Genesis - Ersatzthread

*grins* Jetzt ist das ganze endgültig vollkommen von jeder Logik befreit ;). Denn auf einmal gehen da eingebildete und reale Veränderungen in einander über und keinem fällt das irgendwie auf *lol*...
 
@Tiara: Stimmt, das müsste "waren" heißen!

KAPITEL 12

Sie waren weit gekommen, doch an diesem Punkt war Endstation. Wenn man den Anzeigen des Computers nach alledem, was vorgefallen war, noch Glauben schenken durfte, herrschte auf der Brücke eine Temperatur von etwa 10 Grad unter Null.
Basti wusste nicht recht, ob er es glauben sollte, denn auf dieser Seite der Tür war es noch recht warm, es musste um die 5 Grad sein. Es war keine angenehme Temperatur, aber erträglich.

Dennoch wollte er kein überflüssiges Risiko eingehen. Er gab dem Turbolift die Anweisung, ihn und seine Begleiter zur Shuttlerampe zu bringen. Basti hatte ein flaues Gefühl im Magen, ihm war nicht wohl bei dem Gedanken, zu sehen, was dort vor sich ging.
Vielleicht war alles in bester Ordnung. Vielleicht aber waren auch längst alle dort erfroren. Der Gedanke ließ ihn erzittern und einen Augenblick lang war er sich nicht völlig sicher, ob der Gedanke oder doch die Kälte schuld war.

Auch Imke und Alex wirkten bedrückt. Sie blickten die ganze Zeit zu Boden, deprimiert. Es war nicht auszudenken, was gewesen wäre, hätten sie unterwegs eine Leiche gefunden. Doch wie durch ein Wunder schienen sich alle vor der Kältewelle in Sicherheit gebracht zu haben. Allerdings hatte bislang niemand gewagt, in der Shuttlerampe nachzusehen. Wenn es dort urplötzlich kalt geworden war, wie im Frachtraum, dann musste man mit Toten rechnen.
Die Shuttlerampe hatte nur einen Ausgang, der nicht übermäßig breit war. Und es mussten einige Shuttles herumstehen. Es war nicht vollkommen auszuschließen, dass einige sich in ihrer Verzweiflung um die womöglich Rettung bringenden Shuttles geprügelt, ernsthaft verletzt hatten – oder Schlimmeres.

Es war nicht das erste Mal, dass etwas Bastis Schiff bedrohte und ebensowenig das erste Mal, dass er den Tod von Besatzungsmitgliedern befürchten musste. Aber er vermochte sich nicht daran zu erinnern, dass die Bedrohung keine Ursache zu haben schien und man daher auch keine Lösung gefunden hatte. Und eines war sicher: Wenn nicht bald ein Weg gefunden werden würde, die Temperaturschwankungen zu unterdrücken, zu beseitigen, dann würden sie nicht mehr alle heil und unversehrt aus dieser Sache herauskommen.

Die Tür des Turbolifts öffnete sich. Einige Sekunden lang hielt Basti die Augen geschlossen, wagte nicht hinzusehen. Zumal bisher jeder Versuch der Kontaktaufnahme mit den Personen in der Shuttlerampe über die Kommunikatoren gescheitert war. Ein Stoß in Seite, er musste von Imke stammen, veranlasste ihn schließlich, doch die Augen zu öffnen.
Was er sah, erstaunte ihn, das Staunen überstieg fast die Freude darüber, dass alle hier wohlauf waren. Sie schienen beinahe ein wenig gelangweilt, das mochte aber auch damit zusammenhängen, dass es vielen trotz des Bedürfnisses nicht gelungen war zu schlafen.

Zögerlich betraten Basti, Imke und Alex den Raum und spürten sofort, wie Wärme sie umströmte. Tatsächlich, hier war es immer noch warm. Und zwar deutlich wärmer als im Turbolift. Basti sah sich suchend um, um jemanden zu entdecken, der ihm einige Fragen beantworten konnte. Vermutlich war niemand dazu in der Lage, aber es musste eine Erklärung dafür geben, dass keiner auf die Versuche zur Kommunikation reagiert hatte.
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Tja, spektakulär wie immer :dodgy:
 
Stimmt. Die Folge wird immer seltsamer *G* und sinnfreier. Und warum kommt niemand auf die Idee, sich warm anzuziehen? Dann kann man -10° locker aushalten...
 
Warme Klamotten? Ööööh... Worf hat sie gefressen! :D

KAPITEL 13

Es dauerte eine Weile, bis die drei entdeckt wurden. Günther und Stefanie näherten sich mit einem Lächeln im Gesicht, die Erleichterung war ihnen anzusehen. Auch sie konnten zuvor nicht gewusst haben, wie es denen ergangen war, die nicht in der Shuttlerampe anwesend waren.
Darüber hatte Basti bislang nicht nachgedacht.

Und die Erklärung, die die beiden Ingenieure lieferten, war nützlicher, als er vermutet hatte. Auch hier hatte es eine Abkühlung gegeben, auch hier hatte der Computer den Ausfall der Umweltkontrollen gemeldet. Jedoch war es ihnen gelungen, ein Kraftfeld um den Raum zu erzeugen, und sie hatten bemerkt, dass dieses eine geringfügige Erwärmung zur Folge hatte.
Einige Experimente mit der Frequenz hatten endlich den gesuchten Erfolg gebracht, die Temperatur war auf erträgliche 26 Grad Celsius gestiegen. Es war beinahe wieder zu heiß, doch weitere Versuche wollten sie sich nicht erlauben, in der Angst, das Gegenteil dessen zu erreichen, was sie zu erreichen versuchten.

Offensichtlich bestand der Nachteil des Kraftfeldes darin, dass keine Kommunikation hindurch möglich war. Auch die Personen in der Shuttlerampe hatten versucht, über die Kommunikatoren Kontakt zu anderen Besatzungsmitgliedern aufzunehmen, ebenfalls vergeblich. Sie hatten daher schon befürchtet, alle wären bei einer Abkühlung im Frachtraum umgekommen.
Die Vorstellung hatte die Stimmung, die Erleichterung über die eigene Rettung gedämpft, doch nun, da man um die Unversehrtheit aller Crewmitglieder wusste, machte sich so etwas wie Freude breit.

Und diese Kraftfeldmethode konnte vielleicht genutzt werden, um auch den Rest des Schiffs vor Temperaturschwankungen zu schützen. Wenn man die Schilde entsprechend modifizierte.
Dies war nur vom Maschinenraum aus möglich, ein Grund mehr, Günther und Stefanie dorthin zu bringen. Basti hätte sich ohnehin auf den Weg dorthin gemacht, um Dechent über alles zu informieren.

Als sich die Tür des Turbolifts schloss, verstummten die freudigen Stimmen, es wurde still, aber die Erleichterung blieb erhalten. Bisher waren alle wohlauf. Und nun galt es dafür zu sorgen, dass dies auch so blieb.
Basti hielt es nicht für notwendig, die Leute, die sich in der Shuttlerampe aufhielten, in die Krankenstation zu schicken, schließlich war die Shuttlerampe derzeit wohl der sicherste Ort überhaupt an Bord. Aber es konnte nicht schaden, wenn einer der medizinischen Offiziere nach ihnen sah und sie untersuchte.

Die Tür öffnete sich wieder, Basti ging voran zum Maschinenraum. Hinter sich hörte er mehrere Stimmen, die von Alex, wie er per Kommunikator mit Sandra auf der Krankenstation sprach, die von Stefanie und Imke, die glücklich waren, dass sie beide gesund und munter waren, aber viel durchdringender war das konsequente Schweigen von Günther.
Die gefasste, skeptisch dem Kommenden entgegentretende Ruhe, die man bei jemandem, der womöglich Dutzende Menschenleben gerettet hatte, nicht erwartete.
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Fragt mich nicht, was ich mir bei diesem Ende des Teils gedacht hab... vermutlich wenig :dodgy:
 
Ähm, wars das jetzt? Oder kommt da noch was? Das war jetzt so Deus-Ex-Machina mit dem Kraftfeld, das hätte sich nicht mal Voyager geleistet...
 
So, bald haben wirs geschafft, das vorletzte Kapitel...

KAPITEL 14

Stille. Kein Geräusch war in der Weite des Maschinenraums zu vernehmen. Es jagte einem im ersten Moment einen gewissen Schrecken ein. Doch es war nicht so, dass Dechent, Gütebier und Janina etwas zugestoßen war. Vielmehr saßen alle herum und blickten sich ratlos an.
Um so mehr Aufmerksamkeit erregte das Betreten des Raums durch Basti, Günther, Imke, Stefanie und Alex. Alle fünf mit einem Hauch eines Lächelns auf den Lippen. Ein Gesichtsausdruck, der in den letzten Stunden nicht häufig gesehen worden war.

Während sich Basti und Günther zurückhielten, konnten es die anderen drei kaum erwarten, die frohe Botschaft zu verkünden. Basti ließ sie berichten, sah in den Augenwinkeln zu Günther hinüber, der neben ihm stand. Sein Blick war zu Boden gerichtet oder in die Ferne. Es war in der Tat nicht die befreite Miene, die man in dieser Situation erwartete. Und Basti glaubte, fürchtete zu wissen, wo dieser Gesichtsausdruck herrührte.
Günther zweifelte daran, dass eine Anpassung der Schilde gelang. Zumal eine weitere Temperaturveränderung wohl eine Änderung der Frequenz erforderte. Ja, kein Zweifel, er glaubte nicht, dass der Plan durchführbar war.

Bastis Aufmerksamkeit wurde durch plötzliche Heiterkeit der anderen Anwesenden abgelenkt, die sich durch lautes Getuschel ausdrückte. Er atmete tief durch und trat an Dechent heran, der sich immer noch still verhielt. Sicher wusste auch er, dass die Chancen schlecht standen. Die Schildanpassung mochte vorübergehend funktionieren, aber eine Dauerlösung würde sie kaum sein.
Man konnte in dieser Situation deutlich erkennen, wer der Anwesenden Techniker war, wer nicht. Alle, die etwas davon verstanden, hielten sich im Jubel stark zurück, Dechent und Günther im Wesentlichen, auch Basti, Janina und Gütebier verstanden zumindest ansatzweise, um was es ging.

Stefanie, Imke und schließlich Alex schlossen sich an und verstummten. Dechent ging zu einer Konsole hinüber, Günther und Basti folgten ihm, dann die anderen. Er rief das Ergebnis der Diagnose der Umweltkontrollen auf. Die, die für die Shuttlerampe zuständig waren, schienen korrekt zu funktionieren. Trotz der gegenteiligen Meldung des Computers. Vielleicht lag es an den Werten, die der Computer benutzte, um einen Ausfall festzustellen.
So kamen sie jedenfalls nicht weiter. Der Plan, die Schilde zu modifizieren, schien der einzig brauchbare, für den Moment, und er verschaffte allen etwas Zeit, um sich eine dauerhaftere Lösung zu überlegen.

Dechent gab den anderen Anweisungen, wie sie zu verfahren hatten. Natürlich war das nicht wirklich notwendig. Auch Gütebier, Basti, Günther, Stefanie, Janina wussten, wie man Schilde anpasste. Aber eine klare Aufgabenverteilung konnte niemals schaden. Außerdem – wozu war Dechent Chefingenieur?
Dechent würde die eigentliche Anpassung durchführen. Günther und Stefanie würden die nötige Frequenz errechnen. Janina und Gütebier überwachten die Sensoren, um jede Temperaturveränderung sofort melden zu können. Basti, Alex und Imke standen daneben und drückten die Daumen. Mehr konnten sie nicht tun. Und hoffen, dass ihre Bemühungen erfolgreich sein würden.
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@Tiara: Ich stimme dir zu - das gehört hier WIRKLICH nicht rein :rolleyes: Ansonsten stimmt es schon, ich hab auch den Eindruck, dass die FFs fast alle schlecht wegkommen, das liegt aber denk ich auch daran, dass irgendwie die Qualität der FFs, die wir besprechen, momentan ziemlich nachgelassen hat... meine Meinung.
 
Ich schließe mich Tiara an. Eigentlich müsste Basti doch am besten wissen, wie das alles funktioniert...

Na ja, weltbewegend war der Teil nicht ;), mal kucken, wie da am Schluss jetzt noch irgendeine Auflösung kommen kann...

@Tiara: Es stimmt, dass die Kritiken des LQ pointierter geworden sind - aber eigentlich nicht harscher. Das waren sie vorher auch schon, wenn die FF schlecht war, nur jetzt bewirkt die Interaktion eben eine sarkastischere Ausdrucksweise. Und leider sind die FFs wirklich viel schlechter geworden...
 
@Tiara: Ich fang mit der Fortsetzung doch nicht an, bevor ich euch mit Genesis zu Ende gequält hab ;) Da kommen nämlich noch ein paar Folgen (wenn auch, euch wirds freuen (mich übrigens auch :dodgy: ), nicht mehr allzu viele).

KAPITEL 15

Es war ein gutes Gefühl, die Wärme des Bereitschaftsraums, das Wissen, dass zumindest vorerst keine Gefahr mehr drohte. Auch Dechent schien erleichtert zu sein, doch wenn er durch sein verstärktes oder verfrühtes Temperaturempfinden, durch was auch immer es verursacht worden war, etwas gelernt hatte, dann die Beherrschung zu wahren.
Ein wenig bewunderte ihn Basti dafür, er wusste nicht, wie er selbst in dieser Lage gehandelt hätte.

Sie saßen sich gegenüber, jeder ein Glas in der Hand, schweigend. Es war schwer, ein entspanntes Gespräch zu führen, nach allem, was geschehen war. Zumal man nicht wusste, was noch geschehen würde. Es war sehr wichtig, mehr über dieses Phänomen in Erfahrung zu bringen, um eine Dauerlösung zu finden, und das möglichst schnell.
Alle Gedanken kreisten um dieses Thema, aber keiner von beiden wollte ein Gespräch darüber führen, das ohnehin zu keinem Ergebnis führen konnte. Und ein anderer Gesprächsstoff kam beiden nicht in den Sinn.

Es würde sicher nicht leicht werden, das Geschehene zu verarbeiten. Ganz besonders nicht in dem Bewusstsein, dass ein weiterer solcher Zwischenfall jederzeit wieder passieren konnte.
Basti erinnerte sich an sein Verhalten zurück. Es war nicht so professionell gewesen, wie er es gerne gehabt hätte. Jonathan hatte eine Gruppe in den Transporterraum geführt, und er als Captain hatte vergessen, ihn über die Geschehnisse zu informieren. Erst nach mehreren Minuten war es ihm eingefallen.

Und es war ihm nicht gelungen, die Ruhe zu bewahren. Dechent war dazu in der Lage gewesen. Dass er es gewesen war und Basti nicht, war entschuldbar. Immerhin hatte er zuvor bereits wertvolle, wenn auch schmerzhafte Erfahrungen gemacht.
Aber dass Günther dazu imstande gewesen war, zeigte doch, dass auch Basti dazu hätte fähig sein müssen. Viel geändert hätte es wohl nicht, dennoch wurmte es ihn ungemein. Er hatte sich nicht unter Kontrolle gehabt, als es darauf ankam.

Aber er würde seinen Fehler wiedergutmachen, das stand für ihn fest. Indem er eine permanente Lösung fand, auf welche Weise auch immer. Es würde ihm gelingen, ohne jeden Zweifel. Er war fest entschlossen dazu und würde alle Hebel in Bewegung setzen, um dieses Ziel zu erreichen.
Zum Wohle seiner Mannschaft. Und um seinen peinlichen Patzer, der ihn innerlich so störte, auszugleichen.
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Der Weltraum - unendliche Belanglosigkeit... :rolleyes:

Sodele, NOTEN! HURRRRAAA!!!! :D
Bin gespannt, ob das die bisher schlechteste Folge wird. Den Rekord hält bisher "Youthful Recklessness" - toitoitoi, kann ich da nur sagen ;)
 
*g* Da die Episode zwar wie immer gut geschrieben, aber leider völlig sinnfrei war - keine Erklärungen, ein Phänomen, das ständig seine Parameter ändert und teilweise total seltsame Reaktionen, gibt es von mir auch eine 5. (oder eine 6 wenn du auf das deutsche Notensystem bestehst *G*)...
 
Naja, überraschend kommt's nicht gerade :rolleyes: Übrigens damit natürlich neue "WORST EPISODE" (TM). Welch ein Erfolg! ;)

So, gleich weiter mit der nächsten Episode, würd ich sagen. Ob die besser ist - naja, mal sehn. Ich erinnere mich nicht mehr so genau an die Folge... vermutlich verdrängt.

Episode 13: "Witchcraft" / "Hexerei"

KAPITEL 1

"Computerlogbuch der Genesis, Captain Thomas. Wir sind mit einer freundlichen Spezies in Kontakt getreten, den Jwak, die diese Region des Weltraums bewohnen.

Unsere Hoffnung, dass sie uns näheres über das seltsame Phänomen berichten können, in das die Genesis geraten ist, wurde nicht enttäuscht. Es handelt sich nach Erkenntnissen führender Wissenschaftler um ein natürlich auftretendes Phänomen, das in einem Objekt ein kleines Klimasystem aufbaut, mit kalten und warmen Zonen, Hoch- und Tiefdruckgebieten. Wie dies genau vonstatten geht, weiß niemand genau, aber wir haben eine Schildmodifikation erhalten, die es uns ermöglichen sollte, davon verschont zu bleiben, bis wir in drei Tagen das Gebiet, in dem das Phänomen bisher gesichtet wurde, verlassen haben.

Großzügigerweise haben uns die Jwak gestattet, ihr Territorium zu durchqueren. Als Gegenleistung werden wir eine ihrer Wissenschaftlerinnen von einem Außenposten am Rande ihres Raumes zu einer Basis nahe der Grenze auf der anderen Seite transportieren. Da der Stützpunkt ohnehin an unserer Route liegt, verlieren wir nicht einmal Zeit dadurch."



Sandra nahm einen Schluck aus dem Glas und stellte es zurück auf den Tisch. Es war angenehm, sich nach der Schicht in diesen öffentlichen Teil des Schiffs zurückziehen zu können, um etwas zu trinken oder zu essen, sich zu unterhalten oder um Freundschaften zu pflegen.

Cwhit, die Wissenschaftlerin, war ihr von Anfang an sympathisch gewesen. Wenn nur ihr Name nicht so kompliziert auszusprechen wäre. Sandra schmunzelte. Sie blickte auf und sah, wie Cwhit den Raum betrat.
"Doktor", rief sie und winkte ihr zu. Es war in der Tat nützlich, dass sie einen Doktortitel trug. So ersparte man sich das Aussprechen dieses Namens. Sie waren verabredet, Cwhit wollte von ihrer Arbeit berichten und erzählen, wie es ihr an Bord gefiel.

Tatsächlich schien es ihr ausgesprochen gut zu gefallen, sie schwärmte in den höchsten Tönen von der Genesis, nur die wissenschaftlichen Geräte vermisste sie. Sie nannte auch einige Namen, die Sandra jedoch nichts sagten und die sie deshalb sofort wieder vergaß. Es war ein ungewöhnliches Gefühl, sich mit einer Außerirdischen zu unterhalten, obwohl sie an diese Tatsache oft gar nicht dachte.
Es war auch nicht schwer, es zu ignorieren, denn die Jwak glichen den Menschen sehr. Zumindest, was das Gesicht betraf. Den Rest des Körpers bekam man ohnehin nicht zu Gesicht, da er von Kleidung bedeckt war, von einem weißen Kittel, wie ihn auch die irdischen Wissenschaftler zu tragen pflegten.
Nur die Hände konnte Sandra gelegentlich betrachten, sie waren ein wenig bläulich in der Färbung und sehr glatt. Keine Unebenheiten, keine Falten, eine fast schillernde Fläche. Makellos.

Es war wirklich eine Freude, sich mit Cwhit zu unterhalten. Auch wenn Sandra den Eindruck nicht ablegen konnte, dass einige die beiden nicht gern zusammen sahen. Ein gewisses Misstrauen war spürbar, was einfach damit zusammenhängen musste, dass die meisten keine, wenige eine einzige direkte Begegnung mit Aliens hinter sich hatten.
Doch Sandra sah keinen Grund, sich abweisend zu verhalten. Warum sollte man sie nicht offenen Armen empfangen, mit derselben Freundlichkeit, die diese Spezies gezeigt hatte, als man den Fremden Schildmodulationen überlassen und ihnen die Genehmigung erteilt hatte, unbeaufsichtigt den eigenen Raum zu passieren?

Es gab keinen Grund, wie sollte der auch aussehen? Die Jwak waren aufgeklärte, nette Wesen. Sandra wusste nicht genau, wie sie auf diesen Gedanken kam, aber für sie stand fest:
Sie konnten überhaupt nichts Unrechtes tun.

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Tjaahaaa! Eine Hammer-Erklärung wurde da noch nachgereicht, gell? *LOL* "Öh, ja, dat macht, datt et warm und kalt is, aber wieso, det weeß man nich..." :D
 
*g* Das war jetzt echt verdächtig, sooooooo wie da drauf rumgeritten wird, dass die so harmlos sind ;)... Naturphänomen ist eine tolle Erklärung *rofl*, erklärt vor allem überhaupt nicht, warum Dechent zuerst betroffen war... Na ja, auch egal ;)...
 
KAPITEL 2

Janina betrat die Bar und sah sich um. Bar war eigentlich ein unpassender Eindruck, es war mehr ein Restaurant, mitten im Schiff, ein Treffpunkt für die Besatzungsmitglieder.
Eben zu solch einem Treffen war sie hier. Sie war mit Imke und Stefanie verabredet. Das heißt: gewesen. Eine halbe Stunde zuvor. Sie hatte für die Anpassung der Schilde länger gebraucht, als sie gedacht hatte, aber nun sollte die Modulation imstande sein, das Temperaturphänomen, das die Jwak liebevoll Kwajl Lwa nannten, „die warme Kälte“, wirkungsvoll zu neutralisieren.

Janina erblickte ihre Freundinnen an einem Tisch und setzte sich zu ihnen. Die Stimmung war nicht so locker wie bei den meisten der vorigen Treffen, was aufgrund der letzten Ereignisse nicht verwunderlich war.
Außerdem fiel Janina jedoch auf, dass die beiden immer wieder unauffällig zu Sandra hinübersahen, die an der Theke saß. Neben ihr: eine junge Frau, die sie nie zuvor gesehen hatte. Erst als sie genauer hinsah, bemerkte sie, dass es sich um Cwhit handeln musste, die Wissenschaftlerin, die sie an Bord genommen hatten.

Offenbar hatte sie sich mit Sandra angefreundet, denn man konnte von diesem Platz aus gut beobachten, wie sich miteinander unterhielten und gelegentlich lachten. Allerdings vermochte man nicht zu verstehen, von was sie sprachen. Dazu war es einfach zu laut, es war ohnehin recht voll in der Bar an diesem Tag.
Es wäre so oder so nicht fein gewesen, das Gespräch zu belauschen, das schienen auch Imke und Stefanie nun einzusehen, obwohl sie wohl zu gerne gewusst hätten, welche Themen die beiden anschnitten.

Ein etwas jüngeres Mädchen trat neben Janina, fragte, ob sie etwas zu trinken wünsche. Janina verneinte und das Mädchen entfernte sich wieder. Es gehörte zu denjenigen, die wenig von der Rangstruktur und den Aufgaben an Bord hielten und daher nur in der Bar als Bedienung eine Beschäftigung hatten finden können, die für sie in Ordnung waren.
Um das Gespräch mit Janina und Stefanie in Gang zu bringen, fragte Imke schließlich nach dem Gesundheitszustand der anderen. Alle drei fühlten sich vergleichsweise gut, auch wenn sie noch etwas unter Schock standen. Nichts gefährliches, einfach die Nachwirkungen der mannigfaltigen Gefühle, die sie empfunden hatten, als urplötzlich alle Menschen aus einem Raum gestürmt waren, sie mitten unter ihnen, etwas orientierungslos, in dem instinktiven Bestreben, es den anderen gleich zu tun und zu fliehen.

Keine von ihnen erinnerte sich gern an den Vorfall zurück, das war nur verständlich, und dennoch versuchten sie, sich gegenseitig ihre Emotionen zu beschreiben. In der Hoffnung, es würde vielleicht helfen. Helfen, die innere Anspannung endlich abzulegen, mehr als zwei Tage nach dem Ereignis.
Imke konnte sich einen Seitenhieb nicht verkneifen, sie fragte sich – und die anderen –, wieso der Bericht über den Fortschritt ihrer Gesundung noch nicht vorlag. Konnte es vielleicht damit zusammenhängen, dass sich Sandra lieber mit einem Gast vergnügte, als ihre Arbeit zu tun?

Alle drei lächelten kurz, verkniffen es sich dann wieder und schielten besorgt wie missmutig zu Sandra hinüber, die sich weiterhin mit Cwhit unterhielt und sich anscheinend prächtig amüsierte.
Ja, in der Tat schien das die Ursache zu sein.
 
Zickenterror auf der Genesis? Sorry, so kommt mir das jetzt vor... Wie die da eifersüchtig rumtuscheln -.- ... Und die Tatsache, dass es auf der Genesis offensichtlich auch Parias gibt, die sozusagen zu nix gut sind, als den anderen hinterher zu dienern, das erscheint mir auch sehr komisch...
 
Ich komm derzeit wg. Zivildienst und so kaum zum Posten... bin jetzt auch ab Montag erstmal 2 Wochen auf Lehrgang :(

KAPITEL 3

Alex war froh, noch einen freien Tisch gefunden zu haben. In der Bar war es voll und die meisten Tische waren besetzt. Soweit er es erkennen konnte, alle. Er hatte den letzten unbesetzten erwischt.
Sogar an der Theke hielten sich viele Personen stehend auf und unterhielten sich.

Nach den schockierenden Erlebnissen der letzten Tage waren die Schichten der meisten Besatzungsmitglieder auf das Nötigste beschränkt worden. Der meisten, nicht aller. Er hatte etwas Mitleid mit den Technikern, die zwar ebenfalls nicht den vollen Umfang ihrer Aufgaben zu bewältigen hatten, aber weitaus mehr als die anderen.
Was viele vergessen, verdrängt oder nicht bemerkt hatten: Bevor sie in dieses Temperaturphänomen geraten waren, waren ja einige Fehlfunktionen aufgetreten. Und bislang hatte niemand endgültig bestätigen können, ob diese durch die Nähe zur Anomalie aufgetreten waren – oder ob sie nun weiterhin vorhanden waren. Wenn das der Fall war, und derzeit sah es danach aus, mussten sie repariert werden.

Alex war sich in diesem Moment erstmals bewusst, dass die Wahl seines Aufgabenbereiches sich bislang positiv ausgewirkt hatte. Immerhin hatte er mit dem Gedanken gespielt, Techniker zu werden. Letztendlich hatte er sich allerdings doch zum Kommandobereich entschlossen. Er hatte diese Entscheidung bislang nicht bereut und hoffte, dass dies auch so bleiben würde.

Er senkte seinen Blick zur Tischplatte, auf der der Datenblock lag, den er mitgebracht hatte. Es waren nur Berichte der einzelnen Schiffsabteilungen. Nicht wirklich wichtig, wie er fand, aber als Führungsoffizier musste man ja über gewisse Dinge informiert sein.
Bereits die letzten Berichte hatte er aus Desinteresse nicht angesehen, um so wichtiger waren diese. Doch in seinem Quartier war es ihm irgendwie zu einsam geworden und so hatte er sich in die Bar begeben. Nun, man konnte keineswegs behaupten, dass er an diesem Ort allein gewesen wäre. Dafür war es viel zu laut, als dass er sich hätte konzentrieren können. Gemurmel, laute Gespräche und Gelächter wechselten sich ab. Lachen.

Es war lange her, dass er jemanden so hatte lachen hören. Es gab nach den Geschehnissen sicher nicht viele Anlässe dazu. Aber auch zuvor, eigentlich seit er an Bord war, hatte er kein so lautes Lachen mehr vernommen. Das mochte jedoch auch damit zusammenhängen, dass er nicht viel Gelegenheit bekam, sich in einem Raum mit so vielen Personen aufzuhalten.
Er sah auf und versuchte, die Quelle der heiteren Ausrufe ausfindig zu machen und entdeckte schließlich Sandra, die an der Theke auf einem Hocker saß, neben ihr eine Frau, die er sofort als Cwhit identifizierte.

Er selbst war dabei gewesen, als der Captain und Jonathan sie im Transporterraum in Empfang genommen hatten. Alex war überrascht gewesen, dass sie einem Menschen so stark ähnelte, und es erstaunte ihn immer noch. Allerdings war es nichts, worüber er sich den Kopf zerbrochen hätte. Er hatte dazu ohnehin keine Zeit, hatte er doch noch die Berichte zu lesen, die auf dem Datenblock gespeichert waren, der vor ihm auf dem Tisch lag, immer noch nicht angetastet, noch unbenutzt.
Es wurde wohl Zeit, dass sich das änderte.

Alex ergriff das Pad, erhob sich und eilte zur Tür hinaus. Nun, nachdem er die Lautstärke und das Gedränge in der Bar erlebt hatte, zog er sich mit Vergnügen in sein ruhiges, einsames Quartier zurück.
 
Gepflegtes Hä? Und was sollte das jetzt? Wenn da nicht ganz raffiniert ein Hinweis auf irgendwas versteckt war, dann war das Kapitel da ziemlich sinnfrei *g*...
 
Zack, nächstes Kapitel, bevor ich wieder offline gehe (wie dat Kanickel aus "Alice im Wunderland": "Keine Zeit, keine Zeit!" :D )...

KAPITEL 4

Es war in der Tat ein wunderschöner Anblick. Streifen aus hellem Licht vor dem tiefschwarzen Hintergrund der unendlichen Weiten des Alls. Bislang hatte sich Sandra nie die Zeit genommen, sie genauer zu betrachten. Und nun ergab sich die Gelegenheit ganz unverhofft, als sie Cwhit durch das Schiff führte.
Zwar hatte bereits ein offizieller Rundgang stattgefunden, aber beide genossen es, in privater Atmosphäre die schönsten Orte nochmals zu besuchen. Weit und breit niemand, der sie störte. Kein Wunder, war es doch bereits Nacht und die meisten Crewmitglieder - die Nachtschicht ausgenommen - schliefen tief und fest.

Sandra empfand eine echte Freundschaft zu Cwhit, als würden sie sich schon seit Jahren kennen. Tatsächlich wusste sie, dass es nur wenige Stunden waren. Und dass ihr Gast in wenigen Tagen die Genesis verlassen und für immer aus ihrem Leben verschwinden würde. Diese Aussicht stimmte sie traurig und ermunterte sie auf der anderen Seite, noch so viel wie möglich in der gemeinsamen Zeit, die ihnen blieb, zu erleben.
Ihre Arbeit war sekundär, ihre oberste Priorität galt nun ihrem Gast.

Es war wirklich verrückt. Sandra kannte sie kaum, dennoch empfand sie die Freundschaft zwischen ihnen als noch stärker als die zu Imke, Tina, Sarah – zu all jenen Personen, die sie seit Jahren kannte. Ja, sie mochte sie wirklich. Den Grund kannte sie nicht genau. Es mochte einfach an der einnehmenden Persönlichkeit des Doktors liegen.
Sandra schmunzelte. Sie sprachen sich gegenseitig mit Doktor an, und aus irgendeinem Grund fand sie es amüsant. Sie verwandte den Ausdruck anstelle von Cwhit, diesem komplizierten Namen, dessen Aussprache die menschliche Zunge zu sehr quälte, nahezu überforderte, um ihn ständig zu verwenden. Warum ihre Freundin ihrerseits Sandra mit Doktor ansprach, wusste Sandra selbst nicht genau. Vielleicht, um sie zu necken, weil es ihr etwas missfiel, nicht mit ihrem Namen angesprochen zu werden. Vielleicht auch, weil Sandra der leitende medizinische Offizier war – wenn auch kein Doktor im eigentlichen Sinne. Wie auch, dazu hätte sie schließlich studieren müssen. Und dazu war sie zu jung.

Ihr fiel auf, dass sie bislang nicht hatte in Erfahrung bringen können, wie alt Cwhit eigentlich war. Es erschien ihr indiskret, direkt zu fragen, und es hatte sich noch nicht die passende Gelegenheit geboten, auf eine Art zu fragen, die nicht so sehr auffiel.
In jedem Fall musste sie recht jung sein, schloss Sandra aus ihrem Aussehen. Nach irdischen Maßstäben vielleicht zwanzig. Allerdings war die Genesis auf ihrer Reise bereits einmal auf eine Spezies getroffen, deren Angehörige sehr alt wurden und einige etwa sechzig Jahre alt sein mussten, wenn sie so aussahen wie Cwhit jetzt.

Immer, wenn sie sich an frühere Erlebnisse, besonders an den Zwischenfall mit dem Temperaturphänomen zurückerinnerte, musste sie einen innerlichen Drang unterdrücken, sich an die Arbeit zu machen. Manchmal hatte sie ein schlechtes Gewissen, weil sie sich vergnügte, während andere arbeiteten. Aber dieses Gefühl verging stets schnell wieder.
Nichtsdestotrotz, vielleicht konnte sie die innere Stimme zum Verstummen bringen, wenn sie wenigstens nebenbei etwas tat, was der gesamten Besatzung weiterhelfen konnte. Und ihr schwebte bereits etwas vor, dass sie höchstens verbale Mühen kosten und keine kostbare Zeit verschlingen würde, die sie somit nicht mit ihrer Freundin hätte verbringen können.

Obwohl Cwhits Fachgebiet eher im chemischen und physikalischen Bereich lag, wusste sie womöglich auch einiges über dieses Gebiet des Weltraums. Irgendjemand musste einmal die Region in der Umgebung des Jwak-Territoriums erforscht haben. Und sie als eine der führenden Wissenschaftlerinnen sollte doch wohl über alle wichtigen Erkenntnisse informiert worden sein.
In diesem Fall konnte Sandra vielleicht durch geschicktes Fragen herausfinden, ob jemand ein Phänomen bemerkt hatte, das der Zeitspalte glich, die sie zu erreichen versuchten.
Ja, das würde sie tun. Womöglich würde es allen weiterhelfen. In jedem Fall aber würde es ihr Gewissen beruhigen. Und dieses Motiv genügte ihr.
 
Da hat aber jemand Probleme ;)... Ob Cwhit vielleicht irgendwelche empathischen Fähigkeiten hat, dass Sandra sie so mag? Bin ja mal gespannt, was bei dem Interview rauskommen wird...
 
ICH LEBE NOCH!
Ja, doch, ich war auch überrascht! :D
Aber zur Feier des Tages geht gleich mal weiter...

@Tiara: Nö, erfährst du nicht - das hat NATÜRLICH nichts damit zu tun, dass ich es selbst nicht wüsste, sondern damit, dass ich meinen Lesern Raum geben will, ihre Phantasie spielen zu lassen *HUST* :rolleyes:

KAPITEL 5

Sandra starrte unentwegt an die Decke ihres Quartiers. Aus irgendeinem Grunde vermochte sie nicht einzuschlafen. Dabei war sie so müde, dass sie die Augen nicht mehr offenhalten konnte. Das war nicht verwunderlich, da sie doch stundenlang mit Cwhit durch das Schiff spaziert war. Und es war ihr tatsächlich gelungen, ihrer Freundin die Informationen zu entlocken, die der Besatzung von großem Nutzen sein konnten.
Es war nicht einmal schwierig gewesen, die Wissenschaftlerin hatte bereitwillig Auskunft über den Fortschritt ihres Volkes gegeben. Und was Sandra erfahren hatte, hätte sie eigentlich zuversichtlich stimmen sollen.

Die Zeitspalte befand sich unmittelbar außerhalb des Jawk-Raumes. In fünf Tagen, maximal einer Erdenwoche, sollte die Genesis bei gleichbleibender Geschwindigkeit ihr Ziel erreichen. Die Aussichten waren also durchaus rosig – und dennoch war Sandra unzufrieden.
Ihr schlechtes Gewissen der Besatzung gegenüber war nun in der Tat verschwunden. Dafür protestierte eine innere Stimme gegen den Verrat an ihrer Freundschaft zu Cwhit. Ihr selbst erschien der Begriff zu stark, aber aus der Sicht der Jwak-Frau konnte man vielleicht den Eindruck haben, Sandra hätte ihre Nähe nur deshalb gesucht gehabt, weil sie an wichtige Informationen hatte gelangen wollen.

Sandra selbst wusste, dass dem nicht so war. Doch sie war sich nicht mehr sicher, ob auch Cwhit davon überzeugt war. Und ihr lag wirklich viel daran; sie wollte ihre Freundschaft um nichts auf der Welt aufs Spiel setzen.
Sie beschloss, die Informationen zumindest vorerst für sich zu behalten. Womöglich würde sie sich dazu durchringen können, sie weiterzugeben, wenn ihre Freundin das Schiff wieder verlassen haben würde. In zwei Tagen – viel zu früh, wie sie fand.

Insgeheim entsetzte es sie ein wenig, dass sie sich Cwhit mehr verbunden fühlte als der Crew der Genesis, zu der immerhin auch viele Personen gehörten, die sie als Freundinnen bezeichnen konnte.
Diese Frau hatte tatsächlich eine ungeheure Fähigkeit, andere für sich einzunehmen. Und sie, Sandra, war ihr erstes Opfer. Jetzt, wo Distanz zwischen ihnen lag, vermochte sie das klar zu erkennen. Und im nächsten Moment vergaß, verdrängte sie es wieder. Das hohle, dunkle Gefühl in ihrem Bauch, das von ihrem schlechten Gewissen verursacht wurde, musste sich auch auf ihr Gehirn, auf ihr Denken auswirken. Oder sie stand unter einen anderen externen Einfluss.

Denn unter normalen Umständen hätte sie es doch niemals gewagt, so über ihre beste Freundin zu denken. Sie entschied sich, sich selbst genau zu untersuchen. Womöglich war sie krank. Ja, so musste es sein! Zumindest konnte sie es nicht kategorisch ausschließen.
Sie spielte kurze Zeit mit dem Gedanken, sich sofort auf den Weg zur Krankenstation zu machen, um dort die notwendigen Tests durchzuführen, verwarf die Idee aber sofort wieder. Es würde sicher ausreichen, wenn sie sich während ihrer regulären Schicht untersuchte. Dann würde sie auch konzentrierter arbeiten können, da sie dann ausgeschlafen sein würde – zumindest, wenn sie endlich einschlief.

Aber die Gedanken an Cwhit, ihre alten Freundinnen, das, wovon sie besessen gewesen sein musste, als sie negativ über Cwhit gedacht hatte, waren ständig bei ihr, hielten sie wach, piesackten sie und trieben sie beinahe zur Verzweiflung, und sie verhinderten, dass Sandra auch nur eine Sekunde Schlaf fand.
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Pff, joah, ne? Wird Zeit, dass die Serie zu Ende ist, oder? :D
 
@Tiara: Momentan hab ich mehr Zeit, weil ich Urlaub hab - allerdings nur noch bis zum 9.1. Wie's danach aussieht: mal sehen!

KAPITEL 6

Die langen Korridore waren wie leergefegt. Nur ein leichter Nebelschleier lag in der Luft und behinderte so die Sicht ans andere Ende des Ganges.
Sandra lauschte. Nichts war zu hören, nicht einmal ein leises Piepsen. Es war sicher nicht ungünstig, wenn niemand ihren nächtlichen Ausflug beobachtete. Andererseits hätte sie sich über ein wenig Gesellschaft sehr gefreut. Sie hätte sicher dazu beigetragen, dass sie sich nicht ganz so unwohl in ihrer Haut fühlte.

Sandra erreichte eine Weggabelung. Entsetzt stellte sie fest, dass sie sich nicht sicher war, in welche Richtung sie gehen musste. Dieser Teil des Schiffs erschien ihr so unbekannt, als hätte sie ihn nie zuvor betreten. Doch dass das vollkommen unmöglich war, wusste sie mit absoluter Gewissheit.
Zögerlich ließ sie ihren Blick schweifen, von links nach rechts, wieder zurück. Immer wieder. Ab und zu verweilten ihre Augen bei dem Fenster, das ihr genau gegenüber lag, sahen mit Bewunderung für deren unfassbare Schönheit die Sterne an, die in Streifen vorbeizogen. Wie Schlitze im dunklen All, durch die ein grelles Licht drang, aus einer anderen Welt, einer makellosen, glänzenden Welt. Ein Teil von ihr wünschte sich sehnlichst dort zu sein, weit weg von all ihren Problemen. Weit weg vom Konflikt zwischen ihrer Freundschaft zu Cwhit und ihrer Loyalität der Besatzung gegenüber.

Sandra zuckte kaum merklich zusammen, als sie die Gedanken in ihrem Kopf vernahm, sich wiederholend. Loyalität – war es das, was sie für all ihre Freunde empfand? War es das, was noch übriggeblieben war?
Ihr war bewusst, dass sie eine Entscheidung treffen musste. Zwischen Cwhit und allem, was ihr in ihrem bisherigen Leben wichtig erschienen war. Das Abstrakteste: Sie wusste nicht, wieso es ihr klar war. Wieso so etwas überhaupt nötig sein sollte.

Es gab keinen Kompromiss. Sie hatte es als Tatsache akzeptiert, sie hatte es nie als notwendig empfunden, dies zu hinterfragen. Es gab keinen Grund, warum ihre Gedanken sie belügen sollten. Nicht ihre Gedanken. Ihre Gedanken waren gute Gedanken, hilfreiche Geister. Keine finsteren, bösen Gedanken, wie sie sie bei anderen Personen gesehen hatte.
Eine unsinnige Annahme reihte sich an die vorige an, basierend auf einer vermeintlichen Tatsache, abgeleitet von einem inneren Gefühl. Nichts Handfestes – und doch war Sandra überzeugt von jedem Gedanken, der die Leere in ihrem Schädel zu betreten wagte.

Sie musste die Augen einen Moment lang schließen, und als sie die Lider wieder öffnete, sah sie vor sich die Verkörperung all ihrer Gedanken. Das All, groß und mächtig, aber leer, abgesehen von einigen Fremdkörpern darin, allesamt nur mit guten Absichten. Es war wie in ihrem Kopf, als wäre ihr Gehirn ebenfalls ein kleines, winziges, unbedeutendes Universum. Sie sah die Gänge vor sich erneut entlang, konnte plötzlich ihren gesamten Verlauf erkennen.
Beide führten bis zur Wand des Schiffs, dann selbige empor, über die Decke, in deren Mitte sich die beiden Wege vereinten. Zwei Extreme, die beide zum selben Resultat führten, zum selben, undurchführbaren, unerträglichen Ergebnis. Und als Kompromiss zwischen ihnen nur jenes Fenster, das den Blick freigab auf das leere All mit den Sternen, die Streifen zogen und in Sandras Geist Cwhits Namen schrieben.

Sie tat vorsichtig einen Schritt vor, sah das ganze Ausmaß des Unglücks, wie alle Himmelskörper sich in Form von Cwhits Körper, Auge, Name, gar ihrer Seele anordneten. Alles um sie herum verschwamm, wurde zu einem grauen Brei, dann verschwand alles um sie herum vollkommen, hinterließ nur eine schwarze Fläche, die das All und ihr Gehirn zugleich war und sich doch nur als Dunkelheit entpuppte, die, anders als das unendliche Universum oder ihr Gehirn mitsamt der darin befindlichen quälenden Gedanken, einfach verschwand und dem Licht Platz machte, das die triste Zimmerdecke Sandras Quartiers entblößte.
 
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