Das Siegel

Ich fand den Teil spitze!
Wir werden dir nicht gleich den Kopf abhacken, weil du solche Gedankengänge geschrieben hast!
Ich find deine dritte HF echt cool und irgendwie mag ich sie! Wer war eigentlich die zweite HF???
 
Hiro war der Zweite. Er braucht jetzt ein bisschen bis zum nächsten Auftritt, aber er wird definitiv noch eine Rolle spielen.

Warum ähnlich der Begegnung von Rann und Sheryl? Jin ist auf der Flucht vor den Männern. Und sie greifen sie an. Aurièn haben die noch gar nicht gesehen, aber JIn weiß eben, dass sie sie bestimmt entdecken würden und ihr dann sonstwas antun. Und darum bleibt sie in Aurièn's Nähe. Denn um das zu verhindern, muss sie die Männer ja umbringen, auch wenn's ihr keinen Spaß macht (auch wenn es den Anschein erstmal nicht hat). Ist irgendwo komisch, aber naja...

Also bitte... ein verwesender Körper im Wasser... das würdest du trinken? Die Idee habe ich nicht aus 'Der mit dem Wolf tanzt' geklaut, auch wenn man das erstmal glauben könnte. Mir ist nur eben eingefallen, dass da genau das gleiche passiert. Und der trinkt das Wasser auch nicht. Außerdem... schon mal was von Bakterien gehört, die sich in Aas einnisten? ich jedenfalls habe davon schon gehört und es ist doch ganz schön eklig. Klar, bei ein paar toten Fischen ist es noch kein Drama, aber das...

Danke für die kritik jedenfalls. Bald kommt dann der nächste Teil. Wie findet ihr die Länge?
 
Nö, trinken würd ich das sicher nicht und es wäre auch sicher alles andere als hygienisch und appetitlich, aber so schlimm, dass man gleich dran sterben würde? Na, egal.
Die Länge find ich ganz gut so, macht aber nichts, wenn die Teile mal etwas kürzer sind.
 
Naja, gut. Vielleicht nicht gleich sterben. Aber Bauchschmerzen sind auch nicht gut :D

Jetzt also wieder ein etwas kürzerer Teil. Naja, länger dürfte er wirklich nicht sein. Verzeiht mir bitte die ungenaue Beschreibung des Kampfes. Die finde ich persönlich nämlich gar nicht gut.

Noch was: Ich habe im Kapitel davor diese Szene geschrieben:
Wer sollte Interesse daran haben, die Auserwählte zu töten oder daran zu hindern, den Schutzstein des Landes zu beschaffen?
Da habe ich mich ein wenig verzettelt und eine Gefahr angedichtet, die keine ist. Ich habe das ganze jetzt geändert. Der Absatz endet mit:
Nein, ihr drohte keine Gefahr. Von niemandem.
Sorry. Da hatte ich mich mit der Geschichte vertan ^_^

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Kapitel 5) Ein Blutbad

„Ich ertrinke in meinem Blutdurst. Die Quelle meines Selbst ist versiegt und ich bin nur noch eine leblose Hülle. Ist denn niemand hier, um meinen Hunger zu stillen? Ist denn niemand hier, um mich vor mir selbst zu erretten?“

Aurièn blickte auf. Kampfschreie und Schwertgeklirre mitten im Wald, noch dazu in der friedlichen Provinz Men? Sie hatte den Kaiserpalast nie verlassen bis jetzt, doch stets hatte man sie der Friedlichkeit und Ruhe dieser Provinz versichert. Es war ihr zwar gleichgültig, ob sich dort nun niedere Bauern gegenseitig umbrachten oder nicht, aber das Mädchen hatte vor, ihrer Rolle als Auserwählte gerecht zu werden. Wenn sie also den Frieden von Kairion sichern wollte, hatte sie jetzt die Möglichkeit, damit anzufangen.
Aurièn stieg ab und griff an ihr Gepäck, das ordentlich auf Missaks Rücken verschnürt war. Sie öffnete eines der Bündel und zog ein Langschwert mit schlichtem metallenem Griff heraus. Es war ein ausgezeichnetes Schwert, gut ausbalanciert, perfekt an ihre rechte Hand angepasst.
Sie griff zur Beruhigung nach dem blauen Amulett, das unter ihrem grünen Hemd verborgen war. Es pulsierte warm und lebendig. Sie lächelte ruhig. Warum sich sorgen?

Jins Gesicht war zu einer schmerzverzerrten Maske verzogen, als sie den Hieb des großen Blonden abwehrte. Der Stahl ihres schweren Breitschwertes traf auf das Holz der Hellebarde des Hünen. Der lange Stab, an dem die axtähnliche Klinge der Waffe befestigt war, zersplitterte mit unangenehmem Geräusch. Jin spürte, wie sich ein kleiner Splitter des Holzes tief in ihre linke Wange bohrte. Sie ignorierte den stechenden Schmerz und erinnerte sich an die Heilsalbe, die sie stets bei sich trug.
Der Blonde warf die nutzlose Waffe weg und stürzte sich mit einem gellenden Schrei auf die schwarzhaarige Frau. Sie duckte sich leicht weg und entwich zur Seite, schlug mit der flachen Seite der Klinge in den Nacken des angeheuerten Killers, führte gleich darauf einen schnellen Hieb gegen einen anderen, der mit einem Morgenstern nach ihr schlagen wollte.
Immer weiter steigerte sie sich in den Kampf hinein, ertrank in Blutgier. Ihr Schwert und sie verschmolzen zu einer Einheit, wurden zu einem tödlichen stählernen Blitz, der die Feinde einem Wirbelsturm gleich niedermähte.
Einen weiteren köpfte sie, verpasste einem von hinten heranstürmenden Mann einen Ellenbogenschlag, der seine Nase zertrümmerte und stach gleichzeitig waagerecht nach einem anderen.
Schwer atmend wirbelte Jin herum, mit den Augen die Gegend nach einem anderen Feind absuchend, den sie hätte niedermetzeln können. Hektisch drehte sie sich zu allen Seiten, doch da war niemand. Niemand, der es mehr hätte wagen können, sie anzugreifen.
Zu den Füßen der Frau kroch einer der Auftragskiller, der große Blonde, entlang, versuchte, der schrecklichen Furie zu entkommen. Mit einem schnellen Schwertstreich zerschlug Jin seine Hoffnungen und ersparte ihm gleichzeitig einen elenden Tod im Wald. Doch dann verschwand der Blutdurst aus ihren Augen, ebenso plötzlich wie er gekommen war.
Langsam, auf ganz behutsame Art und Weise, als wollten ihre Augen sie vor sich selbst schützen, klärte sich die Sicht der Frau und sie sah, was sie getan hatte, was die in ihr schlummernde grausame Dämonin angerichtet hatte.
Ein Schlachtfeld breitete sich vor ihren Augen aus, blutgetränkte Erde, um sie Leichen, ein blutbeflecktes Schwert in ihrer Hand und der pulsierende Schmerz in ihrer Wange.
Ihr Blick glitt über die Zerstörung und blieb an einem lebenden Wesen haften. Nein, das war kein Feind. Zu zierlich, zu unerschrocken, als dass sie in vollem Umfang hätte begreifen können, was Jin gerade getan hatte.
Inmitten all dem Blut stand sie. Mit hoch erhobenem Kinn und in edler Haltung starrte das blonde Mädchen, das Schwert kampfbereit erhoben, auf das, was Jin in ihrer Raserei mit den Männern getan hatte, die sie hatten töten sollen.
In dem Blick des schönen Mädchens spiegelten sich nichts als Gleichgültigkeit und ein eher differenziertes Interesse wieder.
„Habt Ihr all diese Menschen getötet?“, fragte sie mit tonloser Stimme.
Jin nickte und wischte sich kalten Schweiß von der Stirn. Sie warf einen bedauernden Blick auf ihr Hemd, das nun nicht mehr nur Blutflecken hatte, sondern in Blut gewaschen worden zu sein schien. Gleichzeitig spürte sie seltsames Unbehagen, ein Gefühl, das sie schon vergessen zu haben glaubte.
Sie hatte gemordet. Nicht zum ersten Mal. Doch zum ersten Mal hatte Jin den Eindruck, dass sie vielleicht das Falsche getan hatte. Es war völlig unlogisch, denn hätte sie diese Männer nicht umgebracht, so hätten diese nicht nur sie, sondern auch das blonde Mädchen kaltblütig abgeschlachtet.
Dennoch konnte sie sich des Gedankens nicht erwehren, dass dieses Blut zu Unrecht geflossen war. Eine seltsame Fügung des Schicksals, wo sie sich doch vor dem Kampf noch dessen versichert hatte, den Mord an diesen Männern später gleichgültig zu akzeptieren als etwas Unvermeidliches. Sie schüttelte den Kopf. Darüber konnte sie sich später Gedanken machen.
„Warum?“, fragte das Mädchen, den Kopf schief legend.
„Sie wollten mich töten“, erklärte Jin und lächelte freudlos ihr perfektes, falsches Lächeln. „Das war die einzige Möglichkeit.“

Aurièn ließ ihr Schwert sinken, lockerte jedoch nicht ihren Griff um das Heft der Waffe. Die Situation gefiel ihr nicht. Diese Frau war offenbar mehr als nur gefährlich. Ein Dutzend Männer in weniger als einer Viertelstunde niederzumachen, und dabei nicht einmal Verletzungen davonzutragen, die schwer genug schienen, das sie die Frau in irgendeiner Weise behinderten, dazu gehörten Können und, wie sich das Mädchen eingestand, ein Kampfgeist, der den ihren überstieg. Sie konnte es lesen in den Augen der Frau, die sich leicht beschämt abwandte: Sie hatte nicht nur getötet, um sich zu verteidigen. Diese Routine, mit der die Frau den Blonden getötet hatte, als wäre er nichts als ein niederes Wesen, konnte nur bedeuten, dass sie schon immer getötet hatte, dass es für sie nichts besonderes mehr war. Aurièn sah sich der Willkür einer Mörderin ausgeliefert. Aber in einem eigentümlichen Anflug von Ironie erkannte sie, dass ihr das nichts ausmachte. Im Gegenteil, das Mädchen hätte viel dafür gegeben, ebenso kämpfen zu können. Auch wenn sie wusste, dass dazu mehr gehörte als Körperkraft und Geschicklichkeit. Eine Mentalität, die ihr völlig fremd war. Sie konnte nicht wissen, dass Jin diese Mentalität ebenso fremd war wie ihr, und mehr noch, dass die Frau ohne es bewusst zu erkennen Angst davor hatte.

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Naja. Dazu kann man nicht viel sagen, außer, dass es wieder viel Psychokram war. Ich arbeite so fleißig am Tiefgang meiner Charaktere, dass sie kitschig werden. Bescheuert, aber jetzt geht es nicht mehr anders, jetzt ist Jin eben wie sie ist. Kann man nichts machen, tja...

Danke für’s Lesen und Bye :wavey:
 
Nette Kampfbeschreibung. Jin kommt ja schon fast schizophren rüber - oder so, als wäre sie von einem Dämon besessen. Vielleicht ist sie das ja auch...

Aber seit wann hat Aurien nen Doktor in Psychologie? Ihre Einsichten in Jins Charakter waren mE vollkommen überzogen. Telepathin ist Aurien ja keine - woher sollte sie das also wissen? Und für schlichtes, unmagisches Einfühlungsvermögen ist sie einfach zu egozentrisch. Da sie sich anderen Menschen als vollkommen überlegen betrachtet, passt es nicht, dass sie sich so sehr in diese einfühlen kann - könnte sie das nämlich, wäre sie nicht so gemein.

Und noch was? Die Auserwählte erkennt an, dass jemand etwas besser kann als sie selbst? Und sie ist weder sauer, noch neidisch noch enttäuscht? Das passt nicht zu dem, dass du uns bisher von ihr gezeigt hast.
 
Was du nur hast? Der Kampf war doch spitze! Du hast alles echt gut rübergebracht und besonders der letzte Teil hat mir gefallen!
 
Gut. Den Kampf fand ich gar nicht mal übel, aber wie Shan fand ich es auch mehr als seltsam, dass Aurien es neidlos anerkennt, dass jemand besser ist als sie. Zu ihrem bisher demonstrierten Charakter würde IMO eher passen, dass sie es gar nicht erst für möglich hält, dass jemand anders besser sein könnte...
 
Höhö... schizophren. habe ich’s wohl etwas übertrieben. Damit wollte ich nur sagen, dass es ab einem bestimmten Punkt bei ihr ‚Klick’ macht und dann kann sie nicht mehr anders. In ihr schlummert ein grausamer Mensch, der nur mühsam von ihr unterdrückt werden kann.

Okay, also nochmal ganz langsam: Aurièn ist die Auserwählte und hält sich für etwas absolut überlegenes. Ja. Aber sie ist keine Mörderin. Und es gehört wirklich nicht viel dazu, einer Frau beim Morden mit verschleiertem Blick zuzusehen und dann daraus zu schließen, dass sie das zumindest gewohnt ist. Dass Jin in gewisser Weise gefährlich ist, muss doch jedem, der sie einmal kämpfen sah, auffallen! Aurièn sieht also, dass Jin einfach so töten kann, während sie selbst auf ihren Status achten muss und erst überlegen müsste, ob es sich geziemt und so weiter. Außerdem ist ihr Antrieb längst nicht so stark wie der von Jin. Zu dem Thema gibt es in diesem Teil wieder Einsichten. Ihr könnt euch aber sicher sein, das da war Aurièn. Sie ist so. kann sein, dass es unstimmig erscheint, aber mir gefällt sie so. Arroganz und Respekt müssen sich nicht ausschließen und Aurièn ist ein durchaus realistischer Mensch, der seine eigenen Grenzen nicht gutheißt, aber bis zu einem gewissen Maß akzeptiert. schwerer fällt es ihr, bei anderen Menschen Grenzen zu ertragen.

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Kapitel 6) Der Sinn meines Lebens

„Was trennt im Tod Himmel von Hölle, wenn doch schon das Leben nur aus Angst und Zweifeln besteht?“

„Mein Leben? Ich sehe keinen Grund, dir von meiner Vergangenheit zu erzählen.“ Jin schüttelte den Kopf und starrte angestrengt die Sterne an, als interessiere sie die Formation der Himmelskörper.
„Die Sterne sagen heute nichts. Ihre Konstellationen sind bedeutungslos für das Schicksal der Welt. Heute abend ist das einzige, was sie tun möchten, uns Licht zu spenden. War es das, was du wissen wolltest? Würdest du dich dann jetzt wieder unserem Gespräch widmen? Ich finde es wichtig, dass ich weiß, wer sich da angeboten hat, mich zu begleiten.“
Aurièns Stimme klang deutlich genervt. Jin konnte sich ein amüsiertes Lächeln nicht verkneifen. Seit die beiden sich an diesem Tag getroffen hatten, hatte das Mädchen nichts getan, als sie über ihre Kampfkünste auszufragen. Wie sie sie erlernt hätte, wer ihr das beigebracht hätte, warum sie sie anwandte...
„Ich sage es dir noch einmal, Aurièn: Meine Vergangenheit ist vergangen. Ich möchte dir nicht erzählen, was vorgefallen ist, weil du es weder verstehen noch gutheißen würdest. Also hör auf, mich darüber auszufragen. Wenn dir meine Anwesenheit nicht genehm ist, schlage ich vor, du reitest allein weiter.“
Das blonde Mädchen seufzte wütend auf. „Das würde ich ja.“ Wenn nur Missak, dieser blöde Gaul, dort stehen geblieben wäre, wo sie ihn zurückgelassen hatte! Aber nein, das dumme Tier begab sich lieber auf Wanderschaft irgendwo in den Wald, um dort von Wölfen oder sonstigen Bestien zerrissen zu werden und kläglich zu verenden.
„Aber weil du nicht sterben willst, bleibst du lieber bei jemandem, der dich schützen kann. Du nutzt mich aus, Aurièn. Und ich beschwere mich nicht.“
Die Auserwählte errötete und war froh, dass das Licht des Lagerfeuers zu schwach war, als dass Jin es hätte erkennen können. Sie begann ebenfalls, hoch zu den Sternen zu starren, die heute nacht, am wolkenlosen Himmel, ganz besonders hell erstrahlten.
Ihre Gedanken begannen, um ihr Zuhause zu kreisen. Irgendwo hier, in der Provinz Karn, war sie einst von einer Bäuerin geboren worden. Der Gedanke daran, dass Aurièn, wäre sie nicht die Auserwählte, auf einem Bauernhof hätte aufwachsen müssen, neben Schweinen und Kühen, erschreckte sie noch immer. Dieser Gedanke an ein Leben ohne Verpflichtung, in dem nur der nächste Tag zählte, machte sie froh über ihre Bestimmung. Diese war der einzige Grund dafür, dass Aurièn nicht ihrer eigenen Wege ging und die weisen Geisterseher nach einem anderen Dummkopf suchen ließ, die sie für ihre Zwecke einspannen konnten: Aurièn war es als einzigem Menschen auf dieser Welt vergönnt, einen Lebenszweck zu haben.
Menschen waren doch so unbedeutend. Sie lebten, strebten nach Reichtum und Macht, Luxus und Ansehen, starben schließlich nach einem Leben voll von Trauer und Schmerz, und ließen nichts zurück. In wenigen Jahrzehnten würde sich niemand mehr an sie erinnern und sie wären ihr ganzes zweckloses Leben lang einem Hirngespinst nachgejagt.
Aurièn hingegen sollte das beschaffen, was anderen Menschen ihr sinnloses Leben sichern würde. Ihr aber, als einzigem Menschen auf dieser Welt, war ein Lebenszweck, ein Schicksal zugedacht. Dieses Wissen ließ sie nicht den Mut verlieren, ließ sie weitermachen, wenn sie aufgeben wollte, ließ sie aufstehen, wenn sie liegen wollte. Dieses Wissen gab ihr die Kraft, alles durchzustehen. Der Stein selbst war ihr egal. Die Menschen von Kairion? Nur ein paar Bauern, die schmutzig und verwahrlost hofften, über die Runden zu kommen. Der Frieden dieses Landes? Es war nur ein Stück Erde, auf dem sie durch Zufall geboren worden war. Nicht mehr, nicht weniger.
Sie war nur ihrem Gott gegenüber zu etwas verpflichtet. Nur ihm. Dem Einen Gott. Dem, der sie erschaffen hatte, der ihr persönlich einen Lebenszweck gegeben hatte. Nur für ihn lebte sie. Nur für ihn würde sie sterben.
Aurièn lächelte verklärt, als sie die Sterne anstarrt. Dort oben war er und hielt aus seinem Palast aus Kristall schützend seine Hand über sie. Überzeugt davon, dass er, und nur er, sie ausgewählt hatte, würde sie sich und ihm gerecht werden. Würde sie dem Land den Frieden sichern.
Heiße Tränen liefen an Aurièns Wangen herab und tropften sanft auf ihre auf dem Schoß gefalteten Hände. Unendliche Sehnsucht erfüllte das Mädchen. Sie konnte sie nicht zuordnen, konnte sie nicht definieren, und doch... konnte sie zumindest erahnen, welcher Art ihre Gefühle für den Herrscher der Welt waren...

„Kyrren!“ Die dickliche Frau rief und rief, doch es geschah nichts. Der kleine Hof, der sich abgeschieden weit außerhalb der Kaiserstadt befand, lag weiterhin ruhig und verlassen da. Kein Lüftchen regte sich. Selbst die Tiere schienen zu schweigen. Sie gab auf. Er käme eh, wann er es für richtig hielt.
„Dummer, unzuverlässiger Junge“, murmelte die Frau wütend und schloss die schwere Tür des Haupthauses hinter sich.
Sie watschelte gemächlich in die Küche, um die Suppe, die über dem offenen Herdfeuer in einem schweren Stahlkessel vor sich hinköchelte, aus der Hitze zu nehmen.
Kyrren ließ platschend den Schöpflöffel in die Fleischbrühe fallen, als seine Mutter wie aus heiterem Himmel im Türrahmen stand.
Er setzte ein entwaffnendes Lächeln auf, und noch bevor die Frau beginnen konnte, ihm Verantwortungslosigkeit und Kriminalität vorzuwerfen, setzte er zu einer Erwiderung an.
„Ich dachte, du würdest länger nach mir rufen. Hast wohl aufgegeben?“
Die dicke Frau ließ sich kraftlos auf einen Küchenstuhl sinken, der unter ihrem doch erheblichen Gewicht beunruhigend ächzte.
„Du bringst mich noch mal ins Grab, Junge“, seufzte Kyrrens Mutter. „Was hast du diesmal ausgefressen, dass du durch ein Fenster einsteigen musstest?“
„Nichts“, erklärte der braunhaarige Junge mit Unschuldsmiene. „Nichts, von dem du wissen solltest“, fügte er dann grinsend hinzu.
„Solange du niemanden umgebracht hast, kannst du es mir ruhig erzählen. Tadeln würde bei dir sowieso nichts bringen. Aber ich möchte doch wissen, was meine Brut so anstellt, wenn sie sich den ganzen Tag im Dorf herumtreibt, statt auf dem Hof zu helfen.“
Ein unruhiges Blitzen in Kyrrens dunkelbraunen Augen verriet der Frau, dass nicht alles so sorglos war, wie er es wohl gerne hätte. Sein Grinsen begann ihr mit jeder Sekunde unechter zu erscheinen.
„Erzähl es mir, Kyrren. Was ist geschehen?“

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Danke für's Lesen. Kommies bitte... und ein paar meiner alten Leser dürfen sich ruhig auch wieder melden ^_^
 
Gut. Der Einblick in Auriens Weltanschauung fand ich interessant, nur etwas komisch, dass Jil nicht sieht oder nichts dazu sagt, dass Aurien auf einmal weint.
 
Der Teil war klasse, abgesehen von ein paar kleinen fehlern! Du hast gut beschrieben warum Aurién überhazpt das alles macht! Am Ende war es auch spitze! ich bin gespannt wies weiter geht!;)
 
Die Szene mit dem Jungen war sehr hübsch beschrieben... Mal jemand, der offensichtlich nicht das Gewicht der Welt auf den Schultern trägt... Aber mir Aurien vorzustellen, wie sie jemand löchert, das fällt mir schwer. Würde sie sich da nicht etwas vergeben, wenn sie sich so abhängig von Infos zeigt?

PS: Irgendwie kam im letzten Teil nicht wirklich heraus, dass Aurien Jin in Aktion gesehen hat - ich dachte, A. wäre erst dazu gekommen, als J. gerade den letzten abgestochen hat...
 
Kyrren - mein letzter Hauptcharakter. Ich liebe ihn. Es ist seltsam, dass meine Männer (Hiro, Kyrren) in dieser Geschichte so gut wegkommen, während die weiblichen hauptcharas von sich selbst oder anderen fertiggemacht werden.
Das Gewicht der Welt? Nein, sicher nicht. Aber er hat genug Probleme. Natürlich muss er nicht das Reich retten oder ständig um sein Leben kämpfen, aber es reicht...

Was Aurièns Chara angeht... denkt ihr, das hätte ihr gefallen? Sie leidet darunter, aber sie kann nicht allein zu Fuß weitergehen. Darum muss sie Hilfe annehmen. Und sie will sich doch nicht in die Hände einer Mörderin begeben, die sie nicht kennt. Auch wenn sie’s tut...

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Kapitel 7) Zwei Wege

„Hier bin ich. Und doch frage ich mich, ob ich nicht woanders sein sollte. Ist dies der Ort, wo man mich braucht? Oder hat mich der eisige Wind wieder zum Opfer seiner Späße gemacht?“

„Nein, es ist sicher nicht gefährlich.“
„Woher willst du das wissen? Es war doch angeblich noch niemand dort.“
Kyrren seufzte auf. Das war schwieriger, als er gedacht hatte. „Hör mal, Mamma. Es geht nicht um die Gefahren. Gefahr kann auch ein Mann bedeuten, der sich dir als Händler vorstellt, dich dann niedersticht und mit unserem restlichen Geld abhaut.
Es geht darum, dass mit diesem seltenen Stein all unsere Geldsorgen ein Ende nähmen. Überleg’ dir das doch nur mal: Wir schnappen uns diesen Kristall. Wir verkaufen ihn für einen guten Preis und dann haben wir haufenweise Gold! Wir könnten den Hof behalten, ihn vielleicht erweitern und Bedienstete einstellen! Dafür nehme ich gerne ein kleines Risiko auf mich.“
„Aber dieses Risiko könnte deinen Tod bedeuten! Was ist das für ein harmloser Wächter, der einen unbezahlbaren Schatz bewacht? Es könnte selbst ein Drache sein!“
„Drachen sind ausgestorben“, warf Kyrren besserwisserisch ein.
„Und wenn schon! Ich will nicht, dass du das tust! Du bist mein ältester Sohn und ich werde dich nicht auf eine hirnlose Mission schicken, die du dir auf dem Nachhauseweg ausgedacht hast, weil dir ein betrunkener Alter in einer Gaststätte von einer alten Legende erzählt hat, die außer ihm niemand zu kennen scheint! Da kannst du noch so sehr bitten und betteln! Nein!“
Kyrren schüttelte den Kopf. Himmel, diese Frau hatte zehn Kinder, und nur weil er das Älteste war und einen großen Teil des Hofes erben sollte, durfte er sich nicht einmal in Gefahr begeben? So etwas albernes. Was nützte ihm sein Leben, wenn seine Heimat, sein Erbe, heruntergewirtschaftet und verschuldet war? Er war sechzehn Jahre alt. Er musste sich wirklich nichts mehr sagen lassen von irgendwelchen verkalkten Erwachsenen, die nur noch zu leben schienen, um ihm Vorschriften zu machen.
Kyrren nickte seiner Mutter zu. „Dann gute Nacht.“ Mit diesen Worten stand er vom Küchentisch auf und ließ seine Fleischsuppe unberührt stehen.
Die Frau blieb ruhig sitzen und hielt mit aller Macht ihre Tränen zurück.
„Oh Herr“, flüsterte sie und faltete ihre Hände zum Gebet. „Warum tust du mir das an?“
Der Eine Gott antwortete nicht.

Der Wald hatte sich gewandelt. Die hohen Bäume trugen nun dünne Nadeln von dunklem Grün und standen weit auseinander. Der Waldboden war bedeckt von den gefallenen Nadeln, die zu warmem Braun welkten und von der strahlenden Abendsonne golden gefärbt wurden. Aurièn erkannte als erste, dass sie sich einer Stadt näherten. „Das muss die Hauptstadt von Karn sein“, erklärte sie, als sie die kleinen weißen Häuser weit entfernt erblickte, und warf einen absichernden Blick auf die Karte, die sie zufällig nicht Missak überlassen hatte.
Jin nickte, wortlos lächelnd.
Sie war glücklich, endlich in einer großen Stadt angekommen zu sein. Nacht für Nacht hatte sie halb wach gelegen, immer auf Geräusche in der Umgebung horchend, immer wachsam. Doch der Wald um sie herum war ruhig geblieben. Offenbar hatte die Nachricht vom Tod seiner Männer Elijah noch nicht erreicht. Wenn Jin ein wenig Glück hatte, konnte sie sich in Karns Hauptstadt lange genug verbergen, bis er aufgab.
Ein ironisches Lächeln bildete sich um Jins Mundwinkel, als sie daran dachte, was er für ein Gesicht machen würde, wenn er er erfuhr, was sie mit seinen zehn besten Kriegern gemacht hatte...
Die beiden ungleichen Frauen hatten den Rand des Waldes erreicht. Vor ihnen erstreckte sich eine weite Ebene, bedeckt von saftigem, gesundem Gras, an dem Hunderte von Kühen ihren Hunger stillten. Warmes Sonnenlicht fiel auf Aurièns Haar und zum ersten Mal seit einer ganzen Woche hatte sie das bewusste Gefühl, schön zu sein. Das Mädchen schloss genussvoll die Augen und ließ sich von der Sanftheit des Ortes erfüllen.
Jin lächelte schwach, als sie Aurièns Geste bemerkte. Jaja, dachte sie sich, mit Mühe ein wohlwollendes Grinsen unterdrückend, so hart und unnahbar bist du, nicht wahr, Aurièn?
Mit ungebrochen guter Laune schlenderten die beiden der Stadt entgegen.
Sie liefen noch eine ganze Stunde, bis sich vor ihnen endlich die Stadttore der Hauptstadt der größten Provinz Kairions erhoben. Beeindruckt von der Höhe und der Breite der Befestigungsanlage kam Aurièn aus dem Staunen nicht mehr heraus. Sie war Verschwendung und Überfluss gewohnt, schließlich war sie im Kaiserpalast aufgewachsen, doch diese Maße auch in anderen Teilen des Landes überraschten sie mehr als sie sich einzugestehen wagte.
Ihrer Begeisterung wurde jedoch schnell ein Dämpfer verpasst, als sie ein junger Mann von hinten brutal anrempelte und weitereilte, ohne sich auch nur zu entschuldigen. Jin grinste wölfisch und griff in einer einzigen fließenden Bewegung nach dem Hemdkragen des Unachtsamen.
„Haben wir es sehr eilig?“, fragte sie und zog den jungen Mann mit erstaunlicher Kraft näher heran. „Oder möchten wir uns mit der Börse des jungen Mädchens einfach nur schnell aus dem Staub machen?“
Der braunhaarige Junge, der auf den zweiten Blick eher wie ein Kind denn ein Heranwachsender wirkte, als er sich so völlig Jins Willkür ausgesetzt sah, verzog keine Miene, sondern antwortete leichthin: „Beides. Ich habe wenig Zeit und wenig Geld.“
Er griff in seine Jackentasche und holte Aurièns Geldbörse heraus, ein rotes Samtsäckchen mit goldener Borte. Immer noch schelmisch grinsend, warf er Aurièn das Täschchen zu, das sie reflexartig auffing.
„Wenn Ihr mich jetzt entschuldigen würdet?“
Jin ließ seinen Kragen los und beobachtete, wie sich der Junge wieder unter die Menschen mischte, die geschäftig in die Stadt strebten.
„Gutes Auge“, musste Aurièn anerkennen.
„Gutes Training“, erwiderte Jin, ohne auf den erstaunten Blick des Mädchens einzugehen. Es war kein großes Geheimnis, dass die Frau eine besondere Ausbildung genossen hatte, ebenso wie die Blonde, der man ihre adelige Herkunft, die sie zu verstecken suchte, problemlos ansehen konnte. Aber Jin würde schon herausbekommen, wer die angebliche Kaufmannstochter wirklich war. Jemand, der sich so begierig jede Legende und jedes Gerücht, das man zufällig hörte, erzählen ließ, musste auf der Suche nach etwas sein. Jin hätte zu gerne gewusst, wonach das seltsame Mädchen strebte. Dass ihre Vorstellung so weit von der Wahrheit abwich wie es gerade möglich war, ahnte sie nicht.

Die Straßen von Mylene, der Hauptstadt Karns, schienen der Treffpunkt jedes lebenden Wesens der Provinz zu sein. Aurièn und Jin hatten große Mühen, sich durch die riesigen Menschenmassen zu drängen, die sich auf den Wegen tummelten.
Jin war die erste, die ein Gasthaus ausmachen konnte.
Die Herberge „Zum fröhlichen Zecher“ bestach besonders durch ihre niedrigen Preise und das damit verbundene Preis-Leistungs-Verhältnis: Wenig Kosten, wenig Komfort. Das stand zumindest am Türschild. Die beiden ungleichen Gefährtinnen traten ein und fanden, dass der Besitzer nicht übertrieben hatte, was die Aussage über den Komfort anging. Schon der Geruch, der im Inneren des Hauses herrschte, und die schmutzige Innenausstattung schienen jeden Gedanken an ein klein wenig Bequemlichkeit zu verhöhnen.
Obwohl Aurièn sich ihre Abneigung gegen den Ort nicht anmerken ließ, erahnte Jin bereits, dass das Mädchen normalerweise besseres gewohnt war. Statt sich darüber zu freuen, nach einigen Nächten auf dem harten Waldboden endlich wieder in einem Bett schlafen zu dürfen, zuckten die Mundwinkel Aurièns und in ihren Augen war, für die geschärften Augen der Kämpferin nur zu deutlich, die Missbilligung zu erkennen.
„Ein Glück, dass es nicht allzu teuer ist“, bemerkte Jin mit süffisantem Lächeln und warf ihr volles schwarzes Haar in den Nacken.
Aurièn antwortete nicht, sondern sah sich mit wachsendem Abscheu in der Gaststube um. Hinter der Theke stand ein dürrer Mann mit ausgemergeltem Gesicht, stark gelichtetem Haar und einer dicken Brille, der jeden Gast misstrauisch beäugte. Dunkle Vorhänge sperrten das Licht der Abendsonne aus und ließen die Möbel schwarze Schatten werfen. In einer Ecke des Zimmers saß ein Mann vor einem halb geleerten Humpen Bier und murmelte unverständliche Worte, während ein paar Tische weiter drei junge Burschen, ebenfalls eindeutig angetrunken (und das bereits am frühen Abend), anzügliche Witze rissen und die beiden jungen Frauen unverhohlen angafften.
Jins Lächeln wurde breiter bei der Aussicht, einem der jungen Männer das Rückgrat zu brechen oder ein paar Finger abzuschneiden. Ihre Grausamkeit erschreckte sie nicht. Es war immer schwer gewesen für sie, ihre Mordlust in Grenzen zu halten. Unschuldige rührte sie nicht an, aber ein guter Grund konnte schon ein unbedachter Griff an ihre Taille sein. Und dann gab es keine Gnade mehr. Keine Gewissensbisse und kein Mitleid. Sie ertappte sich bei dem Gedanken, wie schön es wäre, sollte Elijah ihr noch ein paar Meuchelmörder hinterherschicken.
Dabei hatte sie die seltsamen Gefühle, die sie nach ihrem letzten Kampf geplagt hatten, längst nicht vergessen. Dieses Schuldbewusstesein, das sich in ihr Herz gebohrt hatte wie eine scharfe Klinge, kam ihr noch immer merkwürdig unwirklich vor. Unnütze Gefühle, die sie nur davon abhielten, das Richtige zu tun, erinnerte sich die junge Frau und verwarf den Gedanken.
„Zu teuer, mein Herr. Eine Nacht in dieser Bruchbude ist kein halbes Goldstück wert!“
„Dann werdet ihr wohl auf der Straße schlafen müssen, Mylady! Ich feilsche nicht!“ Der Besitzer der Herberge hatte eine hohe, krächzende Stimme und fuchtelte wütend mit dem Finger vor Aurièns Gesicht herum, die, nicht minder erzürnt, beide Hände auf die Theke gelegt hatte und sich bedrohlich vorbeugte.
„Ihr habt keine Ahnung, was Ihr gerade tut!“, zischte sie gefährlich leise.
„Oh doch“, giftete Jin genüsslich. „Er weiß bestimmt sehr gut, dass er, sollte er uns weiterhin so frech behandeln, gleich seine Eingeweide auf seiner Ladentheke verteilt finden wird. Nicht wahr?“ Sie lächelte liebenswürdig. „Gebt uns einen vernünftigen Preis und wir werden ihn zahlen. Aber versucht nicht, uns zu betrügen. So etwas ist äußerst ungesund in meiner Nähe.“ Sie lächelte zwanglos, griff in eine ihrer Taschen und zog ein glänzendes Kupferstück hervor. Sie warf es auf den Tisch. „Das sollte für eine Nacht genügen.“
Der mann beachtete das gegebene Geldstück nicht weiter, sondern sah sich hektisch nach einem Handtuch um, mit dem er seinen kalten Schweiß hätte abwischen können. Schließlich behalf er sich mit seiner Schürze.
„Wie wäre es, wenn ihr uns nun etwas Quellwasser zu unserem Tisch bringen würdet?“ Mit diesen Worten setzte sich Jin an einen nebenstehenden Tisch und streckte die Beine von sich, ohne das erschreckte Gesicht des Mannes weiter zu beachten.
Aurièn ließ sich missmutig ihr gegenüber nieder.
Die drei jungen Männer am Tisch auf der anderen Seite des Raumes pfiffen laut, als sie ihnen den Rücken zudrehte.
„Nervig“, bemerkte Jin. „Aber gegen eine kleine Prügelei hätte ich jetzt gar nichts einzuwenden...“
Das blonde Mädchen ihr gegenüber stützte den Kopf auf die Ellbogen. Jin war seltsam. Sie erinnerte sich noch immer gut an den blutrünstigen Blick, der in Jins Augen gelegen hatte, als sie ihre Verfolger niedergemetzelt hatte. Aurièn hatte keine Angst mehr vor der Frau. Sie hatte ihr durch die Wildnis geholfen und dem Schutz durch ihr Amulett, dessen war sie sicher, konnte kein Schwert etwas anhaben, und wäre es mit noch so großer Kraft geschwungen.
Aber welch ein sprunghafter Charakter bereute im einen Moment den Mord an zehn Männern und plante im nächsten eine Prügelei mit drei Betrunkenen?
Das Mädchen war sich ihrer eigenen Unzurechnungsfähigkeit sehr wohl bewusst. Ihre Launen konnten von einer Sekunde zur nächsten völlig umschwenken, und doch... sie hätte nicht erwartet, auf einen weiteren uneinschätzbaren Menschen zu treffen.
Wann würde sie endlich etwas über diese seltsame Frau erfahren? Wie lange konnte sie noch mit dieser quälenden Unwissenheit leben? Neugier war ein völlig neuer Zug an ihr, den Aurièn zum ersten Mal feststellte. Wenn ihre Lehrer versucht hatten, ihr etwas beizubringen, hatte sie gähnend abgewunken und sich bei der erstbesten Gelegenheit aus dem Staub gemacht. Aber sie ahnte, dass es in dieser Umwelt überlebenswichtig war, zu wissen, wem man vertrauen konnte und wem nicht...

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Woh, das war ein langer Teil ^_^

Danke für’s lesen. Hier ist auch die Erklärung für Aurièns Neugier. Sie passt tatsächlich nicht zu ihrem Charakter, denn bisher hat sich Aurièn niemals ausgelebt.
Sie hat ihr ganzes Leben in einem goldenen Käfig verbracht. Sie hat gelernt, sie sei jemand besonderes. Und nun sieht sie, dass ihr ihre ‚Tätigkeit’ nicht wirklich hilft. Dass es um andere Dinge geht im wahren leben.

Also tschüss...
 
Gut. Zeitweise allerdings etwas verwirrend. Vor allem in dem Part mit Jin und Aurien nicht so recht klar, wer denn gerade nachdenkt bzw. um wen es da geht. Auch kommt es mir etwas seltsam vor, dass dieser Wirt, der doch da offenbar tagtäglich mit finsteren Gestalten zu tun hat, so große Angst vor zwei dahergelaufenen Mädchen hat, nur weil die den Mund aufreißen...
 
Du hast recht! Das war wirklich ein langer Teil! Aber er war klasse! Besonders der letzte Teil hat mir gefallen!:D Ich würde auch gerne mehr über Jin erfahren, aber das wird wahrscheinlich noch eine Weile dauern!;)
 
Die Stadt war sehr gut beschrieben und der Wirt kam auch authentisch rüber. Die Erklärung für Auriens Neugier ist nachvollziehbar, wenn auch diese Erkenntnis sehr schnell kommt. Allerdings frage ich mich, ob die Leute nicht wissen, dass die Auserwählte Aurien heißt - und ob sich Aurien daher wirklich mit ihrem richtigen Namen vorstellen würde...
 
Ihr Name entspricht dem altkairionischen Wort für 'Auserwählte' aurion, was an sich eine männliche Form ist und daher umgewandelt wurde. Da das Wort so selten benutzt wurde, kennt es kaum einer. Aber natürlich gibt es auch Menschen, die die alte Sprache gut genug sprechen, um das zu verstehen. ^_^ Good Point, Miss Shan'xara...

Bis was mit Jin kommt, dauert es gar nicht mehr solange. Genauer gesagt: Bitte.


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Kapitel 8) Vergangenheit

Vor 140 Jahren war die Welt im Wandel. Chaos und Blutvergießen bestimmten das Leben der Sterblichen und Unsterblichen auf Erden. Menschen und Elfen gaben das friedliche Zusammenleben auf und bekämpften sich aufs Erbittertste. Die Großen Elfenkriege gingen in die Geschichte ein als eine Zeit größten Leids und Schmerzes.
In dieser Stunde großen Hasses auf der Erde erbarmte sich der Eine seiner Kinder und kam herbagestiegen auf einem weißen Ross, ein Herrscher von unendlicher Schönheit und Güte. Und er sprach zu seinen Kindern, die vor ihm auf dem Schlachtfeld wüteten und das Blut vergossen, das er selbst erschaffen hatte. Und in seinen Worten war soviel Wärme und soviel Liebe, dass Menschen wie Elfen ihre Waffen niederlegten und das von Blut getränkte Feld als Freunde verließen.
Diesen auserwählten Moment, als der Eine Gott sich dazu herabließ, die von ihm erschaffenen Geschöpfe selbst zurechtzuweisen und die sieben Schutzsteine an die sieben Reiche der Erde zu verteilen, nennen die Geschichtsschreiber das Jahr Null. Es war der Beginn einer neuen Zeitrechnung und gleichzeitig Symbol für eine Welt voll von Frieden und Glück.
Bis heute, im Jahre 136, erfüllt der Gedanke an die Existenz dieses Erhabenen Herren die Herzen der Menschen und Elfen mit Ehrfurcht. Bis heute schlichten die Menschen ihren Streit im Gedenken an den Tag, als der Eine Gott es für nötig befand, selbst der Höchste Richter zu sein.
Aber nicht alle Menschen und nicht alle Elfen folgen dem Pfad des Herrn, der Seligkeit verheißt. Der schrecklichste und mächtigste dieser heidnischen Erdenbewohner war der Elf Fayalan, dem es einst gelungen war, einen der göttlichen Schutzsteine der Reiche der Erde zu entwenden, um das Menschenreich Kairion vernichten zu können und die Großen Elfenkriege fortzuführen.
Seine Bemühungen scheiterten, doch der Schutzstein blieb verschollen.

Heute, 100 Jahre nach diesem unglückbringenden Geschehen, wandert ein junges Mädchen durch die Lande. Ihre Begleiterin ist eine gesuchte Mörderin und ihr Ziel ist die Wiederbeschaffung des Kristalls, der dem Land Frieden bringen soll.
Sie ahnt nichts von dem, was sie erwartet.


Es war tiefe Nacht, als Aurièn aus ihrem unruhigen Schlaf erwachte. Lautes Gepolter aus Jins Zimmer, das direkt neben ihrem gelegen war, drang an ihr Ohr. Warum randaliert sie?, fragte sich Aurièn genrvt und drehte sich in ihrem Bett um. Erst, als auch das deutliche Geklirr von Schwertern, die aufeinanderprallten, durch die Wände schallte, erkannte das Mädchen, dass die Angelegenheit möglicherweise mehr war als ein Wutausbruch ihrer Begleiterin.
Sie fuhr auf und griff nach ihrem Schwert, das, in ihren Umhang gehüllt, neben ihr auf dem Boden lag. Sie warf sich den Umhang um die Schultern und erhob die im Mondlicht silbrig glänzende Klinge, bereit zum Kampf.
Vorsichtig trat sie auf den Flur. Ein schneller Griff nach dem Amulett, das unter dem Nachthemd verborgen war, beruhigte das Mädchen und rief ihr ins Gedächtnis, das ihr nichts geschehen konnte und sie sich demnach auch nicht in Gefahr brachte, wenn sie nur kurz nach dem Rechten sah.
Die Holzdielen auf dem Flur knarzten bei jedem ihrer Schritte und ließen sie unruhig zusammenzucken. Durch einen Spalt zwischen Jins Zimmertür und dem Rahmen drang gedämpftes Licht. Zumindest die Geräusche hatte sie sich nicht eingebildet, sagte sich Aurièn zufrieden.
Ihre Zufriedenheit schlug augenblicklich in pures Entsetzen um, als die Tür aufgeschlagen wurde und ein aus einer Kopfwunde heftig blutender Mann auf den Flur taumelte. Er starrte das blonde Mädchen an, ohne ein Wort herauszubringen, dann sank er auf die Knie und fiel schließlich ganz um, während sein dunkelrotes Blut in kurzen Intervallen aus seinem Kopf sprudelte und den ohnehin schmutzigen Fußboden besudelte.
Schuhe... Hätte ich doch Schuhe angezogen, waren Aurièns einzige Gedanken. Mir unendlicher Überwindung trat sie mit nacktem Fuß in die warme Flüssigkeit und verdrängte verbissen jeden Gedanken aus ihrem Kopf, der sie an das hätte erinnern konnen, worihn sie stand.
Nun stand sie direkt neben der Türöffnung und konnte alles hören, was in Jins Zimmer gesprochen wurde. Ihr Atem stockte, als sie Jins Stimme erkannte, die sich ruhig zu rechtfertigen schien.

Jin lächelte böse. „Der nächste, der das versucht, wird ihm folgen.“ Sie zog ihre blutbespritzte Klinge zurück und fuhr sich mit der linken Hand gelangweilt durch die Haare.
„Also, Elijah“, wandte sie sich an den gutaussehenden blonden Mann, der neben der Tür an der Wand lehnte und das Geschehen lässig beobachtete.
„Du schickst mir Männer, die mich im Schlaf ermorden sollen? Wie überaus unfein...“
Er grinste schief. „Nun ja... nachdem du meine besten Zehn ermordet hast, als sie dich am hellichten Tag angriffen, blieben mir wenig andere Möglichkeiten, meinst du nicht?“
Jin schüttelte den Kopf. „Ich habe ja nicht erwartet, dass du dich ändern würdest... aber das mit mir zu versuchen. Du weißt besser als jeder andere, dass ich niemals tief schlafe.“
Elijahs Grinsen wurde noch breiter. „Das hätte an meinem Schnarchen liegen können, Schönste...“
„Genug geredet“, warf sie ein. „Du hast jetzt drei Möglichkeiten: Du hetzt deine Bluthündchen auf mich, dann sterben sie und du. Du nimmst deine Bluthündchen an die Leine und trittst mir persönlich entgegen, dann stirbst nur du. Oder du gehst mit deinen Bluthündchen und niemand stirbt. So einfach ist das. Deine Entscheidung.“
Elijah warf sein kinnlanges blondes Haar in den Nacken und richtete seine dunklen braunen Augen auf die Kämpferin, die sich, im Rücken das Zimmerfenster, stolz vor ihm aufrichtete.
„Kannst du Armbrustbolzen ausweichen“, fragte er beiläufig.
Sie schüttelte langsam den Kopf.
„Dann stirbst nur du“, stellte der Mann lächelnd fest und bedeutete einem der anderen sieben Männer, die um ihn geschart im Raum standen, seine Armbrust zu spannen, was dieser auch, mit einem grimmigen Grinsen im Gesicht, sofort in die Tat umsetzte.
„Leb wohl, Geliebte.“

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Na denn. Wenn euch das genügt hat, um alles zu erklären, schön. Wenn nicht: Der nächste teil gibt Aufschluss...
Bye :wavey:
 
Der Anfang mit dem Rückblick war sehr schön. Mysteriös und unheilverkündend ;). Jins Konfrontation mit Elijah hast du auch sehr schön beschrieben... Aber irgendwie erscheint es mir einfach, als wäre die Aurien der letzten Teile ein vollkommen anderer Mensch als die Frau vom Anfang. Ihr Verhalten ist verständlich und nachvollziehbar, sie kommt glaubwürdig rüber. Aber es passt einfach nicht zu der Person vom Anfang, die sich selbst das Maß aller Dinge war. Es ist einsichtig, dass sie natürlich lernt, dass die Welt da draußen anders funktioniert und dass sie sich da nach der Decke strecken muss - aber doch nicht so schnell und nicht ohne ausdrückliche Lektionen... Es wirkt fast, als wäre das eine andere Person...^^
 
Gut. Ich kann mich Shan da eigentlich voll und ganz anschließen. Waren auch ein paar nette Andeutungen an (dass Jin und Elijah wohl mal was miteinander hatten z.B.)
 
Ich schließe mich auch Shan und stLynx an! Das einzige was ich noch zu bemängeln hätte, wäre, dass du diesmal recht viel Schreibfehler reingebracht hast! Aber die Story war in Ordnung!;)
 
Bitte geduldet euch noch ein wenig. ich weiß, das kommt alles arg seltsam vor, wenn man es so liest. Aurièn selbst ist damit ja völlig überfordert. Macht's mir nicht schwerer als es ohnehin ist, okay? Aurièn ist wohl der komplexeste Chara, den ich jemals entwerfen musste. Schlimm genug. Und naja... ich versuche, es hinzubekommen, aber es ist eben nicht ganz so einfach. Versucht es euch zusammenzureimen, bis ihr eine hoffentlich befriedigende Erklärung bekommt, ja?

Jaja... Jin und Elijah waren mal zusammen. Die Stelle gefiel mir ganz gut. Eigentlich mag ich Elijah sogar ganz gern. Dafür ist sein Auftritt aber nicht so groß geworden...

Nun weiter:
Ich fand das 8. kapitel arg lang, darum hab ichs geteilt. Hier kommt der zweite Teil davon.
Bitte...
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Kapitel 8, Teil 2

Aurièn trat in die Türöffnung.
„Hier stirbt niemand“, erklärte sie mit ihrer dunklen Stimme und erhob das Schwert.
Jins siegessicheres Lächeln erstarb ihr auf den Lippen, als sie das Mädchen erkannte.
„Geh weg“, zischte sie wütend. „Das ist nichts für dich.“
„Das sehe ich anders“, erwiderte Aurièn mit hervorgestrecktem Kinn.
Elijah wandte sich interessiert zu dem im Türrahmen stehenden Mädchen um.
„So etwas... haben sich deine Vorlieben geändert und du hältst dir jetzt eine Geliebte?“, fragte er mit süffisantem Lächeln. „Dann ist es sicher spaßig, zuerst ihr den Todesstoß zu geben, meinst du nicht auch?“
Aurièn lächelte böse und hob ihr strahlendes Schwert.
„Ich bin äußerst gespannt, wie Ihr das anstellen wollt, mein Herr. Und selbst wenn es Euch gelingen sollte, was nützt Euch Euer Sieg, wenn Ihr danach am Galgen baumelt?“
Elijah lachte auf. „Soso... die junge Dame glaubt also, der Kaiser würde mich wegen eines einzigen Mordes mehr zum Tode verurteilen? Wer bist du, dass du dich für so wichtig hältst?“
Das blonde Mädchen streckte das Kinn.
„Ich bin Aurièn. Wenn Ihr genug Alt-Kairion sprecht, um diesen Namen zu übersetzen, wisst Ihr, wer vor Euch steht.“ Im gleichen Moment noch bereute sie diesen Hinweis. Das Volk kannte ihren Namen nicht, da ‚aurièn’ ein äußerst selten gebrauchtes Wort der alten Sprache war, doch nun hatte sie keine andere Wahl mehr, als diesen Mann und alle Mitwisser umzubringen oder zum Schweigen zu verpflichten, damit sie ihr Geheimnis nicht ausplauderten und ihr einen Haufen Pilger und verrückte Verehrer auf den Hals hetzten.
Elijah legte interessiert den Kopf schief. „Das Schoßhündchen meiner geliebten Mörderin ist also die Auserwählte“, stellte er ohne sichtbares Erstaunen fest. „Und was macht ein so junges Mädchen so weit weg vom kaiserlichen Palast, wo es doch eigentlich verhätschelt und bedient werden müsste?“
„Ich folge meiner Bestimmung“, erwiderte Aurièn stolz. Selbst in ihrem Kopf klangen die Worte hohl und bedeutungslos. Das war es, woran sie glaubte? Lächerlich. Ja, eigentlich war es lächerlich...
Elijah lachte laut auf. „Das bringen sie einem hinter den weißen Mauern des Himmelsthrones bei? Pathetische Reden schwingen und seinen Stolz so groß werden lassen, dass man ihn nur noch mit Mühe schleppen kann?“ Sein Grinsen wurde immer breiter und offenbarte eine Reihe ebenmäßiger weißer Zähne. „Nun denn, Jin. Genieße das Schauspiel des Todes der Auserwählten.“
Er hob eine Hand. Der große, bullige Mann mit der Armbrust lächelte und schoss den Bolzen, der eigentlich für Jin gedacht war, auf Aurièn ab. Das blonde Mädchen riss entsetzt die Augen auf, als ihr klar wurde, was der Mann tat, doch es war längst zu spät.
Sie spürte keinen Schmerz, als der Bolzen auf ihre Brust schlug. Für einen Augenblick dachte sie, ihr Kopf hätte jegliches Schmerzempfinden ganz einfach ausgeschaltet, um den Tod erträglicher zu machen, doch dann hörte sie das leise Klackern eines zu Boden fallenden Metallgegenstandes. Sie blickte zu ihren Füßen, wo das Mordwerkzeug harmlos herumkullerte.
Ihr Blick hob sich und fiel nun auf Jin, die mit einem Ausdruck grenzenlosen Erstaunens in den Augen auf sie herab starrte und auf Elijah, der missbilligend die Stirn runzelte.
„Ein magischer Schutzschild? Immer neue Überraschungen...“
Ein siegessicheres Lächeln stahl sich auf Aurièns Gesicht. Natürlich. Das Amulett, ganz vergessen... Sie griff unter ihr Wams, wo das Amulett an einer goldenen Kette baumelte.
Sie wollte den blauen Stein umfassen, um sich seiner zu versichern. Doch sie griff in Scherben.

Überrascht von dem plötzlichen stechenden Schmerz schrie das Mädchen auf und zog ruckartig die linke Hand weg. Blaue Kristallsplitter hatten sich in ihre ebenmäßige Handfläche gebohrt. Hellrotes Blut tropfte langsam, beständig aus ihren Wunden und bildete eine kleine Lache auf dem Holzboden.
Das Amulett hatte nur einen einzigen Angriff abwehren können.

Nun, kleiner Junge? Ich habe dir den Weg gewiesen. Es ist an dir, ihn einzuschlagen.

Kyrren tätschelte den starken Hals des großen schwarzen Hengstes, der schnaubend neben ihm stand und seinen Schweiß trocknen ließ. Einer plötzlichen Eingebung folgend, hatte der Junge das Tier Missak genannt. Vor einigen Tagen hatte er das schöne Pferd mitten auf der Straße nach Mylene angetroffen, reiterlos und offenbar verirrt. Natürlich, gestand er sich gegenüber ein, er hatte auch nicht wirklich nach dem Besitzer gesucht, schließlich kam ihm ein Reittier auf seiner langen Reise äußerst zugegen.
Nun jedenfalls stand er vor diesem großen, wirklich großen Berg, den der alte Mann ‚Kart’ genannt hatte und fragte sich ernsthaft, ob er den Mut aufbringen würde, in diese Höhle zu gehen, die sich vor ihm aufgetan hatte.
Er erinnerte sich noch gut, wie der weißhaarige Alte ihm versichert hatte, dieses Unternehmen sei völlig gefahrlos: „Keine Angst, Jungchen. Ich würde einen jungen Spund wie dich sicher nicht in die Höhle eines Monsters schicken. Aber es würde mir Freude machen, dich mit diesem Schatz wiederkommen zu sehen und dir damit ein wenig geholfen zu haben.“
Edelmütig. Anders konnte Kyrren das nicht nennen. Aber jetzt, wie er so vor diesem großen schwarzen Schlund stand, der jegliches Licht einfach zu verschlucken schien, war er sich seiner Angst unangenehm deutlich bewusst. Der Mann hätte ebensogut lügen können, völlig betrunken sein oder einfach nur verwirrt.
Kyrren fuhr sich mit der Hand nervös durch das fransige Haar. Okay, sagte er sich schließlich. Hab Vertrauen, geh da hinein. Geh. Da. Hinein.
Er ließ die Zügel ‚seines’ Pferdes los.
„Warte hier,“ flüsterte er Missak ins Ohr, darauf vertrauend, dass das Tier ihn verstand.
Er sah auf die große Narbe auf seiner rechten Hand. In seiner Kindheit hatte er ins Feuer gegriffen und auf diese Art und Weise die großen Brandwunden bekommen, die sich bis zu seinem Handgelenk hochzogen. Er hatte geschrien und um sich gesachlagen, aber den Schmerz trotz allem ertragen. Sollte mir jetzt etwas passieren, so betete er, mach, dass ich es genauso ertragen kann wie das zehrende Feuer. Herr! Lass mich alles ertragen.
Dann tat er ein paar Schritte in Richtung der dunklen Öffnung im Fels. Noch ein tiefer Atemzug, ein letzter Blick zur Sonne, dann verschwand Kyrren in der ewigen Dunkelheit des Inneren des Kart. In der Finsternis, die davor erst ein einziges Mal ein lebendes Wesen durchbrochen hatte. Kein Mensch.

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So. Nu hat Kyrren also Aurièns Pferd. Ich habe mir über die Reihenfolge sehr viele Gedanken gemacht und ich habe vor, sie mit euch zu teilen, okay?
1. Kyrren und Aurièn starten ungefähr zur gleichen Zeit aus Men. Kyrren zu Fuß, Aurièn zu Pferde.
2. Sie verliert ihr Pferd auf halber Strecke, ungefähr auf Höhe des Kart-gebirges, das Karn und Men trennt.
3. Kyrren kommt ein wenig später da vorbei, findet den herumstreifenden Missak und nimmt ihn glücklich mit, während Aurièn zusammen mit Jin kurz vor Mylene ist.
ich finde das ziemlich logisch, aber naja... in Logischem denken war ich noch nie allzu gut, also wenn ich einen fehler gemacht habe, erklärt mir das bitte.
dann noch danke für’s Lesen... bye :wavey:
 
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