Sorry, dass es mal wieder etwas länger gedauert hat. Mein PC hat diese Woche komplett gestreikt.
Nebenbei: Spielt jemand von euch "Vampire - The Masquerade - Bloodlines"?
Ein Muss für jeden Vampirfan ... und für Leute mit schnellen PC und viel Speicher

*Ladezeiten machen einen verrückt*
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Mittlerweile war es bereits dunkel geworden. Rayden saß an einem Tisch im Gasthaus und aß ein einfaches Stück Brot mit Butter. Für ihn schmeckte es wie ein Sonntagsmahl, denn das Gefühl endlich wieder etwas im Magen zu haben war einfach unbeschreiblich.
Heute war es glücklicherweise nicht so voll. Im Gasthaus befanden sich nur etwa fünf Leute.
Plötzlich stellte jemand einen Krug Bier auf seinen Tisch.
„Das habe ich nicht bestellt.“, sagte er und sah auf. Es war Marie, die ihn freundlich anlächelte.
„Geht auf’s Haus.“, meinte sie und setzte sich auf einen Stuhl neben ihn.
Obwohl er eigentlich gerade gar nicht in der Stimmung dazu war, musste er bei ihren Anblick unweigerlich lächeln.
„Wieso?“, fragte er.
„Als Dankeschön für den Kamm, den du liegen lassen hast.“, plötzlich wirkte sie unsicher: „Der war doch für mich, oder?“
Rayden nickte nur.
„Und, wie läuft die Arbeit?“, fragte Marie und zwinkerte. Sie wusste natürlich genau welchem Handwerk Rayden nachging.
Rayden seufzte. „Frag nicht... .“ Er trank einen großen Schluck aus dem Krug.
„Marie, plaudere nicht, geh lieber wieder an die Arbeit!“, rief der Wirt von der Theke.
„Ich muss wieder arbeiten. Bis dann.“, sagte sie und verabschiedete sich mit einem Kuss auf Raydens Wange.
Lange sah er ihr nach und strich sich gedankenverloren über die Stelle, die sie gerade geküsst hatte. Dann erregte ein Gespräch am Nebentisch seine Aufmerksamkeit.
„Hast du schon das Neuste gehört?“, fragte ein Mann einen anderen.
„Nö, was gibt’s denn?“, fragte der andere zurück, stellte deinen Krug auf den Tisch und gab einen lauten Rülpser von sich.
„In letzter Zeit verschwinden immer wieder Menschen von der Straße und aus den Gefängnissen. Spurlos!“
„Und was ist daran neu? So viele wie heutzutage zur Guillotine gebracht werden, ist das doch kein Wunder! Die verlieren doch total den Überblick wen sie da überhaupt hinrichten. Du brauchst doch nur laut zu fluchen und schon glauben sie du bis ein Gegner der Revolution.“
Der andere protestierte: „Psst, nicht so laut sonst bist du gleich der Nächste. Also ich hab da ein Kumpel, der ist im Knast, also arbeitet da... hörst du mir überhaupt zu?“
Der Angesprochene Mann reagierte nicht, denn er war viel zu sehr von den Anblick der schönen Marie abgelenkt, die gerade an ihm vorbeigegangen war.
Der andere knurrte: „Ach, vergiss es. Ich geh jetzt heim zu meiner Alten und penn.“ Damit stand er auf und verließ das Lokal.
Rayden sah zum Fenster, wo Marie gerade die Läden schloss, weil ein kalter Wind hereinwehte. Er beschloss auch schlafen zu gehen und begab sich nach oben in der Hoffnung, dass sein Zimmer endlich wieder frei war. Als er gerade den Fuß auf die erste Stufe setzte, riss jemand die Eingangstür auf und sie flog laut gegen die Wand. Von draußen kamen sechs Gestalten in langen dunkelgrünen Mänteln mit Kapuze herein. Instinktiv huschte Rayden in den Schatten der Treppe und betrachtete die seltsamen Besucher. Fünf betraten den Raum, einer blieb an der Tür stehen und schloss sie hinter sich. Ein Weiterer ging zum Tresen und sprach mit dem Wirt. Rayden bemühte sich ihn zu verstehen.
„Sagt ihnen der Name Rayden Lancaster etwas?“, fragte der Fremde.
Rayden stutzte. Irgendwo hatte er die Stimme schon mal gehört.
Der Wirt schaute über die Schulter des Fremden zu dessen bedrohlich aussehenden Begleitern. „Hmm... ja, wieso fragen sie?“, fragte er zurück.
„Befindet er sich hier? Wir müssen mit ihm sprechen.“
Rayden schluckte. Sie suchten ihn! Wieso auch immer, aber er hatte das Gefühl, dass es nichts Gutes bedeuten konnte. Was sollte er jetzt bloß tun? Der Ausgang war versperrt. Also gab es nur noch den Weg nach oben. Geräuschlos schlich er die Treppe hoch.
„Ja, der Junge war gerade noch hier. Er ist vielleicht nach oben gegangen.“, meinte der Wirt. „Marie, zeig den Herren den Weg!“
Marie tat wie ihr befohlen und ging voraus. Drei der sechs Gestalten folgten ihr.
Rayden hatte sich solange oben in der Abstellkammer am Ende des Flures versteckt, wo auch noch seine restlichen Sachen lagen. Er hörte schwere Schritte, die langsam näher kamen. Dann sah er Marie in Begleitung der Gestalten, durch einen Schlitz in der maroden Holzwand, vor eine Tür treten, seine Zimmertür.
Marie klopfte. „Rayden, bist du da?“, fragte sie unsicher. „Hier sind ein paar Leute die dich sprechen wollen.“
Von Innen kam wie erwartet kein Antwort.
Marie klopfte ein weiteres mal und drehte sich dann wieder zu den fremden Besuchern um. „Ich dachte auch er wäre nach oben gegangen.“, meinte sie leicht verlegen.
Einer der Männer kam auf sie zu und packte sie an der Kehle. Sie wollte schreien, doch heraus kam nur ein ersticktes Krächzen. Der Fremde drückte sie gegen die Wand und sagte drohend: „Wehe du verarschst uns, kleine Hure. Sonst wird es für dich sehr ungemütlich werden.“
Rayden konnte dem nicht länger zusehen. Er nahm seinen Dolch und trat die Tür auf. Einer der Männer wurde dabei hart zur Seite gestoßen.
„Hab gehört ihr sucht mich, na los, hier bin ich!“, rief er selbstsicher, während er den Überraschungsmoment nutzte, um dem zweiten einen netten Kinnhaken zu verpasste. Der Mann ging zu Boden. Dann bedrohte Rayden den Mann, der Marie festhielt mit dem Dolch.
„Lass sie sofort los.“, schrie er den Unbekannten an, dessen Gesicht man wegen der tiefgezogenen Kapuze und dem schlechten Licht nicht sehen konnte.
Dieser lachte und ließ das Mädchen desinteressiert los. „So sieht man sich wieder.“
In diesem Moment fiel Rayden ein, woher er die Stimme kannte. Zur selben Zeit streifte sein Gegenüber die Kapuze ab und zum Vorschein kam das entstellte Gesicht der Kreatur, die ihm im Haus angegriffen hatte. Marie schrie vor Entsetzen und wurde ohnmächtig, denn der deformierte Kopf des Fremden war ein grässlicher Anblick.
„D... Du?!“, stotterte Rayden und taumelte nach Hinten.
„I... Ich?“, spottete sein Gegenüber. „Nein, ich bin nicht tot, falls du das gerade gedacht hast und jetzt gib mir den Zylinder!“
Rayden tastete instinktiv in seine Manteltasche. Er trug ihn noch bei sich. Doch würde der Dämon sein Leben verschonen, wenn er ihn den Zylinder übergab?
Rayden sah aus dem Augenwinkel, wie einer der anderen Männer wieder aufstand. „Und, wirst du mich dann töten?“, fragte Rayden den Dolch weiter auf den Dämon vor sich gerichtet.
Dieser grinste nur fies.
Plötzlich wurde Rayden von einem anderen an den Armen gepackt und festgehalten. Der Dolch fiel klirrend zu Boden.
Rayden konnte das nicht begreifen, er hatte ihn doch gerade noch im Blickfeld gehabt. Wie konnte der Fremde sich so schnell hinter ihn bewegen?
„So, dann wollen wir doch mal sehen, ob du das Schmuckstück des Meisters bei dir trägst.“, sagte Raydens Angreifer von letzter Nacht und griff in die Manteltasche des jungen Diebes. „Was haben wir denn hier schönes...“ Ein triumphierendes Lächeln glitt über seine Lippen, als der Zylinder zum Vorschein kam und er ihn in die Höhe hielt.
„Schön, jetzt habt ihr eure Dose wieder, da kann ich ja jetzt gehen, oder?“, meinte Rayden und versuchte sich zu befreien.
„Du bleibst mal schön hier. Ich muss mich doch noch für den kleinen Zusammenstoß mit der Kutsche bedanken. Oder denkst du, es tut gut so viele Knochen, Muskeln und Organe wieder zu regenerieren?“ Mit einem gemeinen Grinsen hob er den Dolch vom Boden auf und balancierte ihn auf seiner Fingerspitze. Dann ließ er ihn in seine Handfläche fallen und rammte ihn Rayden in den Bauch. Dieser keuchte auf vor Schmerz.
Sein Peiniger packte ihn am Hals und flüsterte ihm ins Ohr: „Grüß den Teufel von mir, von André Claudel.“ Mit diesen Worten warf er Rayden durch das nahegelegene Fenster.
Zufrieden klatschte André in die Hände. „Das wäre erledigt. Lasst uns zurück zu Meister Ilias gehen.“ Sein Blick fiel auf die ohnmächtige Marie. „Nehmt sie und so viele Sterbliche wie möglich mit, tötet den Rest.“, wies er seine Begleiter an.