da es wahrscheinlich so viele versionen von himmel und hölle gibt, wie es leute gibt, die sich das vorstellen (wollen), kann man "noch" nicht sagen, was denn jetzt wirklich richtig is. also haben alle vorstellungen theoretisch die gleiche wahrscheinlichkeit...
also auch die folgende ^^
DIE HÖLLE. Die Schüler des Meisters Kein Lei Stung fragten, ob es stimme,
daß die Hölle sehr heiß sei und nach Schwefel stinke. Der alte Meister
lachte herzlich und sagte: "Glaubt ja den Pfaffen nicht, sie erzählen
euch diese Gruselgeschichten nur, damit sie euch um das irdische Paradies
bringen." Und er erzählte die wahre Geschichte der Hölle...
Wie bekannt ist, kamen seit Tausenden von Jahren nur die lebenslustigsten
und die aufrichtigsten Menschen in die Hölle: angefangen bei den
Künstlern über die Wissenschaftler bis zum letzten Säufer. Denn wer
früher sagte, die Erde sei rund, kam in die Hölle, und wer gar zu sagen
wagte, die Erde drehe sich um die Sonne, sicherte sich einen Platz tief
in den brodelnden Töpfen der Teufel.
Auch viele Schwarze und Indianer kamen in die Hölle, weil sie dem weißen
Gott nicht gehorchten. Später kamen auch die Muslime, Inder und Chinesen
dazu; denn sie glaubten angeblich an furchtbare, kriegerische Götter, vom
blonden Gott mit den verträumten blauen Augen hielten sie nichts. Die
Kommunisten aller Länder waren ohnehin Stammgäste der Hölle.
Die Teufel mußten mit der Zeit gehen. Es wurde kein Schwefel mehr
verbrannt, zum Heizen nahm man erst Kohle, dann Erdöl. Das Erdöl wurde
aber mit der Zeit knapp, und von Gott bekamen die Teufel keine
Entwicklungshilfe. Da wandte sich Luzifer, der Chef aller Teufel, an die
Physiker in der Hölle; denn viele von ihnen, die zu Lebzeiten gegen die
Kernenergie waren, landeten auch in der Hölle. Sie brachten Luzifer auf
die Idee, die Sonnenenergie zum heizen zu verwenden. Sie überzeugten ihn
aber auch, mit Energie nicht leichtfertig umzugehen, denn diese ständige
Überheizung sei letzten Endes eine Verschwendung. Luzifer wurde
nachdenklich; denn er sah mit eigenen Augen, wie schnell der Schwefel,
die Kohle und das Erdöl zur neige gingen, und den Verbrannten in der
Hölle bereitete ein Grad mehr keinen zusätzlichen Schmerz.
"Sie lachen sich kaputt über meine schwitzenden Teufel", dachte Luzifer
und schlug mit der Hand gegen seine Stirn. Dann eilte er zu den
Physikern, die im Topf 375, mitten im brodelnden Öl, Drähte zu
Schaltungen verbanden, um ihre Zeit zu vertreiben.
"Nun gut", rief Luzifer, "ich brauche eure Hilfe." Die Physiker grinsten,
standen auf, schüttelten sich wie Hunde, um das Öl von der Haut zu
bekommen, und stiegen aus den Töpfen.
Nach einer Weile erlosch das Höllenfeuer. Die Höllenbewohner halfen den
Teufeln, die Töpfe in einem großen Lager aufzustellen. "Die kann man als
Warmwasserbehälter gebrauchen", rief ein Ingenieur, als die Teufel daran
dachten, sie einfach wegzuwerfen. Sonnenkollektoren wurden gebaut, und
eine angenehme Wärme verbreitete sich in der Hölle, die nunmehr Platz
genug bot, um bequem eingerichtet zu werden. Luzifer genoß seine erste
warme Dusche und schaute danach zufrieden in den Batterieraum, in dem die
Sonnenenergie gespeichert wurde. "Die Hölle ist unabhängig geworden",
rief er begeistert.
Die Tage wurden lustiger, Theater- und Musikgruppen, selbst Zeitungen
wurden gegründet - alles unzensiert. Die Sänger, Maler und Schriftsteller
nahmen kein Blatt vor den Mund; denn sie wahren bereits in der Hölle, und
tiefer konnten sie nicht fallen. Besonders gut aber hatten es die Kinder.
Da viele Kindergärtnerinnen in der Hölle waren, gab es für je fünf Kinder
eine Kindergärtnerin, und so spielten sie munter den ganzen Tag. Wenn ein
Kind etwas angestellt hatte, und die Mutter in ihrer Aufregung vergaß,
daß sie nicht mehr auf der Erde lebte, und ihr Kind anschrie: "Der Teufel
soll dich holen!" oder "Geh zum Teufel!", lachten alle vergnügt, und die
Mutter errötete.
Nun, das geschah nicht ohne Gottes Wissen. Er weiß schließlich alles. Er
dachte am Anfang: "Das legt sich schon."
Viele Heilige im Himmel rochen nicht mehr den Gestank der Hölle, und mit
der Zeit staunten sie über das lustige Freudengeschrei, das aus der Hölle
drang. Aber sie hielten es für eine Versuchung und beteten laut, damit
sie der Lärm nicht anfechte. Aber mancher Heilige sehnte sich nach
lustiger Geselligkeit, zumal die Mehrheit von ihnen an öden Plätzen
leben mußte, da die schönsten Orte des Himmels im Privatbesitz der
Barone, Generäle und Päpste waren. Mancher began die absolute Ruhe im
Himmel furchtbar zu finden, und das Hosianna der herumfliegenden Engel
ging ihm auf die Nerven.
Eines Nachmittags machten Gott, Petrus und der Engel Gabriel einen
Spaziergang. Plötzlich sahen sie, wie ein schwarzer Heiliger auf dem
Boden des Himmels lag, um dem Geschrei aus der Hölle besser lauschen zu
können. Ein breites Grinsen breitete sich auf dem Gesicht des einzigen
Vertreters aus Afrika aus. Petrus war entsetzt.
"Was machst du da, mein Sohn?" fragte er den Schwarzen, der sich langsam
und furchtlos erhob.
"Lustig da unten, Mann!" sagte er grinsend.
"Hab Gnade mit seiner schwachen Seele, oh Gott", flüsterte Petrus seinem
Erschaffer zu.
"Ja, hab Gnade", sprach Gabriel mit gesenktem Kopf nach.
"Wieso Gnade, Mann! Ich sage dir, da unten ist die Musik ganz schön
heiß, Baby!" rief der Schwarze.
Die Wangen des greisen Gottes schwollen an, bis sie wie reife Tomaten
aussahen.
"Du bist verflucht für alle Zeiten", rief er wütend.
"So ist es", sprach Gabriel ehrfürchtig wieder seinem Meister nach.
Der schwarze Heilige aber lachte schallend, als er sah, wie seine Flügel
vergilbt abfielen, als seien sie zwei welke Blätter. Gabriel holte mit
einem langen Stock den Heiligenschein herunter, der schief über dem Kopf
des Schwarzen schwebte. Gott und Petrus waren restlos empört, als sie
das Lachen des verfluchten Heiligen hörten, der langsam im Boden versank.
"Ich komme, Baby", rief die Stimme des Schwarzen immer wieder, während
er in die Hölle stürzte.
"Nun schau dir die Typen an", sagte Gott zu Petrus, und dieser erschrak;
denn auf der weiten Ebene des Himmels lagen viele auf dem Boden und
lauschten den lasterhaften Gesängen der Hölle.
Gott rief daraufhin Luzifer zu sich und fragte ihn mit bebender Stimme:
"Luzifer, was soll das?"
Luzifer antwortete: "Das ist alles durch die Selbstbestimmung
entstanden, ich kann wirklich nichts dafür."
"Nichts! Daß ich nicht lache!" rief Gott empört.
Gabriel nickte. "So ist es", flüsterte er.
Luzifer schaute Gabriel wütend an. Dieser Scheinheilige, dachte er und
rief empört: "Ihr habt es hier leicht mit euren dummen Schafen, aber
probiert es doch einen Monat da unten." Er spuckte und fuhr fort: "Jedes
Kind in der Hölle hat mehr Tricks auf dem Kasten, als meine
ausgekochtesten Teufel."
"Ja, aber kannst du sie nicht bestrafen?", fragte Petrus verlegen.
"Ja, genau, bestrafen...", wiederholte die Stimme Gabriels wie ein Echo.
"Womit denn bitte schön? In die Hölle schicken vielleicht? Oder wollt
ihr sie hier oben haben?" fuhr Luzifer den blassen Petrus an.
Gott verstand schnell, was Luzifer meinte. "Ein Himmel ohne Hölle",
sprach er zu sich, "das überzeugt nicht einmal einen Idioten."
"So ist es", jauchzte Gabriel begeistert.
"Geh zurück in deine Hölle", sprach Gott, "aber laß deine Chemiker
Stinkbomben schmeißen und laß deine Physiker Lautsprecher gen Himmel
richten, die deutliches Schmerzensgeschrei ausstrahlen, so daß die
umherfliegenden Engel immer wieder die Schmerzensschreie der Hölle hören
und den Gestank riechen und uns neue Kunden bringen. Ihr bekommt ja
genug. - Sonst mache ich", warnte Gott, "mit einer Bewegung meines
kleinen Fingers die Hölle dem Erdboden gleich!"
Gabriel echote: "Ja, so ist es."
Luzifer verabschiedete sich und ging zum Himmelstor. Gabriel sperrte ihm
die Tür auf und fragte ihn leise und neidisch: "Bist du nun zufrieden?"
Luzifer versetzte Gabriel einen kräftigen Schlag in den Bauch, rief
lachend: "Ja, so ist es!" und flog hinunter in die Hölle.
Und so stinkt es in der Umgebung der Hölle, und die versteckten
Lautsprecher senden ununterbrochen die von Schauspielern perfekt
nachgeahmten Hilferufe leidender Geschöpfe in den Himmel.
Die Heiligen fanden ihre Ruhe wieder. Viele freuten sich über ihren
Widerstand gegen die Versuchung der letzten Monate, und Gott hörte
zufrieden seine Spähengel, die um das Himmelreich herumflogen, wenn sie
ihm und den anderen weinend und hustend vom schrecklichen Geruch der
Hölle erzählten. Die Engel kamen immer wieder auf die Erde und
erzählten den Pfaffen, wie schrecklich die Hölle sei, und die Pfaffen,
wenn sie nicht gestorben sind, erzählen es unverzagt bis heute.
sprich: ich schliesse mich dem grossen saiyaman an.
