Thx, für die vielen Comments und sorry, dass ich wiedermal so lange nicht gepostet habe. Ich hoffe ihr verzeiht mir die Schreibblockade. *sich versteck*
Stücke des nächsten Teils werden Spielern von Vampire the Masquerade- Bloodlines wiedermal etwas bekannt vorkommen. Lest selbst
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Kapitel 8: Erste Schritte eines Welpen
André stieß die Türen des großen Herrenhauses auf und eilte mit schnellen Schritten die Treppe hinauf, direkt auf Ilias Zimmer zu. Ohne zu klopfen riss er die Tür auf.
„Meister, ich habe den Zylinder wiederbesch...“, rief er, verstummte jedoch jäh.
Sein Meister lag, nur mit einer Hose bekleidet, auf seinem Bett und hatte sich über eine Frau gebeugt.
„Verzeiht Meister, ich wollte nicht... .“
Ilias hob den Kopf und drehte sich zu André um. An seinem Mundwinkel rann ein Tropfen Blut nach unten und tropfte auf seinen nackten Oberkörper. Obwohl Ilias mit seinen Sachen sehr dünn wirkte, war sein Oberkörper erstaunlich muskulös. Langsam erhob er sich von seinem Bett und stand auf. Die blonde Frau, die gerade noch unter ihm gelegen hatte schien benommen und rührte sich kein bisschen. An ihrem Hals war deutlich eine Bisswunde zu erkennen.
„André, wie oft habe ich dir gesagt, dass du mich nicht bei meinem Trunk stören sollst!“, tadelte Ilias seinen Untergebenen, während er sein Hemd anzog.
„Verzeiht Meister, aber ich habe hier etwas für euch.“ André kniete vor ihm nieder und streckte ihm den Zylinder entgegen.
„Wie erfreulich, jedoch macht es dies keinesfalls wieder gut, dass du ihn überhaupt abhanden kommen ließest.“, sagte Ilias und warf André einen scharfen Blick zu. „Nun gib ihn her!“ Er nahm den Zylinder aus dessen Hand, drehte die Kappe auf und nahm sie ab. Plötzlich weiteten sich seine Augen und ein gellender Wutschrei hallte durch das große Haus.
Langsam erwachte Rayden aus seinem Schlaf. Stimmen drangen an sein Ohr und dann hörte er eine Tür zufallen.
Er öffnete die Augen. Wie auch bei seinem ersten Erwachen spürte er einen ungeheuren Durst.
„Ah, du bist erwacht. Ich dachte schon du wolltest die ganze Nacht verschlafen.“, hörte er Auron sagen.
Wie trunken erhob sich Rayden und setzte sich.
Auron trat von der Tür weg und schritt auf Rayden zu. „Schade, ich dachte ich könnte dir einen alten Freund vorstellen, aber den hast du leider verpasst.“, bedauerte der ältere Vampir.
„Was für ein Jammer.“, meinte Rayden desinteressiert und fasste sich an die Stirn.
„Was ist mit dir? Schlecht geschlafen?“, fragte Auron spöttisch.
„Kann man so sagen.“
Auron sah ihn kurz nachdenklich an. „Dich quält etwas und es ist nicht die Tatsache, dass du jetzt ein Vampir bist.“
Rayden verfluchte seinen Schöpfer dafür, dass er seine Gedanken so leicht durchleuchten konnte. „Ja, das stimmt.“, er machte eine Pause. „Was ist im Gasthaus geschehen, nachdem mich dieser Vampir durch das Fenster befördert hat? Was ist mit den Insassen passiert?“, fragte Rayden und versuchte dabei in Aurons Augen zu sehen.
Dieser wich dem Blick des jungen Vampirs jedoch aus und sagte nur: „Alles zu seiner Zeit. Du musst dich jetzt erst einmal stärken. Du bist völlig entkräftet.“, sagte Auron ruhig.
Rayden sprang auf. „Ich muss es aber jetzt wissen!“, protestierte er, schnappte sich wütend einen Stuhl und warf ihn gegen die Wand. Dieser zerbarst in seine Einzelteile.
Erschrocken und kraftlos sackte er zusammen. „Dieser Durst...“ Er griff sich an die Kehle.
„Das meine ich. Du musst erst einmal trinken, bevor du irgendetwas anderes unternimmst. Sonst übernimmt das Tier die Überhand.“, meinte Auron und untersuchte traurig die Reste seines geliebten Schreibtischstuhls. „Zwölftes Jahrhundert, echte Eiche, handgeschnitzt... .“
„Das Tier?“, hinterfragte Rayden und richtete sich wieder auf.
„Ein Trieb, der jedem Vampir gegeben ist. Wenn ein Vampir zu wenig Blut zu sich nimmt, oder sehr stark verletzt ist, kann es passieren, dass er in Raserei gerät. Er verliert dann seine Vernunft und die Kontrolle über sein Handeln. Man entwickelt dabei animalische Kräfte, die man dazu benutzt irgendwie an Blut zu gelangen. Bekommt man dieses nicht fällt man in Starre, aus der man nicht mehr so leicht erwacht... oder man stirbt... endgültig.“ Er sah verärgert zu Rayden auf. „Die Zerstörung meines wertvollsten Eigentums war eine gute Demonstration dieses Kontrollverlustes, oder reagierst du immer so impulsiv?“
Rayden schüttelte den Kopf. „In der Regel nicht... selten... Es tut mir leid.“
Auron seufze. Innerlich bereute er ein wenig die Erschaffung dieses Hitzkopfes. „Schon gut, du wirst lernen mit deinen Kräften umzugehen, das wirst du schon sehen.“ Auron nahm sein Jackett von einem der Bücherstapel und zog es an. „Nun folge mir. Es wird Zeit dir das zu lehren was dein gesamtes Dasein als Vampir aus machen wird.“
„Und das wäre?“, fragte Rayden nach.
„Die Jagd nach Blut.“
Rayden begleitete seinen Schöpfer daraufhin in die Nacht hinaus.
„In einer Stadt wie Paris ist es nicht schwer an Blut zu kommen. Es gibt genügend Huren und Obdachlose, die eine leichte Beute für uns sind.“, sagte Auron zu Rayden, als diese die ruhige Straße entlang gingen.
Zu beiden Seiten der Straße reckten sich große, stark verwitterte Gebäude in die Höhe.
Rayden wusste wo sie sich gerade befanden. Es war das Armenviertel. In diesen baufälligen Häusern wohnten Menschen, auf engsten Raum zusammengepfercht, die jeden Tag ums Überleben kämpfen mussten.
Die Fenster waren geschlossen und vereinzelt hörte man Stimmen aus den Inneren kommen. Rayden bemerkte, dass er jedes einzelne Wort verstehen konnte. Er wollte kurz stehen bleiben um den Gespräch zweier Männer zu lauschen, die sich gerade darüber unterhielten, wie sie wohl ihre Familien satt bekommen sollten, doch Auron zog ihn weiter.
„Ich konnte sie hören, obwohl sie sehr leise hinter verschlossenen Fenster sprachen!“, meinte Rayden verwundert und zugleich begeistert.
„Sagte ich dir nicht, dass dein Körper eine Wandlung durchgemacht hat? Alle deine Sinne haben sich verstärkt.“
Der Wind wehte ihnen den üblen Gestank der Gosse entgegen, bestehend aus den Gerüchen von gammligen Abfall, Exkrementen und Verwesung.
Rayden hielt instinktiv die Hand vor das Gesicht. „Puh!“ Er musste einen Brechreiz niederkämpfen.
Auron lachte. „Ja, manchmal sind empfindliche Sinne auch ein Fluch, aber du wirst dich daran gewöhnen.“
„Ich hoffe es. Ich wusste gar nicht, dass es so viele Variationen von Gestank gibt.“
Rayden sah nach oben. Ein Schwarm Tauben flatterte über den dunklen Himmel ihren Verschlag in den alten Dächern entgegen. Jeden ihrer schnellen Flügelschläge konnte er genau erkennen, fast wie in Zeitlupe. Und auch den hinabfallenden Kot einer Taube konnte er verfolgen, bis er neben seinem Schuh auf den Boden fiel.
Obwohl Raydens erste Eindrücke, die er mit seinen neuen Fähigkeiten machte, wohl alles andere als angenehm waren, war er doch überwältigt von dieser neuen Sinneserfahrung. Es kam ihm so vor, als hätte sich die Welt um ihn herum verändert und die Nacht, die er als Dieb bereits zur genüge kennen gelernt hatte, schien ihm noch vertrauter geworden zu sein.