natürlich gehts weiter und zwar damit...
-----------------------------------------------------------
Bevor ich allerdings eintrat, blickte ich noch einmal prüfend um mich, ob meine Handlung denn auch wirklich niemand bemerken würde. Alles war in Ordnung. So ging ich hinein und betrat in jenem Augenblicke überhaupt das erste Mal ein Zimmer von einem der Mädchen. Im Inneren brannte selbstverständlich keinerlei Licht, der Raum wurde lediglich von draußen aus dem Gange ein wenig beleuchtet. Da ich es allerdings für besser hielt, die Tür hinter mir zu schließen (so würde ich nicht sofort von einer vorbeigehenden Person bemerkt) schaltete ich alsbald das Licht ein. Daraufhin wurde die Kammer recht gedämpft vom gelblichen Scheine zweier kleiner Lämpchen erhellt, von denen sich eines nahe der Tür, das andere über dem Schreibtisch in der Nähe des Fensters befand. Im Zimmer herrschte der typische, die Sinne benebelnde Geruch vor, welchen man oftmals in Räumen wahrnimmt, die schon seit langer Zeit nicht oder kaum mehr von einer Menschenseele betreten wurden. Nachdem ich mich einige Moment lang umgeschaut, setzte ich das Kätzchen ab und schloss hinter mir die Tür.
Der Raum war von ganz ähnlicher Größe wie mein eigenes Zimmer, auch die Einrichtung entsprach mit ihren dunklen Möbel ganz der, welche man in den meisten Räumen des Hauses vorfinden konnte. Ein Teleskop und ein großes Bücherregal waren mir ja bereits bei meinem früheren Blick ins Zimmer aufgefallen und nun auch die ersten Dinge, welche ich mir genauer besah. Das Teleskop war zu meinem Erstaunen durchaus das, was von als ‘hochwissenschaftlich’ hätte bezeichnen können. Ich selbst hätte mich trotz meines durchaus vorhandenen Interesses an der Astronomie wohl nicht im geringsten damit zurecht gefunden, glaubte aber, dass es für das Mädchen schon allein wegen ihres fast allumfassend gebildeten Vaters kein Problem sein würde.
Und gerade gedachte ich einen ersten Blick auf das Bücherregal zu werfen, als mir auf dem Schreibtisch ein dickes, mit einem Schlosse versehenes Buch ins Auge fiel. Ich schaute es mir genauer an: Der braune, leicht mitgenommen wirkende Lederumschlag war in der rechten, oberen Ecke ganz dezent mit der mehr oder weniger aussagekräftigen Aufschrift ‘Dem Monde’ bedruckt. Und auf dem metallenen (und fest verriegelten) Verschlusse war in hübscher Schrift der Name ‘Snow’ eingraviert. ‘Vielleicht ein Art Tagebuch?’, ging es mir durch den Kopf. ‘Aber warum hat sie es dann nicht mit sich genommen? - Vielleicht zu schwer? Zu unhandlich auf der Reise?’ Da ich keine sichere Antwort fand, beachtete ich es vorerst nicht weiter und lies meine Augen nun über die Bücher im Regale schweifen. Die Zusammenstellung der Werke war recht abwechslungsreich, trotzdem aber auch sehr interessant anzusehen. Eine Ansammlung von Büchern aus russischer Feder konnte ich genauso erkennen wie einen großen Bereich, dessen Inhalt sich der Epoche der Romantik verschrieben hatte. Ein Interesse an Philosophie und einigen Wissenschaften war genauso gut erkennbar wie die Vorliebe am Unheimlichen und Obskuren. Und überhaupt erschien mir die Literatur für ein Mädchen ihres Alters nicht unbedingt gewöhnlich. Jedoch ungeachtet dessen... was war in Spencers Hause schon gewöhnlich? (Und sehr intelligent erschienen seine Töchter ohnehin.)
Als ich mich weiter im Zimmer umsah, fiel mir erneut auf, dass es sehr ordentlich aufgeräumt schien. Lediglich das große Bett, gleich mit mehreren Kissen und Decken versehen, war ungeordnet verlassen worden, so unordentlich und durcheinander sogar, dass ich die kurzzeitig verloren gegangene Virginity erst nach zahlreichen Sekunden auffand - vergraben unter einer der Decken, ihrem Frauchen so nah wie nur irgendwie möglich. Und seltsamerweise hatte auch ich schon in jenem Moment irgendwie das Gefühl, Fräulein Snow eventuell sehr zu mögen. Auch, oder gerade weil wir noch nie in echtem Kontakt zueinander gekommen. Und so setzte ich mich ebenfalls für einige Zeit auf das Bett, suchte sogar kurz nach ihrem Dufte an den Kissen - doch fand ich nicht auch nur eine Spur.
Noch eine Weilchen blieb ich sitzen und ich genoss die irgendwie bedrückende, nichtsdestotrotz aber verlockend wirkende Atmosphäre des Raumes. Doch ganz plötzlich schreckte ich hoch, als ich draußen auf dem Gang Schritte hörte, der Lautstärke nach offensichtlich die von Sir A.T. Spencer selbst. Leise lief ich zur Tür und lauschte. Er war anscheinend schon verschwunden, trotzdem aber beschloss ich, noch einige Zeit mit der Verlassen des Raumes zu warten. Nach zwei oder drei Minuten allerdings nahm ich das Kätzchen wieder auf den Arm (es schien sehr traurig, gehen zu müssen) und ich verließ die kleine Kammer.
---------------------------------------------------------
nächster teil falls alles klappt noch am dienstag, danach bin ich nämlich erneut erstmal bis zum WE weg...