Ich nehme an, es ist zu spät zu behaupten, diese Folge wäre eine Parodie auf bierernste und logische TV-Serien, oder?
KAPITEL 9
Vorsichtig setzte Alex einen Fuß vor den anderen. Es war nicht einfach, sich fortzubewegen, wenn der Boden voller Menschen war. Zwar standen oder saßen die meisten, doch einige, die gerade offiziell keine Schicht hatten, benötigten ihren Schlaf und so hatten sie sich auf dem Fußboden ein provisorisches Bett eingerichtet, soweit dies möglich war. Es handelte sich eigentlich nur um ein paar Decken.
Endlich erreichte Alex die Mitte des Raumes, wo Basti stand und sich mit Sandra unterhielt. Ihren Gesichtsausdrücken nach zu urteilen, waren sie der Lösung des Problems keinen Schritt nähergekommen.
Sandra entfernte sich und Alex wollte eben melden, dass beinahe alle Besatzungsmitglieder nun in den warmen Räumen waren, als die Stimme von Gütebier ertönte. Er näherte sich von der anderen Seite, hielt einen Datenblock in der Hand, und unterhielt sich mit Basti. Soweit Alex es mitbekommen konnte, über Zugriffe auf Logbücher, von denen er immer noch nicht wusste, wer sie getätigt hatte.
Es ärgerte Alex, dass Gütebier ihm wegen dieser Lappalie Zeit raubte. Überhaupt, wie konnte man sich in solch einer Situation mit irgendwelchen alten Fällen beschäftigen?
Aber die Wut hielt nur einige Sekunden lang und verschwand sofort wieder. Man konnte Gütebier schließlich kaum vorwerfen, dass er seine Pflicht tat. Und wie es aussah, war er ohnehin nicht in der Lage, etwas an der Lage zu ändern. Es waren genügend andere Offiziere damit betraut. Dennoch erschien Alex der Zeitpunkt für eine solche Benachrichtigung schlecht gewählt.
Endlich entfernte sich der Sicherheitschef langsam, stieg mit großen Schritten, fast wie ein Storch, über die Schlafenden – oder die Schlafsuchenden, nur den wenigsten gelang es tatsächlich einzuschlafen – hinweg und verließ den Raum. Ein Zischen ertönte, als sich die Tür öffnete, ein weiteres, als sie sich wieder schloss. In der Tat erschien es Alex schwierig, zu ruhen, wenn in Abständen von einigen Minuten dieses Geräusch ertönte.
Doch er lenkte seine Aufmerksamkeit zurück auf den Grund seines Kommens. Er meldete in aller Kürze das fast vollständige Versammeln der Besatzung in den wärmeren Räumen. Insgeheim fand er diese Formulierung unglücklich, denn für ihn und für den Großteil der anderen Crewmitglieder bestand ja überhaupt kein Unterschied, was die Temperatur anging.
Basti bewegte kurz den Kopf, es musste ein Nicken gewesen sein. Es reichte in jedem Fall aus, um Alex zufriedenzustellen. Der Captain hatte sicherlich Wichtigeres zu tun, als solche Nebensächlichkeiten entgegenzunehmen.
Es gab schließlich viel zu tun. Leider wusste niemand,
was.
Alex' Blick schweifte umher, über die vielen Körper. Es war wirklich gefährlich. Die Vorstellung, zu erfrieren, nur durch ein kurzes Kältegefühl darauf hingewiesen worden zu sein... besonders, wenn man schlief und somit das Gefühl wohl erst mitbekam, wenn es zu spät war. Die Anwesenheit mehrerer medizinischer Offiziere beruhigte einen sicher nicht. Alex war fast froh, dass er nicht das Bedürfnis verspürte sich auszuruhen.
Er hatte bislang nicht richtig darüber nachgedacht, aber beide Seiten hatten es nicht leicht. Diejenigen, die die Temperaturunterschiede empfinden konnten, mussten bei Aufkommen eines kalten Lüftchens oder von etwas Schweiß sofort panisch reagieren und um ihr Leben fürchten. Die anderen würden kaum imstande sein zu reagieren, geschweige denn richtig, und konnten nur hoffen, dass nicht gleich beim ersten Gefühl ein eisiger Tod drohte. Und sei dieses Gefühl noch so gering.
Wie würde er selbst reagieren? Er wusste es nicht. Und er war froh darüber, dass es keinen Grund für ihn gab zu reagieren.
Er verspürte keine Kälte... Moment!
Er atmete tief ein, der Schrecken war für alle in seinen Augen sichtbar. Er
fror! Kurz hoffte er, es wäre Einbildung, aber es war
real!
Und er hatte keine Ahnung, was zu tun war!
Die Kälte wurde stärker und er meinte in den Augenwinkeln zu bemerken, wie auch Basti eine Handbewegung machte, die man als Versuch deuten konnte, sich zu wärmen. Und nicht nur er,
alle schienen plötzlich eine gewisse Kühle zu spüren.
Niemand wusste, was sie tun konnten. Sie wussten nur, dass dieses Gefühl berechtigt war, nicht nur ein Hirngespinst.
Nach endlosen Sekunden sorgte der Computer für erleichternde und bedrückende Gewissheit. "Warnung. Temperaturabfall in Frachtraum zwei. Umweltkontrollen sind außer Funktion. Evakuierungsprotokolle initiieren."