Nach langer Zeit mal wieder ein Lebenszeichen^^
Nachts in der kleinen Pension
Es ist stockdunkel in dem kleinen Zimmer der Pension ganz am Rande der Stadt. Da wo die grauen Häuserfassaden langsam in sich zusammen zufallen scheinen und nur selten ein Mensch vorbei kommt. Draußen regnet es so dicht, dass man kaum noch etwas erkennen kann und die Regentropfen prasseln mit solcher Gewalt gegen die Fensterscheibe, als wolle der Himmel in seiner Wut die unansehnliche Unterkunft dem Erdboden gleichmachen. Ein Mann steht in dem kleinen Zimmer und blickt durch das Glas auf die Straße hinaus. Doch wirklich etwas sehen tut er nicht. Viel mehr ist er mit seinen Gedanken ganz woanders. Seine Hände sind gegen die kühle Scheibe gedrückt und er beobachtet die Regentropfen die von außen daran herunter rinnen. Das Geräusch des Regens verschluckt jedes andere und füllt die Ohren des nächtlichen Beobachters, sodass er alles andere ausblendet. Das Prasseln dringt mit einer Vollkommenheit auf seine Sinne ein, dass er vergisst, wie kalt es eigentlich ist. Er trägt lediglich ein dünnes Hemd und feine Leinenunterwäsche. Die Gänsehaut auf seinem Rücken wird ihm erst bewusst, als sich direkt hinter ihm etwas bewegt und die Gegenwart ihn mit einem Schlag wieder zurück holt. Weg von seinen Gedanken. Er dreht sich nicht um, aber er sieht in der Fensterscheibe plötzlich das Aufflackern einer kleinen Flamme und ein zischendes Geräusch sagt ihm, dass sein unfreiwilliger Gastgeber sich jetzt bereits die siebte Zigarette anzündet. Die Flamme erlischt, stattdessen glimmt das Ende wie ein kleines glutrotes Auge, als der andere inhaliert und den Rauch mit einem leisem Atemzug wieder ausstößt. „Was tust du denn schon wieder hier, Kai?“ fragt er mit rauer Stimme, die vom Schlaf noch ein wenig müde klingt. „Ich hab dir doch gesagt ich kann nicht pennen, wenn du hier bist.“ Ein Knartschen, als er die Beine über die Bettkante schwingt und aufsteht. Mit zwei drei Schritten ist er bei Kai am Fenster und lehnt sich gegen den Rahmen, raucht weiter seine Zigarette und starrt ebenfalls aus dem Fenster. Als gäbe es da draußen irgendwas tolles zu sehen. Es bleibt still. Dann. „Hallo? Ich rede mit dir.“ Er schnippt die Asche von der Spitze und runzelt die Augenbrauen, während er einen weiteren Zug nimmt und Kai nun doch anblickt. Dieser lässt langsam seine Hände sinken und legt stattdessen seine Stirn gegen die Glasscheibe. „Ich mag den Regen“, sagt er leise. Mehr nicht. Der andere seufzt. „Du kannst doch den Regen auch aus deinem Fenster beobachten oder?“ Aber Kai schüttelt nur wortlos den Kopf. „Hast du etwa kein Fenster in deinem Zimmer?“ sieht er den nächtlichen Besucher fragend an. Dieser nickt, schüttelt dann aber den Kopf. „Ahja“ brummt der andere und drückt den Zigarettenstummel auf der Fensterbank aus. „Was ist es denn dann?“ Kai sagt zuerst gar nichts. Dann druckst er ein wenig herum. „Naja weißt du.. ich..“ stottert er vor sich hin und schlingt die Arme um seinen Oberkörper, als wollte er sich schützen. „Wegen gestern.. da kann ich.. will ich nicht.. so ganz allein..“ Und jetzt versteht der andere, seufzt erneut, fährt sich durch das verwuschelte Haar und meint dann: „Schon gut, mit dir guck ich bestimmt keine Horrorfilme mehr an, kapiert?“ Er stößt sich von der Wand ab und schlägt die Decke auf der einen Seite des Bettes zurück. „Da bitte sehr. Leg dich hin und halt die Klappe“, brummt er noch, bevor er sich selbst mit dem Rücken zu ihm legt und die Decke über den Kopf zieht. „Aber wehe du schnarchst“, murmelt er noch, schon wieder im Halbschlaf. Doch er bekommt keine Antwort mehr.