Na gut, ich poste mal die verschollenen Teile plus einen neuen:
Sie war sich erst nicht ganz sicher gewesen, diesem Hünen ihr Kind anzuvertrauen. Aber als sie und Jari mit den Kartons bepackt ins Wohnzimmer zurückgekommen waren, und sie gesehen hatte, wie sanft und freundlich er mit ihrem Kleinen umgegangen war, hatte sie keine Bedenken mehr gehabt. Außerdem war auch er ein Vater.
Der Kleine versuchte unterdessen mühsam sich aufzurichten. Er war gerade in dem Alter, wo er zu krabbeln anfing, doch das gestaltete sich manchmal recht schwierig und war mit großer Anstrengung verbunden. Piccolo beobachtete ihn neugierig. Er wusste, das menschliche Babys anfangs geradezu lächerlich schwach und absolut hilflos waren. Kaum zu glauben, das Son-Goku auch mal so ein kleiner Hosenscheißer gewesen war! Und was war er jetzt? Der Kleine hatte es geschafft, sich auf den Bauch zu drehen. Nun stemmte er sich mit seinen kleinen Ärmchen hoch und zog seine Knie an. Auf der weichen Couch zu krabbeln war ein wenig kompliziert, da sie an manchen Stellen nachgab, doch unbeirrbar hielt der Winzling auf Piccolo zu. „So,“ meinte Piccolo. „Du willst also zu mir, ja? Willst wieder an meine Ohren ran, hm?“ Der Kleine gluckste fröhlich und kletterte auf seinen Schoß. Dann griff er mit seinen Händchen in Piccolo’s Kampfanzug und wollte sich an ihm hochziehen. Piccolo packte ihn mit einer Hand und drückte ihn auf seinen Schoß. „Nichts da, Kleiner! An meinen Ohren wirst du mich nicht noch einmal ziehen!“ Während er da sagte, grinste Piccolo und piekste ihn spielerisch mit dem Finger seiner anderen Hand in das Bäuchlein. Der kleine Junge lachte heiter los und wand sich. „Gefällt dir das?“ Erneut piekste er ihn und wieder schüttelte sich der Kleine vor Vergnügen. Dann packte er Piccolo’s Finger mit seinen beiden Händen und zog daran. „Na was, kleiner Mann? Willst mir wohl zeigen stark du bist!“ Piccolo lachte leise auf, versuchte, seinen Finger aus den kleinen Händchen des Kindes zu winden. Er spürte, wie der Kleine ihn fester packte, übte noch ein wenig Widerstand und ließ schließlich zu, dass der Kleine seinen Finger, und schließlich seine ganze Hand herunterzog. Der Junge lachte begeistert über seinen Erfolg. In diesen Moment fühlte Piccolo einen leichten Stich. Das alles hätte er mit Jari haben können! Er hätte ihre ersten Schritte mitgekriegt, ihre ersten Versuche zu sprechen. Wie sie zum ersten Mal ‚Papa’ sagte. Wenn er doch nur damals geblieben wäre! Wie durch einen Schleier sah er Megumi plötzlich vor sich, hörte sie sagen:“ Piccolo, ich kriege ein Kind. Dein Kind!“ Wie vom Donner gerührt hatte er sie angesehen. „Was?“ „Ich bekomme ein Kind. Du wirst Vater!“ Das Wort hallte damals seltsam in seinen Ohren wider. Er, ein Vater? Er konnte es sich nicht vorstellen. Das sagte er auch Megumi. Sie hatte ihn traurig aber verstehend angesehen. Dann war er ohne weiteres gegangen. Wenn er doch nur geblieben wäre! Da war es wieder, dieses ‚wenn’! Es ließ sich nicht mehr ändern. Er hatte seine Chance vertan, doch nun hatte sich ihm eine neue geboten. Und diese würde er nutzen, nein, er nutze sie bereits!
Es war an der Zeit zu gehen. Die Sachen waren in großen Reisetaschen verpackt und Piccolo und Jari standen an der Tür, um sich zu verabschieden. „Kommt uns doch mal besuchen, wenn ihr wollt,“ sagte Mrs. Kenshin und fuhr Jari kurz durch die Haare. „Ihr seid jederzeit herzlich willkommen!“ „Ja, machen wir,“ meinte Jai und schüttelte ihr die Hand. „Auf Wiedersehen!“ Der Kleine bekam von ihr ebenfalls das kleine Händchen geschüttelt. „Mach’s gut, Kleiner! Halt die Ohren steif!“ Piccolo verabschiedete sich, indem er Mrs. Kenshin und dem Kleinen kurz zunickte. „Auf Wiedersehen!“ Der kleine Junge wand sich plötzlich in den Armen seiner Mutter und reckte seine Ärmchen nach Piccolo aus. „He,“ sagte Jari grinsend. „Sieht so aus, als hättest du einen neuen Freund!“ „Ja, er scheint Sie gut leiden zu können.“ Piccolo starrte die junge Frau und den Jungen an. Der Kleine streckte erneut seine Arme nach ihm aus und stieß nun einen leisen, wimmernden Laut aus. Er trat näher an die beiden heran, strich dem Jungen kurz mit der Hand über dem Kopf und reckte ihm vorsichtig seinen Finger hin. Der Kleine griff danach. Piccolo schüttelte sacht die kleine Hand. „Bis bald, mein Kleiner!“ Der Junge strahlte ihn an und gluckste leise. Dann machten Jari und Piccolo kehrt. Nachdem sie sich etwas vom Haus entfernt hatten, stießen sie vom Boden ab und flogen heimwärts. Die ganzen Sachen mussten sie zu Hause noch einmal in Ruhe durchsehen.
Sie saßen gemeinsam in Jari’s Zimmer und sahen sich die Fotoalben an. Fasziniert schaute sich Piccolo jedes einzelne Bild wie gebannt an. Wenn es ihr zu lange dauerte, sortierte Jari in der Zwischenzeit ihre Spielsachen in Schränke und Regale und setzte ihren Teddy auf ihr Bett. Mitunter kommentierte sie auch die einzelnen Fotos und erläuterte, wo was aufgenommen wurde. Endlich waren sie fertig und Piccolo’s Blick fiel auf ein gerahmtes Foto, dass Jari und Megumi Arm in Arm vor ihrem Haus zeigte. Beide lächelten in die Kamera und sahen glücklich aus. „Kann ich das haben?“ fragte er Jari. „Ich würde es gerne bei mir im Zimmer aufstellen.“ Jari nickte und strahlte ihn an. „Klar, Papa!“ Piccolo sah sie an und zog sie urplötzlich in seine Arme. „He!“ sagte Jari verwundert. „Was ist denn, Papa?“ Sie blickte verwirrt zu ihm auf und versuchte sich aus seiner Umarmung zu befreien. Nicht das es ihr unangenehm war, aber warum war er plötzlich so komisch? Doch Piccolo hielt sie fest. „Jari, es tut mir leid, dass ich euch damals verlassen habe. Ich hätte bleiben sollen. Es war falsch von mir, schrecklich falsch, dass ich nicht bei dir und deiner Mutter geblieben bin.“ Jari sah ihn an, dann legte sie ihren Kopf an seine Brust. „Ach Papa. Ist schon gut. Du bist doch jetzt bei mir und ich bei dir. Wir bleiben immer zusammen!“ Piccolo lächelte und löste seine Umarmung. Er stand auf. „Ich gehe jetzt etwas meditieren. Was machst du?“ „Oh, ich glaube, ich….äh…sehe mal mein, äh…Spielzeug durch!“ Sie errötete leicht und schaute zu Boden. Piccolo grinste und fuhr ihr mit der Hand durch die Haare. „Ja, mach das! Ich komme nachher noch mal vorbei!“
Als Piccolo sein meditatives Training beendet hatte und über den Flur Richtung Jari’s Zimmer ging, hörte er ein Surren aus ihrem Raum. Verwirrt öffnete er die Tür. Jari stand mit dem Rücken zu ihm und hielt eine Fernbedienung mit einer Antenne in der Hand. Ein kleines Auto jagte mit enormer Geschwindigkeit über dem Fußboden. „Yeah,“ rief Jari, die noch nicht Piccolo’s Anwesenheit bemerkt hatte. „Und jetzt ne’ scharfe Linkskurve!“ Sie ging leicht in die Knie, riss die Fernbedienung herum. Das Auto beschrieb, wie sie angekündigt hatte, knapp vor der Wand eine Linkskurve. „Das war aber knapp!“ Als sie die Stimme ihres Vaters hörte, schnellte Jari herum. „Papa!“ „Na, macht das Spaß?“ „Ja, ich habe noch eine Packung Batterien gefunden. Die haben noch funktioniert! Super, nicht?“ Jari trat auf Piccolo zu und hielt ihm die Steuerung hin. „Willst du auch mal versuchen?“ Zögerlich griff Piccolo nach der Bedienung. Er wusste nicht so recht, was er von der ganzen Sache halten sollte. „So, hier drückst du auf ‚Start’, dieser Knopf ist für ‚Stopp’ und mit dem Ding hier kannst du es steuern, also die Richtung ändern. Klar?“ Piccolo nickte und versuchte es. Ungelenk hielt er die Steuerung in den Händen und betätigte den Start-Knopf. Und setzte das Auto prompt an die Wand! Er zischte ärgerlich. Jari lachte laut auf. „Du musst das ein wenig sensibler machen, Papa!“ Er versuchte es erneut. Irgendwie war bei ihm der Wurm drin. Sollte das Auto vorwärts fahren, fuhr es rückwärts. Nach einer Weile krachte es erneut an die Wand, überschlug sich und blieb mit wild drehenden Rädern auf dem Rücken liegen. „Verfluchte Höllenmaschine!“ knurrte Piccolo erbost. Jari grinste und knuffte ihn tröstend in die Seite. „Naja, das ist halt nicht dein Ding, Papa!“ Piccolo starrte sie an. Dann musste auch er grinsen. Da ließ er sich doch tatsächlich von einem Kinderspielzeug aus der Ruhe bringen!
Die nächsten Tage waren sonnig und es war angenehm warm. Der Sommer zeigte sein freundliches Gesicht und diese Tage nutzen Jari und Piccolo, diverse Ausflüge zu machen. Nachdem sie durch einige Wälder durchquert und über einige Wiesen spaziert waren, kamen sie zum Rande einer kleinen Ortschaft. „Das Örtchen sieht nett aus, lass uns mal durchlaufen!“ meinte Jari zu ihm. Piccolo zögerte für einen Moment. Normalerweise hielt er sich von Orten, an denen viele Menschen lebten, fern. Viele Leute fürchteten ihn immer noch, ob seines für Menschen ungewöhnlichen Äußeres, einige erinnerten sich noch an seine Zeiten als Oberteufel, und er selbst bevorzugte die Einsamkeit, die Ruhe. Wobei, dies hatte sich natürlich auch im Laufe der Jahre geändert. Den ersten, richtigen Kontakt mit einem Menschen hatte er mit Son-Gohan gehabt. Der Kleine war damals nicht so wie die anderen gewesen. Er hatte noch nicht die Meinung und die Einstellung der Erwachsenen in sich verinnerlicht, die besagte, dass er, Piccolo, abgrundtief böse sei, ein Dämon, nur davon beseelt alles Leben zu vernichten, jemanden, den man nur fürchten, verabscheuen und hassen konnte. Son-Gohan war anderes. Er war noch unschuldig gewesen und hatte ihn so genommen wie er war. Hatte ihn so akzeptiert. Zum allerersten Mal hatte Piccolo Toleranz erfahren. Erfahren, was es heißt, gemocht, ja sogar geliebt zu werden. Erfahren, dass auch er zu solchen Gefühlen wie Freundschaft und Zuneigung fähig war. Über die Jahre, in denen er mit den Z-Fightern gekämpft hatte, war er auch so was wie eine Freundschaft mit den anderen eingegangen und war fortan natürlich nicht mehr so oft allein. Dennoch war er oft einsam gewesen und hatte sich zurückgezogen. Dann trat seine Tochter in sein Leben und alles hatte sich verändert. Die allergrößte Veränderung hatte er selbst durchgemacht. Er schämte sich nicht mehr seiner Gefühle und die Einsamkeit, die sonst in seinem Herzen geherrscht hatte, war vergangen. Vielleicht sollte er sich auch nicht mehr sträuben, Kontakt zu anderen Menschen zu vermeiden. Jari hatte auch keinerlei Berührungsängste. Warum also nicht den ersten Schritt machen? Piccolo nickte langsam. „In Ordnung!“ Sie spazierten in Ruhe los. Die Straßen waren fast menschenleer. Es war eine ruhige Ortschaft. Als sie an einer Mauer vorbeikamen, sprang Jari auf sie herauf und lief balancierend neben Piccolo her. Endlich einmal musste sie nicht zu ihm aufsehen, sondern war direkt auf gleicher Augenhöhe. Piccolo fiel plötzlich was ein. „Sag mal, Jari! Was ist eigentlich mit Schule und so?“ „Oh, Bulma meinte, ich könnte vielleicht auf die gleiche Schule, auf die Trunks und Son-Goten gehen. Sogar in dieselbe Klasse, wenn meine Leistungen entsprechend sind. Ich muss nur noch einen Test machen. Nach dem Sommer würde es dann anfangen. Ich wäre zwar die Jüngste in der Klasse, aber das fällt bei meiner Größe nicht so auf!“ Bei diesen Worten grinste sie leicht und ihr fiel ein, was sie ihren Vater fragen wollte:“ He, Papa! Glaubst du, ich werde einmal so groß wie du? Und so stark?“ Piccolo musterte sie prüfend. „Das könnte gut sein. Du bist jetzt schon recht groß für dein Alter. Vielleicht wirst du nicht ganz so groß wie ich, aber mindestens so groß wie Son-Goku oder Son-Gohan. Zumindest größer als Vegeta!“ Bei diesen Worten grinste er. „Und vielleicht wirst du sogar noch stärker als ich. Wer weiß?!“ Jari lachte zufrieden. Die Mauer neigte sich ihrem Ende zu. Piccolo packte Jari bei den Hüften und schwang sie sich auf den Rücken. Sie schlang ihre Arme um seinen Hals und umklammerte mit ihren Beinen seine Hüften. Zufrieden ließ sie sich von ihm tragen. Einige Leute, denen sie begegneten, schauten sie leicht seltsam an, doch die meisten schienen das Bild, das sich ihnen bot, für normal zu halten. Sie sahen einfach nur einen Vater, der seine kleine Tochter auf dem Rücken trug. Piccolo dachte bei sich, dass die Zeit, in der die Menschen Furcht vor ihm hatten, vielleicht langsam vorbei sei. Doch er sollte sich geirrt haben!
Langsam kamen sie zum Rande der kleinen Ortschaft. Ein kleines Waldstückchen kam in Sicht. Piccolo hielt darauf zu. Vor dem letzten Haus des Ortes hatte sich eine Versammlung gebildet. „He, was ist denn da los, haben die ein Fest?“ fragte Jari und sprang von Piccolo’s Rücken. Als sie näher kamen, verzog Jari enttäuscht das Gesicht. Ein großes Banner kündete von „Abstimmung über Erhöhung der Gemeindesteuern“. „Och, so was langweiliges!“ Piccolo gab ihr Recht. Für solche Kleinigkeiten, solche Bagatellen beriefen die Menschen direkt eine große Versammlung ein und machten eine große Sache draus. Nicht zu fassen. Wobei, dachte sich Piccolo, für die Leute hier ist es schon eine große Sache. Es gab auch einige Stände mit Kuchen und Getränken, Kinder wuselten zwischen den Holzbänken, die aufgestellt worden waren, hin und her. Ein Mann, wohl der Bürgermeister des Ortes, versuchte verzweifelt, sich Gehör zu verschaffen. Irgendetwas schien an seinem Mikrofon nicht richtig zu funktionieren und seine Zuhörer machten es ihm nicht leicht, sie waren empört, dass sie nun noch mehr löhnen sollten. Einige Leute starrten die Fremden neugierig an, ein alter Mann grüßte höflich in Piccolo’s Richtung, lächelte Jari an und wandte sich wieder dem Sprecher zu. Sie wollten gerade weitergehen, als eine Stimme sich über das wütende Gemurmel der Zuhörer erhob. „OBERTEUFEL PICCOLO!!! Das kann doch einfach nicht wahr sein!“ Schlagartig war alles ruhig. Sogar der Bürgermeister verstummte. Alle wandten sich um und starrten Jari und Piccolo an. Der Mann, der gerufen hatte, bahnte sich einen Weg durch die Menge. Er war um die fünfzig Jahre, war groß und stämmig gebaut und blickte Piccolo finster an. „Du lebst also immer noch! Und ich dachte, du wärst über die Jahre hinweg in irgendwelchen Kämpfen draufgegangen. Ein Jammer, dass dem nicht so ist!“ Er wandte sich der Menschenmenge zu, die ihm atemlos zuhörte. „Ja, es ist Oberteufel Piccolo, der damals die Weltherrschaft an sich reißen wollte. Seinem Vater war es ja eine Zeitlang gelungen, bis er von einem kleinen Jungen vernichtet wurde. Er wollte seinen Vater rächen und hat damals beim Großen Turnier eine wahre Zerstörungsorgie fabriziert. Ich war dabei, ich habe es gesehen!“ „Nun, Ranwe, das ist aber schon über zwanzig Jahre her!“ mischte sich ein anderer Mann ein. „Bist du dir sicher, dass er es ist?“ Der Mann namens Ranwe schaute den Fragesteller verächtlich an. „Natürlich bin ich mir sicher! Schaut ihn euch doch an. Das ist Oberteufel Piccolo wie er leibt und lebt!“ In den Gesichtern von einigen Leuten flackerte ein plötzliches Widererkennen auf und einige wichen nervös und leicht ängstlich zurück. Andere traten näher und machten ein bedrohliches Gesicht. Piccolo wartete förmlich darauf, dass sie plötzlich ihre Mistgabeln und Fackeln hervorholten. ‚Das Klischee würde noch fehlen,’ dachte er gallig. „Diese Bestie!“ knurrte Ranwe. „Was willst du hier? Deinen Vernichtungsfeldzug von damals fortführen?“ Plötzlich fiel sein Blick auf Jari. „He Mädchen! Du solltest besser von da weg kommen. Dieser Typ ist ein Monstrum, ein gefährlicher Psychopath!“ Jari starrte den Mann empört und wütend an. Ihr Vater eine Bestie, ein Monstrum, ein gefährlicher Psychopath? Was erlaubte sich der Kerl??! „Er ist kein Monstrum, er ist mein VATER!“ Die Menge keuchte auf. Was sagte die Kleine da? Ranwe musterte das Kind. Jetzt, wo sie es sagte, fielen ihm die Ähnlichkeiten auf, die gleichen spitzen Ohren und Eckzähne, die Gesichtszüge dieses Monstrums in dem Gesicht des Kindes. Er schaute sie an und sein Gesicht verzog sich vor Ekel und Abscheu. Jari sah ihn an, war erschüttert über den plötzlichen Hass und Widerwillen, der sich auf dem Gesicht des Mannes abzeichnete. „Ausgeburt der Hölle,“ wisperte der Mann. Dann wurde er lauter. „Dein Vater, sagst du? Hat Oberteufel Piccolo seine dämonische Saat also weitervererbt. Du bist ein Sprössling des Bösen, Mädchen. Ein Wechselbalg! Du bist nichts weiter als eine widerliche, abscheuliche MISSGEBURT!“ Jari taumelte entsetzt zurück. Einige Leute raunzten zweifelnd. Was Ranwe da sagte, war furchtbar. Wie konnte man ein kleines Kind nur so anfeinden? Sie sahen ein hübsches, kleines Mädchen mit spitzen Ohren und scharfen Eckzähnen. Und die Kleine sollte so gefährlich und böse sein? Einige andere wiederum stimmten Ranwe zu. „MISSGEBURT!“ wiederholte Ranwe. Das war zuviel! Das Maß war übervoll! Die Leute konnten die Bewegung nicht sehen, sie war zu schnell, aber plötzlich stand Piccolo vor Ranwe, hatte ihn am Kragen gepackt und hochgerissen! Nun baumelte er hilflos in der Luft und sah in ein solch wutverzerrtes Gesicht, dass er meinte, ihm müsste speiübel werden.
In Piccolo’s Inneren schien alles zu explodieren. Das die Menschen ihn anfeindeten, war ihm nicht neu, aber seine Kleine? Sie hatte nichts getan, sie war noch ein Kind. Wie konnte dieser Schädling, dieser Wurm so was zu seiner Kleinen sagen? Piccolo knurrte und schüttelte den Mann. Er sah die Angst in seinen Augen und das freute ihn. Er war nahe daran ihn zu töten! „He-helft mir doch!“ ächzte Ranwe. Doch die Menge war ängstlich zurückgewichen. „Typisch,“ zischte Piccolo. „Dreht man dem Leithammel den Hahn ab, läuft der Rest der Herde blökend davon!“ Er hatte von dem Mob auch nichts anderes erwartet! Piccolo schüttelte den Mann noch einmal heftig, dann schleuderte er ihn mit einem Knurren gegen die nächste Hauswand. Der Körper des Mannes riss ein Loch in die Wand, er jaulte vor Schmerz auf. Er war nicht tot, aber das sollte ihm eine Lehre sein! Piccolo schoss noch einen gezielten Ki-Blast hinterher, der die derangierte Mauer nun endgültig zum Einsturz brachte. Jari hatte sich unterdessen wieder gefangen und beobachtete das Geschehen atemlos. Sie war so glücklich, dass ihr Vater sie verteidigte. Es war so gemein und verletzend gewesen, was der Mann gesagt hatte. Plötzlich hörte sie ein Surren in der Luft. Instinktiv schnellte ihre Hand vor ihr Gesicht und sie fing einen kleinen Stein auf. Wütend blickte sie sich um. Der Übeltäter war rasch ausgemacht. Ein kleiner Junge von ca. fünf Jahren hatte ihn mit seiner Schleuder auf sie abgeschossen. Jari knurrte und zerbröckelte den Stein in ihrer Hand. Eine Frau, die neben dem Jungen stand, vermutlich seine Mutter, stieß ihn ärgerlich an. Der Junge kuckte betreten und als er in Jari’s wütendes Gesicht sah, ging er sicherheitshalber hinter der Frau in Deckung. Piccolo wandte sich der Menschenmenge zu. Die zog es vor, sich schnellstens zurückzuziehen. Binnen weniger Sekunden war der Platz panikartig geräumt, selbst Ranwe war irgendwie davon gekrochen. Jari wollte den Leuten wütend nachsetzen. Das konnte sie doch nicht auf sich sitzen lassen, diese Anfeindungen und Beleidigungen. Doch Piccolo fing sie ab. Er packte sie von hinten, schlang seine Arme um sie und hob sie hoch. Jari fing wütend an zu zappeln und versuchte sich zu befreien. „Lass mich los, Papa! Die mach’ ich fertig! Ich mach’ sie fertig, dieses Gewürm…“ „Nichts da! Gar nichts machst du!“ entgegnete Piccolo und verstärkte seinen Griff. „Du bist um soviel stärker als sie. Sie hätten keine Chance. Und in deiner momentanen Unbeherrschtheit könnte das recht hässlich enden!“ Doch Jari wollte nicht hören. Sie tobte und schlug nun wild um sich. „Ich will sie töten!“ fauchte sie. „LASS MICH ENDLCH LOS!“ „Jari, hör auf!“ knurrte Piccolo. „Was redest du da? So ein Unsinn, als ob du sie töten willst!“ Natürlich hatte er Recht. Sie wollte sie nicht töten. Aber ihnen zumindest eine Abreibung verpassen, die sich gewaschen hatte! Also zappelte sie weiter und versuchte sich aus dem übermächtigen Griff ihres Vaters zu befreien. Piccolo schnaufte ärgerlich und marschierte auf das kleine Wäldchen zu, das ihr Ziel gewesen war. Erst mal weg von hier! Den ganzen Weg über zeterte Jari und schlug wie wild um sich.
Auf einer Lichtung machte er Halt. Den ganzen Weg über hatte Jari in seinen Armen gewütet und versucht sich zu befreien. Sie schien sich nicht beruhigen zu wollen und schlug mit ihren Fäusten auf seine Arme und versuchte seinen eisenharten Griff zu lösen. „Das reicht, Jari! Hör auf damit! Du kannst dich eh’ nicht befreien. So stark bist du noch nicht. Schluss jetzt!“ befahl Piccolo leicht genervt. Aber eines musste er seiner kleinen Tochter lassen, sie war ganz schön hartnäckig und stur. Erschöpft ließ Jari Arme und Beine schlaff herunter baumeln. Er hatte Recht. Sie konnte nicht das Geringste gegen ihn ausrichten. „Lass mich endlich los!“ „Nur wenn du nichts Dummes versuchst oder dich wieder so aufregst, dass du kurz vorm explodieren stehst!!“ „Ist ja schon gut! Lass mich runter!“ Piccolo löste seinen Griff und setzte sie ab. Er erwartete halb, dass sie versuchte wieder in den Ort zu laufen. Doch Jari starrte ihn nur ärgerlich an, drehte sich um, ging ein paar Schritte, setzte sich im Schneidersitz ins Gras, verschränkte die Arme vor die Brust und stierte. Piccolo ließ sich auf einem Baumstamm nieder und beobachtete sie. Wieder einmal fiel ihm die Ähnlichkeit zwischen ihnen beiden auf. Wie sie so da saß, diese ablehnende Haltung, das kannte er nur zu gut von sich selbst! Unter anderen Umständen hätte ihn das amüsiert, aber jetzt? Die ganze Sache war äußerst hässlich verlaufen, fast wäre die Situation eskaliert. Als dieser Schädling seine hübsche Kleine als Missgeburt bezeichnet hatte, hätte er ihm liebsten den Garaus gemacht! Und plötzlich fragte sich Piccolo besorgt, ob das immer so sein würde. Würde Jari ständig angefeindet werden und solch furchtbaren Beschimpfungen ausgesetzt sein, nur weil sie seine Tochter war? Hatte sie schon früher Probleme dieser Art gehabt? Nachdenklich zog er seine Stirn in Falten. Auf Dauer konnte das ihre kleine Seele nicht verkraften. Wie konnten Menschen nur so grausam sein? Piccolo spürte, wie der alte Abscheu und Groll gegen die Menschen, den er längst vergessen geglaubt hatte, wieder in ihm aufstieg. Sicher, nicht alle waren so, seine Freunde waren nicht so, Megumi war nicht so gewesen, aber der größte Teil schon. Megumi! Sie hatte ihn nicht gefürchtet. Es schien ihm, als sei es erst vor kurzem gewesen, als er sie zum ersten Mal gesehen hatte und sie ihn. Er sah es noch genau vor sich. Ihre erste Begegnung. Es war ein sonniger Tag gewesen. Er war, nachdem er trainiert hatte, ein wenig umher geflogen. Es war wieder einer dieser Tage gewesen, an denen er alleine sein wollte, den Kopf frei kriegen. Auf einer großen Wiese, dessen Blumen in voller Pracht standen, war er schließlich gelandet und hatte die Schönheit der Natur bewundert. Und dann hatte er sie gesehen! Sie trug ein blaues Leinenkleid, ihre langen blonden Haare fielen ihr offen den Rücken hinab. Sie pflückte Blumen. Piccolo starrte sie an. Noch niemals hatte er so etwas Schönes gesehen. Schließlich bemerkte sie ihn. Sie erschrak nicht! Sie lief nicht weg! Sie sah nur ein wenig überrascht aus. Dann lächelte sie und kam langsam, den Arm voller Wildblumen, auf ihn zu. Er hatte das Gefühl, in ihren blauen Augen, die ihn an den weiten Ozean oder an einen tiefen Bergsee erinnerten, zu ertrinken. Er verspürte plötzlich Empfindungen ins sich, die er niemals zuvor verspürt hatte. Sie schaute zu ihm hoch und fragte ihn, wer er sei. Piccolo konnte erst nicht antworten. Ihre Gegenwart benahm ihm den Atem. Sie war so wunderschön! Schließlich brachte er doch was hervor:“ Mein Name ist Piccolo!“ Die junge Frau lächelte ihn an. „Hallo Piccolo! Ich heiße Megumi. Ich habe dich noch niemals in dieser Gegend gesehen. Kommst du von weit her?“ So fing alles an. Sie unterhielten sich. Er erzählte ihr von sich, verschwieg ihr nicht, dass er Oberteufel Piccolo war. Es war seltsam, er erzählte ihr Sachen, die er niemals einem anderen Menschen erzählen würde, von Son-Gohan vielleicht abgesehen. Sie war nicht schockiert oder hatte Angst. Sie nahm ihn so wie er war. Und Piccolo spürte sie, die Toleranz, die er in seinem ganzen Leben so wenig hatte erfahren dürfen. Er war von der jungen, hübschen Frau fasziniert, und ihr schien es mit ihm ebenso zu gehen. Am ersten Abend flog er noch davon. Doch am zweiten Tag kehrte er zu ihr zurück, blieb den ganzen Tag. Und die ganze Nacht. Er fühlte sich auf einmal einem Menschen auf eine Weise nahe, wie noch niemals zuvor. Sie liebten sich. Es war zärtlich und leidenschaftlich zugleich. Und Piccolo fühlte sich glücklich. Noch niemals hatte er für eine Frau so empfunden. Er blieb noch einen Tag. Dann verließ er sie. Warum nur? Er war glücklich, doch er wusste, dass er für ein solches Leben, ein Leben mit einer Frau, ein Familienleben, nicht geeignet war. Einige Monate später hatte er sie noch mal besucht. Sie war schwanger gewesen. Von ihm. Sie hatte seine Hand genommen und auf ihren Bauch gepresst und er hatte die Bewegungen seines ungeborenen Kindes gespürt. Die Gefühle, die er in diesem Augenblick verspürte hatte, waren unbeschreiblich gewesen! Doch er war wieder gegangen. Aber lange hatte er es nicht ausgehalten. Ein knappes Jahr später war er erneut zu ihren Haus geflogen. Von weitem beobachtete er es. Und hörte das Schreien eines Babys, seines Kindes! In diesem Moment hatte es ihn fast überkommen und er war nahe davor, zu ihr zu gehen, zu Megumi und ihrem Kind, ihrem und seinem Kind! Doch wieder hatte er sich abgewandt! Und von da an verdrängte Piccolo jeglichen Gedanken an die Frau die er liebte und an sein Kind!
Piccolo schüttelte leicht den Kopf, verdrängte die Erinnerungen. Die verpassten Gelegenheiten schmerzten einfach zu sehr. Was hätte er alles haben können? Was wäre es für ein Gefühl gewesen, seine neugeborene Tochter in den Armen zu halten, sich gemeinsam mit Megumi über das kleine Wesen zu freuen? Er seufzte leicht und wandte seine Aufmerksamkeit wieder Jari zu, die immer noch ärgerlich auf dem Boden hockte und vor sich hinstarrte. Jetzt musste sie aber bald mal ihr Mütchen gekühlt haben! „Na, hast du dich jetzt endlich beruhigt?“ Jari blickte ihn an, sprang auf und ging auf ihn zu. „Beruhigt? Nee, ganz und gar nicht, ich bin stinksauer! Die Leute sind unmöglich, sie sind so gemein. Wie können die nur so furchtbare Sachen über dich sagen? Das ist nicht fair!“ Erregt lief sie vor Piccolo auf und ab und fuchtelte gestikulierend mit ihren Armen in der Luft herum. Piccolo sah sie an, wusste, dass seine kleine Tochter wieder kurz vorm Ausplatzen stand. „Teilweise stimmt es aber, was sie gesagt haben,“ meinte er ruhig. „Früher war ich böse und wollte alles vernichten.“ „Ja, aber das ist doch schon zig Milliarden Jahre her!“ rief Jari empört. „Du hast dich verändert, du bist nicht mehr böse, du hast soviel für die Menschen und die Erde getan. Verstehen diese Leute das nicht? Erinnern die sich nur an das Schlechte? Wie kann man nur so….so…infol….in…Wie heißt da Wort noch mal?“ „Intolerant!“ „Ja genau! Wie kann man nur so intolerant sein?“ Piccolo zuckte mit den Achseln. „Das scheint wohl in der Natur des Menschen zu liegen! Außerdem sind nicht alle so wie diese Leute. Son-Gohan und seine Freunde sind anders. Deine Mutter war anders. Die junge Frau mit ihrem Kind ist anders!“ „Sind aber nicht gerade viele, oder?“ Piccolo machte ein finsteres Gesicht. Sie hatte Recht! Es waren wirklich nicht viele! Jari war vor ihm stehen geblieben, sah ihm in die Augen. „Ich verstehe einfach nicht, wie dieser miese Typ dich als Monstrum beschimpfen kann! Das ist so gemein! Wie kann er nur?“ Piccolo sah sie an. „Nun,“ sagte er langsam. „Für die meisten sehe ich halt Furcht einflößend aus, wenn nicht sogar hässlich!“ Jari starrte ihn an. „Du bist nicht hässlich! Du siehst toll aus, Papa! Na schön, wenn du sauer wirst, kannst du einem schon Angst machen, aber das tut Onkel Vegeta auch, wenn er ausflippt! Mama hat dich nicht hässlich gefunden, und sie musste es doch am besten wissen, oder? Ich finde dich nicht hässlich, du siehst halt nur anders aus als die Menschen! Bist ja auch ein Namekianer! Die Leute sind einfach nur blöd!“ Ihr rührendes Eingeständnis ihm gegenüber, dass sie ihn so verteidigte, brachte Piccolo zum lächeln. „Das hast du nett gesagt, meine Kleine! Leider denken nicht alle so wie du!“ Jari nickte ärgerlich. „Diese blöden Idioten! Ach, Papa, da hinten hockt übrigens jemand im Gebüsch und beobachtet uns!“ sagte sie plötzlich unvermittelt. Piccolo nickte. „Ja, ich weiß. Schon die ganze Zeit!“ „Jetzt reicht es mir aber!“ rief Jari erbost und stampfte wütend mit dem Fuß auf. „Das Maß ist jetzt echt voll!“ Piccolo gab ihr Recht und stand auf. Es reichte wirklich! Was erdreisteten sich diese Leute eigentlich? „Los!“ rief Jari herrisch. „Komm sofort aus dem Gebüsch hervor oder wir kommen und holen dich! Ich habe die Nase gründlich voll, aber so was von!!!“
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