Prinz Rann von Kend'ariah

jaaaa! wirklich eine blöde stelle zum aufhören. hmpf! aber na ja, macht das ganze noch spannender :D also, ich war kurzzeitig ein wenig verwirrt ( :dodgy: was für ein ausdruck), als sheryl plötzlich anfing zu erzählen, aber das ist nur ein stilistisches mittel gewesen, oder? ja. :) jedenfalls fand ich diesen kleinen umschwung im schreibstil gut, wenn er auch etwas plötzlich und seltsam war, aber so konnte man sehen, wie es in sheryl aussieht. dafür also : :biggthump . ich freue mich schon auf den nächsten teil!
ach ... moment! wie war der name vom käpt'n? irgendwie ... habe ich das nicht ganz geschnallt ... sweatdrop
 
Hm, weil du deinen letzten Post editiert hast, um nen Doppelpost zu vermeiden, hätte ich den Teil um ein Haar verpasst :eek:
Und das wäre schade gewesen, er war nämlich wirklich schön. Jetzt würde mich nur interessieren:
Wie kommt der Captain zu so nem außergewöhnlichen Namen? :D
Und wer hat eigentlich "Schade eigentlich" gedacht? :rolleyes:
 
Hmmm, ja, der Name. Ich hatte mir noch keinen Namen ausgedacht und die Stelle so markiert. Dann habe ich vergessen, den Namen hinzuschreiben. Wird aber gleich erledigt...:D
"Schade eigentlich" kommt von Rann...

Weiter geht esalso. Endlich wissen alle, was unser junger ‚Held’ auf den Inseln will.

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„Es gibt eine heilige Insel, Ursprung alles Lebens. Sie wird die Tempelinsel genannt und die Göttin sagte, dieses kleine Stück Land sei das erste gewesen, was sie erschaffen haben auf Kyrill. Dort haben sie einen Gegenstand hinterlassen: Ein Schwert. Es ist wie das Siegel zu den menschlichen Gefühlen. Es enthält alles Wissen der Welt und alles, was ein König wisen müsste. Sie meinte, bevor mich das Schwert alles lehrt, muss ich viele Aufgaben durchstehen. Wenn ich diese aber bestehe, bin ich würdig, es in Händen zu halten. Deshalb musst du mir helfen. Ich habe Angst zu versagen und mein Volk ins Unglück zu stürzen.“ Rann sah sie hoffnungsvoll an. Sheryl sagte nichts.
„Das ist eine unglaubliche Geschichte, ich weiß“, sagte Rann, „und ich will das alles nicht. Ich möchte nicht, dass Vater und Rynn sterben. Aber wenn es der Wille der Götter ist, kann ich mich nicht dagegen stellen.“
Sheryl schüttelte sich. „Das klingt unglaubwürdig. Aber ich glaube, ich kann dir trauen. Du würdest nicht lügen, oder? Das wäre nicht ehrenvoll...“
Rann nickte lautlos. Sheryl lehnte sich zufrieden gegen die Stuhllehne. „Woher weißt du, dass die Tempelinsel zu den Äußeren Inseln gehört?“, fragte sie.
„Nur ein Gefühl. Irgendwie meinte ich, ich müsste hierher kommen, um das Schwert zu erlangen. Die Inseln sollen sehr alt sein und angeblich haben ihre Bewohner besondere Fähigkeiten im Umgang mit Magie. Das könnte darauf hinweisen, dass die Götter diesem Ort besondere Beachtung schenken“, erklärte Rann seine Vermutungen.
„Sei mal leise“, flüsterte Sheryl plötzlich und stand geschmeidig und lautlos auf. Ohne einen Laut zu verursachen, schlich sie zur Tür. Sie riss sie auf. Der Mann schreckte zurück, als die Tür sich urplötzlich öffnete und verschüttete etwas Bier auf das Tablett, dass er in der Hand hielt. Sheryl beäugte ihn misstrauisch.
„Euer Abendessen, Mylady“, stotterte der Mann verunsichert.
Sheryl riss ihm das Tablett aus der Hand. „Danke“, sagte sie und lächelte. Ihre Augen blickten weiterhin kalt und alarmiert.
Der Mann drehte sich um und ging den Gang zu der Treppe, die auf Deck führte, entlang. Beunruhigt stellte sie das Essen auf den Tisch.
Rann und sie aßen schnell und ohne ein weiteres Wort zu sagen. Kurz drauf legten sie sich nieder. Rann machte es sich mithilfe einiger Decken auf dem Boden bequem (eher unbequem), während Sheryl sich ins Bett legte. Sie löschte das Kerzenlicht, das in einem Glas stand und tauchte das Zimmer in tiefe Dunkelheit.

In der Zwischenzeit unterhielt sich der Matrose, der Sheryl das Abendessen gebracht hatte, angeregt mit Kapitän Akkara d’Ayl.

„Ich komme aus Pang’klyne“, sagte Sheryl plötzlich in die Dunkelheit hinein. Rann horchte erstaunt auf. „Das ist ein kleines Land sehr weit nördlich. Eigentlich kann man es kaum noch zu Kyrill zählen. Es ist ein weißes Land. Schnee, Eis und das Eismeer sind alles, was man sieht. Keine Pflanzen, kaum wilde Tiere. Das Leben dort ist fast unmöglich. Im ganzen Land gibt es nur eine Stadt. Sie hat keinen Namen, wird einfach die Kristallene Stadt genannt. Ihre Häuser sind aus Eis gebaut. Es schmilzt nie, muss nur manchmal nachgebessert werden. Ich lebte mit meinen Eltern einige Meilen entfernt, in einer kleinen Schneehütte, auch aus Eis erbaut. Das ist unser einziger Rohstoff. Wir haben kein Holz. Stein gibt es nur meterweit unter einer dicken Eisdecke. Stein ist fast unbezahlbar, Holz ist tatsächlich unbezahlbar. Unsere Nahrung bestand tagtäglich aus gejagtem Wild. Wenn wir Glück hatten, erwischten mein Vater und ich ein Schneekaninchen. Wenn wir sehr großes Glück hatten, trafen wir auf einen Eisbären, der schwach genug war, dass wir ihn töten konnten. Dann wurden wir alle satt. Meine Mutter fischte tagsüber im nahegelegenen Meer. Meistens kam sie mit leeren Händen nach Hause, manchmal hatte sie eine Ker-Robbe erwischt. Wir lebten von der Hand in den Mund. Als ich 10 war, konnte ich alles, was meine Eltern auch konnten. Ich ging alleine jagen. Meine Kleidung bestand aus weißen Fellen. Mein Gesicht und meine Haare waren weiß. Ich konnte überall ungesehen hinkommen. Normal für mein Volk waren dunkle Haare und braune Haut. Du musst wissen, wir hatten viel Sonne, das Problem war der Wind. Er kam vom Ende der Welt und war immer kalt. Als ich soweit war, beschloss mein Vater, dass es Zeit wäre, mich zu verheiraten. Ich war in der Lage, einen Haushalt zu führen, zu nähen, zu fischen, zu jagen. Ich konnte alles, was eine gute Frau können musste. Er und ich liefen zur Kristallenen Stadt. Dort versprach er mich einem 19-Jährigen. Wir übernachteten bei Freunden. Ich hatte schreckliche Angst vor der Hochzeit und dem Mann, der mich bekommen sollte. Also stahl ich Essen aus der Vorratskammer unserer Freunde, besorgte noch einige Decken und Waffen und ging noch in der Nacht los. Am Mittag des nächsten Tages war ich bis zur Meergrenze gewandert. Ich spaltete eine Eisscholle vom Land ab und ließ mich ans andere Ufer treiben. Ich lebte von Robben und Eiswasser. Dann kam ich an. Hier... in Kara’o. Ich kannte niemanden. Ich kannte keine Sitten und sprach nicht eure Sprache. Ich kam von einer zweiwöchigen Seereise, auf der ich mich von so gut wie nichts ernährt hatte. Und ich hatte meine Familie entehrt. Sie mussten sich für ihr ängstliches Kind schämen, dass vor der Hochzeit mit einem guten Mann davongelaufen war. Yarin fand mich und nahm mich auf. Er nannte mich Sheryl, denn meinen wahren Namen wollte ich ihm nicht verraten. Von da an war er wie ein Vater für mich. Er zeigte mir diese Welt. Inzwischen habe ich meinen alten Namen vollständig abgelegt. Er ist das Symbol meiner unrühmlichen Vergangenheit. Ich hasse ihn. Ebenso wie meine Mutter und meinen Vater. Sie wünschten sich einen Sohn, weißt du? Und ich war ein Mädchen! Ein verdammte s Mädchen!“ Sheryl schrie, um nicht zu zeigen, dass ihr in Wahrheit die Tränen an den Wangen herunterliefen. Wie lange hatte sie das alles für sich behalten? Yarin hatte sie nie nach ihrem vorigen Leben gefragt, Cal war zu taktvoll gewesen und Rann hatte zu viel Angst gehabt. Warum erzählte sie ihm das alles?
„Ich versuchte, mir meine Haare abzuschneiden. Ich hasste meine langen Haare und mein weibliches Gesicht. Meine Mutter verhinderte es. Es hätte meinen Wert bei einer Heirat gemindert, wären meine Haare kurz gewesen. Und dabei war es nur ein gegenstand! Ein Gegenstand, der meinen Wert bestimmte!“
Sheryl holte tief Luft. Und ein Gegenstand, der sie an etwas erinnerte. Nur an was?
Rann blieb benommen liegen. Er hörte, wie Sheryl schniefte. Er würde sie jetz gerne in den Arm nehmen. Aber sie würde ihn zurückweisen und ihn beschimpfen. So blieb er regungslos und versuchte, nicht zu schnell zu atmen.
Verzweifelt bedeckte Sheryl ihr Gesicht mit den Händen. Warum war Cal nicht da? Warum nahm niemand sie in den Arm? Warum erzählte sie das alles nicht Cal? Er hätte es verstanden. Warum hatte sie mit einem verwöhnten, unerfahrenen Prinzen darüber geredet?

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Schluss für heute. Tja, Sheryl und Rann lernen sich immer besser kennen, aber da gibt es ja noch den mysteriösen Cal... wer das ist, wird noch nicht verraten. Das meiste könnt ihr euch ja wohl bereits denken, oder?
 
Zuletzt bearbeitet:
tja, scheinbar hat sheryl das gefühl, rann alles anvertrauen zu können... wird bestimmt noch interessant, wenn cal hinzukommt ;) und nun haben wir endlich mehr über sheryl erfahren. die geschichte mit dem schneebedeckten land, aus dem sheryl kommt, erinnert mich ein wenig an ein buch von hohlbein - mal wieder :rolleyes: - aber auch nur im entferntesten und solche parallelen lassen sich manchmal niht vermeiden und sind eigentlich auch nicht schlimm und bevor ich hier noch mehr sinnloses zeug quatsche, sage ich: klasse teil! :biggthump und freue mich auf den nächsten :D
 
Wieder ein sehr schöner Teil! :)
Cal... Who the f*** is Cal? :D Vielleicht dieser Chefkoch von vorhin? Oder Sheryls Latino Lover? :rolleyes:
 
Hohlbein? Ich kenne ein paar Bücher von ihm, an ein Eisland kann ich mich zwar nicht erinnern, aber es ist ja klar, dass ich nichts noch-nie-dagewesenes schreibe. Fantasy wiederholt sich immer wieder, ist aber auch am einfachsten.
Latin Lover und Chefkoch? Na, da wird sich Cal ja freuen... Behaltet das am besten im Hinterkopf. Bis zu seinem Auftritt dauert es noch ein wenig. Aber ihr werdet hingerissen sein. Naja, zumindest ich bin hingerissen. Cal... *schwärm*

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Stellt euch hier bitte einen richtigen Absatz vor.

Verschlafen wankte Rann auf das Achterdeck. Sheryl stand bereits da. Unbeweglich wie ein Felsen, die Augen auf ein Ziel weit weg gerichtet. Sie sah immer in die Ferne, weit, weit weg, wohin sonst niemand blicken konnte...
„Ich hätte nicht gedacht, dass eine Schiffsreise so langweilig sein könnte“, gähnte Rann, um eine Konversation zu beginnen.
Sheryl drehte sich nicht zu ihm um, doch verzog den Mund spöttisch.
„Was hast du erwartet? Seeungeheuer? Nixen?“, antwortete sie.
Rann wurde rot. „Naja, etwas ähnliches“, gab er zu. „Jedenfalls nicht 10 Tage Seereise ohne irgendeine Gefahr.“
Nun drehte sich Sheryl doch zu ihm um. Sie sah ihm eindringlich in die Augen.
„Darüber kannst du froh sein. Es ist Sommer. Im Herbst und Frühling ist dieses Meer so gut wie unbefahrbar. Das ist die Zeit der Großen Stürme. Und du willst garantiert keinen erleben. Dann wagen sich wirklich nur noch die kühnsten und dümmsten Kapitäne aufs Meer. Für Seeungeheuer solltest du ins Sommermeer fahren. Und Nixen gibt es nur in der Meyfolk-Lagune. Auf dem Äußeren Meer gibt es nur die Stürme. Schlimm genug.“
Rann murmelte etwas entschuldigendes, dann drehte er sich auch dem Meer zu.
Er war sich dessen unangenehm bewusst, dass Sheryl ihn immer noch anstarrte. Dann wandte auch sie sich von ihm ab.
Kapitän Akkara brüllte seine Befehle aus der Takelage. Rann hatte keine Ahnung, was er da wollte, aber er fand es etwas angeberisch. Dann fiel sein Blick wieder auf Sheryl, die den Mann jedoch keines Blickes würdigte, und er glaubte zu wissen, warum der Mann sich so albern benahm. Er lachte in sich hinein. Wenn jemand bei diesem Mädchen Chancen hatte, dann sicher nicht solch ein Kerl. Viel zu alt...
Endlich kam der erlösende Ruf aus dem Ausguck: „Land in Sicht!“
Kapitän Akkara kletterte zu dem Mann, der Ausschau gehalten hatte. Dann stieg er wieder hinab. Zufrieden, mit geschwellter Brust schritt er auf das Achterdeck und hielt auf Sheryl zu. Sie verdrehte genervt die Augen, als sie es bemerkte. Als sie sich zu ihm umdrehte, war ihr Lächeln das Strahlendste, was Rann je gesehen hatte. Wie man sich so verstellen kann...
„Kapitän!“, rief sie erfreut. „Was führt euch zu mir?“
Der Mann verbeugte sich tief. „Eure Schönheit und Anmut (Rann kicherte leicht) und die erfreuliche Nachricht, dass wir euer Ziel bald erreicht haben.“
„Das ist tatsächlich erfreulich“, erwiderte sie immer noch lächelnd. „Wir werden nachts ankommen, nehme ich an?“
„Ich lasse gerade die Fahrt verlangsamen. Es weht kein starker Wind, daher werden wir bald gar keine Fahrt mehr machen. Abends wird es höchstwahrscheinlich auffrischen. Bis dahin lasse ich Anker setzen.“
„Wie praktisch“, sagte Sheryl.
Dann begann der Mann eine belanglose Konversation über das Wetter und Sheryl schaltete innerlich auf taub. Vivielle, Yarins Frau, hatte darauf bestanden, dass sie Benehmen lernte. Das kam ihr jetzt zugute, denn ein dazwischengelächeltes „Aber sicher!“ oder „Wirklich?“ ließ den Sprecher auf Aufmerksamkeit schließen, während man selbst nachdachte oder sich Beobachtungen widmete. Sheryl widmete ihre Gedanken Cal.
Rann hingegen gähnte weiter. Eigentlich hatte er mit Sheryl unter vier Augen reden wollen, aber sie war jetzt in Beschlag genommen und vorher wollte er ein wenig angeben damit, dass er sich Gefahren wünschte. Das hatte sie natürlich mal wieder gründlich vermasselt.
Da entschloss er sich, endlich die Initiative zu ergreifen und Sheryl auch einmal zu retten, und sei es vor einem balzenden Mann.
Er schob sich zwischen sie und den Kapitän. Sheryl sagte nichts, hob nur eine Augenbraue. Eine Kunst, die sie mit langer Übung perfektioniert hatte. Rann versuchte es nachts heimlich vor dem Spiegel, aber er war darin nicht halb so gut wie sie. Dann war sie eines Nachts aufgewacht und hatte ihn hämisch belächelt. Da hatte er damit aufgehört.
„Nun, mein Herr“, sagte er in seinem schönsten Geschäftston. „Ich würde gerne einige private Worte mit meiner...“ Er ließ eine wohldosierte Pause. „...ich meine, mit Sheryl, wenn Ihr erlaubt.“ Akkara wurde rötlich in seinem braunen Gesicht, gewann an Abstand und flüchtete an den Bug, wo er seinen Unteroffizier in eine Scheinunterhaltung verwickelte.
Rann grinste. „Na, wie hab’ ich das gemacht?“, fragte er selbstzufrieden.
„Was willst du?“, fragte Sheryl. Man merkte, dass sie sich das Lächeln verkniff.
„Ich hatte wieder einen Traum“, antwortete Rann und senkte seine Stimme verschwörerisch.
„Erzähl!“, forderte sie ihn überrascht auf.
„Es war wieder die Göttin. Sie sagte, das Schicksal habe sich verschoben. Unerklärlich, meinte sie. Sie hat es nicht vorhergesehen. Und ich dachte, die Götter machen das Schicksal“, fügte er hinzu. „Wie auch immer, jedenfalls meinte sie, ein störender Faktor sei aufgetreten, und die Zukunft, die sie vorausgesehen hat, sei nicht mehr sicher. Als ob sie das vorher gewesen wäre.“ Sheryl nickte.
„Du meinst, es war nur eine von vielen Möglichkeiten?“, hakte sie nach.
Es ar an ihm zu nicken. „Jetzt hat sie eine andere Möglichkeit gesehen. Ich finde das Schwert nicht und werde trotzdem zum gerechten Herrscher. Eine weitere Möglichkeit sei, dass mein Bruder nicht stirbt. Es ist total verworren. Ich weiß nicht mehr, ob es richtig war, meine Eltern trauern zu lassen.“
„Natürlich war es richtig“, widersprach Sheryl. „Wenn stimmt, was diese Göttin sagt, ist das Schwert auch für jeden anderen König wertvoll. Wäre doch zu schade, wenn es irgendwo in einem Tempel versauert, wenn es in der materiellen Welt so viel Gutes tun könnte, oder? Und wenn die Göttin zu dir kam, dann doch, weil du ausgewählt bist, das Schwert zu finden und zu führen. Nur, weil deine Zukunft nicht mehr sicher ist, schmälert das nicht den Wert dieses Gegenstandes, hm? Und du musstest weglaufen. Sie hätten dir diese absurde Geschichte doch nie geglaubt. Viel zu wenig religiös. Warum glaubst i]du[/i] eigentlich daran?“, fiel ihr plötzlich auf.
„Weiß nicht“, erklärte Rann schulterzuckend. „Irgendwie wirkte es so echt. Eigentlich glaube ich auch nicht an die Götter. Schon Dynastien bevor mein Vater regierte, wurde der Aberglaube abgeschafft und ich wurde im Glauben an die Naturgesetze erzogen. Aber... diese Macht, die von ihr ausging, das war überirdisch und wahr. Ich muss doch zumindest mir selbst glauben!“
„Klar!“, stimmte Sheryl zu. Dann allerdings sagte sie nichts mehr. Rann beobachtete sie besorgt, aber sie wandte sich ab. Kalter Schweiß stand ihr auf der Stirn und ihre Augen hatten sich geweitet. Sie zitterte leicht. Oh, wie weit ist es mit mir gekommen? Bin ich so schwach, dass ich jetzt beginne, ihm zu vertrauen? Einem Menschen, den ich kaum kenne? Vergiss ihn! Rann ist nur ein verwöhnter Bengel und noch dazu der Sohn dieses verhassten Mannes! Vertraue Vivielle, Yarin und Cal und ein paar anderen, aber lass dich nicht vom verfluchten Charme eines Kindskopfes verzaubern! Denk nach!
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Soso, Sheryl wird schon unsicher. Aber ob sie sich in Rann verliebt, oder ihn hasst, weil er sie so beeinflusst, wird jetzt noch nicht verraten ^_^
 
da muss ich dir allerdings recht geben. fantasy wiederholt sich immer. ist mir auch nur so beiläufig in den sinn gekommen. :D
zum teil: war wieder gut und nachdem, was du ganz oben von Cal erzählt hast, bin ich ja richtig gespannt auf ihn :naughty: das, mit nur einer augenbraue hochziehen, finde ich auch eine gute stelle - mir gelingt das selber nicht und seh's bei andern. ;)
 
Tja, das mit einer Augenbraue hochziehen hab ich von mir selbst. Das ist nämlich eine meiner Spezialitäten. Hab ich schon als Baby gerne gemacht... :D

Sheryl ist in vieler Hinsicht so, wie ich gerne wäre. Hintergründig und stark, aber weiblich. Ich wollte kein Mannweib. Ich glaube, sie ist die perfekte Mischung aus Weiblichkeit und Stärke. Das müsst ihr nicht genauso sehen...
:p
 
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Sehr interessant... Ich vermute mal, am Ende ist Sheryl total geil auf Rann (Verzeihung für den Ausdruck ;) )... Mag aber auch daran liegen, dass ich diesen Cal ja noch nicht kenne.
 
Argh! Was denkt ihr von mir! Das hier soll keine 08/15-Fantasy werden!!! Held verliebt sich in Heldin, wie öde... andererseits schließe ich nicht ganz aus, dass die beiden eine interessante Beziehung zueinander haben werden... Aber das wäre schon fast zuvielgesagt.

Ich habe übrigens eine PN bekommen: Am Sonntag wird meine FF im Literarischen Quartett behandelt... Ich habe Angst - was, wenn sie zerrissen wird und keinem gefällt? Außerdem ist die Story noch ganz in den Anfängen. Da kommt noch so viel, mir wäre es lieber, wenn die sie erst in drei oder vier Wochen besprechen... Naja... Zuversicht ist nicht unbedingt meine Stärke... andererseits, wenn ihr sie mögt, das reicht mir schon. Zwei, drei Leute, die mir sagen, dass sie das hier gerne lesen, sind Ansporn genug ^_^

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Dann wurde Ranns Aufmerksamkeit auf die Atmosphäre des Gasthauses gelenkt. Gelächter und Gebrüll erfüllten den Raum, nur übertönt von einer sanften Stimme, ein trauriges Lied singend. Süße Klänge erfüllten Ranns Bewusstsein. Was war das für Zauberei? Wie konnte ihn eine einfache Melodie derart verzaubern?

Regen, Regen fällt...
leise Güsse...
wohltuende Nässe...
ich sehnte ihn herbei...
spüle alles hinfort...
heiße Tränen...
kühle Tropfen...
vermischen sich...
spüle alles hinfort...
meinen Schmerz...
meine Leiden...
erlöse mich...


Abrupt brach der Gesang ab. Geraune erhob sich und einige Stimmen wurden laut, die nach weiteren Liedern schrieen. Ein schmächtiger Mann schob sich durch die Menge, direkt auf Sheryl und ihre Begleiter zu. Er hatte dichtes schwarzes Haar und leuchtende Augen, die so dunkel waren, dass sie schon kaum mehr braun wirkten. Seine weiße Haut war perlengleich und schimmerte sanft im Schein der Lampen. Rann zwinkerte ungläubig. Aus der Nähe betrachtet, wirkte die Person nicht mehr wie ein Mann, sondern war im gegenteil von unglaublicher weiblicher Schönheit. Aber die Statur: Ein Mann!
„Ich wünsche euch einen bezaubernden Abend, Mylady“, trillerte er sanft und verbeugte sich vor Sheryl tief. „Auch wenn nichts so bezaubernd sein kann wie ihr selbst“, fügte er dann schmeichlerisch hinzu.
„Mein Name ist James Klaryendari de Sonde. Aber es wäre mir eine große Ehre, wenn Ihr mich Jamie nanntet. Barde, von Beruf. Selten durften meine Augen solche Schönheit bewundern... nun, wenn ich ehrlich bin, noch nie. Ich würde zu gerne Euren Beruf erraten?“, fragte er mit vor Freude bebender Stimme.
Sheryl nickte gnädig. Wie eine Göttin, dachte Rann, als er sie zum ersten Mal aufrichtig lächelnd sah.
„Nun, ratet.“
Jamie lachte schelmisch. „Ihr müsst eine Muse sein!“, rief er erfreut. „Neue Melodien, Liedtexte, Balladen und Tragödien stürmen auf mein Bewusstsein ein wie nie! Wenn das keine Inspiration ist!“
Sheryl winkte ab und brachte ihn zum Schweigen. „Ich bin nur eine Küchengehilfin“, sagte sie mit seltsamen Unterton. „Ihr solltet euer Talent nicht auf jemanden verschwenden, der so voreingenommen ist. Es gibt genug junge Frauen auf dieser Welt, die noch nicht vergeben sind. Ich bin keine von diesen. Verführt jemand anderes.“
Jamies weißes Gesicht wurde rot. Er sah reizend aus, als er sich verschämt umdrehte und mit den Schultern zuckte.
„Nun gut, Ihr werdet mir aber doch sicher erlauben, Euch ein Lied zu widmen, nicht wahr?“, fragte er dann hoffnungsvoll.
Wieder nickte Sheryl gnädig. „So soll es sein. Aber macht es nicht zu lang. Ich möchte meine Gedanken bald anderem widmen.“
Eifrig nickte der wunderschöne Mann. Er schritt zurück zu einem kleinen Stuhl, der von Tischen umringt war. Darauf stand eine wunderschöne goldene Harfe.
„Ihr müsst keine Angst haben“, sagte er und lächelte verliebt. „Mein Bedürfnis ist die Schönheit und mein Herz habe ich bereits der Göttin der Künste geschenkt. Ich verführe nicht junge Frauen, sondern die Musik. Sie ist eine wunderbrae Geliebte. Wir sind sehr glücklich zusammen.“
Dann griff er das Prachtstück und stimmte ein langsames Liebeslied an.
Schon nach den ersten Takten erstarben alle Gespräche und erwartungsvolles Schweigen trat ein, nur durchbrochen von den weichen Klängen der Harfe und Jamies klarer, reiner Stimme.

Eine Göttin erzählt:
Sheryl hat sich kein bisschen verändert, seit ich sie das letzte Mal sah. Immer noch versteckt sie ihr wahres Wesen hinter einer unbeweglichen Maske und versucht, von niemandem abhängig zu sein. Und Rann! Immer noch genauso naiv wie damals... Ihr habt schöne Namen bekommen von euren ‚Eltern’, dennoch... sie sind kein Vergleich zu euren wahren...
Ich bemitleide euch, meine Lieben... Aber ich habe einen Weg gefunden, euch von euren immerwährenden Leiden zu befreien. Lange habe ich warten müssen. Aber er genießt es nicht mehr, euch leiden zu sehen. Der Richter und Ankläger genießt die Verzweiflung der Verurteilten nicht mehr. Nun kann ich es wagen, sich seinem Befehl zu widersetzen und etwas für euch zu tun. Denn wenn ihr ihm zu langweilig geworden seid, kann es nicht falsch sein, euch zu erlösen.
Ich hoffe, ihr habt aus eurem Fehler gelernt, wenn ihr zurückkehrt...

Der letzte Takt verklang langsam und hinterließ eine entzückende Stille. Jamie verbeugte sich schwungvoll und elegant. Sheryl fand ihre Gedanken als erste wieder und klatschte begeistert.
„Es scheint, ihr behandelt eure Geliebte ganz hervorragend!“, lachte sie. Nun setzten auch aus anderen Ecken der Gaststube Applaus und begeisterte Rufe ein. Es dauerte lange, bis sie verhallten.
Schließlich ließen sich die drei Menschen an einem Tisch in einer dunklen Ecke nieder. Mit großen Gesten bestellte Kapitän Akkara drei Biere. Sheryl lächelte reizend, aber es war nicht echt. Nur Rann bemerkte es. Er hatte irgendwie gelernt, Sheryl aus dem Gesicht zu lesen. Anbei bemerkt: Das schaffte sonst nicht einmal Cal. Wenn Sheryl ausdruckslos aussehen wollte, tat sie das für gewöhnlich. Und nun verstand Rann plötzlich ihre Gedanken, konnte sie von ihrem ebenmäßigen Gesicht ablesen wie aus einem Buch...
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Falls ihr euch fragt, wovon die Göttin da geredet hat, solltet ihr entweder raten oder weiterlesen... letzteres wäre mir lieber ^^

cu
 
Der Barde da wirkte irgendwie tuntig :D Die Göttin war gut eingeschoben... Vielleicht haben Rann und Sheryl früher mal was angestellt, waren eigentlich (Halb?)Götter und wurden deshalb auf die Erde verbannt, und nun versucht ihre Mutter, die Göttin, ihnen zu helfen, weil dem Obergott das Ganze zu langweilig wird... Dieser Obergott verhält sich ein bisschen so wie Q im ST:TNG-Pilotfilm :D
 
äh .... moment! dieses 'eine göttin erzählt' war das jetzt das lied vom barden oder war das ein eingeschobener absatz mit ort- und szenenwechsel und so? :confused2
ansonsten war es aber wieder sehr gelungen! und wegen dem lit.Q. : bloß keine panik! fällt schon nicht so schlecht aus - und ich bleib dir ohnehin treu :D
 
Tuntig? Mein Jamie? Naja, wenn du meinst... Nur, weil er ein bisschen weiblich aussieht? Kennt ihr Angel Sanctuary? Stellt ihn euch wie Raziel-kun mit schwarzen Haaren vor.

Und was du dir da zusammengereimt hast, lieber stLynx, wirkt ja sehr abenteuerlich... aber interessant. Mal gucken, was draus wird. :D
PS: Diese Serie da mit Q... kenn ich nicht...

'Eine Göttin' erzählt war das gleiche wie 'Sheryl erzählt'

Ah! Was ist passiert? Plötzlich fehlen ja so viele Kommis! Wer war das!!!!!!!! :kaioken: :kaioken: :kaioken: :bawling: :bawling: :bawling:

Und meine PNs kann ich auch nicht mehr lesen... was soll das denn? Und im LQ steht auch noch nichts...
 
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"Star Trek: The Next Generation" bzw. (auf deutsch) "Das nächste Jahrhundert" meinte ich (das ist die Serie mit der Enterprise, Herrn Picard & Co. ;) ), und Q ist ein allmächtiges Wesen, das eben im Pilotfilm der Serie die Crew der Enterprise für die Verbrechen der Menschheit vor Gericht stellt. Ich hoffe, du weißt nun, was ich meine :)
 
Na? Alles frisch? :D Bah, vergebt mir... immer dieses pseudo-coole Gelaber... Hier geht’s weiter. Falls euch das nicht gefällt, bitte ich euch inständig, mir zu vergeben...

Puh, alles wieder da... alle Kommis etc. Für einen Augenblick war ich echt panisch...

Übrigens, die Kritik ist durch und durch positiv ausgefallen, ich konnte also beruhigt aufatmen und gleich mit neuem Esprit weiterschreiben... bitte sehr :D

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Akkara erzählte überschwenglich von seinen schrecklichen Abenteuern, die er angeblich bereits erlebt hatte. Sheryl wirkte auf den ersten Blick interessiert, nickte ab und zu und lächelte höflich. Aber die Fassade war bröcklich. Rann bemerkte, wie sich ihr Mundwinkel genervt verzog und wie sie manchmal zuckte, als wolle sie dem Mann gleich an die Gurgel gehen. Am frühen Morgen war der Kapitän endlich betrunken genug, um einzuschlafen. Einige Matrosen, die noch einigermaßen nüchtern waren, schleppten ihn auf ihr Schiff mit. Damit war die Zusammenarbeit von Sheryl und Kapitän Akkara d’Ayl beendet. Sie atmete erleichert auf.
Rann und sie mieteten zwei Zimmer im „Ende der Welt“. Die Räume waren sauber und ordentlich und wirkten so gut wie unbenutzt. Hier gab es nicht oft Gäste, die übernachteten. Die meisten Besucher schliefen auf ihren Schiffen oder kamen nur zum Trinken hierher.
Die restliche Nacht verlief für beide Abenteurer ereignislos, da sie schliefen.
Mittags wachte Rann auf. Verschlafen rieb er sich die Augen. Der Blick klärte sich. Das Zimmer wurde von der Mittagssonne, die hoch am Himmel stand, hell erleuchtet. Die Helligkeit brannte ihm in den Augen.
Rann zog frische Sachen an und packte seinen Rucksack. Er ließ ihn im Zimmer, als er die Stufen zur Wirtsstube herabstieg, um zu Mittag zu essen. Frühstück hatte er verpasst.
Sheryl war mal wieder früher aufgestanden und unterhielt sich angeregt mit Jamie. Der Barde zeigte leichte Zeichen von Übermüdung. Der Zauber der Nacht war verflogen. Jamie war nicht mehr der wunderschöne Mann mit den strahlenden Augen, den Rann in Erinnerung hatte. Seine Haare fielen ihm schlapp auf die Schultern und hatten ihren überirdischen Glanz verloren. Seine Nase war viel zu lang und spitz und wirkte fast grotesk weiblich. Seine Augen leuchteten nicht mehr, sondern starrten müde in die Gegend. Von Zeit zu Zeit fuhr er sich mit der Hand durchs Haar und entblößte dabei, dass er eine viel zu hohe Stirn hatte, die nur von seiner Mähne verdeckt wurde. Rann wurde klar, dass Jamie nur von der Musik lebte und seine Musik ihn schöner erscheinen ließ, als er eigentlich war. Er lächelte verschmitzt, als er sich zu den beiden setzte. Sheryl sah nicht auf, aber Jamie begrüßte den Jungen freundlich und forderte ihn auf, sich an dem Gespräch zu beteiligen.
„Wo waren wir stehen geblieben?“, fragte er, zu Sheryl gewandt.
„Die Bewohner der Äußeren Inseln“, antwortete sie.
„Ah ja, natürlich... nun, Ihr habt ja ihre goldene Haut und die schrägen schwarzen Augen bemerkt, nehme ich an?“ Rann und Sheryl nickten. „Sie sind Halb-Elfen, wisst Ihr? Natürlich gibt es viele Arten von Halb-Elfen. Diese hier sind die ältesten Halb-Elfen, die es gibt. Aber sie haben einiges verloren. Anmut und Eleganz, Höflichkeit und sprachliche Gewandtheit gehören nicht zu ihren Stärken. Sie haben die Brutalität der Menschen angenommen und nur ihr Aussehen erinnert noch an ihre Herkunft. Selbstverständlich wird das Erbgut ausgedünnt. Die Hochelfen unterbinden jegliche Kontakte mit den Äußeren Halb-Elfen und so vermischen sie sich immer mehr mit den Menschen.“ Jamie machte eine Kunstpause und blickte, gespannt auf Reaktionen, in die Runde.
Rann fiel ein, was er gestern bemerkt hatte. „Wie können sie dann diesen wunderbaren Schmuck und die anderen Kunstwerke herstellen, wenn sie selber die Kunstfertigkeit der Elfen verloren haben?“, fragte er aufgeregt.
Jamie duckte sich etwas und senkte seine Stimme. „Das ist eigentlich keinem Menschen bekannt, aber naja, manchmal lockern Wein und Bier die Stimme... Ein Freund von mir, selber ein Halb-Elf, hat mir ein wenig darüber erzählt. Es handelt sich um... na, wenn ich ehrlich bin... Sklavenarbeit.“ Sheryl spitzte die Ohren. „Sie halten sich hier Echte Elfen. Diese arbeiten für sie. Dazu muss man sagen: Es sind natürlich nicht alle! Viele Kunsthändler hängen da mit drin, aber nicht alle. Die Elfen importieren sie mithilfe von Piraten. Diese kidnappen die bedauernswerten Geschöpfe in ihrem eigenen Land. Dann werden sie hierher verschleppt, wo sie Zwangsarbeit leisten müssen.“
„Warum!?“, platzte es aus Rann heraus. „Wozu brauchen sie das denn!“
„Still!“, mahnte Jamie. „Seht doch mal: Wenn sie nicht wegen ihrer Handarbeiten geschätzt würden, hätten die Äußeren Inseln für Kend’ariah doch gar keinen Wert. Alles, was es hier gibt, kann man auch auf dem Festland herstellen. Aber diese Dinge, die die Elfen hier bearbeiten, gibt es höchstens noch im Königreich der Elfen. Und die behalten alles für sich und haben keinen Kontakt mit der Außenwelt. Darum ist das hier so wertvoll.“
„Wie ungerecht“, murmelte Rann und versuchte die Wut, die in ihm hochstieg, zu unterdrücken. „Kann man sie denn nicht befreien?“, fragte er.
Jamie schüttelte den Kopf. „Wenn du das versuchst, bist du schneller tot als du „Befreit die Elfen!“ schreien kannst. Davon hängt hier doch alles ab. Du ruinierst die Äußeren Inseln, wenn du den Halb-Elfen ihre Arbeitskräfte stiehlst. Dafür wirst du glatt gelyncht. Wenns um sowas geht, verlieren auch halbe Elfen schnell ihre Geduld.“
Ranns Schultern sackten ab. „Tja“, sagte Sheryl und klopfte ihm auf die Schulter. Sie meinte es freundschaftlich und zwanglos und wollte ihm einfach nur damit sagen, dass es schon alles halb so schlimm war. Rann jedoch zuckte zusammen und erschauderte, als ihre Hand ihn berührte. Vergiss sie! Vergiss sie! Vergiss sie!
„Vielleicht könnte der König etwas dagegen unternehmen“, sagte er und hoffte, dass niemand hörte, wie seine Stimme zitterte. Sheryl schnaubte verächtlich.
„Der König? Wie sollte er? Er weiß davon nichts. Und ich wette, er würde gar nicht wollen, dass das aufhört“, sagte sie und blickte den Jungen finster an.
„Warum nicht?“, fragte Rann aggressiv.
„Weil er anders kein Elfenhandwerk bekäme“, erläuterte Jamie sachlich. „Die Elfen verschanzen sich, schon vergessen? Da duldet unser Herrscher doch lieber Sklavenhandel, als auf seine handgeschnitzten Schwertgriffe zu verzichten.“ Sheryl nickte zustimmend.
Rann begann, sich schuldig zu fühlen, als er das hörte. Sein Vater! Und es klang alles so logisch, so schrecklich logisch und wahr.
Rann schämte sich, als sich seine Augen mit Tränen füllten. Nicht weinen! Du bist immer noch ein Prinz!, sagte er sich unaufhörlich, aber es half nichts. Die Tränen flossen und flossen, schienen ein siebtes Meer bilden zu wollen. Jamie und Sheryl trösteten Rann nicht, besaßen aber Anstand genug, sich umzudrehen und Ranns Verzweiflung nicht auszukosten.
Schließlich hörte Rann auf zu schniefen. Das Gespräch begann von Neuem.
Nun konnte Sheryl endlich fragen, was ihr auf der Seele brannte. „Gibt es hier eine Art ‚Heilige Insel’!“, fragte sie, begierig, endlich zu erfahren, wo sie dieses sagenhafte Schwert finden würden.
Jamie beäugte sie misstrauisch, schien aber zu dem Schluss zu kommen, er könne ihr davon erzählen. „Es gibt hier eine Tempelinsel. Die Äußeren Inseln bestehen aus hunderten kleinen Inseln, eine wirklich große Inselgruppe. Ganz weit außerhalb liegt eine kleine, stark bewachsene Insel. der Legende nach, an die die Halb-Elfen hier glauben, setzten die Götter dort zum ersten Mal den Fuß auf Kyrill. Sie errichteten einen Tempel und hinterließen einen Wächter. Was daran wahr ist, kann ich Euch nicht sagen. Man meidet die Insel allgemein, weil sie ja heilig ist. Niemand traut sich dorthin. Nicht, dass ich es nicht versucht hätte. Aber niemand, weder Mensch, noch Halb-Elf, will mich hin bringen. Und leider kann ich nicht fliegen“, fügte er mit schiefem Lächeln hinzu. „Die Halb-Elfen und die Elfen sind die ältesten Völker von ganz Kyrill. Wenn jemand etwas über Götter weiß, dann sie. Aber ich bin ja nur ein ganz normaler Mensch... und meine Neugier ist schier unermesslich. Darum habe ich keine Angst. Ich kann mir nichts schöneres als eine Begegnung mit Göttern vorstellen. Und wenn ich dabei sterbe... habe ich’s zumindest versucht.“
„Bewundernswerte Einstellung“, sagte Sheryl ernst.
„Glaubst du, das Schwert könnte dort sein?“, fragte Rann, zu Sheryl gewandt. Sie nickte. „Apropos... Jamie hat sich bereit erklärt, mitzugehen, und uns zu unterstützen“, erklärte sie beiläufig. Völlig vor den Kopf gestoßen, konnte Rann zunächst nur stottern. Dann brahcte er wieder ganze Wörter heraus: „A-a-a-a-aber... wieso... warum will er uns helfen? Können wir einen weiteren Gefährten gebrauchen?“ Sheryl lächelte säuerlich. „Ich möchte ihm einen Gefallen tun. Er wünscht sich nichts sehnlicher, als einmal zur Tempelinsel zu gelangen. Wir können ihm dabei helfen. Warum also nicht?“
„Warum plötzlich so menschenfreundlich?“, fragte Rann, verärgert, einen weiteren Mann neben Sheryl zu sehen.
„Wir kennen uns!“, antwortete Sheryl scharf. „Und auch Barden können sehr nützlich sein. Vor allem, was das Erfahren von Informationen angeht. Wir helfen ihm, und er hilft uns, soviel wie möglich über die Insel zu erfahren, klar? Und außerdem würden wir sie sonst wahrscheinlich gar nicht finden. Jamie allein von uns dreien weiß, wo die Insel liegt. Hier sind so viele, da könnten wir eine halbe Ewigkeit umherirren.“
„Okay, okay“, murrte Rann. Warum behandelte sie ihn nur immer wie ein kleines Kind?
„Und wenn dort tatsächlich Götter sind, werden sie sich nichts dagegen haben, dass ich ein Lied über ihre Herrlichkeit komponiere“, fügte Jamie überzeugt hinzu. „Die Chance, ein solches Lied zu komponieren, kann ich mir unmöglich entgehen lassen. Wenn Ihr mich nun entschuldigen würdet... ich werde ein paar Freunde ausfragen...“
Er stand auf, verbeugte sich tief und verließ mit federndem Schritt das Gasthaus.
Rann bestellte sich etwas zu essen und versuchte, den bleiernen Geschmack seines Fleisches mit Wein herunterzuspülen. Da der Wein ebenso ungenießbar war, aß Rann nicht mehr, als er dringend zum Überleben benötigte. Sheryl verschwand für einige Stunden aus dem Gasthaus und ließ sich erstmal nicht mehr blicken. Sie hatte gesagt, sie wolle spazieren. Rann hatte ihr geglaubt, bis er gesehen hatte, dass drei ihrer Kisten unauffällig aus dem Haus entfernt wurden, angeführt von Sheryl. Weil er zu beschäftigt war, sich darüber zu ärgern, dass er keine Wolfszähne hatte, um das zähe Fleisch zu vernichten, war er ihr nicht gefolgt. Sein Misstrauen war geweckt worden und hatte sich nach wenigen Minuten wieder gelegt. Sheryl würde ihm schon nichts antun. Nach dem Essen machte Rann einen langen Spaziergang. Er erkundete die Insel. Man hatte ihm gesagt, es sei die größte der Äußeren Inseln, aber schon nach einer Stunde hatte er das andere Ende erreicht. Ihm offenbarte sich ein wunderschöner Anblick. Die Nachmittagssonne stand noch hoch am Himmel und beleuchtete das Meer, sodass es wunderbar blau wirkte. Überall lagen kleine Inseln, auf denen es grün sprießte. Der Sand war so hell, dass er schon fast weiß wirkte. Glücklich legte er sich hin und schloss die Augen. Kurze Zeit später war er eingeschlafen.
„Wach auf, alter Faulpelz!“
Rann drehte sich um und wehrte verschlafen die Hand ab, die ihn trat... Hand? Trat? Moment mal! Er wurde getreten? Etwa mit Füßen? ER!?
„Frechheit!“, rief er laut und sprang auf die Füße. Sheryl wich erschrocken zurück. „Hey!“, rief sie beschwichtigend. „Ich wollte dich doch nur wecken. Du wirst dich noch erkälten.“
„Erkälten? Wieso sollte ich...“ Dann blickte Rann an sich herab. Er war klitschnass. Verwirrt starrte er Sheryl an. „Was ist denn –“
Sie zeigte auf das Meer. Er stand mittendrin. „Die Flut kommt“, erklärte sie ihm mit leicht belustigtem Unterton. „Ich wollte dich wecken bevor du zu krank oder zu ertrunken bist, um deine Aufgabe zu vollenden.“
Er lächelte aufrichtig. „Danke... und Entschuldigung. Ich hab’s nicht so gemeint.“
Sheryl lachte auf. „Das war doch gar nichts! Ich wurde schon schlimmeres geschimpft.“
Eigentlich wollte Rann es gar nicht so genau wissen, aber Sheryl zählte eine ganze Menge Ausdrücke auf. Er hatte das unangenehme Gefühl, sich mit seiner affektierten Ausdrucksweise bei ihr lächerlich gemacht zu haben. Sie hingegen sprach es nicht an.
Die beiden liefen gemütlich zum Gasthaus zurück, wo Jamie bereits ungeduldig wartete. Er hatte alles, was sie für die Unternehmung brauchen würden, in eine von Sheryls Kisten verfrachtet. Oben drauf lag ein alter, abgenutzter Teppich, der äußerst ramponiert wirkte. Rann zeigte fragend darauf. „Warte nur“, antwortete Jamie aufgeregt. „Das wird eine Überraschung.“ Verschmitzt blinzelte er. „In der Kiste sind Decken, Vorräte, Waffen, alles, was man so braucht halt.“
„Dann können wir los“, sagte Sheryl. Jamie und Rann trugen die Kiste und den Teppich in den Dschugel hinein. Einige hundert Meter weiter ließen sie die Sachen fallen. Sie standen an einwer Klippe, die so unwegsam war, dass man sie schlecht einsehen konnte. Überall ragten Felsen empor. Rann runzelte die Stirn, als Sheryl den Teppich nahm und ausrollte. „Was soll das denn? Willst du schon eine Pause machen?“
„Psst“, wies ihn Jamie leise zurecht. „Warte.“
Sheryl streckte eine Hand über dem Teppich aus.
„Gott der Lüfte und der Leichtigkeit, gesegnet seist du!“
Der Teppich begann zu vibrieren, dann hob er sich langsam in den Himmel. Auf der Höhe von Sheryls Hand hörte er auf zu steigen. Rann blieb mit offenem Mund stehen, als Jamie bereits die Kiste hochwuchtete. „Das ist doch heidnisch! Wie kann es funktionieren?“, rief er.
„Es ist nicht heidnisch“, antwortete Sheryl. „Es iust nur anders, als deine Eltern dich gelehrt haben. Ich dachte, seit du eine Göttin gesehen hast, glaubst du an die Hohen Herren.“
Rann nickte. „Schon, aber manchmal kehrt die alte Gewohnheit zurück. Meine Eltern haben mir beigebracht, nur das Wahre zu verehren, die Natur, das Meer, du weißt schon. Und nun tut sich mir diese neue Welt auf. Es ist schwer zu verstehen, warum die Königsfamilie als einzige einem neuen Glauben huldigt, wenn der Rest des Volkes an den alten Göttern festhält. Ich dachte, man würde die Gesetze befolgen, die das verbieten, aber stattdessen sehe ich überall kollektives Heidentum. Niemand folgt meinem Vater...“
Sheryl zuckte die Schultern. „Manchmal kann der dümmste Bauer klüger sein als der intelligenteste Regent.“
„Wohl wahr“, fügte Jamie hinzu und lächelte schief. „Und jetzt lasst uns aufbrechen. Vor Einbruch der Nacht sollten wir einen großen Teil des Weges zurückgelegt haben.“
Sheryl nickte kurz, dann sprang sie anmutig auf den Teppich. Er bewegte sich nicht. Rann gewann an Vertrauen in das seltsame Flugobjekt und hopste ihr hinterher. Als letzter kletterte der Barde auf den Teppich. „Haltet euch fest“, befahl Sheryl. Bevor Rann dazu kam, schossen sie auch schon los. Dieses alte, abgewetzte Ding legte eine erstaunliche Geschwindigkeit an den Tag. Sie rasten nur so dahin, hinein in die Dämmerung...
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Puh *schweiß abwisch* ist das wieder viel... meine armen Finger...
Übrigens: Wenn ich das hier schreibe, höre ich meistens Musik von Loreena McKennitt. Kennt wahrscheinlich keiner. Das ist so schottische- waaah! Quatsch, irische Musik natürlich mit, klar, mystischem Touch. Gefällt mir sehr gut und passt einfach gut zu Fantasy-Stories. Also, falls ihr die CDs habt, solltet ihr sie hören, wenn ihr diese Story lest. Dann wisst ihr, wie’s mir immer so geht...
 
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Der Teil war - lang! :D Aber auch gut, abgesehen von einigen Rechtschreibfehlern und ein paar anderer Kleinigkeiten:
"Die restliche Nacht verlief für beide Abenteurer ereignislos, da sie schliefen." -> Klingt so, als wäre es naheliegend, dass sie WAS ANDERES tun würden :rolleyes:

"Von Zeit zu Zeit fuhr er sich mit der Hand und entblößte dabei..." -> "durchs Haar" o.Ä. fehlt.

"Rann drehte sich um und wehrte verschlafen die Hand ab, die ihn trat" -> Seit wann tritt man mit der Hand? :confused2
 
Einiges habe ich geändert.

ABER: Sheryl steht nicht auf Rann!!!!!!!!! Bitte nicht überinterpretieren. Vertrauen heißt noch nicht lieben. Und dass Rann etwas eifersüchtig ist, wenn Sheryl mit jemand anders redet oder befreundet ist, hat auch noch rein gar nichts zu bedeuten. Klar?

Das mit der Hand: Ich wollte, dass man merkt, dass Rann noch nicht gasnz bei sich ist. Ich habe es jetzt etwas verdeutlicht. Hoffe, jetzt kommen keine Fragen mehr ;D

cu
 
*ebenfallsscheißabwisch* man, das war ja 'n akt, das durchzulesen :) aber war sehr gut geschrieben alles. von den fehlern hab ich natürlich nix mehr mitgekriegt, war'n alle schon berichtigt :rolleyes: schöne weisheit ist da drin: "manchmal kann der dümmste bauer klüger sein als der intelligentes regent." hmmm ... ich glaube, das merk ich mir! :D
 
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