen November – und ich begrüßte sie und sie mich.
“Maximilian fragt, wann du ihn denn wieder einmal besuchen kommst!”, sagte sie bald schon lächelnd. Mir allerdings war das Thema unangenehm, wusste ich doch selbst, dass ich dem eigentlichen Grund für mein Kommen nach K... bisher nur wenig Beachtung geschenkt hatte...
“Tja..., ich bin wirklich einige Zeit lang nicht mehr bei ihm gewesen... Aber ich verspreche, möglichst bald vorbeizuschauen!”, antwortete ich, erst zögerlich, und ich nahm es mir tatsächlich auch vor. Dennoch versuchte ich, das Thema zu wechseln...: “Was habt ihr heute denn gemacht?”
“Wir haben über ein paar Dinge nachgedacht, das nächste Krippenspiel betreffend!”
“So? Jetzt schon?”
Secret grinste, als sie mit strahlenden Augen mir antwortete: “Ja, natürlich! Der Aufwand ist größer, als du vielleicht denkst! Die Darsteller müssen doch vor allem auch früh genug schon üben können!”
“Spielst du denn auch mit?”, fragte ich, ganz ahnungslos.
Sogleich musste Secret leise kichern: “Nein, natürlich nicht..., nur die Jüngeren tun das! Ich helfe Maximilian bei den Vorbereitungen, der Organisation, solchen Dingen... Im letzten Jahr habe ich das auch schon getan!”
“Ich verstehe!”, sagte ich und zufrieden und glücklich über das Interesse nickte ich ihr zu. Ich wusste, dass Secret Maximilian sehr oft besuchte, dass beide ein wirklich gutes Verhältnis zueinander hatten und sie ihm auch oft in Dingen der Jungen Gemeinde half.
Jetzt rieb sie ihre Hände... “Es ist kalt hier...”, stellte sie fest, “Wollen wir nicht lieber nach drinnen gehen?”
“Natürlich, gern...!”, antwortete ich, doch ärgerte mich, dass ich das Fräulein überhaupt erst in der Kälte hatte warten lassen...
“Wo sind eigentlich die Anderen?”, fragte sie.
“Im Wohnzimmer, glaube ich...”
Daraufhin neigte Secret ihren Kopf dann zur Seite und fragend sah sie mich an, war womöglich sogar besorgt um mich. “Warum nicht auch du?”
“Ich hatte noch zu tun...”, behauptete ich. “Und dann sah ich dich!”
Wieder lächelte sie, während wir die wenigen Stufen aus rissigem Granit hinauf zum Gebäudeeingang gerade bestiegen. “So ist das also..., willst du dann jetzt mit mir nach oben gehen?”, fragte sie.
“Ja doch, sehr gern!”, antwortete ich und öffnete dem Fräulein die Tür. Die Liebe hin oder her – niemand vermochte es, mich immer wieder so zu erheitern, wie Secret es konnte.

Es war im Wohnzimmer ganz wunderbar warm und gemütlich. Ein Radio lief, doch nicht laut genug, als dass man das Knistern brennenden Holzes nicht mehr hätte hören können. Vor dem Kamin saßen Magdalena und Abraham Thomas und sie sprachen miteinander, ungewöhnlich freundlich und harmonisch, wie mir schien.
Auf ihre Gesichter warf das rotglühende Feuer sich sanft bewegende Schatten und es wärmte den Raum und beleuchtete ihn gleichermaßen, musste dabei ankämpfen gegen das kühle, weiße Spätherbstlicht, das durch das eine kleine Fenster hindurch nach drinnen in das Zimmer drang. Vor diesem Fenster auf einem Holzstuhl sitzend entdeckte ich Silence, wie sie scheinbar gedankenverloren erst nach draußen schaute, mich allerdings sofort entdeckte und leise lächelnd ansah. Ebenfalls lächelnd nickte ich ihr zu, bevor ich dann hinüber sah zu Shadow.
Am anderen Ende des Zimmers auf dem Boden liegend und sich auf ihren rechten Ellbogen stützend, durchblätterte sie eines von mehreren großformatig bebilderten Büchern, die sie vor sich auf dem Teppich hatte verteilt. Kurz nur blickte sie auf, sah mit ihrem grünen und ihrem braunen Auge mir in das Gesicht und zuckte zweimal dann mit den Brauen. Inmitten ihrer roten Lippen schauten währenddessen kurz auch ihre spitzen, scharfen Zähnchen hervor...
Während Secret in die Nähe von Shadow sich setzte, ging ich hinüber zum Kamin und ich grüßte die Dame und den Herrn, bevor ich neben Magdalena, am anderen Ende des schwarzen Ledersofas, dann Platz nahm.
“Wie ich sehe, haben Sie Secret gleich mitgebracht”, stellte Spencer fest. Ich nickte.
“Eben gerade erzählte mir Magdalena, dass Sie entschieden hat, einige Zeit lang noch zu bleiben!”, teilte er mir mit. Er schien darüber sehr erfreut zu sein und auch mir gefiel der Gedanke, war Magdalena doch durchaus eine interessante und meist ziemlich angenehme Frau, die etwas mehr Leben und Abwechslung in das große Haus noch brachte.
“Mich freut es, das zu hören!”, kommentierte ich. Frau Adolfson schien daran nicht zu zweifeln und lächelte und war wohl ohnehin bei guter Laune.
“Ich habe mir vorgenommen, wieder einmal ein Theaterstück zu schreiben. Das möchte ich hier tun, mindestens damit beginnen. Hier ist es ruhig und die Gegend erinnert mich an meine Jugend. Ich mag das!”, erklärte sie.
“Seit deinem letzten Stück dürften nun mittlerweile neun Jahre schon vergangen sein”, warf Spencer ein. Magdalena zuckte mit den Schultern. “Das weiß ich nicht”, sagte sie, “doch du könntest Recht haben!”
“Das glaube ich auch!”, antwortete Abraham Thomas selbstsicher, grinste dann aber, um zu zeigen, dass er damit nicht hatte angeben wollen. Sogar Magdalena zeigte uns daraufhin ihr breites Lächeln und zwei Dinge gab es nun, die mich erstaunten. Erneut fiel mir auf, wie gut Spencer sich mit Magdalenas Werken doch auskannte, oftmals besser als sie selbst, so schien mir. Darüber hinaus überraschte mich das momentan wirklich gute Verhältnis zwischen beiden – erstmals glaubte ich zu verstehen, weshalb Spencer Frau Adolfson überhaupt zu sich hatte eingeladen und auch warum sie ihm so wichtig war.

Eine Weile lang blieb ich bei den beiden noch sitzen, dann aber ging ich hinüber zu Silence, hatte ich sie an dem Tag doch noch kaum gesehen und überhaupt nur selten in letzter Zeit. Das Mädchen aber sah zuerst mich gar nicht an, nur weiter nach draußen.
“Es wird kälter”, sagte sie. In ihrer Stimme lag viel Gefühl. “Ich würde mir wünschen, dass es warm noch bliebe, dass nach dem Herbst der Sommer kommen könnte. Wünscht du dir das nicht auch?”
Nun sah sie mich an und ich dachte nach. Mir war, als wolle sie auf irgendetwas hinaus, als spreche sie nicht wirklich von den Jahreszeiten. Wollte sie womöglich nicht, dass Snow zurückkehrt? Mochte sie ihre Schwester nicht?
“Mach dir keine Sorgen!”, antwortete ich dann, “Der Winter wird vorübergehen und ein neuer Sommer kommen!”
“Vielleicht hast du Recht! Vielleicht...”
Sie lächelte, mir jedoch waren ihre Gedanken zu düster, als dass ich dies ebenfalls hätte tun wollen. Kurz sah ich mich nach Spencer um – sein Interesse galt noch immer Magdalena – und unauffällig und nur kurz trat ich näher zu Silence und ich legte meine Hand auf ihre Schulter. Sie sah mit ihren braunen, lieben Augen direkt mir ins Gesicht, ihre Blicke jedoch schienen traurig... Leise seufzte ich, bedrückt vom Gedanken, Silence nicht immer glücklich machen zu können... Kurz blieb ich noch bei ihr, bevor ich wieder Platz nahm am Kamin – leider wollte sie, obgleich ich danach noch fragte, nicht mit mir kommen.

Gerade eben sprachen wir mit Magdalena über ihre Familie – ihr Mann war bereits verstorben, doch hatte sie drei Kinder, zahlreiche Enkel und zwei Urenkel auch schon – da tauchte vor Spencer ein großes Buch plötzlich auf und hinter ihm Shadow.
“Schau!”, forderte sie.
Abraham warf nun einen Blick erst auf die Seiten, dann drehte er sich um nach seiner Tochter und fragend sah er sie an. “Italien?”
“Genau!”
“Du und deine Ideen...”, seufzte Spencer.
Das Fräulein lachte, denn wieder einmal schien solch vorsichtige Kritik vielmehr ein Kompliment für sie zu sein... “Ich darf doch, oder?”
Ihr Vater zuckte mit den Schultern. “Nicht allein!”, sagte er, doch hörte er sich eher müde an, denn streng.
“Wer soll deiner Meinung nach dann mit mir kommen? Du bist beschäftigt, das hast du selbst gesagt!”
Wieder nur ein Schulterzucken... “Nimm doch Secret mit!”
Diese hatte dem Gespräch, das allmählich auch ich selbst durchschaute, ebenfalls gelauscht. “Nein, danke!”, warf sie sogleich ein. Es ging wohl darum, dass, ähnlich wie Snow, auch Shadow eine Reise machen wollte und offenbar hatte jene gerade eben ein Ziel aus den Büchern sich ausgesucht.
“Nun... Vielleicht möchte sogar Snow dich begleiten?”, schlug Spencer jetzt vor. “Zwar ist sie erst unterwegs gewesen, doch vermute ich, dass auch sie Italien sehr gern sehen möchte...?”
“Sie ist zu anständig!”, winkte Shadow ab.
Skeptisch sah der Vater seine Tochter daraufhin an. “An ihr solltest du dir einmal ein Beispiel nehmen!”, forderte er sie auf, ein wenig scherzhaft, so klang es, doch meinte er es ernst. “Was ist mit Silence?”, fragte er und weckte so sofort das Interesse seiner jüngsten Tochter.
Shadow aber protestierte: “Sie ist langweilig!”
Und stumm, wie so oft, wandte Silence sich von uns wieder ab... Ihr Vater jedoch sah streng und eindringlich die nörgelnde Schwester nun an.
Kurz nur zögerte sie... “Du bist nicht langweilig!”, rief sie dem jüngsten Fräulein dann zu. Jetzt wieder sah Silence ihr in die Augen.
“Es tut mir leid!”, fügte Shadow noch hinzu – und es war ihr wirklich ernst, das wusste ich. Hin und wieder war sie zu frech, ich selbst hatte das bereits erfahren dürfen, doch war sie nie boshaft, wollte es wohl auch nicht sein.
Auch Silence war sich dessen bewusst und nickte ihrer älteren Schwester anerkennend, die Entschuldigung annehmend zu...
Was jedoch die Reise anging, so ließ Shadow noch nicht locker, versuchte weiterhin, ihren Vater zu überzeugen. Er jedoch machte bald schon klar, dass er nicht vorhabe, jetzt schon eine Entscheidung zu treffen, erst recht nicht, bevor nicht wenigstens Snow zurückgekehrt sei...
Snow..., nicht nur an sie musste ich denken, als ich wenig später dann allein bei mir im Zimmer wieder saß.

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Ich hoffe, es hat dir/euch wieder gefallen..., bin gespannt...
Der nächste, letzte Abschnitt kommt..., naja, schwer zu sagen..., in zwei Wochen möglicherweise... Bis dahin!
 
Jepp, hat mir gefallen ^^ Am Ende hatte ich das Gefühl, Shadow würde eigtl. darauf hinaus wollen, dass Herr Mann sie nach Italien begleitet ;)
 
hallöchen alle zusammen!
Deine Geschichte fesselte mich schon von der ersten Minute an,als ich sie las.Ich habe ganze Abende(manchmal auch Nächte ^.-)damit verbracht deine Geschichte zu verschlingen.*will mehr*
Ich hoffe du freust dich über einen neuen Leser
und schreib biiiiiiitteeeeee weiter.
lg Lili ^.~ *kiss*
 
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