Das Siegel

Sahlene

Sinful Hypocrite...
Eine weitere unnötige Fantasy-Geschichte von mir... Es geht um Aurièn, die als Auserwählte eine Aufgabe zu erfüllen hat. Klingt erstmal nicht allzu originell, aber solltet ihr euch davon nicht abschrecken lassen, erwarten euch zumindest ein paar überraschende Wendungen, die das Ganze in eine eher unkonventionelle Story verwandeln dürften.

Also: Seid so lieb und guckt einfach mal rein, ja?


_(¯`'·.¸(¯`'·.¸(¯`'·.¸.-Das Siegel-.¸.·'´¯)¸.·'´¯)¸.·'´¯)_


Prolog:

Im Jahre 111 nach dem Erscheinen des Einen Gottes auf der Erde spürten die Geisterseher von Kairion den Wandel ihrer Welt. Auf der Suche nach dem Ursprung ihrer Ahnungen und Befürchtungen befragten sie nach langen, vergeblichen Mühen endlich den Gott selbst nach dem, was die Zukunft für sie bereithielt. Tatsächlich erhielten sie Antwort vom Einen, doch er sprach in Rätseln und die Geisterseher wussten nicht, was sie tun sollten, was von ihnen verlangt wurde, was sie so sehr schreckte. Ein Traum schließlich enthüllte dem begabtesten unter ihnen die Prophezeihung und er allein erkannte, was der Wandel bedeutete.

Ein Krieger würde geboren werden, stärker und mächtiger als alles Leben, in der Lage, selbst den Einen Gott in die Knie zu zwingen. Der auserwählte Krieger würde in die Welt hinausziehen und den verlorenen Schutzstein von Kairion zurückerlangen.
Dieser Stein, der schon vor langer Zeit gestohlen worden war, würde dem Reich Wohlergehen und Frieden bis in alle Ewigkeit sichern, sollte der Krieger seine Aufgabe erfüllen.
Erkennen sollte man den Auserwählten am Zeichen des Einen Gottes, das in seiner Handfläche prangen sollte: Das Kreuz, Zeichen für Reinheit und Buße.
Die Geburt des Heiligen Kriegers sah der weise Geisterseher für das Jahr 120 voraus.


Das ist das Jahr, welches wir nun schreiben. Und hier, in diesem kleinen, ärmlichen Haus, erbaut aus Lehm und Holz, bedeckt mit Stroh, liegt eine Frau mitten in der Nacht auf einem schweißgetränkten Laken in den Wehen. Die Sterne stehen günstig, sagt der Geisterseher des Dorfes und lächelt der Frau aufmunternd zu.
Aber das interessiert die Frau nicht. Viel wichtiger ist ihr, dass das Kind offenbar einfach nicht aus ihrem Körper heraus möchte. Ihr Kind hat Angst vor der Welt, die es erwartet. Es fürchtet sich vor dem Leid und den Schrecken, die es in der Menschenwelt erwarten. Es ist warm und behaglich im Körper der Mutter. Das Kind ist sicher. Ihm kann nichts passieren. Es ist gemütlich dort. Das Kind möchte dort bleiben. Warum muss es Luft atmen? Warum soll es Fleisch essen? Warum kann es nicht einfach immer dort bleiben, in der Geborgenheit der Mutter? Wie soll es draußen überleben? Warum nur zwingt man es, sich von der Mutter zu trennen? Was ist, wenn es keinen eigenen Weg gehen möchte? Was ist, wenn es einfach nur beschützt und geliebt werden möchte?
Mit grausamer Brutalität reißt die Hebamme das Kind aus der Mutter heraus. Es beginnt zu schreien. Es beklagt schrill seinen Schmerz und seine Trauer. Doch niemand hört das Wehklagen des Kindes. Sie lachen ihm ins Gesicht, das von Schrecken verzogen ist. Ein gesundes Mädchen, sagt die Hebamme, wickelt das Kind in ein sauberes Tuch und gibt es der Mutter. Sie nimmt das Kind entgegen und drückt es an ihre Brust. Sie allein spürt die Angst des kleinen Wesens.
Ich werde dich beschützen, sagt sie leise. Da hört das Kind auf zu schreien. Es schmiegt sich an die Mutter. Es genießt die Wärme, die die Frau ausstrahlt. Es ist sicher. Auch jetzt noch, in der kalten Wirklichkeit.
Es ist sicher, bis der Geisterseher des Dorfes das Mal in der linken Hand des Kindes entdeckt.

Die Großen Geisterseher von Kairion kommen in ihren langen schwarzen Mänteln und nehmen das Kind mit. Sie sagen der Mutter, sie solle aufhören zu schreien. Dieses Kind werde eines Tages Großes vollbringen. Sie hört nicht auf die Weisen, hört nicht auf zu schreien. Egal, ob ihr Kind ein Mal in der Handfläche hat oder nicht, es bleibt doch ihr Kind, ruft sie. Niemand hört auf sie. Sie sagen, sie wollen nur das Beste für ihr Kind. Doch auch das Kind selbst weint. Es will nicht weg. Es will bei seiner Mutter bleiben und von ihr beschützt werden. Es will nichts Großes vollbringen. Warum darf es nicht einfach glücklich sein? Warum hat ausgerechnet dieses Kind ein Kreuz in der Handinnenfläche?
Niemand achtet auf das Kind. Es ist nur die Auserwählte Kriegerin. Es ist nur das Werkzeug für den Frieden und den Wohlstand des Reiches Kairion.

Sie geben dem Kind den Namen Aurièn: „Auserwählte“. Der Name gefällt dem Kind nicht. Warum ist es auserwählt? Wer wird es jetzt beschützen?

Die Antwort auf diese Frage ist so alt wie die Welt. Schon immer sind die Auserwählten einsam gewesen. Die Verkünder der neuen Welt, Wegbereiter für eine neue Ära. Wer sollte sie schon lieben? Wer ist ihnen schon gleich?

Von der Stunde ihrer Geburt an ist Aurièn allein. Die Sterne am Himmel funkeln und verkünden Gutes, doch das Herz des Kindes erkaltet.

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Ich hoffe sehr, es findet sich jemand, der sich von dem eher gewöhnlichen Beginn nicht vertreiben ließ. Bittebitte! Vielleicht treffe ich auch ein paar alte Leser wieder, die mir noch böse wegen meiner anderen Geschichte sind? sweatdrop

Jedenfalls hoffe ich, die Mühe war nicht ganz umsonst.

Bye
:wavey: Sahlene :wavey:

EDIT: Okay. Den letzten Anschnitt, ab 'die Geisterseher kommen' habe ich noch etwas verändert. Ich persönlich fand vor allem die letzten Passagen etwas holprig, das ist jetzt besser. Wäre nett, wenn ihr's nochmal lest. Danke
 
Zuletzt bearbeitet:
Die Mühe war ganz sicher nicht umsonst. Mir jedenfalls gefällt die FF, auch wenn der Anfang etwas gewöhnlich ist. Dein Schreibstil ist schön zu lesen, aber die wörtlichen Reden sind nicht so ganz gut hervorgehoben. Ich bin jedenfalls gespannt wie es weitergehn wird.
 
Naja, ist etwas gewöhnungsbedürftig... Zunächst mal find ich diese "Gedanken" des Babys übertrieben, das wirkt irgendwie unpassend. Mag ja sein, dass eine Auserwählte so intelligent ist, dass sie noch vor der Geburt weiß, wie es draußen zugeht, aber dennoch...
Zum anderen stört mich der Sprung am Ende etwas, wo recht gestrafft zusammengefasst wird, dass der Mutter das Kind weggenommen wird. Das hätte man ausführen können, was z.B. denkt eigentlich die Mutter dazu, dass ihr Kind die Auserwählte sein soll? Und wundert die Geisterseher gar nicht, dass der auserwählte Krieger aus der Prophezeiung eine Frau ist?
Bewertung: 3+
 
Hm, ich finde es bisher ganz gut ^^. Die Einleitung durch diese Prophezeiung war nicht das Neueste, aber imho trotzdem sehr gut umgesetzt.

Die Gedanken des Kindes fand ich nicht übertrieben, sondern ebenfalls passend. Es hat mich ein wenig an "Herrin der Stürme" von MZB erinnert; da gab es auch eine Geburtenszene, wobei dort nicht direkt aus der Sicht des Neugeborenen geschildert wird.

Ansonsten fand ich den Teil ein bissl zu kurz, um allzu viel darüber sagen zu können. Darum belasse ich es für heute mal bei dem altbewährten: Schreib mal weiter :rofl: :)
 
Der Prolog ist ja schon mal ganz interessant... Ich glaube, ich habe da den Haken an der Prophezeiung schon geortet...^^ Stimmt, die Gedanken des Kindes waren irgendwie übertrieben - das schien mir doch unpassend. Sonst finde ich es schade, dass nicht mehr auf die Mutter eingegangen wurde, und darauf, wie man ihr das Kind wegnimmt. So wie das geschildert wurde, hätte es keinen Prolog gebraucht, das hätte man auch mit zwei Sätzen in der regulären Geschichte darlegen können...
 
Bis jetzt hört sich das ganze gut an, aber das mit dem Baby und seinen Gedanken finde ich etwas gewöhnungsbedürftig! Dein Schreibstil ist echt gut! Ich hoffe du schreibst bald weiter!
 
Himmel... also, wenn ihr meint... ich finde den Gedanken, dass ein Baby gerne im Bauch der Mutter bleiben möchte, ehrlich gesagt, gar nicht übertrieben. Da ist es warm und man ist geschützt. Hätte ich die Wahl gehabt, wäre meine Mutter jetzt im 201. Monat schwanger und ich hätte keine kleine Schwester, weil kein Platz mehr ist... *jawoll*
Und das mit der Intelligenz... könnt ihr euch noch dran erinnern, wie intelligent ihr mit Null Jahren wart? ... Na eben. Und außerdem: Es ist F-A-N-T-A-S-Y... da darf man schon mal ein bisschen spinnen. So wie ich eben :D

@ Lynx: Nö. Warum sollte das ein Problem sein, dass eine Frau auserwählt ist? Ihr kennt meine Welt doch noch gar nicht... Wer sagt denn, dass das kein Amazonenstaat ist? Ehrlich mal... Selbst wenn’s keiner ist (so ist das nänmlich), in Kairion haben Frauen exakt die gleichen Rechte wie Männer. Es ist nicht das Mittelalter. Es ist das Jahr 120 nach dem Erscheinen des Gottes.

Übrigens: Die Parallelen zur Bibel (ne? Christus etc.) sind mir erst aufgefallen, als es zu spät war, um den ganzen Kram noch zu ändern. Das war mir dann doch zu viel.
Das mit dem Kreuz war aber gewollt. Das Zeichen ist nämlich schön passend und stellt wirklich Reinheit dar.

@ Alaya-chan: Was die wörtliche Rede angeht: Das sollte so sein. Es sollte etwas distanziert klingen. Wenn ich von Aurièns Geschichte anfange, wird alles ordentlich gekennzeichnet und auch einfacher zu lesen.

Also: Der Prolog hatte euch ja nicht gerade umgehauen. Ich habe das Ende noch ein wenig überarbeitet, allerdings nicht gravierend. Vielleicht solltet ihr’s nochmal lesen. Für’s Verständnis ist das eher unwichtig, aber eure Meinung dazu würde mich schon interessieren. Ansonsten: danke erstmal, dass ich nicht links liegen gelassen wurde. Das zählt schon mal kräftig.

:knuddel: @ alle

Dann mal weiter. Ein Klischee nach dem anderen.

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Kapitel 1) Der Abschied

Sie saßen im Garten. Der Garten, ein kleiner, unbedeutender Teil des Kaiserpalastes, war von hohen Hecken von gesundem Dunkelgrün umgeben. In seiner Mitte befand sich eine fein gearbeitete, reich mit Schnitzereien verzierte Holzterrasse, überdacht von einem seidenen Baldachin von warmem Beige.
Der melodische Gesang eines kleinen Vogels drang an ihr Ohr, doch sie verdrängte die wohlklingende Stimme aus ihrem Denken. Der warme Sonnenschein schien durch den Baldachin auf sie herab und brachte sie unter ihrer roten, von Goldstickereien bedeckten Tracht zum Schwitzen, doch sie verbannte jedes menschliche Empfinden aus ihrem Körper.
Sie verschloss die Augen vor den grünen Büschen, dem kleinen, von Seerosen bedeckten Teich, selbst vor ihrem Meister, der direkt vor ihr im Schneidersitz saß und sie aufmerksam beobachtete. Sie konzentrierte ihr Denken auf das, was sie auszudrücken gedachte: Ihren Dank, ihre Ehrfurcht, ihren Respekt. Es hatte sie viel Überwindung gekostet, ihn noch einmal aufzusuchen und sie würde zumindest vorbringen, was sie vorzubringen sich vorgenommen hatte.
Aurièn erhob die Stimme, eine weiche, dunkle Stimme, die einer Edelfrau gut gestanden hätte.
„Ich bin bereit, jeder Gefahr ins Auge zu sehen“, erklärte sie mit feierlichem Unterton.
Das Gesicht des alten weißhaarigen Mannes in einem schlichten weißen Anzug, der ihr gegenüber saß, blieb ungerührt.
„Was immer ich tun muss, ich werde es tun. Was immer sich gegen mich stellt, ich werde es vernichten. Was immer mir geschehen mag, ich werde nicht aufgeben.“
Sie schlug die Augen auf und blickte den Mann auffordernd an. Erhoffte und erwartete eine Reaktion. Er seufzte leise und wandte den Blick traurig ab.
„Wir hätten viel mehr Zeit in diesem Garten verbringen sollen.“
Sie verzog den Mund abschätzend, nicht bereit, darauf etwas zu erwidern.
Er lächelte freudlos, als er ihren missbilligenden Blick bemerkte.
„Ich habe nicht die Absicht, dir Vorwürfe zu machen, mein Kind. Ich denke nur, dass du noch nicht bereit bist, diese Bürde zu tragen.“
Aurièn lächelte verächtlich. „Herr, wenn Ihr erlaubt, ich halte nichts von Euren Bedenken. Ich verspürte einzig und allein den Wunsch, Euch vor meiner Abreise für Euren Unterricht und Eure Geduld mit mir zu danken. Doch nun entmutigt Ihr mich und behauptet, ich sei meiner Aufgabe nicht gewachsen. Solltet Ihr mir nichts weiter zu sagen haben, so empfehle ich mich hiermit.“ Sie erhob sich graziös. „Lebt wohl, Herr. Möge der Wind Euch zurückbringen, was Ihr verloren glaubt.“
Der alte Mann strich über seinen kurzen, grauen Bart.
„Willst du mir denn nicht die Ehre erweisen, mir zuzuhören?“, fragte er sie langsam.
Sie schüttelte den Kopf, dass ihre blonden Locken in ihr Gesicht flogen. „Ich hörte Euch viel zu oft zu. Ich hatte nicht vor, Euch mit meinem letzten Besuch zu beleidigen, doch gestattet mir dies: Ich saß lange Stunden in diesem Garten. Ich ertrug all Eure Philosophie, all Eure Tadel. Nun genügt es. Das Triumvirat befand mich für bereit, meine Aufgabe anzunehmen. Es mag Euch nicht gefallen, doch offenbar sind ebenfalls all meine anderen Lehrer der Auffassung, ich könnte erreichen, was zu erreichen mir vorausgesagt wurde. Ich hoffte, Ihr würdet mir Glück für das Bevorstehende wünschen. Ich hoffte, Ihr würdet mir Euren Segen geben. Doch ich kann ohne sie leben. Wenn Ihr mir nichts Wichtigeres zu sagen habt, als dass Ihr mich für unreif haltet, so will ich es nicht hören.“
Mit diesen Worten machte sie auf dem Absatz kehrt, sprang elegant von der leicht erhöhten Terrasse und landete lautlos im weichen Gras.
Sie blieb kurz stehen, warf sich ihren schweren, scharlachroten Umhang, den sie als Teil ihrer Tracht trotz der Wärme tragen musste, über die Schulter und durchschritt den Garten mit weiten Schritten.
Das Tor zum Garten der Weisheit bestand aus schwarzem, reich verziertem Eisen. Aurièn schob es rücksichtslos zur Seite, dass es laut quietschte, und die Vögel angesichts dieses Misstones mit einem Male verstummten.
Sie hatte sich einfach nur verabschieden wollen. Sie war in den Garten gekommen, wohl wissend, dass der Meister sie dort erwarten und ihr eine Weisheit mit auf den Weg geben würde. Doch tatsächlich hatte der alte Mann es geschafft, ihre Hochstimmung zu zerstören. Grundlos hatte er sie in ein Stimmungstief gestoßen.
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Bis denne
Freu mich auf Kommis. Und bitte nicht fies sein.
 
:rolleyes: Da kommt wohl jemand wegen seines Egos nur mehr seitwärts durch die Tür... Tja, die Auserwählte zu sein, kann das einem Menschen wohl zufügen...^^ Das muss einem ja zu Kopf steigen. Der Meister war schön weise - das ist ja teil der Jobbeschreibung...^^ Und nein, ich habe keine narrischen Schwammerl gegessen. :rofl:
 
Naja, immerhin ist in der Prophezeiung von einem KÄMPFER die Rede - wenn das dann ein Mädchen ist, könnte man mal dran zweifeln, ob die Prophezeiung so 100%ig stimmt...

Der Teil war recht gut, die beiden Personen kommen recht gut rüber und dass der Meister seine Schülerin scheinbar grundlos kritisiert, gefällt mir irgendwie auch.
Bloß kann ich mir so gar nicht vorstellen, wo die überhaupt sind. In nem Garten mit Terasse, klar, aber wo weiter? In nem Dorf? Ner Großstadt? Ist das Haus ne Holzhütte, ein Steinhaus, mehrstöckig...? Da das ja, wioe du sagtest, nicht im Mittelalter spielt, mag es da ja durchaus Wolkenkratzer geben...
Bewertung: 2-
 
Schön geschrieben. Ich würde allerdings auch gerne erfahren wo das spielt. ist das die totale zukunft? das gespräch der beiden wurde sehr anschaulich und schön beschrieben. und ich bin gespannt, ob der meister recht behält mit seinen zweifeln.
 
Zuletzt bearbeitet:
Der Teil war viel besser! Du hast die Umgebung, die Gefühle und die Situation sehr gut beschrieben!
Eine Frage: Wie alt ist Aurién jetzt?


PS: Kritik kann auch Vorteile haben! ;)
 
Hui, Aurién ist ja ganz schön von sich eingenommen. Außerdem ist mir aufgefallen, dass sie die Schönheit ihrer Umgebung gar nicht so richtig zu schätzen weiß, oder?

Ich frage mich, warum der Weise der Meinung ist, dass sie noch nicht bereit ist? Vielleicht weil sie so von sich überzeugt ist?


So long, Nalee
 
Zuletzt bearbeitet:
Sie saßen im Garten. Der Garten, ein kleiner, unbedeutender Teil des Kaiserpalastes, war von hohen Hecken von gesundem Dunkelgrün umgeben. In seiner Mitte befand sich eine fein gearbeitete, reich mit Schnitzereien verzierte Holzterrasse, überdacht von einem seidenen Baldachin von warmem Beige.

Ich finde, das erklärt die Umgebung recht gut. Ist doch klar, dass man über die Hecken nicht rübersehen kann, oder? Der Garten ist einfach klein, quadratisch und hübsch angelegt mit allem möglichem, was so dazu gehört: Teiche, Büsche, Wege...

Zu Zeit: Da sich die meisten Fantasy-Stories über diesen blödsinnigen mittelalterlichen Hintergrund definieren, mache ich das auch. Ich wollte bloß sagen, dass es eben nicht das Mittelalter der Erde ist. Ihr werdet feststellen, dass die Frauen von Kairion größtenteils mehr als streitbar sind und mit der Unterdrückung der Frau wenig am Hut haben.

Weiterhin: Die Kritik hat gar nichts gebracht, da ich den Teil zu dem Zeitpunkt schon fertiggeschrieben hatte und nichts mehr dran änderte, nachdem ihr den Prolog zerrissen hattet :D

Und jetzt mal ein neuer Teil, der weitere unschöne Charakterzüge von Aurièn enthüllt.

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Kapitel 2) Wer dich liebt

Das blonde Mädchen schloss das Tor hinter sich wieder und atmete ein paar Mal ein und aus, um ihren Zorn und ihre Enttäuschung verfliegen zu lassen. Nun befand sie sich im wahren Garten des Palastes. Ein riesiges Grundstück voller Schönheit. Die verschiedensten Blumen erblühten unter den Händen geübter Gärtner und selbst die Teiche waren jeder für sich Kunstwerke. Beeindruckender aber als die Blumen, das Wasser und alle Anlagen und Pavillons dieses Gartens fand Aurièn immer noch die riesigen Grasflächen, die sich über das Grundstück erstreckten, nur unterbrochen von säuberlich geharkten Kieswegen. Sie hatte unbegründete Ehrfurcht vor jedem einzelnen Grashalm, der sich der Sonne emporstreckte, denn schwächer noch als zarte Blumen, hatte er doch keine Zweifel und keine Angst, sein Ziel zu erreichen und alles zu versuchen, die Sonne zu erblicken. Ein seltsamer Vergleich, selbst in ihren Augen, und dennoch konnte sie ihn nicht vergessen, konnte ihn nicht aus ihrem Gedächtnis verdrängen.
Sie zuckte mit den Schultern, verbannte ihre verschlungenen Gedanken aus ihrem Kopf und setzte sich wieder in Bewegung. Ihre Schritte wurden schneller. Sie ahnte, dass man sie auf dem Hof vor dem Palast bereits ungeduldig erwartete.
Aurièn durchquerte den Garten zielstrebig, verschwendete keinen Blick auf die dort Arbeitenden, die sich bei ihrem Vorbeikommen ehrerbietig verbeugten, achtete nicht auf das fröhliche Gezwitscher der Vögel, obwohl diese ihr zweifellos Glück für ihre Aufgabe wünschten und ignorierte sogar Hiro, der, als sie das Eisentor laut krachend hinter sich zugeschlagen hatte, auf sie zugeeilt war. Hiro war ein Jahr älter als Aurièn und trotz seiner Jugend bereits der persönliche Diener des Kaisers. Er machte keinen großen Hehl daraus, dass er für das Mädchen mehr empfand als bloße Freundschaft, doch bisher hatte sie ihn konsequent zurückgewiesen. Dies war seine letzte Chance, sie dazu zu bewegen, ihm wenigstens einmal ins Gesicht zu sehen, ihm wenigstens einmal mit mehr als offenkundiger Verachtung zu begegnen.
Doch Aurièn machte sich nichts aus dem schwarzhaarigen Jungen und sah keinen Grund, ihm das ein weiteres Mal begreiflich zu machen. So schwieg sie, währen der Bedienstete neben ihr her trabte und sie auf ihn aufmerksam zu machen versuchte.
„Aurièn!“, rief er, mit ihrem schnellen Schritt mithaltend. Seine Kondition war mit ihrer zu seinem Glück zu vergleichen, denn während Aurièn seit dem Tag ihrer Ankunft auf ihr Ziel hingearbeitet hatte und körperliche Strapazen wie alles andere mühelos überwand, so hatte Hiro seit seiner Geburt für den Kaiser Botengänge erledigt und war dabei mehr als einmal darauf gestoßen, dass man den Regenten am besten so schnell wie nur möglich zufriedenstellte.
„Warum redest du nicht mit mir?“
Aurièn antwortete nicht, versteckte sich hinter ihrer hoch erhobenen, aristokratischen Nase und ihren ausgreifenden Schritten. Hiros Geduld nahm ein Ende.
„Wir werden uns womöglich nie wiedersehen! Warum willst du mir nicht wenigstens Lebewohl sagen?“
Aurièn blieb abrupt stehen und Hiro, der damit nicht gerechnet hatte, kam erst nach zwei weiteren Schritten zum Halten. Er blickte ihr überrascht ins Gesicht. Es war zu einer wütenden, hässlichen Grimasse verzogen, die keine Anzeichen von Trauer oder Verzweiflung, wie er insgeheim gehofft hatte, sondern von kalter, unberechenbarer Wut trug.
Aurièns schöne blauen Augen funkelten vor Zorn, als sie erwiderte: „Warum sollte ich das tun? Du bedeutest mir nichts, Hiro, rein gar nichts. Du glaubst, für mich etwas zu empfinden? Das ist mir egal. Ich werde fortgehen und nie wieder kommen, ganz recht. Und ich lasse nichts zurück, um dessentwillen mir dieser Abschied leid tun könnte! Auch keine Liebe! Du gibst dich deinen Illusionen hin, wenn du glaubst, ich könnte jemals mehr für dich empfinden als Verachtung!“
Ihre Stimme versagte vor Zorn. „Besser, du suchst dir jemand anderes“, sagte sie schließlich und nahm ihren Weg wieder auf. Hiro blieb fassungslos zurück, wie erstarrt von der eisigen Ablehnung, auf die er gestoßen war. Er hatte nicht erwartet, dass Aurièn ihm plötzlich ihre Liebe gestehen und ihm um den Hals fallen würde, aber war denn für ihn nicht einmal ein einfaches ‚Adieu’ zu erreichen?
Das blondgelockte Mädchen ließ den Jungen zurück. Siebzehn Jahre alt und kein bisschen Realitätssinn, sagte sie sich und ballte die Fäuste. Sie hatte ihm so oft weisgemacht, dass sie nicht füreinander bestimmt waren. Die Auserwählte und ein zweitklassiger Diener, das passte einfach nicht. Nicht einmal, wenn sie es ernsthaft in Erwägung gezogen hätte.

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Und nun meckert mal schön. Bin gespannt, ob ihr Aurièn wirklich so unnett findet wie ich glaube...

Bye
Sahlene
 
Ich find die total sympathisch :D Nee, natürlich ist die fies, nicht eben ein Sympathieträger...

Zum Teil:
Gut. Netter Einblick in das Leben dort. "Sie hatte ihm so oft weisgemacht, dass sie nicht füreinander bestimmt waren" - "weisgemacht" passt IMO nicht, denn das bedeutete ja, dass dem in Wirklichkeit nicht so wäre.
 
Klasse Teil! Aurién ist zwar ganz schön fies, aber irgendwie tut sie mir auch leid. Sie hatte nie jemanden gehabt, der ihr beigebracht hat zu lieben! Woher soll sie dann lieben können? ´vollaufGefühlstripist`
 
Zuletzt bearbeitet:
Ich finde Aurién auch sehr unsympatisch. Mir tut Hiro richtig leid. Aber eine weitere Vermutung von mir: Aurién verknallt sich am ende doch noch in ihn.
 
Soll ich mal mit dem Psychoanalyse-Kram anfangen?^^ *lol* Ich denke, Aurièn stößt Hiro ebenso wie alle anderen von sich fort, damit sie zu niemand Zuneigung empfindet und dann verletzt werden kann - vermutlich eine Folge der Traumatisierung, die sie erlitten hat, als man sie von ihrer Mutter getrennt hat... Und irgendwann hat sie gemerkt, dass das am einfachsten geht, wenn man arrogant, abweisend und geradezu bösartig ist...

Ihre Gedanken über die Grashalme waren auch sehr schön - das zeigt, dass sie doch noch nicht ganz versteinert ist...
 
:eek2: Ein Geist! *auf Shans Sig starrt* Von wo schreibst du mir denn? Damit habe ich jetzt wirklich am wenigsten gerechnet...

Hmmm... also echt mal. Lieb von dir, dass du Aurièn gute Seiten abgewinnen willst... aber irgendwie war's das nicht. Ja, sie ist traurig. Keiner hat ihr beigebracht zu lieben oder anderes als Verachtung für die Niederen zu empfinden, aber das hat bei ihr nicht einen derartigen Komplex hinterlassen. :D Neenee...

Sie hält sich aufgrund ihrer Bestimmung für allen anderen weit überlegen und ist einfach nicht bereit, einen Partner zu wählen, der ihr so untergeordnet erscheint. Sie ist in ihren Augen das Beste. Und sie verdient auch nur das beste. So einfach ist das. Eine weitere schlechte Eigenschaft von ihr.

Bye :wavey:
Sahlene

(Neuer Teil kommt bald)
 
Wenn das so ist, dann finde ich Aurién doch schon ziemlich fies! ;)
Aber was solls? Is bestimmt jeder, der soooo hoch gestellt ist!:dodgy:
 
Schön, dass euch der Teil gefallen hat. Ja, ‚weismachen’ ist wirklich das falsche Wort. Aurièn meint das völlig ernst. Sie will gar nichts von Hiro... Armer Kerl, wa? *ich liebe es fies zu meinen Charas zu sein*
Er tut mir ehrlich leid, und wenn ich mehr Einfluss auf meine Charas hätte, kämen die beiden wahrscheinlich zusammen... aber so von sich eingenommen und von ihrer Stellung abhängig, wie Aurièn nun mal ist, wird sie von ihrer Position wohl nur abweichen, wenn sie mal irgendwer mit dem Vorschlaghammer bearbeitet. Was wiederum mit Sicherheit noch passieren wird :D Wär sonst ja witzlos... trotzdem... mit Hiro wird das sicher nichts... obwohl er ein netter Kerl ist. Erstmal werdet ihr aber nichts wichtiges mehr von ihm hören. Die nächsten zehn Kapitel beschäftigen sich ausschließlich mit meinen Hauptcharas... und ihr kennt erst einen ^_^

Ach so: Ihr Alter ist jetzt klar oder? Falls ihr es nicht mitbekommen habt. Sie ist 16, Hiro schon 17. Das hatte ich im Text ein bisschen versteckt, weil ich diese steckbriefartigen Beschreibungen abartig finde.

Nu aber weida... Ich bitte um viele Kommentare...

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Kapitel 3) Die Segnung Teil 1

Der Weg durch den Kaiserpalast, den sie schließlich, immer noch von Verachtung für Hiro erfüllt, erreichte, gestaltete sich ähnlich bedeutungslos. Verbeugungen, Glückwünsche, das übliche, was hochgestellte Personen bei Abreisen zu erwarten hatten. Nur, dass Aurièn nicht einfach eine hochgestellte Person, sondern die hochgestellte Person war. Die Auserwählte, die dem Land den Frieden wiederbringen sollte. Und dadurch war das ganze Gehabe um sie noch viel schrecklicher.
Endlich die letzte Treppe, bevor sie sich in der Ersten Großen Halle befand, dem ersten Raum, den diejenigen zu sehen bekamen, die den Kaiserpalast zu betreten das Privileg hatten. Aurièn hopste die Stufen elegant herab und kümmerte sich nicht um ihr Auftreten oder ihre Wirkung auf andere.
Eine der anderen hochgestellten Persönlichkeiten dieses Plastes, nämlich der Berater des Kaisers selbst, lief ihr eiligen Schrittes entgegen.
„Herrin!“, keuchte er erfreut. „Ihr seid spät!“
„Wollt Ihr mich tadeln?“, fragte das Mädchen den Mann herablassend und fügte in Gedanken zu ‚wie mein Meister?’.
Der Berater des Kaisers errötete, strich sich sein kurzes, von grauen Strähnen durchzogenes Haar aus dem Gesicht und ergriff die Hand Aurièns.
„Keineswegs“, versicherte er peinlich berührt und zog die Auserwählte durch die große Halle. „Aber alle warten doch auf Euch. Wir wollen ihnen eine Auserwählte zeigen, derer sich das Reich nicht schämen muss.“
Aurièn überhörte die nachlässig versteckte Spitze großzügig, warf einen letzten abschätzenden Blick auf ihre Tracht, befand diese für annehmbar, wenn auch schrecklich unbequem und trat dann durch die geöffneten Eingangstore des Palastes auf die Eingangstreppe, die einer Terrasse mit Treppenrand zu allen Seiten glich.
Kaum hatte sie einen Schritt in das gleißende Sonnenlicht gesetzt, erscholl ein Lärm wie von den Trompeten der Götter. Entzückter Jubel aus mehr als tausend Kehlen brandete dem Mädchen gewaltig und erschreckend entgegen. Sie blieb einen Moment lang stehen, versuchte zu schätzen, wieviele Menschen das sein mochten, die dort in der Sonne standen und nur darauf gewartet hatten, endlich die Auserwählte zu sehen, doch es gelang ihr nicht, diese unglaublichen Massen in Worte zu fassen. Es war das erste Mal, dass Aurièn sich der Öffentlichkeit präsentierte und es überwältigte sie schier.
Gebannt starrte sie auf das wogende Meer von Farben und Freude, welches sich vor ihren Augen erstreckte. Kaufleute, Bauern, Händler, Schmiede, selbst die niedrigsten Bettler und Tagediebe hatten sich an diesem wunderschönen Tag vor dem Kaiserpalast versammelt, um zum ersten Mal in ihrem Leben die Kriegerin zu sehen, die ihrem Land endlich Frieden verschaffen würde.
Wie in Trance hob Aurièn ihre Hand und winkte der tobenden Menge zu, die am Fuß der Treppe, zurückgehalten von der Leibgarde des Kaisers, auf sie wartete. Nun auch wurde das Mädchen des Kaisers gewahr, der mit zwei weiteren, offensichtlich wichtigen Personen auf dem Treppenabsatz stand und in würdevoller Haltung erwartete, dass sich das Mädchen nun vor ihm verbeugte.
Mit zitternden Knien, immer noch gehalten vom Berater des Kaisers, ging Aurièn ihm entgegen, bis sie vor dem Regenten des Reiches stand.
Der Mann lächelte ihr aufmunternd zu. Er hatte lange braune Haare, die ihm zu einem kunstvollen Zopf geflochten worden waren, der unter seiner über und über mit Edelsteinen besetzten Krone lag und warme braune Augen, die sie wohlwollend beobachteten.
Aurièn wurde nur undeutlich der Stille gewahr, die sich über den riesigen Platz gelegt hatte. Erwartungsvoll warteten die Menschen, dass der Kaiser als wichtigstes Mitglied des Triumvirats dem Mädchen seinen Segen geben würde.
Aurièn kniete zitternd vor dem Mann in seiner rein goldenen Amtsrobe nieder. Sie senkte den Kopf und erschauderte leicht, als der Kaiser zu reden begann. Klar und deutlich schollen seine Worte, die er mit tiefer, männlicher Stimme vortrug, bis in die letzten Winkel des Hofes.
„Vor mir und euch kniet die Auserwählte Kriegerin, die unserem Reich den Frieden bringen wird! Preist sie, segnet sie, feiert sie! Denn heute ist der Tag, an dem sie ihre große Aufgabe annimmt!“
Aurièn verzog angewidert das Gesicht, glücklich, dass ihre blonden Locken ihre Regung vor allen anderen verbargen. So hatte sie sich die Ansprache nicht vorgestellt. Wo waren die pathetischen Reden, wo waren Lob und Überschwang? Wer auch immer diese kurze Rede geschrieben hatte, er war talentlos. Der Kaiser sank im Ansehen des Mädchens ein kleines Stück tiefer, dass er solche Worte über die Lippen brachte.
Dem gemeinen Volk auf dem Hof hingegen schien die Einfachheit der Aufforderung des Kaisers nichts auszumachen. Sie schrieen, jubelten und kamen in jeder Hinsicht seinem Wunsch nach. Aurièn richtete sich zu voller Größe auf.
Die beiden anderen Personen, die sich bis eben in respektvollem Abstand von ihr gehalten und hinter dem Kaiser verharrt hatten, traten nun nach vorn. Das Jubeln nahm ein Ende und wieder trat gespannte Stille ein.

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Nun ja, war wohl wieder nicht richtig spannend. Wenn ich mehr Protagonisten habe, wird es sicher besser. Meine zweite Hauptfigur, die ich dann auch bald mal einführen werde, im 7. Kapitel nämlich, dürfte wohl eher eurem Geschmack entsprechen. Zumindest eher als Aurièn, aus der ich ein verzogenes Gör gemacht habe. Himmel, kaum zu glauben, dass ich sie selber so wenig leiden kann... wo ich sie doch erschaffen habe...
 
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