Genau. Originell vielleicht nicht, aber es muss schon irgendwen geben, der zumindest sieht, dass unsere junge ‚Heldin’ in Kürze über ihre eigenen Beine stolpern wird...^_^
Und: Ich muss mich ganz doll bei euch bedanken. Ich liebe meine Leser! In diesem Thread gibt es tatsächlich die perfekte Mischung! Kritiker, die mich auf meine Fehler hinweisen und Leute, die mich enthusiastisch immer wieder aufbauen... herrlich! Danke, dass es euch gibt! Danke, danke! Und ich werde mich auch bemühen, allen beiden Gruppen zumindest guten Lesestoff zu bieten.
Hier weiter. Mit der Einführung meiner nächsten Hauptfigur.
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Kapitel 4) Ziellos
„Der Wind führte mich in die Irre... Ich vermag seine Worte nicht mehr zu hören. Was ist es, was mein Herz zu Stein erstarren lässt?“
Aurièn stöhnte auf. Wieder war der angebliche Fluss, der an dieser Stelle die Straße keruzte, nur ein dünnes Rinnsal schlammigen Wassers. Sie beschloss, ihren Durst zu ertragen und das nächste Gewässer zu suchen. Das Mädchen warf einen abschätzenden Blick auf die Karte von Kairion, die man ihr mitgegeben hatte und versuchte, den ihr nächsten Wasserlauf zu finden.
Das nächste Gewässer war mindestens einen Tagesritt entfernt. Sie stieg von Missak, ihrem schwarzen Hengst, ab und blickte missmutig in das leere Flussbett herab.
Es blieb ihr wohl nichts anderes übrig, als sich mit dem schlammigen, nach Algen riechenden Wasser zu begnügen.
„Das solltet Ihr nicht trinken, Mylady.“
Aurièn drehte sich gelassen um und suchte mit den Augen die Umgebung nach der Frau ab, die eben mit sanfter Stimme gesprochen hatte. An der anderen Seite des gepflasterten Weges kletterte eine hübsche junge Frau die Böschung herauf.
Sie trug wildlederne Hosen und ein dunkelbraunes, zum Teil zerrissenes Hemd, das mit eingetrockneten Blutflecken besudelt war. Die Frau, die weit älter als Aurièn sein musste, aber dennoch keinerlei Alterserscheinungen zeigte, lächelte wissend und strich sich ihr langes nachtschwarzes Haar aus dem Gesicht.
Ihre tiefen grünen Augen blitzten belustigt auf, als Aurièn näher trat.
„Eine Meile den Fluss hoch liegt ein zerfetzter, verrotteter Hirschkadaver im Wasser und vergiftet den geamten Fluss. Ich komme gerade von dort. Falls ihr nicht sterben möchtet, solltet ihr Euren Durst für eine Weile vergessen.“
„So“, erwiderte Aurièn, darum bemüht, der jungen Frau, die sich ganz offenbar für etwas besseres hielt, nicht ihre Bestimmung und ihren Rang entgegenzuhalten. „Danke für diesen Rat. Ich werde ihn mir zu Herzen nehmen.“
Die schwarzhaarige Frau lächelte wieder, doch diesmal lagen nicht nur hämische Freude, sondern auch eine Spur von versteckter Zufriedenheit in ihren Augen.
Als wäre Aurièn ein Köder, den sie ausgelegt hatte.
„Dann wünsche ich Euch eine gute Reise. Möge der Wind Euch wohlbehalten an Euer Ziel bringen.“ Die Schwarzhaarige hob die Hand zum Gruß.
Aurièn verbeugte sich leicht und stieg dann wieder auf Missak auf. Sie drückte ihre Absätze unsanft in die Flanken des schönen Tiers und der Hengst setzte langsam einen Fuss vor den anderen. Sie vermied es sorgfältig, zurückzuschauen.
Das Mädchen war wütend. Drei Tage lang ritt sie schon durch die Provinz Men, auf der Suche nach Gerüchten über seltsame Vorkommnisse, Orakel und Prophezeihungen oder Dämonen. Die meisten Menschen hatten in ihrem Leben noch nie einen wahren Dämonen erblickt, aber erzählten von mindestens dreien, denen sie angeblich die Stirn geboten hätten. In Wahrheit war das, was die Menschen vollmundig als Dämonenwerk bezeichneten oft nichts anderes als Naturgewalt, Elfenzauber oder, noch banaler, bloße Einbildung. Es machte das Mädchen wütend, wenn ihr Dorfleute aufgeregt von ihren schrecklichen Erlebnissen berichteten, und, wenn sie das Ganze dann näher besah, beichteten, dass sie sich auch nicht sicher wären. Das war ihr auf ihrem Weg bisher zwei Mal geschehen, und jede Minute, die sie mit diesen unwichtigen Personen vergeudet hatte, tat ihr in der Seele weh. Es wäre so viel einfacher, wenn sie zeigen dürfte, dass sie die Auserwählte ist, oder zumindest Helfer hätte, die für sie nach Gerüchten horchten, aber die Priester und Lehrer, die sich ja ach so große Sorgen um sie machten, hatten selbstverständlich auf ihrer Lügengeschichte und ihrer Deutung der blöden Prophezeiung bestanden.
„Ich bin eine verarmte Kaufmannstochter aus der Provinz Karn, der nördlichsten der drei Provinzen Kairions, war in der Kaiserstadt in Men, um einen geeigneten Ehemann zu finden, und kehre nun unverrichteter Dinge wieder zurück. Ich bin zu arm, um mir eine Eskorte zu leisten und besitze offiziell nicht einmal ein Schwert. Zu mehr als zu einem schlecht geschärften Dolch reichen meine Mittel nicht. Ich bin wehrlos. Kommt und holt mich“, sagte sie tonlos und versuchte, den Karn-Akzent, den sie sich mühevoll antrainiert hatte, so deutlich wie möglich zu sprechen. Eine schreckliche Sprache in ihren Augen... barbarisch und provinzalisch. Die Sprache des niederen Pöbels.
Aurièn sackte im Sattel zusammen. Was für eine dumme Geschichte. Es machte so wenig Sinn. Kairion hatte keine Feinde. Wer sollte Interesse daran haben, die Auserwählte zu töten oder daran zu hindern, den Schutzstein des Landes zu beschaffen?
Nein, ihr drohte keine Gefahr. Von niemandem.
Jin lächelte ihr undurchsichtiges Lächeln. Sie hatte keine Gefühle mehr, die sie irgendjemandem hätte zeigen können, also lächelte sie und erweckte den Anschein, als wäre sie mit allem zufrieden, als liefe alles ganz so, wie sie es sich erhoffte.
Leider täuschte dieses Lächeln gewaltig. Jin war in Schwierigkeiten, so großen, dass sie das junge Mädchen, das ihr auf der Straße so überraschend über den Weg gelaufen war, beinahe um Hilfe angefleht hatte. Tatsächlich aber hatte der gleichgültige Blick der blondgelockten Schönheit sie im letzten Moment davon abgehalten, etwas so dummes und würdeloses zu tun. Sie würde das auf die altmodische Art lösen müssen. Schwert ziehen, auf die Feinde losgehen und ein Blutbad anrichten, wie es seit den Zeiten der Großen Elfenkriege keines mehr gegeben hatte. Der Gedanke jagte ihr kalte Schauer den Rücken herunter, die sie sich nicht erklären konnte. Sie hatte so viel getötet, so viel unwiederbringlich zerstört und so schreckliche Dinge getan, dass diese Schlacht nur eine weitere, unbedeutende Kleinigkeit in ihrem Leben war, etwas, auf dass sie später mit Gleichgültigkeit zurückblicken würde. Sollte sie die Gelegenheit dazu jemals bekommen. Noch war sie im Wald, zusammen mit mindestens sieben anderen Schwertkämpfern und möglichwerweise noch drei Verletzten. Jin konnte sich nicht erinnern, so sehr sie sich auch anstrengte und ihr Hirn zermarterte. Sie wusste nicht mehr, ob sie im ersten Kampf dem am Boden liegenden Mann wirklich den Kopf abgeschlagen hatte oder ob sie ihn verschont hatte. Sie konnte sich nicht vorstellen, dass sie einem Feind tatsächlich Gnade gewährt hatte, dass ihr kriegerisches Selbst tatsächlich das Schwert gesenkt hatte, aber in ihrer augenblicklichen Lage rechnete die Frau lieber mit allem.
Also musste sie mit mindestens sieben Gegnern rechnen und möglicherweise sogar noch mehr, sollten die Männer ihre Verletzungen als leicht empfinden. Und dabei wollte sie nicht kämpfen. Nicht die Bestie in ihrem Inneren aus ihrem Schlummer wecken.
Jin seufzte auf und duckte sich tiefer ins Unterholz, das den Waldboden weitflächig bedeckte.
Sie folgte der Straße erst, seit sie das junge Mädchen getroffen hatte. Vorher war sie den Fluss abwärts geflüchtet. Auf seltsame Art beruhigte sie die Nähe der blonden Reiterin. Fast hätte sie laut aufgelacht. Es war erschreckend, dass sie, obwohl sie glaubte, all ihre Gefühle abgetötet zu haben, als sie mit ihrer Arbeit begann, nun so etwas wie Angst oder Unwohlsein empfinden konnte.
Die junge Frau warf einen Blick hinunter auf die Straße. Inzwischen hatte sich der vormals höher als der Wald liegende Weg nach unten verlagert, sodass Aurièn zu beiden Seiten von von Gras bewachsenen Hängen umgeben war. Der perfekte Ort für einen Hinterhalt. Sie schien all das nicht zu kümmern. In der Provinz Men hatte es noch nie Räuberbanden gegeben. Bis jetzt.
Jin beobachtete das junge Mädchen, das sich offenbar keine Gedanken um mögliche Gefahren machte. Vielleicht hatten Elijahs Männer genug Anstand, das Mädchen in Ruhe zu lassen. Sie glaubte es nicht. Sie waren zu mehreren, sie war allein und hübsch. Nein, dieses Kind würden sie nicht unbehelligt davonkommen lassen.
Seltsam, dass Jin sich darum sorgte, dass dem Mädchen etwas zustoßen könnte. Sie hatte doch mit ihr nichts zu schaffen. Elijahs Bluthunden würde sie nicht viel erzählen können und verantwortlich für sie war die Frau auch nicht. Und obwohl Jin der unnachgiebige, kalte Blick der Reiterin nicht entgangen war, als sie ihr das Leben gerettet hatte, fühlte sie sich schmerzhaft verpflichtet, aufzupassen, das Kind nicht zu gefährden. Dass sie das Mädchen schon durch ihre Anwesenheit in Gefahr brachte, erkannte Jin nicht.
Wenn Jin die Männer nicht tötete, würde das junge Mädchen in ihre Gewalt geraten. Und sie wollte sich lieber nicht vorstellen, was sie ihr antun würden. Schreckliche Dinge, die in Jin den Wunsch weckten, sich zu übergeben. Diese Hunde! Ja, dreckige, stinkende Hunde waren sie, geleitet von Begierden und Instinkten. Nicht besser als primitive Tiere. Sie waren es nicht wert, zu leben. Sie mussten sterben. Dann wäre nicht nur sie, sondern auch das Mädchen gerettet. Sie
musste einfach die Männer töten. Das verlangte ihr Gewissen von ihr.
Jins Lächeln kehrte zurück in ihr blasses Gesicht, als sie den Kampfschrei in ihrem Rücken hörte. Jeder Angreifer war willkommen, um sie von ihren trüben Gedanken anbzulenken. Sie ließ die Bestie frei.
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Meine zweite, nein, eigentlich dritte Hauptfigur. Ich liebe sie! Jin hat einen komplizierten Charakter, aber ich hoffe, ich werde ihn gut rüberbringen. Sie ist eine Blenderin, wisst ihr? Sie sieht, was sie sehen will und zeigt, was sie zeigen will. Aber ich zweifle nicht daran, dass sie irgendwann jemand auftauen wird
Apropos... euch ist sicher aufgefallen, dass die Gedankengänge ziemlich unordentlich waren und zumindest mich teilweise echt verwirrten. Das war schwer und ich würde gerne behaupten, es wäre Teil ihres Charas, so verschlungen zu denken, aber leider... war es nur ein Versehen. So bin ich sweatdrop Blöd bis zum geht-nicht-mehr... verzeiht mir das bitte und macht mich deshalb nicht fertig
Danke für’s Lesen ^_^ Ich hoffe, wir hören beim nächsten Teil voneinander

Bye