Ich hab mir einfach mal erlaubt, ein paar für mich wichtige Auffälligkeiten herauszuzitieren
Konterfeit schrieb:
und bei der Werbung entsprechend auf charakterliche Stabilität, viiiiiiiiiiieeeeeel Zeit und ein in hohem Maße reflektierendes Bewusstsein hinauslaufen würde.
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Mal den Teufel nicht an die Wand. Alles, was man braucht, ist ein gesundes Maß kritischen Denkens und ein wenig Ironie.
Blend-a-med preist die neueste Zahnpasta beispielsweise mit dem Slogan
Hat zehn Zeichen gesunder Zähne an, praktisch eine Zahnpasta mit Zähnen. Soll ich das noch weiter kommentieren ?
Lügen tun sie alle wie gedruckt. Kann ich Meister Proper verklagen, weil sie nicht halten, was ihre manipulierten Bilder versprechen?
Welche Überraschung. Die heutige Werbung kreiert die gleiche Scheinwelt, wie es die Marktschreier im Mittelalter und vor weit längerer Zeit taten, lediglich mit moderneren Mitteln. Es ist ein leicht überzogener Vergleich, aber erinnern wir uns an die durchgedrehten Menschen, bei denen Egoshooter gefunden wurden. Für die Medien ein gefundenes Fressen, die Schuld auf Spiele abzuwälzen, qualifizierte Psychologen winkten allerdings ab. Denn so wenig, wie man nach Genuß einer Redbull Dose fliegen kann, genausowenig kann man nach ein paar Runden am heimischen PC kaltblütig Menschen töten.
Der psychologische Faktor wird völlig überschätzt, und wenn dann tatsächlich etwas passiert (nochmal sei auf die Handyrechnungen verwiesen) sucht man einen offenkundigen Sündenbock. Das Problem ist aber (wir sind immer noch bei Werbung, nicht bei strafbarem Betrug, das gilt, feinsäuberlich unterschieden zu werden) letztlich nicht der Reiz von außen, sondern der Umgang damit. Wer von 'Werten und Normen' nichts gelernt hat und ein gestörtes Verhältnis zu seiner Umgebung entwickelt, dem ist nicht geholfen, wenn man für ihn die Umgebung ändert.
Der Klageweg ist wenig Erfolg versprechend. Aber wenn du schlechte Erfahrungen gemacht hast: Warum kaufst du nicht ein anderes ? Gehst zu einer anderen Bank, kurz: Bist bewusster Konsument ? Wenn beim BMW keine 'Freude am Fahren' dabei ist, gib den Wagen zurück, probier einen anderen. Ohne Werbung geht das Unternehmertum ein. Die heutige Zeit verlangt nach selbstbewussten und kritischen Bürgern und Konsumenten, die ihre Freiheit auch anzuwenden verstehen. Natürlich kann das nicht nur vorteilhaft sein. Die andere Seite wäre, beispielsweise, die Vereinheitlichung.
Nur so funktioniert Wirtschaft nicht.
Wir verfügen über sinnvolle Gesetze, die gegen wirklichen Mißbrauch vorgehen, alles weitergehende wäre unnötig und kontraproduktiv.
Fanta hat ein Image aufgebaut, das aber genau dieses suggeriert. Ein Image, das heisst ein Bild. Ein Bild, das in Fanta etwas hineininterpretiert, was es nicht ist und was es nicht tut, wurde mit einer Lüge und ihrer ständigen Wiederholung geschaffen. Sogar ich, der ich über sowas nachdenke, greife eher zu Fanta als zu anderen Orangenlimonaden, wenn ich grad nicht bewusst dran denke.
Woran liegt das wohl ? "Hab ich von gehört, mal gucken" könnte man es nennen. Man probiert es, und entscheidet: Ja oder nein. Wer nein sagt, wird etwas anderes versuchen. Aber warum sollte man, ganz rational, Geld in etwas unbekanntes investieren und sich einem Risiko aussetzen, wenn man vorher bereits JA sagen konnte ? (Der konservative Konsument, das wäre mal eine Abhandlung wert)
Werbung ist, hier anschaulich dargestellt, die optimale Lösung, Kundschaft an sich zu binden. Gleichzeitig ist es wichtig, sich klarzumachen, daß die Möglichkeiten verschiedensen Beschränkungen unterliegen: Die Erwartungen dürfen nicht zu hoch gesteckt werden, es sollte am besten ansprechend aussehen und nicht allzu teuer sein usw. usf.....
Und, NATÜRLICH auch ein eigenständiges Bild vermitteln. Das greift auf einen anderen Themenkomplex über: Welche Wirkung haben Bilder auf uns ? Wäre Coca-Cola wirklich so erfolgreich, wenn ihre Getränke irgendwie abstoßend aussehen würden ? Würde sie noch von jungen Menschen wie uns gekauft, wenn vorrangig mit älteren Menschen geworben werden würde ? Natürlich nicht. Das erschaffene Image soll es leichter machen, daß eine bestimmte Gruppe sich mit dem Produkt identifizieren kann. Produktplatzierung nennt sich das, wenn ich mich richtig erinnere. Eine Kaufentscheidung soll erleichtert werden, aber, und daß ist der springende Punkt, sie kann sie nicht bestimmen oder gar erzwingen. Wie bereits erwähnt, ist die "Macht" der Werbung auf Konsumenten begrenzt, besonders, wenn diese gelernt haben, sich kritisch mit Informationen auseinanderzusetzen.
Und das ist ein weiterer Punkt: Werbung transportiert de facto Informationen, die ein zusammengefügtes Bild ergeben. Gleichgültig, wie richtig diese sein mögen, ist es entscheidend, wie der Empfänger damit umgeht:
Saugt er sie auf wie ein Schwamm, weil er nicht differenzieren kann ?
Oder unterscheidet er, bewusst oder unbewusst (unbewusst ist meiner Ansicht nach noch besser).
Die Fähigkeit zu differenzieren kann und darf der Staat seinen Bürgern nicht abnehmen. Das ist ein fundamentaler Grundsatz unserer Gesellschaft, und ich bin der unumstößlichen Überzeugung, daß er Berechtigung hat.
Am Rande sei angemerkt: Auch abseits der Werbung finden wir Bilder. Bilder bzw. "Images", die wir uns selbst zusammenbasteln. In einem eigenen Haus zu leben (zurück zur LBS) hat einen angenehmeren Beigeschmack, als in einer Mietwohnung zu leben. Warum ? Das Haus bietet Eigentum, Sicherheit, Schutz, Beständigkeit. Dieses Bild ist geradezu urzeitlich eingeprägt. Ein Haus war und ist auch Familie, Heimstatt, Wärme usw. usf. Wem würde zum Stichwort "Haus" nicht mehr einfallen, als daß es ein Haufen aufeinandergeschichteter Ziegelsteine ist ? Spielen wir das Spiel mit vielem weiter...ein Auto, diverse Freizeitbeschäftigungen...
Damit bin ich bei den von dir beanstandeten "Lügen": Auch die gibt es. Aber Werbung spricht vorrangig Gefühle und Assoziationen an, die gesellschaftlich Geprägt wurden und die nicht erst geweckt werden müssen. Ob wir den Zusammenhang schließlich annehmen oder nicht, bleibt uns überlassen. Die Freiheit dürfen wir uns nehmen, auch ohne Kreditkarte
Um zum Punkt zu kommen: Ein Bild ist auch der internationale Jude mit der Verbrechervisage gewesen.
Eine Lüge, die ständig wiederholt wurde...
Und die immernoch wiederholt wird. Ich verweise da gerne auf diverse Seiten, die ich gelegentlich ansurfe, um einen Abgleich mit dem zu machen, was ich sonst weiß. Es geht aber auch einfacher: Dazu genügt es, das Vorwort im FOCUS zu lesen, wo der Chefredakteur regelmäßig auf die Regierung, am liebsten auf die Grünen, eindrischt und dabei einiges unerwähnt lässt, was ihm nicht passt. Da werden mir mutwillig Informationen vorenthalten, die ich allerdings dankenswerterweise aus anderen Quellen bekommen kann. Der Focus steht ja nicht alleine in der Medienlandschaft.
Problematisch wird es, wenn der Staat meint, seinen Bürgern die Wahrheit vermitteln zu müssen und alles, was unbequem ist, auszuklammern. Im Dritten Reich gab es zu diesem Zwecke den "Stürmer" und ähnliche Publikationen. Der Krieg ging verloren ? Es konnte nicht sein, was nicht sein durfte, hieß es.
Im Ostblick ging es dann ungerührt weiter: In der DDR war der 17. Juni offiziell ein von bösen Kapitalisten und anderen Westlern angezettelter Aufstand, um den Traum vom Sozialismus zu zerstören. Man hätte auch schlecht verkünden können, daß eine ganze Menge Arbeiter keine unentgeltlichen Überstunden machen wollten und die ganze Wirtschaftstheorie damit am Bröckeln war. Man hatte zu wollen, das war Gesetz und Ende der Diskussion.
Erst wenn die Meinungs- und Informationshoheit staatlichen Organen und Gesetzen angetragen wird, wird der Bürger willen- und machtlos gemacht.
Genauso, wie Monopole der Tod einer lebendigen Wirtschaft sind.
Übrigens ist es irgendwie typisch deutsch, schnell mit Drittreichsvergleichen zur Hand zu sein. Sehr unangenehme Sache, weil in der Regel völlig überzogen.