LadyR
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Sie brachten ihn in das Hauptquartier der Stadtwache. Kommandant Karuun saß im Verhörzimmer an einem schweren Eichenholztisch und spielte mit einem kleinen Dolch. Kalim sah das komplizierte Schnitzmuster des Griffes und schluckte.
Der Hauptmann salutierte. "Wir haben ihn, Kommandant."
Karuuns kalte, grauen Augen musterten Kalim von Kopf bis Fuß. "Wo sind sie?"
Kalim erwiederte schweigend den Blick.
"Wo sind die beiden restlichen Steine?", bohrte der Kommandant nach.
Kalim sah ihn nur stumm an.
"Komm mal her." Der Befehlston des Kommandanten vertrug keine Widerworte.
Der Hauptmann schob Kalim an den Tisch heran. Karuun beugte sich vor, und zischte: "An deiner Stelle würde ich den Mund aufmachen. Der Baron möchte deinen Kopf rollen sehen."
Kalim preßte die Lippen zusammen.
"Wie du willst." Karuun nickte dem Hauptmann zu. "Wirf ihn in Zelle drei."
Der Hauptmann zerrte Kalim aus dem Verhörzimmer die Treppe hinunter. Ein schwach erleuchteter Gang ersteckte sich über die ganze Länge des Hauses. Kalim zählte zwanzig verriegelte Türen. Vor jeder stand ein Wachposten. Ein schlanke Nerena im traditionellen Rot der Kerkermeister kam ihnen entgegen.
"Vier und fünf sind noch leer", sagte er.
"Zelle drei", knurrte der Hauptmann, "Befehl vom Kommandanten."
"Gut." Der Kerkermeister schritt zur dritten Zelle und öffnete sie. "Rein mit ihm."
Der Hauptmann versetzte Kalim einen Tritt. Der junge Dhegabi taumelte in die Zelle. Knirschend schloß sich die Tür.
Durch einen schmalen Schlitz fiel ein wenig Tageslicht in die Zelle. Als Kalims Augen sich an das Halbdunkel gewöhnt hatten, bemerkte er zwei Gestalten, die an der Wand kauerten. Die größere stöhnte leise.
"Dobey?" Kalim berührte seine Schulter. Der Kerr zuckte zusammen und winselte: "Nein, nicht nochmal...!"
"Ich bin es doch, Kalim? Erkennst du mich nicht?" Kalim streckte die Hand aus, doch er wagte nicht, Dobey noch einmal anzufassen.
Die andere Gestalt hob den Kopf. "Laß ihn in Frieden. Er ist völlig fertig."
"Deel?" Kalim kniete neben dem Sleszanen nieder. "Was ist passiert?"
"Lerod hat mich dir nachgeschickt. Er dachte, du hättest die zwei restlichen Steine irgendwo versteckt", erzählte Deel mit monotoner Stimme.
"Hinter mir war niemand", meinte der junge Dieb kopfschüttelnd.
"Ich hatte einen Unsichtbarkeitszauber und folgte dir bis zum Badehaus. Dann hob ich den Zauber auf und ging zurück, um Lerod von deiner Tarnung zu berichten. Sie waren schon da, fast fünfzig Mann. Ich hatte keine Chance", berichtete Deel mit sonderbar unbeteiligter Stimme. Er schien sich bereits aufgegeben zu haben.
"Und Lerod?", drängte Kalim, obwohl er die Antwort bereits erahnte.
"Ist tot. Der Giftring. Sie konnten es nicht verhindern." Es klang, als beneidete Deel den Chef um dessen leichten Weg.
"Aber wie....?" Kalim brachte die vollständige Frage nicht über die Lippen.
Deels Blick war genauso bitter wie seine Worte, als er Kalims Frage zu Ende sprach und beantwortete:"Sie uns gefunden haben? Beregor."
"Nein!" Gerade das hatte Kalim niemals glauben wollen.
Deels Lippen zuckten verächtlich. "Doch. Er hat Karuuns Männer zum Haus geführt."
"Dieser miese Verräter!" Wut brannte in Kalim und er wünschte sich Beregors Hals in Reichweite.
Doch der Slezane winkte ab. "Du bist zu voreilig. Ich habe ihn gesehen. Er ist noch schlechter dran wie ich und Dobey."
"Was haben sie mit euch gemacht?", fragte Kalim verstört.
Schmerz brannte in Deels hellen Augen. "Wahrheitssucher", flüsterte er heiser.
Dobey krümmte sich wie ein verletztes Tier.
"Wer?" Kalims noch immer ungläubiger Blick wanderte zwischen Deel und Dobey hin und her.
"Er nennt sich Zheramoth. Ein Dhegabi", erklärte Deel und krümmte die Finger. "Lieber hätten sie uns gleich umbringen sollen..."
"Zheramoth? Wenn die Magiergilde davon erfährt, wird sie ihn entmachten." Kalims Gedanken rasten. Wahrheitssucher waren eine verbotene Magie, und wenn Kaat so verzweifelt war sich an ein derart schwarzes Schaf zu wenden, sah es mehr als düster für ihn aus.
Deel lachte heiser. "Wer soll es ihr sagen?" Sein Kopf sank herab. Wir kommen hier nie mehr lebend raus."
Davon wollte Kalim nichts wissen. Er versuchte, Deel Mut zu machen. "Mir wird etwas einfallen?"
"Was denn? Wenn sie dich vor den Sucher stellen, wirst auch du um Gnade betteln." Kalim zweifelte nicht daran, dass Deel jedes Wort auch so meinte. Der Slezane konnte von Glück reden, dass er nach dieser Erfahrung überhaupt noch bei Verstand war.
Kalim schluckte und machte sich ganz klein. Zäh verrannen die Stunden, es wurde Nacht. Plötzlich durchbrachen schwere Schritte die bittere Stille. Sie hielten vor Kalims Zelle. Die Riegel wurden zurückgezogen, die Tür schwang auf.
Die Augen des Kerkermeister glühten im Fackelschein. Er maß den jungen Dhegabi mit säuerlichem Blick. "Komm schon raus. Man will mit dir reden."
Kalim rappelte sich auf und verbarg seine bebenden Hände hinter dem Rücken.
"Wer?" Kalim konnte sich das denken, dennoch wollte er Gewissheit haben.
Der Kerkermeister zuckte die Achseln. "Was weiß denn ich? Ich bin nur der Kerkermeister."
Mit unsicheren Schritten trat Kalim aus der Zelle. Sogleich fassten ihn zwei Wächter links und rechts an den Armen.
"Ich komm freiwillig mit", wehrte sich Kalim. Sie zerrten ihn den Gang hinab und die Treppe hinauf ins Erdgeschoss. Kalim erwartete, wieder in das Verhörzimmer geführt zu werden, aber ihr Ziel lag drei Türen weiter.
Der Kerkermeister klopfte respektvoll an. Wie von Geisterhand glitt die Tür auf. Der Raum war doppelt so groß wie das Verhörzimmer. Drei Kugeln aus magischem Licht schwebten unter der Decke. Vor einem der Fenster stand ein großer Spiegel, den ein schwarzes Tuch verhüllte. An einem Tisch saßen zwei Männer. Kalim erkannte das faltige Gesicht des Barons. Neben ihm hockte mit düsterer Miene Karuun.
Hinter den beiden stand ein Mann in der prachtvolle Robe eines Meisterzauberers. Sein Kopf war völlig kahl geschoren. Die breite Nase, die dunkle Haut und die großen, schwarzen Augen ließen keinen Zweifel an seiner Herkunft.
"Hier ist der Dhegabi aus Zelle drei, Kommandant," sagte der Kerkermeister.
"Ist gut Jamid. Du kannst gehen."
Der Kerkermeister deutete eine Verbeugung an und machte sich davon. Karuun winkte die Wachen mit dem Gefangene zum Tisch.
"Hier ist Euer Dieb, Baron", sagte er zu Kaat.
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Sie brachten ihn in das Hauptquartier der Stadtwache. Kommandant Karuun saß im Verhörzimmer an einem schweren Eichenholztisch und spielte mit einem kleinen Dolch. Kalim sah das komplizierte Schnitzmuster des Griffes und schluckte.
Der Hauptmann salutierte. "Wir haben ihn, Kommandant."
Karuuns kalte, grauen Augen musterten Kalim von Kopf bis Fuß. "Wo sind sie?"
Kalim erwiederte schweigend den Blick.
"Wo sind die beiden restlichen Steine?", bohrte der Kommandant nach.
Kalim sah ihn nur stumm an.
"Komm mal her." Der Befehlston des Kommandanten vertrug keine Widerworte.
Der Hauptmann schob Kalim an den Tisch heran. Karuun beugte sich vor, und zischte: "An deiner Stelle würde ich den Mund aufmachen. Der Baron möchte deinen Kopf rollen sehen."
Kalim preßte die Lippen zusammen.
"Wie du willst." Karuun nickte dem Hauptmann zu. "Wirf ihn in Zelle drei."
Der Hauptmann zerrte Kalim aus dem Verhörzimmer die Treppe hinunter. Ein schwach erleuchteter Gang ersteckte sich über die ganze Länge des Hauses. Kalim zählte zwanzig verriegelte Türen. Vor jeder stand ein Wachposten. Ein schlanke Nerena im traditionellen Rot der Kerkermeister kam ihnen entgegen.
"Vier und fünf sind noch leer", sagte er.
"Zelle drei", knurrte der Hauptmann, "Befehl vom Kommandanten."
"Gut." Der Kerkermeister schritt zur dritten Zelle und öffnete sie. "Rein mit ihm."
Der Hauptmann versetzte Kalim einen Tritt. Der junge Dhegabi taumelte in die Zelle. Knirschend schloß sich die Tür.
Durch einen schmalen Schlitz fiel ein wenig Tageslicht in die Zelle. Als Kalims Augen sich an das Halbdunkel gewöhnt hatten, bemerkte er zwei Gestalten, die an der Wand kauerten. Die größere stöhnte leise.
"Dobey?" Kalim berührte seine Schulter. Der Kerr zuckte zusammen und winselte: "Nein, nicht nochmal...!"
"Ich bin es doch, Kalim? Erkennst du mich nicht?" Kalim streckte die Hand aus, doch er wagte nicht, Dobey noch einmal anzufassen.
Die andere Gestalt hob den Kopf. "Laß ihn in Frieden. Er ist völlig fertig."
"Deel?" Kalim kniete neben dem Sleszanen nieder. "Was ist passiert?"
"Lerod hat mich dir nachgeschickt. Er dachte, du hättest die zwei restlichen Steine irgendwo versteckt", erzählte Deel mit monotoner Stimme.
"Hinter mir war niemand", meinte der junge Dieb kopfschüttelnd.
"Ich hatte einen Unsichtbarkeitszauber und folgte dir bis zum Badehaus. Dann hob ich den Zauber auf und ging zurück, um Lerod von deiner Tarnung zu berichten. Sie waren schon da, fast fünfzig Mann. Ich hatte keine Chance", berichtete Deel mit sonderbar unbeteiligter Stimme. Er schien sich bereits aufgegeben zu haben.
"Und Lerod?", drängte Kalim, obwohl er die Antwort bereits erahnte.
"Ist tot. Der Giftring. Sie konnten es nicht verhindern." Es klang, als beneidete Deel den Chef um dessen leichten Weg.
"Aber wie....?" Kalim brachte die vollständige Frage nicht über die Lippen.
Deels Blick war genauso bitter wie seine Worte, als er Kalims Frage zu Ende sprach und beantwortete:"Sie uns gefunden haben? Beregor."
"Nein!" Gerade das hatte Kalim niemals glauben wollen.
Deels Lippen zuckten verächtlich. "Doch. Er hat Karuuns Männer zum Haus geführt."
"Dieser miese Verräter!" Wut brannte in Kalim und er wünschte sich Beregors Hals in Reichweite.
Doch der Slezane winkte ab. "Du bist zu voreilig. Ich habe ihn gesehen. Er ist noch schlechter dran wie ich und Dobey."
"Was haben sie mit euch gemacht?", fragte Kalim verstört.
Schmerz brannte in Deels hellen Augen. "Wahrheitssucher", flüsterte er heiser.
Dobey krümmte sich wie ein verletztes Tier.
"Wer?" Kalims noch immer ungläubiger Blick wanderte zwischen Deel und Dobey hin und her.
"Er nennt sich Zheramoth. Ein Dhegabi", erklärte Deel und krümmte die Finger. "Lieber hätten sie uns gleich umbringen sollen..."
"Zheramoth? Wenn die Magiergilde davon erfährt, wird sie ihn entmachten." Kalims Gedanken rasten. Wahrheitssucher waren eine verbotene Magie, und wenn Kaat so verzweifelt war sich an ein derart schwarzes Schaf zu wenden, sah es mehr als düster für ihn aus.
Deel lachte heiser. "Wer soll es ihr sagen?" Sein Kopf sank herab. Wir kommen hier nie mehr lebend raus."
Davon wollte Kalim nichts wissen. Er versuchte, Deel Mut zu machen. "Mir wird etwas einfallen?"
"Was denn? Wenn sie dich vor den Sucher stellen, wirst auch du um Gnade betteln." Kalim zweifelte nicht daran, dass Deel jedes Wort auch so meinte. Der Slezane konnte von Glück reden, dass er nach dieser Erfahrung überhaupt noch bei Verstand war.
Kalim schluckte und machte sich ganz klein. Zäh verrannen die Stunden, es wurde Nacht. Plötzlich durchbrachen schwere Schritte die bittere Stille. Sie hielten vor Kalims Zelle. Die Riegel wurden zurückgezogen, die Tür schwang auf.
Die Augen des Kerkermeister glühten im Fackelschein. Er maß den jungen Dhegabi mit säuerlichem Blick. "Komm schon raus. Man will mit dir reden."
Kalim rappelte sich auf und verbarg seine bebenden Hände hinter dem Rücken.
"Wer?" Kalim konnte sich das denken, dennoch wollte er Gewissheit haben.
Der Kerkermeister zuckte die Achseln. "Was weiß denn ich? Ich bin nur der Kerkermeister."
Mit unsicheren Schritten trat Kalim aus der Zelle. Sogleich fassten ihn zwei Wächter links und rechts an den Armen.
"Ich komm freiwillig mit", wehrte sich Kalim. Sie zerrten ihn den Gang hinab und die Treppe hinauf ins Erdgeschoss. Kalim erwartete, wieder in das Verhörzimmer geführt zu werden, aber ihr Ziel lag drei Türen weiter.
Der Kerkermeister klopfte respektvoll an. Wie von Geisterhand glitt die Tür auf. Der Raum war doppelt so groß wie das Verhörzimmer. Drei Kugeln aus magischem Licht schwebten unter der Decke. Vor einem der Fenster stand ein großer Spiegel, den ein schwarzes Tuch verhüllte. An einem Tisch saßen zwei Männer. Kalim erkannte das faltige Gesicht des Barons. Neben ihm hockte mit düsterer Miene Karuun.
Hinter den beiden stand ein Mann in der prachtvolle Robe eines Meisterzauberers. Sein Kopf war völlig kahl geschoren. Die breite Nase, die dunkle Haut und die großen, schwarzen Augen ließen keinen Zweifel an seiner Herkunft.
"Hier ist der Dhegabi aus Zelle drei, Kommandant," sagte der Kerkermeister.
"Ist gut Jamid. Du kannst gehen."
Der Kerkermeister deutete eine Verbeugung an und machte sich davon. Karuun winkte die Wachen mit dem Gefangene zum Tisch.
"Hier ist Euer Dieb, Baron", sagte er zu Kaat.
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