Gerade, als sich Son Goku und Bulma in die Küche gesetzt hatten, wurde die Tür mit einem gewaltigen Tritt aufgestoßen. Vegeta stand ernst dreinblickend im Türrahmen und musterte die beiden misstrauisch. "Was tut der hier?", knurrte der Prinz bestimmt und deutete auf den jüngeren Saiyajin. Bulma erhob sich von ihrem Platz. "Er wird ein paar Tage hier wohnen, Vegeta, und du wirst dich damit abfinden", erwiderte sie und zog die Augenbrauen gefährlich zusammen. Vegeta neigte den Kopf etwas und sah Goku direkt in die Augen. Dann kräuselte sich ein leichtes Lächeln um seine Lippen, gefährlich, süffisant. "Aha. Interessant. Hat seine Alte ihn etwa rausgeworfen?", fragte er dann und verschränkte die Arme. Bulma seufzte. "Ja, Chichi... findet die ganze Sache... nicht so toll...", kam von Goku leise und er senkte den Blick. "Hätt ich mir denken können", sagte Vegeta, ging an Bulma vorbei und öffnete den Kühlschrank. "Und ich hab schon gedacht, dass Kakarott nie mehr schlau wird. Aber besser spät als nie." Bulma starrte ihren Prinzen nachdenklich an. Es ärgerte sie irgendwie, dass er sich nicht auf eine Diskussion mit ihr einließ. Verblüfft beobachtete sie, wie Vegeta, sich eine kleine Zwischenmahlzeit zubereitete und sich schweigend an seinen Platz setzte. Son Goku bekam bei dem Anblick einen leichten Anflug von Hunger und schaute den Prinzen ein wenig wehleidig an. "Was ist, Kakarott?", knurrte Vegeta verärgert. "Mach dir doch selbst was", grummelte er, "... bist doch alt genug für sowas. Oder warst du so abhängig von deiner Schreckschraube, dass du das nicht hinbekommst?" Goku schluckte schwer und kratzte sich ein wenig verlegen am Hinterkopf. "Vegeta, lass ihn einfach in Ruhe damit, mein Gott!", keifte Bulma plötzlich. "Ist schon gut, er hat ja Recht, Bulma...", seufzte der Jüngere, während Vegeta leise in sich hinein lachte. Ja, er liebte es, Son Goku zu ärgern. Er beendete sein Mahl und machte sich dann wieder auf, um zu trainieren. "Und... Weib... die Sache bereden wir heute Nachmittag", sagte er im Vorbeigehen.
Bulma starrte ärgerlich auf die Tür, durch die ihr Prinz verschwunden war. "Vegeta wird sich wohl nie mehr ändern", grummelte sie wütend. Son Goku musterte sie neugierig und nippte an seinem Kaffee. "Kann schon sein, aber was meinte er mit 'Sache'?" - "Keine Ahnung, aber wahrscheinlich hat er wohl nicht rausgefunden, wo der Planet liegt und brauch meine Hilfe. Aber wenn er die haben will, dann soll er so etwas wie zivilisiertes Verhalten an den Tag legen!", keifte Bulma und ballte die Fäuste. Goku lachte leise. "Vegeta und Geduld? Oder Ruhe? Das kann ich mir bei dem nicht vorstellen. Da kannst du noch seeehr lange drauf warten. Und da wäre es besser, ihm sofort zu helfen, oder?", kicherte Son Goku. "Pah. Wieso? Vegeta will doch was von mir und nicht ich von ihm!" - "Ja, schon, aber... bist du nicht neugierig?" Goku kannte seine Freundin ganz genau. Bulma war schlicht zu wissbegierig, um so einen kleinen Streit als Anlass zu nehmen und Vegeta die Hilfe zu verweigern, die er brauchte... Und genau das wusste die Erfinderin selbst. Als sie zu dieser Erkenntnis kam, schmollte sie einige Minuten vor sich hin und raffte sich dann auf, um dem Saiyajin ein paar Brote zu schmieren. Goku lächelte nur in sich hinein und fing dann an, die Sandwichs zu verschlingen. Er fühlte sich ausgehungert. Die Sache mit Chichi hatte ihm doch einiges an Kraft gekostet, auch wenn er der letzte war, der das mit lautem Getöse in die Welt trug. Nein, das war allein Son Gokus Sache. In diesen Punkten war er wohl noch verschwiegener als Vegeta und aus dem war schon nicht sonderlich viel heraus zu holen.
Bulma beobachtete ihren starken Freund eine Weile, wie er die Sandwichs verschlang und kramte in ihren Erinnerungen nach. Nein, er hatte sich nicht verändert, weder äußerlich, noch vom Denken. Und doch war da so eine klitze kleine Feinheit. "Sag mal, Goku, wie lange geht das mit Chichi so?", platzte es schließlich aus ihr heraus. Der Saiyajin verschluckte sich beinahe an seinem Brot und hustete laut. "Ähm... was meinst du?", wollte er wissen. "Naja... die Streitereien und so..." - "Hmm, seit sicher drei oder vier Jahren, jedenfalls... denke ich seit dieser Zeit, dass sie mich vielleicht nicht mehr liebt...", seufzte er. Bulma starrte ihn geschockt an. "Und so wie ich dich kenne, hast du wohl nie mit ihr darüber gesprochen?", fragte sie nach endlosen Sekunden, in denen sie wieder Fassung gewann. "Ja, schon..." Son Goku schaute sie mit einem seltsam traurigen Blick an. "Aber Chichi... naja... sie wollte nie etwas davon wissen. Sie hat immer gesagt, dass ich davon nicht viel verstehen würde und das ich besser ruhig bleiben soll. Sie meinte, ich soll endlich erwachsen werden...", seufzte er dann. "Erwachsen? Son Goku und erwachsen?" Bulma lachte kurz auf, verstummte aber dann, als sie seinen ernsten Blick sah. "Entschuldige, Goku... Du bist so wie du bist. Und sie hat kein Recht, dich zu ändern. Ohne dich wären wir alle nicht mehr am Leben", erklärte sie und lächelte ihren Freund an. Der nickte nur und senkte den Blick. "Du kennst doch Chichi, die lässt sich von so etwas nicht abhalten. Sie wollte immer ihren Kopf durchsetzen. Ich wünschte, ich hätte mal viel früher meinen Mund aufgetan, dann hätte sie es vielleicht verstanden...", sagte Goku leise und rieb sich am Kinn. Dann schüttelte er den Kopf, wie um sich selbst zu widersprechen. "Ich kann es mir nicht erklären, Bulma, warum Chichi so geworden ist." Er blickte auf und sah ihr direkt in die Augen. Bulma konnte dem nicht lange standhalten, denn zuviel Trauer und Ratlosigkeit stand im Gesicht des Saiyajins geschrieben. So etwas hatte sie bei ihm noch nie gesehen, jedenfalls nicht in diesem Ausmaß. Zum ersten Mal seit vielen Jahren fiel seine Fassade vom ewig lächelnden Sunnyboy in sich zusammen. Er hatte diese Rolle angenommen, reagierte auf seine Umwelt so, wie er es sich antrainiert hatte. Mit einem Lächeln, einem lockeren Spruch, mit einem Grinsen, mal verwegen, mal aus tiefstem Herzen. Selbst er konnte nicht sagen, wie viel davon Show war und was davon noch wirklich echt. Son Goku lehnte sich zurück, legte den Kopf in den Nacken. Er starrte an die Decke. Er hatte soviele Fragen. Aber es gab keine Antworten darauf, denn er bezweifelte, dass Chichi ihm dabei helfen würde. Nein, sie würde nichts davon wissen wollen.
Plötzlich klingelte das Telefon. Bulma entschuldigte sich kurz und ging ins Wohnzimmer. Wenige Augenblicke kam sie zurück. "Goku?" Sie hielt ihm mit einem ernsten Blick den Hörer hin. "Es ist Son Goten, er ist... ziemlich fertig...", erklärte Bulma. Goku nickte leicht und nahm ihr das Telefon ab. "Goten?" - "Papa..." Ein Schluchzen kam vom anderen Ende und Gokus Herz rutschte ihm bis hinunter in die Schuhe. "Mama... sagt, du wirst... nicht mehr zurückkommen... Papa, warum? Warum?" Sein jüngster Sohn weinte und er war daran schuld. Nein. Nicht er. Chichi. "Tsschh...", machte Goku, ein verzweifelter Versuch, den Jüngsten seiner Familie zu beruhigen. "Lass es mich dir erklären. Son Goten... du weißt ja, dass Mama und ich uns in letzter Zeit oft gestritten haben", sagte Goku. "Ja... aber warum bist... du gegangen?", erwiderte Goten und sein Schmerz schwang durch die Leitung, drang durch den Hörer in Gokus Gehirn ein. "Es wurde mir einfach zuviel. Ich brauch ein paar Tage Ruhe, verstehst du?" Bulma setzte sich wieder auf ihren Platz und beobachtete ihren Freund, sah die Verzweiflung in seinen Augen. "Mama sagt, dass sie dich nie wieder sehen will... Papa, bitte... sag, dass das nicht wahr ist, bitte... komm zurück..." Gotens zittrige und verweinte Stimme zerbrach Goku das Herz. Er fasste sich an die Stirn, um die einsetzenden Kopfschmerzen zu vertreiben. Er konnte es nicht ertragen, dass sein Sohn so leiden musste. Sekundenlang schwieg er in den Hörer. Er wusste nicht, was er darauf sagen sollte. Schweigend überlegte er. "Son Goten... ich werde wieder kommen, mach dir keine Sorgen darum. Aber ich werde dich dann mitnehmen. Ich weiß, wie viel Mama dir bedeutet, aber ich weiß auch, dass du kein kleines Kind mehr bist, von ihr aber immer noch so behandelt wirst", sagte Goku leise. "Ver... versprichst du mir es, Papa?" - "Ja, mein Sohn. Und jetzt hör auf zu weinen, denn es ist alles okay, ja? Tust du das?" Son Gokus Stimme klang aufmunternd, beruhigend. Goten seufzte leise, was sein Vater wohl als ein Ja deutete. "Ich... muss schluss machen, Vater, bis... bald..." Goku nahm den Hörer weg vom Ohr und starrte auf den Display, der die Gesprächszeit anzeigte. Er seufzte schwer und drückte dann einen der Knöpfe. "Es ist nicht fair, Bulma... er leidet... was hab ich getan?" Sie legte ihm eine Hand auf die Schulter. "Das, was du immer tust, Son Goku, das was du tun musstest. Und jetzt denk nicht darüber nach - Goten ist alt genug, um damit klar zu kommen und er wird sich auf dich verlassen können." Bulma lächelte ihn an. Ja, sie hatte wohl Recht...