LadyR
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Scheint als wäre der alte Thread mit diesem Thema verloren gegangen. Jedenfalls habe ich ihn vergeblich gesucht.
Also beginnen wir nochmals von vorn:
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Lebenserinnerungen einer Ratte
1
Viele Menschen denken, eine königliche Speisekammer sei ein Paradies für meinesgleichen, aber da irren sie sich. Getreidespeicher sind nicht übel, aber es geht nichts über den Abfallhaufen einer großen Burg. Wo Äpfel zwischen Käserinden und Brotrinden faulen, wo Kartoffelschalen ausgekochte Knochen überdecken, ja dort lässt es sich leben.
Ein derartiges Glück war mir leider nicht beschieden. Meine Mutter hatte ihr Nest in einer Mauerlücke hinter einem Fass eingelegte Gurken gebaut. Und eben dort, in der königlichen Speisekammer von Noricand erblickten meine fünf Geschwister und ich das Dunkel der Welt, denn wie alle Ratten wurden wir blind geboren, und außerdem herrschte in der fensterlosen Kammer stets Finsternis.
Noch heute erinnere ich mich an meine ersten Gerüche, an den Duft von Käserädern, Wurstketten, Honig und Salzgurken. Ratten haben keine Namen. Unser beschränktes Repertoire an Lauten reicht gerade für Ausdrücke wie „Das ist mein, Zähne weg oder es gibt was auf den Nackenpelz“ oder „Wenn dir deine Ohren lieb sind, dann verzieh dich“. Wir erkennen uns an Gerüchen. Ich bin bis heute den Geruch der Salzgurken nicht losgeworden, und meinen Geschwistern sitzt er auch immer noch im Fell.
Wir lernten rasch, weshalb das Königsschloss ganz unten auf der Beliebtheitsliste für Rattenlöcher stand. Zum einen war der König ein begeisterter Jäger. Um Fasane oder Rehe aufzuspüren braucht es natürlich bessere Nasen, als die verkümmerten Zinken, die in den nackten Menschengesichtern sitzen. Die gehorsamen Hilfsriecher der Menschen, die Hunde mit ihren Schlabberzungen und Dolchzähnen hatten freien Zugang zu den meisten Räumen im Schloß. Ich fürchte mich nicht vor Katzen. Die einzige Katze im ganzen Schloss war das überfütterte Schoßtier der Königin, sie zog höchstens ihre vornehme Plattnase hoch, wenn eine Ratte ihr zu nahe kam. Die Hunde jedoch sahen die Rattenjagd als leichtes Training zwischen ihren Ausflügen an.Wehe dem Nager, der ihnen vor die Schnauze kam.
Der zweite Grund roch beständig nach Zwiebeln und Fett. Greinolf, des Königs Chefkoch, liebte Sauberkeit über alles. Des abends wurde die Küche bis auf den kleinsten Winkel ausgekehrt und blankgeschrubbt. Hinterher streuten sie frisches, mit getrockneten Kräutern durchmischtes Stroh. Jeder Teller, jede Tasse, jeder Topf wurde gescheuert, bis sich die verschwitzten Gesichter der Küchenmägde darin spiegelten. Kein Krümel war so klein, daß er Meister Greinolf verborgen blieb, und dann setzte es harte Worte und noch härtere Kopfnüsse. Die Küchenjungen und die Mägde zogen die Köpfe ein, aber hinter seinem Rücken schnitten sie wilde Grimassen. Zu ihrem Glück ahnte Greinolf nichts davon.
Täglich wanderten die Abfälle in einen Eimer, den einer der Küchenjungen zum Müllplatz schleppte. Normale Schlösser und Burgen hatten Abfallhaufen, Berge schimmeliger Köstlichkeiten, die zum Himmel stanken.
Das Köngisschloss hingegen besaß eine Reihe tiefer Gruben. War eine voll, wurde sie mit Laub, Ästen und Erde zugeschüttet. Vielleicht hätte die eine oder andere Ratte dennoch ein sattes Dasein führen können, wären nicht die Jagdhunde gewesen, die unter den wachen Augen des Meutenführers um den Müllplatz herumtobten. Von den Ratten, die den verlockenden Düften des Abfalleimers folgten, sah man kaum eine lebend wieder.
Ratten und Mäuse standen bei Greinolf gleich nach Schmeißfliegen und Küchenschaben auf der Die-Welt-wäre-ohne-sie-besser-dran-Liste. Der Chefkoch duldete keine Hunde in der Nähe der Speisekammer, Blutwurst und Schinken schmeckten besser, als jede noch so fette Ratte, daher wandte er sich an Meister Sebiond, den königlichen Hofzauberer.
Meister Sebiond war über diesen Auftrag alles andere als erbaut. „Ihr wollt, dass ich meine magischen Kräfte an Gurkenfässer und Käseräder verschwende? Die größten Geheimnisse der Welt harren der Entdeckung.“
Greinolf ließ sich von Sebionds theatralischem Gehabe nicht beeindrucken. „Die größten Geheimnisse der Welt sind bisher ganz gut ohne Euch zurechtgekommen“, sagte er. „Seid versichert, wenn der König über einen abgeknabberten Kuchen und angefressene Schinkenscheiben in Zorn gerät, werde ich ihm von Eurer Hilfsbereitschaft berichten. Das Essen im Kerker soll nicht sehr bekömmlich sein, wie ich gehört habe.“
Sebiond funkelte Greinolf an und machte sich zähneknirschend ans Werk. Der Schutzzauber, den er über die Köstlichkeiten der Speisekammer sprach hatte in etwa die Wirkung als würde man eine Glasglocke darüber stülpen. Wir Ratten sahen die Würste, konnten sie aber weder riechen, noch beknabbern. Somit waren die versiegelten Leckereien für mich und meine Geschwister von da an so interessant wie Pflastersteine. Erst wenn eine Wurst die Kammer verließ, wurde sie zu einer Verlockung.
In der Küche wußte Greinolf sich selbst zu helfen. Sein Sauberkeitswahn hielt Schaben in Schach. Lederbezogene Brettchen aus elastischem Holz machten jede erreichbare Fliege platt. Nur wenige entkamen Greinolfs Jagdeifer, und die landeten in einem der vergifteten Honigschälchen. Auf uns Ratten warteten in dunklen Winkeln Fallen. Sie kosteten jedem Wurf etwa ein Viertel der Jungratten. Nachdem ich in die gebrochenen Augen zweier Schwestern geblickt, den schimmligen Speck und den alten Käse in ihren Mäulern beschnuppert hatte, machte ich einen Bogen um alles was nach schimmligem Speck, altem Käse und rostigem Metall gleichzeitig roch.
Das hatte nichts mit der vielzitierten Schläue von Ratten zu tun. Sie ist ein Hirngespinst von Menschen, die ihre Instinkte längst unter flohbesetzten Perücken begraben haben. Der Überlebensinstinkt allein befahl meinen Pfoten links oder rechts abzubiegen, wenn eine Situation nach Tod stank.
Der einzige Ort, wo weder Greinolf noch Hunde uns vertrieben, war der königliche Speisesaal. Der König und seine Frau speisten zusammen mit dem Hofstaat. Da Tischmanieren bei so feinen Leuten keine Rolle spielten, geriet immer wieder mal ein Stück Brot oder ein Bissen Braten unter den Tisch. Zwar war der Spießrutenlauf unter den lackierten Absätzen kein Vergnügen, aber die Reste reichten aus, um die meisten von uns am Leben zu halten. Sicherer freilich war es bei Nacht das Stroh zu durchstöbern.
In einer solchen Nacht ergatterte ich eine halbe Brotscheibe und verschlang fast die Hälfte, ehe eine ältere Ratte mir den Rest stahl. Satter als üblich wagte ich mich in einen für mich bis dahin unbekannten Teil des Schlosses. Neben einem Schrank entdeckte ich ein gemütliches Loch. Dort döste ich, bis kurz vor Morgengrauen plötzlich stumpfe Krallen über den Steinboden klapperten. Ich schreckte hoch, wollte fliehen, aber da hatten die beiden Hunde mich schon entdeckt. Ich huschte unter den Schrank und da sie nur zwei der drei offenen Seiten belauern konnten, gelang mir die Flucht. Hechelnd und sabbernd hetzten sie hinter mir her. Ich sauste den Korridor hinunter, so schnell mich meine Beine trugen. Kurz vor seinem Ende, das auch das meine gewesen wäre fand ich einen Spalt in der Wand und zwängte mich hindurch. Ich hörte die Hunde draußen scharren und jaulen, aber ich war in Sicherheit. Zumindest bildete ich mir das ein. Zurück konnte ich nicht und so quetsche ich mich zwischen den Mauersteinen hindurch direkt in die Falle. Das Gitter fiel herunter, und da saß ich, eingeklemmt in eine Drahtröhre, in die ich gerade noch hineinpasste.
Kein Wesen, das ein bisschen Verstand besitzt, verkündet der ganzen Welt, dass es in der Falle sitzt. Doch so etwas wie Verstand hatte unter meinem Kopfpelz keinen Platz. Ich nagte verbissen an den Stäben, pfiff frustriert und quietsche ängstlich. Kaum hatte ich mich mit meinem Gefängnis vertraut gemacht, da wurde die Gitterröhre hochgehoben. Ich hing in der Luft vor dem feixenden Gesicht Morinors. Der Gestank nach halbverdautem Fisch und schlecht vergorenem Bier entströmte seinem breiten Grinsen.
„Was haben wir denn da?“ fragte er. Seine Eulenaugen glitzerten.“ Auf eine wie dich warte ich schon seit einer Woche. Sebiond kann euch Ratten genau so wenig leiden wie die Läuse unter seiner Perücke.“ Er lacht, schwenkte mich herum und trug mich zum Tisch, auf dem zwischen Pergamentrollen und Büchern ein alter Vogelkäfig stand. Morinor hielt die Röhre an das offene Türchen, klappte das Gitter hoch und schüttelte mich hinein. Ich landete auf dem mit Sand bestreuten Käfigboden und schüttelte verwirrt den Kopf. Ehe ich reagieren konnte, klappte das Türchen zu. Ich saß erneut in der Falle. „Du bleibst darin, bis Sebiond kommt“, sagte Morinor und warf die Röhre in eine Ecke. Er beachtete mich nicht weiter, sondern begann, eine Reihe seltsamer Dinge zusammenzutragen.
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Das war Teil 1
Also beginnen wir nochmals von vorn:
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Lebenserinnerungen einer Ratte
1
Viele Menschen denken, eine königliche Speisekammer sei ein Paradies für meinesgleichen, aber da irren sie sich. Getreidespeicher sind nicht übel, aber es geht nichts über den Abfallhaufen einer großen Burg. Wo Äpfel zwischen Käserinden und Brotrinden faulen, wo Kartoffelschalen ausgekochte Knochen überdecken, ja dort lässt es sich leben.
Ein derartiges Glück war mir leider nicht beschieden. Meine Mutter hatte ihr Nest in einer Mauerlücke hinter einem Fass eingelegte Gurken gebaut. Und eben dort, in der königlichen Speisekammer von Noricand erblickten meine fünf Geschwister und ich das Dunkel der Welt, denn wie alle Ratten wurden wir blind geboren, und außerdem herrschte in der fensterlosen Kammer stets Finsternis.
Noch heute erinnere ich mich an meine ersten Gerüche, an den Duft von Käserädern, Wurstketten, Honig und Salzgurken. Ratten haben keine Namen. Unser beschränktes Repertoire an Lauten reicht gerade für Ausdrücke wie „Das ist mein, Zähne weg oder es gibt was auf den Nackenpelz“ oder „Wenn dir deine Ohren lieb sind, dann verzieh dich“. Wir erkennen uns an Gerüchen. Ich bin bis heute den Geruch der Salzgurken nicht losgeworden, und meinen Geschwistern sitzt er auch immer noch im Fell.
Wir lernten rasch, weshalb das Königsschloss ganz unten auf der Beliebtheitsliste für Rattenlöcher stand. Zum einen war der König ein begeisterter Jäger. Um Fasane oder Rehe aufzuspüren braucht es natürlich bessere Nasen, als die verkümmerten Zinken, die in den nackten Menschengesichtern sitzen. Die gehorsamen Hilfsriecher der Menschen, die Hunde mit ihren Schlabberzungen und Dolchzähnen hatten freien Zugang zu den meisten Räumen im Schloß. Ich fürchte mich nicht vor Katzen. Die einzige Katze im ganzen Schloss war das überfütterte Schoßtier der Königin, sie zog höchstens ihre vornehme Plattnase hoch, wenn eine Ratte ihr zu nahe kam. Die Hunde jedoch sahen die Rattenjagd als leichtes Training zwischen ihren Ausflügen an.Wehe dem Nager, der ihnen vor die Schnauze kam.
Der zweite Grund roch beständig nach Zwiebeln und Fett. Greinolf, des Königs Chefkoch, liebte Sauberkeit über alles. Des abends wurde die Küche bis auf den kleinsten Winkel ausgekehrt und blankgeschrubbt. Hinterher streuten sie frisches, mit getrockneten Kräutern durchmischtes Stroh. Jeder Teller, jede Tasse, jeder Topf wurde gescheuert, bis sich die verschwitzten Gesichter der Küchenmägde darin spiegelten. Kein Krümel war so klein, daß er Meister Greinolf verborgen blieb, und dann setzte es harte Worte und noch härtere Kopfnüsse. Die Küchenjungen und die Mägde zogen die Köpfe ein, aber hinter seinem Rücken schnitten sie wilde Grimassen. Zu ihrem Glück ahnte Greinolf nichts davon.
Täglich wanderten die Abfälle in einen Eimer, den einer der Küchenjungen zum Müllplatz schleppte. Normale Schlösser und Burgen hatten Abfallhaufen, Berge schimmeliger Köstlichkeiten, die zum Himmel stanken.
Das Köngisschloss hingegen besaß eine Reihe tiefer Gruben. War eine voll, wurde sie mit Laub, Ästen und Erde zugeschüttet. Vielleicht hätte die eine oder andere Ratte dennoch ein sattes Dasein führen können, wären nicht die Jagdhunde gewesen, die unter den wachen Augen des Meutenführers um den Müllplatz herumtobten. Von den Ratten, die den verlockenden Düften des Abfalleimers folgten, sah man kaum eine lebend wieder.
Ratten und Mäuse standen bei Greinolf gleich nach Schmeißfliegen und Küchenschaben auf der Die-Welt-wäre-ohne-sie-besser-dran-Liste. Der Chefkoch duldete keine Hunde in der Nähe der Speisekammer, Blutwurst und Schinken schmeckten besser, als jede noch so fette Ratte, daher wandte er sich an Meister Sebiond, den königlichen Hofzauberer.
Meister Sebiond war über diesen Auftrag alles andere als erbaut. „Ihr wollt, dass ich meine magischen Kräfte an Gurkenfässer und Käseräder verschwende? Die größten Geheimnisse der Welt harren der Entdeckung.“
Greinolf ließ sich von Sebionds theatralischem Gehabe nicht beeindrucken. „Die größten Geheimnisse der Welt sind bisher ganz gut ohne Euch zurechtgekommen“, sagte er. „Seid versichert, wenn der König über einen abgeknabberten Kuchen und angefressene Schinkenscheiben in Zorn gerät, werde ich ihm von Eurer Hilfsbereitschaft berichten. Das Essen im Kerker soll nicht sehr bekömmlich sein, wie ich gehört habe.“
Sebiond funkelte Greinolf an und machte sich zähneknirschend ans Werk. Der Schutzzauber, den er über die Köstlichkeiten der Speisekammer sprach hatte in etwa die Wirkung als würde man eine Glasglocke darüber stülpen. Wir Ratten sahen die Würste, konnten sie aber weder riechen, noch beknabbern. Somit waren die versiegelten Leckereien für mich und meine Geschwister von da an so interessant wie Pflastersteine. Erst wenn eine Wurst die Kammer verließ, wurde sie zu einer Verlockung.
In der Küche wußte Greinolf sich selbst zu helfen. Sein Sauberkeitswahn hielt Schaben in Schach. Lederbezogene Brettchen aus elastischem Holz machten jede erreichbare Fliege platt. Nur wenige entkamen Greinolfs Jagdeifer, und die landeten in einem der vergifteten Honigschälchen. Auf uns Ratten warteten in dunklen Winkeln Fallen. Sie kosteten jedem Wurf etwa ein Viertel der Jungratten. Nachdem ich in die gebrochenen Augen zweier Schwestern geblickt, den schimmligen Speck und den alten Käse in ihren Mäulern beschnuppert hatte, machte ich einen Bogen um alles was nach schimmligem Speck, altem Käse und rostigem Metall gleichzeitig roch.
Das hatte nichts mit der vielzitierten Schläue von Ratten zu tun. Sie ist ein Hirngespinst von Menschen, die ihre Instinkte längst unter flohbesetzten Perücken begraben haben. Der Überlebensinstinkt allein befahl meinen Pfoten links oder rechts abzubiegen, wenn eine Situation nach Tod stank.
Der einzige Ort, wo weder Greinolf noch Hunde uns vertrieben, war der königliche Speisesaal. Der König und seine Frau speisten zusammen mit dem Hofstaat. Da Tischmanieren bei so feinen Leuten keine Rolle spielten, geriet immer wieder mal ein Stück Brot oder ein Bissen Braten unter den Tisch. Zwar war der Spießrutenlauf unter den lackierten Absätzen kein Vergnügen, aber die Reste reichten aus, um die meisten von uns am Leben zu halten. Sicherer freilich war es bei Nacht das Stroh zu durchstöbern.
In einer solchen Nacht ergatterte ich eine halbe Brotscheibe und verschlang fast die Hälfte, ehe eine ältere Ratte mir den Rest stahl. Satter als üblich wagte ich mich in einen für mich bis dahin unbekannten Teil des Schlosses. Neben einem Schrank entdeckte ich ein gemütliches Loch. Dort döste ich, bis kurz vor Morgengrauen plötzlich stumpfe Krallen über den Steinboden klapperten. Ich schreckte hoch, wollte fliehen, aber da hatten die beiden Hunde mich schon entdeckt. Ich huschte unter den Schrank und da sie nur zwei der drei offenen Seiten belauern konnten, gelang mir die Flucht. Hechelnd und sabbernd hetzten sie hinter mir her. Ich sauste den Korridor hinunter, so schnell mich meine Beine trugen. Kurz vor seinem Ende, das auch das meine gewesen wäre fand ich einen Spalt in der Wand und zwängte mich hindurch. Ich hörte die Hunde draußen scharren und jaulen, aber ich war in Sicherheit. Zumindest bildete ich mir das ein. Zurück konnte ich nicht und so quetsche ich mich zwischen den Mauersteinen hindurch direkt in die Falle. Das Gitter fiel herunter, und da saß ich, eingeklemmt in eine Drahtröhre, in die ich gerade noch hineinpasste.
Kein Wesen, das ein bisschen Verstand besitzt, verkündet der ganzen Welt, dass es in der Falle sitzt. Doch so etwas wie Verstand hatte unter meinem Kopfpelz keinen Platz. Ich nagte verbissen an den Stäben, pfiff frustriert und quietsche ängstlich. Kaum hatte ich mich mit meinem Gefängnis vertraut gemacht, da wurde die Gitterröhre hochgehoben. Ich hing in der Luft vor dem feixenden Gesicht Morinors. Der Gestank nach halbverdautem Fisch und schlecht vergorenem Bier entströmte seinem breiten Grinsen.
„Was haben wir denn da?“ fragte er. Seine Eulenaugen glitzerten.“ Auf eine wie dich warte ich schon seit einer Woche. Sebiond kann euch Ratten genau so wenig leiden wie die Läuse unter seiner Perücke.“ Er lacht, schwenkte mich herum und trug mich zum Tisch, auf dem zwischen Pergamentrollen und Büchern ein alter Vogelkäfig stand. Morinor hielt die Röhre an das offene Türchen, klappte das Gitter hoch und schüttelte mich hinein. Ich landete auf dem mit Sand bestreuten Käfigboden und schüttelte verwirrt den Kopf. Ehe ich reagieren konnte, klappte das Türchen zu. Ich saß erneut in der Falle. „Du bleibst darin, bis Sebiond kommt“, sagte Morinor und warf die Röhre in eine Ecke. Er beachtete mich nicht weiter, sondern begann, eine Reihe seltsamer Dinge zusammenzutragen.
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Das war Teil 1